  | 
                
                 
                "Ein 
                Kind als "geisteskrank" 
                abzustempeln, ist "Stigmatisierung"[X] 
                und nicht Diagnostik. 
                 
                Die Verabreichung eines 
                Psychopharmakons an ein Kind 
                ist "Giftmord", und keine Therapie" 
                 
                [X] 
				abwertende 
                Brandmarkung/Kennzeichnung 
        		Quelle: 
        
        www.tumblr.com/tagged/thomas-szasz  | 
               
             
         | 
           
         
          
           
        Thomas Stephen Szasz 
        
        (1920 Budapest - 2012 in 
        Manlius, New York) 
          US-amerikanischer Psychiater ungarischer Herkunft. 
        Er wurde bekannt durch seine Kritik an den moralisch und 
        "wissenschaftlichen" Grundlagen der Psychiatrie. 
		  
		   
          Er wird teilweise der so genannten Antipsychiatrie* zugerechnet und gilt 
        als einer der Mitbegründer, was er strikt ablehnt und zurückweist, 
        zusammen mit
        Ronald David Laing*, (1927-89), britischer Psychiater und David 
        Graham Cooper *1967 (1931-86),  südafrikanischer Psychiater. 
        Weitere einfach hinzugerechnete Vertreter sind: Franco Basaglia (1924-80), italienischer 
        Psychiater; Jan Foudraine (b.1929), niederländischer 
        Psychiater;
        Pierre-Felix Guattari (1930-92), französischer Psychiater; Gilles 
        Deleuze (1925-95), französischer Philosoph; 
        Erving Goffman (1922-82), US-amerikanischer Soziologe.  
          
         
        
        
        "Im Jahre 1967 wurden meine 
        Bemühungen, die moralische Legitimität der Allianz von Psychiatrie und 
        Staat zu untergraben, 
        von einem schweren Rückschlag getroffen: die Begründer der 
        Antipsychiatrie-Bewegung* durch David Cooper (1931-1986) 
        und Ronald David Laing (1927-1989). Statt die Abschaffung der 
        institutionellen Psychiatrie zu betreiben, versuchten sie, eine 
        Psychiatrie nach ihren Vorstellungen zu etablieren, die sie 
        Antipsychiatrie* nannten. Durch diese völlig irreführende Bezeichnung 
        lenkten sie die Aufmerksamkeit auf sich selbst und von dem ab, was sie 
        tatsächlich taten, nämlich neue Zwangsmittel anzuwenden 
        und durch entsprechende Ausreden zu rechtfertigen, die sie aus ihrer 
        psychiatrischen Kompetenz und Autorität herleiteten. 
		 
        Die Antipsychiatrie ist nichts anderes als eine neue Spielart der 
        Psychiatrie: Der Psychiater als Sachwalter der Gesundheitsbehörden
        ist ein Betrüger, und der Antipsychiater ist nichts anderes [1e]. Voltaires [1694-1778] berühmter Aphorismus
		"Gott, schütze mich vor
        meinen Freunden; um meine Feinde kümmere ich mich schon selbst" ist eine 
        ziemlich treffende Beschreibung dessen, was als Nächstes
        geschah: Obwohl meine Kritik an der Allianz zwischen Psychiatrie und 
        Staat der Neuerfindung und Popularisierung des Begriffs
        "Antipsychiatrie" um zwei Jahrzehnte vorausging, wurde ich als 
        "Antipsychiater" verunglimpft, und meine Kritiker verloren keine Zeit,
        mich als den "führenden Antipsychiater" zu bezeichnen und abzutun ... 
        Wer anderen helfen will - ob mit religiösen oder medizinischen
        Mitteln - sollte niemals Gewalt anwenden. Mir ist kein Antipsychiater 
        bekannt, der dieses Prinzip anerkennt oder die darin implizierten Einschränkungen beherzigt. Wenn meine Arbeit der Rubrik 
        "Antipsychiatrie" zugeschlagen wird, wird sie dadurch
        ebenso effektiv und zuverlässig verraten und negiert, wie wenn man sie der Rubrik "Psychiatrie" unterordnen würde. Meine Schriften
        sind weder dem Fachbereich der Psychiatrie noch dem der Antipsychiatrie zuzuordnen. Sie beinhalten Konzeptanalyse und
        soziopolitische Kritik, befassen sich mit Bürgerrechten und entspringen 
        dem gesunden Menschenverstand. Deshalb habe ich
        Psychiatrie und Antipsychiatrie mit gleichem Nachdruck abgelehnt und tue 
        dies bis heute."
        [TQ 
        Vorwort p 31f.] 
        
        
         
         
         
        
        
        
        
        
        
        Die Definition von Krankheit 
        
        Aus: T. Szasz: „Geisteskrankheit - ein moderner Mythos: 
        Grundlagen einer Theorie des persönlichen Verhaltens“ 
        Übersetzer: Theo Kierdorf &
        Hildegard Höhr; Vorwort Fritz. B. Simon; Carl-Auer 1. Auflage 2013 
        (1961) 
        Anhang 2: Die Definition von Krankheit. Seite 304 - 318 
        1  
        Krankheit und Heilung sind so alt 
        wie die menschliche Kultur. Seit Jahrtausenden versuchen Schamanen und 
        Priester, Menschen zu helfen, mit allen möglichen Problemen fertig zu 
        werden, von denen wir heute nur einige als Krankheiten bezeichnen. Die 
        Unterscheidung zwischen Sünde und Krankheit sowie zwischen
        Glaubensheilung und
        medizinischer Behandlung
        bildete sich erst allmählich und über 
        lange Zeit heraus, und sie ist im Geist und im Leben von Millionen von 
        Menschen immer noch nicht abgeschlossen. Der 
        wissenschaftlich-materialistische Ansatz medizinischer Heilung - eine in der westlichen Welt entstandene 
        Idee - ist noch keine zweihundert Jahre alt. 
         
        Ursprünglich war der Arzt Privatunternehmer. In den Vereinigten Staaten 
        haben sich die Bundesregierung und die einzelnen Staaten erst im 20. 
        Jahrhundert in den Verkauf von Medikamenten eingeschaltet und 
        angefangen, die ärztliche Praxis zu regulieren und Beschränkungen zu 
        unterwerfen. Nach dem Zweiten Weltkrieg (in der Sowjetunion schon 
        früher) wurde das in der gesamten industrialisierten Welt ursprünglich 
        kapitalistische System medizinischer Dienstleistungen in ein 
        sozialistisches umgewandelt: Die Ärzte bezogen ihr Einkommen von diesem 
        Zeitpunkt an nicht mehr vom Patienten selbst, sondern über ein staatlich 
        reguliertes Versicherungssystem. Gleichzeitig wurde damit begonnen, 
        immer mehr persönliche Gewohnheiten und Probleme - vom Rauchen über die 
        Fettleibigkeit bis hin zur "Ungezogenheit" von Kindern - als Krankheiten 
        zu definieren, und immer mehr Medikamente wurden aus dem freien Markt 
        genommen und konnten nur noch auf Rezept gekauft werden und dies auch 
        nur auf die Diagnose bestimmter Krankheiten hin und wenn die 
        Betreffenden als "Patienten" bezeichnet wurden. So verwandelten sich die 
        westlichen Gesellschaften zunächst von Theokratien 
        in Demokratien und schließlich in Pharmakratien (Szasz 2001) [1]. 
         
        Was sollte man als Krankheit bezeichnen und was 
        nicht? Diese Frage ist für die gesamte Medizin und ganz besonders 
        für die Psychiatrie schwer zu beantworten. Ärzte, Patienten, Politiker 
        und das Volk haben sehr individuelle Vorstellungen über die 
        Unterscheidung von Krankheiten und Nichtkrankheiten. Niemand von uns kann sich 
        der Auseinandersetzung mit der Frage, wo man die Trennungslinie zwischen 
        beiden ziehen sollte, und der Notwendigkeit, diesbezüglich eine 
        Entscheidung zu treffen, entziehen. Die Frage muss zudem auf zwei 
        unterschiedliche Weisen beantwortet werden, wobei eine dieser Antworten 
        den Bedürfnissen der medizinischen Wissenschaft gerecht werden und die 
        andere auf die Bedürfnisse der medizinischen Praxis und der Menschen, 
        denen diese Praxis dient, eingehen muss. 
         
        Die medizinische Wissenschaft, ein Teil der 
        Naturwissenschaft, befasst sich mit der empirischen Erforschung der 
        materiellen Welt - im konkreten Fall mit der Erforschung des 
        menschlichen Körpers -, und dabei beruft sie sich auf genau definierte 
        Konzepte und Techniken, die sie strikt anwendet. Hingegen basiert
        die ärztliche Praxis zwar auf den 
        Erkenntnissen der medizinischen Wissenschaft und auf Techniken, die auf 
        dieser Grundlage entwickelt wurden, doch ist sie selbst keine 
        Wissenschaft, sondern eine Art "Dienst am 
        Menschen", dessen Gegenstand und Durchführung von ökonomischen, 
        ideologischen, religiösen und politischen Interessen geprägt wird. Bei 
        der Durchführung medizinischer Dienstleistungen wird das Beharren auf 
        jener Präzision und Strenge, die im Rahmen der Wissenschaft üblich ist, 
        als Starrheit und Mangel an Mitgefühl verurteilt. 
         
        Der Konflikt zwischen der Notwendigkeit von 
        Präzision und Strenge in der Wissenschaft und der
        Notwendigkeit von Flexibilität und Mitgefühl in 
        der ärztlichen Praxis spiegelt sich in unserer aktuellen 
        Nosologie (Krankheitslehre) - einem Konglomerat aus genau 
        bezeichneten Naturphänomenen und unpräzisen ökonomischen, ideologischen, 
        politischen und sozialen Urteilen und Erscheinungen. Deshalb ist dieses 
        Klassifikationssystem eine intellektuelle Peinlichkeit und lädt 
        förmlich dazu ein, politisch-ökonomischen Schaden anzurichten. Wollen 
        wir uns aus den Dilemmata der heutigen Praxis und Politik im 
        Gesundheitswesen befreien, müssen wir anerkennen, dass zwei (oder mehr) 
        Systeme der Definition und Klassifikation von Krankheiten erforderlich 
        sind. 
         
        Naturwissenschaft hat 
        in jedem Fall eine 
        materielle Grundlage und beschäftigt sich mit dem Studium von Tatsachen 
        - damit, wie die Dinge sind. Eine wissenschaftliche Erforschung und eine 
        (natur-) wissenschaftlich fundierte Theorie nichtmaterieller 
        "Wesenheiten" und moralischer Konzepte
        wie beispielsweise von Engeln und 
        Teufeln, Seele und Geist, Tugend und Laster kann es nicht geben. Das 
        bedeutet nicht automatisch, dass diese Dinge "nicht existieren". Sie
        "existieren", sind aber kein Teil der materiellen Welt. Wenn man sie 
        studiert, erforscht man keine Tatsachen und denkt über sie nach, sondern 
        man befasst sich mit Überzeugungen (Erklärungen), Erlebnissen (damit, 
        wie sich bestimmte Dinge anfühlen), Werten (gut und schlecht) und 
        gesellschaftlicher Gepflogenheiten (damit, welche Handlungen unter 
        welchen Umständen als adäquat und als passend oder unpassend angesehen 
        werden sollten). 
         
        Doch obwohl all dies allgemein bekannt ist, 
        ignorieren, übersehen und
        verschleiern Medizinwissenschaftler und
        namhafte Publikationen ständig, 
        dass wir den Krankheitsbegriff einerseits als wertneutralen 
        wissenschaftlichen Begriff zur Beschreibung und Erklärung bestimmter 
        Aspekte der materiellen und andererseits als Wertbefrachteten ethischen 
        Begriff zur Identifikation, Beschönigung, Verdammung und Rechtfertigung 
        (nicht-materieller) menschlicher Bestrebungen, Gesetze und Sitten 
        benutzen und dass wir klar und ehrlich zwischen diesen beiden 
        unterschiedlichen Bedeutungen und Verwendungsarten unterscheiden 
        sollten. 
         
        2 
        Seit der Zeit des Hippokrates (460-380 v. Chr.) bis zum Zeitalter der 
        Aufklärung, glaubten Ärzte und Philosophen, Krankheiten würden durch 
        Störungen der vier Grundelemente, die sie "Körpersäfte" nannten - Blut, 
        Schleim (Phlegma), gelbe Galle und schwarze Galle - verursacht. Jeder 
        dieser Körpersäfte wurde mit einem wichtigen Organ des menschlichen 
        Körpers assoziiert, so wie die damalige Anatomie - die sich stärker an 
        der Astrologie als an den Resultaten des Sezierens von Toten orientierte 
        - verstanden wurde. Blut wurde mit dem Herzen in Verbindung gebracht, 
        Schleim mit der Milz. Die Behandlung bestand in der Anwendung von 
        Methoden, die das Gleichgewicht der Körpersäfte wiederherstellen 
        sollten. 
         
        Althergebrachte Vorstellungen lassen sich nur allmählich überwinden. 
        Allerdings gibt es zwei Daten, die eindeutig den Beginn eines neuen 
        Zeitalters hinsichtlich der Definition, der Identifikation und des 
        Verständnisses körperlicher Krankheiten und ihrer physischen Grundlagen 
        markieren. Im Jahre 1858 veröffentlichte der deutsche Pathologe 
        Rudolf Virchow (1821-1902) seine Doktorarbeit mit dem Titel "Die 
        Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und 
        pathologische Gewebelehre" (Berlin 1858) [2]. Im darauf folgenden 
        Jahrhundert war der wissenschaftliche Maßstab für das Vorliegen einer 
        Krankheit - sozusagen der "Goldstandard", 
        an dem dies gemessen wurde - das Vorliegen einer 
        körperlichen Läsion, die sich objektiv mithilfe anatomischer, 
        physiologischer oder anderer physikalisch-chemischer Beobachtungen und 
        Messungen nachweisen ließ. Im Jahre 1869 publizierte der 
        russische Chemiker Dimitri Mendelejew (1834-1907) seine bahnbrechende 
        Arbeit "Das natürliche System der chemischen Elemente" [3], in 
        der er die Beziehung zwischen den Eigenschaften der chemischen Elemente 
        und ihren Atomgewichten beschrieb. Durch diesen ersten Versuch, das 
        Periodensystem der Elemente zu erfassen, wurde es nicht nur möglich, 
        alle damals bekannten Elemente präzise zu identifizieren, sondern 
        Mendelejew sagte mithilfe seiner Theorie auch die Entdeckung bis dahin 
        unbekannter Elemente voraus. 
         
        Ich möchte an dieser Stelle der Definition des Vorliegens einer 
        Krankheit aufgrund einer pathologischen Läsion und dem Periodensystem 
        der Elemente ein drittes, vergleichbares Phänomen an die Seite stellen:
        den monetären Goldstandard. Warum? Weil diese drei Systeme 
        Beispiele dafür sind, wie sich die Welt mithilfe präziser und objektiver 
        Kriterien ordnen lässt, die von menschlichen Bedürfnissen und 
        Wünschen, moralischen Urteilen oder politischer Macht unabhängig sind. 
        Institutionen und Einzelne, die versuchen, die Kontrolle über unser 
        Privatleben zu gewinnen - Kirche und Staat, Politiker und Ärzte -, haben 
        zu allen Zeiten jede Unabhängigkeit von ihnen als Unverschämtheit 
        empfunden, als unstatthafte Einmischung in ihre "heilige Pflicht", zu 
        regieren und "dem Interesse der Allgemeinheit zu dienen". Es kann kaum 
        überraschen, dass die Verlässlichkeit monetärer und medizinischer 
        Standards von Anfang an gefährdet war. Von den antiken Despoten bis zu 
        den politischen Führern moderner Demokratien haben die Herrschenden 
        stets versucht, das Geldsystem ihrer Kontrolle zu unterwerfen. Moderne 
        therapeutische Staaten streben ein ähnliches Monopol über die Definition 
        dessen, was Krankheiten sind, und über deren Behandlungen an (Szasz 
        1984) [4] 
         
        
        
        "Die Geburt der modernen 
        wissenschaftsbasierten Medizin wird gewöhnlich auf das 
        Erscheinungsjahr 1858 des 
        Buches 
        
        
        "Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und 
        pathologische Gewebelehre" [2]
        
        
        von 
        Rudolf Virchow 
        (1821-1902) datiert. Emanuel Rubin und John L. Farber, Autoren des 
        Lehrbuches "Pathology", schreiben dort: 
        "Rudolf 
        Virchow, oft Vater der modernen Pathologie genannt, (...) sah die Basis 
        aller Krankheiten in einer Verletzung der kleinsten 
        lebenden Einheit im Körper, der Zelle. Über ein Jahrhundert später 
        basiert die klinische und experimentelle Pathologie 
        immer noch auf Virchows "Cellularpathologie" 
        [2a]. 
        
         
        Das 
        maßgebende amerikanische Pathologielehrbuch "Robbins Basic 
        Pathology"definiert Krankheit 
        im Sinne der Arbeit von Pathologen:
        
        
        "Pathologen nutzen viele verschieden molekulare, mikrobiologische und 
        immunologische 
        Techniken, um die in Zellen, Geweben und Organen stattfindenden 
        biochemischen, strukturellen und funktionalen Veränderungen 
        zu verstehen. Um eine Diagnose erstellen und eine Therapie planen zu 
        können, untersuchen sie, ob die unmittelbar sichtbaren und 
        die mikroskopischen Erscheinungen (Morphologie) der Zellen und Gewebe 
        verändert sind und ob biochemische Veränderungen 
        von Körperflüssigkeiten (wie Blut und Urin) vorliegen"
        
        [2b]. 
        
         
        
        Der 
        Pathologe benutzt den Begriff "Krankheit" (engl. disease) als Prädikat 
        physischer Objekte - 
        also von Zellen, Geweben, Organen und Körpern. Pathologielehrbücher 
        beschreiben körperliche Störungen 
        bei Lebenden und Toten, jedoch keine Störungen, die eine Person, ihren 
        Geist oder ihr Verhalten betreffen. 
        Rene Leriche (1879-1955), der Begründer der modernen Gefäßchirurgie, 
        beobachtete treffend:
        "Um 
        Krankheit 
        definieren zu können, muss man sie dehumanisieren. (...) Am 
        unwichtigsten ist bei einer Krankheit letztlich der Mensch"
        
        [2c]. 
         
        Für die Praxis der Pathologie und für Krankheit als wissenschaftlichen 
        Begriff spielt die Person als der potentiell 
        Leidende keine Rolle. Versteht man die ärztliche Praxis hingegen als 
        einen Dienst am Menschen, ist die Person 
        in Gestalt des Patienten sehr wichtig. Warum? Weil die Praxis der 
        westlichen Medizin von einem ethischen 
        Grundsatz geprägt ist -
        primum non 
        nocere! 
        ("Vor allem schade nicht!") - und von der Voraussetzung ausgeht, 
        dass der Patient eine medizinische Diagnose und Behandlung aussuchen und 
        akzeptieren oder ablehnen kann. 
        Die psychiatrische Praxis hingegen orientiert sich an der Prämisse, weil 
        der psychisch Kranke "für sich und 
        andere gefährlich" sein könne, sei es die moralische und berufliche 
        Pflicht des Psychiaters, 
        ihn vor sich selbst und die Gesellschaft vor ihm zu schützen. 
         
        Den wissenschaftlichen Kriterien der Pathologie zufolge ist eine 
        Krankheit ein materielles Phänomen, 
        ein Produkt der Körpers wie Urin. Eine Diagnose hingegen ist kein 
        materielles Phänomen und kein Produkt 
        des Körpers, sondern ein Produkt einer Person, in der Regel eines 
        Arztes, so wie ein Kunstwerk das Produkt 
        einer "Künstler" genannten Person ist. Eine Krankheit zu haben ist nicht 
        identisch mit dem Verharren in der 
        Krankenrolle: Nicht alle kranken Menschen sind Patienten, und nicht alle 
        Patienten sind krank. Trotzdem 
        vermischen und verwechseln Ärzte, Politiker, die Presse und die 
        Öffentlichkeit 
        diese beiden Kategorien immer wieder [1b] ... 
         
        Dabei läuft der Argumentationspfad etwa wie folgt: Der menschliche 
        Körper ist eine biologische Maschine, 
        die aus Organe genannten Teilen besteht - beispielsweise Nieren, Lunge 
        und Leber. Alle diese Organe 
        haben eine "natürliche Funktion", und wenn eines von ihnen seine 
        Funktion nicht erfüllt, leiden wir an einer 
        Krankheit. 
        Wenn wir menschliche Probleme als Anzeichen für das Vorliegen einer 
        Gehirnerkrankung
        definieren und gleichzeitig 
        die Macht haben, unsere Definition einer 
        ganzen Gesellschaft aufzuzwingen,
        dann sind menschliche Probleme Gehirnkrankheiten, 
        selbst wenn keine 
        physischen Befunde
        auf eine Gehirnerkrankung hinweisen. Und wenn man uns diese Auffassung 
        "abgekauft" hat, 
        können wir psychische Krankheiten behandeln, als wären sie 
        Gehirnerkrankungen 
		... 
         
        Vielmehr ist dies ein Buch über Psychiatrie - ein Buch, das sich 
        damit beschäftigt, was Menschen, 
        und speziell Psychiater und Patienten, einander angetan haben [1c]. 
        Trotzdem lesen viele Kritiker das, 
        was ich geschrieben habe, falsch und übersehen, dass es mir darum geht, 
        die psychischen Krankheiten 
        und die Psychiatrie von einem medizinischen ein ein 
        sprachlich-rhetorisches Phänomen zu verwandeln." 
		 [Szasz - TQ: Vorwort Seite 23f, 25, 26] 
		
		
		 ZITATE: 
        
        
        Karl Kraus / Die Diagnose
      >>>
         
         3 
        Moderne Gesellschaften sind stark von den Naturwissenschaften und den 
        aus ihnen resultierenden Technologien abhängig. Deshalb haben moderne 
        Staaten - mit einigen wenigen interessanten, wenn auch unbedeutenden 
        Ausnahmen wie der des Lyssenkoismus [5] in der Sowjetunion und der 
        "arischen Physik" im nationalsozialistischen Deutschland -, davon 
        abgesehen, ihre Macht zu nutzen, um objektive Kriterien und empirische 
        wissenschaftliche Methoden aus der Welt zu schaffen. Allerdings haben sich die modernen westlichen 
        Staaten in den Bereichen der Währung und der Medizin keine derartige 
        Zurückhaltung auferlegt. Ganz im Gegenteil: 
        Sie haben sowohl den monetären Goldstandard als auch den "medizinischen 
        Goldstandard" abgeschafft bzw. vernichtet.  Warum? Weil diese 
        Bereiche beispielhaft veranschaulichen, dass es möglich ist, unsere Welt 
        nach präzisen und objektiven Kriterien, unabhängig von menschlichen 
        Wünschen und Begierden, moralischen Urteilen oder politischer Macht zu 
        organisieren. Die so geordneten Dinge sind integrale Bestandteile des 
        Alltagslebens; sie zählen sogar zu den wichtigsten Aspekten unseres 
        Lebens. Sie wirken sich auf Religion, Rechtswesen, Ökonomie und Politik 
        aus, sind aber unabhängig von ihnen. 
         
        Im Falle einer Währung mit Golddeckung kann der Staat anders als bei 
        einem so genanntem Fiat-Geld [6] basierenden Währungssystem (das von der 
        Zentralbank per Dekret quasi "aus dem Nichts geschaffen" wird), nicht 
        einfach die Druckpresse anwerfen und den Wert der so gedruckten 
        Geldscheine mit einer entsprechenden Gültigkeitserklärung garantieren. 
        Seit der Französischen Revolution [1789 bis 1799] und bis zum Ausbruch 
        des Ersten Weltkriegs [1914-18] war der Goldstandard ein unverzichtbares 
        Element des Limited-Gouvernement-Prinzips [Prinzip der 
        beschränkten Staatsgewalt]. Vielleicht noch stärker als das 
        parlamentarische System oder der Föderalismus und ein System der 
        Gewaltenteilung symbolisiert er, dass die macht der Regierung nicht nur 
        streng begrenzt war, sondern dass der Staat diese Begrenztheit auch 
        respektierte. 
         
        Der Unterschied zwischen dem Läsionsstandard für Krankheiten und dem 
        Fiat-Standard für (psychische) Krankheiten ähnelt dem Unterschied 
        zwischen dem monetären Goldstandard und dem Papiergeld-Fiat-Standard. 
        Der virchowsche Standard basiert zwingend auf biologisch-physikalischen 
        Kriterien, was das medizinische System daran hindert, seinen 
        Geltungsbereich und damit seine Macht beliebig und nach eigenem 
        Gutdünken auszudehnen. Weder Ärzte noch Patienten noch Politiker noch 
        andere interessierte Parteien können durch sprachliche Manipulationen 
        Krankheiten kreieren. Neue Krankheiten können nicht erfunden, sondern 
        müssen entdeckt werden. Hingegen ermöglicht es der flexible 
        psychopathologische Standard für Krankheiten medizinischen und 
        politischen Autoritäten und sogar der öffentlichen Meinung, nach 
        Belieben zu definieren, was als Krankheit anzusehen ist und was nicht; 
        zu diesem Zweck werden unerwünschte Verhaltensweisen mit diagnostischen 
        Etiketten versehen. 
         
        Etwa zwischen 1850 und 1914 wurden der virchowsche Standard für 
        Krankheiten und der monetäre Goldstandard in weiten Kreisen als 
        unverzichtbare Elemente einer wissenschaftlich fundierten medizinischen 
        Praxis bzw. einer fundierten Basis der Ökonomie angesehen: Sie lieferten 
        den Kontext für die Entwicklung der medizinischen Wissenschaft und für 
        die Entwicklung liberaler Demokratien, die auf der Freiheit des 
        Einzelnen, dem Recht auf Eigentum und freien Märkten basierten. 
         
        Die Aufrechterhaltung wissenschaftlicher Standards hängt von 
        Vereinbarungen und Autorität ab, die Aufrechterhaltung moralischer und 
        legaler Standards von Tradition und Macht. Zu definieren, was Krankheit 
        (und Behandlung) ist, war lange Ärzten vorbehalten. Heute ist es 
        größtenteils Sache des therapeutischen Staates (Szasz 1970) [7]. 
        Natürlich haben Menschen in allen Lebensbereichen das "Recht", alles als 
        Krankheit (oder Behandlung) zu bezeichnen, was sie wollen. Nehmen sie 
        dieses "Recht" jedoch tatsächlich wahr, verstoßen sie möglicherweise 
        gegen geltende Gesetze - beispielsweise gegen Gesetze über den 
        Drogenkonsum. 
         
        Wir wollen die Dinge bei ihrem richtigen Namen nennen. Die medizinische 
        Praxis ist ein Monopol der Bundesregierung, keine Wissenschaft. Nur wer 
        eine entsprechende staatliche Lizenz hat, darf sich "Arzt" nennen, und 
        nur ihm ist es erlaubt, Behandlungen durchzuführen, die der Staat als 
        ärztliche Praktiken definiert hat. In ihrem Umgang mit Patienten müssen 
        sich Ärzte strikt an Regeln und Vorschriften halten, die "Standards 
        beruflicher Praxis" genannt werden, und sie dürfen ihren Patienten nur 
        Mittel verschreiben, die den staatlichen Vorschriften entsprechen. 
        Verstöße gegen diese Regularien sind kriminelle Handlungen, die hart 
        bestraft werden. Ich habe vorgeschlagen diese Situation "Monomedizin" 
        zu nennen (Szasz 1990, p. 160) [8]. 
         
        Monetäre Standards und Krankheitsstandards wirken sich auf das 
        Alltagsleben von Menschen direkter und umfassender aus als 
        wissenschaftliche Standards. Wir brauchen an dieser Stelle nicht die 
        wechselhafte Geschichte der auf Edelmetallen basierenden monetären 
        Standards zu rekapitulieren (Yeager 1996) [9]. Ich begnüge mich mit dem 
        Hinweis, dass die Verringerung des Wertes einer Währung durch das Prägen 
        von Münzen mit verringertem Edelmetallanteil und vergrößertem 
        Basismetallanteil schon vor Tausenden von Jahren gebräuchlich war. 
        Papiergeld eignet sich natürlich noch viel besser zur "Schöpfung" von 
        Geldwert, weil das Produkt selbst - da es aus Papier besteht - so 
        preiswert ist. John Maynard Keynes [1883-1946] schreibt in seinem 
        klassischen Werk "Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages"
        : "Lenin war gewiss im Recht. Es gibt kein feineres und kein 
        sicheres Mittel, die bestehenden Grundlagen der Gesellschaft 
        umzustürzen, als die Vernichtung der Währung. Dieser Vorgang stellt alle 
        geheimen Kräfte der Wirtschaftsgesetze in den Dienst der Zerstörung, und 
        zwar in einer Weise, die nicht einer unter Millionen richtig zu erkennen 
        imstande ist" (Keynes 1920/1922, S. 192) [10]. 
         
        In meinem Buch "Pharmacracy ["Pharmawahn"], Medicine and Politics in 
        America" (2001) [1] habe ich gezeigt, dass lange vor Virchows Definition 
        eines präzisen pathologischen Standards für Krankheiten dieser Standard 
        durch eine Inflation ["Aufblasen"] diagnostischer Neuprägungen 
        untergraben wurde, die insbesondere durch die Bedürfnisse des im 18. 
        Jahrhundert entstandenen medizinischen Spezialfachs der "Irrenärzte" 
        verursacht wurde. Ich benutze das Wort "untergraben" ganz bewusst, weil 
        die psychiatrischen Pioniere des 19. Jahrhunderts keinen eigenen, nicht 
        auf pathologischen Phänomenen basierenden Standard für Krankheiten 
        schufen, sondern ihre professionelle Legitimität als "wissenschaftlich" 
        arbeitende Ärzte herauszustreichen suchten, indem sie sich 
        (vermeintlich) strikt an Virchows Läsionsstandard orientierten: Sie 
        verstanden Neurologie und Psychiatrie als eng miteinander verbundene 
        medizinische Fachgebiete, sahen sich selbst als Neuropsychiater und 
        erfanden bestimmte medizinisch klingende Bezeichnungen (die sie 
        "Diagnosen" nannten), beispielsweise "Masturbation" und 
        "Homosexualität". Anschließend verwechselten sie auch noch den Begriff 
        Diagnose mit dem Begriff Krankheit und behaupteten, sie hätten neue 
        Gehirnkrankheiten entdeckt. Natürlich war das nicht der Fall.
        Tatsächlich medikalisierten sie menschliche 
        Probleme, die man bislang im religiösen Kontext gesehen hatte, 
        indem sie diese Sünden und Verbrechen - beispielsweise Selbstmord, 
        Selbstmisshandlung und Selbstmedikation - in Krankheiten verwandelten. 
         
        4 
        Rudolf Virchow hat den pathologischen Standard für Krankheiten nicht aus 
        dem Nichts geschaffen. Seine Leistung besteht darin, ein Konzept und ein 
        Kriterium präzise formuliert zu haben, das sich zur damaligen Zeit schon 
        seit über einem Jahrhundert in der Entwicklung befand. Der 
        Medizinhistoriker Roy Sydney Porter [1946-2002] schreibt: 
        "Das Bestreben, Verrücktheit als körperliches Problem darzustellen, ist 
        am systematischsten in den Lehren von Hermann Boerhaave [1668-1738] 
        dokumentiert, einem einflussreichen Professor für Medizin aus Leiden"  
        (Porter 2004, p. 308) [11]. Dies wirkte zu jener Zeit so, als sei 
        es wissenschaftlich fundiert, hatte aber mit Wissenschaft tatsächlich 
        nicht das Geringste zu tun. Vielmehr war es ein Ausdruck der 
        "aufgeklärten" Revolte gegen religiöse Naturerklärungen und gegen den 
        noch vorherrschenden humanistisch-positivistischen Zeitgeist. In 
        diesem Geiste erklärte Pierre Jean Georges Cabanis (1757-1808), ein 
        berühmter französischer Arzt und glühender Jakobiner [12]:
        "Das Gehirn scheidet Gedanken aus wie die Leber 
        Galle". Und der niederländische Physiologe Jakob Moleschott 
        (1822-1893) bezog sich in einem ähnlichen Vergleich auf die 
        Nierenfunktion: "Das Gehirn scheidet Gedanken aus 
        wie die Nieren Urin" (Science Week 2004) [13] 
		
 
        "Roy 
        Sydney Porter [1946-2002], ein bekannter englischer Medizinhistoriker, 
        begann sein nach seinem Tode 
        veröffentlichtes Buch "Madness: A Brief History" (dt.: Wahnsinn eine 
        kleine Kulturgeschichte) [11a] wie folgt: 
        
         
        
        "In seinen zwei Büchern "The Myth of mental Illness" [1c] und "The 
        Manufacture of Madness" [1d]
        
        behauptet Thomas Szasz, 
        "Geisteskrankheit" gebe es gar nicht; sie sei kein Naturphänomen, 
        sondern ein von Menschen erschaffener Mythos"
        
        
        [11a]. 
        
        
        Porter erklärt weiter:
        
        "[Szasz] schreibt: "Psychiatrie wird 
        üblicherweise als Spezialfach der Medizin definiert, das sich mit der 
        Diagnose und Behandlung von Geisteskrankheiten befasst. Ich behaupte, 
        dass diese immer noch weitgehend akzeptierte Definition 
        die Psychiatrie in die Kategorie der Pseudowissenschaften verweist, auf 
        einer Stufe mit Alchemie und Astrologie." Wie 
        kommt Szasz 
        zu dieser Behauptung? Der Grund ist einfach: "So etwas wie 
        "Geisteskrankheit" gibt es gar nicht." Für Szasz, 
        der an dieser Meinung 
        seit vierzig Jahren festhält, ist 
        Geisteskrankheit nicht eine Erkrankung, deren Natur durch die 
        Wissenschaft erhellt werden kann, 
        sondern vielmehr ein von Psychiatern zum eigenen beruflichen Vorteil 
        ersonnener Mythos, der von der Gesellschaft mitgetragen wird, 
        weil er einfache Lösungen für schwierige Menschen rechtfertigt. Über die 
        Jahrhunderte, so Szasz, 
        hätten Ärzte und ihre Anhänger 
        aus persönlichem Interesse an einer "Herstellung von Krankheit" 
        mitgewirkt, indem sie sozial randständige, auffällige oder schwierige 
        Menschen psychiatrischen Kategorien zuordneten. 
        In dieser Orgie der Stigmatisierung seien jene Psychiater, die 
        organische Gründe 
        als Ursache von "Geisteskrankheit" nennen, nicht weniger zu kritisieren 
        als Freud und seine Nachfolger, deren Erfindung des Unbewussten 
        der Metaphysik des Geistes und der Theologie der Seele neues Leben 
        eingehaucht hat. Jegliche Erwartung, im menschlichen Körper 
        oder Geist die Ätiologie von Geisteskrankheiten zu entdecken - von einer 
        freudschen Unterwelt ganz zu schweigen -, ist, nach Ansicht 
        von Szasz, ein Zuordnungsfehler oder schlichte Arglist: "Geisteskrankheit" 
        und das "Unbewusste" seien nichts als (schlecht gewählte) 
        Metaphern. Um solch haltloses Gerede zu 
        konkretisieren, hätten Psychiater die Psyche entweder naiv verbildlicht 
        oder sich eines 
        fragwürdigen beruflichen Herrschaftsanspruchs bedient, der Kenntnisse 
        vortäuscht, wo keine vorhanden sind. In Anbetracht dieser 
        Tatsache würden alle herkömmlichen Beschreibungen des Wahnsinns und 
        seiner Geschichte durch eine Vielzahl 
        unzulässiger Annahmen und questions mal posées [Falsch gestellter 
        Fragen] verfälscht" [11a] 
		 [Szasz - TQ: Vorwort Seite 29f]
         
        Heutige Biologen, Neurowissenschaftler, Neurophysiologen und Psychiater 
        sind der festen Überzeugung, dass Geist und Gehirn identisch sind. 
        Daniel Clement Dennett [b.1942], Professor für Philosophie an der
        Tufts University [Somerville, Massachusetts, USA], erklärt:
        "Der Geist ist das Gehirn" (Dennett 1994) 
        [14]. Alan John Hobson [b.1933], Professor für Psychiatrie an der 
        Harvard University [Cambridge, Massachusetts, USA], schreibt:
        "Gehirn und Geist sind eins. (...) Sie sind eine 
        einzige Wesenheit. (...) Um diese Einheit anzudeuten, setze ich den 
        Begriff "Gehirn-Geist" in Anführungszeichen" (Hobson 1994, pp. 
        6-7) [15]. Christian de Duve [1917-2013] Nobelpreisträger für Biologie 
        [1974], schreibt: "Der Geist befindet sich im 
        Kopf, und er wird vom Gehirn unterhalten. (...) Die unauflösliche 
        Verbindung beider führt zu der Auffassung, dass Gedanken, Gefühle und 
        alle übrigen Manifestationen des Geistes Resultate der Aktivitäten des 
        Gehirns sind. diese Vorstellung ist nicht neu. Das Gleiche wurde schon 
        vor zweihundert Jahren gesagt" (de Duve 2002. p. 208) [16]. 
         
        Kennzeichnend für de Duves Schriften ist ein Gemisch aus katholischer 
        Apologetik und kollektivistisch-positivistischem Leugnen individueller 
        Verantwortlichkeit. Er beruft sich beifällig darauf, dass mittlerweile 
        auch die Kirche die Evolution als Tatsache ansehe:
        "Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die katholische Kirche, die 
        sich gegen die Vorstellung der Evolution lange gewehrt hat, sich seit 
        Neuestem den faktischen Beweisen beugt"
        (a. a. O., p. 200) [16], 
        als vermöchte diese Billigung die Erklärungsmacht des Darwinismus zu 
        verstärken. Er fährt mit einigen selbstgefälligen Spitzfindigkeiten 
        fort, indem er beispielsweise schreibt: "Sowohl 
        die moralische Verantwortung als auch die ethische Besorgnis ist heute 
        globalisiert; so gibt es im Bereich des Umweltschutzes und bioethischer 
        Schutzmaßnahmen Weltorganisationen und Weltkongresse im Überfluss. Dies 
        stützt den Eindruck, dass die Menschheit zu einem Supraorganismus 
        geworden ist, bestehend aus einer großen Zahl von Einzelorganen, der 
        durch ein ständig zunehmendes Geflecht integrativer Kommunikationen 
        weiter wächst" (ebd., Kursivsetzung durch den Autor). Nachdem er 
        auf die oben zitieren Äußerungen von Cabanis und Moleschott verwiesen 
        hat, nach denen der Geist vom Gehirn "abgesondert" wird, erklärt de Duve 
        abschließend: "Wie könnte man ihnen dies 
        vorwerfen? Die unbestreitbaren Beweise liegen vor (...)" (a. a. 
        O., p. 209) [16]. 
         
        Beweise wofür? Dafür, dass der Geist genauso vom Gehirn "abgesondert" 
        wird wie Galle und Urin von Leber und Nieren? Das ist offensichtlicher 
        Unsinn. Psychiater bezeichnen manisch-depressive Störungen und 
        Schizophrenie, die paradigmatischen psychischen Krankheiten, als "Stimmungsstörungen" 
        und "Denkstörungen". 
        Denken und Stimmung sind, anders als Galle oder Urin, 
        nicht materiell. Psychiater können sie nicht unmittelbar 
        beobachten. Vielmehr erschließen sie die "Stimmungsstörungen" oder 
        "Denkstörungen" ihrer Klienten aus Beobachtungen des Verhaltens, und 
        zwar insbesondere des verbalen und sozialen Verhaltens. Samuel H. Barondes [17], Professor und Leiter des Center for Neurobiology and 
        Psychiatry an der University of California in San Francisco, 
        gibt zu, dass er sich nicht an eine materialistische Definition 
        (psychischer) Krankheiten gebunden fühlen möchte.
        Er schreibt: 
         
         
         "Da es in diesem Artikel in erster 
        Linie um psychische Krankheiten geht, sollte von Anfang an Konsens 
        darüber bestehen, dass solche Krankheiten nicht existieren. Obgleich 
        diese Aussage als eine Selbstverständlichkeit erscheinen mag, ist sie 
        immer noch eine Ursache für Verwirrung und ein Gegenstand heftiger 
        Diskussionen 
         
		(Szasz 1961) [TQ]. 
        Beispielsweise gibt es eine Abneigung dagegen, einen Menschen als 
        psychisch krank zu bezeichnen, weil die Grenze zwischen Krankheit und 
        Normalität nicht klar definiert ist. Im Übrigen gehen die Meinungen 
        auseinander, ob "normal" ein Äquivalent zu "durchschnittlich" oder zu 
        "ideal" ist.  
		Außer Frage steht, dass es Verhaltensmuster gibt, die 
        für einen Menschen und die mit ihm Interagierenden sehr unangenehm sein 
        können, und dass einige dieser Muster so dysfunktional sind, dass es als 
        adäquat erscheinen muss, sie als Krankheiten zu bezeichnen"   
		(Barondes 
        1990, p. 1709, Kursivsetzung durch den Autor) [17]. 
         
        Verhalten ist zwar "real", aber nicht materiell - also kein "Ding". 
        Manische Depression und Schizophrenie in ihrer Eigenschaft als 
        Stimmungs- und Denkstörung sind in einer Liste von Krankheiten wie 
        Hepatitis und Urämie, also von Störungen der Leber und der Nieren, fehl 
        am Platz. Wenn wir Bezeichnungen für psychische Krankheiten als 
        Bezeichnungen für Gehirnerkrankungen verstehen, wie viele Ärzte es tun, 
        dann müssten diese Störungen auf einer Liste von Krankheiten wie 
        multipler Sklerose und Schlaganfall erfasst werden, nicht auf einer, die 
        auch Pädophilie und Pyromanie enthält.
  
        
		
        "Auch wenn es rein intuitiv noch so plausibel erscheinen mag, dass es 
        eine Krankheit des Geistes nicht geben kann, 
        steht die Vorstellung, dass psychische Krankheit kein 
        medizinisches Problem ist, jenem der Öffentlichkeit "anerzogenen" 
        psychischen Dogma entgegen, demzufolge die Psychiatrie ein Zweig der 
        Medizin und eine psychische Krankheit eine 
        Krankheit des Gehirns ist, und sie widerspricht auch der unablässigen 
        medizinisch-politischen Propaganda. 
        Wenn jemand mich sagen hört, dass es eine psychische Krankheit nicht 
        gibt, antwortet der Betreffende wahrscheinlich: 
         
        "Aber ich kenne jemanden, bei dem eine psychische Krankheit 
        diagnostiziert wurde, und dann stellte sich heraus, 
        dass er einen Gehirntumor hatte. Irgendwann werden Psychiater aufgrund 
        der Fortschritte der medizinischen Technik 
        nachweisen können, dass alle psychischen Krankheiten in Wahrheit 
        körperliche Krankheiten sind". 
        
        Doch 
        selbst wenn dass einmal gelingen sollte, würde es meine Auffassung nicht 
        widerlegen, dass der Begriff 
        "Geisteskrankheit" oder "psychische Krankheit" eine Metapher [eine 
        rhetorische Figur] ist. Meine Auffassung 
        würde dadurch sogar bestätigt: Wenn ein Arzt feststellt, dass ein zuvor 
        als psychisch krank diagnostizierter Patient 
        tatsächlich an einer physischen Erkrankung des Gehirns leidet, entdeckt 
        er damit, dass die Diagnose, die dem Patienten 
        vorher gestellt wurde, falsch war. Er litt gar nicht an einer 
        psychischen Krankheit, sondern er litt und leidet immer noch 
        an einer körperlichen Krankheit. Die falsche Diagnose beweist 
        keineswegs, dass der Begriff "Geisteskrankheit" oder 
        "psychische Krankheit" sich auf eine bestimmte Klasse von 
        Gehirnerkrankungen bezieht ... 
         
        Würden alle "Störungen", die heute "psychische Krankheiten" genannt 
        werden, als Gehirnerkrankungen identifiziert, 
        wäre die Vorstellung von einer psychischen Krankheit überflüssig und 
        völlig inhaltsleer. Doch da der Begriff die Urteile 
        einiger Menschen über das (schlechte) Benehmen anderer Menschen 
        beinhaltet, geschieht das genaue Gegenteil: 
        Die Geschichte der Psychiatrie ist die Geschichte einer ständig länger 
        werdenden Liste "psychischer Störungen". 
		 [Szasz - TQ: Vorwort Seite 16f]
         
        5 
        Die Heilung des Körpers (Medizin) und die 
        Heilung der Seele (Religion) sind etablierte gesellschaftliche 
        Phänomene, die durch Sitten, Gebräuche und Gesetze legitimiert werden.
        Menschen sind keine körperlosen Objekte, sondern buchstäblich 
        verkörperte oder inkarnierte Wesen. Webster's Dictionary 
        definiert das Verb "verkörpern" als "dinglich werden" und "inkarnieren" 
        als "Fleisch produzieren". Zur Zeit der Herrschaft der Religion "inkarnierte" 
        sich der Teufel in Form von Menschen, die als "besessen" bezeichnet 
        wurden. Das Christentum sperrte Gott in den Körper eines Menschen ein, 
        der "Jesus" genannt wurde. Als die Medizin die Religion als wichtigste 
        mit der Heilung des Körpers befasste Institution ablöste (wobei sie die 
        spirituelle Heilung der Religion überließ), wurde die Verrücktheit 
        als körperliche Krankheit wiedergeboren. Diese Metamorphose kommt 
        deutlich in den Schriften von Benjamin Rush (1746-1813) zum Ausdruck, 
        dem "Vater" der amerikanischen Psychiatrie. 
         
        Rush war nicht nur praktizierender Arzt, sondern auch ein Mann der 
        Aufklärung, jemand, der sich für einen Wissenschaftler heilt. Er wusste 
        nicht, was die seiner Fürsorge anvertrauten Verrückten plagte. Als 
        "wissenschaftlicher" Arzt nahm er an, dass alle seine Patienten - 
        und das waren sehr viele Menschen, die niemand anderes Patienten waren - 
        unter körperlichen Krankheiten litten. Seine folgenden Äußerungen 
        sprechen Bände: "Lügen ist eine körperliche 
        Krankheit. (...) Selbstmord ist Verrücktheit" Rush 1812/1962, p. 
        350) [18]. 
         
        Pathologische Veränderungen im Körper und insbesondere im Nervensystem 
        können zweifellos abnorme Verhaltensweisen verursachen. Insofern ist es 
        nicht völlig unsinnig anzunehmen, dass abnorme Verhaltensweisen auf 
        pathologischen Veränderungen im Körper beruhen. Wie wir wissen, hat die 
        medizinische Forschung einige Belege für diese Annahme geliefert - 
        beispielsweise in Fällen in denen nachgewiesen wurde, dass "psychische 
        Störungen" Folgen von Infektionen, Stoffwechselstörungen oder 
        Nährstoffdefiziten sind. 
         
        Doch die Kriterien dafür, welche Verhaltensweisen 
        als abnorm anzusehen sind, sind kultureller, ethischer, religiöser und 
        juristischer, nicht jedoch medizinischer oder wissenschaftlicher 
        Art. Deshalb ist es von vornherein absurd, wenn man versucht, 
        abnorme Verhaltensweisen generell mit der Behauptung zu erklären, sie 
        seien auf Gehirnerkrankungen zurückzuführen. Das so entstandene Dilemma 
        wurde durch die Schaffung des Konzepts der 
        Psychopathologie überwunden, eine Kategorie, in der Krankheiten 
        zusammengefasst wurden, die auf (metaphorischen)
        "psychischen Läsionen" beruhten. Während 
        Pathologen und Bakteriologen gegen Ende des 19. Jahrhunderts damit 
        beschäftigt waren, neue somatische Pathologien zu entdecken und zu 
        beschreiben, "entdeckten" und beschrieben die Psychiater jener Zeit neue 
        Psychopathologien, die angeblich alle somatische Erkrankungen des 
        zentralen Nervensystems waren. 
         
        Einer der wichtigsten Vertreter der Kunst der Neuerfindung psychischer 
        Krankheiten war Baron Richard von Krafft-Ebing
        (1840-1902), ein deutschstämmiger Psychiater, der als Professor der 
        Psychiatrie nacheinander an den Universitäten Strassburg, Graz und Wien 
        wirkte. Das Buch, das Krafft-Ebing weltberühmt machte, hatte den Titel "Psychopathia 
        Sexualis" [19] und seine Erstauflage erschien 1886. Krafft-Ebing war ein 
        früher Vertreter der Praxis, mithilfe der lateinischen Sprache und eines 
        Arztdiploms bis zu jenem Zeitpunkt für sündig gehaltene Verhaltensweisen 
        in Krankheiten umzuwandeln. Psychiater klassifizierten damals unter 
        Berufung auf ihre Fachautorität sexuelle 
        Perversionen als "Zerebralneurosen", 
        und Juristen, Politiker und die Öffentlichkeit akzeptierten diese neu 
        definierten Krankheiten nur zu gerne als tatsächlich existent: So wurde 
        die moderne Sexologie zu einem festen Bestandteil der Medizin und der 
        sich neu formierenden psychiatrischen Wissenschaft (Krafft-Ebing 1886) 
        [19]. Sigmund Freud [1856-1939] weitete Krafft-Ebings
        Pathologisierung von Verhalten über das
        Sexualverhalten hinaus auf das
        Alltagsverhalten aus. Zwar verstand Freud 
        "Neurosen" als motivierte Verhaltensweisen, doch hinderte ihn das nicht, 
        darauf zu beharren, dass sie trotzdem "richtige" Krankheiten seien. 
         
        Heute wird die selbstbezüglichste und naivste Verwechslung einer 
        Metapher mit dem, was sie beinhaltet, als medizinische Entdeckung 
        angesehen. Alvin Francis Poussaint [b. 1934], Professor der Psychiatrie 
        an der Harvard Medical School, schreibt: "Nach 
        meiner Auffassung ist extremer Rassismus eine schwere psychische 
        Krankheit, weil es sich dabei um eine Wahnstörung handelt" (Paussaint 
        2000, pp. 23-25 [20] 
         
        Frank Tallis, ein britischer Psychologe, der am psychiatrischen 
        Institut des King' College in London Neurowissenschaften lehrt und Autor 
        des Buches "Love Sick: Love as a Mental Illness" [21] ist, erklärt:
        "Liebeskrank zu sein kann sogar tödlich wirken, 
        etwa dann, wenn Zurückweisung und unerwiderte Liebe das Selbstmordrisiko 
        vergrößern. (...) Es gibt Studien, die belegen, dass bei Menschen, die 
        sich verlieben und sich in dieses Gefühl hineinsteigern, der 
        Serotoninspiegel sinkt. (...) Auch Medikamente können in solch einem 
        fall nützlich sein" (Tallis, zitiert in Waters 2005) [21a]. 
         
        Andere Liebesforscher berichten: "Der MRI-Scan 
        zeigt, dass Liebe bestimmte Regionen im Belohnungssystem des Gehirns 
        aktiviert und gleichzeitig die Aktivität in Systemen, die bei der 
        Entwicklung negativer Urteile eine Rolle spielen, verringert. (...) Am 
        stärksten waren die Teile des Gehirns aktiviert, die auf Oxytocin und 
        Vasopressin ansprechen" (Dobson, Templeton 2005) [22]. 
         
        Psychiatrische Erklärungen für so genannte
        abnorme Verhaltensweisen sollten uns dazu 
        anspornen, uns eingehender damit zu befassen, was 
        wir für eine Erklärung halten. Erklärt es die so genannte 
        Transsubstantiation [Wesensverwandlung; ("Die Fleischwerdung 
        Christi" Anm. d. Übers.)], sie als Wunder zu bezeichnen? Erklärt es 
        Pädophilie, sie als psychische Krankheit zu bezeichnen? 
        Vielleicht ist unsere Vorstellung von Erklärung, 
        wie wir den Begriff im alltäglichen Sprachgebrauch benutzen, 
        durch unsere tief sitzende Arroganz und unsere modischen Vorurteile 
        geprägt. Der ungarische Begriff für "Erklärung" legt nahe, dass 
        dies häufig der Fall sein könnte. 
         
        Das ungarische Wort für "Ungarisch" ist magyar, und dies ist 
        gleichzeitig die Wurzel des ungarischen Worts für "Erklärung", 
        magyarázat. "Erklären" heißt im 
        Ungarischen megmagyaráz, und 
        "unerklärbar" megmagyarázhatatlan, und das bedeutet wörtlich 
        übersetzt: "Man kann es auf Ungarisch nicht sagen".
        Die Aufforderung, etwas klar zu sagen, lautet: 
        mond (beszély) magyarul - "Sag es auf Ungarisch". Den Ungarn 
        ist jedoch gar nicht klar, dass ihr Wort für "Erklärung" und somit auch 
        ihr entsprechendes Konzept sprachlich so egozentrisch ist. Vielleicht 
        muss man sich in eine andere Kultur begeben und sich ein Interesse an 
        den Idiosynkrasien [„Eigentümlichkeit“] der eigenen Muttersprache 
        erhalten, um solche semantischen Merkwürdigkeiten gebührend würdigen zu 
        können. 
         
        Für Ungarn wäre demnach eine Erklärung von was auch immer 
        gleichbedeutend mit "Es auf Ungarisch sagen", als ob es - was immer "es" 
        sein mag -, für sie in einer anderen Sprache nicht zu verstehen wäre, 
        weil das entscheidende Element der Erklärung fehlen würde.
        Für uns heute ist ein Verhalten erst dann erklärt, 
        wenn es in Begriffen wie "Gehirn", "psychische Krankheit", "Dopamin" und 
        "Medikamenten" ausgedrückt wird. Wird es in simplem Englisch oder 
        Deutsch ausgedrückt, so gilt dies als nicht wissenschaftlich, nicht 
        selbsterklärend, nicht "wahr". 
		
 
        "Ich möchte an 
        dieser Stelle ein Kindheitserlebnis erwähnen, das mich sehr beeinflusst 
        hat und für mich 
        beim Schreiben des Buches "The Myth of Mental Illness" sehr wichtig war. 
        Als ich in den 1920er Jahren 
        in Budapest aufwuchs, hörte ich vom tragischen Schicksal eines berühmten 
        ungarischen Geburtshelfers, 
        Ignaz Semmelweis (1818-1865). ... Semmelweis entdeckte die Ursache des 
        Kindbettfiebers, bevor man 
        Bakterien als Krankheitserreger identifiziert hatte. Er formulierte 
        seine Erkenntnisse zwar etwas unhöflich, 
        aber durchaus zutreffend: Die Ursache des Kindbettfiebers seien die 
        schmutzigen Hände der Ärzte ... 
        
         
          
       INFOS: Statistik Glossar 
        & Allerlei
           
      
      
        >>> öffne und gehe 
        zu "Semmelweis und -Reflex" 
         
        
         
        
        Die 
        Lebensgeschichte des Dr. Semmelweis bewegte mich zutiefst - wie seine 
        Entdeckung von seinen Ärztekollegen 
        nicht anerkannt wurde, weil das von ihm empfohlene Verfahren 
        (Händewaschen in chloriertem Wasser) ihnen zu 
        zeitaufwendig und mühsam war, und wie er später inhaftiert wurde und 
        schließlich in einem Irrenhaus starb. 
        Diese Geschichte hat mich schon früh gelehrt, 
        dass es gefährlich sein kann, unrecht zu 
        haben, 
        und dass es tödlich sein kann, recht zu haben, 
        wenn die Gesellschaft das Falsche, 
        was die Mehrheit für richtig hält, 
        als die Wahrheit ansieht. 
         
        Dieses Prinzip ist besonders wichtig, wenn es um unzutreffende 
        "Wahrheiten" geht, die ein wichtiger Bestandteil 
        der Glaubenssätze einer ganzen Gesellschaft sind und die ökonomisch und 
        existentiell wichtige und allgemein 
        gebräuchliche Praktiken stützen. In früheren Zeiten waren grundlegende 
        unzutreffende Wahrheiten in der Regel 
        religiöser Natur. Heute sind sie hauptsächlich medizinischer Art. Was 
        ich durch das Schicksal von Semmelweis 
        gelernt habe, hat mir gute Dienste geleistet" 
		 
		
		[Szasz 
        - TQ: Vorwort Seite 20f]
         
         6 
        Medizinwissenschaftler benötigen eine Art Goldstandard für Krankheiten - 
        eine klare, objektive Abgrenzung zwischen Krankheit und 
        Nichtkrankheit. Praktizierende Ärzte, 
        Patienten, Politiker und die Öffentlichkeit sind eher an einem 
        Fiat-Standard für Krankheiten ["ohne wissenschaftlicher Deckung", 
        "pseudowissenschaftlich"] interessiert, der nicht durch objektive 
        Kriterien eingeschränkt wird, einer Abgrenzung zwischen Krankheit und 
        Nichtkrankheit, die sich im Einklang mit wechselnden ökonomischen, 
        ideologischen und politischen Interessen und Moden verändern lässt. 
        Aufgrund dieser unterschiedlichen Interessenslagen geht es praktisch um
        zwei Kategorien von Krankheiten: Die eine umfasst nur somatische 
        pathologische Phänomene, die andere enthält ein Gemisch der 
        erstgenannten und vieler verschiedener menschlicher Zustände, die nichts 
        mit einer somatischen Pathologie zu tun haben. Die beiden Systeme 
        verhalten sich parasitisch [abhängig, schmarotzend] zueinander. 
        Elastische [Gummibandartige] Kriterien für Krankheiten erleichtern es 
        Medizinwissenschaftlern, sich ideologische und ökonomische Unterstützung 
        der Regierung und der Industrie zu sichern, sie gefährden aber 
        andererseits ihre wissenschaftliche Integrität. Ärzte, Patienten, 
        Politiker und die Öffentlichkeit erhalten das Plazet ["Es gefällt", 
        Einverständnis] der Wissenschaft, ihre ökonomischen und existentiellen 
        Interessen mittels pseudomedizinischen Methoden zu befriedigen, doch 
        büßen sie auf diese Weise ihre Fähigkeit ein, klar über Krankheiten und 
        ihre Behandlung nachzudenken. 
         
        Der Ausdruck "laissez faire, laissez passer" 
        ("die Dinge geschehen lassen, sie vorübergehen lassen") wurde im 
        18. Jahrhundert formuliert und war eine Aufforderung französischer 
        Physiokraten [23] an die Regierung ihres Landes, sich nicht in den 
        freien Handel einzumischen. Die erste Hälfte dieses Ausdrucks wurde zum 
        Slogan aller Befürworter freier Märkte. Zwar ist der Ausdruck laissez 
        faire mittlerweile zu einem festen Bestandteil der englischen (und 
        auch deutschen) Sprache geworden, doch ist die praktische Anwendung des 
        darin zum Ausdruck kommenden Grundsatzes - insbesondere in der Medizin - 
        mittlerweile passé. Alle modernen Staaten 
        sind dirigistische [lenkend, reglementierend], therapeutische 
        Staaten. Die Medizin ist zu einem festen Bestandteil der politischen 
        Ökonomie und sogar deren wichtigster Teil geworden. Die moderne 
        Psychiatrie hat im Rechtssystem, im Familienrecht und im 
        Strafvollzugssystem einen festen Platz und ist keineswegs ein 
        Bestandteil der Medizin. Wissenschaftliche Kriterien für Krankheiten 
        spielen nur in Zeitschriften und Lehrbüchern der allgemeinen Pathologie 
        und der Pathologien der verschiedenen Organsysteme eine Rolle, 
        beispielsweise in der Dermatopathologie und in der Neuropathologie. 
         
        Es sollte uns nicht erstaunen, dass
        der moderne medizinische Experte, insbesondere 
        wenn er auch Experte für Philosophie und medizinische Ethik ist, 
        den Goldstandard für Krankheiten ebenso wie 
        jeden anderen diesbezüglichen Standard gering schätzt. Die 
        Definition einer klaren Grenze zwischen Krankheit und Nichtkrankheiten 
        abzulehnen, ist zum Markenzeichen der heutigen "progressiven" 
        medizinischen Philosophen geworden. Germund Hesslow [b.1949], Professor 
        der Neurowissenschaft und außerordentlicher Professor an der Universität 
        zu Lund in Schweden fragt: "Brauchen wir ein 
        Konzept der Krankheit?" und beantwortet diese Frage selbst wie 
        folgt: "Die Frage nach Gesundheit/Krankheit ist 
        irrelevant - wir brauchen eigentlich nicht zu wissen, ob jemand eine 
        Krankheit hat oder nicht, und folglich brauchen wir auch keine 
        Definition dessen, was eine Krankheit ist" (Hesslow 1993, p. 3; 
        Kursivsetzung durch den Autor) [24]. Diese Äußerung lässt sich durchaus 
        als Manifest der Pharmaindustrie und des therapeutischen Staates 
        verstehen. 
         
        Die alten Quacksalber [25] boten Pseudokuren zur Behandlung realer 
        Krankheiten feil. Die neuen Quacksalber bieten Pseudokrankheiten an, um 
        chemische Ruhigstellung und medizinische Zwangsmaßnahmen zu 
        rechtfertigen. 
         
        Die alten Quacksalber waren politisch harmlos: sie konnten nur dann 
        Schaden anrichten, wenn diejenigen, denen sie ihre Dienste anboten, das 
        Angebotene annahmen. 
         
        Die neuen Quacksalber sind eine ernste Gefahr für die Freiheit 
        des Individuums und für die persönliche Verantwortung: Sie sind 
        Agenten des therapeutischen Staates, die Menschen sowohl mit als auch 
        ohne deren Einwilligung schaden können. Theokratie ist die Allianz der 
        Religion mit dem Staat, Pharmakratie die Allianz der Medizin mit dem 
        Staat. 
        
 
        
         
		Ivan Illich - Die etablierte Medizin - medizinisches Establishment
      >>> 
		 
        "In Unkenntnis 
        der soeben beschriebenen Zusammenhänge 
        und Überlegungen fragen mich Interviewer immer wieder: 
		 
        "Wie kann ein Psychiater sagen, dass es keine psychischen Krankheiten 
        gibt? 
        Welche Erlebnisse haben Sie zu einer so ungewöhnlichen Sichtweise 
        gebracht? 
        Wann und warum haben Sie Ihre Auffassung über psychische Krankheiten 
        verändert?
  
        Ich versuche dann - meist erfolglos - zu erklären, dass ich keine 
        ungewöhnlichen Dinge erlebt habe, 
        das ich nicht "geforscht" habe, dass ich nichts entdeckt und auch nicht 
        ursprünglich an die Existenz 
        psychischer Krankheiten geglaubt und dies später revidiert habe. Ich 
        hätte vielmehr nichts weiter getan, 
        als eine populäre Unwahrheit und ihre weitreichenden ökonomischen, 
        politischen und sozialen Konsequenzen 
        ans Licht zu bringen, und aufzuzeigen, dass die Psychiatrie auf zwei 
        zutiefst unmoralischen forensischen Praktiken 
        basiert: der gerichtlichen Verfügung einer Sicherheitsverwahrung (engl.: 
        civil commitment) und der Feststellung 
        von Schuldunfähigkeit (engl.: insanity defense). Im Einklang mit diesen 
        Schlussfolgerungen lehnte ich die verlogene 
        Rhetorik der Diagnose-Krankheit-Behandlungs-Medizin ab, mied das massiv 
        auf Zwang und Ausflüchten 
        basierende Instrumentarium der "Psychiatrie" genannten Institution und 
        beschränkte meine eigene 
        praktische Arbeit auf einvernehmliche psychiatrische Beziehungen zu 
        Erwachsenen - also auf 
        vertrauliche Gespräche von der Art, die man konventionell als 
        "Psychotherapie" bezeichnet. 
        
         
        
        
        [Szasz - TQ: 
        Vorwort Seite 22] 
        
        
        
         
          
         
        
        "Dass das psychiatrische Establishment meine 
        Kritik am Konzept der psychischen Krankheit zurückweist, 
        das Beharren auf der Anwendung von Zwang als Mittel zur Förderung der 
        Heilung hinstellt und das Zurück- 
        greifen auf Ausflüchte als einen Akt menschlicher Güte verstanden wissen 
        will, war für meine Arbeit keine 
        Gefahr. Die heutigen "biologisch orientierten" Psychiater akzeptieren 
        sogar stillschweigend, dass psychische 
        Krankheiten keine Gehirnerkrankungen sind und nicht sein können. Denn 
        sobald die mutmaßliche Krankheit 
        zu einer erwiesenen Krankheit wird, braucht sie nicht mehr als mentale 
        Störung klassifiziert zu werden und 
        kann als körperliche Krankheit gelten - und falls sich ein solcher 
        Beweis nicht findet, wird die psychische 
        Störung zur Nichtkrankheit ... Zur Zeit der Allianz von Kirche und 
        Staat akzeptieren die Menschen 
        theologische Rechtfertigungen für staatlich sanktionierten Zwang. Im 
        Rahmen der heutigen Allianz 
        von Medizin und Staat akzeptieren die Menschen therapeutische 
        Rechtfertigungen für vom Staat 
        angeordnete Zwangsmaßnahmen. So wurde vor 200 Jahren die Psychiatrie zu 
        einem Werkzeug 
        staatlichen Zwangs. Aus dem gleichen Grund besteht
        heute die Gefahr, dass sich die 
        gesamte Medizin von einer persönlichen Therapie 
        in politische Tyrannei verwandelt". 
        
         [Szasz - TQ: Vorwort Seite 32f] 
         
         
        
        TQ-Textquelle: 
        
         
        
        
        Thomas Stephen Szasz: 
        "Geisteskrankheit - ein moderner Mythos: Grundlagen einer Theorie des 
        persönlichen Verhaltens" - "The Myth of Mental Illness. Foundations of a Theory of Personal Conduct" 
        (1974, 1961) 
        aktualisierte und erweiterte Ausgabe 2010. Übersetzer: Theo Kierdorf &
        Hildegard Höhr; Vorwort Fritz. B. Simon; Carl-Auer 1. Auflage 2013. In: Anhang 2: 
        "Die Definition von Krankheit" Seite 304 - 318 
         
        T. S. Szasz: "Defining 
        Disease: The Gold Standard of Disease versus the Fiat Standard of 
        Diagnosis"
        The Independent Review.
        A Journal of Political Economy 2006/Vol.10/3: 325-336. 
        
        
        
        www.independent.org/publications/tir/article.asp?a=55 
         
        Quellen, Ergänzungen: 
         
        [1] 
        
        T. S. Szasz: "Pharmacracy: 
        Medicine and Politics in America" Syracuse University Press 2001 
        [1a] T. S. Szasz: "Psychiatry and the control of dangerousness: on the 
        apotropaic function of the term “mental illness”"J Med Ethics 
        2003;29:227-230 
        [1b] T. S. Szasz: "Diagnosis are not diseases" The Lancet 199. Volume 
        338, Issue 8782, pp 1574-1576 
        [1c] T. S. Szasz: "The Myth of Mental Illness: Foundations of a Theory of Personal Conduct" 
        p. XII. New York (Hoeber-Harper) 1961 
        [1d] T. S. Szasz: "The Manufacture of Madness: A Comparative Study of 
        the Inquisition and the Mental Health Movement" Harper & Row 1970, 
        reprint ed. Syracuse University Press. 1997, dt. "Die Fabrikation des 
        Wahnsinns" Walter Verlag1974 
        [1e] T. S. Szasz: "Antipsychiatry: Quackery Squared" Syracuse 
        University Press 2009 
         
        [2] 
        Rudolf 
Virchow (1821-1902): 
        „Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf 
physiologische und pathologische Gewebelehre“ (20 Vorlesungen im Februar, März und 
April 1858 im Pathologisches Institut Berlin) Olms Hildesheim 1966 
        
        [2a] E. Rubin, J. L. Farber: "Pathology" Philadelphia Lippincott 1994 
        [2b] V. Kumar, A. K. Abbas, N. Fausto, r. N. Mitchell (eds.): "Robbins 
        Basic Pathology" 8th ed. Philadelphia (Saunders/Elsevier) 2007 
        [2c] Zitiert in Georges Canguilhem (1904-1995, frz. Arzt, Philosoph, 
        Epistemolge): "On the Normal and the Pathological" Boston (Reidel) 
        1978; "Le normal et le pathologique" medizinische Dissertation von 1943; 
        dt. "Das Normale und das Pathologische", München: Hanser 1974 
         
        Helmut Rumpler, Helmut Denk (Hgg.), Christine Ottner (Red.): „Carl 
        Freiherr von Rokitansky (1804 -1878, Restaurator der „neuen“ 
        Humoralpathologie) - Pathologe, Politiker, Philosoph, Gründer der Wiener 
        Medizinischen Schule des 19. Jahrhunderts“ BÖHLAU 2005, Gedenkschrift 
        zum 200. Geburtstag
  
        Alfred Pischinger (1899-1983), Hartmut Heine (b.1941), Otto Bergsmann 
        (1922-2004), Felix Perger (b.1921): „ Das System der Grundregulation – 
        Grundlagen für eine medizinbiologische Theorie der Medizin“ 8. Aufl. 
        HAUG 1990 (1975) 
         Hartmut Heine (b.1941): „Lehrbuch der biologischen Medizin – Grundlagen 
        und Systematik“ HIPPOKRATES 1991 
         Shirley Ayad, Ray Boot 
        Handford, Martin Humphries, Karl Kadler, Adrian Shuttleworth: „The 
        Extracellular Matrix“ School of Biological Sciences, University of 
        Manchester, Manchester, UK. Factsbook 2nd Edition. Academic Press 1998 
        (1994) 
         Siehe dazu Homepage Leistungen: 8. 
           
          
          Neuraltherapie & Zahn-Störfelder 
        
          &   
          
        
          NICO Silent Inflammation & MAPS>>> 
         
        [3] Das Periodensystem der Elemente stellt alle chemischen Elemente mit 
        steigender Kernladung (Ordnungszahl) und entsprechend ihrer chemischen 
        Eigenschaften eingeteilt in Perioden sowie Haupt- und Nebengruppen dar. 
        Es wurde 1869 unabhängig voneinander und fast identisch von zwei 
        Chemikern, zunächst von dem Russen Dimitri Mendelejew (1834–1907) und 
        wenige Monate später von dem Deutschen Lothar Meyer (1830–1895) 
        aufgestellt. Quelle: Internet 
         
        [4] 
        
        
        T. S. Szasz: "Therapeutic State: 
        Psychiatry in the Mirror of Current Events" Prometheus Books UK (März 
        1984) 
         
        [5] Der Lyssenkoismus war eine von dem russischen Agrarwissenschaftler 
        Trofim Denissowitsch Lyssenko (1898-1976) begründete 
        pseudowissenschaftliche Theorie, die unter anderem auf den Lamarckismus 
        aufbaute. Das zentrale Postulat des Lyssenkoismus lautete, dass die 
        Eigenschaften von Kulturpflanzen und anderen Organismen nicht durch 
        Gene, sondern nur durch Umweltbedingungen bestimmt würden. Lyssenkos 
        Theorien wurden vom stalinistischen Regime als valide angesehen und 
        gefördert, wodurch es zu Missernten und Verschärfung der Hungersnot kam. 
        Quelle: Internet 
         
        [6] Fiat-Geld (Fiat Money, lat. fiat: "es werde", "es geschehe", engl. fiat: 
        Ermächtigung, Gebot) ist ein Objekt ohne intrinsischen Wert, das als 
        Tauschmittel dient. Die Tauschfunktion wird oftmals durch die Erklärung 
        zum gesetzlichen Zahlungsmittel sichergestellt. Das Gegenteil von 
        Fiat-Geld ist Warengeld, das z.B. als Tabak, Reis, Gold oder Silber 
        neben dem äußeren Tauschwert auch einen intrinsische Wert hat. Quelle: 
        Internet 
         
        [7] T. 
        S. Szasz: "The 
        Manufacture of Madness: A Comparative Study of the Inquisition and the 
        Mental Health Movement" New York Harper & Row 1970. Reprinted Syracuse 
        Univ. Press 1997 . Deutsch: "Die Fabrikation des Wahnsinns" Walter 
        Verlag 1974 
         
        [8] 
        
        
        T. S. Szasz: "The Untamed Tongue: 
        A Dissenting Dictionary" Open Court Publishing Company 1990 
         
        [9] L. B. Yeager: "From gold to the Ecu: The international monetary 
        system in retrospect" Independent Review I: 75-99 
         
        [10] J. M. Keynes: "The Economic Consequences of the Peace" London 1919 
        Deutsch: "Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages" Duncker & 
        Humblot, München 1920 
         
        [11] Roy Sydney Porter (1946-2002): "Flesh in the Age of Reason" Penguin Books 2004 
        [11a] R. S. Porter: "Wahnsinn: Eine kleine Kulturgeschichte" Dörlemann 
        Verlag Zürich 2005 
         
        Werner Robert Leibbrand (1896-1974), Annemarie Wettley (1913-96, 
        Gattin): „Der Wahnsinn – Geschichte der abendländischen 
        Psychopathologie“ AREA 2005 (1960) 
         
        [12] Die Jakobiner waren im formellen Sinn die Mitglieder eines 
        politischen Klubs während der Französischen Revolution [1789 bis 1799]. 
        In einer inhaltlichen Betrachtung wurden in Frankreich ab 1793 die 
        Anhänger Maximilien de Robespierres [1758-1794 enthauptet] als Jakobiner 
        bezeichnet. Sie vertraten die politische Linke und setzten sich u. a. 
        für die Abschaffung der Monarchie ein. Die Jakobiner fanden ihre 
        Anhänger hauptsächlich in städtischen Unterschichten. Der Name 
        Jakobinerklub bezog sich auf den Versammlungsort, dem Jakobinerkloster 
        Saint-Honoré in Paris. Quelle: Internet 
         
        [13] Science Week 2004: "Cognitive Science: From Brain to Mind"
        
        http://scienceweek.com/2004/sa040903-4.htm 21.11.2010 
         
        [14] D. C. Dennett: "Philosophie des menschlichen Bewusstseins" (Consciousness 
        Explained 1991) übers. von Franz M. Wuketits. Hoffmann und Campe 1994 
         
        [15] A. J. Hobson: "The Chemistry of Conscious States: How the Brain 
        Changes Its Mind" Little Brown & Co 1994 
         
        [16] C. de Duve: "Life Evolving: molecules, mind, and meaning" 
        Oxford University Press 2002 
         
        [17] S. H. Barondes: "The biological approach to psychiatry: history and 
        prospects" Journal of Neuroscience 1990 10 (107-10): 1709 
         
        [18] B. Rush: " Medical inquiries and Observations, upon the diseases of 
        the mind" Kimber & Richardson 1812. New York: Macmillan-Hafner Press, 
        1962 
         
        [19] Richard von Krafft-Ebing: "Psychopathia sexualis. Mit Besonderer 
        Berücksichtigung der Conträren Sexualempfindungen. Eine 
        klinisch-forensische Studie" Stuttgart, F. Enke1886 
         
        [20] A. F. Poussaint: "Is extreme racism a mental illness? The New 
        Crisis (Januar-Februar) 2000, pp. 23-25. "Is extreme racism a mental 
        illness? Point-Counterpoint” Western Journal of Medicine 176:4 2002 
         
        [21] F. Tallis: "Love Sick: Love as a Mental Illness" Da Capo Press 2005 
        [21a] J. Waters: "Love and Madness" Washington Times, February 14, 2005. 
         
        [22] Roger Dobson, Sarah-Kate Templeton: "Love’s not only blind but mad, 
        say scientists" The Sunday Times 13 February 2005 
         
        [23] Physiokratie oder Physiokratismus (gr.: "Herrschaft der Natur") ist 
        eine von François Quesnay (1694-1774, französischer Arzt und Ökonom ) im 
        Zeitalter der Aufklärung begründete ökonomische Schule mit der Annahme, 
        nach welcher allein die Natur Werte hervorbrächte, der Grund und Boden 
        der einzige Ursprung des Reichtums eines Landes sei. Somit könne nur die 
        Landwirtschaft einen Überschuss der Produktion über die Vorleistungen 
        erzielen, Gewerbe forme lediglich landwirtschaftliche Produkte um. 
        Quelle: Internet 
         
        [24] G. Hesslow: "Do we need a concept of disease?" Theoretical Medicine 
        1993, Volume 14, Issue 1, pp 1-14  
        
        www.hesslow.com/germund/.../conce_of.pdf 
         
        [25] Im Volksmund wurde der Begriff des Quacksalbers ursprünglich für 
        Personen benutzt, die unbefugt, verbotenerweise und ohne einen festen 
        Praxisraum der Heilkunde nachgingen und dafür eine Vergütung verlangten 
        oder erhielten. Quacksalber bezeichnet eine Person, die nur eine 
        unzureichende medizinische Ausbildung besitzt bzw. ohne amtliche 
        Zulassung Kranke behandelt. Ein veralteter Begriff dafür ist auch 
        Afterarzt, von after in der Bedeutung „abseits“. Mit dem Begriff 
        Kurpfuscherei wird häufig auch eine negative Bewertung der Qualität 
        dieser Dienstleistung ausgedrückt, gelegentlich auch eine betrügerische 
        Absicht, mit der – ohne grundsätzliche medizinische Bildung und Einsicht 
        – beliebig Kranken Ratschläge erteilt bzw. Heilmittel und 
        Scheinmedikamente verordnet werden. 
         
        Der Begriff geht möglicherweise auf die niederländischen Wörter „kwakken“ 
        (wie eine Ente schnattern, prahlen, anpreisen) und „zalver“ 
        (Salbenverkäufer; Ende des 16. Jahrhunderts entlehnt) zurück. Als Teil 
        des mittelalterlichen Fahrenden Volkes priesen Quacksalber ihre Dienste 
        in den bereisten Ortschaften an. Ebenfalls wahrscheinlich ist auch die 
        Herkunft des Begriffes vom Quecksilber, da in der frühen Neuzeit 
        Quecksilber-Salben und -Pflaster z. B. als Mittel gegen die Syphilis 
        vertrieben wurden. 
         
        Oft wurden und werden Begriffe wie Pfuscher, Kurpfuscher (im selben 
        Zusammenhang), Scharlatan, Medikaster, Urinprophet oder Barfußarzt als 
        gleich lautend gesehen, und damit offensichtliche oder unterstellte 
        betrügerische Absicht und Unwirksamkeit der empfohlenen Methoden teils 
        anders gewichtet. Der Medizinhistoriker wird hier allerdings 
        Unterschiede machen. Quelle: Internet 
         
        ZITATE: 
        Ivan Illich - Die etablierte Medizin - medizinisches Establishment
      >>> 
        Jörg Dietrich Hoppe - Ärzte sollten sich nicht 		>>> 
        Roberto Assagioli - Hauptursachen des Durcheinanders
      >>> 
        Stefan Einhorn - Ein freundlicher Mensch  
      >>> 
        Karl Kraus - Die Diagnose
      >>> 
        Asmus Finzen - Warum werden unsere Kranken gesund?   
      >>> 
        Karl Hermann Spitzy - Der Beruf des Arztes
      >>> 
        Georg Benno Gruber - Der Beruf des Arztes
      >>> 
        Ernst Schweninger - Das Arzten ist die Übung>>> 
        Heinz von Foerster -
      Ständig entscheiden wir
      >>> 
        Hans Albert - Stelle keine festen Behauptungen auf
      >>> 
        Karl Popper - Über die Zukunft >>> 
        Christian Bachmann - Was nicht sein darf  
      >>> 
        Harald Walach 
        - Der Körper als Maschine
      
      
       
      >>> 
        Hermann Hesse - Fühle mit allem Leid der Welt 
      
      >>> 
         Werner Schneyder - Krebs - Eine Nacherzählung
        
        
        >>> 
        
        Volker 
        Fintelmann - Lüge und Illusion 
      >>> 
        Friedemann Schulz von Thun - Mein Inneres Team
      >>> 
        Virginia Satir - Entwurf deiner eigenen Landkarte
      >>> 
        Bernie Siegel - Meine Aufgabe als Arzt
      >>> 
        Bernie Siegel - Krebs - 
      Denken - Fühlen - Essen
      >>> 
        Max Planck - Eine Wissenschaft
      >>> 
        Erwin Schrödinger - Denn das, was ist
      >>> 
        Hans Peter Dürr - Erfahrung bedeutet beides
      >>> 
         
        INFOS: 
       
       Denkrahmen - Erkenntniserwerb  
       
      
      >>> 
        Rat suchen - Illusion der Gewissheit 
          
      
          >>> 
        Statistik Glossar 
      & Allerlei
           
      
      >>> 
         
        LEISTUNGEN: 
        ALLGEMEINMEDIZIN: Angewandte 
          
          Allgemeinmedizin &  Geriatrie  
        
         
          
          >>> 
        
		 
        KOMPLEMENTÄRMEDIZIN: Alois Stacher - Philosophische Ansätze zur 
                Ganzheitsmedizin 
          
          
		>>> 
                Harald Walach - Der Körper als Maschine   
          
          
		
		>>> 
                
                Harald 
                Walach - 
      
                Agenten 
                - Eigenverantwortlich 
                Handelnde - statt Patienten 
      
		
          
		
                >>> 
                Klaus 
                Bielau - Auf 
                der Suche nach der verlorenen Heilkunst
                
          >>> 
                Ende von Patient
                
          
          
		>>> 
                Wir Kerkermeister - Traktat wider die Komplikation
                
          
          >>> 
                Aufklärung zur Heilung
                
          
          
		>>> 
                Vom Arzt des Inneren
                
          
          >>> 
          
          
          
          Alltag 
          >>> 
         
        
        [Meine 
        Ergänzungen] 
         
          Dorothea Sophie Buck Zerchin (b.1917, dtsch. 
		Bildhauerin, Autorin): „Auf der Spur des Morgensterns – Psychose als 
		Selbstfindung“ Herausgegeben von Hans Krieger; mit einem Anhang: „Wie es 
		weiterging“ erzählt von D.S. Buck Zerchin PARANUS 5. Auflage 2014 (1990) Meine "unvollständige" 
          Literaturliste
		 
          
          
          >>> 
		
 
 
  
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