|
Angewandte Allgemeinmedizin
Univ.-Prof. OMR Dr. Robert Nikolaus Braun (1914 Wien - 2007 ebenda)
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

"MEDIZIN - Disziplin der persönlichen Hilfe für in Not geratene Menschen -
sinnstiftender Dienst und authentische Sorge um den ganzen Menschen -
mit einem genuin moralischen Anspruch des "prudenziell" Guten! (1)
- die innere Entschlossenheit, sich für den Patienten zu engagieren
um seine "Not zu wenden". (2)"
Prof. Dr. med. Giovanni Maio (b.1964)
Prof. für Medizinethik an der Universität Freiburg, Direktor des
Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin, des Inter-
disziplinären Ethikzentrums, Philosoph, Arzt
(1) n. Ernst Tugendhat (1930-2023, dtsch.Philosoph)
prudenziell: vernünftig, überlegt, klug; genuin: echt
(2) Paracelsus (1493-1541); Sollensethik - Tugendethik
Aus: Giovanni Maio: "Mittelpunkt Mensch: Ethik in der Medizin"
Tugendethik, S.48, Die vier Säulen der Medizin, S.104, Schattauer 2012
G. Maio: "Für eine Ethik der Sorge in der Medizin" pdf
>>>
"Wären die Menschen nicht so verschieden,
wäre Medizin eine Naturwissenschaft,
so aber ist sie eine KUNST.
Sir William Osler
1st Baronet, FRS, FRCP
(1849-1919)
Kanadischer Arzt, Physiologe, Medizinhistoriker
Mb.Osler-Rendu-Weber: autosomal-dominant vererbte
Vaskulopathie (hereditäre hämorrh.Teleangiektasie)
Aus: Kurt E. Müller: "Wenn der Staat der Pate ist: Im Spannungsfeld
von ökonomischen Interessen und medizinischen Notwendigkeiten" 8.Kapitel
Umweltmedizin - die Ignoranz einer Notwendigkeit, "Das Gesundheitswesen
muss die Individualisierung von Maßnahmen anstreben, statt die Standardisierung
der Handlungsweise in komplex unterschiedlichen Populationen erreichen zu wollen."
S.60, novum pro 2021
Karl Kraus: Die Diagnose >>>
Georg Benno Gruber: Der Beruf des Arztes >>>
Ferdinand Huneke: Das Wesen der Heilung >>>
Ernst Schweninger: Das Arzten ist die Übung einer Kunst >>>
Richard Hermann Koch: Die Diagnose >>>
Günther Loewit: Das Wesen der Heilkunst >>>
Giovanni Maio: Wenn Medizin industrialisiert wird
>>>
Giovanni Maio: Die Vier Kernfesten der Heilberufe
>>>
Gunter Frank: Schlechte Medizin - Regelbruch wird zum Standard
>>>
Thomas Szasz: Die Definition von Krankheit >>>
Rat suchen - Die Illusion der Gewissheit >>>
Statistik Glossar & Allerlei >>>
Bernie Siegel: 1. Meine Aufgabe als Arzt >>>
2. Plädoyer für mehr Gelassenheit >>>
Johann Wolfgang von Goethe: In den Wissenschaften >>>
Heinz von Foerster: Ständig entscheiden wir >>>
Hans Albert: Stelle keine festen Behauptungen auf >>>
Josef Issels: Quo vadis, medice? >>>
Klaus Bielau: 1. Auf der Suche nach der verlorenen Heilkunst >>>
2. Ende von Patient - Eine Erzählung >>>
3. Wir Kerkermeister - Traktat wider die Komplikation >>>
4. Aufklärung zur Heilung >>>
5. Vom Arzt des Inneren >>>
6. Alltag >>>
|
Krankheiten befallen uns nicht
aus heiterem Himmel,
sondern entwickeln sich
aus täglichen "Sünden" ("Krisen",
"Mangel an Liebe") wider die Natur.
Wenn sich diese gehäuft
haben,
brechen sie unversehens hervor.
Hippokrates von Kos
460-375 v.Chr.
|
"Die
Allgemeinmedizin
ist kein klar umschriebenes Fachgebiet, sondern sie definiert sich
über ihre
Funktion.
Genauer: über ihre
Versorgungsfunktion
- wie z.B.: Haus- und familienärztliche Funktion, Versorgung von Akut-
und Notfällen, Langzeitbetreuung chronisch Kranker,
Gesundheitsbildungsfunktion (Prävention), Koordinations- und
Integrationsfunktion, Tarierfunktion (Kosten-Nutzen-Abwägung) - und
ist Gegenstand einer spezifischen
berufstheoretischen Grundlagen Forschung
(Praxisforschung).
"Konzept der
Allgemeinmedizin - Die Allgemeinmedizin als Funktion" pdf
>>>
"Beziehung zwischen bestimmten medizinischen Fächern (Fachgebieten) und verschiedenen Krankheiten n. Braun" pdf
>>>
Der
Allgemeinarzt [Praktische Arzt]
spezialisiert sich nicht auf eine bestimmte Gruppe von
Krankheiten. Er nimmt vielmehr eine besondere Funktion/Aufgabe im
Rahmen der sozialen Sicherheit für alle Kranken in der Bevölkerung
wahr. Sie besteht darin, die
unausgelesene
Masse der Gesundheitsstörungen
[eine spezifische, weitgehend konstante Mischung
verschiedenster Gesundheitsprobleme] rasch und vernünftig zu
versorgen. (1) (2)
Berufstheoretisch ungeschulte Ärzte gehen in die Allgemeinmedizin mit
der Meinung, sie könnten stets Diagnosen stellen, wenn sie nur
erfahren genug wären. Tatsächlich sammeln sie wesentliche
Erfahrungen über den Verlauf von Erkrankungen, beispielsweise dem
Uncharakteristischen Fieber (UF) bei Säuglingen, Betagten und
Patienten mit Herzschwäche. Aus einem Infekt heraus können sich rasch
lebensbedrohliche Zustände entwickeln. Solchen Erfahrungen passen
sich alle Kollegen über kurz oder lang in ihrem Handeln an.
(1)
Die Ausübung der Allgemeinmedizin basiert wesentlich auf dem von
Spezialfächern geschaffenen Wissen über Krankheiten und Syndrome.
In der Berufsausübung muss aber dann erst überprüft werden, wie dieses
Wissen unter den Rahmenbedingungen der Allgemeinpraxis umsetzbar
ist, - beim jeweiligen Fall, beim einzelnen Patienten.
In der allgemeinärztlichen Praxis, laufen die spezifische
Diagnostik, Behandlung und Beratung durchschnittlich in wenigen
Minuten ab, ohne dass bei Bedarf auf aufwendige technische Hilfsmittel
verzichtet werden muss.
Nur in jedem zehnten Fall
(1:10) kommt es zu einer exakten
Diagnosestellung; dennoch lässt sich die große
Mehrheit der Fälle gut versorgen. Das ärztliche Vorgehen ist dabei
überwiegend
unbewusst individuell-intuitiv
(intuitive Diagnostik). Dabei wirken sein anerzogenes Wirken und
(später) seine erworbene Berufserfahrung sowie auch der "gesunde
Menschenverstand" zusammen. Selbstverständlich wird hier der
gewissenhafte alterfahrene Arzt am besten abschneiden.
(2)
"Die 4-Arten von
Beratungsergebnissen (BE) nach Braun" pdf
>>>
"Therapeutische Regeln für die Masse der nicht exakt diagnostizierbaren Fälle" >>>
Es gehört jedoch zu
den Aufgaben des Allgemeinarztes, auch bei primär harmlos scheinenden
Erkrankungen
abwendbar gefährliche Verläufe
(AGV) zu bedenken und zu erkennen, um den Patienten vor möglicherweise
fatalen Folgen seiner Krankheit zu bewahren. Da diese Raritäten
existieren, müssen sie stets mit ihnen rechnen. Es bleibt keine andere
Wahl: Sie müssen die meisten
Beratungsursachen (BU, Symptome
und Beschwerden) - z.B. Fieber, Husten, Knieschmerzen, Hörverlust - so
anpacken, als würde ein Abwendbar gefährlicher Verlauf - z.B. eine
Appendizitis, Pneumonie, Osteosarkom, Aspirin Intoxikation - dahinter
stecken. Bei A G V handelt es sich
um solche Erkrankungen, deren potentiell schlimme, ja tödliche
Folgen durch rechtzeitiges ärztliches Eingreifen abgewendet werden
können. So mag sich "hinter" der noch unauffälligen Symptomgruppe
Uncharakteristisches Fieber eine beginnende, foudroyante
Hirnhautentzündung verbergen, welche binnen Stunden oder Tagen das
Leben des oder der betroffenen gefährden wird. Andere AGV Beispiele:
Typisches Bild einer Magenperforation, profuses Bluterbrechen
und/oder Blutabgang per anum ("über After"), massive Hämaturie ("Blut
im Urin"), typische Symptome eines Knochenbruchs, typische Symptome
eines Herzinfarkts, Einnahme einer Überdosis Schlafmittel, moribund
erscheinender Säugling, Bild einer Meningitis
(Gehirnhaut-)/Encephalitis (Gehirnentzündung).
Atypische Symptome bedenken - Das Verhalten eines
gewissenhaften Arztes, der ständig an
die gefährliche Ausnahme von der Regel
oder an verschiedenste
atypische Symptomenmuster denkt, ist von einer Art, die
manche Patienten als Unsicherheit empfinden. Diese Personen fühlen
sich in der Obhut von Doktoren wohler, die sofort "Diagnosen"
stellen. Freilich erliegen solche Leute einer Täuschung, indem sie
falsche Sicherheit für das bessere Wissen und Können, kurz, für ein
überlegenes Spielen auf dem Klavier der Heilkunde halten. Der korrekt
denkende Allgemeinarzt sollte sich dadurch aber nicht beirren lassen.
Das intuitive "Diagnosestellen" des beeindruckenden Arztes geht ja
nicht immer gut aus. Im Großen und Ganzen jedenfalls ist der
gewissenhafte Arzt dem oberflächlich agierenden überlegen. Auf die
Dauer bleibt das seiner treuen Klientel nicht verborgen.
(2)
"Therapeutische Regeln für die Masse der nicht exakt diagnostizierbaren Fälle" >>>
Obwohl bei den meisten
unausgelesenen Praxisfällen eine
"Banalität"
[Minimität] vorliegt, muss die Scharfeinstellung des Allgemeinarztes
(das zusammenschauend, diagnostische Herangehen an den Einzelfall) auf
die abwendbar gefährlichen Verläufe (AGV) gerichtet sein und bleiben.
Dadurch hat er am besten auch von vornherein deren mögliche
Abwendbarkeit im Blick. Die Aufgliederung des diagnostischen
allgemeinärztlichen Vorgehens in die Direkte Diagnostik, die
Örtlichen und die Allgemeinen Routinen ermöglichen vor
allem eine Orientierung darüber, in welcher Weise ein Allgemeinarzt
in der Praxis arbeitet. (1.) Die
Direkte
Diagnostik ist der ärztliche Versuch, eine
Beratungsursache unmittelbar dem Bild einer Krankheit oder gar
einem wissenschaftlichen Krankheitsbegriff zuzuordnen. Aber auch
angesichts eines typischen Krankheitsbildes darf der Arzt nie müde
werden, danach zu fragen, ob denn nicht etwas anderes dahinter stecke:
"Es sieht so aus
wie ... - aber was ist es wirklich?" (Falsifizierung).(1)
Zur Direkten Diagnostik - etwa
bei entzündetem Trommelfell oder bei der Impetigo contagiosa - gehört
noch etwas dazu: Solche Krankheiten und ihre Symptome lassen sich
nicht aus bloßen Beschreibungen und Fotografien erlernen. Man muss
eine Reihe von Fällen in ihren verschiedenen Erscheinungsformen
selbst gesehen haben und auch möglichst viele der mit ihnen
diagnostisch konkurrierenden
Erkrankungen (Respektanda). So erfährt der Arzt durch das
eigene Erleben manches, das er nicht aus Büchern erlernen kann: In
diesem Fall die
Kennerschaft, wie eine Impetigo
contagiosa, wie eine Otitis media acuta wirklich aussieht. Durch das
"Oft-Gesehen-Haben" erwirbt sich der Arzt schließlich
Schablonen, die bei neuen,
ähnlichen Krankheitsbildern aus dem Unbewussten heraus angelegt
werden. Solcherart wird der neue Fall gewissermaßen auf den Prüfstand
genommen:
"Ist es dasselbe - oder nicht?"
Die Kennerschaft entscheidet dann über Zustimmung, Ablehnung oder ein
Vielleicht.(1)
Bei der Beratungsursache "Insektenstich" [Ictus insecti] kann die
Direkte Diagnostik problemlos sein, wenn der Patient keinen Zweifel
darüber lässt, dass ihn tatsächlich ein Insekt gestochen hatte ...
Natürlich muss der Aspekt der örtlichen Veränderung diese Angabe
bestätigen ... Dabei spielen die ärztliche Berufserfahrung und die
Kennerschaft ihre Rolle. Schwieriger ist es, wenn der Kranke nicht
genau weiß, ob die Hautaffektion auf eine solche Einwirkung
zurückgeht ... Zuweilen bringt erst der Arzt die Möglichkeit eines
Insektenstiches ins Gespräch. Besonders schwer gestaltet sich die
Diagnostik, wenn die lokale Reaktion den Arzt wohl an einen
Insektenstich denken lässt, der Kranke selbst aber diese Ursache
kategorisch ablehnt ... Unter den Umständen kann es keine Direkte
Diagnostik geben. Hier treten (2.) zielende
Örtliche Routinen
(Programme) in Aktion. Von Örtlichen Routinen sprechen wir dann,
wenn aufgrund der Praxiserfahrung bei den häufigen regionalen
Gesundheitsstörungen zweckmäßige Vorgangsweisen zustande gekommen
sind.(1)
(3.) Von allgemeinärztlichen
Allgemeinen Routinen
(Programme) sprechen wir dann, wenn die
problemorientierte Diagnostik
durch Zeichen einer Allgemeinerkrankung (Fieber, Schwäche,
Schweiße, Schwindel etc.) bestimmt wird. Ein gutes Beispiel dafür ist
das
Uncharakteristische Fieber. Darunter verstehen wir die diversen
Allgemeinerscheinungen und Schmerzen sowie mit verschiedensten
uncharakteristischen Katarrhen des Respirations-, des Magen-Darm-
und des Harntrakts ablaufenden fieberhaften Zustände. Bei Fieber und
Husten darf sich der Allgemeinarzt
nicht durch die überwältigende
Dominanz des Banalen dazu verleiten lassen, oberflächlich oder gar
nicht zu untersuchen. Vielmehr hat er stets ein möglichst volles
Untersuchungsprogramm allgemeinmedizinischer Art abzuwickeln. Eine
Routine (Untersuchungs-/diagnostisches Programm) setzt natürlich
entsprechende Praxiserfahrung voraus.(1)
"Informationsfluss in der Allgemeinpraxis - in der allgemeinärztlichen Patientenversorgung" pdf
>>>
Direkte Diagnostik der 37 häufigsten Beratungsergebnisse in der Allgemeinmedizin" pdf
>>>
"Diagnostik der 20 häufigsten Beratungsergebnisse in der Allgemeinmedizin durch zielende pdf
>>>
"Diagnostik der 18 häufigsten Beratungsergebnisse in der Allgemeinmedizin durch
Allgemeine Routine" pdf
>>>
Karl Kraus - Wie es einem Patienten wirklich geht >>>
Braun (1) hat schon 1961 beschrieben, wie sich der Begriff Diagnose
"härten" lässt. Vorbedingung dafür war die Erkenntnis, dass man für
die Erschließung neuer Forschungsgebiete u. a. neue Begriffe und neue
Ordnungen braucht. So sind Verknüpfungen mit dem Wort
Diagnose
ungeeignet,
diagnostisch
offene Beratungsergebnisse (BE, "Fälle von",
Kasuistiken) zu benennen.
[1] R.N. Braun: "Feinstruktur einer
Allgemeinpraxis. Diagnostische und statistische Ergebnisse" Schattauer
1961
Der Begriff
Abwartendes Offenlassen (AO)
drückt aus: Das diagnostische Problem ist mehr oder
weniger offen, das heißt, die überzeugende Zuordnung zu einem
Krankheitsbegriff (Diagnose) war nicht möglich. Nicht die "Diagnose"
wird abwartend offen gelassen, sondern der Fall
(Beratungsergebnis). Beim AO muss der weitere Krankheitsverlauf genau
verfolgt werden (Verlaufsbeobachtung). Das AO vermindert das Risiko
ganz erheblich, in einer falschen Spur stecken zu bleiben. Der
Zeitraum des AO kann evtl. mehrere Wochen betragen. Während dieser
Zeit verschwinden in sehr vielen Fällen die geklagten oder
beobachteten Beschwerden; die meisten Patienten sind also längst
wieder völlig gesund. Nur in einigen wenigen Fällen wird eine
weitere Diagnostik erforderlich sein, besonders wenn ein AGV zu
befürchten ist. Das AO erfordert auch die volle Mitarbeit des
Patienten und seiner Angehörigen.(2)
Von regelmäßig häufigem Vorkommen eines
Beratungsergebnisses (BE) sprechen wir dann, wenn einschlägige
Fälle im langjährigen Durchschnitt zumindest einmal unter 3000
unausgelesenen Gesundheitsproblemen (1:3000) beobachtet werden.
Erfahrungsgemäß ist das die unterste Grenze, um mit analogen Fällen
routiniert umgehen zu können.
Regelmäßig häufig
kommen im
langjährigen Durchschnitt rund 300 verschiedene Beratungsergebnisse
(BE), d.h. Klassifizierungen von Krankheitsbildern (40%),
Symptomgruppen (25%), Symptomen (25%) und Diagnosen (10%) vor.
Insgesamt machen die regelmäßig häufig vorkommenden Fälle 95 bis 97%
des Krankengutes einer Allgemeinpraxis aus.
Regelmäßigkeiten der Fälleverteilung, Fälleverteilungsgesetz n. Braun
(1955):
"Gruppen von mindestens rund 1000 Menschen, die unter ähnlichen
Bedingungen leben, sind dem Faktor Gesundheitsstörung mit hoch
signifikant ähnlichen Ergebnissen unterworfen."
(1)(2)
R. N. Braun, P. Haber
(1998): Das Fälleverteilungsgesetz. Entdeckung, Fortschreibung und
Konsequenzen -
Praktisches Vorgehen bei Fällestatistiken - Korrelationsanalytische
Signifikanzberechnungen. Der Allgemeinarzt 19: 1848-1860
H. Göpel (1972): Zur Frage der Regelmäßigkeit der Fälleverteilung in
der Allgemeinpraxis. Berliner Jahrbuch für ärztliche Fortbildung
231-240
Eine neue Ordnung Brauns betreffend
Beratungsergebnisse
(BE) umfasst vier Kategorien
(Arten):
1.
Symptom-Klassifizierungen (~25%)
z.B. "Sodbrennen",
"uncharakteristischer Schwindel", "Husten", "Myalgie"
2.
Klassifizierungen von Symptomgruppen (~25%)
z.B. "Husten und Fieber",
"uncharakteristisches Fieber mit Schnupfen",
"Erbrechen und Durchfall"
3. Klassifizierungen
von Krankheitsbildern (~40%)
z.B. "Bild einer Pneumonie",
"Bild einer Verruca vulgaris"
4. "hieb- und
stichfeste" Diagnosen (~10%)
z.B. Pneumonie, Radius
Fraktur, Glaukom, Ulcus ventriculi
"Die 4-Arten von
Beratungsergebnissen (BE) nach Braun" pdf >>>
"Die 2-dimensionale Systematik für allgemeinärztliche Beratungsergebnisse" nach Braun pdf
>>>
"Myalgien-Örtlicher Druckschmerz im muskulären Bereich ohne äußere Ursache-Fenster 2 n. Braun pdf
>>>
Nach dieser "Härtung" bedeutet
Diagnose
ausschließlich die
"überzeugende
Zuordnung von Symptomen und anderen Krankheitszeichen zu einem
wissenschaftlichen Krankheitsbegriff".
Die Allgemeinärzte sollten sich dazu erziehen, das Wort
DIAGNOSE ausschließlich bei sicheren
Krankheitserkennungen (10% Diagnosen) zu verwenden. Alle anderen
diagnostisch offenen Beratungsergebnisse (90%) werden als
KLASSIFIZIERUNG [3-Gruppen]
bezeichnet.
Der Begriff Differentialdiagnostik [eine Tautologie] ist entbehrlich,
da jede Diagnostik [= das Differenzieren von Krankheiten] die
praktisch wichtigsten, diagnostisch
konkurrierenden Krankheitsbilder -
Respektanda
[die Hauptzielrichtungen der Diagnostik]
- in ihre Überlegungen miteinbezieht. Beispiel: Wenn es
aufgrund von Beobachtung und Befragung des Patienten sowie der
Untersuchungen durch den Allgemeinarzt zur Bewertung und Benennung
einer "afebrilen Allgemeinreaktion" kommt, wird dies klassifiziert
als Symptomgruppe "Afebrile Allgemeinreaktion (AFAR)".(2)
"Abwendbar Gefährliche Verläufe (AGV) - Respektanda n. Braun" pdf
>>>
"Diagnostisches Programm: Fenster 1 - Uncharakteristisches Fieber (UF), Afebrile Allgemeinreaktion (AFAR) pdf
>>>
Im Vorwort der
""Feinstruktur einer Allgemeinpraxis. Diagnostische und statistische
Ergebnisse" von Braun, schreibt der Internist Prof. Dr. med. Hans
Schulten (1899-1965):
"Zweifellos wirkt diese Auffassung von der
Diagnostik für manchen fremdartig. Aber sicher ist sie besser als die
bisherige Verschleierungstaktik (mit dem unzulässigen Stellen von
Diagnosen in Fällen, in denen Krankheiten gar nicht überzeugend
erkannt worden waren), die zu Unehrlichkeiten, nicht selten auch zu
diagnostischen Versäumnissen führt ..."
Robert Nikolaus
Braun, Waltraud Fink, Gustav Kamenski: „Lehrbuch der Allgemeinmedizin.
Theorie, Fachsprache und Praxis“ S.28, S.24. Berger Verlag Horn/Wien
2007;
R. N. Braun: "Feinstruktur einer Allgemeinpraxis. Diagnostische und
statistische Ergebnisse. Vorwort Prof. Dr. med. Hans Schulten
[1899-1965] SCHATTAUER 1961]
"Krankheiten [Diagnosen] sind von Menschen entworfene Begriffskategorien, welche den Menschen aufgestülpt werden. Sie können in manchen Fällen
angemessen sein, in anderen aber nicht ... Die Grenzen zwischen Gesundheit, Störungen und Leiden sind also verwischt.
Sie sind es auch aus anderen Gründen:
Symptome (besonders, wenn sie mit Bedeutungen, Glaubensvorstellungen über Leiden und Absichten durchtränkt sind) und Verhalten können nicht von Gepflogen-
heiten losgelöst betrachtet werden, die ihrerseits vielfältig sind und unter dem Einfluss religiöser, politischer, ökonomischer und sozialer Normen stehen.
Normen, seien sie physiologische, immunologische, biochemische oder verhaltensmäßige, sind schwer zu fassen. Sogar die "harten wissenschaftlichen"
Merkmale wechseln je nach Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Alter, Tages- und Jahreszeit ..."
Prof. Dr. Herbert Weiner (1921 Wien-2002 NY, Pionier der psychosomatischen Medizin): "Anwendung psychosomatischer Konzepte in der Psychiatrie"
In: Thure von Uexküll (1908-2004): "Psychosomatische Medizin" Seite 920 Urban u. Schwarzenberg 1990
Was die
überwältigende Mehrheit der Fälle [~90%] angeht, so wird durch ein
Kennzeichnen sämtlicher Beratungsergebnisse als "Diagnosen" nur
vorgetäuscht, dass das anerzogene Ziel ärztlichen Handelns - das
Dogma
vom Diagnosestellen nach jeder Beratung -
erreicht wurde und mit der jeweils optimalen Therapie begonnen
werden könnte. Dieses
"So tun als
ob" ändert freilich nichts daran, dass diese Fälle
[~90%], mag man sie auch als "Diagnosen" bezeichnen, ungefähr je
zur Hälfte nur aus Klassifizierungen von Symptomen und zur anderen
Hälfte aus Klassifizierungen von Krankheitsbildern bestehen ...
Niemand denkt heute vertrauensvoll an die enorme
Selbstheilungskraft des eigenen Körpers ... Die "Diagnose" ist
zu einer leeren Worthülse geworden.
[S.164f]
Damals galt der Spruch "Wissenschaft ist
Wissenschaft und Praxis ist Praxis". Die Kliniken betrieben
Medizinwissenschaft im Monopol und ihre Ergebnisse waren für die
gesamte angewandte Heilkunde bestimmend und wurden allgemein geglaubt.
Mit diesem Monopol war es erst vorbei, als Braun bewiesen hatte,
dass die angewandte Medizin etwas eigenes ist, das spezieller
Forschungen - nicht nur an Kliniken - bedarf. Außerdem kam ans
Tageslicht: Auch
das Eigenständige an der Allgemeinmedizin
war vor ihm noch niemandem als riesiges Neuland erkannt worden ...
Bis 1944 war die angewandte Medizin
ein gewaltiges wissenschaftliches Brachland.
Als Wissenschaftsersatz wurden und werden falsche Dogmen und
Fiktionen nicht nur angeboten, sondern auch geglaubt. Im
medizinischen Denken der Gegenwart wird immer noch so getan, als ob
die angewandte Medizin eine seriöse Basis aus der traditionellen
Forschung heraus hätte. Zum besseren Verständnis entwickelte Braun das
Kugelmodell. Ein
neues, berufstheoretisch basiertes Denken.
"Die Medizinwissenschaft im Braunschen Kugelmodell" pdf
>>>
Andreas Vesalius (1514-1564) ein flämischer Anatom der Renaissance,
Begründer der neuzeitlichen Anatomie sowie des morphologischen Denkens
in der Medizin. 1543 wurde sein Anatomischer Atlas "De humani
corporis fabrica libri septem" (Über den menschlichen Körperbau in 7
Bänden) in Basel beim Verleger Johannes Oporinus (Herbst,
1505-1568) erstmals veröffentlicht.
Unter
berufstheoretischer Forschung ist jene wissenschaftliche
Richtung zu verstehen, welche sich nicht mit Krankheiten und
Behandlungsmethoden, sondern vielmehr mit der
medizinischen Praxis beschäftigt ... Die berufstheoretische
Erforschung hat nun bald gezeigt, dass die spezialistischen
Begriffe und Methoden sich nicht zur Grundlage der Angewandten
Allgemeinmedizin machen lassen.
Was ist
aber an deren Stelle zu setzen?
Um eine
Antwort zu finden, war es nötig, die Allgemeinmedizin in ihrer
Wirklichkeit von Grund auf kritisch zu analysieren. Wie das mit
neuen Forschungsbereichen die Regel ist - und die Erforschung der
Allgemeinpraxis war etwas Neues -, ergab sich ganz von selbst die
Notwendigkeit, speziellen Sachverhalten einen besonderen Namen zu
geben. Anders konnten die Pioniere ja nicht miteinander über das
Forschungsneuland reden.(1)
Warum können Spezialisten, bevorzugt
Internisten, den weitergebildeten Allgemeinarzt nicht ersetzen?
Für die Masse der
Beratungsursachen (BU) benötigt
die Heilkunde einen
"Allround-Typ",
der alle Krankheiten "zusammenschauen" und in kurzer Zeit einen
vernünftigen Rat geben kann. Teurere Beratungen wären auf dem
Hauptfeld der Medizin für keine Gesellschaft erschwinglich. Allein
deswegen sind Internisten ebenso wie andere Fachärzte dafür
ungeeignet, - von einer spezialistischen Gruppenbetreuung, die ja
noch wesentlich kostspieliger sein würde, ganz zu schweigen.
Die
Allgemeinmedizin
kann ihrem Wesen nach keine Konzentration auf bestimmte Gruppen von
Krankheiten sein.
Vielmehr
arbeitet sie im Prinzip mit allen Erkrankungen, damit sie die
unausgelesenen an die Medizin herangebrachte Vielfalt von Beratungs-
ursachen (BU) rasch und vernünftig zu versorgen vermag. Die
überwiegende Mehrheit der Fälle bleibt nach dem Beratungsende
diagnostisch
abwartend offen. Die Situation ist spezifisch für das
Fach Allgemeinmedizin. Diese Funktion kann von keinem der auf Gruppen
von Krankheiten beschränkten klinischen Spezialisten besser
ausgeübt werden ... Die Spezialisten sollten aus ihrer fachlichen
Beschränkung heraus erkennen, dass die Erstversorgung des
unausgelesenen Krankengutes in die Hände der darauf spezialisierten
Allgemeinärzte gehört.
"Die 2-dimensionale Systematik für allgemeinärztliche Beratungsergebnisse nach Braun" pdf
>>>
"Die 12-Fenster der 2-dimensionalen Systematik für allgemeinärztliche Beratungsergebnisse" pdf
>>>
"Die Haupt-Zielrichtungen - Respektanda der allgemeinärztlichen Programmierten Diagnostik bei Uncharakteristischem Fieber" pdf
>>>
Karl Kraus - Wie es einem Patienten wirklich geht >>>
Es ist ja nicht einerlei, ob die
StudienabsolventInnen keine Ahnung davon haben, welche
Beratungsprobleme in den
Krankenhäusern
[Methodik der spezialistisch-wissenschaftlichen
Diagnostik] und in der
Praxis
[in der angewandte Medizin] auf sie zukommen, oder ob sie das
Wesentliche darüber bereits erfahren haben und nur noch wegen Details
in Büchern nachschlagen müssen. In diesem Zusammenhang ergibt sich
von selbst die Forderung, wie außerordentlich wichtig es wäre, dass in
der angewandten Medizin mit nur einer Sprache gesprochen
würde. Heute ist es noch unvermeidlich, dass neu in den Beruf Kommende
für ihren Bedarf erst eine eigene Fachsprache schaffen müssen.
Dadurch gelangen sie zum Beispiel zu einer allen anderen KollegInnen
nicht unmittelbar verständlichen Nomenklatur.
Infolge der grundlegenden
berufstheoretischen Erkenntnisse (Praxisforschung) wurde die
herrschende Ansicht, die Krankenhausmedizin sei das Vorbild für
sämtliche ärztlichen Berufe, widerlegt. In der
primärärztlichen Versorgung kann nicht so vorgegangen werden wie an
Kliniken.
AllgemeinärztInnen und SpezialistInnen arbeiten unter
verschiedenen Voraussetzungen. Sie erfüllen unterschiedliche
Funktionen mit voneinander abweichenden Methoden ... Sie brauchen
nicht wie frühere Generationen ihre Arbeit mit dem unguten Gefühl zu
verrichten, sich nicht an die Forderungen der spezialistischen
Hochschullehrer gehalten zu haben. Sie können vielmehr mit dem guten
Gewissen derer agieren, die wissen, dass ganz spezielle Aufgaben
auf sie warten, worin sie unersetzlich sind ... In der
Allgemeinmedizin, wo nicht nur die meisten ÄrztInnen arbeiten,
sondern wo auch die meisten Gesundheitsstörungen versorgt werden, hat
nur etwa jeder fünfte Fall [~20%]
eng mit den an den Kliniken regelmäßig vorgestellten Krankheiten zu
tun ... In 90% aller allgemeinärztlicher Fälle
lässt sich keine Diagnose stellen. Jeder Spezialist, dem das
nicht klar ist, mag dadurch verführt werden, einen großen Teil dieser
Fälle für sein Fach zu beanspruchen. Wenn das freilich von allen
Fächern aus geschieht, dann kommt man leicht statt auf 100% auf ein
Vielfaches davon.
Sich bewusst den Herausforderungen der Praxis zu stellen, diese
Haltung trägt dazu bei, ein Berufsleben lang,
Freude und Begeisterung für diese ärztliche Tätigkeit erleben zu
können."
(1)
"Kompetenzstreitigkeiten -
Der edle Wettstreit der Disziplinen" pdf
>>>
"Die Vaginaluntersuchung in der Allgemeinpraxis" pdf
>>>
"EKG-Indikationen in der Allgemeinpraxis" pdf
>>>
Quellen:
Robert Nikolaus Braun, Waltraud Fink, Gustav Kamenski: „Angewandte
Medizin und wissenschaftliche Grundlagen“ S. 24, 26, 37, 86, 91, 96,
164. FACULTAS 2004;
Robert Nikolaus Braun: "Die Gezielte Diagnostik in der Praxis"
SCHATTAUER 1957; „Lehrbuch der ärztlichen Allgemeinpraxis“ Urban &
Schwarzenberg 1970
(1) Robert Nikolaus Braun, Waltraud Fink, Gustav Kamenski:„Lehrbuch
der Allgemeinmedizin. Theorie, Fachsprache und Praxis“
S.11, 17f, 25, 77, 95f, 106f, 111, 151, 153, 163. Berger Verlag
Horn/Wien 2007
(2) Robert Nikolaus Braun, Frank H. Mader: „Programmierte Diagnostik
in der Allgemeinmedizin. 82 Checklisten für Anamnese und Untersuchung,
mit CD-ROM“
S.4, 8, 16, 21, 232. SPRINGER 2005 (1990;1976)
Patrick Landolt Theus, Harro Danninger, Robert Nikolaus Braun:
„Kasugraphie – Benennung der regelmäßig häufigen Fälle in der
Allgemeinpraxis“
Praxishilfen – Wissen, Tips und Service für den Arzt. Herausgeber:
Frank H. Mader. Heft 15. VERLAG KIRCHHEIM 2.Auflage 1994 (1992)

Univ.-Prof. OMR Dr. Robert Nikolaus Braun
(1914 Wien - 2007 ebenda)
"Pionier der wissenschaftlichen Allgemeinmedizin"
"Vater der programmierten allgemeinmedizinischen Diagnostik"
Zum 90.Geburtstag von Robert Nikolaus Braun pdf >>>
"Die klinische Diagnostik im Lichte der praktische angewandten Medizin" pdf
>>>
Überreicht von Dr. med. Waltraud Fink - A-3722 Straning 142 -, am 10.11.2014
ZITATE: Robert Nikolaus Braun / Th-Regeln, Dogmen & Fiktionen >>>
Die programmierte allgemeinmedizinische Diagnostik ist ein spezifisches Werkzeug in Form von Checklisten -
"Kontrolllisten zum Abhaken", mit denen der Allgemeinarzt bei derzeit 82 Fällen im Praxisalltag effektiv
arbeiten kann. Dabei werden das Häufige, das Typische und das Uncharakteristische ebenso
wie das abwendbar Gefährliche optimal berücksichtigt.

"Patienten gehen oft davon
aus, dass ihre
Symptome
Krankheiten wären und
schließen folgerichtig weiter, dass sie der Arzt
von eben dieser Krankheit heilen würde. Der Arzt wiederum, am anderen
Ende der Kommunikationskette, glaubt, in Windeseile
aus den Schilderungen des Patienten eine
Krankheit
konstatieren zu müssen. Er steht unter Zeit- und Erfolgsdruck.
Und oft genug auch unter finanziellem Druck inmitten einer sich weit
öffnenden Kostenschere. Alleine diese Konstellation
öffnet Missverständnissen Tür und Tor. Studien belegen dagegen, dass
ca. 70% der in der in der Allgemeinmedizin
vorgebrachten Beschwerden so genannte
vorübergehende Befindlichkeitsstörungen
darstellen und nichts
mit Krankheitsbildern im eigentlichen Sinn zu tun haben. Denn viele
Erscheinungen des Körpers sind bereits
Teil der Heilung, auch wenn die
Selbstheilungskraft des menschlichen Organismus weitestgehend
in
Vergessenheit geraten ist oder von der Gesundheitsindustrie mit
Absicht negiert wird - denn sie trägt
nichts zu ihren Profiten bei. Doch auch wenn ein Arzt in erster Linie
von der Prämisse ausgehen
kann "Das Häufigere ist das Häufigere", so muss er doch
zugleich die zweite Prämisse
mitbedenken: "Es gibt nichts, was es nicht gibt." Und so muss
er auch dort, wo die Dinge
einfach zu liegen scheinen, das Unwahrscheinliche mitbedenken und
dementsprechende
Diagnoseschritte vornehmen."
Aus: Günther Loewit (b.1958,
österreichischer Arzt): „Der ohnmächtige Arzt. Hinter den Kulissen des
Gesundheitssystems“
Kapitel: Heilkunst und Wissenschaft. Unterkapitel: Der Arzt und sein
Patient. Missverständnisse. Seite 190. HAYMON 2010
"Eine Medizin ohne Utopie und Ideale
verkommt zu einem technischen,
zu einem technisierten
Reparaturbetrieb."
Bernd Hontschik
(b. 1952)
Chirurg, Autor
Buch: „Körper, Seele, Mensch. Versuch über die Kunst des Heilens“
Seite 13. SUHRKAMP 1.Auflage 2006 [Utopie = Wunschtraum]
Der Arbeitsbereich der Allgemeinmedizin
beinhaltet die
Grundversorgung aller Patienten mit physischen (körperlichen) und
psychischen (seelischen) Gesundheitsstörungen
in der Notfall-, Akut- und Langzeitversorgung sowie wesentliche
Bereiche der Vorsorge (Prävention) und Wiederherstellung der
Gesundheit
und Leistungsfähigkeit eines durch Krankheit, Geburt oder Unfallfolgen
Geschädigten (Rehabilitation). ÄrzteInnen für Allgemeinmedizin sind
darauf spezialisiert, als erste ärztliche Ansprechpartner bei allen
Gesundheitsproblemen zu helfen.
Die Arbeitsweise der Allgemeinmedizin
berücksichtigt somatische,
psycho-soziale, soziokulturelle und ökologische Aspekte.
Bei der Interpretation von Symptomen und Befunden ist es von
besonderer Bedeutung, die Patienten,
ihr Krankheitskonzept, ihr Umfeld und ihre Geschichte zu würdigen
(hermeneutisches Fallverständnis).
Die Arbeitsgrundlagen der Allgemeinmedizin
sind eine auf Dauer angelegte
Arzt-Patienten-Beziehung und die erlebte Anamnese (Krankengeschichte),
die auf einer breiten Zuständigkeit und Kontinuität in der Versorgung
beruhen. Zu den Arbeitsgrundlagen gehört auch
der Umgang mit den epidemiologischen Besonderheiten des unausgelesenen
Patientenkollektivs
mit den daraus folgenden speziellen Bedingungen der
Entscheidungsfindung
(abwartendes Offenhalten des Falles, Berücksichtigung abwendbar
gefährlicher Verläufe).
Das Arbeitsziel der Allgemeinmedizin
ist eine qualitativ
hoch stehende Versorgung, die den Schutz des Patienten,
aber auch der Gesellschaft vor Fehl-, Unter- oder Überversorgung
einschließt.
Der Arbeitsauftrag der Allgemeinmedizin beinhaltet:
1.
die
primärärztliche Filter- und Steuerfunktion,
insbesondere die angemessene und gegenüber Patient und Gesellschaft
verantwortliche Stufendiagnostik und Therapie unter Einbeziehung von
Fachspezialisten.
2. die
haus- und familienärztliche Funktion,
insbesondere die Betreuung des Patienten im Kontext
seiner Familie oder sozialen Gemeinschaft, auch im häuslichen Umfeld.
3.
die
Gesundheitsbildungsfunktion,
insbesondere Gesundheitsberatung und -förderung
für den Einzelnen wie auch in der Gemeinde.
4.
die
Koordinations- und Integrationsfunktion,
insbesondere die gezielte Zuweisung zu Spezialisten, die feder-
führende Koordinierung zwischen den Versorgungsebenen, das
Zusammenführen und Bewerten aller Ergebnisse
und deren kontinuierliche Dokumentation, sowie die Vermittlung von
Hilfe und Pflege des Patienten in seinem Umfeld.
"Werdet in Eurem Leben zu dem,
was Ihr in der Welt erfahren wollt.
Alte Weisheit - Erste
Regel der Wirklichkeit
Es gibt einen feinen, aber
bedeutsamen Unterschied zwischen dem "Streben nach einem Ergebnis"
und dem "Denken und Fühlen aus einem
Ergebnis heraus".
[Die "Kraft" der
Imagination/Einbildungskraft/Phantasie und der eigenen Überzeugung]
Wenn wir auf etwas hinarbeiten, begeben
wir uns auf eine endlose Reise mit offenem Ende.
Wir können vielleicht Fortschritte verzeichnen und uns Zwischenziele
setzen,
doch innerlich sind wir immer "unterwegs" zum Ziel, statt zu erfahren,
wie es ist,
das Ziel zu erreichen.
Die wissenschaftlichen Studien [1] zeigen
zwei wesentliche Faktoren,
durch welche die Möglichkeiten in unserem Geist zur Wirklichkeit
unserer Welt werden:
1. Die Realität verändert sich zweifellos in der
Gegenwart unserer Aufmerksamkeit.
2. Diese Veränderung nimmt zu, je größer unsere
Aufmerksamkeit ist.
Diese wissenschaftlichen Beobachtungen
bestätigen die Prinzipien,
die uns die großen Lehrer der Vergangenheit übermittelt haben.
Deshalb hat Neville Goddards [1905-1972] [2] Hinweis, dass wir in das
Bild
- unseres Herzenswunsches, unseres Traums, unseres Ziels -
eingehen und von dort her denken müssen, für uns so große Bedeutung:
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken,
wie unser Leben aussehen würde,
wenn sich unser Traum bereits erfüllt hätte, dann erzeugen wir in uns
die Bedingungen,
die es ermöglichen, dass uns die Erfüllung unseres Traumes umgibt
...
Wenn wir unsere vor gefassten
Einstellungen und unsere Überzeugungen,
was angeblich geht und was nicht geht, loslassen,
kann sich die erste Regel der Wirklichkeit
in all ihrer Schlichtheit in unserem Leben entfalten
...
"Machen Sie Ihren zukünftigen Traum
zu einer gegenwärtigen Tatsache [2]" ...
"Die Welt, die wir sehen und die uns so
verrückt erscheint,
ist das Ergebnis eines Systems von Überzeugungen, das nicht
funktioniert"[3]
Unser Geist braucht einen
Grund, um seine Überzeugungen zu verändern - einen guten Grund ...
Wir brauchen einen Grund, der uns aus
unseren selbstgefälligen Denkgewohnheiten
in eine neue Perspektive katapultiert ... um zu erkennen, wie sich
unsere Welt verändert,
wenn wir unsere Überzeugungen verändern ... Alles beginnt mit unserer
Fähigkeit,
uns von den falschen Beschränkungen der Vergangenheit zu befreien -
"Heilung unserer Überzeugungen".
Unsere Überzeugungen sind unser Leben!"
Aus: Gregg Braden:
„Der Realitäts-Code. Wie Sie Ihre Wirklichkeit verändern können“ (The
Spontaneous Healing of Belief. Shattering the Paradigm of False Limits
2008 )
Kapitel 5: Wer den Code [= Unsere Überzeugungen] kennt, bestimmt die
Regeln: Die Erschütterung des Paradigmas der falschen Grenzen. Seite
217: Leben vom Ergebnis her.
Kapitel 6: Die Heilung der Überzeugungen: Wie Sie Ihren Realitäts-Code
verändern können. Seite 230
KOHA 5.Auflage 2011
[1] Prof. Mordehai Heiblum
et al., Weizmann Institute of Science, REHOVOT, Israel: "Quantum
Theory Demonstrated: Observation Affects Reality" NATURE (Vol. 391,
pp. 871-874) 26.2.1998
The experiment revealed that the greater the amount of "watching," the
greater the observer's influence on what actually takes place.
"Die Demonstration der Quantentheorie: Beobachtung beeinflusst
Realität" bestätigte 1998 die ursprünglichen Experimente von 1908/9
von Geoffrey Ingram Taylor [1886-1975] in England
und fügte eine zusätzliche Entdeckung hinzu, die jeglichen Zweifel
ausräumte: "Je mehr Teilchen beobachtet werden, desto größer ist der
Einfluss des Beobachters"
http://www.sciencedaily.com/releases/1998/02/980227055013.htm
[2]
Neville Goddard: "The Power
of Awareness" Marina del Rey 1952
[3] “The world we see that seems so insane is the result of a belief
system that is not working. To perceive the world differently,
we must be willing to change our belief system, let the past slip
away, expand our sense of now, and dissolve the fear in our minds.”
William James (1842-1910) Aus:
www.3.thinkexist.com/quotes/william_james/4.html
"Jeder Mensch ist der Urheber
seiner eigenen
Gesundheit oder Krankheit"
Buddha

Der vitruvianische Mensch (1492)
Proportionsstudie nach Marcus Vitruvius Pollio
(ca. 80-10 v.u.Z, römischer Architekt, Ingenieur, Schriftsteller)
von
Leonardo da Vinci "Das italienische Universalgenie"
[1452-1519]
Italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Musiker, Anatom
Mechaniker, Ingenieur, Naturphilosoph und Erfinder in der Renaissance.
Sein Geburtsort Vinci war ein Kastell oder befestigtes Hügeldorf im
Florentiner Territorium
(ca. 30 km westlich von Florenz) nahe Empoli, von dem die Familie
seines Vaters ihren Namen ableitete.
Er verdeutlicht in seinem berühmt gewordenen männlichen Akt,
die Proportionen des Goldenen Schnitts, mit der Verhältniszahl 1,618 phi,
und zeigt folgendes:
- Abstand vom Scheitel zum Fußboden im Verhältnis zum Abstand vom Nabel zum Boden
-Abstand von Schulter zu den Fingerspitzen zur Länge vom Ellbogen zu den Fingern
-Abstand von der Hüfte zum Boden zur Länge vom Knie zum Boden
-gleiches gilt für die Fingerglieder, Zehen, Abschnitte der Wirbelsäule usw.

"Der Zweifel ist der Beginn der Wissenschaft.
Wer nicht anzweifelt, prüft nichts.
Wer nichts prüft, entdeckt nichts.
Wer nichts entdeckt, ist blind
und bleibt blind."
Teilhard de Chardin
(1881-1955)
Französischer Jesuit, Theologe, Philosoph,
Anthropologe, Geologe, Paläontologe
Aus: Robert Nikolaus Braun, Waltraud Fink, Gustav Kamenski
„Lehrbuch der Allgemeinmedizin. Theorie, Fachsprache und Praxis“
Berger Verlag 2007
Definition des Hausarztes - Vertrauensarztes
Behandeln und
koordinieren
Als Arzt des Vertrauens soll der Hausarzt im Gesundheitssystem eine
zentrale Rolle
eines Beraters und Koordinators übernehmen, der den Menschen
ganzheitlich ein Leben lang betreut
und daher umfassende Kenntnisse über dessen Krankengeschichte und sein
soziales Umfeld hat
und so den Patienten auf den "richtigen" Wegen im Gesundheitssystem
führt und begleitet.
Allgemeinmediziner oder Facharzt
Der freiberuflich tätige Hausarzt / Vertrauensarzt kann
Allgemeinmediziner oder Facharzt sein.
Er soll vom Versicherten beziehungsweise vom Patienten als erster
Ansprechpartner konsultiert werden.
Dann legen Arzt und Patient gemeinsam weitere diagnostische und/oder
therapeutische Maßnahmen fest.
Soll die "freie Arztwahl" aufrechterhalten werden, kommt dem
Hausarzt / Vertrauensarzt
im Rahmen des Vertragspartnerrechts die zentrale Rolle des
Koordinators zu. -
"Lotse durchs Gesundheitssystem!"
Unterstützung der
Politik
Um den Hausarzt / Vertrauensarzt als ersten Ansprechpartner und
Betreuer des Patienten aufzuwerten,
braucht es komplexe gesundheits- und gesellschaftspolitische
Maßnahmen, die auch gesetzlich zu verankern sind.
Voraussetzung dafür ist, dass alle Beteiligten – auch die politischen
Entscheidungsträger – die Maßnahmen befürworten
und zu deren Umsetzung beitragen.
Quellen: Günther
Wawrowsky, Gert Wiegele, Jörg Pruckner (Hg): „Arzt der Zukunft –
Zukunft der Arztes. Niedergelassene Medizin in Österreich“
VERLAGSHAUS DER ÄRZTE 2011.
http://meinarzt.aerztekammer.at/der-hausarzt-vertrauensarzt/definition-des-hausarztes
"Unumstößlich fixiert ist
so gut wie nichts.
Neue Fragen, auf die wir keine Antworten kennen, tauchen wie aus dem
Nichts auf. Immer wieder erhöhen Tabu-Fragen unseren Blutdruck
und drohen, Panik auszulösen. Wir dürfen jedoch keine Angst davor
haben, sie zu stellen, auch wenn wir sie nicht, noch nicht oder
nie beantworten können.
Wie sagte der Dalai
Lama?
"Wichtiger als glauben ist es, zu zweifeln und kritische Fragen
zu stellen.""
Aus:
Horst Herrmann (b.1940,
Religionssoziologe):,
„Agnostizismus, Freies Denken für Dummies“
Kapitel: "Ein anderer Weg: Vorsicht gegenüber fixierten Wahrheiten"
S.127 Wiley-VCH 1.Auflage 2008
|
"Ein
kranker Mensch, ein Patient, ist verwundbar.
Der berühmte italienische Journalist
Tiziano Terzani (1938-2004) hat in seinem Buch
"Noch eine Runde auf dem Karussell – Vom Leben und Sterben“ KNAUR 2007,
seiner Schilderung der Zeit nach seiner Krebsdiagnose gesagt: "Ein
Gesunder kann
einen Kranken nicht verstehen". Im Zusammenhang mit leidenden
Menschen kann man übrigens
immer wieder die Beobachtung machen, dass das
"Wie" für einen verwundbaren Menschen
mitunter wichtiger ist als das "Was". Und wenn das so ist, ist
eine "beseelte Institution"
ein Krankenhaus, das sich auch der Frage nach dem "Wie" stellt und nicht
nur den Fragen
"Wie viel kostet das?" und "Wer zahlt das?" von großer Kostbarkeit.
Ein Beispiel dazu, dass das "Wie" wichtiger
werden kann als das "Was": Walter Jens (1923-2013),
berühmter deutscher Intellektueller, seit jetzt mittlerweile sieben
Jahren mit Demenz diagnostiziert, hat
immer noch gerne Gäste zum Abendessen, wie seine Frau Inge erzählt. Er
weiß nicht mehr, was gesagt
wird, aber er weiß sehr wohl noch, wie es gesagt
wird. Er weiß nicht mehr, wer ihm gegenüber sitzt,
aber er kriegt immer noch mit, ob man über seinen
Kopf hinweg spricht oder ihn mit Blicken
und Gesten
und Intentionen einbezieht. Und das ist, wenn Sie so wollen, der
Primat des "Wie" vor dem "Was".
Wenn man nichts mehr medizinisch für mich
tun kann, dann
bin ich sehr dankbar für die Weise,
wie man mit mir umgeht,
weil das "Was", wenn Sie an Palliative Care und Ähnliches denken,
in den Hintergrund tritt."
Prof. DrDrDr
Clemens Sedmak
(b.1971)
pdf
>>>
Österreichischer Theologe, Philosophieprofessor am King’s College
London, UNI London, Leiter des Zentrums für Ethik und Armutsforschung
der Universität Salzburg: „Bedeutung und Entwicklung von Werten in einer
modernen Gesellschaft“ Enquete „Medizin mit Qualität und Seele –
15 Jahre Vinzenz Gruppe“ 21. Juni 2011, Orthopädisches Spital Speising.
Aus:
www.vinzenzgruppe.at/vinzenzgruppe/vinzenzgruppe/media/
pdf_gruppe/Enq_Keynote_CSedmak_0711_LV.pd
um 1500

"Die drei Lebensalter des Weibes
und der Tod"
Hans Baldung (1484 - 1545)
Deutscher Maler, Zeichner, Kupferstecher
"Zu der Zeit, da Buddha noch als Prinz Siddharta von seinem Vater in
einem herrlichen Palast
festgehalten wurde, entwischte er manchmal und fuhr im Wagen in der
Umgebung spazieren.
Bei seinem ersten Ausflug begegnete ihm ein gebrechlicher Mann,
zahnlos, voller Falten, weißhaarig,
gebeugt, auf einen Stock gestützt, zittrig und brabbelnd. Er
staunte, und der Kutscher erklärte ihm,
was ein
Greis
ist. "Was für ein Unglück", rief der Prinz
aus, "dass
die schwachen und unwissenden
Menschen, berauscht vom Stolz der Jugend,
das Alter nicht sehen. Lass uns schnell wieder nach Hause
fahren. Wozu all die Spiele und Freuden, da ich doch die Wohnstatt des
künftigen Alters bin."
Buddha erkannte in einem Greis sein eigenes Schicksal, weil er, geboren,
um die Menschen zu retten,
ihr Los uneingeschränkt auf sich nehmen wollte. Darin unterschied er
sich von ihnen:
Die Menschen verdrängen, was ihnen missfällt.
Und
besonders das Alter ...
Für die Gesellschaft ist das Alter eine Art Geheimnis, dessen man sich
schämt
und über das zu sprechen sich nicht schickt ...
Hören wir auf, uns selbst zu belügen; der Sinn unseres Lebens ist
in Frage gestellt durch die Zukunft,
die uns erwartet; wir wissen nicht, wer wir sind, wenn wir nicht wissen,
wer wir sein werden:
Erkennen wir uns in diesem alten Mann, in jener alten Frau. Das
ist unerlässlich, wenn wir unsere
menschliche Situation als Ganzes akzeptieren wollen. Dann werden
wir das Unglück des Alters
nicht mehr gleichgültig hinnehmen, wir werden uns betroffen fühlen:
Wir sind es
...
Die Forderung, dass Menschen im Alter Menschen
bleiben müssen ...
Bernard Le Bovier de Fontanelle [1657-1757, frz. Philosoph] zufolge
ist das glücklichste Alter das
"von 60 bis 80 Jahren. Da hat man eine Position erreicht; man hat keinen
Ehrgeiz mehr, man wünscht sich
nichts mehr und genießt, was man gesät hat. Es ist das Alter der
eingebrachten Ernte ...
Das Alter ist nicht die "Summe" unsers Lebens.
Die Zeitspanne ein und derselben Bewegung gibt uns
und nimmt uns die Welt. Wir lernen und wir vergessen, wir bereichern
uns, und wir entwürdigen uns."...
Aus: Simone de Beauvoir
(1908-1986): „Das Alter“ Einführung Seite 5,10,12, 392, 495
(La Vieillesse 1970) ROWOHLT 4. Auflage 2008 (1972)
Siehe: Marc Aurel: " WER SEHR LANGE LEBT... NUR DAS JETZT IST ES,
DESSEN MAN BERAUBT WERDEN KANN"
Palliativmedizin
>>>
"Wahrscheinlich sind wir Menschen die einzigen Lebewesen, die das
Phänomen "ZEIT" überhaupt denken können.
Die innere Organisation unserer Gedankenwelt erlaubt uns, zwischen
ERINNERUNGEN und ZUKUNFTSBILDERN
zu unterscheiden. Wir können innerlich vergegenwärtigen, was vor drei
Jahren war oder sich morgen ereignen wird.
Der Gedanke "ZEIT VERGEHT NICHT - SIE ENTSTEHT!" ist frei von dem
Philosophen Martin Heidegger (1889-1976)
übernommen. Psychologisch gesehen, hat diese Auffassung von Zeit einen
außergewöhnlichen Effekt auf die aktive
Organisation persönlicher und beruflicher Ziele. Unser LEBENSWEG
verläuft wie eine Linie der Zeit. Von der üblichen
Sichtweise ausgehend, dass die Zeit vergeht, wir zuviel Zeit verloren
haben, beschäftigen wir uns zwangsläufig mit der
Vergangenheit und ungenutzten Gelegenheiten. In Heideggers Denken wird
die Zeit mit dem Blick nach vorn
zu einer unerschöpflichen Quelle. Bei einer unerschöpflichen Quelle kann
auch gut und gerne etwas den Bach
herunter fließen, und es ist trotzdem noch genug da. Das Handeln wird
aufgrund dieser inneren Haltung
gelassener und überlegter. Die Zukunft wird zu einem stabilen Ziel, das
sorgfältig und aktiv gestaltet werden
kann. Das bedeutet für den LEBENSWEG, dass wir den Blick tatsächlich in
die Zukunft richten können
und aufhören, ihn in die Vergangenheit zu wenden.
Aus:
Cora Besser Siegmund, Harry
Siegmund: „Denk Dich nach vorn. Das NLP- Persönlichkeits- Programm“
Schritt 1: Erfolg haben will gelernt sein. Zeit vergeht nicht - sie
entsteht! Seite 85. ECON 1997
"Wenn es gelänge, das Alter, in dem Krankheiten ausbrechen, nach hinten zu verschieben und
wenn dieser Effekt größer wäre als die allgemeine Steigerung der Lebenserwartung, dann würde
das bedeuten: Die hinzugewonnene Lebenszeit besteht aus Jahren voller Gesundheit. Die Krank-
heitsphase vor dem Tod ist vergleichsweise kurz und findet in einem immer höheren Lebensalter
statt. James F. Fries [US-amerik.Gerontologe,Stanford University School,CA] hat dafür den
Begriff "compression of morbidity" (1) ins Leben gerufen - die Morbidität [Krankhaftigkeit]
wird verdichtet und zeitlich nach hinten geschoben ... Der Trick mit der komprimierten Morbidität
funktioniert, und hat es in der Hand, das Phänomen für sich wirken zu lassen - durch regelmäßige
körperliche Bewegung (2) ... Entscheiden sich ältere Menschen, die träge waren, für eine bewegtere
Lebensweise, dann werden sie mit Gesundheit belohnt ... Selbst 70- und 80-Jährige, die aufgrund
körperlicher Inaktivität beinahe schon behindert sind, können durch gezieltes Training der Gebrech-
lichkeit Einhalt gebieten . James Fries hat richtig gelegen. In der Summe kann regelmäßige Bewegung
in einer immer älter werdenden Gesellschaft den Ausbruch von Krankheit nach hinten verschieben und
die der gesunden Tage mehren. Man kann nicht verhindern, dass man alt wird. Man kann aber viel
dafür tun, dass dies in guter Verfassung geschieht ... Die Psychologin Becca Levy (3) von der Yale
University in New Haven (Connecticut) hat das Phänomen [die falsche Vorstellung über das Alter,
die Stigmatisierung der Alten durch ihre Umwelt] an 90 gesunden älteren Menschen studiert. Zunächst
testete sie die Gedächtnisleistung von ihnen. Dann ließ sie die Wörter
"weise", "aufmerksam" "gescheit",
"belesen" vor den Augen der Testpersonen aufblitzen und machte einen weiteren Gedächtnistest: Nicht nur,
dass die Menschen diesmal besser abschnitten, sie gingen sogar schneller als zuvor. Bei der Gegenprobe
blitzten Worte wie "Demenz", "Niedergang", "senil" und
"verwirrt" auf. Hernach wurden die Gedächtnis-
leistungen und Geschwindigkeit wieder schlechter (3). Ein Glück, dass sich der Effekt umdrehen lässt.
Ermunterungen sind für das Gemüt gute Medizin ..."
Aus: Jörg Blech: "Die Heilkraft der Bewegung - Wie Sie Krankheiten besiegen und Ihr Leben verlängern" Kapitel 13: Länger leben und gesund bleiben.
Mehr gesunde Tage, S.214-216, Kapitel 14: Zaubermittel für jeden Tag S.223, FISCHER 2014 überarbeitete Neuauflage des Titels „Heilen mit Be-
wegung“ 2007 ("Healing through Exercise: Scientifically-Proven Ways to Prevent and Overcome Illness and Lengthen Your Life: How Exercise
Can Cure Illness and Lengthen Your Life" Da Capo Lifelong Books 2009)
(1) James F. Fries: "Aging, natural death, and the compression of morbidity" Bull World Health Organ 2002; 80(3): 245–250
www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2567746/pdf/11984612.pdf
(2) Eliza F. Chakravarty, Helen B. Hubert, Vijaya B. Lingala, James F. Fries: "Reduced Disability and Mortality Among Aging Runners - A 21-Year
Longitudinal Study" Arch Intern Med. 2008 Aug 11;168(15):1638-46. http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.500.9705&rep=rep1&type=pdf
(3) New York Times vom 5. Oktober 2006 und Becca R. Levy, Martin D. Slade, Suzanne R. Kunkel, Stanislav V. Kasl: "Longevity Increased by Positive Self-Per-
ceptions of Aging"J Pers Soc Psychol. 2002 Aug;83(2):261-70. www.apa.org/pubs/journals/releases/psp-832261.pdf

"Der Jungbrunnen"
1546
Lukas Kranach der Ältere
(1472-1553)
Deutscher Maler, Grafiker
Alt werden ist nichts
Zufälliges
Es ist notwendig für den menschlichen Zustand, von der Seele
beabsichtigt. Alt werden ist in unsere Physiologie
eingebaut; und doch dehnt sich das menschliche Leben zu unserer
Verblüffung weit über die Zeit der Fruchtbarkeit
hinaus aus und überdauert die muskuläre Spannkraft und die Schärfe
der Sinnesorgane. Aus diesem Grund
brauchen wir schöpferische Ideen, die das Altwerden achten und sich
ihm mit der Intelligenz nähern,
die es verdient
...
Warum also leben wir so lange?
...
Ich kann der Theorie nicht zustimmen, dass die menschliche
Langlebigkeit das künstliche Ergebnis der Zivilisation,
ihrer Wissenschaft und ihrer sozialen Netzwerke ist, welche einen
Haufen lebender Mumien hervorbringen,
Paradoxien, die in einer Zwischenzone schweben. Die alten als
"Retardierte".
Lassen sie uns stattdessen den Gedanken verfolgen, dass der
CHARAKTER die zusätzlichen Jahre benötigt
und dass uns die lange Lebensdauer weder von unseren Genen noch von
der lebensverlängernden Medizin
oder der gesellschaftlichen Verschwörung aufgezwungen wird.
Die letzten Jahre festigen und erfüllen den menschlichen Charakter
...
Unsere Begegnung mit dem Alter in der
Lebensmitte ist verfrüht. Wir haben noch nicht die Wahrnehmungen
entwickelt, um die Bilder des Alterns zu er
gründen, so dass die Antworten, die wir in der Lebensmitte finden,
hauptsächlich unsere Ängste widerspiegeln
...
Alt werden
ist zur Grundangst einer ganzen Generation geworden
...
FALSCHHEIT
kleidet sich oft in die Gewänder allgemein akzeptierter Wahrheiten,
die verbreitete
Unbewusstheit, die wir alle teilen
...
Wir müssen uns von ganzem Herzen einlassen auf das, was geschieht,
wenn wir alt werden.
Das erfordert sowohl NEUGIER als auch MUT
...
Wenn wir im Charakter nicht nur eine Ansammlung von
persönlichen Eigenschaften, Gewohnheiten,
Tugenden und Lastern sehen, sondern ihn als aktive Kraft begreifen,
dann kann es sein,
dass der Charakter beim Altern des Körpers das gestaltende Prinzip
darstellt.
Dann Enthüllt das Altwerden die Weisheit des Körpers.
Aus: "Vom Sinn des langen Lebens- Wir werden, was wir sind"
(The Force of Character. And the Lasting Life 1999) dtv 2004
James Hillman (1926-2011)
US-amerikanischer jungscher Psychoanalytiker
Schriftsteller
|
"Auch die psychotherapeutische Zunft
muss sich wie die anderen medizinischen Disziplinen
immer wieder klar machen, dass
wir nicht Messwerte behandeln, sondern Menschen.
In der Herzmedizin hat es z.B. einige Jahre gebraucht,
bis erkannt wurde, dass bestimmte Mittel gegen
Herzrhythmusstörungen zwar den Herzrhythmus verbessern,
dafür aber zum deutlich früheren Tod des Patienten führen.
Entscheidender Maßstab für jede Therapie ist nicht irgendein Messwert,
sondern das subjektive Befinden des Patienten,
noch entscheidender seine Lebenserwartung.
Aus: Joachim Bauer (b.1951, dtsch. Internist, Psychotherapeut, Psychiater, Molekular-Neurobiolge):
„Das Gedächtnis des Körpers: Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern“
S.219. 16. Auflage PIPER 2010 (2004)
Ignatz Leo Nascher
(1863 Wien - 1944 New York)
Bild: http://pn.psychiatryonline.org/content/43/22/24.full
Der Begriff
Geriatrie
geht auf den in Wien gebürtigen Österreicher Dr. Ignatz Leo Nascher
zurück.
Er wanderte nach Amerika aus, studierte dort Medizin und arbeitete ab
1885 am Mount Sinai Hospital in New York.
Als er
1908 in Wien das für damalige Verhältnisse hochmoderne
Versorgungsheim Lainz besuchte, fiel ihm
die geringe Sterberate der Bewohner auf. Ein dortiger Arzt erklärte
Nascher das Betreuungskonzept folgendermaßen:
"Wir verfahren mit den Insassen so wie der Pädiater mit seinen
Kindern". Nascher prägte daraufhin den Begriff Geriatrie -
in Anlehnung an die Pädiatrie - für die Medizin bei alten Menschen.
1914 veröffentlichte Ignatz Leo Nascher
das erste Lehrbuch für Geriatrie: „Geriatrics - The diseases of old
age and their treatment“.
"Entgegen der vielen Katastrophenmeldungen und Krankheitsgefahren, die
die Medien beherrschen,
waren wir noch nie so gesund wie heute. Die Zunahme von Herzinfarkten
und Kreislauferkrankungen betrifft
ein hohes Alter, welches vor hundert Jahren nur wenigen Menschen
vergönnt war. Freuen wir uns also, dass
wir in einer modernen Zivilisation leben, das hat Vorteile, nicht nur
bei Zahnschmerzen. Ein hohes Alter in
Gesundheit erreichen wir dabei nicht durch asketischen, scheinbar
gesunden Lebensstil, sondern wenn wir es
schaffen, vor allem die Infektionskrankheiten in Schach zu halten, so
wie es in den Industrienationen in den letzten
hundert Jahren gelungen ist. Doch statt uns darüber zu freuen, lassen
wir uns lieber Angst machen und pflegen
ein übertriebenes Gesundheitsbewusstsein, welches uns oft genug daran
hindert, das Leben
kraftvoll anzupacken und zu genießen...
"Wer langsam geht, geht gut,
wer gut geht, geht weit!"
Alte Weisheit

"Laufen - Lernen - Lieben - Lachen"
Die sog. "Vier
L" nach Prof. Dr. Leopold Rosenmayr (1925-2016) - Familien-, Jugend- und Altersforscher in Wien,
Emeritierter ordentlicher Universitätsprofessor der Soziologie und Sozialphilosophie an der Universität Wien
"Verkehrsstau - Lustiger
Narrenstreich durch Alte" - Leider
mit wahrem Kern!
www.youtube.com/embed/G0PekTUmBdY?feature=player_Embedded
"Gesundheit ist weniger ein Zustand als
eine Haltung,
und sie gedeiht mit der Freude am Leben"
Thomas von Aquin
(1225-1274)
Dominikaner, Philosophen, Theologe
"In vielen
aussagekräftigen Studien leben die Molligen [BMI 25-30] am längsten,
teilweise sogar die Fettleibigen.
Die niedrigste Lebenserwartung hat die kleine Gruppe der extrem
Fettleibigen und der extrem Dünnen.
Dies bedeutet auch, dass Mollige nicht häufiger an ernsten
Erkrankungen leiden, da sie dann zwangsläufig
auch früher sterben müssten. Auf keinen Fall ist es gerechtfertigt,
Mollige bis zu einem BMI von 35 als Last
für die Gesellschaft zu bezeichnen. Es gilt nach wie vor die Aussage:
Es gibt keine pauschalen gesunden
Gewichts- oder BMI-Einteilungen. Jeder Mensch hat sein eigenes
gesundes Gewicht, der eine mehr, der andere
weniger. Allerdings scheint es gesundheitsförderlich zu sein, im Laufe
des Lebens etwas zuzunehmen,
auch dies entspricht dem normalen Lauf der Dinge ...
"Übergewichtige
Menschen sind kränker, sterben früher und sind damit
eine Last für Gesundheitssysteme und die gesamte Gesellschaft."
Beinahe täglich hören wir dieses anklagende Trommelfeuer.
Wer "normal"-gewichtig ist, möge sich einmal in die Rolle von
"über"-gewichtigen Mitbürgern versetzen und sich vorstellen, wie
solche Sätze wirken. Sie sind wie Keulen, die direkt auf das
Selbstwertgefühl zielen.
Trotzdem lesen und hören wir sie nicht nur im Fernsehen und in
Lifestyleblättern,
sogar das Deutsche Ärzteblatt schlägt mit in diese Kerbe, indem es
in einem Artikel über dicke Kinder solche Sätze abdruckt [1] ...
Wenn also Mollige länger und Fettleibige kaum kürzer als die
Normalgewichtigen leben, dann
können sie zwar durchaus eine andere Krankheitsverteilung haben als
Normalgewichtige, aber sie haben
keine schlechtere Gesamtgesundheitsprognose. Wenn sie übergewichtig
sind, müssen sie sich trotzdem
immer wieder anhören, sie hätten ein erhöhtes Risiko bei
Herzerkrankungen,
ein erhöhtes Diabetesrisiko und öfter Gelenkprobleme [2].
Aus: Gunter Frank: „Lizenz zum Essen: Warum Ihr Gewicht mehr mit
Stress zu tun hat als mit dem, was Sie essen“ Körperbau und Gewicht.
9 Allgemeiner Gesundheitszustand. Warum wir so gesund sind, wie wir es
noch nie waren, es aber gar nicht bemerken. Seite 95.
10 Gewicht und Gesundheit. Warum Mollige zu Unrecht Risikozuschläge an
ihre Lebensversicherung zahlen und es unfair ist,
einen molligen Lehramtsanwärter nicht zu verbeamten. Seite 96, 102,
108 PIPER 2.Auflage 2008. www.lizenz-zum-essen.de
[1] Manfred
J. Müller, Thomas Reinehr, Johannes Hebebrand, J. (2006). Prävention
und Therapie von Übergewicht im Kindes- und Jugendalter.
Deutsches Ärzteblatt, Jg. 103, 6, 292-297.
www.aerzteblatt.de/pdf/103/6/a334.pdf
[2] Katherine N. Flegal et al (CDC Atlanta/Georgia USA): "Excess
Deaths Associated With Underweight, Overweight, and Obesity"JAMA.
2005;293(15):1861-1867
W.Wyat Gibbs (Wissenschaftsjournalist bei Scientific American):
"Übergewicht überbewertet?" Spektrum der Wissenschaft 10/2005, S.
24-31. www.rubach-friedhelm.de/wissen-thema5.html
Abel Romero Corral et al: "Association of bodyweight with total
mortality and with cardiovascular events in coronary artery disease: a
systematic review of cohort studies" The Lancet, Volume 368,
Issue 9536, Pages 666 - 678, 19 August 2006. "Es wurde die
Lebenserwartung von 250.000 herzkranken Menschen mit ihrem BMI
verglichen. Ergebnis: Wieder lebten die Molligen am längsten.
Die größte Überraschung jedoch war, dass selbst fettleibige Herzkranke
länger lebten als normalgewichtige Leidensgenossen! Erst extrem
Fettleibige hatten eine verkürzte Lebenserwartung.
Mit Abstand am schlechtesten schnitten die Untergewichtigen ab."
[S.102]
Das Anrecht, der persönliche Anspruch und Wunsch auf
Autonomie,
Selbstbestimmung
und
Würde,
wird gerade für die "Alten" in unserer Gesellschaft, in ihrem
allgemeinen Alltag und besonders bei Ihrer "Verwahrung"
in Alters- (Alten-) und Pflegeheimen,
im Krankenhaus und anderen Institutionen, zu einer persönlichen
Herausforderung.
Autonomie (altgr. autos: selbst, nomos: Gesetz, autonomia:
„sich selbst Gesetze gebend, Eigengesetzlichkeit, selbständig“)
bezeichnet die Bedingung der Selbstständigkeit,
Selbstbestimmung,
Unabhängigkeit, Selbstverwaltung oder
Entscheidungsfreiheit.
Untersuchungsergebnisse von Prof. Dr.
Anton Amann (Soziologe) et al., im Rahmen des Österreichischen
Seniorenberichts [1,2,3]
(2001) bestätigen, dass gerade alte Menschen so lange wie möglich
selbstständig und unabhängig von anderen sein möchten.
Die "absolute" Wahrung des Anspruchs auf
Autonomie, Selbstbestimmung und Würde,
besonders im Alter, ist leider noch nicht eine Selbstverständlichkeit
geworden.
Der Alltag in Alters- und Pflegeheimen
und anderen Institutionen ist weitgehend fremdbestimmt.
Je höher die Morbidität und
Pflegebedürftigkeit, desto höher auch das Risiko der Fremdbestimmtheit
(Heteronomie).
Pflegebedürftig sein, kann von den Betroffenen sehr
widersprüchlich erlebt werden.
Einerseits ist es "schön", sich geborgen, gut versorgt und aufgehoben
zu fühlen, und
die Verantwortung für seine alltäglichen Heraus- und Anforderungen
abgeben zu können.
Andererseits erzeugt es Angst und Unsicherheit, weil man "nicht tun
und lassen kann,
was man selber möchte" - Angst vor Verlust der Eigenständigkeit,
Mündigkeit,
Selbstbestimmtheit, Identitätsverlust, Endindividualisierung,
psychischer und physischer Gewalt -
und ist gleichzeitig von anderen ganz oder teilweise abhängig
geworden.
Erich
Fried (1921-1988), österreichischer Lyriker, Übersetzer und Essayist,
schreibt in seinem Gedicht "Gewalt
1 Die Gewalt fängt nicht an
wenn einer einen erwürgt
Sie fängt an
wenn einer sagt:
"Ich liebe dich:
du gehörst mir!" |
2
Die Gewalt
fängt nicht an
wenn Kranke getötet werden
Sie
fängt an
wenn einer sagt:
"Du bist krank:
Du musst tun,
was ich sage!"
|
3 Die Gewalt fängt an
wenn Eltern ihre folgsamen Kinder beherrschen und wenn Päpste
und Lehrer und Eltern Selbstbeherrschung verlangen |
4 Die Gewalt herrscht
dort
wo der Staat sagt:
"Um die Gewalt zu bekämpfen darf es keine Gewalt mehr geben
außer meiner Gewalt!" |
oder wo die Kritik nichts tun darf
sondern nur reden
und die Heiligen und die Hohen mehr tun dürfen als reden |
5 Die Gewalt herrscht dort
wo es heißt:
"Du darfst Gewalt anwenden!"
aber oft auch dort,
wo es heißt: "Du darfst
keine Gewalt anwenden!"
|
6 Die Gewalt herrscht dort
wo sie ihre Gegner einsperrt
und sie verleumdet
als Anstifter zur Gewalt |
7 Das Grundgesetz der
Gewalt
lautet: "Recht ist, was wir tun.
Und das was die anderen tun
das ist Gewalt!" |
8 Die Gewalt kann man vielleicht
nie mit Gewalt überwinden
aber vielleicht auch nicht
immer ohne Gewaltf!
|
|
Die
größte Entdeckung meiner Generation ist,
dass der Mensch sein Leben ändern kann,
indem er einfach seine innere Einstellung ändert.
William James
(1842-1910)
US-amerikanischer Psychologe, Phiolosoph
Aus: Joe Dispenza (Biochemiker, Neurowissenschaftler, Chiropraktiker,
Autor):
"Schöpfer der Wirklichkeit - Der Mensch und sein Gehirn - Wunderwerk
der Evolution"
("Evolve your Brain.The Science of Changing Your Mind" 2007)
Seite 242. KOHA 3.Auflage 2013
Der amerikanische Soziologe Erving Goffman
(1922-1988) [3,4] beschreibt die Alten- und Pflegeheime, neben Klöstern
und Gefängnissen, als
totale Institutionen,
deren Bewohner/Insassen fremdbestimmt und
abhängig von anderen sind,
was zu deren Verlust an
Selbstkontrolle/Selbstbestimmtheit, Privatsphäre und
Selbstidentität führen wird.
Nach E.
Goffman ist die totale Institution eine Unterform des allgemeinen
Begriffs soziale Institution, die er definiert
als „Räume, Wohnungen, Gebäude oder Betriebe, in denen regelmäßig eine
bestimmte Tätigkeit ausgeübt wird“.
5-Gruppen der totalen Institutionen nach Zielsetzungen
1.
zur Fürsorge von unselbstständigen und
harmlosen Menschen
(Blinden-, Alters-, Kinderheime, Waisenheime, Psychiatrische Kliniken)
2. zur Fürsorge von unselbstständigen Personen, die in irgendeiner
Weise eine Gefahr
für die Gesellschaft darstellen (Tuberkulosesanatorien,
forensisch-psychiatrische Kliniken)
3.
zum Schutz der Gesellschaft vor Personen, die als gefährlich angesehen
werden, nicht primär
zum Wohle der abgesonderten Personen (Gefängnisse,
Kriegsgefangenenlager, Konzentrationslager)
4.
mit arbeitsähnlichen Zielen (Kasernen, Internate, Schiffe,
Arbeitslager)
5.
als Zufluchtsort oder religiöse Ausbildungsstätten (Abteien, Klöster)
Merkmale einer totalen Institution
►
fixe, exakt geplante und überwachte Tagesabläufe für deren
Bewohner/Insassen (Essens-, Schlaf-, Freizeit usw.)
►
die zu erfüllenden Tätigkeiten sind durch ein System expliziter
formaler Regeln vorgeschrieben
►
eine fundamentale Trennung zwischen einer großen, gemanagten Gruppe -
im Fall der Alten-
und Pflegeheime sind es die alten, zu betreuenden Bewohner - auf der
einen und dem weniger
zahlreichen Betreuungspersonal auf der anderen Seite
►
beschränkter Kontakt der Bewohner/Insassen mit der der Außenwelt
►
das
Betreuungspersonal arbeitet nach exakt vorgegebenen Dienstplänen
und ist in die Außenwelt integriert.
Die Tagesgestaltung und der Tagesablauf in einem Pflege-/Altenheim
orientiert sich weitgehend an
den Erfordernissen, Rahmenbedingungen und Wünschen der Betreiber und
Erhalter der Institution, am
Dienstplan und Dienstrhythmus und den individuellen Möglichkeiten des
Pflege- und Betreuungspersonals.
Damit wird
sehr deutlich, dass das Leben in einem Pflege-/Altenheim weitgehend
"fremdbestimmt" ist.
Für die "pflegebedürftigen" Menschen
gilt: Es gibt fix vorgegebene Essens-, Schlafens- und Aufstehzeiten,
festgelegte Zeiten für die Körperpflege und ebenso für das Verweilen
im Garten
und sonstiger Freizeitgestaltung usw.
5-individuelle Anpassungsstrategien - Verhaltensweisen
der HeimbewohnerInnen in totalen Institutionen
um mit den gegebenen Bedingungen
persönlich und situationsadäquat besser "zurecht" zu kommen
und um die interaktionellen "Spannungen" besser ausgleichen und
kompensieren zu können,
denen Sie sich täglich ausgesetzt sehen.
1.
Strategie des Rückzugs -
Regression:
Die Bewohner/Insassen verlieren das Interesse
an der Umgebung und unterlassen es, sich an Interaktionsprozessen zu
beteiligen.
2.
Kompromissloser Standpunkt -
Rebellion:
Die Bewohner provozieren die "Institution",
indem sie offenkundig die Zusammenarbeit mit dem Personal verweigern.
Erfahrungsgemäß ist diese "Nicht-Anpassung" nicht sehr lange aufrecht
zu erhalten.
3.
Kolonisierung: Die normale Spannung
zwischen der Außenwelt und der Heimwelt verringert sich, indem
die Bewohner/Insassen eine möglichst stabile, relativ zufriedene
Existenz innerhalb des Heimes aufbauen.
Typisch dafür ist die Aussage,
"dass man es noch nie sie so gut gehabt
hätte, wie jetzt hier im Heim".
Es besteht kein weiteres Interesse mehr,
die Situation zu verändern (Abgestumpftheit).
4.
Konversion: Die
Heimbewohner/Insassen versuchen sehr diszipliniert in die neue Rolle
des perfekt angepassten Bewohners (Konvertit) zu spielen.
5.
Ruhig-Blut-Bewahren -
Loyalität:
Die am häufigsten angewandte Strategie. Die Heimbewohner versuchen
allen möglichen Konflikten
mit dem Personal aus dem Weg zu gehen, um physische und psychische
Schäden so minimal wie möglich zu halten. Loyalität
bezeichnet die innere Verbundenheit und deren Ausdruck im Verhalten
gegenüber einer Person, Gruppe oder Gemeinschaft
(Institution). Loyalität bedeutet, die Werte und Ideologie des Anderen
zu teilen und zu vertreten bzw. diese auch dann
zu vertreten, wenn man sie nicht vollumfänglich teilt.
[1] Österreichisches Institut für
Familienforschung (ÖIF) an der Universität Wien -
www.oif.ac.at/
www.oif.ac.at/publikationen/weitere_publikationen/detail/?tx_ttnews[tt_news]=2264&cHash=4eeaabeef6df030c4c1b65f2bd11e559
[2] Prof. Dr. Anton Amann: "Evaluation und Synthese der Ergebnisse der 7 österreichweiten Arbeitskreise zum Internationalen Jahr
der älteren Menschen (UNO)" 2000, Institut für Soziologie Wien - www.soz.univie.ac.at
[3] 7.Tiroler Palliativtag: "Im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Fürsorge. Palliative Care als Kultur der Sorge
für schwer kranke und sterbende Menschen" Ibk, Sa, 28.4.2012
[4] Erving Goffman: „Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen“ (Asylums: Essays
on the Social Situation of Mental Patients and Other Inmates 1961) SUHRKAMP 2006
"Gut. Gut.
Ein Vorschlag zur Güte.
Ihr nehmt mich wieder auf,
Ihr nehmt mich wieder auf in meine Wohnung,
und ihr bekommt mein Sparbuch.
Ist noch genug drauf.
Kann man sich viel kaufen.
Selbstverständlich bekommt ihr auch wieder
meine Pension!
Und ich verspreche euch hoch und heilig,
ein braver, ruhiger, unauffälliger
Senior zu sein! ...
Ich werde mein Zimmer dreimal am Tag lüften
damit man
den Gestank des Alters
nicht mehr riecht ...
Jeder spiegelt sich in den anderen.
Und niemand erkennt sich.
Das ist das Schlimmste."
"SIBIRIEN"
S.24,26,
31 HAYMON 2008 Felix Mitterer
(b.1948)
österreichischer Dramatiker, Schauspieler
Theater-, Hörspiel- und Drehbuchautor
"Die Anklage eines alten Mannes, den seine Familie ins Altersheim
abgeschoben hat:
Zwischen den quälenden Erinnerungen an seine Kriegsgefangenschaf in
Sibirien und den Träumen
von einer anderen Zukunft verbringt er seinen tristen Alltag in der
Kälte des Heimes - entmündigt,
gedemütigt und eingeschlossen. Das beklemmende und ergreifende Porträt
eines Mannes, der einsam
seinem Tod entgegenwartet - und ein packendes Plädoyer für das Recht
auf ein würdiges Altern."
"Durch die in den letzten Jahrzehnten enorm gestiegenen Kosten, die
ein Spitalsbett den Steuerzahlern verursacht,
müssen Patienten aus Sicht der Spitalserhalter so früh wie möglich
entlassen werden. Dieser ökonomische Entlassungs-
druck steigt mit jedem Tag, an dem es zu keiner Besserung des
Zustandes des Patienten kommt.
Aber wohin mit all jenen
hochbetagten und schwerkranken Menschen, die nicht mehr in der Lage
sind, für sich selbst zu sorgen? Die medizinisch
nicht mehr geheilt werden können, weil die moderne Medizin alles
Unheilbare refelexartig von sich weist und in eine medi-
zinische "Bad Bank" auslagern will? Für die es kein Zurück in ein
Zuhause gibt, weil es die für eine Pflege notwendigen
familiären Strukturen nicht mehr gibt? Weil es zu wenige Kinder und zu
viele selbst hilfsbedürftige alte Menschen gibt?
Weil in den guten Tagen des Lebens nicht an den möglichen
Krankheitsfall gedacht wurde? Weil eine auf Lust und Spaß
konzentrierte Gesellschaft auf Lebensende und Tod vollkommen vergessen
hat?
Schlagworte wie "Rentnerschwemme"
und "zweibeinige Kostenfaktoren" tragen auch nicht zum würde- und
respektvollen Umgang mit alten Menschen bei.
Und immerhin betragen die monatlichen Pflegekosten in einem Heim nur
einen Bruchteil
der Monatskosten eines belegten Spitalbettes ...
Was es bedeutet, plötzlich auf die gewohnte Umgebung eines eigenen
Zuhauses verzichten zu müssen,
kann nur ermessen, wer schon einmal krankheitsbedingt aus seinem
gewohnten Leben gerissen worden ist.
Zeitungsberichte von entlaufenen und wieder gefassten
Pflegeheiminsassen lassen in ihrer Wortwahl
eher an Gefängnisse als an Wohlfühl- und Urlaubsdestinationen denken.
Alle Schlagworte von der Würde
des Patienten, seiner Mündigkeit und Selbstbestimmung, von Fürsorge
und Autonomie werden von der Realität
des Pflegealltags und seinen materiellen Rahmenbedingungen Lügen
gestraft.
Und auch die von der Politik
ernsthaft angedachte Akademisierung der Pflegeberufe wird eine
stinkende Windel kaum attraktiver machen.
Einzig und alleine geregelte und begrenzte Arbeitszeiten bei einem
angemessenenen Gehalt
können den Pflegeberuf aufwerten."
Aus: Günther Loewit: "Sterben - Zwischen Würde und
Geschäft". Sterben und Tod II:
Die Gesellschaft. Endstation Heim. S.170-173. HAYMON 2014
"Es
treffen sich Drei Hundertjährige.
Sie setzen sich und trinken Tee und beginnen zu diskutieren,
welches Musikinstrument besser ist.
Einer sagt: "Was Besseres als die Flöte gibt es nicht." Der
Zweite:
"Du hast überhaupt keinen Geschmack.Von Flöten bekomme ich
Durchfall ... Aber die Geige!" Sie wenden sich an den Dritten, der
sagt: "Meine Freunde! Hilft dir deine Geige,
männliche Heldentaten zu vollbringen? Und hilft dir deine Flöte?"
Beide fallen über ihn her: "Hast du dein Hirn verschluckt?
Wir sprechen von der Musik und nicht von vergangenen Zeiten. Ich
schaue schon zwanzig Jahre keine Frau mehr an,
und er dreißig. Und du?" "Ich sage ja, mit
mir ist alles in Ordnung. Deine Alte ist vor sechzig Jahren gestorben, und
deine vor fünfzehn. Meine Frau schminkt sich bis heute ... Ich hab ihr
gestern das feinste Eau de Cologne geschenkt."
Sie stürzen sich wieder auf ihn: "Jetzt mach schon, erzähl, was das
für eine Musik ist. Ich bringe heute meinen Neffen
mit seinem Tonband, soll er es aufzeichnen, vielleicht kommt ja bei uns
auch was heraus." "Jaaaa, in der Nacht
hört man diese Musik in unserem Dorf. Du machst das Fenster auf und
lauschst. Aber in letzter Zeit ist sie
irgendwie selten zu hören." "Was für eine Musik?"
"Wenn ich diese göttliche Musik höre ..."
"Langweile uns nicht! Was für eine Musik?!"
"Das ist ... wenn nachts der Esel brüllt ...
Wenn mitten in der Nacht
der Maulesel schreit, fühle ich mich wie ein Jüngling von achtzehn
Jahren."
Die beiden Alten begriffen: Es hatte einmal drei Älteste im Dorf
gegeben, aber jetzt waren es nur noch zwei, denn der dritte war
verrückt geworden. "Schaut mich nicht so an.
Erinnert ihr euch, als ich das erste Mal zu meiner Alten
auf ein Rendezvous gegangen bin?" "Wir erinnern uns, wir haben
Schmiere gestanden." "In der Nacht kletterte ich
über den Zaun. Und als ich durch die Dunkelheit schlich, habe ich ihrem
Maulesel auf en Schwanz getreten.
Der hat losgebrüllt. Aber erinnert ihr euch, wie bösartig ihr Vater
war?" "Klar!" "Ich klopfte ans
Fenster,
nahm sie auf den Arm und trug sie zu Garten. Ach, was war das für eine
Mond- und Sternennacht!
Unter einem blühenden Apfelbaum belohnte mich Gott mit Honig aus ihrem
Mund. Ich fühlte an ihren Haaren,
wie göttlich es im Himmel riecht. Aber von dem Geschrei dieses
verdammten Maulesels begannen alle Esel im Dorf
zu schreien: I-a-a-a, i-a-a-a, i-a-a-a! Ich war bereit, sie umzubringen,
weil sie uns damals fast unser Stelldichein verdarben."
Und jetzt öffnen wir nachts die Fenster, legen die Hände auf die Ohren
und sitzen und warten.
Wenn die Maulesel zu schreien beginnen, ist bei uns die erste
Liebesnacht ...
Jeder hat sein eigenes Bild, seinen Eselsschrei."
Mirsakarim Norbekov
„Eselsweisheit. Der Schlüssel zum Durchblick oder wie Sie Ihre Brille
loswerden!
Kapitel: Der verzweifelte Klageschrei eines Maulesels ... Die "Oktave"
was ist das?
Seite 202-204. GOLDMANN 10.Auflage 2006
"Pessimisten sagen: Je älter du wirst,
desto kränker bist du.
Realisten sagen: Je älter dur wirst,
desto gesünder hast du gelebt"
Thomas Perls
(b.1960)
US-amerikanischer Geriater

Weinrebe
Freundschaft - Leben - Unsterblichkeit
"Allgemeinmedizin und Geriatrie sind längst wichtige Partner geworden,
die einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung von Gesundheit und Lebensqualität
im hohen Alter leisten. ... Die Allgemeinmedizin als angewandte Geriatrie
ist der Garant,
dass unser Sozial- und Gesundheitssystem weiterhin die hohe Qualität bieten kann,
um die uns viele beneiden."
Prof. em. Dr. Franz Böhmer (b.1943)
Facharzt für Innere Medizin/Kardiologie
"Doyen der österreichischen Geriatriebewegung"
Von 1995 bis 2007 Präsident der Geriatrie-Gesellschaft
Von 1998 - 2008 Ärztlicher Direktor des Sophienspital im
Sozialmedizinischen Zentrum (SMZ)
Vorstand der Abteilung für Akutgeriatrie und medizinisch
Verantwortlicher des Pflegeheime
Aus: Medical Tribune: Nr 41, 12.10.2011, S.12
Die ÖGGG -
Österreichische
Gesellschaft für Geriatrie
(Alters-, Altenmedizin, -heilkunde)
und Gerontologie (Alters- und Alternswissenschaft)
www.geriatrie-online.at vertritt die Interessen all jener
Hochschulabsolventen, die sich mit Altersforschung und der Betreuung
alter Menschen befassen,
in drei Sektionen:
* Sektion für
Biogerontologie:
Die Biogerontologie ist das Teilgebiet der Entwicklungsbiologie, das
sich mit der Erforschung der Ursachen biologischen Alterns und deren
Folgen, der Seneszenz ( „alt werden“) von Einzelzellen und Organismen
beschäftigt.
* Sektion für
Sozialgerontologie:
Das menschliches Leben lässt sich nicht isoliert, sondern immer nur im
sozialen Raum, im Miteinander vollziehen. Was wir tun, wie wir denken,
was wir fühlen, was wir wollen hat immer auch mit anderen Menschen zu
tun. Betrachtung und Erforschung des Alterns im gesellschaftlichen
Wandel und Entwicklung neuer sozialer Normvorstellungen zu späteren
Lebensjahren.
* Sektion für
Geriatrie:
Geriatrie ist die Lehre von den Krankheiten des alternden Menschen.
Dies betrifft vor allem die Themenkreise aus den Bereichen der Inneren
Medizin, Allgemeinmedizin, Orthopädie, Traumatologie, Gynäkologie,
Urolgie, Neurologie u. Gerontopsychiatrie.
"Die Geriatrie-Gesellschaft in Österreich wurde
1955 von Univ.-Prof. Dr.
Walter Doberauer (1912-1989) gegründet. Er war die entscheidende
Persönlichkeit und hat mehr als drei Jahrzehnte – bis 1985 – die
Entwicklung der Geriatrie geprägt. Der Unterschied zu heute: Damals
war die Geriatrie im Pflegeheim angesiedelt."
Aus:
www.geriatrie-online.at
Die ÖGGG stellt sich dabei folgende Aufgaben:
1. Erforschung des Alternsprozesses und der Alterskrankheiten
2. Studium der sozialen und wirtschaftlichen Folgerungen aus den gewonnenen Erkenntnissen
3. Ausarbeitung von Richtlinien für die gesundheitliche, soziale und gesellschaftliche Besserstellung alter Menschen
4. Finanzielle Unterstützung wissenschaftlicher Veranstaltungen zu Themen des Alterns
5. Mitarbeit in internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften und Vereinen auf dem Gebiet der Alternsforschung und Altersheilkunde
6. Unterstützung der wissenschaftlichen Zielsetzung und der „IAGG - International Association of Gerontology and Geriatrics“ im Rahmen der
Mitgliedschaft.
www.iagg.info/
"Die Vorstellung, das eigene
Leben als "Pflegefall" im Heim beenden zu müssen,
ist für viele Menschen so schrecklich, dass sie ernsthaft die
Selbsttötung erwägen
und sich sogar an entsprechende Sterbehilfe-Organisationen im Ausland
wenden,
um diesem Schicksal zu entgehen.
...
Die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft wird sich auch daran messen
lassen,
wie sie mit ihren schwächsten und hilfsbedürftigsten Mitgliedern
umgeht.
Dazu gehören an erster Stelle pflegebedürftige Hochbetagte.
Die Tatsache, dass jeder von uns eine nicht geringe Chance besitzt,
selbst irgendwann zu diesem Personenkreis zu gehören, wird derzeit
flächendeckend verdrängt - anders kann man sich die Vernachlässigung
der Menschen
in vielen dieser Institutionen [Pflegeheime, Krankenhäuser,
Intensivstationen usw.],
aber auch die zum Teil menschenverachtenden Bedingungen, unter denen
in Altersheimen gearbeitet und gepflegt werden muss, nicht erklären.
Wenn sich daran nicht grundlegend etwas ändert, wird irgendwann
das Stichwort des "sozialverträglichen Frühablebens" uns alle
viel direkter betreffen, als wir derzeit zu denken wagen."
Aus: Gian Domenico Borasio(b.1962, Palliativmediziner): „Über das Sterben. Was wir wissen, was wir tun können,
wie wir uns darauf einstellen“ 2. Das Lebensende: Wunsch und Wirklichkeit. Pflegeheime. Seite 35f. 2.Auflage BECK 2012
"In jedem Fall ist die
psychische Belastung, die ein Pflegeberuf mit sich bringt, unbestreitbar,
und
es ist nicht überraschend, dass die Angehörigen von Pflegeberufen
überdurchschnittlich häufig von
Burnout-Syndrom und Depressionen betroffen sind. Denn im Vergleich zur
Pflege etwa eines Säuglings
ist die Pflege einer greisen und kranken Bevölkerung mit weit weniger
Freude verbunden.
Während ein Baby wächst, isst, zu lächeln beginnt, gehen und sprechen
lernt, kurzum zu einem
nicht mehr pflegebedürftigen Menschen heranreift, verläuft die
Entwicklung des alten Menschen
mit "tödlicher Sicherheit" in die umgekehrte Richtung. Denn am Ende
der Altenpflege
und aller mit ihr einhergehenden Prozesse steht immer der Tod."
Aus: Günther Loewit (b.1958, Österreichischer Arzt): „Wie viel Medizin überlebt der Mensch?“ Kapitel: Das Notwendige
und das Mögliche. Billigpflege und Hochpreismedizin. S.214. HAYMON 2.Auflkage 2013 www.guenther-loewit.at/

"Der Algemeinarzt soll sich bei allen
Verschreibungen zurückhalten
und sich davor hüten, seine Therapie in den Vordergrund zu stellen,
wenn der Patient wieder genesen ist.
Bei der Masse der akuten Fälle spielt seine Therapie
keine überragende Rolle.
Aus: Robert Nikolaus Braun, Waltraud Fink, Gustav Kamenski
„Lehrbuch der Allgemeinmedizin. Theorie, Fachsprache und Praxis“
Kapitel 13: Therapie an der ersten ärztlichen Linie S.151. Berger
Verlag 2007
"Als Richtlinie mag dienen, dass sich der
Allgemeinarzt angesichts vielfältig abnormer Befunde, die auch als
Krankenhaus-Diagnosen in einem Arztbrief an ihn herankommen können, stets
zuerst fragen muss:
"Habe ich es mit
unabänderlichen Zuständen oder mit Prozessen zu tun?"
Mit andern Worten:
Brechen hier Krankheiten aus oder sind das
altersbedingte Veränderungen,
mit denen ein Mensch ohne großen Leidensdruck leben kann?
Werden also bei einem 70-jährigen ein
mäßiggradiges Emphysem, eine Aortensklerose, eine Spondylarthrose und eine
unverdächtige,
mäßig vergrößerte Prostata ohne Behinderung des Harnflusses entdeckt,
so sind das Dinge, die einem Menschen dieses Alters zustehen.
Ohne nennenswerte Beschwerden liegt für eine sofortige diagnostische
Aktivität oder therapeutische Aktivität kein Grund vor.
Wird dagegen bei einer Untersuchung aus
anderen Gründen beim gleichen Patienten außer dem eigentlichen
Beratungsergebnis unvermutet
auch noch ein Diabetes mellitus neu erfasst, so gilt es zu handeln.
Wir sprechen in solchen fällen von
multiplen Beratungsergebnissen.
Sie könnten, wie in unserem Beispiel, im Rahmen der Diagnostik erhoben
worden sein. Der Patient könnte aber ebenso primär,
sagen wir wegen einer Distorsio pedis und zugleich wegen unerklärliche
starkem Durst, gekommen sein
und vielleicht schon selbst an eine Zuckerkrankheit gedacht haben.
Den modernen Ausdruck Multimorbidität
verwenden wir in diesem Zusammenhang nicht.
Morbidität bedeutet ja entweder die Krankheitsrate bezogen auf
die Bevölkerung oder die Epidemiologie einer Krankheit.
Mit "multi" gekoppelt ergibt weder die eine noch die andere
Bedeutung des Begriffes Morbidität einen Sinn."
Aus: Robert Nikolaus Braun, Waltraud Fink, Gustav Kamenski: „Lehrbuch der
Allgemeinmedizin. Theorie, Fachsprache und Praxis“
Kapitel 3: Die Fachsprache der Allgemeinmedizin. 3.13 Multiple
Beratungsursachen. Seite 75. Berger Verlag Horn/Wien 2007
ZITATE: Robert Nikolaus Braun / Dogmen & Fiktionen
>>>
"Die Wissenschaft, stets unser
Wissen mehrend,
Welches dann wieder unser Elend
mehrt,
Verehre man wie die Religion,
die unsere
Unwissenheit vermehrt, und die
man auch verehrt."
Ballade von der Billigung der Welt
(1932) Strophe 24 (von 30)
Berthold Brecht
(1898-1956)
Billigpflege und Hochpreismedizin
>>>
Dr. med.
Günther Loewit (b.1958, Österreichischer Arzt): „Wie viel Medizin
überlebt der Mensch?“ Kapitel: Das Notwendige und das Mögliche.
Billigpflege und Hochpreismedizin. Seite 211-221. HAYMON 2.Auflkage
2013. www.guenther-loewit.at
"Die Überalterung unserer Gesellschaft dank der modernen Medizin
verursacht nicht nur Probleme im Pensionssystem, sondern auch ein
weiteres, fast unlösbares Problem: Wer wird die immer älter und
kränker werdende Bevölkerung pflegen? Nach einer Meldung der Agentur
Reuters stimmt die Regierung Deutschlands die Bevölkerung auf höhere
Beiträge zur Pflegeversicherung ein: "Die zunehmende Zahl
Pflegebedürftiger führt dazu, dass die Leistung der Pflegeversicherung
ohne Erhöhung der Beiträge nicht mehr darstellbar ist." (Fraktionschef
Volker Kauder, CDU). Sowohl in Deutschland als auch in Österreich kann
schon seit längerer Zeit von einem "Pflegenotstand" gesprochen werden,
dessen Grund einzig und allein unsere immer längere Lebenserwartung
ist. Die "Financial Times Deutschland" berichtet, dass im Jahr 2025
allein in Deutschland geschätzte 152.000 Alten- und Krankenpfleger
fehlen werden. Die Situation im kleinen Österreich stellt sich nicht
besser dar: Schon jetzt können nicht alle Stellen im Pflegebereich
besetzt werden. Allein von 2008 bis 2010 entstanden ca. 6000 neue
Pflegestellen in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen. Schätzungen
gehen davon aus, dass sich die Zahl der Pflegegeldbezieher in den
nächsten 25 Jahren verdoppeln wird. Schon heute tobt ein heftiger
Streit zwischen Bund, Ländern und Gemeinden über die Finanzierbarkeit
des Pflegegeldes" ...
"Ich halte sehr
viel von der Altenpflege im Kreise der Familie. Als Scheidungskind
wünsche ich mir wie fast alle Scheidungskinder meine Eltern wieder
zusammen. Wenn sie pflegebedürftig werden, muss ich nur ihre neuen
Partner ins Altersheim stecken, dann pflege ich meine geschiedenen
Eltern zu Hause, wo ich sie in ein und dasselbe Ehebett reinlege, bis
sie sterben.
Das ist für mich die größte Vorstellung von Glück. Irgendwann, ich muss
nur geduldig warten, liegt es in meiner Hand ... Je länger ich im
Krankenhaus bleibe,
umso mehr Chancen habe ich, sie hier zusammenzuführen."
Charlotte Elisabeth Grace Roche
(b.1978)
Britische Moderatorin, Produzentin, Schauspielerin, Hörspielsprecherin, Autorin
In: „Feuchtgebiete“ Seite 7, 99 Dumont Buchverlag 2008
„Off-Label-Use“: Worauf muss man achten?
www.univie.ac.at/medizinrecht/forschung/beitrag/offlabel.pdf
"Off-Label-Use" bedeutet sinngemäß: "Nicht
bestimmungsgemäßer Gebrauch". Gemeint ist damit der Einsatz eines
Arzneimittels gegen eine Krankheit, für die das Medikament von den
Zulassungsbehörden keine Genehmigung hat. Jedes Arzneimittel, das man
in Europa in einer Apotheke kaufen kann, muss von einer
Zulassungsbehörde geprüft und zugelassen sein. In Deutschland ist
dafür das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM
zuständig. Die Europäische Zulassungsbehörde hat ihren Sitz in London
und heißt European Medicines Agency (EMA). Ein und derselbe Wirkstoff
kann manchmal für die Behandlung mehrerer Erkrankungen oder
unterschiedlicher Personengruppen (Kinder / Erwachsene) geeignet sein.
Allerdings muss dann der Hersteller für jede geprüfte Erkrankung und
jede Personengruppe eine eigene Zulassung beantragen. Es gibt für die
Firmen aber keine Pflicht, für ein Arzneimittel in allen Ländern die
gleiche Zulassung zu beantragen. Es kann daher vorkommen, dass ein
bestimmter Wirkstoff für eine bestimmte Erkrankung in Land A
zugelassen ist und in Land B nicht. Wenn Ärztinnen und Ärzte den
Wirkstoff dennoch anwenden, spricht man von "Off-Label-Use" ..."
Aus:
www.gesundheitsinformation.de/off-label-use-worauf-muss-man-achten.151.de.htm
Medikamentencocktail im Alter
>>>
Univ. Prof. Dr. Johannes Bonelli, Direktor von IMABE - Institut für
medizinische Anthropologie und Bioethik in Wien: www.imabe.org
Aus: ÖÄZ Nr.8, 25.April 2010, Seite 30
"Einer sehr großen Zahl von Patienten
werden täglich stark wirksame Psychopharmaka und andere Medikamente
verschrieben, ohne dass der Verträglichkeitstyp bestimmt wurde.
Insofern kann es nicht überraschen, dass verschiedene Experten wie vor
kurzem z.B. David W. Bates ["Drugs and Adverse Drug Reactions (ADR)
How Worried Should We Be?" JAMA 1998] von der Universitätsklinik in
Toronto/Ontario in einem renommierten US-Journal darauf hinweisen,
dass Folgen von
Arzneimittel-Unverträglichkeiten in der Klinik zu den häufigsten
Todesursachen zählen.
Kaum geringer dürften die Probleme im Bereich der ambulanten
Versorgung sein, über den zu dieser Frage keine Untersuchungen
vorliegen. Es besteht daher eine klar begründete Notwendigkeit, die
individuelle Medikamentenverträglichkeit eines Patienten zu bestimmen,
bevor man eine Medikamententherapie mit einem Mittel einleitet, das
der Entgiftung und Ausscheidung durch eines der relevanten Enzyme
unterliegt. Wie schon erwähnt, wird dies auch durch Fachkommissionen
der Europäischen Union seit Jahren empfohlen. Obwohl die Bestimmung
des Entgiftungstyps eines Patienten mittels moderner diagnostischer
Methoden technisch ebenso schnell möglich wäre wie die Bestimmung
einer Blutgruppe, existiert innerhalb der medizinischen Versorgung
hierfür keine Infrastruktur. Für den Patienten würde die Diagnostik
lediglich eine einmalige, kleine Blutabnahme bedeuten, so wie sie auch
bei jeder anderen Laboruntersuchung vorgenommen wird ...
Hinsichtlich der bis heute in der Medizin
nicht beachteten Unterschiede bei der individuellen, genetisch
bedingten Medikamentenverträglichkeit, führt das dazu, dass bis zu 40%
aller Patienten bei bestimmten Medikamenten in Gefahr sind, falsche
Dosierungen zu bekommen.
Bei den wichtigsten CYP450 -Enzymen (2D6, 2B6, 2C9, 2C19) sind
innerhalb der Bevölkerung unterschiedliche Varianten, sog.
Polymorphismen, vorhanden. Diese sind für die 4 unterschiedlichen
Typen von Medikamentenverträglichkeit - Entgiftungs-typen (60%
Normaltyp, 30% mittelschwacher Entgiftungstyp, 10% schwacher
Entgiftungstyp, 2% überstarker Entgiftungstyp) verantwortlich."
Aus: Joachim Bauer (b.1951, dtsch. Internist, Psychotherapeut,
Psychiater, Molekular-Neurobiolge): „Das Gedächtnis des Körpers: Wie
Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern“ Kapitel 11. Blindflug
von Arzt und Patient? Was an der Behandlung mit Psychopharmaka (und
anderen Medikamenten) zu kritisieren ist. Die Notwendigkeit einer
Verträglichkeitsdiagnostik S138f. 16.Auflage PIPER 2010 (2004).
Die Bestimmung des Entgiftungstyps
eines Patienten über Entgiftungs-Enzyme- /CYP450-Enzyme Polymorphismen
Analysen sind dzt. noch keine allgemeinen Kassenleistung.
"Denn unter dem Titel
"Alzheimer" werden heute - medizinisch nicht ganz korrekt -
verschiedene Arten von Demenzerkrankungen zusammengefasst, darunter
auch ein Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses, das bei älteren
Menschen gehäuft auftritt und aus medizinischer Sicht völlig normal
ist. Aber nicht jeder vergessliche alte Mensch ist krank. Nicht
jede Persönlichkeitsveränderung im höheren Alter ist mit Krankheit
gleichzusetzen. Und vor allem ist nicht jeder alte Mensch
automatisch ein Patient. Altern ist ein essentieller Bestandteil des
Lebens und keine medizinisch behandelbare Krankheit.
Abnützungsprozesse und psychische Veränderungen sind natürliche
Teilaspekte dieses Alterns. Leider geraten solche triviale
medizinische Leitsätze zunehmend in Vergessenheit. Als ob die Medizin
selbst an Alzheimer leiden würde. Namhafte Kritiker moderner
Medizin behaupten, dass auch die heute weithin verwendete Diagnose
Alzheimer-Demenz in vielen Fällen in Wirklichkeit überhaupt keine
Krankheit darstellt, sondern im weitesten Sinne einfach eine Folge des
"Altwerdens" des Gehirns ab dem 80. bis 85. Lebensjahr darstellt.
Eine normale Abnützung sozusagen. Im Gegensatz zum heutigen
Demenzbegriff war die von Alois Alzheimer [1864-1915] beobachtete und
protokollierte Patientin [Auguste Deter, 1850-1906] zum Zeitpunkt
ihrer Erkrankung erst 51 Jahre [1901] alt und entspricht damit,
zumindest vom Alter her, keineswegs dem Großteil der heute mit dem
Etikett "Demenz" versehenen Menschen."
Aus: Günther Loewit (b.1958, Österr. Arzt): „Wie viel Medizin überlebt der Mensch?“ Wenn Medizin krank macht. Alzheimer:
Aufstieg einer Erkrankung, S. 21f. HAYMON 2.Auflkage 2013 www.guenther-loewit.at [Ergänzungen]
PIM - Potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen: Die
PRISCUS-Liste
pdf
>>>
www.aerzteblatt.de/archiv/77776, www.priscus.net
"Ein
alternder Organismus reagiert anders auf Medikamente als ein junger, was
womöglich deren Wirksamkeit beeinflusst oder die Gefahr für Neben- und
Wechselwirkungen erhöht. Verschärft werden diese Risiken, weil Senioren
oft an mehreren Erkrankungen gleichzeitig leiden und entsprechend viele
Medikamente benötigen. "Allerdings sind die Arzneimitteleffekte bei alten
Menschen nicht besonders gut durch klinische Studien überprüft, und so
finden sich auch nur wenige Hinweise in den Fachinformationen"so Frau
Professor Dr. Petra Thürmann, Direktorin des Philipp-Klee-Instituts für
Klinische Pharmakologie des Helios Klinikums Wuppertal und
Lehrstuhlinhaberin für Klinische Pharmakologie an der Universität
Witten/Herdecke, welche mit ihren Kollegen Stefanie Holt und Dr. Sven
Schmiedl eine PIM-/Potenziell inadäquate Medikation für ältere
Menschen-Liste speziell für Deutschland entwickelt und
»Priscus-Liste«
getauft
hat. Der Name stammt daher, dass das Projekt zum interdisziplinären
Forschungsverbund Priscus (lateinisch für
»altehrwürdig«)
gehört.
Es ist
schön, dass wir immer älter werden ... Aber älter zu werden ist nicht
immer schön. Ältere Menschen leiden häufig an mehreren chronischen
Erkrankungen, zum Beispiel Herzschwäche, Diabetes, Bluthochdruck,
Osteoporose oder den Folgen eines Schlaganfalls. Mediziner sprechen von
Multimorbidität.
Die Behandlung, auf die diese Patienten dauerhaft angewiesen sind, geht
oft an ihren Bedürfnissen vorbei. Der Grund: Niemand weiß genau, wie eine
angemessene Behandlung bei Multimorbidität aussehen müsste. Die Forschung
zum Thema Multimorbidität steckt noch in den Kinderschuhen. Viele
Fragen sind offen:
Was muss man bei der Behandlung älterer Menschen berücksichtigen? Wie
müssen Medikamente aufeinander abgestimmt werden, wenn mehrere chronische
Erkrankungen vorliegen? Was sind die Ziele der Therapie? Aus:
www.priscus.net
"Unbestreitbar hat die
moderne (Geräte-) Medizin Menschenleben gerettet, die früher nicht
gerettet worden wären, und kann Krankheiten in vielen Fällen früher
oder präziser zu diagnostizieren helfen.
Dafür verursacht diese moderne
Medizin aber auch Probleme und Leiden, die es früher nicht gegeben
hat:
Krankheiten, die als Folge der Überbehandlung mit Medikamenten
entstehen, Fehldiagnosen infolge blinden Vertrauens in die
Medizintechnik, depressive multimorbide Patienten ohne Aussicht auf
wirkliche Heilung, die hilflos vor lauter Hilfe immer noch am Leben
erhalten werden. Und wie die diversen Statistiken zeigen, steigt die
Zahl der kranken Menschen stetig an. Wenn moderne Medizin den
früheren ärztlichen Bemühungen überlegen wäre, müsste es dann aber
nicht weniger zu behandelnde Menschen geben? ... Der Mensch ist zum
lebenslänglichen Patienten geworden, der Arzt zum Verwalter seines
Wissens und Anwender von vorgegebenen Verfahrenswegen. Am besten
sollte der Mensch keinen Schritt mehr tun, keinen Gedanken mehr
denken, keinen Entschluss mehr fassen, ohne zuerst mit der
Gesundheitsindustrie Rücksprache gehalten zu haben ... Bevormundung,
Entmündigung auf Schritt und Tritt, permanente ärztliche
Untersuchungen zur Sicherheit. Gehen um nicht mehr des Gehens
willen, sondern um dem Alterungsprozess zu entkommen, Laufen, um der
Realität, dem Alt-Werden, davonzulaufen."
Aus: Günther Loewit (b.1958, Österr. Arzt): „Wie viel Medizin überlebt
der Mensch?“ Kapitel: Moderne Medizin - entmenschlichte Medizin?
Maschinenmedizin und Be-Handlung. Auszugsweise Seite 150f.
Lebensbegleiter Arzt. Seite 151f. HAYMON 2.Auflkage 2013
www.guenther-loewit.at
Viele Patienten haben für jedes Symptom - „Wehwehchen“ - einen eigenen Arzt, und jeder einzelne dieser Ärzte be-
handelt das ihm zugehörige Symptom. So kommt der Patient oft auf eine recht stattliche Anzahl von Medikamenten, 15
bis 20 Stück pro Tag sind leider keine Seltenheit mehr. Wie sie sich mit einander vertragen, ob es zu Interaktionen kommt,
(Polypharmakotherapie) das weiß zuletzt niemand mehr! In all diesen Fällen fehlt die ganzheitliche Zusammenschau,
die ganzheitliche Patientenbezogene Medizin.
Genetische Ursachen individueller Medikamentenunverträglichkeit
pdf
>>>
Pharmakogenetik - Bestimmung des Entgiftungstyps eines Patienten über
CYP450-Enzyme Polymorphismen Analysen
Frau Dipl. biol.
Birgit Busse,. Zentrum fuer Humangenetik und. Laboratoriumsmedizin Dr.
Klein und Dr. Rost. Lochhamer Str. 29. 82152 Martinsried.
www.medizinische-genetik.de
Matthias Schwab, Claudia Marx, Ulrich M. Zanger, Michel Eichelbaum,
Margarete Fischer-Bosch: "Pharmakogenetik der Zytochrom-P-450-Enzyme:
Bedeutung für Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten" 2002
www.aerzteblatt.de/v4/archiv/lit.asp?id=30549
"
In einem ersten Schritt Verunsicherung zu schaffen und im zweiten die Lösung anzubieten, künstliche Fragen mit künstlichen Antworten zu erwidern -
das ist ein althergebrachtes und bewährtes Geschäftsmodell. Fast täglich erklärt eine der unzähligen medizinischen Fachgruppen, die wichtig die
Vorbeugung gegen, und die rechtzeitige Erkennung von Bluthochdruck, Gebärmutterhalskrebs, Depression, Burnout-Syndrom, Allergien, Haut- oder
Brustkrebs, schlechter Haltung, Bandscheibenschäden, grauem oder grünem Star usw. wäre. Alles einwandfrei dokumentiert, durch Fallzahlen hin-
länglich untermauert. Unbestreitbar, korrekt. Aus Sorge um den Menschen! Und die Lösung, Erlösung: Die regelmäßige Untersuchung beim Facharzt
für die jeweilige Erkrankung. Keine Arbeitslosigkeit für Ärzte, keine Arbeitslosigkeit für Patienten. Die berühmten 10% des BIP (mittlerweile
liegt der Wert sogar noch höher) wollen umgesetzt [~ 31,4 Milliarden Euro 2010], vielleicht auch noch gesteigert werden. Geld spielt keine Rolle,
es gibt keinen höheren Wert als das individuelle Leben und die Gesundheit. Diesem Dogma muss alle Vernunft untergeordnet werden ...
Gibt es einen Ausweg aus dem Dilemma der Entpersonifizierung der Medizin unserer Tage?
Der Mensch steht nicht mehr im Mittelpunkt ärztlicher Bemühungen, nachdem er um Beistand gebeten hat, sondern schon lange davor. Elektronisch
erfasste Menschen, lückenlos überwacht. Rechtzeitig mit Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren für den Notfall versehen, zu ihrem
Besten. Menschen, die jeden Schritt auf mögliche Gesundheitsrisiken hin überprüfen. Künstlich "scheinjung" gehaltene alte Menschen, die nicht
mehr leben, aber auch nicht sterben können. Ungebetene, unausweichliche Medizin, tagtäglich in den Massenmedien förmlich aufgedrängt. Ein Staat,
der die Gesundheitskosten senken will, indem er die Ausgaben für Gesundheit erhöht. Ein Aderlass an den Ressourcen des Staates. Denn eines muss
uns allen klar sein: Am Ende aller Gesundheitsleistungen steht doch immer und unausweichlich der Tod des Patienten. Noch hat niemand berechnet,
mit wie vielen bei Ärzten und anderen Gesundheitsanbietern verbrachten Tagen, Wochen und Monaten wir unsere gestiegenen Lebenserwartung
bezahlen. Und nur ganz tapfere Individuen verweigern sich dem Hype um Gesundheit und scheinbar
ewiges Leben und bestimmen selbst über ihr Leben und Sterben."
Aus: Günther Loewit (b.1958, Österr. Arzt): „Wie viel Medizin überlebt
der Mensch?“ Kapitel: Moderne Medizin - entmenschlichte Medizin?
Lebensbegleiter Arzt. Seite 153f. HAYMON 2.Auflkage 2013
www.guenther-loewit.at
Checkliste
Nährstoffräuber pdf
>>>
Suzy Cohen - Mit freundlicher
Genehmigung des KOPP Verlages (30.12.2011)
Die
Problematik der Polypharmakotherapie im Senium
pdf
>>>
ÖKOMED Ausgabe Nr. 2 August
2010. International Symposium on Polypharmacy for the Elderly. 8.
September 2009, Med. Universität Wien
"Eine 86-jährige Patientin wird wegen eines Oberschenkelhalsbruches in
ein Schwerpunktkrankenhaus eingeliefert. Der Diensthabende Orthopäde
freut sich auf die medizinische Herausforderung. In den allermeisten
Fällen gelingt die operative Wiederherstellung auch in dieser
Altersgruppe ausgezeichnet. Schon am Tag nach der OP können viele
Patienten schon wieder erste Gehversuche unternehmen.
Allerdings stellt
sich der Fall
der alten Dame etwas komplizierter dar.
Sie leidet nicht nur an einer Demenzerkrankung, sondern ist wegen
einer vielschichtigen Herzerkrankung auch seit Jahren blutverdünnt.
Eine Vollnarkose kommt bei ihr wegen des angegriffenen Herzens nicht
in Frage. Der Anästhesist lehnt in Anbetracht der bestehenden OAK-
[Oralen Antikoagulations] Therapie allerdings auch eine Lumbalnarkose
(Kreuzstich) ab, da im Falle einer Blutung im Bereich des
Rückenmarkes schwerste Komplikationen zu erwarten sind. Also ist eine
Narkose am Einlieferungstag schlichtweg nicht möglich. Die alte Dame
muss nun liegend sieben lange Tage auf ihre Operation warten. Denn so
lange dauert es, bis die Gerinnung trotz medikamentöser Gegenmaßnahmen
wieder auf vertretbare Werte normalisiert ist. Am achten Tag gibt es
dann endlich die internistische Freigabe zur Lumbalanästhesie.
Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen für die Operation
nunmehr dramatisch verschlechtert. Im Bereich der Bruchstelle haben
erwartungsgemäß Entzündungs- und Umbauprozesse eingesetzt, die
sowohl die Dauer des Eingriffs als auch die Erfolgsaussichten deutlich
zu Ungunsten der Patientin beeinflussen. Außerdem kommt es bei
älteren Patienten nach acht Tagen absoluter Bettruhe zu massiven
Muskelabbauprozessen. Das bedeutet, dass die Remobilisation nach
einer solchen OP ungleich schwieriger wird. Wegen der starken
Entzündung im Operationsgebiet verliert die Patientin während des
Eingriffs verhältnismäßig viel Blut. Sie benötigt insgesamt vier
Blutkonserven und muss nach der OP noch sechs Tage auf der Intensiv-
station verbringen. Im weiteren Verlauf gelingt es nicht mehr, die
Dame zu mobilisieren. Sie bleibt über ein halbes Jahr bettlägrig,
bevor sie verstirbt. Die Blutverdünnungstherapie ist übrigens nach
der OP nicht wieder aufgenommen worden."
Aus: Günther Loewit (b.1958, Österr. Arzt): „Wie viel Medizin überlebt der Mensch?“ Kapitel: Das Notwendige und das Mögliche.
Blutverdünnung bis zum Verbluten. S. 189f. HAYMON 2.Auflkage 2013 www.guenther-loewit.at [Meine Ergänzungen]
Algorythmus zur Reduktion der Polypharmakotherapie im Senium
pdf
>>>
ÖKOMED Ausgabe Nr. 2 August
2011. Dr. Jochen Schuler, II. Medizin, Universitätsklinikum PMU / Dr.
Renato Kasseroller, SGKK
Schlussfolgerung:
"Diese kleine unkontrollierte Studie zeigt, dass bei älteren Menschen
die Polypharmakotherapie sehr oft nicht Ziel führend ist. Nach einem
noch zu evaluierendem Algorithmus können bis zu 50% der Arzneimittel
abgesetzt werden, ohne dass eine wesentliche Verschlechterung der
gesundheitlichen Situation eintritt. Bei zahlreichen Patienten dieser
Studie besserten sich die Parameter Lebensqualität und kognitive
Fähigkeiten. Weitere Studien sind dringend gewünscht. Der vom Autor
angeführte Untertitel „less is more“ sollte bei jeder Medikation
berücksichtigt werden."
"Es ist notwendig, dass ÄRZTE wieder mehr SELBSTÄNDIGKEIT und
EIGENVERANTWORTUNG bekommen und übernehmen.
Denn die persönliche Note, das Besondere an einem Menschen,
das Außergewöhnliche geht in einer Gesellschaft, in der alle
Mitglieder normiert sind, verloren. Keinesfalls soll der Sinn der
Qualitätssicherung an sich in Frage gestellt werden. Aber es müsste
wieder akzeptiert werden, dass es für verschiedene Menschen auch
unterschiedliche Ergebnisse bei der Behandlung ein und derselben
Krankheit geben darf. Es ist nicht notwendig, einen
Patienten immer optimal - das heißt: streng nach den Vorgaben bzw.
nach den vorgesehenen Behandlungswegen - zu behandeln, um ein
individuell optimales Ergebnis zu erzielen.
[...]
Verunsicherte Patienten werden eher krank.
Menschen ohne Freude werden eher krank. Menschen ohne Wünsche und
Ziele werden eher krank.
Natürlich werden auch Menschen mit
Vorhofflimmern [VHF] eher einen Schlaganfall erleiden [das Risiko
liegt zwischen 1 und 5% pro Jahr] als andere. Aber derzeit werden
Ärzte in ihrer Ausbildung daraufhin gedrillt, auf jeden
auffälligen medizinisch messbaren Befund zu achten und ihn sofort, den
jeweiligen Guidelines entsprechend, zu behandeln. Dieses Behandeln ist
in vielen Fällen weit entfernt vom
semantischen Sinn des Wortes "behandeln.
...
So entstehen neue, teure,
aber notwendige Akutversorgungseinheiten, Rehabilitationsanstalten,
Nachbetreuungsstationen, und vor
allem neue Medikamente, die die Kassen der Industrie klingeln lassen
sollen.
Polemisch könnte man feststellen:
Die eigentliche Wirkung
der Medizin ist der Gewinn ihrer Betreiber -
der Nutzen für den einzelnen Patienten könnte dagegen die Nebenwirkung
sein. Könnte, wohlgemerkt. Denn nicht alles, was verkauft, verordnet
und geschluckt wird, hat einen
tatsächlichen Wert für den Geschädigten. Wohl aber für den
Hersteller."
Aus: Günther Loewit (b.1958, Österr. Arzt): „Wie viel Medizin überlebt
der Mensch?“ Kapitel: Das Notwendige und das Mögliche.
Zuerst einmal nicht schaden? Seite 185. Behandlung von Befunden Seite
201. Herzinfarkt und sprudelnde Kassen Seite 202. HAYMON 2.Auflkage
2013 www.guenther-loewit.at
Entzündung, oxidativer Stress und der
Tryptophan-Kynurenin-Stoffwechsel im Alter
pdf
>>>
Dr. rer. nat. Katrin Hueseker, 6. März 2013 - Institut für Medizinische Diagnostik Berlin
www.inflammatio.de - Dr. Volker von Baehr
Wer hat Angst vor dem Psychopharmaka Absetzen?
pdf
>>>
Ärztliche Beratung und psychotherapeutische Gespräche beim Absetzen von Dämpfungs- und Beruhigungsmitteln
Dr.med. Josef Zehentbauer - Arzt und Psychotherapeut in München. Siehe Zitate:
Josef Zehentbauer: Der
Seelenvogel
>>>
"Wenn
Psychiater und Psychologen "ihren Patienten" in Diagnose-Schemata
einordnen, dann machen sie diesen Menschen zu einem "Krankheitsbild",
zu einem kranken Objekt. Der Psychiater schafft eine Distanz zwischen
sich und dem Patienten, er begutachtet das Leid des anderen. Auf diese
Weise muss sich der Psychiater nicht in die psychischen Probleme des
anderen hineinfühlen: Die Probleme des Patienten sind für den
Psychiater nur ein Teil des "wissenschaftlich" definierten
Krankheitsbildes. Ein Mensch sieht keinen Ausweg, fühlt sich traurig,
elend und weint verzweifelt. "Klar", denkt der diagnostisch
orientierte Psychiater, "klar, dass dieser Mensch weint, er hat eine
schwere depressive Episode". Die psychiatrische Diagnostik dient
bestenfalls den Schul-Psychiatern/-Psychologen, um menschliche
Begegnungen zu verarbeiten. Der New Yorker Psychiatrie-Professor
Thomas Stephen Szasz (1920-2012) nennt die psychiatrische Diagnostik
eine "Rufmord- und Diffamierungstechnik"... Wir haben bereits gesehen,
dass die Grenze zwischen "psychischer Auffälligkeit" und anerkannter
"Normalität" willkürlich ist, ein Diagnose-Stempel kann für den
psychisch-auffälligen Menschen jedoch fatal werden: Denn er soll mit
allerlei Mitteln in die Normalität zurückgebracht werden - von
Psychopharmaka bis Psychotherapie bis psychiatrischer
Zwangsbehandlung. Hier wird erkennbar, welchen gesellschaftlichen
Auftrag... die Psychotherapie zu erfüllen hat... Normalisierung und
Anpassung, durch Psychotherapie oder durch Psychopharmaka. Kreativ
wird die Psychotherapie dann, wenn gesellschaftliche Fassaden
gesprengt werden und die Individualität wie eine Knospe - zwar heftig,
aber sanft - durchbricht und sich zur individuellen Blüte entfaltet -
zur eigenen Freude und zur Freude anderer ..."
Aus: Josef Zehentbauer: „Abenteuer Seele. Psychische Krisen als Chance“ Kapitel: "Wenn die Seele schreit"
pp 68, 72. ALBATROS 2012 (2000)
Dr.phil. Peter Lehmann: Handelsnamen und Wirkstoffe der in Deutschland, Österreich und der Schweiz verwendeten psychiatrischen Psychopharmaka:
www.antipsychiatrieverlag.de/verlag/titel/absetzen/psychopharmakaliste.htm
Mythos
Geisteskrankheit
pdf
>>>
Die Definition von Krankheit
>>> Thomas Stephen Szasz wurde 1920 in Budapest, Ungarn, geboren und
flüchtete 1938 mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten, wo er
1944 die Staatsbürgerschaft erhielt. Er durchlief eine medizinische
Ausbildung in den Fächern Innere Medizin und Psychiatrie und
promovierte 1944 zum Doktor der Medizin. 1950 schloss er seine
Ausbildung zum Psychoanalytiker am Chicago Institute for
Psychoanalysis ab. 1956 wurde Thomas Szasz Professor für Psychiatrie
an der State University of New York in Syracuse und blieb dies bis zu
seiner Emeritierung im Jahr 1990. Er starb am 8. September 2012 im
Alter von 92 Jahren in seinem Haus in Manlius, New York. Aus:
www.szasz-texte.de/ueber-szasz.html
"Und während die bisher gebräuchlichen Cumarinderivate [OAK, Orale
Antikoagulation, Blutverdünnungsbehandlung] im Falle einer Überdosierung mit der Gabe von Vitamin K noch einigermaßen
antagonisiert werden konnten (das heißt: ihre Wirkung aufgehoben werden konnte), gibt es für eine neue, derzeit mit massivem Druck der
Pharmaindustrie auf den Markt drängende Substanzengruppe [Gerinnungsfaktor Xa Hemmer, Thrombin (Faktor IIa) Hemmer]
überhaupt kein direkt wirkendes Gegenmittel mehr. Das bedeutet, wie im obigen Fallbeispiel, eine mehrtägige Wartefrist,
bis Operationen durchgeführt werden können. Intensivstationen voll mit innerlich blutenden älteren Patienten geben ein beredtes
Zeugnis von den Schattenseiten der OAK.
Statistisch scheinen diese OAK-Zwischenfälle aber nicht lückenlos auf, denn niemand hat ein Interesse, sie konsequent zu zählen und sich
ein gutes Geschäft stören zu lassen. Vertraut
man allerdings den offiziellen Studien, so scheint der Nutzen der OAK-Therapie für den statistischen Patienten bewiesen zu sein.
Hauptsache ist aber offenbar, dass man einen Schlaganfall verhindert. Dabei liegt das Risiko
von Patienten mit Vorhofflimmern [VHF], einen Schlaganfall zu erleiden, lediglich zwischen 1 und 5% pro Jahr.
Und schon das vermehrte Trinken von Wasser würde dazu führen, dass die Bereitschaft der Blutplättchen, sich aneinanderzulagern
und Klumpen zu bilden verringert würde - ganz einfach deshalb, weil sich das Verhältnis der flüssigen Bestandteile des Blutes im
Verhältnis zu seinen festen Bestandteilen verbessern würde. Messbar am Hämatokrit-Wert (Anteil der festen Bestandteile des Blutes,
angegeben in %). Doch auch auf beharrliche Anfrage zu diesem Zusammenhang gibt es von der Pharmaindustrie stets die monotone
Antwort, dass keine speziellen Studien durchgeführt worden wären, die diese Annahme bestätigt hätten. Schließlich ist mit Wasser
auch kein Geld zu verdienen."
Aus: Günther Loewit (b.1958, Österreichischer Arzt): „Wie viel Medizin
überlebt der Mensch?“ Kapitel: Das Notwendige und das Mögliche.
Blutverdünnung bis zum Verbluten. Seite 190f. HAYMON 2.Auflkage
2013www.guenther-loewit.at/ [Meine Ergänzungen]
Prof. Dr. med. Jörg Dietrich Hoppe -
Ärzte sollten sich nicht >>>
Gesundheitliche Risiken durch sog. Schlafmittel: Hypnotika können das
Sterbe- und Krebsrisiko erhöhen
Daniel F Kripke, Robert D Langer,
Lawrence E Kline: "Hypnotics’ association with mortality or cancer: a
matched cohort study" BMJ Open (2012; 2: e000850):
http://bmjopen.bmj.com/content/2/1/e000850.full.pdf+html
Den Wissenschaftlern zufolge, hat sich das Risiko zu
sterben durch die Einnahme von Hypnotika (Schlafmitteln) mehr als
verdreifacht. Im Rahmen ihrer Studie analysierten die US-Forscher die
gesundheitlichen Folgen verschiedenster Schlafmittel, „darunter
Zolpidem, Temazepam, Zaleplon, Benzodiazepine, Barbiturate und
sedierende Antihistaminika“, berichtet Daniel F. Kripke auf dem
Onlinefachportal des British Medical Journal).
"Kein Zweifel besteht daran,
dass Hypnotika zu häufig eingesetzt werden. Laut Daniel F. Kripke
greifen zwischen 6 und 10 Prozent aller Erwachsenen in den USA hin und
wieder nach dieser vermeintlich einfachen Lösungen von Schlafproblemen
– und ignorieren damit, dass es auch andere Einschlafhilfen gibt."
Aus: www.aerzteblatt.de/nachrichten/49298/Schlafmittel-k-nnten-Sterberisiko-erh-hen
"In weiten Teilen unserer Welt hat sich
schulmedizinisches Denken durchgesetzt. Die Ärzte haben eine Stellung
erhalten, die ihnen schon beinahe Allmacht verleiht. So werden von den
wenigsten
Patientinnen und Patienten Entscheidungen der Mediziner hinterfragt.
Ärztinnen und Ärzte haben ihre "Geheimmedizin" gepflegt und agieren
mit Fremdwörtern, die niemand versteht. Damit unter
mauern sie ihre Kompetenz, lassen aber den Patienten im Dunkeln. So
werden Medikamente unreflektiert eingenommen - in der Annahme, dass
sie helfen und den Schmerzen ein Ende bereiten.
Gleiches gilt für die verschiedensten Arten von Therapien. Wenn das
eine nicht den gewünschten Erfolg bringt, dann wird ein anderer Stoff
versucht oder die Dosis erhöht. Dass die chemischen
Bomben dem Körper auf Dauer nicht gut tun können, leuchtet den meisten
ein. Dies wird aber in der Regel nicht diskutiert - schließlich will
man seinen Schmerz loswerden, zumindest im
Augenblick des Leids. Dass dies nicht immer so ist und manchmal die
Krankheit oder Schmerzen Vorteile bringen ..."
Aus: MMMMag DDDr Karl Isak: „Schmerzen wegdenken: Helfen Sie sich
selbst. Eine psychologische Schmerztherapie“ Teil2: Das System.
Kapitel: Die "gesunde" Welt von Krankheit und Schmerz. Seite 124f.
GOLDEGG 2012 www.iilo.org
Nebenwirkungen - Dement durch Psychopillen
>>>
Aus: Profil Nr. 15,
41. Jg, 12. April 2010; Wenn Ärzte krank machen. Gesund, bis der Arzt
kommt, Seite 101
"An Haufen Tabletten und beim Sterben.
Tabletten o'gsetzt und niet gstoibn.
Statts gstoibn mear woargn!"
Mahnend
umsichtig und zugleich beeindruckend wahr!
- Worte einer Kranken-Pflegehelferin 2012
|
"Durch eine konsequente Vermeidung der Verordnung
von Medikamenten ohne Zusatznutzen könnten Mittel
freigesetzt werden, um echte Innovationen zu
finanzieren."
[S.154]
Aus: Klaus Lieb, David Klemperer, Wolf-Dieter Ludwig:
"Interessenkonflikte in der Medizin: Hintergründe und
Lösungsmöglichkeiten" SPRINGER 2011
|
"Die Zulassung eines Medikamentes erfolgt nur auf
der Grundlage des Nachweises der Effizienz unter
Studienbedingungen und sagt noch nichts über
dessen Zusatznutzen oder Kosteneffektivität aus.
Diese Nachweise müssen in Effectiveness-Studien
erbracht werden."
[S.156] |
Bitte um die Würde eines Schnitzels
pdf
>>>
"Ich hoffe, dass man in Ihrem Hause, Ihrer
Abteilung vielleicht doch einen Weg finden wird, die Abläufe
dergestalt umzuformen, dass Patienten mindestens die Würde eines
Schnitzels zugemessen wird. Diese Metapher aus dem haus-
wirtschaftlichen Bereich zumindest biete ich Ihnen zur Motivation
Ihrer Mitarbeiterinnen an, die sicherlich zu Hause ein zu panierendes
Schnitzel auch nicht eine Stunde lang bar und nackt auf dem Tresen
liegen lassen, bevor das Fleisch weiter bearbeitet wird."
Aus: Deutsches Ärzteblatt Jg. 105. Heft 47. 21. November 2008
"Aber bei vielen Krankheitsbildern gibt es,
neben der medikamentösen Behandlung, auch einen psychosomatischen
Aspekt. Ein gutes Beispiel dafür ist
die Therapie der Hypertonie, des
Bluthochdrucks. Die Diagnose ist mit der 24-Stunden-Blutdruckmessung
rasch und zuverlässig gestellt, die medikamentöse Therapie schnell
eingeleitet und zuverlässig wirksam. Patient, Arzt
und Pharmaindustrie sind zufrieden. Denn schließlich kann der erhöhte
Blutdruck mittels medikamentöser Therapie lediglich behandelt, aber
nicht geheilt werden. Der Idealfall einer Erkrankung,
aus Sicht der Tablettenhersteller.
Aber es gäbe auch noch einen anderen therapeutischen Zugang.
Ebenso unbestritten wie die Wirksamkeit der Medikamente ist auch die
Tatsache, dass durch
Gewichtsreduktion, regelmäßiges Kreislauftraining, die Vermeidung von
psychischem Stress, die Verminderung der Koffeinzufuhr und viele
andere nichtmedikamentöse Maßnahmen der
durchschnittliche Blutdruck eines Patienten gesenkt werden kann. Und
zwar dauerhaft. Diese Maßnahmen erfordern aber eine zeitintensive und
anstrengende Auseinandersetzung mit dem
Patienten und dessen Lebensführung. Die Psyche des Patienten ist dem
ärztlichen Wort ebenso zugänglich, wie die verschiedenen
physiologischen Regelkreise dem medikamentösen Eingriff."
Aus: Günther Loewit (b.1958,
Österr. Arzt): „Wie viel Medizin überlebt der Mensch?“ Kapitel: Das
Notwendige und das Mögliche. Jenseits von Labor und Tabletten"
Seite 208f. HAYMON 2.Auflkage 2013 www.guenther-loewit.at
Tötungsserien in Krankenhäusern und Heimen: Morden gegen das
Leiden
pdf
>>>
Prof. Dr. Karl H. Beine
(b.1951) Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Psychotherapie an der
Privaten Universität Witten/Herdecke, Facharzt für Psychiatrie und
Psychotherapie, Facharzt für Neurologie und Facharzt für
Psychotherapeutische Medizin. Deutsches Ärzteblatt 27. August 2007;
Jg. 104/Heft 34-35. www.aerzteblatt.de/archiv/literatur/56706
Krankenhäuser - Kathedralen unserer Zeit
>>>
Dr. med.
Günther Loewit (b.1958, Österreichischer Arzt): „Wie viel Medizin
überlebt der Mensch?“ Kapitel: Das Notwendige und das Mögliche.
Kathedralen unserer Zeit" Seite 221-228. HAYMON 2.Auflkage 2013
www.guenther-loewit.at
OM
-
Orthomolekular Medizin (ÖÄK-Diplom)
>>>
Hypoallergene
Herstellung von Nahrungsergänzungen DDr. Siegfried Schlett pdf
>>>
Vitamin D - Was sollte Jeder über Vitamin D wissen? pdf
>>>
Ursachen und Folgen des Vitamin D3-Mangels in Deutschland pdf
>>>
Vitamin D pdf
>>>
Natürliche Progesteron USP Creme
>>>
Sanomit Q10 - Flüssiges Q10 - MSE-Pharmazeutika Bad Homburg pdf
>>>
Rezept Nr. 28 - Tibetische Kräutermischung
>>>
Voltaire: Ärzte schütten Medikamente
>>>
Dr.med.Alois Dengg: "Palliativmedizin - Eine praxistaugliche Montage"
Schriftliche Abschlussarbeit zur Erlangung des Geriartrie Diploms der
ÖÄK 2009/10
>>>
Empört euch!
"93
Jahre. Das ist schon wie die allerletzte Etappe. Wie lange noch bis
zum Ende?
Die letzte Gelegenheit, die Nachkommenden teilhaben zu lassen an der
Erfahrung,
aus der mein politisches Engagement erwachsen ist: die Jahre des
Widerstands
gegen Diktatur und Besetzung - die Resistance - und ihr politisches
Vermächtnis. ...
Wir alle sind aufgerufen, unsere Gesellschaft so zu bewahren, dass wir
auf sie stolz sein können ...
Die Macht des Geldes ... niemals so groß, so anmaßend, so egoistisch
war wie heute, mit Lobbyisten
bis in die höchsten Ränge des Staates. In vielen Schaltstellen der
wieder privatisierten Geldinstitute
sitzen Bonibanker und Gewinnmaximierer, die sich keinen Deut ums
Gemeinwohl scheren.
Noch nie war der Abstand zwischen den Ärmsten und den Reichen so groß.
Noch nie war der Tanz um das goldene Kalb - Geld, Konkurrenz - so
entfesselt ...
Wir, die
Veteranen der Widerstandsbewegungen und der Kampfgruppen des Freien
Frankreich,
rufen die Jungen auf, das geistige und moralische Erbe der Resistance,
ihre Ideale mit neuem Leben zu erfüllen und weiterzugeben.
Mischt euch ein, empört euch! ... Die in der "Allgemeinen Erklärung
der Menschenrechte" von 1948
niedergelegten Rechte sind universell. Wann immer sie jemanden
vorenthalten werden, und ihr merkt es:
Nehmt Anteil, helft ihm, in den Schutz dieser Rechte zu gelangen."
www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html
Stephane Hessel
(1917-2013)
Frz. Diplomat, Lyriker In: „Empört Euch. Streitschrift“
(Indignez-vous! 2010)
Aus dem französischen von Michael Kogon, 17.Auflage ULLSTEIN 2011
(2010)
Der Körper als Maschine
>>>
Prof.
Dr. Dr. Dipl. Psych. Harald Walach
Agenten/Eigenverantwortlich Handelnde statt Patienten
pdf
>>>
Prof. Dr. Dr. phil. Harald Walach

"Wenn wir das Wort
"alt"
hören, so gibt es keinerlei Norm, die diesen Begriff exakt definieren
könnte.
Schließlich werden wir alle von Geburt an älter. Die Abbauprozesse
beginnen bei den einen früher,
bei den anderen später. Es ist sinnvoll, das Alter und das Altern in
verschiedene Phasen zu unterscheiden.
Die Gerontologie
beschäftigt sich mit der Erforschung der körperlichen, psychischen und
sozialen Situation
alter Menschen und der Vorgänge des Alterns. Neben dem biologischen
Aspekt sind auch
sozialwissenschaftliche Gesichtspunkte wichtig.
Die Geriatrie
ist die Lehre von den Krankheiten des alternden Menschen und ihre
Behandlung.
Sie berührt alle medizinischen Fachgebiete.
Die Gerontopsychiatrie
stellt die psychischen Störungen alter Menschen in den Mittelpunkt
und ist ein Teilgebiet der Psychiatrie geworden.
Die demographischen [bevölkerungswissenschaftlichen] Berechnungen
weisen auf einen enormen Anstieg
der älteren Bevölkerung hin. Die großen medizinischen Leistungen und
die Gesundheitsprävention ermöglichen den Menschen
eine höhere Lebenserwartung. Damit ist aber auch mit einer erhöhten
Pflegebedürftigkeit der Hochbetagten zu rechnen.
Tendenziell müssen immer weniger Junge für immer mehr Alte aufkommen.
Das Gesundheits- und Sozialwesen ist gefordert,
neue Konzepte und Überlegungen anzustellen, um dieser Entwicklung
gezielt zu begegnen,
um so den großen Anforderungen der Zukunft gewachsen zu sein ...
Der medizinische Fortschritt hat sein
Mögliches dazu beigetragen, dass die Menschen älter werden.
Aber Altern wird besonders durch präventive Aspekte, wie
gesunde Ernährung, körperliche und
soziale Aktivität, Lebenseinstellung und Verarbeitungsmuster,
beeinflusst.
Prävention umfasst neben Maßnahmen zu Erhaltung der Gesundheit und zur
Verhütung von Erkrankungen
(= primäre Prävention) auch Maßnahmen, die das fortschreiten von
Erkrankungen verhindern sollen
(= sekundäre Prävention). Weiters ist der tertiären Prävention, die
der Verhütung von Rückfällen bei Krankheiten
und von Zweiterkrankungen dient, besonderes Augenmerk zu schenken.
Es ist zu einer Umbewertung und
Neubewertung des Alterns gekommen.
Folgende Auffassungen charakterisieren diese Umwertung:
►
Alte Menschen sind keine
homogene Gruppe. Altern ist vielmehr ein sehr variabler, individueller
Prozess.
►
Alte Menschen sind zwar
insgesamt eine gesundheitlich, psychisch, sozial und ökonomisch
gefährdete Risikogruppe;
aber das kalendarische Alter ist kein Maß für soziale Isolierung.
Rückzug, unaufhaltsamer geistig-körperlicher Abbau
und Einkommensschwäche - diese Stereotypen [gleich bleibend, häufig
vorkommende Muster] gelten nicht.
►
Bedeutsam ist dagegen die
Tatsache "der individuellen Plastizität" oder Formbarkeit des Alters.
Die Gesellschaft und jede/r einzelne haben großen Einfluss darauf, wie
das Altern vonstatten geht."
Aus: Siegfried Steidl,
Bernhard Nigg: „Gerontologie, Geriatrie und Gerontopsychiatrie. Ein
Lehrbuch für Pflege- und Gesundheitsberufe“
S.21, 53. FACULTAS 3. überarbeitete Auflage 2011
In seinem Buch
"Denken - Nach-Denken
- Handeln. Triviale Einsichten, die niemand befolgt"
beschreibt
DI Jürgen Beetz
(b.1940) unser zutiefst
"menschliches" Problem, dass "Handeln ohne zu
denken"
ebenso schädlich ist wie "Denken ohne zu
handeln". Er fährt fort: "Als "trivial"...
bezeichnen wir etwas, das als nahe liegend,
für jedermann ersichtlich oder
zu erfassen gilt.
Es ist gewissermaßen
eine Y-förmige Weggabelung, an der man nur zwei einfache Alternativen
wählen kann, da man auf dem dritten Weg ja gekommen ist. Hier
ist rechts oder links die einfachste Entscheidung - obwohl im
täglichen Leben viele schon bei dieser einfachen Auswahl überfordert
sind...
"Triviale Einsichten" - damit sind
Erkenntnisse
gemeint, die wir mit ein wenig Mühe und
Nachdenken erlangen können. Sie sind manchmal in bekannten
Sprichwörtern oder Volksweisen versteckt, können manchmal aber erst
durch eine neue und von alten Denkschemata losgelöste Betrachtungen
errungen werden. Im weitesten Sinn bewegen wir uns mit diesem Thema
auf dem Gebiet der Philosophie, der
"Liebe zur Weisheit".
Philosophie
kann man als Streben nach Weisheit, Wahrheit und
Erkenntnis bezeichnen, als die Suche nach
Antworten auf wesentliche Fragen des Lebens, auf die die
Einzeldisziplinen der Wissenschaften keine Antworten geben (wollen).
Sie ist gewissermaßen der "Dachfonds" der
anderen Wissenschaften. Sie fragt
nicht nach dem Was, Wie viel, Wann, Wie, Wo ... sondern
nach dem WIESO,
WARUM und WOZU!
Carl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007) hat geschrieben:
"Philosophie ist die Wissenschaft, über die man nicht reden kann, ohne
sie selbst zu betreiben."
Das können wir alle tun, der Alltagsmensch wie der Philosoph.
Joseph Beuys (1921-1986) sagte bekanntlich: "Jeder ist ein
Künstler." Analog dazu ist jeder ein Philosoph, denn jeder macht
sich ab und zu Gedanken über "das Leben". Und
wenn wir über
die Folgen unserer Einsichten nachdenken
wollen, können wir drei wesentliche Aspekte des Vorgehens
herauspräparieren:
1.) Das Wesen der Philosophie ist der
ZWEIFEL. Schon die alten griechischen Philosophen
zweifelten, ob das, was sie wahrnahmen, auch die Wahrheit sei.
Sie sagten:
"Zweifel ist ein Geschenk, Gewissheit eine Tugend"
2.) Wir wollen NACH-DENKEN,
nicht bei dem ersten Denkergebnis stehen bleiben, sondern
dahinter schauen und möglichst eine der weiteren Zwiebelschalen
entfernen, die die Wahrheit verhüllen.
3.) Wir wollen KEINE FOLGENLOSE
BETRACHTUNG anstellen, sondern möglichst einfache -
triviale! Handlungsanweisungen daraus ableiten. So sollen die
"philosophischen" Gedanken mit dem täglichen Leben verknüpft
werden.
|
1.Szene:
Ich gehe die Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren ... Ich bin ohne
Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld. Es
dauert endlos, wieder herauszukommen.
2.Szene: Ich gehe dieselbe Straße
entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich tue so als sähe
ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am selben Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es lange, herauszukommen.
3.Szene: Ich gehe dieselbe Straße
entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein ... -
aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen, ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.
4.Szene: Ich gehe dieselbe Straße
entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.
5.Szene
Ich gehe eine andere Straße.
Aus: Nossrat Peseschkian (1933-2010), deutsch-iranischer Neurologe,
Psychiater, Psychotherapeut, Begründer der „Positiven Psychotherapie“
(1968):
„Wenn du willst, was du noch nie gehabt hast, dann tu, was du noch nie
getan hast: Geschichten und Lebensweisheiten“ Leid- oder Leitfaden:
Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht. Seite 9. HERDER
6.Auflage 2013 (2002)
Die "Trivialen Einsichten"
sollen nicht nur akademischer Natur bleiben
... sondern sie sind
Einsichten,
aus denen etwas folgen sollte!
- aber in der Regel nicht folgt ...
Sich zu Trivialem zu bekennen heißt auch zu erkennen, dass man dumm ist.
Das ist bereits eine gewaltige Geistesleistung, und damit befindet man
sich schon in der Nachbarschaft großer Philosophen. Sokrates, der
griechische Philosoph
...
sagte bereits: "Ich weiß, dass ich nichts weiß".
Nicht jeder kann das von sich sagen."
Aus: Jürgen Beetz: „Denken – Nach-Denken – Handeln. Triviale
Einsichten, die niemand befolgt“ Einleitung, Seite 10f. ALIBRI 2010
WENIGER IST OFT MEHR - AUCH BEI TABLETTEN - GEZIELTE ARZNEIMITTELREDUKTION
Keine medizinisch-pharmakologische Maßnahme ohne die Erhebung einer gründlichen Anamnese!
(gr. anamnesis: "Erinnerung"; die im Gespräch ermittelte Vor-/Geschichte eines Patienten in Bezug auf seine
aktuelle Erkrankung).
Erst wenn die patientenbezogene Lebens- und Therapie-/Behandlungsgeschichte einigermaßen erkennbar und nachvollziehbar wird, lässt sich
die Komplexität der Medikamentenfrage und aktuellen Medikalisierung beurteilen (Dosisreduktion, -erhöhung, -fortsetzung, Pause u./o
Absetzen der Medikation, Mehrfacherkrankung (Poly-/Multimorbidität) und Poly-/Multimedikation, bestehende u.o. mögliche Nebenwirkungen, Gefahren,
Risiken, Komplikationen, Interaktionen usw.).
Cave: Aufgrund der Poly-/Multimorbidität besteht sehr häufig eine Poly-/Multipharmazie. Eine Interdisziplinäre Abstimmung der Verordnungspraxis und der Überwachung von Wirkungen und Nebenwirkungen fehlt in der Regel.
Je länger eine Medikamentenliste, desto mehr stößt sie uns auf! ⇔
Polypharmazie = Multimedikation =
Polypragmasie
VERENA SCHMITT-ROSCHMANN: "Arme Schlucker - Arzneimittel - Gegen Bluthochdruck, Diabetes und andere Volkskrankheiten
schlucken wir immer mehr Pillen. 25.000 sterben jährlich an Nebenwirkungen" Der Freitag, am 14.06.2012, pdf
>>> Aus: www.freitag.de/autoren/verena-schmitt-roschmann/arme-schlucker
Lynn Myers (Hg.), Kenny Midence (Hg.): „Adherence [Compliance] to Treatment in Medical Conditions“ Adherence in particular groups. "Adherence and the elderly"
(by James McElnay, C. Rosaleen McCallion) pp 223-254, Taylor & Francis 1998
Michael Arthur Horan (Hg.), Rod A. Little (Hg.): "Injury in the aging" Cambridge University Press 1998
Vermutlich aus zwei Gründen:
1. steigt die Gefahr von
Nebenwirkungen und Interaktionen
Cave: Problemfeld: Überbewertung des Nutzens ⇔ Unterbewertung des Risikos
Ein Dauer-Medikament gegen die Dauer-Nebenwirkungen eines anderen Medikaments! =
Kaskaden Effekt
= Die Nebenwirkungen eines Medikaments werden irrtümlicherweise mit einem
zusätzlichen Medikament "behandelt".
2. führt sie zu Einnahmefehlern
durch Patienten (sog. Malcompliance), für die wir uns
verantwortlich fühlen.
Wobei
Malcompliance
durchaus mehr ist als das Vergessen eines Medikaments oder das heimliche
Verweigern der Medikamenteneinnahme: Aus kindersicheren Verpackungen
werden "altensichere", so dass ungelenke oder verwirrte Menschen sie
nicht mehr öffnen können. Verfalldaten können übersehen werden, die
neuerliche Dosisänderung führt zur Verwirrung oder die Applikationsform
wird missachtet, wie die bekannten Anekdoten mit den geschluckten
Suppositorien belegen.
Praxis Tip:
Compliance
(Adhärenz-, Concordance-, Befolgungs-, Einhaltungs-, Therapietreue-) Hilfen einsetzen,
z.B. Medikamentenkästchen (Dosierspender), Medikamentenpläne, die
Patienten und deren Vertrauenspersonen wiederholt instruieren und auch
den Zweck der Medikamente erklären.
Ein einfacher Fragenkatalog erlaubt,
Verschreibungsfehler systematisch zu erkennen. Gleichzeitig ist er ein
gutes Hilfsmittel, um Kürzungen vorzunehmen: Der
MAI - Medication
Appropriateness Index n.
Joseph T. Hanlon
(1992) -
Generelle Richtlinien für eine adäquate Pharmakotherapie:
Deprescribing ist die gezielte Reduktion von Arzneimittelverordnungen. Ein sytematischer Prozess, bei dem Medikamente, die individuell nicht oder nicht
mehr geeignet sind, in mehreren Schritten identifiziert und dann strukturiert ausgeschlichen und/oder abgesetzt werden. Ziel ist die Multimedikation zu
reduzieren und die Behandlungsqualität zu steigern. https://deprescribing.org/resources/deprescribing-guidelines-algorithms/
Wichtige Fragen zur Multimedikation/Polypharmazie, die zu jedem Medikament jeweils neu
überdacht werden sollen:
1. Gibt es eine
Indikation für das Medikament?
2.
Ist das Medikament wirksam für die verordnete Indikation?
3. Stimmt die
Dosierung?
4. Sind die
Einnahmevorschriften korrekt?
- Applikationsmodus, Einnahmefrequenz,
Einnahmezeit, Relation zu Mahlzeiten
5. Gibt es
klinisch relevante Interaktionen mit anderen Medikamenten?
6. Gibt es klinisch
relevante Interaktionen mit anderen Krankheiten/Zuständen?
7. Sind die
Anwendungsvorschriften für meinen PatientIn praktikabel?
8. Wurden
unnötige Doppelverschreibungen vermieden?
9. Ist die Dauer der
medikamentösen Therapie adäquat? - seit wann verordnet?
10. Wurde die
kostengünstigste Alternative vergleichbarer Präparate ausgewählt?
11. Gibt es
Alternativen zu den Medikamenten? - Vitalstoffe, Lebensstil
Änderung, bio-psycho-soziale Veränderung, Bewegung usw.
Selbstverständlich brauchen diese Überlegungen Zeit und Disziplin, führen aber vielleicht
zu nützlichen Straffungen der Dosis und Menge der verordneten Präparate = gezieltes und strukturiertes Absetzen von Medikamenten =
"drug holiday", "drug vacation", "strategic, structured treatment interruption"
Siehe ZITATE:
Ivan Illich: Das Medizinische Establishment - Hauptgefahr für die Gesundheit = "Iatrogenesis"
>>>
Josef Zehentbauer: Der Seelenvogel
>>>
Praxis Tip:
Periodisch, z.B. alle 3 Monate und sicher bei jeder Spitalseinweisung,
die Medikamentenliste überprüfen/revidieren.
M - MEDIKATION erfassen - A -
ANGEMESSENHEIT bewerten - I - INTERVENTION durchführen
Quellen: Österreichische Gesellschaft f. Geriatrie und Gerontologie
ÖGGG, www.geriatrie-online.at,
www.primary-care.ch/pdf/2003/2003-49/2003-49-130.PDF
Hausärztliche Leitlinie Multimedikation - Leitliniengruppe Hessen: Empfehlungen zum Umgang mit Multimedikation (Polypharmakotherapie) bei
Erwachsenen und geriatrischen Patienten (2013)
Siehe ZITATE: Zitat 141 (Links, weiterführende Literatur, pdf's usw.) Josef Zehentbauer: Der Seelenvogel pdf
>>>
Beispiele von qualitativ aussagekräftigen Studien, über sog. fragwürdige Studien ("Wie man Medikamente besser erscheinen lässt, als sie es sind")
mit verzerrten Daten und Wirksamkeitsnachweisen:
Hanna Kaduszkiewicz, Thomas Zimmermann, Hans-Peter Beck-Bornholdt, Hendrik van den Bussche: "Cholinesterase inhibitors for patients with
Alzheimer's disease: systematic review of randomised clinical trials" [10 studies] BMJ. 2005 Aug 6; 331(7512): 321–327
C. Courtney et al.: "Long-term donepezil treatment in 565 patients with Alzheimer's disease (AD2000): randomised double-blind trial" Lancet 2004 Jun 26;363(9427):2105-15
Tim Kendall, Linsey McGoey: "Truth, Disclosure and the Influence of Industry on the Development of [National Institute for Clinical Excellence]
NICE Guidelines: An Interview with Tim Kendall" BioSocieties 2007;2:129–140
Frank J. Molnar et al.: "Have last-observation-carried-forward analyses caused us to favour more toxic dementia therapies over less toxic
alternatives? A systematic review" [57 studies] Open Medicine 2009;3(2):e31–e50
Sudeep S. Gill et al.: "A Prescribing Cascade Involving Cholinesterase Inhibitors and Anticholinergic Drugs" Arch Intern Med. 2005;165:808-813
Sudeep S. Gill et al.: "Syncope and its consequences in patients [19 803 community-dwelling older adults] with dementia receiving cholinesterase inhibitors:
a population-based cohort study" Arch Intern Med. 2009 May 11;169(9):867-73
Cletus U. Iwuagwu, Victoria Steiner, Mukaila A. Raji, Melinda S. Lantz: "Medication-related cognitive impairments in the elderly" Clinical
Geriatrics 2008, 16(8), 11-14
Clive Ballard, Marisa Margallo Lana, Megan Theodoulou et al.: "A randomised, blinded, placebo-controlled trial in dementia patients continuing
or stopping neuroleptics (the DART-AD trial)" [Haloperidol, Risperidone; Trifluoperazin, Thioridazine, Chlorpromazin] PLoS Med. 2008 Apr 1;5(4):e76
Clive Ballard, Maria Luisa Hanney, Megan Theodoulou et al.: "The dementia antipsychotic withdrawal trial (DART-AD): long-term follow-up of
a randomised placebo-controlled trial" Lancet Neurol. 2009 Feb;8(2):151-7
Michael Pentzek et al.: "Apart From Nihilism and Stigma: What Influences General Practitioners’ Accuracy in Identifying Incident Dementia?"
(AgeCoDe - German Study on Ageing, Cognition and Dementia in Primary Care Patients) Am J Geriatr Psychiatry. 2009 Nov;17(11):965-75
M. Leal Hernández et al.: "Patients on multiple medication: do they know the right doses? Do they take their medications correctly?" Aten Primaria
2004 May 15;33(8):451-6
Heike Tost et al.: "Acute D2 receptor blockade [Haloperidol] induces rapid, reversible remodeling in human cortical-striatal circuits" Nat Neuroscience
2010 Aug;13(8):920-2, www.zi-mannheim.de/en/research/people/person/369.html
Renate M. Nijk et al.: "Prevalence and correlates of psychotropic drug use in Dutch nursing-home patients with dementia" International Psychogeriatrics
2009,21:485-493
Bernd Meißnest: "Expertendialog: Neuroleptika-Behandlung - Thesen zur Neuroleptika-Anwendung bei alten Menschen" Soziale Psychiatrie 03/2009
www.dgsp-ev.de/fileadmin/user_files/dgsp/pdfs/Artikel_Soziale_Psychiatrie/BerndMeissnest.pdf
Martha L. Daviglus, Carl C. Bell, Wade Berrettini, Phyllis E. Bowen, E. Sander Connolly, Nancy Jean Cox, Jacqueline M. Dunbar-Jacob,
Evelyn C. Granieri, Gail Hunt, Kathleen McGarry, Dinesh Patel, Arnold L. Potosky, Elaine Sanders-Bush, Donald Silberberg, Maurizio Trevisan:
"National Institutes of Health State-of-the-Science Conference Statement: Preventing Alzheimer’s Disease and Cognitive Decline" Ann Intern Med.
2010;153(3):176-181 und NIH Consensus and State-of-the-Science Statements Volume 27, Number 4, April 26–28, 2010, https://consensus.nih.gov/2010/docs/alz/alz_stmt.pdf
Adriane J. Fugh-Berman: "The Haunting of Medical Journals: How Ghostwriting [DesignWrite] Sold "HRT" [Hormon Replacement Therapy]" PLoS Med.
2010 Sep; 7(9): e1000335, www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2935455/
Claudia Voelcker-Rehage, Susanne Tittlbach, Bettina M. Jasper, Petra Regelin, Ursula Staudinger [Deutscher Turner-Bund Frankfurt am Main (Hg.)]:
"Gehirntraining durch Bewegung - Wie körperliche Aktivität das Denken fördert: • Bewegt die grauen Zellen anregen • Geistige Potentiale
aktivieren • Demenz vorbeugen • Wissenschaftliche Grundlagen • Praktische Umsetzung im Verein" Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH,
Waldorf-Mörfelden 2012, file:///C:/Users/ARZT/Downloads/DTB%20Gehirntraining.pdf
Adam M. Bernstein, Bradley J. Willcox, Hitoshi Tamaki, Nobuyoshi Kunishima, Makoto Suzuki, D. Craig Willcox, Ji-Suk Kristen Yoo, Thomas
T. Perls: "First Autopsy Study of an Okinawan Centenarian: Absence of Many Age-Related Diseases" Journal of Gerontology: MEDICAL SCIENCES 2004,
Vol. 59A, No. 11, 1195–1199. http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.498.2381&rep=rep1&type=pdf; www.okicent.org;
sog. Inseln der Alten: Okinawa, Sardinien, Neuschottland
Peter J. Whitehouse (US-amerik. Prof. f. Neurologie, renommierter Alzheimer-Foscher, Autor), Daniel George (Medizinanthropologe, Autor),
Christian Müller-Hergl (Hg., Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) Universität Witten-Herdecke.), Christoph Gerhard (Hg., Arzt f.
Neurologie, Palliativmedizin, Medizinethik): „Mythos Alzheimer. Was Sie schon immer über Alzheimer wissen wollten, Ihnen aber
nicht gesagt wurde“ („The Myth of Alzheimer's: What You Aren't Being Told About Today's Most Dreaded Diagnosis“ St.Martin
Press 2008) Übersetzung: Dr. Gabriele Kreutzner HUBER 1.Auflage 2009
"Obwohl dieses Buch das Ziel verfolgt, die Art und Weise zu verändern, in der pharmazeutische Unternehmen ihr
Geschäft betreiben, ist es im Grunde ein Buch für die Jahrgänge der Babyboomer Generation, für Profis im Gesundheitswesen und für jeden,
der mit mir zusammen ein neues Verständnis der Alzheimer-Demenz herbeiführen und die Kontrolle über den eigenen Prozess der Gehirnalterung
übernehmen möchte." (Aus: P.J.Whitehouse Vorwort S.30)
Cornelia Stolze (b.1966, dtsch. Biologin, Wissenschaftsjournalistin): 1.) "Vergiss Alzheimer! – Die Wahrheit über eine Krankheit,
die keine ist" Herder 2013 (2011) www.vergiss-alzheimer.de
"Je älter wir werden, desto leichter geraten wir in den Teufelskreis der modernen Medizin. Auf Fehldiagnosen
folgen falsche Therapien mit Nebenwirkungen, die ihrerseits eine Kaskade von falschen Diagnosen und weiteren Medikamenten nach sich ziehen.
Wer Pech und weder engagierte Angehörige noch wachsame Ärzte hat, findet bis zum Ende seines Lebens nicht mehr heraus." (C.Stolze S.48)
2.) "Krank durch Medikamente - Wenn Antibiotika depressiv, Schlafmittel dement und Blutdrucksenker impotent machen“ PIPER 2016 (2014)
PMV Forschungsgruppe an der Universität zu Köln: "Hausärztliche Leitlinie Multimedikation - Empfehlungen zum Umgang mit Multimedikation bei
Erwachsenen und geriatrischen Patienten" www.pmvforschungsgruppe.de/pdf/03_publikationen/multimedikation_ll.pdf
Amerikanische Verbraucherschutzorganisation Public Citizen's Health Research Group: "Drug-Induced Cognitive Impairment: Delirium and Dementia"
www.worstpills.org/includes/page.cfm?op_id=459, www.citizen.org/our-work/health-and-safety

Aus:
Wolfgang Renteln-Kruse, Birgit Frilling, Lilli Neumann: „Arzneimittel im
Alter“ Seite 13, De Gruyter 2014, Praxiswissen Gerontologie und
Geriatrie Kompakt - Band 1
Herausgeber der Reihe: Adelheid Kuhlmey, Wolfgang Renteln-Kruse. [28]
Wolfgang Renteln-Kruse: "Iatrogene Störungen" In: Wolfgang
Renteln-Kruse, Hrsg.
"Medizin des Alterns und des alten Menschen" Heidelberg, Steinkopf
Verlag, 2.Aufl., 2009, 70-83. UAW =unerwünschte Arzneimittelwirkung
"Dass ich so gesund bin, verdanke ich dem Umstand,
nach meinem fünfzigsten Geburtstag kein Medikament
genommen zu haben!"
Hans-Georg Gadamer
(1900-2002)
Deutscher Philosoph
Aus: Reimer Gronemeyer (b.1939, Soziologe, Theologe): "Das 4. Lebensalter - Demenz ist keine Krankheit"
Von den Ursprüngen der Demenz in der Gesellschaft – Ein Erklärungsversuch. Digitale Demenz: Burn-out
im Alter S.111 Pattloch 2013; kurz vor seinem hundertsten Geburtstag in einem Interview im Jahr 2000
zit. bei thieme-connect.com
Wenn Ärzte krank machen. Gesund, bis der Arzt kommt
>>>
Von Profil Autor Bert
Ehgartner.
Aus: Profil Nr. 15, 41.
Jg, 12. April 2010.
www.profil.at/articles/1014/560/266158/wenn-aerzte-die-folgen-gesundheitswahns
http://audio.profil.at/index.php?MessageId=2411207&ActiveDate=&activeCate=1&alltext=1
"Anstatt die Arzneimittel dann durchzugehen
und die riskanten wegzulassen, wird in der Praxis aber meist ein
weiteres Medikament gegen die Nebenwirkungen der anderen verordnet.
Diese so genannte Arzneimittel-Kaskade ist ein seit Langem gekanntes
Problem. Getan wird dagegen aber kaum etwas",
erklärt Jochen Schuler. Im Gegenteil: Bestimmte Magenmedikamente, die in
erster Linie zum Schutz vor den Nebenwirkungen anderer Medikamente
verschrieben werden, stehen in der Rangliste der umsatzstärksten
Arzneimittel ganz oben ...
Die Patienten
stürzen benebelt und betäubt von den Wirkstoffen, sie erleiden die
gefürchteten Hüftgelenk- und Oberschenkelbrüche, oder sie bezahlen die
chronische Medikamentenvergiftung mit Leber- und Nierenschäden. Viele
Arzneien gegen weit verbreitete Leiden greifen das Hirn an - speziell
bei älteren Menschen. Die Auswirkungen: Es fällt zunehmend schwer, sich
zu konzentrieren, die Vergesslichkeit steigt. Wenn niemand kommt und die
Richtung ändert, führen die Geleise unweigerlich in die Demenz. Manche
Symptome bessern sich, sobald die Medikamente abgesetzt werden, doch
meist findet sich kein Arzt, der so etwas veranlasst... Sicher ist
lediglich, dass die Menschen mit den vielen Arzneimitteln nicht gesünder
werden ...
Wie lukrativ es sein kann,
sich von den Pharmafirmen als "Meinungsbildner" einspannen zu lassen,
zeigt das Beispiel des US-Psychiatrieprofessors Charles Nemeroff
[b.1949], der zwischen 2000 und 2006 von verschiedenen Firmen 2,8
Millionen Dollar erhalten hat. Nach Bekannt werden der Höhe dieser
Beträge, verkündete der Konzern Glaxo Smith Kline eine künftige
Begrenzung der Zahlungen pro Arzt und Jahr in den USA auf höchstens
150.000 Dollar. Auch in Deutschland kommen "Opinion Leader" auf
Tagesgagen von 2.000 bis 10.000 Euro, wenn sie getarnt oder offen auf
Firmenveranstaltungen auftreten. "Besonders erfolgreich sind
Meinungsbildner, die beispielsweise den Vorsitz in Fachgesellschaften
haben", erklärt Wolfgang Becker Brüser [Arzt, Apotheker, seit 1976 bei
der A.T.I. Arzneimittelinformation Berlin GmbH tätig, arznei-telegramm].
"Die saloppe Bezeichnung "Mietmaul" oder "habilitierter Pharmareferent"
bezeichnet ihre Rolle sehr treffend."
Aus: Bert Ehgartner: „Gesund,
bis der Arzt kommt. Ein Handbuch zur Selbstverteidigung“ Seite 126f,
128, 100, LÜBBE 2010, http://ehgartner.blogspot.com
Vorsicht, Medizin!
Nutzlose Pillen, unnötige Operationen, riskante Therapien – viele Maßnahmen der modernen Heilkunde schaden mehr, als sie nützen.
Nun warnen Ärzte vor den Gefahren der Übertherapie und fordern ein radikales Umdenken: Weniger Medizin sei gesünder!
Aus: Jörg Blech, Der Spiegel 33/2011 www.spiegel.de/politik/vorsicht-medizin-a-7d449ee7-0002-0001-0000-000079974031
Schlechte Medizin: Der Regelbruch
wird zum Standard
pdf
>>>
Irreführung, Schlamperei und Manipulation - Das
Märchen von den Risikofaktoren - Framingham: Die Mutter aller Studien
Gunter Frank (b.1963,
deutscher Arzt, Buchautor): „Schlechte Medizin: Ein Wutbuch“ Seite 70 –
103. KNAUS 2012 ► Irreführung, Schlamperei und Manipulation: Weglassen
der Vergleichsgruppe -
Weglassen der Gesamtbewertung - Aufweichen des Studien-TÜV -
Kompletter Ausfall einer Überprüfung - Unterschiede in Titel,
Zusammenfassung und Gesamttext einer Studie - Subjektive Datenauswahl
– Ersatzparameter - „Der anerkannte Standard in der Forschung“ Seite
70 – 79. ► Das Märchen von den Risikofaktoren. Seite 79 - 83. ►
Framingham: Die Mutter aller Studien. Seite 83 – 103.
Meilenstein Cholesterin – Meilenstein Blutdruck – Meilenstein
Übergewicht – Meilenstein Bewegungsmangel – Meilenstein ungesunde
Ernährung – Meilenstein Rauchen.
Interessenkonflikte in der Medizin: Mit Transparenz Vertrauen stärken
"Zusammengefasst sieht die Arbeitsgruppe
Interessenkonflikte als ein allgegenwärtiges und gerade deshalb
als ein nicht triviales Phänomen, dem sich der ärztliche Berufsstand
stellen muss. Die Offenlegung von Interessenkonflikten sollte als ein
Zeichen der Transparenz gelten und ihr Vorhandensein nicht als
ehrenrührig angesehen werden. Transparenz muss jedoch begleitet sein von
Maßnahmen zur Handhabung und zur Reduktion der vermeidbaren
Interessenkonflikte. Weitere Forschung zu Wirkmechanismen und
Evidenzbasierten Strategien zur Offenlegung und Vermeidung von
Interessenkonflikten ist notwendig. Ein adäquater Umgang mit
Interessenkonflikten sollte selbstverständlicher Teil des ärztlichen
Berufsethos sein und wird dazu beitragen, das Vertrauen der
Öffentlichkeit in Ärzteschaft und Wissenschaft zu stärken."
Aus: Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Lieb ;
David Klemperer; Klaus Koch; Christopher Baethge; Günter Ollenschläger;
Wolf-Dieter Ludwig. Dtsch Arztebl 2011; 108(6): A-256 / B-204 / C-204.
www.aerzteblatt.de/archiv/80790/Interessenkonflikte-in-der-Medizin-Mit-Transparenz-Vertrauen-staerken
"Arzt-Industrie-Kontakte werden von mindestens 80% der Ärzte
unterhalten. Zu den häufigsten angenommenen Geschenken gehören
Arzneimittelmuster, Essenseinladungen und Schreibwaren. Für die
Problematik von Interessenkonflikten besteht unter Ärzten nur ein
geringes Problembewusstsein. Dass Ärzte sich ihrer eigenen
Interessenkonflikte weitgehend unbewusst sind, wird daraus deutlich,
dass sie sich selbst in der Regel für kaum beeinflussbar halten, ihre
Kollegen aber als signifikant beeinflussbarer. Interessenkonflikte
lassen sich nicht immer vermeiden. Sie müssen aber transparent gemacht
werden, damit Patienten sich auf unabhängige und medizinisch
einwandfreie Diagnostik und Therapie verlassen können. Neben den
Unternehmen sind insbesondere Vertreter von Ärzteschaft und
Patientenselbsthilfe aufgefordert, unethisches Verhalten und unlautere
Beeinflussung anzuzeigen. Daten aus vielen Untersuchungen zeigen, dass
von pharmazeutischen Unternehmen finanzierte klinische Studien zu
Arzneimitteln im Vergleich zu Studien, die unabhängig von
pharmazeutischen Unternehmen durchgeführt werden, häufiger ein
günstigeres Ergebnis für den Wirkstoff des Sponsors ergeben. Die von
pharmazeutischen Unternehmen publizierten Daten zu einem Arzneimittel
ergeben häufig ein geschöntes Bild: Der Nutzen wird überschätzt, der
Schaden wird unterschätzt. UAW [unerwünschte Arzneimittelwirkungen]
wurden in einigen nachgewiesenen Fällen von pharmazeutischen Unternehmen
aktiv verheimlicht."
Aus: Klaus Lieb, David Klemperer,
Wolf-Dieter Ludwig: "Interessenkonflikte in der Medizin: Hintergründe
und Lösungsmöglichkeiten" Seite 163, 167, 182, 198, 267, 272. SPRINGER
2011
"Fortschrittliche
Hirnforscher haben den Einfluss des Herzens auf das Gehirn erkannt.
Wenn dieses Zusammenspiel gestört ist, kann
Hass und
Aggression
resultieren,
der sich dann auf Andersdenkende entläd ...
Die möglichst vorurteilslose Betrachtung alles Begegnenden
und
ständiges Überprüfen
ist die Hauptstärke des wissenschaftlichen Ansatzes. Diese
Wissenschaft muss aber
auch unser Bewusstsein und die menschliche Wahrnehmung
als Forschungsthemen
ernst nehmen. Die viel beklagte Kälte der Wissenschaft gibt es
dann nicht." ...
Jakob
Bösch (Schweizer Psychiater, PD): „Versöhnen und Heilen:
Spiritualität, Wissenschaft und Wirtschaft im Einklang“
Kapitel: Die Erfahrung der Einheit. Seite 14f. AT VERLAG 2008
|
"Das, was andere tun, übt einen starken
Einfluss auf die eigene Verhaltensbereitschaft aus. Das Verhalten
anderer stiftet Normen, setzt andere außer Kraft und dient so zur
Rechtfertigung für richtiges wie falsches
Verhalten. Oft halten wir an unsinnigen und nicht mehr zielführenden
Verhaltensweisen fest, nur um unsere
bisherigen Investitionen von Zeit, Energie und Geld durch eine
Änderung des Verhaltens
nicht in Frage zu stellen."

"Wir
haben eine starke Tendenz, ungeschuldete Gefälligkeiten zu erwidern,
selbst wenn das Entgegenkommen nicht erbeten oder erwünscht ist
oder wir die Person, die uns die Gefälligkeit erweist, nicht mögen."
|
"Interessenkonflikte
(IKs)
sind
definiert als
Situationen,
die ein Risiko dafür schaffen,
dass professionelles
Urteilsvermögen oder Handeln,
welches sich auf
ein primäres Interesse bezieht,
durch ein sekundäres Interesse
unangemessen beeinflusst wird."
Mögliche
Ursachen für IKs im Zusammenhang
mit Fachzeitschriften:
♦Vollständige
oder teilweise finanzielle Abhängigkeit von Anzeigen
♦Andere
vollständige/teilweise Abhängigkeit der Zeitschrift von der
Industrie
♦Sonderseiten
zu neuen Produkten (direkt/indirekt industriefinanziert)
♦Verkauf
von Sonderdrucken an die Industrie
♦Besitzverhältnisse
der Fachzeitschrift (z.B. Interessen von Ärzteorganisationen
o. Fachgesellschaften)
♦Finanzielle
u. immaterielle IKs der Redakteure
♦Finanzielle
u. immaterielle IKs der Gutachter
♦Finanzielle
und immaterielle IKsder Autoren
IKs
sind allgegenwärtig und oftmals unvermeidlich. Man sollte
nicht erwarten, dass sie verschwinden, sondern verantwortlich
mit ihnen umgehen. Die Deklaration von IKs allein reicht
nicht aus. Alle Beteiligten - Redakteure, Gutachter und Leser
- müssen trotz transparenter Deklaration wissenschaftliche
Artikel kritisch lesen.
Aus: Klaus Lieb, David Klemperer, Wolf-Dieter Ludwig:
"Interessenkonflikte in der Medizin: Hintergründe
und Lösungsmöglichkeiten" Seiten: 5, 36, 39, 40, 283f, 294,
296. SPRINGER 2011
www.aerzteblatt.de/archiv/80790/Interessenkonflikte-
in-der-Medizin-Mit-Transparenz-Vertrauen-staerken
|
"...
die Umsetzung von gesicherten Erkenntnissen in der Medizin in die
Praxis in einigen Bereichen viel zu lange dauert.
Das mag auch daran liegen, dass zahlreiche Experten eher
Meinungsbildner sprich Mietmäuler sind, die keine
wissenschaftliche Erkenntnisse verbreiten, sondern Thesen, die dem
Marketing von Firmen dienen,
in deren Lohn und Brot sie stehen. Das ist zumindest in einigen
Bereichen keine Übertreibung,
sondern Realität. ..."
[idem p 144]
Prof. Dr. Wolfgang
Becker-Brüser
(b.1949)
Deutscher Arzt und Apotheker
Seit 1996 ist er Geschäftsführer, Herausgeber und Chefredakteur der
medizinischen
Fachzeitschrift Arznei-Telegramm, www.arznei-telegramm.de
In der Tat ist der Begriff
" Mietmaul"
-
Meinungsbildner
in der Pharmabranche gut bekannt, wenn es darum geht, Ärzte zu finden,
die helfen, ein neues Medikament durchzusetzen oder den Umsatz
etablierter Medikamente zu sichern. Mietmäuler sind in Deutschland ganz
besonders wichtig. Während der skandinavisch- und englischsprachige Raum
in der Pharmaszene als Evidence-Belt
bezeichnet wird, weil man dort gute (oder gut manipulierte) Studien
braucht, um Neues auf dem Markt durchzusetzen zu können, nennt man den
deutschsprachigen Raum Eminenz-Belt, da man
hier nur die Eminenz, also den Chef überzeugen muss, und schon wird das
Neue umgesetzt, und zwar kritiklos. In Südeuropa, im Pharmajargon
Garlic-Belt, muss das Produkt lediglich neue sein, um für den
Verkauf interessant zu werden. Will man also in Deutschland ein neues
Medikament durchsetzen, dann engagiert man eine führende Persönlichkeit
aus dem universitären Umfeld, die die Meinung der entsprechenden
Fachgesellschaft vorgibt. Wie eine Firma ihr Geld dabei einsetzt, kann
nur vermutet werden, denn die Firmen sind nicht dazu verpflichtet, dies
offenzulegen. Aber man kann davon ausgehen, dass es ähnlich wie in den
SA über Beratungsverträge, irgendwie verbuchte Forschungszuwendungen,
Reisen oder sonstige Honorare geschieht. Es wird zwar gefordert, die
Finanzierung einer Studie oder auch der Leitlinie selbst offenzulegen,
aber was die unterschiedlichen Verbindungen der einzelnen Autoren
betrifft, gibt es keine wirkungsvollen Verpflichtungen. Deswegen ist es
einfach, einen Interessenskonflikt schlichtweg zu leugnen und Nachfragen
versanden zu lassen. Transparenz sieht anders aus ... Es ist davon
auszugehen, dass es eine
direkte Einflussnahme der Industrie auf die Leitlinienhersteller
[1]
in Deutschland gibt. Aber es bestehen kaum Chancen, diejengen
Leitlinienautoren zu identifizieren, die sich solcher Einflussnahme
durch Annahme aller möglichen Zuwendungen aussetzen ...
Die Verlierer
sind die Patienten,
denn sie werden so systematischen Falschbehandlungen ausgesetzt. Solche
Einflussnahme gibt es überall in der Gesellschaft ... In der Medizin
bedeutet diese Form von Korruption Millionen falsch behandelter
Patienten, Schmerz, Leid und früher Tod ...
Insofern ist es nicht tolerabel, dass die deutsche Wissenschaft diese
skandalösen Zustände nicht schnellstmöglich laut und deutlich
thematisiert und effektiv bekämpft.
Warum passiert das nicht? Weil zu
viele um ihre Privilegien fürchten?
Man will es angesichts des Schadens, der von Ärzten aus reiner Geldgier
angerichtet wird, nicht glauben, aber es scheint so zu sein."
Aus: Gunter Frank: „Schlechte Medizin: Ein Wutbuch“ Teil II: Die
Ursachen schlechter Medizin. Kapitel: Geld regiert die Welt: Wie
gekaufte Meinungsführer den medizinischen Alltag diktieren. Mietmäuler.
Zitat Prof. W. Becker-Brüser Seite 144, Seite 144f, 146f. KNAUS 2012.
[1] Medizinische Leitlinien
sind systematisch entwickelte Feststellungen, um die
Entscheidungen von Ärzten, Zahnärzten, Angehörigen anderer
Gesundheitsberufe und Patienten über angemessene Gesundheitsversorgung
für spezifische klinische Umstände zu unterstützen. Sie sind - anders
als Richtlinien - nicht bindend und müssen an den Einzelfall angepasst
werden. (Quelle Wiki)
Arzt und Recht: Interessenkonflikte in der Medizin
- RA Dr. Monika Ploier. Austrian Journal of Hypertension 2012; 16 (2),
27-29 www.kup.at/kup/pdf/10720.pdf
Auf dem Weg in die Gesundheitsdiktatur: Wie mit Gesundheitsmoral
Menschen diskriminiert werden. Von Siegern und Verlieren
pdf
>>>
Aus: Dr. med. Gunter Frank: „Schlechte Medizin: Ein Wutbuch“ Teil III:
Die gesellschaftlichen Auswirkungen schlechter Medizin. Kapitel: Auf dem
Weg in die Gesundheitsdiktatur: Wie mit Gesundheitsmoral Menschen
diskriminiert werden. Von Siegern und Verlieren. Seite 222- 229 KNAUS 5.
Auflage 2012
"LEBENSERFAHRUNGEN weichen
von wissenschaftlichen KONVENTIONEN
(Übereinkünften) ab, und vice versa!"
Konformismus
↔
Nonkonformismus
"Es ist normal, verschieden zu sein!"
"Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem
ein Schaf sein!"
Albert Einstein (1879-1955) Physik Nobelpreis 1921 Aus: "Aphorismen", die
Albert Einstein beisteuerte zu der Festschrift "Essays presented to Leo Baeck on the occasion of his eightieth birthday"
London, East And West Library, 1954

"Wer mit der Herde geht,
kann nur den Ärschen folgen!"
Poetischer schrieb vor 2000 Jahren der römische Philosoph SENECA:
"Vor nichts sollten wir uns mehr in Acht
nehmen als davor, wie Schafe der Herde
hinterherzutrotten und dabei nicht die
Richtung einzuschlagen, in die man
gehen sollte, sondern, in die man [blindlings mit-] geht!"
Seneca Zitat aus: Reiner W. Heckl: "Mit kollegialen Grüssen - Sprachdummheiten in der Medizin"
Einleitung S.1, Springer 4. bearbeitete u. erweiterte Auflage 2012
[Eigene Ergänzungen]
Der Trick mit den Normwerten
pdf
>>>
Dr. med. Gunter Frank (b.1963,
deutscher Arzt, Buchautor): „Schlechte Medizin: Ein Wutbuch“ Teil I:
Schlechte Medizin in der täglichen Behandlung.
Kapitel: Millionenfache Fehlbehandlungen: Alltag in deutschen
Arztpraxen und Krankenhäusern. Der Trick mit den Normwerten. pp 22-25, KNAUS 5.Auflage 2012
"In allen Heilberufen neigt man generell
dazu, eher zu viel zu behandeln als zu wenig, und das ist verständlich,
man möchte ja schließlich helfen.
Auch dass Therapeuten eher zu früh als zu spät behandeln wollen, ist
nachvollziehbar. Man möchte nichts versäumen, und es ist keine schöne
Vorstellung, unter Umständen erkennen zu müssen, dass man einen
Patienten vor den schlimmen Folgen einer Erkrankung hätte bewahren
können, wenn man ihn früher zu einer wichtigen Untersuchung überwiesen
oder früher eine Therapie eingeleitet hätte. Da geht es mir nicht
anders.
Wenn jedoch aus dem zu viel und zu früh ein
reines Geschäftsmodell wird, durch das Millionen gesunde Menschen zu
gefährdeten und angeblich kranken Patienten umgedeutet werden,
dann lässt sich dies nicht mehr mit dem Wunsch rechtfertigen, nichts
versäumen zu wollen. Hinter solchen Milliardengewinnen steckt kalte
Berechnung, die auch über Leichen geht. Am einfachsten lassen sich
angeblich Kranke heute mithilfe von Normwerten aus dem Hut zaubern. Wie
dieser Trick funktioniert, wird an den Beispielen Blutdruck, Blutzucker
und Cholesterin deutlich ... Das
Einzige, was sich jedoch im Vergleich zu früher geändert hat, ist die
Absenkung der Normwerte, umfangreichere Blutuntersuchungen und die
Tatsache, dass die Menschen immer älter und die Älteren immer mehr
werden. Dies führt zwar zu mehr
Diagnosen, aber in Wirklichkeit ist das Risiko, zuckerkrank zu werden,
für einen 50-Jährigen von heute nicht höher oder niedriger als für einen
50-Jährigen vor 100 Jahren ... Der amerikanische Arzt und Buchautor
H. Gilbert Welch [siehe folgend] hat nachgerechnet, wie viele
neue Patienten – oder besser gesagt Kunden – die Senkung der Normwerte
dem Gesundheitsmarkt in den USA gebracht hat.
Zusammenhang der Normwertabsenkung und
Patientenzahl in den USA
Effect of
Lower Diagnostic Thresholds (Cutoffs) on the Number of "Diagnosed"
Americans
(Einwohner USA: ~317,3 Millionen/2013)
"They [experts, physicians] tend to either ignore or downplay the
major pitfall of this strategy:
treating those who will not benefit!"
[p16]
"Und sie [die medizinischen Expertengremien] neigen dazu, das
Hauptproblem dieser Strategie
[Normwertabsenkung] entweder zu ignorieren oder herunterzuspielen:
Die Behandlung
von Menschen, die nichts davon haben."
[S.44]
|
Alter Wert
|
Neuer Wert
|
Patientenzahl
mit altem Wert
|
Patientenzahl
mit neuem Wert
|
Neue
Patienten
|
Zuwachs
in %
|
|
Blutzucker 140
mg/dl |
126 |
11 687 000 |
3 378 000 |
1 681 000 |
14% |
|
[Ruhe-]Blutdruck
160/100 mmHg |
140/90 |
38 690 000 |
52 180 000 |
13 490 000 |
35% |
|
Cholesterin 240
mg/dl |
200 |
49 480 000 |
92 127 000 |
42 647 000 |
86% |
|
Oteoporose
T-score 2,5 |
2 |
8 010 000 |
14 791 000 |
6
781 000 |
85% |
"Wie Sie sehen, erhöhen die geänderten
Grenzwerte die Zahl der für krank (und behandlungsbedürftig)
erklärten Menschen drastisch. Ob das für die Betroffenen gut
oder schlecht war, ist eine schwierige Frage. Aber es ist keine
Frage, dass es gut fürs Geschäft war. Diese Änderungen vergrößerten
nämlich den Markt für Therapien erheblich - und ebenso die damit
erzielten Profite. Es gibt weitverbreitete Bedenken gegen die
Unabhängigkeit der Experten, die für die besprochenen Krankheiten
Grenzwerte festlegten ... Seien wir fair. Viele dieser Experten
mögen gutgläubige Menschen sein, die alles tun wollen, was sie
können, damit niemand übersehen wird, der von einer Diagnose
profitieren könnte. Aber die Tatsache, dass so viel Geld im Spiel
ist, verleitet sie möglicherweise dazu, den Nutzen zu überschätzen
und den Schaden einer Überdiagnose zu unterschätzen. Derartige
Entscheidungen wirken sich auf so viele Menschen aus, dass sie nicht
von Konzernen beeinflusst werden dürfen, die daran verdienen ... Das
gängige ärztliche Ethos verlangt, sich auf den möglichen Nutzen für
wenige zu konzentrieren und die Folgen für den Rest
herunterzuspielen. Darum suchen die medizinischen Experten nach
Menschen, deren höheres Risiko glaubhaft ist, und empfehlen dann den
anderen Ärzten, genau diese Patienten zu identifizieren und zu
behandeln. Aber wenn wir das Für und Wider abwägen, sollten wir die
besten Daten nutzen, die uns zur Verfügung stehen, und die stammen
aus randomisierten Studien ... Es ist leicht, die Forderung
aufzustellen, dass Regeln und Zahlen geändert werden müssen, um neu
zu definieren, was als abnorm gilt. Man kann immer geltend machen,
dass dadurch möglicherweise ein paar Menschen mehr geholfen wird.
Meist ist die Diskussion an dieser Stelle zu Ende.
Doch selbst kleine Änderungen können Millionen Menschen zu Patienten
machen. Sie können zu einer
Explosion von Überdiagnosen ["wenn Ärzte Abnormalitäten entdecken,
die weder Symptome noch frühen Tod verursachen" siehe unten] und somit zu einer
Explosion von Behandlungen [und
Explosion von Nebenwirkungen]
führen. Selbst wenn einige davon profitieren, sollten wir nicht
zahlreiche Menschen leichtfertig für krank und behandlungsbedüftig
erklären. Kleine Nachteile einer Therapie werden schon deshalb
vergrößert, weil ihnen so viele Menschen ausgesetzt sind. Manche
versticken sich ... in ein Gewirr aus Diagnosen und Therapien. Und
wir alle müssen uns über
eine paradoxe Strategie
wundern, die Gesundheit fördern will,
indem sie mehr Menschen dazu bringt, sich für krank zu halten.
Leider kann uns keine wissenschaftliche Methode oder mathematische
Gleichung eine eindeutige Antwort auf die Frage geben, was wir als
normal definieren sollen. Aber die Praxis zeigt, dass die Mediziner
unablässig damit beschäftigt sind, diese Definition einzuengen. Das
wird besonders offenkundig, wenn wir Ärzte die Regeln ändern. Doch
dieser Prozess hat auch eine noch heimtückischere Seite: Manchmal
ändert der technische Fortschritt [Sonographie, Röntgen, CT, MRT,
PET u.v.a.] die Regeln für uns ... Bildgebende Verfahren helfen uns
sehr Anomalien zu finden, die Menschen krank machen. Aber sie sind
auch immer häufiger in der Lage, Anomalien bei Menschen zu
entdecken, denen es gut geht ... mehr Diagnosen und mehr Patienten.
Manchen wird vielleicht geholfen, andere werden
Opfer von Überdiagnosen - das
heißt, ihnen wird mitgeteilt, man habe bei ihnen eine Anomalie
festgestellt; aber von dieser Anomalie ist nicht zu erwarten, dass
sie sich verschlimmert, Symptome verursacht oder zum Tod führt ...
Wir sehen zu viel ... Weitere Tests - einschließlich neuer
CT-Aufnahmen - enthüllen noch mehr zweideutige und überraschende
Befunde. Und mehr Befunde führen letztlich zu mehr Behandlugnen,
obwohl viele auf Überdiagnosen beruhen ... Mehr sehen, mehr
entdecken, mehr tun ...
Doch selbst wenn Sie tatsächlich Symptome
haben, ist die Gefahr von Überdiagnosen durch bildgebende Verfahren
beträchtlich. Angenommen, Sie haben Knieschmerzen, und eine
MRT enthüllt einen Knorpelschaden - einen Riss im Meniskus. So wie
es verführerisch sein mag zu behaupten, eine
Sinusitis sei die [alleinige]
Ursache von Nebenhöhlenbeschwerden, ist es auch sehr verführerisch,
[einzig und allein] den
Meniskusschaden für Ihre Schmerzen
verantworlich zu machen. Aber viele Menschen - immerhin 40% [1] -
ohne Knieschmerzen haben Meniskusrisse. Mit anderen Worten:
Beschädigte Knorpel lösen oft keine Symptome aus. Es kann also
durchaus sein, dass Ihr Meniskusschaden nicht die Ursache Ihrer
Symptome ist, zumal es für Knieschmerzen noch viele andere Ursachen
gibt: Arthritis, Sehnentzündung und Muskelzerrungen, um nur einige
zu nennen. Wenn der beschädigte Knorpel Ihre Symptome nicht
verursacht, dann ist eine Diagnose, die das behauptet, eine
Überdiagnose ... eine neuere (Schlaganfall)Studie, in der Mediziner
bei über 2000 [asymptomatischen] Menschen - ohne klinische
Schlaganfalldiagnose - Gehirn-MRTs vornahmen ... Mehr als 10% dieser
gesunden Teilnehmer hatten einen Schlaganfall erlitten. Die Forscher
sprachen von
stummen Schlaganfällen [2] ... Was
mich verblüffte war die Feststellung, dass es bei 7% der Teilnehmer
unter fünfzig Jahren Anzeichen für einen Schlaganfall gab (bei
50-59a: 8%, 60-69a: 10%, 70-89a: 15%) ... Bildgebende Verfahren
entdecken immer mehr Anomalien und immer subtilere Abweichungen und
verschieben so den diagnostischen Grad der Anomalien ...
Je mehr wir sehen, desto weniger bedeutet die typische Anomalie, die
wir entdecken ... Das Grundproblem verdeutlicht ein Experte
für fraktale Geometrie [3], der die täuschend einfache Frage
stellte: "Wie viele Inseln umgeben Großbritanniens Küste?" Es gibt
keine einzige korrekte Antwort, denn die Antwort hängt davon ab, wie
viele Inseln Sie sehen. Die Zahl der Inseln steigt mit der Auflösung
der Karte, die man verwendet ..."
[S.56, 58, 67-69, 72-78] [1] Kornick J, Trefelner E, McCarthy S,
Lange R, Lynch K, Jokl P.: "Meniscal abnormalities in the
asymptomatic population at MR imaging" Radiology. 1990
Nov;177(2):463-5; Englund M, Guermazi A, Gale D, Hunter DJ, Aliabadi
P, Clancy M, Felson DT: "Incidental meniscal findings on knee MRI in
middle-aged and elderly persons" N Engl J Med. 2008 Sep
11;359(11):1108-15; [2] Das RR, Seshadri S, Beiser AS et al.:
"Prevalence and correlates of silent cerebral infarcts in the
Framingham offspring study" Stroke 2008 Nov;39(11):2929-35; [3]
Benoît B. Mandelbrot (1924-2010): "The fractal geometry of nature"
W. H. Freeman and Co. San Francisco 1982, Neubearbeitung New York
1983
"Not surprisingly, we get more diagnoses today than we did in the
past.
In fact, we are in the midst of an
epidemic of diagnosis. Again, the conventional wisdom tells
us that this is good: finding problems early saves lives because we
have the opportunity to fix small problems before they become big
ones. [The logic goes something like this: more diagnosis means more
treatment, and more treatment means better health. This may be true
for some.(p
XIV)]
What's more, we believe there are no downsides [disbenefits] to
looking for things to be wrong.
But the truth is that diagnosis is a
double-edged sword. While it has the potential to help some,
it always has a hidden danger [More diagnosis may make healthy
people feel more vulnerable - and, ironically, less healthy.
(p XIV)]:
overdiagnosis - the detection of
abnormalities (Incidentalomas) that are not destined to ever bother
us. [And more diagnosis leads to excessive treatment - treatment for
problems that either aren't that bothersome or aren't bothersome at
all. Excessive treatment, of course, can really hurt you. "Excessive
diagnosis" may lead to treatment that is worse than the disease.
(p XIV)]"
[Aus:
Welch: Introduction. p XII] Seeing too much [p.32] The cycle of
seeing more, finding more, and doing more (More scanning, A vast
reservoir of abnormalities) [p.35] Switching from clinical diagnosis
to scanning [p.41]
What is overdiagnosis? Overdiagnosis
occurs when individuals are diagnosed with conditions that will
never cause symptoms or death. It's the Detection of an
asymptomatic "abnormality" or
"condition" that EITHER a)
will never progress (or will, in fact, regress)
OR b) will progress slowly
enough that the patient dies of other causes before symptoms appear.
Note:
Overdiagnosis is typically a side-effect of what we`ve been taught
to believe is right way to practice medicine:
Detect and treat disorders
before
they cause problems.
The conundrum:
(Das Rätsel, Die schwierige Frage)
♦
Clinicians can never know who
ist overdiagnosed at the time of diagnosis.
♦ Overdiagnosis can only be
confirmed in an individual if that individual is a)
never treated (or forgoes treatment) and b)
goes on to die from some other cause.
But we do know that if we make more and more diagnoses in a healthy
population, we are more likely to overdiagnose.
Thus we tend
to treat everybody - thereby producing the major harm of
overdiagnosis:
♦
treatment that cannot help (because
there is nothing to fix)
♦ treatment that can only lead to
harm
Then there is the word
disease. Although
the word has a wide range of interpretations, its origins are quite
specific. Dis- means
"without" and
ease requires
"no explanation".
A synonym for
disease
might be
discomfort.
Although there are other perfectly legitimate definitions, in this
book disease will refer to a condition that a person experiences - a
sickness, an illness, a disorder that produces symptoms.
The word
abnormality
will serve a distinct purpose. I will use it to describe findings
that are considered abnormal in the medical profession yet are not
experienced by the individual. Some of the most familiar
abnormalities - high blood pressure, high cholesterol - will
sometimes be referred to as conditions to distinguish them
from diseases."
"Lowering the cutoff [threshold] for
what is considered abnormal not only turns a large number of people
into patients but also produces patients with the mildest form of
the condition ... In fact, the relationship
"Treatment Benefit <-> Spectrum of
Abnormality" applies to all of medical care."[Welch
p22]
"Nutzen der Behandlung <-> Spektrum der
Anomalie"
Bei geringeren Abweichungen von der Norm ist die Gefahr von
Störungen geringer als bei erheblichen Abweichungen.
Menschen mit milderen Anomalien profitieren von einer Behandlung
weniger als jene mit schweren Anomalien.
Mildere Anomalien sind häufiger und führen daher mit größerer
Wahrscheinlichkeit zu Überdiagnosen.
Diesen Menschen nützt eine Behandlung nichts, sie kann ihnen nur
schaden.
In der Regel nimmt der Nutzen einer
Behandlung erst mit
der zunehmenden Schwere der Anomalie zu!"
(S.34f, 86)

Abbildung 2.1
zeigt, wie sich die Neudefinition des Diabetes - der Grenzwert/der
Grad der Anomalie wurde nach unten verschoben (ADA 1997: Nüchtern
BZ ≤126mg%) -
auf den Nutzen der Diabetes Behandlung auswirkt. Das gleiche Muster
- "Reservoir von Anomalien" - gilt auch für die arterielle
Hypertonie, Hypercholesterinämie, Osteoporose und Krebs (bei
sehr langsam wachsenden Karzinomen, bei nicht-progressiven
Karzinomen, Präkanzerosen) u.v.a. This graph shows that changing
the cutoff for diabetes
from the previous fasting blood sugar level of 140 to the current
level of 126 means that those with a milder form of the disease
benefit less from treatment.
"But the real
downside of accepting all these changes in the rules of diagnosis
is that it is a slippery slope ["Argument der
schiefen Ebene"] that is turning more and more of us into patients.
Too many of us are already on too many medications.
To be sure, some people may feel safer having their potential
problems diagnosed and treated. For some, that may make
the treatment side effects and hassle factors seem worth it. But
this sense of being safer is partly the product of powerful
messages that have systematically overstated the benefit of the
diagnosis and treatment of mild abnormalities
(and largely said nothing about the potentials harms). Thus, the
sense of being safer
is likely an exaggerated [extreme] view of the reality."
"Aber der wahre Nachteil all dieser
Änderungen der Diagnoseregeln
[Senkung der Grenzwerte, Überdiagnosen, Überbehandlung,
Abnormalitäten/Anomalien, asymptomatische
Zufallsbefunde/Inzidentalome usw.]
besteht darin, dass sie uns auf eine
schiefe Ebene
bringen und immer mehr Menschen zu
Patienten machen. Zu viele Menschen nehmen bereits zu viele
Medikamente. Natürlich fühlen sich
manche Menschen sicherer, wenn ihre potentiellen Probleme
diagnostiziert und behandelt werden. Manche nehmen dafür vielleicht
sogar
Nebenwirkungen und den Aufwand in Kauf. Aber dieses
Sicherheitsgefühl basiert zum Teil auf den Aussagen einflussreicher
Leute, die
den Nutzen der Diagnose und Behandlung leichter Anomalien
systematisch übertreiben (und kaum etwas über mögliche Nachteile
sagen).
Deshalb ist das Gefühl, auf der sicheren Seite zu sein,
wahrscheinlich ein Zerrbild der Wirklichkeit. ("Gute Absichten mit
bösen Folgen") ...
Wir fühlen uns von Zufallsfunden
[asymptomatischen Zufallsbefunden, Inzidentalomen]
unter Druck gesetzt. Und wir
fühlen uns verpflichtet,
sie zu untersuchen, obwohl wir befürchten, nicht im eigentlichen
Interesse des Patienten zu handeln. Wir wissen, dass diese
[asympto-
matischen Zufalls]Funde viele unnötige Sorgen und hohe Kosten
verursachen,
und wir wissen zudem, dass blutigere
Eingriffe [Biopsien,
Operationen]
die Folge sind, verbunden mit einem realen Risiko:
Sie
können dem Patienten schaden oder ihn das Leben kosten.
Einerlei, wie selten das vorkommt, es kommt vor. Das Risiko, durch
eine Leberbiopsie zu sterben, mit der wir ein Inzidentalom genauer
untersuchen wollen, ist etwa gleich hoch (ungefähr 1 Todesfall auf
1 oder 2 von 1000 Biopsien [1]) wie das geschätzte Risiko, dass
das Inzidentalom ein tödliches Karzinom ist ... Mit Ausnahme der
Lungenknoten bei Rauchern [1,8 - 3,6%] können weniger als 1%
dieser Inzidentalome tödliche Karzinome sein. In über 99% aller
Fälle brauchen wir also nichts zu unternehmen [2] ..."
Immer mehr Ärzte bekennen sich dazu, dass es meist umsichtiger ist,
Inzidentalome zu beobachten, als sie sofort
operativ zu entfernen ... Inzidentalome ... eine Nebenwirkung
hochauflösender bildgebender Verfahren [CT, MRT usw.] ...
Die Wahrheit ist: Es fällt uns sehr
schwer, etwas zu ignorieren, was wir entdeckt haben,
selbst wenn dies die richtige Entscheidung wäre ..."
Welch p 27, S.61f, 44, 158, 160, 168f, 271f, 274; [1] Robert P.
Myers, Andrew Fong, Abdel Aziz M. Shaheen. "Utilization rates,
complications
and costs of percutaneous liver biopsy: a population-based study
including 4275 biopsies" Liver International Volume 28,pp 705–712,
2008
[2] Tabelle 7.1: Risiko für einen durchschnittlichen 50-jährigen,
dass ein Inzidentalom ein tödlicher Krebs ist. Welch S.160
CD Furtado et al.: "Whole-body CT screening: spectrum of findings
and recommendations in 1192 patients" Radiology 237 (2005):385-94
SJ Swensen et al.: "Screening for Lung Cancer with Low-Dose Spiral
Computed Tomography"Am J Respir Crit Care Med 165 (2002):508–513
Steven Woloshin, Lisa M. Schwartz, H. Gilbert Welch: "The Risk of
Death by Age, Sex, and Smoking Status in the United States:
Putting Health Risks in Context" JNCI 100 (2008): 845-853
Patienten mit den größten Anomalien
[Abweichungen]
erzielen mit größter Wahrscheinlichkeit einen
Nettonutzen.
Patienten mit den kleinsten Anomalien
erzielen mit größter Wahrscheinlichkeit einen
Nettoschaden.
In
Abbilding 12.2. folgend wird dieser Grundsatz durch die
schattierten Flächen zwischen den Linien dargestellt.
Das ist ein einfaches Prinzip. Bei schweren Anomalien [Gruppe mit hohem Risiko] müssen
wir handeln, weil ein Nettonutzen wahrscheinlich ist.
Bei leichten Anomalien [Gruppe mit niedrigem Risiko] kann die beste Strategie jedoch darin bestehen,
nichts zu unternehmen, weil sonst ein
Nettoschaden droht - vielleicht ist es sogar besser, gar nicht erst
nach leichten Anomalien zu suchen.
[Welch
S.270]

"Die reinste Form des Wahnsinns ist es,
alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert."
Albert Einstein (1879-1955) Deutscher Physiker mit Schweizer
u. US-amerikanischer Nationalität 1921 Nobelpreis f. Physik
Man sollte meinen, alle Ärzte würden
diesen Zusammenhang verstehen. Aber das ist nicht der Fall ...
Sobald jemand entschieden hat, dass eine
Gruppe mit niedrigem Risiko [leichter Anomalie] den gleichen Nutzen
haben muss wie eine Gruppe mit hohem
Risiko [schwerer Anomalie], ist der Weg für mehr Diagnosen bereitet
[Problem der exzessiven Extrapolation]. Und wenn Ärzte dem
Aufruf folgen, was sie meist tun, ist auch der Weg
für weiteren Schaden bereitet. Da "mehr Diagnosen" immer bedeuten,
dass wir auch bei Menschen mit geringeren Anomalien -
die seltener zu Symptomen oder zum Tod führen - Diagnosen stellen,
produzieren wir oft Überdiagnosen.
Und da wir nicht wissen,
bei wem eine Überdiagnose vorliegt, neigen wir dazu, alle zu
behandeln. Patienten, die Opfer einer Überdiagnose wurden, können
von einer Behandlung nicht profitieren; sie können nur Schaden
erleiden. Deshalb ist ein Nettoschaden bei "neuen" Patienten,
die dank zusätzlicher Diagnosen identifiziert wurden, viel
wahrscheinlicher als bei den Patienten, die vor der Diagnoseflut
untersucht wurden. Mehr Diagnosen setzen einen Kreislauf in Gang,
der sich selbst verstärkt [positive Rückkoppelung] und
Ärzte veranlasst, noch mehr zu diagnostizieren ... Mehr Diagnosen,
die darauffolgende "Epidemie" ["Häufung von Kranken"] und
die Behauptung, dass Früherkennung [Screening] Leben retten kann,
führen dazu, dass auch die Bevölkerung mehr Diagnosen
einfordert. Sie wurde ja entsprechend präpariert und von Ärzten,
Politikern, Medien und vielleicht sogar von ihren Müttern mit
Aussagen über den Wert der Untersuchung überschüttet.
Die Menschen werden nicht ermutigt,
solche Behauptungen
kritisch zu prüfen, und niemand hat
ihnen beigebracht, wie man beurteilt, ob diese Aussagen solide
Wissenschaft
oder lediglich Propaganda sind.
Daher werden immer mehr Menschen untersucht, und
überraschenderweise
fördern auch die Untersuchungsergebnisse weitere Untersuchungen
..."[Welch
S.271f, 274] [GG(4)]
"Informiert ratlos sein ist allemal
besser,
als sich ahnungslos in falscher
Sicherheit
wiegen."
Dr. med. Christian Euler
Präsident des Österreichischen Hausärzteverband (ÖHV)
Aus: DAM Ausgabe 6/2013 S. 32
Aus: Prof. Dr. H. Gilbert Welch (M.D., M.P.H.), Dr. Lisa Schwartz,
Dr. Steve Woloshin: „Overdiagnosed: Making People Sick in the
Pursuit of Health“ Chapter 2 "We Change the Rule - How Numbers Get
Changed to Give You Diabetes, High Cholesterol, and Osteoporosis"
Table 2.1 p 23. Figure 12.2 p 173 Beacon Press 2012; “Die
Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden” Kapitel 12:
Behalten Sie den Überblick. Morgenvisite. Abbildung 12.2. S. 270.
Übersetzung: Martin Rometsch, 1. Auflage RIVA 2013"This book
examines the possibility that American medicine now labels too many
of us as "sick"." (pp XIV, XVI),
www.youtube.com/watch?v=C-DnznA0m9k, Abbildung 2.1 Welch p.18,
S.48) aus: "We Change the Rules - How Numbers Get Changed to Give
You Diabetes, High Cholesterol, and Osteoporosis" pp15-31.
Quelle: http://dartmed.dartmouth.edu/winter10/html/changing_the_rules.php
Gerd Gigerenzer (b.1947, dtsch.Psychologe, Kognitionspsychologe): (1) „Das Einmaleins der Skepsis - Über den richtigen Umgang
mit Zahlen und Risiken“ ("Calculated Risks: How to Know When Numbers Deceive You" New York:Simon & Schuster 2002,
(2) “Reckoning with risk: Learning to live with uncertainty“ London: Penguin 2002) BVT 7.Auflage 2011, 2004 (2002),
(3) „Bauchentscheidungen – Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition“ (“Gut feelings:
The intelligence of the unconscious“ New York: Viking u. London: Allen Lane/Penguin 2007) GOLDMANN 2008 (2007),
(4) „Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“ ("Risk Savvy – How to Make Good Decisions" New York:
Penguin 2013) btb Verlag 4.Auflage 2014
Siehe Gerd Gigerenzer in INFOS: "SIC-Syndrom", "Überdiagnose", "Vorlaufzeit-Bias", "Fakten
u. Fiktionen über Krebs-Screening" in Statistik Glossar & Allerlei
>>>
Gerd Gigerenzer, Sir John A. Muir Gray (Hrsg.): „Bessere Ärzte, bessere Patienten, bessere Medizin. Aufbruch in ein transperentes
Gesundheitswesen“ („Better doctors, better patients, better decisions: Envisioning health care 2020“ The MIT Press
Cambridge 2011) Mit einem Vorwort von Günther Jonitz, Strüngmann Forum Reports, Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2013
Thomas K. Bauer, Gerd Gigerenzer, Walter Krämer:„Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet - Über Risiken und Nebenwirkungen der
Unstatistik“ CAMPUS 2014
Lasse T. Krogsbøll, Karsten Juhl Jørgensen, Christian Grønhøj Larsen, Peter C. Gøtzsche: "General health checks in adults for
reducing morbidity and mortality from disease: Cochrane systematic review and meta-analysis" BMJ. 2012 Nov 20;345:e719
Odette Wegwarth, Lisa M. Schwartz, Steven Woloshin, Wolfgang Gaissmaier, Gerd Gigerenzer: „Do Physicians Understand Cancer
Screening Statistics? [5-Jahres Überlebensrate, Sterberate] A National Survey of Primary Care Physicians in the United States“
Ann Intern Med. 2012 Mar 6;156(5):340-9
Siehe Zitate: Karl Kraus: Die Diagnose
>>> |
"Die Tabelle
macht deutlich, dass allein die Absenkung des Cholesterinlevels von 240
auf 200mg/dl in den USA [Einwohner: 317
Millionen (2012)] über 42 Millionen gesunde Menschen zu Patienten
gemacht hat, die als Kunden nun fettarme Nahrungsmittel,
Ernährungsberatung und Fitnessprogramme konsumieren sollen. Und weil all
diese Maßnahmen nachweislich den Cholesterinspiegel dauerhaft gar nicht
senken können, werden den Patienten dann Medikamente verordnet.
Hier geht es um einen Milliardenmarkt
... Wenn man davon ausgeht, dass der Hauptrisikofaktor eines Menschen,
im Laufe seines Lebens eine Gefäßerkrankung zu entwickeln, der ist,
überhaupt geboren zu sein, könnte man auch den Cholesterinspiegel
insgesamt als Risikofaktor definieren. Dann ist alles über null ein
Risiko, und die Ernährungsberatungsbranche und Pharmaindustrie können
uns alle als Kunden begrüßen. Im Ernst, sie arbeiten daran."
Aus: Gunter Frank
(b.1963, deutscher Arzt, Buchautor): „Schlechte Medizin: Ein Wutbuch“
Teil I: Schlechte Medizin in der täglichen Behandlung. Kapitel:
Millionenfache Fehlbehandlungen: Alltag in deutschen Arztpraxen und
Krankenhäusern. Der Trick mit den Normwerten. Seite 22-25. KNAUS
5.Auflage 2012. [1] H. Gilbert Welch (M.D., M.P.H.), Lisa Schwartz,
Steve Woloshin: „Overdiagnosed: Making People Sick in the Pursuit of
Health“ Beacon Press 2012
Prof. em. Dr. med.
Frank. P. Meyer
[b.1936] - ehemaliger Institutsdirektor der Klinischen Pharmakologie an
der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg - schreibt:
„Prähypertensiv“ - noch gesund oder schon krank?“
Hessisches Ärzteblatt, 64 (9), 444 - 446, 2003.
Auszugsweise
[Meine Ergänzungen]:
"Besonders makaber sind diese
"Grenzwertspielereien"
[<130/<80 normal (vorher optimal), <130/<85
prähypertensiv (vorher normal), <140/<90 prähypertensiv (vorher
hochnormal), <160/<100 Hypertonie Std. I, <180/<110 Hypertonie Std.II]
deshalb, weil die Grenzwerte für alle
Menschen zwischen 18 Jahren und 100 Jahren gelten, was völlig
unbiologisch und unphysiologisch ist [1] ...
In einer frühen großen Meta-Analyse
(Collins et al. 1990) [2] wurden die Leser schlichtweg gelinkt ...
Bei genauer Betrachtung ist das Ergebnis ernüchternd.
Aus den 42 %
[Schlaganfall] und 14 %
[Koronare Herzkrankheit] von Collins et al. [2] werden
[absolute] 1,07 % [Schlaganfall] bzw. 0,56 % [Koronare Herzkrankheit].
Das entspricht NNT- [Number Needed to Treat]
Werten von 93 bzw. 178! Mit anderen Worten, wenn 93 Patienten
oder 178 Patienten über 5 Jahre antihypertensiv behandelt werden, lässt
sich nur 1 Schlaganfall bzw. 1 koronare Herzkrankheit verhindern! ...
Aus der sehr häufig
zitierten Lennart et al. HOT (Hypertension Optimal Treatment) -Studie
[3] geht eindeutig hervor,
dass bei 50- bis
80-jährigen Frauen und Männern eine Senkung des Blutdrucks <160/<90 mm
Hg keinen zusätzlichen Benefit
(große kardiovaskuläre Ereignisse, nicht
tödliche und tödliche Herzinfarkte und Schlaganfälle, kardiovaskuläre
Mortalität)
mehr bringt.
Bei Werten
≤ 120/75 mm Hg nehmen in dieser Altersgruppe die Risiken sogar wieder
zu.
Das ist seit 1998 bekannt.
Die Daten aber interessieren nicht. Pharmakologen, Internisten,
Marketingexperten machen weiter wie bisher...
"Werden die Studienergebnisse in relativen oder absoluten
Zahlen wiedergegeben? In einer großen Studie (HOT-Studie [3]) wird
die Minderung des Herzinfarktrisikos durch eine Absenkung des unteren
(diastolischen) Wertes unter 90 mm/Hg mit 28 Prozent angegeben. Damit
wird die Aussage verbunden, dass ein Blutdruck von 160/95 zu hoch sei
und dieser mindestens auf 140/90 abgesenkt werden sollte. Die Angabe "28
Prozent" erweckt den Eindruck, dass mit dieser Maßnahme bei jedem
vierten Patienten das Herzinfarktrisiko gesenkt werden könnte. Da der
Blutdruck vieler Menschen in diesem Bereich liegt, bedeutet dieses
Ergebnis Millionen zusätzlicher Tablettenverordnungen und
Milliardenumsätze. Aber es ist wieder einmal
eine relative Zahlenangabe, die absolute Risikominderung beträgt
nämlich nur 0,37 Prozent. Das hört sich schon deutlich weniger
beeindruckend an. Wenn man sich die Studie noch genauer anschaut, findet
man tatsächlich den Hinweis, dass die Gesamtsterblichkeit bei einer
Senkung des unteren Blutdruckwertes unter 90 mm/Hg um absolute 0,3
Prozent steigt. Obwohl also eher von einem Gesamtschaden auszugehen ist,
wird diese Studie weiter als Rechtfertigung für eine intensive
Blutdrucktherapie verwendet ... Wie viele Patienten müssen
behandelt werden, damit bei einem die gewünschte Wirkung oder eine
schwere Nebenwirkung eintritt? ... Nehmen wir als Beispiel die
bereits erwähnte HOT-Studie. Bei ihr ergab sich eine absolute
Risikominderung für einen Herzinfarkt um 0,37 Prozent, wenn man den
unteren Blutdruckwert medikamentös unter 90 mm/Hg absenkt. Nun muss man
100 durch 0,37 teilen und erhält die Zahl 270. Das ist die NNT [number
needed to treat] für diese Studie. 270 Patienten mussten in dieser
Studie behandelt werden, damit ein Patient vor einem Herzinfarkt
geschützt wird. Das bedeutet, ein Patient wurde durch die Therapie
geschützt und 269 hatten nur die Nebenwirkungen zu erwarten. Und die
führten sogar dazu, dass die Therapiegruppe ein geringgradig erhöhtes
absolutes Sterberisiko von 0,3 Prozent aufwies. Oder umgerechnet in eine
NNK (number needed to kill) von 333. Die
medikamentöse Senkung des unteren Blutdruckwertes unter 90 mm/Hg schützt
zwar einen von 270 Patienten vor einem Herzinfarkt, führt aber insgesamt
dazu, dass ein Patient von 333 durch diese Therapie verstirbt.
Wenn Ihnen Ihr Arzt vorschlägt, Ihren Blutdruck unter 160/90 mm/Hg
abzusenken, sollte er Ihnen solche Zahlen nennen.
Sie können dann viel realistischer entscheiden, ob Sie die Chance nutzen
wollen, einer von 270 zu sein, der durch die Therapie vor einem
Herzinfarkt geschützt wird, und gleichzeitig das Risiko eingehen wollen,
einer von 333 zu sein, der an dieser Therapie verstirbt.
Es ist offensichtlich, dass die meisten
Patienten eine solche Therapie ablehnen würden.
Leider werden meist immer noch relative Zahlen für die Beratung benutzt,
mit Absicht. Denn mit der irreführenden Behauptung, das
Herzinfarktrisiko um 28 Prozent senken zu können, entscheiden sich die
meisten Patienten für diese Therapie. Studien haben unterschiedliche
Beobachtungszeiten. Um sie besser vergleichen zu können, sollte sich
eine NNT auf ein Jahr beziehen. Da die erwähnte HOT-Studie 3,8 Jahre
dauerte, muss man die NNT von 270 noch mit 3,8 multiplizieren. Das
bedeutet: Um einen Patienten pro Jahr durch die dort getestete
Blutdrucksenkung vor einem Herzinfarkt zu schützen, müssen in diesem
Jahr 1026 Patienten behandelt werden ..."
Aus: Dr. med. Gunter Frank: "Gebrauchsanweisung für ihren Arzt - Was
Patienten wissen müssen" II. Faktencheck. Wie Sie den allgemeinen Nutzen
einer medizinischen Empfehlung überprüfen können, Checkliste, Teil 2:
Fragen zur Qualität der erhaltenen Antworten, Punkt 7: Werden die
Studienergebnisse in relativen oder absoluten Zahlen wiedergegeben?
Seite 68f; Punkt 8: Wie viele Patienten müssen behandelt werden, damit
bei einem die gewünschte Wirkung oder eine schwere Nebenwirkung
eintritt? 2. Auflage KNAUS 2014
Sidney Port et al. (2000) [4] fanden
bei einer Neubewertung der Daten der Framingham-Studie ...,
dass es alters- und geschlechtsabhängige
Schwellenwerte des systolischen Blutdrucks gibt, die erst überschritten
werden müssen, damit das Risiko für den Patienten zunimmt,
nahm auch davon kaum jemand
Kenntnis. Die
Faustregeln zur Bestimmung der Schwellenwerte lauten
für Männer: 120 + 2/3 des Alters und für
Frauen: 114 + 5/6 des Alters ...
Bei der Einführung der
"Prähypertension"
beriefen sich die Autoren des JNC 7 Report [1] vor allem auf die
epidemiologischen Aussagen von Vasan et al. (2001) [5 ] zu den
Framingham-Daten.
Entgegen allen Regeln der Epidemiologie
(Immich 1991)
[6]
wurden keine
Altersklassen von 5 Jahren Breite gebildet, sondern lediglich 2 Gruppen
"35 bis 64 Jahre" und "65 bis 94 Jahre", damit war der Einfluss des
Alters auf den Blutdruck praktisch eliminiert.
Auf andere Limitationen ihrer Aussagen wiesen Vasan et al. [5] selbst
hin.
Die
Anmerkungen von Port et al. [4] wurden völlig ignoriert.
Die Schaffung von "Prähypertensiven"
[RR <140/<90]
ist mit m.E. der erste Schritt, um aus
Gesunden "Präpatienten" zu machen, die bei passender Gelegenheit zu
Patienten mutiert und pharmakotherapiert werden."
[1, 2]
R Collins, R Peto, S MacMahon et al.: "Blood
pressure, stroke, and coronary heart disease" The Lancet, Volume 335,
Issue 8692, Pages 765 - 774, 31 March 1990
[3] Lennart Hansson, Alberto Zanchetti, SG
Carruthers et al.: "Effects of intensive blood-pressure lowering and
low-dose aspirin in patients with hypertension: principal results of the
Hypertension Optimal Treatment (HOT) randomised trial" The Lancet 1998,
Vol. 351 No. 9118 pp 1755-1762
[4] Sidney Port et al.: "Systolic blood pressure and mortality" The
Lancet, Volume 356, Issue 9230, Pages 682 - 683, 19 August 2000 ["...
the threshold for hypertension is age and sex dependent ... Since the
80th percentile is about 10 mm Hg higher than the 70th, the previous
rules of thumb show that the cut-off value for hypertension should be
120+(2/3)(age) for men and 114+(5/6)(age) for women ... Our results do,
however, show that treatment based solely on systolic blood pressure
exceeding 140 mm Hg is not justified."]
www.math.ucla.edu/~scp/publications/mortality.PDF
[5] Ramachandran S Vasan et al.: "Assessment of frequency of progression
to hypertension in non-hypertensive participants in the Framingham Heart
Study: A cohort study" Lancet 2001; 358:1682-86
[6] Prof. Dr. med. Herbert Immich (1917-2002, bis 1982 Prof. f. Biometrie u. Medizinische Statistik, UNI Heidelberg, FA f. Innere Medizin):
"Paradigma Epidemiologie - [17-] Briefe an eine ehemalige Studentin [Philine]" Selbstverlag, St. Peter-Ording 1991
1. Brief: "Anfänge" pdf
>>> 2. Brief: "Klinik" pdf
>>> 3. Brief: "Blutdruck" pdf
>>> 4. Brief: "Cholesterin" pdf
>>> 5. Brief: "Zigaretten" pdf
>>> 6. Brief: "Kombinationen" pdf
>>> 7. Brief: "Nichtraucherkrebs" pdf
>>> 8. Brief: "Vermeidbares" pdf
>>> 9. Brief: "Pharmako-Epidemiologie" pdf
>>> 10. Brief: "Missbrauch" pdf
>>> 11. Brief: "Lesekunst" pdf
>>> 12. Brief: "Arachaisches Denken" pdf
>>> 13. Brief: "Rationales Denken" pdf
>>> 14. Brief: "Kausalität" pdf
>>> 15. Brief: "Ätiologie" pdf
>>> 16. Brief: "Begründungszwang" pdf
>>> 17. Brief: "Bitten" pdf
>>> 1.-17. Brief: "Inhalt" pdf
>>>
"Nicht Experten zählen, sondern Fakten." ... "Die Epidemiologie ist ein Paradigma, das keinen Begründungszwang kennt.
Daher kann sich die Epidemiologie auch nicht vor Selbsttäuschung und Vorurteil schützen."
in Herbert Immich: "Paradigma Epidemiologie" 16. Brief (siehe oben) S.145, S.147
Siehe "[Langzeit-] Beobachtungsstudie" "1948 die Studie ... die Framinghamstudie": RR- u. Serumcholesterin (Kohorten) Altersklassen in Abb. 3.4.,
Abb. 3.5., Abb. 4.4. u. Abb. 4.5. Framingham Nachuntersuchung NU 5 in 1960 (3. Brief S.28f, 4. Brief S.43f) in Statistik Glossar & Allerlei >>>
Effekte von biologisch aktivem Vitamin D = Calcitriol = 1,25-OH2-D3 = 1,25-Di
hydroxycholecalciferol auf verschiedene Zell-, Gewebs- u. Organsysteme

Aus: Alexander Ströhle: “Vitamin D im Blickfeld der Prävention”
S.246, Ernährung im Fokus 2011(6):242-51
Vitamin D und Gefäß-, Herzkreislauf-System, Gehirn, Hypertonie, Niere, DM usw.:
Vitamin D - Was sollte Jeder über Vitamin D wissen? pdf
>>>
Alexander Ströhle: “Vitamin D im Blickfeld der Prävention” pdf
>>>
Daria M. Adamczak: "The Role of Toll-Like Receptors and Vitamin D in Cardiovascular Diseases—A Review" Int J Mol Sci. 2017 Oct 27;18(11) 2252
Laura J. Dickie, Leigh D. Church, Lydia R. Coulthard, Rebeccah J. Mathews, Paul Emery, Michael F. McDermott: "Vitamin D3 down-regulates
intracellular Toll-like receptor 9 expression and Toll-like receptor 9-induced IL-6 production in human monocytes"
Rheumatology (Oxford) 2010 Aug;49(8):1466-71
Guixiang Zhao, Earl S. Ford, Chaoyang Li, Janet B. Croft: „Serum 25-hydroxyvitamin D levels [Calcidiol, 25OH-D] and all-cause and cardiovascular disease
mortality among US adults with hypertension: The NHANES linked mortality study“ Journal of Hypertension 2012 Feb;30(2):284-9. Division of
Adult and Community Health, National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion, Centers for Disease Control and Prevention,
Atlanta, GA 30341, USA. “Die Diskussionen um die Bedeutung des Vitamin D bei chronisch entzündlichen Erkrankungen werden bis heute
kontrovers geführt. Jetzt wurde eine Studie publiziert, in der ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Mortalität von Patienten mit
Bluthochdruck und einer Verminderung des 25-OH-Vitamin D-Spiegels (Calcidiol, 25OH-D) nachweisbar war. Dieser Zusammenhang war unabhängig
von anderen bekannten Risikofaktoren. Die genauen protektiven Mechanismen sind nicht bekannt. Möglich sind antientzündliche Effekte, die
über die Hemmung von NFκB stattfinden oder auch die Senkung des intrazellulären Calciums in Endothelzellen und Makrophagen. Sehr
wahrscheinlich sind mehrere Faktoren beteiligt. Die Studie sollte dazu führen, dass dem 25-OH-Vitamin D3-Spiegel im Blut mehr Bedeutung
beigemessen wird und verminderte Spiegel durch entsprechende Substitution effektiv korrigiert werden."
Quelle: www.inflammatio.de
John P. Forman, Edward Giovannucci, Michelle D. Holmes, Heike A. Bischoff-Ferrari, Shelley S. Tworoger, Walter C. Willett,
Gary C. Curhan: „Plasma 25-Hydroxyvitamin D Levels and Risk of Incident Hypertension“ Hypertension. 2007;49:1063
Jacqui A. Sugden, Justine I. Davies, Miles D. Witham, Andrew D. Morris, Alan D. Struthers: „Vitamin D improves endothelial function
in patients with Type 2 diabetes mellitus and low vitamin D levels“ Diabet Med. 2008 Mar;25(3):320-5
Armin Zittermann, Stefanie Schulze Schleithoff, Reiner Koerfer: „Vitamin D and vascular calcification“ Curr Opin Lipidol. 2007 Feb;18(1):41-6
Harald Dobnig, Stefan Pilz, Hubert Scharnagl, Wilfried Renner, Ursula Seelhorst, Britta Wellnitz, Jürgen Kinkeldei, Bernhard O. Boehm,
Gisela Weihrauch, Winfried Maerz: „Independent association of low serum 25-hydroxyvitamin d and 1,25-dihydroxyvitamin d levels with all-
cause and cardiovascular mortality“ Arch Intern Med. 2008 Jun 23;168(12):1340-9
Stefan Pilz, Winfried März, Britta Wellnitz, Ursula Seelhorst, Astrid Fahrleitner-Pammer, Hans P. Dimai, Bernhard O. Boehm, Harald Dobnig:
„Association of vitamin D deficiency with heart failure and sudden cardiac death in a large cross-sectional study of patients referred for
coronary angiography.“ J Clin Endocrinol Metab. 2008 Oct;93(10):3927-35
Stefan Pilz, Harald Dobnig, Joachim E. Fischer, Britta Wellnitz, Ursula Seelhorst, Bernhard O. Boehm, Winfried März: „Low Vitamin D Levels
Predict Stroke in Patients Referred to Coronary Angiography“ Stroke. 2008 Sep;39(9):2611-3.
"Deutsch-Österreichische LURIC - Ludwigshafen RIsk and Cardiovascular Health – Studie mit 3316 KHK-Patienten, mit einem Durchschnittsalter
von 62 Jahren, über einen Zeitraum von 8 Jahren. Die KHK-Patienten, wurden koronarangiographiert, es wurde eine Spiegelung der Herzkranzgefäße
(zur Diagnose einer Verengung oder Verstopfung) durchgeführt. 67% hatten eine schwere koronare Herzerkrankung (KHK). Es wurde u.a. auch das Vitamin D im Blut
bestimmt. Der Vitamin D Mittelwert über das gesamte Jahr lag bei 17ng/ml (März 12ng/ml, August 22,7ng/ml). Diese Daten beweisen, dass
selbst im Sommer die Vitamin D Versorgung für die Bevölkerung nicht ausreichend ist. Während der 8 Jahre Nach-beobachtung sind 769 Patienten
verstorben. Bei schlechtem Vitamin D Status ist die Wahrscheinlichkeit für tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 220% erhöht ...
Wer einen sehr niedrigen 25D-Spiegel hatte, bei dem war die Gesamtsterblichkeit sogar unabhängig vom Schweregrad der Herzkranzgefäßerkrankung
(KHK) erhöht ... Unsere weit verbreitete unzureichende Vitmain-D-Versorgung steigert den Blutdruck, erhöht die Thromboseneigung und reduziert
die Fähigkeit zur Auflösung von Gerinnseln. Die Blutfettwerte, wie das Verhältnis von „bösem“ LDL- zu „gutem“ HDL-Cholesterin, verschlechtern
sich. Und – vermutlich noch wichtiger – die Entzündungsneigung nimmt zu, die Regenerationsfähigkeit der Gefäßwände nimmt ab, und das
unkontrollierte Wachstum glatter Gefäßmuskelzellen wird gesteigert [Zunahme der endothelialen Dysfunktion]. Das ist quasi die gesamte
Palette der wesentlichen beeinflussbaren Risikofaktoren, die daran teilhaben, dass Herz- und Hirninfarkte die Nummer-1-Killer in der
industriealisierten Welt sind.“ [Aus: Nicolai Worm, S.99,101, RIVA 2016]
A. Y. Wang, C. W. Lam, J. E. Sanderson, M. Wang, I. H. Chan, S. F. Lui, M. M. Sea, J. Woo: „Serum 25-hydroxyvitamin D status and
cardiovascular outcomes in chronic peritoneal dialysis patients: a 3-y prospective cohort study“ Am J Clin Nutr. 2008 Jun;87(6):1631-8
T. J. Wang, M. J. Pencina, S. L. Booth, P. F. Jacques, E. Ingelsson, K. Lanier, E. J. Benjamin, R. B. D'Agostino, M. Wolf, R. S. Vasan:
„Vitamin D deficiency and risk of cardiovascular disease“ Circulation. 2008 Jan 29;117(4):503-11
I.H. de Boer, B. Kestenbaum: “Vitamin D in chronic kidney disease: is the jury in?” Kidney International 2008, 74(8):985-7
Philippe Autier, Sara Gandini: ”Vitamin D supplementation and total
mortality: A meta-analysis of (18-) randomized controlled trials.“ Arch
Intern Med. 2007 Sep 10;167(16):1730-7.
“Die Ergebnisse von 18 voneinander unabhängigen Supplementstudien mit
Vitamin D mit insgesamt 57.311 Probanden und einer durchschnittlichen
Behandlungszeit von 6 Jahren. In diesem Zeitraum kam es zu 4777
Todesfällen. Die niedrigste gegebene Vitamin D Dosis betrug 300IE und
die höchste 2000IE pro Tag. Der Mittelwert aus allen Studien betrug
528IE Vitamin D als Tagesdosis. Trotzdem, dass bei den meisten in der
Metaanalyse eingeschlossenen Studien die Vitamin D Dosis gering war,
sank die Gesamtsterblichkeit in der Vitamin D Gruppe im Vergleich zu
Placebo um 7%. … Unser veränderter Lebensstil, der der Sonne wenig
Möglichkeiten bietet, in unserer Haut das Vitamin D zu produzieren,
erfordert ein Umdenken. Supplementierung, also die orale Zufuhr von
Vitamin D, ist bei vielen Menschen in unseren Breiten inzwischen
unabdingbar!“
[Aus: Nicolai Worm, S.114ff RIVA 2016]
John F. Aloia, Manish Patel, Rhett Dimaano, Melissa Li-Ng, Sonia A. Talwar, Mageda Mikhail, Simcha Pollack, James K. Yeh: „Vitamin D
intake to attain a desired serum 25-hydroxy-vitamin D concentration“ Am J Clin Nutr. 2008 Jun;87(6):1952-8
John N. Hatchcock, Andrew Shao, Reinhold Vieth, Robert Heaney: “Risk assessment for vitamin D” Am J Clin Nutr 2007; 85(1):6-18
John H. Lee, James H. O'Keefe, David Bell, Donald D. Hensrud, Michael F. Holick: “Vitamin D deficiency an important, common, and easily
treatable cardiovascular risk factor?” J Am Coll Cardiol. 2008 Dec 9;52(24):1949-5
John J. Cannell, Bruce W. Hollis: “Use of vitamin D in clinical practice” Altern Med Rev 2008; 13(1): 6-20
John J. Cannell, Bruce W. Hollis, Michael Zasloff, Robert P. Heaney : “Diagnosis and treatment of vitamin D deficiency” Expert Opin
Pharmacother 2008; 9(1):107-118
William B. Grant, Heide S. Cross, Cedric F. Garland, Edward D. Gorham, Johan Moan, Meinrad Peterlik, Alina C. Porojnicu, Jörg Reichrath,
Armin Zittermann: “Estimated benefit of increased vitamin D status in reducing the economic burden of disease in western Europe”
Progress in Biophysics and Molecular Biology 2009;99(2-3):104-113
Nicolai Worm: „Die Heilkraft von Vitamin D: Wie das Sonnenvitamin vor Herzinfarkt, Krebs und anderen Krankheiten schützt“ RIVA 1.Auflage 2016
Michael F. Holick, Mark Jenkins: „Schützendes Sonnenlicht“ (The UV Advantage Simon & Schuster 2005) HAUG 2005; „
The UV Advantage“ 2009
Michael F. Holick (Autor), Andrew Thomas Weil (Vorwort): „The Vitamin D Solution: A 3-Step Strategy to Cure Our Most Common Health
Problems“ Plume 2011 (2010)
Uwe Gröber, Michael F. Holick: „Vitamin D – Die Heilkraft des Sonnenvitamins“ WVG 2. durchgesehene u. korrigierte Auflage 2013
Die heilsamen Effekte der moderaten Bewegung
[mindestens 5x/Wo: 3000 Schritte/30 Minuten (100 Schritte/Minute) = 1500 kcal/Wo] -
Bewegung als Heilmittel:
William Evans, Irwin H. Rosenberg, Jacqueline Thompson: "Biomarkers: The 10 Keys to Prolonging Vitality" Touchstone; Reprint edition 1992 (1991)
Jörg Blech: "Die Heilkraft der Bewegung - Wie Sie Krankheiten besiegen und Ihr Leben verlängern" FISCHER 2014 überarbeitete Neuauflage des
Titels „Heilen mit Bewegung“ 2007, "Die Krankheitserfinder – Wie wir zu Patienten gemacht werden" FISCHER 2003, "Die Psychofalle - Wie die
Seelenindustrie uns zu Patienten macht" FISCHER 2014
Romualdo Belardinelli, Demetrios Georgiou, Leonard Ginzton, Giovanni Cianci, Augusto Purcaro: "Effects of Moderate Exercise Training on
Thallium Uptake and Contractile Response to Low-Dose Dobutamine of Dysfunctional Myocardium in Patients With Ischemic Cardiomyopathy"
Circulation. 1998;97:553-561
Rainer Hambrecht, Anamaria Wolf, Stephan Gielen, Axel Linke, Jürgen Hofer, Sandra Erbs, Nina Schoene, Gerhard Schuler: "Effect of Exercise
on Coronary Endothelial Function in Patients with Coronary Artery Disease" N Engl J Med 2000; 342:454-46
Volker Adams, Karsten Lenk, Axel Linke, Dominik Lenz, Sandra Erbs, Markus Sandri, Attila Tarnok, Stephan Gielen, Frank Emmrich, Gerhard Schuler,
Rainer Hambrecht: "Increase of Circulating Endothelial Progenitor Cells in Patients with Coronary Artery Disease After Exercise-Induced Ischemia"
Arterioscler Thromb and Vasc Biol, 2004;24:684-690
Marcus Sandri, Volker Adams, Stephan Gielen, Axel Linke, Karsten Lenk, Nicolle Kränkel, Dominik Lenz, Sandra Erbs, Dierk Scheinert,
Friedrich Wilhelm Mohr, Gerhard Schuler, Rainer Hambrecht: "Effects of exercise and ischemia on mobilization and functional activation of
blood-derived progenitor cells in patients with ischemic syndromes: results of 3 randomized studies" Circulation. 2005;111:3391-3399
Massimo F. Piepoli, C Davos, DP Francis, AJ Coats: "Exercise training meta-analysis of trials in patients with chronic heart failure
(ExTraMATCH)" BMJ. 2004 Jan 24;328(7433):189
Bente Klarlund Pedersen, Bengt Saltin (1935-2014): "Evidence for prescribing exercise as therapy in chronic disease" Scand J Med Sci Sports.
2006 Feb;16 Suppl 1:3-63 und "Exercise as medicine - evidence for prescribing exercise as therapy in 26 different chronic diseases" Scand J
Med Sci Sports. 2015 Dec;25 Suppl 3:1-72
Axel Linke, Volker Adams, Paul Christian Schulze, Sandra Erbs, Stephan Gielen, Eduard Fiehn, Sven Möbius-Winkler, Andreas Schubert, Gerhard
Schuler, Rainer Hambrecht: "Antioxidative Effects of Exercise Training in Patients With Chronic Heart Failure Increase in Radical Scavenger
Enzyme Activity in Skeletal Muscle" Circulation 2005,111(14):1763-70
David K. Cundiff, Diana Diao, Francois Gueyffier, James M. Wright: "Benefits of antihypertensive drugs for mild hypertension are
unclear" Cochrane Hypertension Group 15.August 2012, DOI: 10.1002/14651858.CD006742.pub2,
www.cochrane.org/CD006742/HTN_benefits-of-antihypertensive-drugs-for-mild-hypertension-are-unclear
Hochdrucktherapie 2014: PHARMAINFORMATION - Medizinische Universität Innsbruck: Unabhängige Information für Ärzte/Innen. Jahrgang 29/Nr.3
Sept.2014 "Im Gegensatz zu manchen Empfehlungen in der Vergangenheit, die bis zu "the lower the better" gingen, sind die
neuen Richtlinien etwas zurückhaltender ..." www.i-med.ac.at/pharmakologie/pharmainfo/info29-3.html
Hai Liu et al.: "Optimaler Blutdruck für kognitive Funktionen: Ergebnisse einer Kohortenstudie mit älteren Afroamerikanern" J Am Geriatr Soc. 2013 Jun; 61(6): 875-881
Jan Szewieczek et al.: "Leicht erhöhter Blutdruck ist ein Indikator für einen besseren Gesundheitszustand bei polnischen Hundertjährigen" Age (Dordr). 2015 Feb; 37(1): 4
Ich Skoog et al.: "15-jährige Längsschnittstudie zu Blutdruck und Demenz" Lancet 1996 Apr 27;347(9009):1141-5
Sven Streit, Rosalinde K. E. Poortvliet, Wendy P.J. den Elzen, Jeanet W. Blom, Jacobijn Gussekloo: "Systolic Blood Pressure and Cognitive Decline in Older Adults With
Hypertension" [Participant 1266, age averaged 82.4 years, 874 (69%) women] Ann Fam Med. 2019 Mar;17(2):100-107. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30858252
Sven Streit (UNI Bern), Rosalinde K. E. Poortvliet (UNI Leiden), Jacobijn Gussekloo (UNI Leiden): "Lower blood pressure during antihypertensive
treatment is associated with higher all-cause mortality and accelerated cognitive decline in the oldest-old-data from the Leiden 85-plus
Study" [570 participants, 249 (44%) were prescribed antihypertensive therapy ... Those prescribed antihypertensive therapy with (high systolic blood pressure)
SBP >170 mmHg had the lowest risk of all-cause mortality, and those with (low systolic blood pressure) SBP <140 mmHg had the highest risk] Age Ageing. 2018 Jul 1;47(4):545-550; www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29741555
"Blutdruck-Medikamente können im hohen Alter schaden - Alte und gebrechliche Patientinnen und Patienten haben ein erhöhtes
Sterberisiko und Gedächtnisprobleme, wenn ihr Blutdruck mit Medikamenten zu stark gesenkt wird. Dies haben Forschende der Universität Bern
und der Universität Leiden (NL) in einer gross angelegten Studie entdeckt – und relativieren damit die offiziellen Empfehlungen zu
Blutdrucksenkern. Für ihre Arbeit wurden sie vom Kollegium für Hausarztmedizin mit dem Forschungspreis 2018 ausgezeichnet. Hoher Blutdruck
mit Medikamenten zu senken hilft vielen Menschen und rettet Leben speziell bei über 60jährigen Patientinnen und Patienten. Gleichzeitig
altert die Bevölkerung – Menschen über 80 sind die am schnellsten wachsende Altersgruppe und gleichzeitig die am schwierigsten zu
erforschende. Das Patientenspektrum ist breit: vom schwerbehinderten 75-Jährigen im Pflegeheim bis zur 95-Jährigen, die sich noch
sportlich betätigt. Blutdruckrichtlinien ignorieren aber häufig dieses breite Spektrum und machen – wie aktuell in den USA – eine
allgemeingültige Empfehlung, bei allen über 60jährigen die Blutdruckwerte auf unter 130mmHg zu senken. "Je tiefer je besser" ist eine
Empfehlung, die für viele Menschen auch im hohen Alter gilt, wie randomisierte Studien belegen konnten. Diese hätten jedoch einen Haken,
meint PD Sven Streit vom Institut für Hausarztmedizin der Universität Bern (BIHAM): "Solche [randomosierten] Studien schliessen
sehr alte und gebrechliche Menschen mit mehreren Krankheiten und mehreren Medikamenten aus [Studiendesign]. Damit sind die Resultate auch
der besten Studien nur bedingt auf alte Menschen übertragbar" ... Hausärztinnen und -ärzte haben es aber mit dem ganzen Spektrum von
sehr alten Menschen zu tun, also auch solchen, die von klinischen Studien ausgeschlossen werden. Die nun untersuchte Patientengruppe
schloss alle Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Leiden in den Niederlanden ab 85 Jahren ein. Damit wurden auch Patientinnen und Patienten
erfasst, die an einer Demenz leiden, im Pflegeheim wohnen oder sonst gebrechlich sind. Die Forschenden fanden heraus, dass Blutdrucksenker
bei diesen Patientinnen und Patienten zu einem höheren Sterberisiko und zu einem schnelleren kognitiven Abfall führten ... "Bei
Hausärztinnen und Hausärzten setzte sich bereits im Vorfeld immer mehr die Überzeugung durch, speziell bei gebrechlichen Patienten eine
zusätzliche blutdrucksenkende Therapie nur nach individueller Abschätzung von Nutzen und Risiko zu empfehlen", sagt Streit. "Nun
konnten wir belegen, dass sie damit richtig lagen – entgegen den offiziellen Empfehlungen." ..."
Aus: www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/medienmitteilungen/2018/medienmitteilungen_2018/blutdruck_medikamente_koennen_
im_hohen_alter_schaden/index_ger.html u. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29741555
"Es gibt keine medizinische Norm
So viel nur, um die
|