Agnostizismus
Freies Denken
Unerkennbarkeit
Die Illusion der Gewissheit
>>>
"Was wir wissen,
ist ein Tropfen,
was wir nicht wissen,
ein Ozean."
Isaac Newton
(1643-1727)
Englischer Physiker, Mathematiker, Astronom,
Alchemist, Philosoph und Verwaltungsbeamter
"Niemand darf aufgrund seines
Geschlechts, Alters,
seiner ethnischen oder Religionszugehörigkeit
sowie aufgrund seiner sexuellen Orientierung
benachteiligt werden."
Das
neue
österreichische
Gleichbehandlungsgesetz,
das am 1. Juli 2004 in Kraft getreten ist.
Das Gesetz setzt zwei EU-Richtlinien, Antirassismusrichtlinie
und Rahmen-Gleichbehandlungsrichtlinie, um.
Quelle:
www.dbj.co.at
|
"Immer wieder müssen
wir feststellen,
dass Christen sich um ihr eigenes, jenseitiges Heil kümmern
und sich im Diesseits allenfalls an einen fahrenden Zug anhängen
und dies meist im Schlafwagen.
Weder bei der Frage nach einer Atombewaffnung
noch beim Umweltschutz gehören sie zu den Schrittmachern ...
Während viele Agnostiker die Übel der Welt zu bekämpfen trachten,
kreist das Neue Testament kaum um empirisches Leid,
sondern um Schlimmeres, um ewige Verdammnis.
Vor ihr sollen Menschen bewahrt werden."
Prof. em. Dr. Horst Herrmann
(1940-2017)
Deutscher Kirchenrechtler, Kirchenkritiker
Soziologe, Schriftsteller
"Menschen heißen Gott
gut, weil sie ihn noch nicht kennen
oder weil sie sich an ihn gewöhnt haben
oder weil sie so erzogen sind - das heißt in allen Fällen.
Und doch ist damit weder Gottes Existenz noch seine Güte bewiesen."
"Ich wurde am 1. VIII. 1940 in Schruns
in Vorarlberg [Österreich] geboren. Die Kindheit verbrachte ich in Tuttlingen/Donau.
Nach dem
Abitur (1959) studierte ich Theologie und Rechtswissenschaften in Tübingen und
München.
1964 wurde ich in Stuttgart zum Priester geweiht, promovierte 1967 in
Bonn zum Dr. theol.,
arbeitete dann am Vatikan
und habilitierte mich in Bonn.
1970 wurde ich als jüngster deutscher Hochschullehrer zum ord. Professor für
katholisches Kirchenrecht
an die Westfälische Wilhelms Universität in Münster
berufen.
1974/1975 war ich Prodekan und Dekan des Fachbereichs Katholische
Theologie.
"Alles wissen wir! Die
ganze Himmelsfamilie kennen wir, das Organigramm ist uns bekannt, was jeder
Einzelne für Funktionen hat auch,
was der liebe Gott selbst von uns will und was
nicht sowieso - und was passiert, wenn wir nicht parieren,
trichtert man schon den kleinen Kindern vorsorglich ein, dann sitzt' s besser - da ist doch alles
organisiert wie in einem Großkonzern,
der die Vormachtstellung auf dem Weltmarkt
anstrebt. Das Ganze menschelt verdächtig!"
Nach schweren Auseinandersetzungen um meine Forschung und Lehre und
nach meiner Weigerung, meine Thesen
zu widerrufen und künftig keine ähnlichen zu
vertreten, wurde mir 1975 die kirchliche Lehrbefugnis entzogen.
Dies war
der erste Fall dieser Art in der Bundesrepublik Deutschland.
"Wie könnte der Schöpfer des Himmels
und der Erde, der mächtige Erschaffer von Milliarden Sonnensystemen, wenn er
auch noch gut und gerecht ist, Flutkatastrophen und Vernichtungslager mit
Monstern in Menschengestalt zulassen?
[Theodizee Problem n. Gottfried Wilhelm Leibniz
(1646-1716)]
Theologen haben sich bemüht, das
angebliche Wohlwollen Gottes mit den irdischen Leiden in Einklang zu bringen. Dieses Bemühen ist verständlich, denn nur zu einem Wesen, das gut und gerecht
ist, können Menschen Vertrauen aufbauen. Nur ein solches Wesen ist der Garant
für Moralität. Nur wenn Gott auch gut und gerecht ist, macht die Idee einer
ausgleichenden Gerechtigkeit im Jenseits Sinn ... Wir haben Gründe für die
Annahme, dass ein Gott, der sich im Diesseits nicht als gerecht offenbart, es
auch anderswo nicht sein wird. Weil Gott im Diesseits nicht gerecht ist, sollten
wir ihn überhaupt nicht gerecht nennen und die Vorstellung einer ausgleichenden
Gerechtigkeit im Jenseits, die Idee künftiger Belohnungen und Bestrafungen für
diesseitiges Verhalten aufgeben. Auch hier befinden sich Theisten in einer
prekären Lage: Weil das Diesseits nicht gerecht ist, behaupten sie eine ausgleichende Gerechtigkeit, also ein gerechtes Jenseits. Aber weil das
Diesseits nicht gerecht ist, leuchtet die Vorstellung eines gerechten Jenseits
kaum ein. Warum sollte Gott dort gerecht sein, wenn er hier nicht gerecht ist?"
Nach jahrelangen
weiteren Streitigkeiten (erstes und einziges so genanntes
Lehrbeanstandungsverfahren der Deutschen Bischofskonferenz)
und der
kirchenoffiziellen Verurteilung (auch durch die vatikanische
Glaubenskongregation trat ich 1981 aus der Kirche aus, wechselte in den
Fachbereich
Sozialwissenschaften und war in Münster bis zu meiner Emeritierung
2005 Inhaber eines Lehrstuhls für Soziologie.
"Der bekannteste Lösungsversuch, der
alle Übel der Welt auf die menschliche Willensfreiheit zurückführt, setzt die
Klärung der Frage voraus, ob menschliche Freiheit notwendigerweise ihren
Missbrauch einschließt. Müssen Menschen, um nicht bloße Automaten zu sein, von
Fall zu Fall das Böse wählen oder nicht? Wird die Frage bejaht, stellt sich die
Frage, warum dann die ersten Menschen und mit ihnen alle anderen bestraft
werden. Denn sie hatten nur das ihnen von Gott geschenkte überragende Gut der
Freiheit genossen. Wird hingegen die Frage verneint, wird also behauptet, dass menschliche Freiheit ihren gelegentlichen Missbrauch nicht notwendigerweise mit
einschließt, taucht die Frage auf, warum Menschen ihre Freiheit so oft missbraucht haben und missbrauchen ... Weil weder die Existenz Gottes noch seine
Güte und Barmherzigkeit bewiesen werden können, sollten wir auch den angeblichen
göttlichen Heilsplan nicht "gut" und "gerecht" nennen. Es ist problematisch, den
eigenen Willen vor dem Hintergrund göttlicher Forderungen aufzugeben, den
eigenen Willen gleichsam Gott
zu überantworten. Nicht die Verteidigung Gottes
angesichts der Leiden der Welt ist plausibel, die Anklage ist es."
In Münster etablierte ich 1982
die so genannte Frauenforschung und forschte in den von mir erstmals
entwickelten
Richtungen wie der feministisch infantistischen Väterforschung
sowie der Soziologie der Partnerschaft und Soziologie
der Foltermentalitäten und
-methoden. Ich habe an die 1.000 Vorträge im In- und Ausland gehalten und
arbeite seit
Jahrzehnten als der am häufigsten zu Religionsthemen eingeladene
deutsche Hochschullehrer
in allen wichtigen Medien mit (SPIEGEL, STERN, FOCUS,
Talkshows, Podiumsdiskussionen).
Seit 1977 bin ich auf Empfehlung von Heinrich
Böll [1917-1985, 1972 Literatur Nobelpreis] Mitglied des P.E.N.
Außerdem war ich Herausgeber der im Goldmann Verlag
erschienenen Bibliothek des Querdenkens.
Unter dem Pseudonym Peter
Simon veröffentlichte ich zwei Kriminalromane aus dem Vatikan.
(P.E.N. = Poets Essayists Novelists)
"Offensichtlich sind die Menschen
und die Umstände, in denen sie leben, schlecht geschaffen, und die Schuld fällt
auf denjenigen zurück, der die Welt angeblich aus dem Nichts gemacht hat. Denn
woher, wenn nicht vom Schöpfer, sollte die behauptete Verderbtheit der Menschennatur stammen? Woher der Wunsch einiger, so zu sein wie Gott? Und warum
wird weiterhin verkündet, das Negative sei im Schöpfungsplan gar nicht
vorgesehen, sondern durch die Verfehlungen der ersten Menschen in die Welt
geraten? Mit dem Hinweis auf die menschliche Willensfreiheit lässt sich das
Problem - Woher kommt das Böse? - nicht lösen ... Die Position der kirchlichen
Theologie setzt im Übrigen voraus, dass es eine menschliche Seele gibt, die
unsterblich ist und empfinden kann, da sie das Objekt künftiger Belohnungen und
Bestrafungen sein wird. Die Seele erfährt entweder ewige Seligkeit, höchst
Angenehmes, oder ewige Verdammnis, höchst Unangenehmes. Was sich in der Hölle
abspielen soll, hat eine krankhafte religiöse Fantasie überdeutlich gemacht.
Aber wodurch zeichnet sich der Himmel aus, das gewollte, geträumte, gedachte
Oben? Es werde kein Leid mehr geben, auch keinen Tod, hören wir. Thomas von
Aquin [1225-1274] hat eine konkretere Beschreibung himmlischer Freuden
geliefert: Dem "ersten Lehrer der heiligen katholischen Kirche" zufolge gehört
es zu den Glückseligkeiten der Geretteten, die Leiden der Verdammten in der
Hölle beobachten zu dürfen. Ist aber Freude am Leid anderer nicht die klassische
Definition von Sadismus? Für viele Menschen wäre ein solcher Himmel die Hölle."
Von mir
liegen an die 60 Bücher (in mehrere Sprachen übersetzt) und etwa 200 Beiträge zu
religions- und patriarchatskritischen Themen vor. Besonderes Interesse finden
meine Biographien (Nero, Girolamo Savonarola, Thomas Müntzer, Martin Luther,
Johannes Paul II.); meine Luther-Biographie wird seit 25 Jahren in
Deutschland am meisten verkauft.
Mit Karlheinz Deschner (1924-2014,deutscher
Schriftsteller, Religions- und Kirchenkritiker), mit dem ich seit Jahrzehnten
eng
befreundet bin, veröffentlichte ich "Der Antikatechismus. 200 Grunde
gegen die Kirchen und für die Welt" (1991).
"Für immer noch
viel zu viele ist es schwer zu ertragen, dass der Mensch wie alle anderen
Lebewesen
auf sich selbst geworfen bleibt. Sein Schicksal steht nirgendwo geschrieben,
seine Existenz ist nicht ohne
Weiteres schon sinnhaft, er kann sich bei seiner Suche nach Sinn auf nichts
berufen. Das ist schlimm für
Träumer, doch eine Erleichterung für jeden, der aufgeklärt und stark genug ist, keine Sinnstifter, "Vorbilder"
und selbst ernannte Heilsbringer zu brauchen. Ein Mensch eben, der sich,
ausgerüstet mit dem Wissen
um die
eigene höchst profane Herkunft, imstande sieht, sein Herz in beide Hände zu
nehmen, sein Schicksal tapfer
zu bewältigen und seinen eigenen Lebenssinn zu suchen - selbst auf die Gefahr
hin, dabei zu scheitern."
(Der Abschied von der "Krone der
Schöpfung" ebenda S. 185)
Biographische und
schriftstellerische Meilensteine waren "Ein unmoralisches Verhältnis.
Bemerkungen eines Betroffenen
zur Lage von Staat und Kirche in der
Bundesrepublik Deutschland " (1974), ein Buch, das zum Entzug der
Lehrerlaubnis
führte, "Die Kirche und unser Geld " (1990), eine
Publikation, die in und außerhalb der Großkirchen lebhafteste
Diskussionen
auslöste, "Vaterliebe. Ich will ja nur dein Bestes" (1990), eine in
dieser Form sonst nicht anzutreffende
Abrechnung mit dem Patriarchat, und "Agnostizismus" (2008), das einzige auf dem Buchmarkt befindliche Buch zu
diesem
Thema (Abgrenzung zum Atheismus)."
Quelle:
www.horstherrmann.com
Horst Herrmann starb, am 19. September 2017, im Alter von 77 Jahren.
Zum Tod von Horst Herrmann pdf
>>>
"Zu dem Gedanken
eines Welt-Schöpfers ist die Philosophie der Griechen
nie herabgesunken, vor diesem krassesten aller Anthropomorphismen
hat sie ihr gesunder Instinkt immer glücklich bewahrt"
Christian Friedrich Hebbel
(1813-1863 Wien) Pseudonym: Dr. J. F. Franz Deutscher Dramatiker und Lyriker
Anthropomorphismus: Das
Zusprechen menschlicher Eigenschaften auf Tiere, Götter, Naturgewalten und
Ähnliches
(Vermenschlichung). Die menschlichen Eigenschaften können sich dabei sowohl in
der Gestalt als auch im Verhalten zeigen.
Zum
Postulat
einer "Gottesvorstellung",
eines "Schöpferwesens" oder
eines "Welt-Schöpfers" im Abendland beschreibt der Wiener Philosoph und Quantenphysiker Herr
Prof. em. Dr. Heribert Pietschmann (b.1936), in seinem Buch "Eris &
Eirene - Eine Anleitung zum Umgang mit Widersprüchen und Konflikten",
2016, einen sehr interessanten Dialog zwischen ihm und Frau
Univ.-Doz. MMag. Dr. Hashi Hisaki
(Zen-Buddhistin, Dozentin der Philosophie an der UNI Wien, http://hen-panta.com/hashi/)
folgend:
"Dieses "Absolute Nichts" [1] (japanisch "mu", chinesisch "wu") ist ein zentraler Begriff des Zen-Buddhismus ... ich
habe folgenden Vorschlag zur Diskussion gestellt:
"Können wir das "mu" des Zen mit "Transzendenz" des Westens oder gar
mit "GOTT" in Verbindung bringen?
... Wir können zwei Sätze anschreiben, mit denen sich - einzeln
betrachtet - viele identifizieren werden:
GOTT hat die Welt aus dem Nichts
geschaffen. GOTT hat die Welt aus sich selbst geschaffen.
Wenn wir die
beiden Sätze, obwohl sie formal einander widersprechen, gemeinsam
bedenken, dann kommen "GOTT" und das "NICHTS" einander so näher, dass ich
als Abend- länder meine, damit das "mu" wenigstens andeutungsweise zu
erkennen. Freilich müssen wir uns davon befreien, "NICHTS" nur linear
als Gegenbegriff zu "SEIN" zu denken."
Hashi erwiderte:
" Ihre Aussage ist hochinteressant: Bemerkenswerterweise gibt es im
Zen-Buddhismus weder
Gottesvorstellung noch den Galuben an
Schöpferwesen. Anstelle Gottes oder eines Schöpferwesens kommt das "mu"
... Gegeben ist anstelle des allumfassenden Wesens in persönlich
ansprechbarer Form in Omnipotenz [All- macht] die "unbeschränkte
Offenheit", die frei von dogmatisch eingegrenzter Definition
jeglicher Art ist. Die Philosophie des Zen-Buddhismus ist bestrebt,
dass jeder Einzelne an diesem "unbeschränkt offenen" Ursprung aller
Dinge Anteil haben kann, indem sich das Unbeschränkt-Offene
keineswegs in definitiver Art an irgendein Bekenntnis eines Absoluten
binden lässt (2)."
Aus: Eris & Eirine - Eine Anleitung zum Umgang mit Widersprüchen und Konflikten"
Zweiter Teil: Anwendungsbeispiele. Einheit-(Uniformität) und Vielfalt-(Beliebigkeit).
Globalisierung und kulturelle Vielfalt S.75, 2. überarbeitete u. erweiterte Auflage 2016 (2002) [Meine Ergänzungen]
[1] Nirvana = "Verwehen" = Weder "Sein" noch "Nichts" = Austritt aus dem Samsara
(= aus dem immerwährenden Zyklus des Seins)
(2) HASHI Hisaki: "Naturphilosophie und Naturwissenschaft: Tangente und Emergenz im interdisziplinären Spannungsumfeld" LIT 2010
"Die biblischen
Schriften in ihrem Gottes- und Menschenbild sind mit humanen und freiheitlichen
Grundsätzen
nicht zur Deckung zu bringen. Das vermeintlich positive Bild der Bibel rührt vor
allem daher, dass sie nur bruchstückhaft
zur Kenntnis genommen wird. Den Gläubigen wird von den Kirchen eine
entschärfte Version angeboten, eine Text- auswahl, die nur die Stellen den Gläubigen meint anbieten zu können,
die gut verdaulich sind.
Ein saftiger Braten wird wegen seiner Gemüsedekoration den Gläubigen so als
vegetarisches Gericht verkauft.
Es ist die Steinbruch- methode, die aber nicht nur die Kirchen bewusst, sondern
die auch private Bibelleser unbewusst
anwenden, das Heraussuchen von erbaulichen
und positiven Stellen und das weglassen und herausfiltern von allem,
was diesem Schema nicht entspricht. Und es ist die Person Jesus von Nazareth,
die für die Christen zentrale Bedeutung
hat. Wenn man ihn versteht, meint man
die Bibel, auch das Alte Testament, verstanden zu haben."
Heinz Werner Kubitza
(Dr. theol., Tectum Wissenschaftsverlags Inhaber):
„Der Jesuswahn. Wie die Christen sich ihren Gott erschufen.
Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung“
Kapitel: 1. Der peinliche Gott des Alten Testaments. Seite 15
TECTUM Verlag 2011
www.tectum-verlag.de
"Ist Skepsis
angebracht?
Der Philosoph Bernulf Kanitscheider [b.1939] stellt fest, dass
Skepsis gegenüber einem höchsten Wesen,
das die Welt erhält, steuert, lenkt und bewacht, alt ist. Schon
Protagoras
(490-411 v.u.Z.) kommt zu dem Schluss,
dass die Frage nach der Existenz der Götter nicht lösbar sei, weil sie in
menschlichen Zeiträumen keine Entscheidung erlauben würde.
Immer wieder haben skeptische Philosophen auf die beiden Defekte der Gottesidee hingewiesen,
dass es sich nicht klären lässt, welche Eigenschaften dieses außer-, über- oder
unterweltliche Wesen besitzt, und
dass aus dieser Unklarheit die Unsicherheit folgt, wie ein derart begrifflich
vages Seiendes empirisch festgemacht
werden könnte.
In der griechischen Antike wurden Weltbilder entworfen, in deren
Rahmen die Natur, der Mensch, Erkenntnis und Sprache
ohne Rückgriff auf
irgendeine außerweltliche Instanz verstanden werden können ...
Im Mittelalter [6.-15.Jhd.], das nicht so religionshörig war wie oft behauptet,
war Gottes Wille dennoch die primäre
Normen gebende Instanz.
Allerdings probierten Philosophen immer wieder den
Aufstand der philosophischen Vernunft gegen die Autorität der Schrift,
was zu
zahlreichen Verboten und Verfolgungen führte. Siger von Brabant (um
1235-1284) ging in seinem Widerstand am weitesten.
Es wäre auch schwierig zu verstehen, dass eineinhalb
Jahrtausende niemandem Zweifel gekommen wären.
Allein die Tatsache, dass die mittelalterliche Theologie nach neuen Beweisen für
die Existenz Gottes gesucht hat -
eine Tradition, die bis in die Gegenwart fortsetzt -, muss Bedenken erregen.
Wären die Glaubensinhalte evident gewesen, hätte es dieses Zuganges nicht
bedurft ...
In der Renaissance wuchs mit dem Selbstbewusstsein und der Zuversicht auch das
Vertrauen in die Vernunft.
[Giovanni] Pico della Mirandola (1463-1494) stärkt in seiner Oratio de
dignitate hominis ["Rede über die Würde des Menschen"]
die Zuversicht in die
Eigenleistung und
Gestaltungskraft des Menschen.
Allmählich findet eine Entkoppelung der
Handlungsebene von der metaphysischen Welt statt.
Handlungsalternativen werden
stärker auf ihre Konsequenzen
hin betrachtet als auf ihre Ursachen.
Als dann im 18. Jahrhundert die erste Säkularisierungswelle [Verweltlichung]
durch die europäische Gesellschaft läuft,
fragt der Philosoph Paul Dietrich d'Holbach [1723-1789],
ob einem überzeugten Gottesleugner moralisches Handeln zugetraut werden könne.
Dies war verständlich unter der Annahme, dass die
einzige moralische Rücksicht, die jemand bei einer Handlung nehmen könne,
der Wille Gottes sei, wenngleich es praktische
Hinsichten geben könnte, Hindernisse wie Polizisten und weltliche Gerichte.
"Gibt denn niemand die Tatsache zu
denken,
dass von unserem großen Sechsfachgestirn
- Goethe, Herder, Klopstock, Lessing, Schiller, Wieland:
nie sah die Welt gleichzeitig ihresgleichen! -,
dass von diesen Sechsen nicht einer katholisch war;
dafür aber drei - die besseren Drei! -
erklärte Feinde jeder positiven Religion,
deutlicher: des Christentums? (Arno
Otto Schmidt [1914-1979])
Abgesehen von der Frage nach der
Begründung einer Ethik auf religiöser Basis können wir überlegen,
ob die Religionen das moralische Verhalten gefördert haben, ob die Religionen
mit ihrem Normensystem
zum Lebensglück, zur Lebensbewältigung und Lebensfreude etwas Positives
beigetragen haben.
Ich erinnere hier an den Dalai Lama, der 2007 eine
säkulare Ethik pries, die ihm wichtiger ist "als jede Religion".
Hier sind religions- und
kirchengeschichtliche Forschungen wichtig. Sie stellen heraus, dass die mit
Gewalt
und Grausamkeit beladene Geschichte der Christen auch ihrerseits die
Verhaltensmuster ihrer Anhänger propagiert
hat und dass der Foltertod des Stifters sich tausendfach bei Häretikern,
Apostaten und Ungläubigen wiederholte.
Alle griechischen alternativen einer von Metaphysik freien
Vernunft Ethik wurden zudem diffamiert.
Dabei hätten sie, wären sie in der Spätantike nicht verdrängt worden, mehr
Friede und Freundschaft bringen können.
Erst in der Neuzeit hat sich das logische Schema der Verteidigung von ethischen
Systemen gewandelt.
Es wurde erkannt, dass auf Gott bezogene Normsysteme logische Defekte haben,
weil sie eine Letztbegründung
gar nicht leisten können. Und jedes Heranziehen von außerweltlichen
Instanzen bei der Etablierung von Normen-
und Wertesystemen bleibt ein Irrweg.
"Denn während des
ganzen Christlichen Zeitraums liegt der Theismus wie ein drückender Alb
auf allen geistigen, zumal philosophischen Bestrebungen und hemmt, oder
verkümmert, jeden Fortschritt.
Gott, Teufel, Engel und Dämonen verdecken den Gelehrten jener Zeiten die ganze
Natur: Keine Untersuchung
wird zu Ende geführt, keiner Sache auf den Grund gegangen"
(Arthur Schopenhauer [1788-1860])
Auf den Grund
gehen? Mit den Mitteln von gestern?
Ich zitiere eine Stimme von vielen, die sich mit der Bremswirkung religiös
begründeter Argumente befassten.
Der Sozialethiker Hartmut Kreß [b.1954]:
"... grundsätzlich sei die Frage
aufgeworfen, ob die kirchlichen, insbesondere die katholischen Einwände gegenüber der humanen embryonalen Stammzellforschung und der
Fortpflanzungsmedizin nicht sogar Auswirkungen besaßen, die für den
naturwissenschaftlich-medizinischen Erkenntnisgewinn nachteilig sowie ethisch
kontraproduktiv waren und die innerhalb der Rechtsordnung Engführungen mit sich
brachten ... Die religiösen Argumente, die auf katholischer Seite eine Rolle
spielen - darunter die Seelenlehre und das aus ihr abgeleitete
katholisch-naturrechtliche Verständnis menschlicher Entwicklung - sind dem
Erkenntnisniveau, das die Naturwissenschaften und die Medizin über den
menschlichen Lebensbeginn erreicht haben, nicht mehr adäquat ... Läge es nicht
nahe, dies innerkirchlich selbstkritisch zu thematisieren?"
Wichtig ist, dass ein weltanschaulich neutraler Staat sich künftig nicht mehr an
partikularen und partiell veralteten Positionen orientiert,
auch wenn
katholische Spezialitäten als "zeitlos und allgemein menschlich" ausgegeben
werden.
Zeitlos?
Unter wissenschaftlich geschulten Zeitgenossen gilt der Grundsatz, dass
Behauptungen belegt werden müssen, bevor sie Anerkennung beanspruchen können.
Diese Belege beizubringen, bleibt in abgehobenen konfessionellen Kreisen
unüblich. Umso entrüsteter reagieren diese, wenn eine solche Forderung laut
wird.
Agnostiker aber kommen aus dem Staunen über Leute, die ihren Katheder
[Pult, Hochschulamt] noch immer nicht verlassen haben, nicht heraus.
Ins Staunen
geraten können Agnostiker vor allem, wenn es um die Beweislage in Sachen Gott
geht.
Die so genannten Gottesbeweise ... Versuche, die
Existenz eines Gottes oder Ursprungsprinzips -
teilweise unter Einbeziehung empirischer Beobachtungen unter Gläubigen - zu beweisen oder zumindest Hinweise
darauf zu finden.
Diese Methode steht zumindest tendenziell im Gegensatz zu jeder Form eines
Verständnisses von Religion,
das die Erkenntnis Gottes als Mysterium versteht,
und das sich somit der Mitteilung und logischen Analyse entzieht.
Ein allgemein anerkannter schlüssiger Beweis für die Existenz oder
Nicht-Existenz Gottes
konnte bisher nicht erbracht werden ...
Siehe ZITATE:
Hans Albert / Stelle keine festen Behauptungen auf
>>>
"Wir befinden uns in
der Lage eines kleinen Kindes, das in eine riesige Bibliothek eintritt,
die mit vielen Büchern in verschiedenen Sprachen angefüllt ist. Das Kind weiß,
dass jemand die Bücher geschrieben hat. Es weiß aber nicht, wie das geschah.
Es versteht die Sprache nicht, in der sie geschrieben wurden. Das Kind erahnt
dunkel
eine mysteriöse Ordnung in der Zusammenstellung der Bücher, weiß aber nicht, was
es ist.
Das ist nach meiner Meinung die Einstellung auch des intelligentesten Menschen
gegenüber Gott."
Albert Einstein
(1879-1955)
Theoretischer Physiker, Nobelpreis 1921/22
Und Sie selbst?
Zur Einführung wieder Fragen:
Muss nicht irgendjemand die Welt geplant und geschaffen
haben?
Gibt es kein Gewissen, das auf Gott verweist?
Lenkt Gott nicht spürbar das Leben jedes Menschen?
Würde aber Gott, wenn es ihn gäbe, so viel Unrecht und Leid auf der Erde
zulassen?
Bleibt es nicht der wirksamste Trick der Götter, unsichtbar zu sein?
Ich schlage zwei Denkschritte vor:
1. die grundsätzliche Kritik an "Gottesbeweisen"
2. die Darstellung einzelner "Gottesbeweise"
"Wenn man für die Naturwissenschaft und ihren Kontext
den Begriff Gott hineinbringt, um sich die Zweckmäßigkeit der Natur erklärlich
zu machen
und hernach die Zweckmäßigkeit wiederum braucht, um zu beweisen, dass ein Gott
sei,
so ist in keinen von beiden Wissenschaften innerer Bestand"
Immanuel Kant
(1724-1804)
Deutscher
Philosoph der Aufklärung
Zum Schluss einige Fragen:
Ist mein Leben nicht sinnlos, wenn es mir nicht
gelingt, Gott zu erkennen?
Kann ich überhaupt Gutes für die Nächsten tun, wenn ich Gott nicht liebe?
Oder ist es nur ein frommer Wunsch, dass Gott die Menschen liebt?
Muss Gott nicht in der Verfassung der EU stehen, weil er unser alle höchste
Instanz ist?
Hat er keinen Anspruch, zumal Europa christliche Wurzeln hat und ohne das
Christentum
nicht da stünde, wo es jetzt steht?
Muss immer wieder Rücksicht auf Menschen genommen werden, die ihren Glauben verloren haben und unsere christliche Vergangenheit leugnen?
"Die Theologen wollen
mit Gewalt aus der Bibel ein Buch machen, worin kein Menschenverstand ist.
Die Haare stehen einem zu Berge, wenn man bedenkt, was für Zeit und Mühe auf
ihre Erklärung gewendet worden ist;
und was war am Ende, nach Jahrtausenden, der jedem Unbefangenen von vornherein selbstverständliche Preis all der Bemühungen?
Kein anderer als der: Die Bibel
ist ein Buch, von Menschen geschrieben, wie alle Bücher."
(Arno Schmidt [1914-1979)]
"Alle
miteinander sind die Götter unserer Kultur Herrscher-Bilder, Gewalt-Väter.
Ob die gängige Religionswissenschaft sich intensiv genug mit diesen
Vorstellungen,
ihren Begründungen und ihren Konsequenzen für das Leben der Menschen befasst
hat?
Nun berufen sich die Kirchen relativ selten auf das Alte Testament. Sie leben
aus dem "Neuen".
Nach Meinung vieler Christen soll in diesem alles anders sein als im jüdischen
"Alten".
Doch wie immer ist auch hier Vorsicht geboten. Gewohnte Herrschaftsstrukturen
finden sich wieder,
und der Vatergott,
den die neutestamentlichen Autoren - Autorinnen gibt es wieder nicht -
schildern,
scheint seit Jahwes Tagen nichts hinzugelernt zu haben. Zwar ist
jetzt ständig vom Vater die Rede
und "Vater" wird zur steten
Bezeichnung Gottes.
Doch wiederholt sich das Schema von Gewalt und Liebe des
Vaters.
Gehorsam und Liebe: "Wie ein Vater seine Kinder
liebt, so liebt der Herr die, die ihn fürchten" (Psalm 103/13)
Es sieht - im Gegensatz zu vielen Predigtversuchen - nicht so aus, als handle es
sich hier, auf beiden Seiten,
um die reine Liebe.
Dafür verknüpfen die Texte der Bibel viel zu häufig Elemente
von Herrschaft und von Furcht vor der Herrschaft mit Vaterliebe.
Gottes Gewalt
bleibt beherrschend: Weh dem, der mit seinem Schöpfer rechtet, er, eine Scherbe
unter irdenen Scherben.
"Sagt denn der Ton zum Töpfer: Was
machst du? Weh dem, der zum Vater sagt: warum hast du gezeugt?" (Jes
45,9-10).
Vom geliebten Sohn wird Gehorsam verlangt: "Ich
ziehe Kinder groß und bringe sie hoch, doch sie benehmen sich schlimm gegen
mich.
Ein Ochs kennt seinen Herrn, ein Esel die Krippe des Meisters, doch Israel
kennt nichts" (Jes 1,2-3).
Das auserwählte Volk (Jes 43,21) ist widerspenstig. So klagt - ein typisch
patriarchaler Beweisgang - ein enttäuschter Vater.
Deswegen muss er strafen, denn wen der Herr liebt, den haut er, wie ein Vater
seinen Sohn, den er gern hat (Spr 3,12).
Strafe ist Ausdruck wahrer Vaterliebe. Die Fronten in der Beziehung zwischen
Vater und Sohn, zwischen Gott und Mensch
sind nach dem Zeugnis der Schriftväter
klar. Autorinnen gibt es übrigens keine.
Tausend Theologen haben über Jahrhunderte hinweg alles erklärt, doch nichts
geklärt.
So wie der Gott des Neuen Testaments handelt, muss er ein Vater sein. Auf der
einen Seite steht die unumschränkte Herrschaft Gottes, die so genannte
Allmacht: "Auch Vater heißt keinen auf der Erde, einer euer Vater,
und der ist im Himmel" (Mt 23.9)
Andererseits wird diese Gewalt durch
den Verweis auf Liebe schmackhaft gemacht, auf Liebe, die den wahren Söhnen
gilt: "Seht, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat; wir
sollen Kinder Gottes heißen, und wir sind es" (1.Jo 3,1) Die
Adoptierten müssen diese Liebe gehorsam anerkennen:
"Harret aus in der
strengen Zucht: Als Söhnen begegnet euch Gott! Wo wäre der Sohn,
den der Vater
nicht in Zucht nähme?
Würdet ihr ohne Züchtigung bleiben, wie sie doch alle
kosten müssen, so wäret ihr unechte Kinder, keine Söhne.
Und wenn wir unsere
irdischen Väter zu strengen
Erziehern hatten und ihnen Ehrfurcht erwiesen,
sollen wir uns da nicht gehorsam unterordnen dem Vater unsrer Seelen, um das
Leben zu haben?" (Heb 12,7-9) Liebe des Vaters ist Strenge, so lautet
die zeitlose Gleichung. Und Gehorsam gegen die Vatergewalt ist Liebe zum Vater.
Verharmlosung, Verniedlichung und Verkitschung Gottes in das Gemütliche würden
dem Geheimnis Gottes nicht gerecht.
"Der Gott, der sterben
lässt, um Gott zu besänftigen ... Hundert Folianten, die für oder wider das
Christentum geschrieben worden sind, ergeben eine geringere Evidenz als der
Spott dieser Zeilen"
(Denis Diderot 1713-84)
Die Beziehungen zwischen Vater-Gott und Menschen-Sohn sind zu
Organisationsmustern (patterns) versteinert.
Liebesleistungen wie Gebet, Reue und Gehorsam lösen die Leistung der Vaterliebe
Gottes aus.
Wie?
Ein Gott, der seine Menschen liebt, vorausgesetzt, sie glauben an ihn?
Ein Gott, der mit der Hölle droht, wenn seiner Liebe nicht geglaubt wird?
Liebe? Oder gereizte Rachsucht?
Was nur kann einem Gott daran liegen,
seine Kreaturen ausgestreckt vor sich liegen zu sehen?
Sich von Untertanen geliebt zu wissen? Seine Freude am Unterwerfen als
Entsprechung zum Despotentum
[Gewaltherrschaft] der Epoche gedeutet zu sehen, die ihn schuf?
Gottes Tugenden sind patriarchal,
an mannmenschlichen Maßstäben ausgerichtet geblieben.
Als solche haben sie sich bewährt. Sie haben sich auch ohne große Liebesgesten als verwendungsfähig
erwiesen. Noch immer bestimmen sie das Leben von Millionen.
Die Werteväter der Religion können
zufrieden sein. Einen Zustand der Gesellschaft, in der Priester den Wert der
Dinge bestimmen,
heißen sie "Reich Gottes". Sie
kennen die Mittel und Methoden, die ihnen diesen Zustand aufrechterhalten,
und
sie nennen sie das "Willen Gottes".
Und wie steht es um Sie?
Können sie noch beten oder schöpfen Sie neue Kraft nicht aus Gebeten?
Erreichen Gebete überhaupt einen Gott?
Stimmen Sie dem Satz zu: Wenn Beten nützt, dann nicht, weil Gott hilft,
sondern weil es von Fall zu Fall beruhigt?"
"Die Frage, ob es einen Gott gibt
Einer fragte Herrn K., ob es einen
Gott gäbe.
Herr K. sagte: "Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten
je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde.
Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallenlassen.
Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich sein,
dass ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott."
Berthold Brecht
(1898-1956)
Deutscher Dramatiker und Lyriker
Aus: „Geschichten vom Herrn Keuner“
Seite 20
SUHRKAMP 2011 (1953)
"Unter Theismus (griech. theos
Gott) ist die religiöse oder philosophische Überzeugung vom Dasein eines
höchsten, überweltlichen, persönlichen Wesens zu verstehen, dass die Welt
erschaffen hat, erhält und regiert.
Zu beachten ist, dass Gott zwar in der Welt wirkt, etwa durch Wunder und
Offenbarungen, jedoch in der Substanz
von ihr verschieden ist. Der religionsphilosophische Begriff Theismus wurde in
der Aufklärung gegenüber dem des Atheismus geprägt, aber auch in
Abgrenzung zum Deismus ["Der Glaube an Gott aus Gründen der Vernunft"]
verwandt.
Theismus fächert sich auf in: MONOTHEISMUS ("es gibt nur einen Gott"),
POLYTHEISMUS ("es gibt mehrere Götter"),
HENOTHEISMUS ("es gibt mehrere Götter und unter ihnen einen höchsten"),
MONOLATRIE ("es gibt mehrere Götter,
aber ich verehre nur einen"). Theistische Religionen sind unter anderem
Christentum ["Gott"], Isalam ["Allah"],
Judentum ["JHWH, Jahwe, Jehovah"] und Hinduismus [Brahma, Shiva, Vishnu,
Krishna, Ganesh usw.].
Die Forderung nach einem einzigen, exklusiven Gott ist nach dem Religionswissenschaftler
Hubertus Mynarek [b.1928]
eine relativ späte Erfindung in der
Religionsgeschichte.
Sie sollte die überkommene Götterwelt ordnen.
Damit erschien sie für alle
nützlich, die sich in einer chaotisch erscheinenden Welt der Götter nicht mehr
zurechtfanden.
Zudem gewannen Werteväter Befriedigung:
Höher hinauf konnte ein Mensch nicht mehr denken.
Kein Wunder, dass der Höchste zugleich der Allwissende,
Allmächtige, Allliebende sein musste.
Und im patriarchalen Umfeld machte sich ein Vater- gott besonders gut, der alle Muttergottheiten ebenso unter sich ließ
wie die mannigfachen anderen Götter, die künftig - voller Stolz, den einzig
wahren Gott gefunden zu haben -
als bloße Götzen bezeichnet werden konnten.
"Der Theismus
behauptet, der Atheismus leugne Gott. Den Beweis bleibt jeder schuldig.
Denn niemand kann Gott, niemand jedoch auch seine Nichtexistenz beweisen.
Und da ein höchstes Wesen weder zu verifizieren noch, infolge unserer
Erkenntnisbegrenzung,
auszuklammern ist, erscheint die agnostische These konsequenter
und eher zu verantworten als die atheistische."
(Karlheinz Deschner)
Theisten, die an einen Gott, vorzugsweise den eigenen, glauben und diesen
Glauben verteidigen,
müssen Grenzziehungen gegenüber Andersdenkenden schätzen. Sie haben viel zu
tun, wenn sie sich abgrenzen:
vom AGNOSTIZISMUS, vom IGNOSTIZISMUS, vom ATHEISMUS, vom KOSMOTHEISMUS, der die
Welt als eine Einheit begreift, die sich selbst ordnet, ohne eines
Schöpfergottes zu bedürfen, von jeder WELTANSCHAUUNG, bei der Gott
anders wahrgenommen wird, vom
DEISMUS, vom PANDEISMUS,
der zwar einen Gott als
Schöpfer der Welt annimmt,
aber nicht an dessen weitere Einwirkung auf sie glaubt, vom PANTHEISMUS,
der die
Welt als Teil einer sich
entwickelnden Gottheit sieht, vom THEOKRATISMUS,
der in
Gott den Herrscher und nicht nur den Schöpfer sieht.
Und Sie? Stellen Sie sich bitte die folgenden Fragen:
Warum glauben sie an Gott - warum nicht?
Welche Rolle haben Erziehungseinflüsse, Personen und Ereignisse in Ihrem Leben
gespielt?
Welche Elemente des Glaubens sind Ihnen besonders wichtig?
Welche Ereignisse oder Erkenntnisse haben Ihren Glauben gestärkt?
Wo bestehen Zweifel am eigenen Glauben?
Theisten haben alle Hände voll zu tun. Ständig werden ihre Hauptannahmen
bezweifelt, ständig wuchern
weitere "Ketzereien".
Da heißt es aufmerksam und auf
dem neuesten Stand zu bleiben. Eine junge Disziplin,
"Neuro-Theologie"
genannt,
betreibt beispielsweise die Aussöhnung der Erzfeinde Wissenschaft und Religion.
Gott soll biologisch
nachweisbar sein, Glaube evolutionär festgelegt.
Forscher
vermuten, dass sich zumindest der Sitz
der Religiosität
lokalisieren lasse - im
Scheitellappen. Und schon lässt sich folgern:
"Da wird Atheismus zur
biologischen Anomalie.
Andere Studien belegen, dass fromme Menschen gesünder und
glücklicher leben und besser wirtschaften,
womit
Gottlosigkeit nicht nur zum
Gesundheitsrisiko, sondern auch zum Armutsfaktor wird" (Sonja Zekri, b. 1967,
deutsche
Journalistin) ...
Theologie kann dem Verstand immer wieder Einhalt
gebieten, und sie tut es. Gründe für den Zweifel am
Glauben werden neutralisiert mit der Formel:
Wer bist du, dass du mit Gott zu rechten wagst?
Verstehen
wir ihn
doch nur in Menschenbegriffen, und Paradoxien fallen zu unseren Lasten."
"Das ethische Verhalten des Menschen ist wirksam
auf Mitgefühl, Erziehung
und soziale Bindung zu gründen und bedarf keiner religiösen Grundlage.
Es stünde traurig um die Menschen, wenn sie durch Furcht vor Strafe
und Hoffnung auf Belohnung nach dem Tode gebändigt werden müssen."
Albert Einstein
(1879-1955)
Theoretischer Physiker, Nobelpreis 1921/22
Aus: Jürg Frick: „Das Ende einer Illusion. Denkanstöße zu Ethik und
Pädagogik der Bibel“
Seite 162. ANGELIKA LENZ 1999
"Ich beschränke mich darauf, unter
Religion
- abseits von den beanspruchten
Deutungsmonopolen -
die alienistische (außen-/fremdbestimmte) Bindung oder Orientierung einzelner Menschen und Gruppen
an meist als überweltlich angesehene Vorgaben zu verstehen. Bindung hilft
den Gebundenen,
personale Identität aufzubauen. Dabei wird Religion in den Dienst der
Bewältigung bestimmter
personaler und gesellschaftlicher Probleme gestellt; Gottheiten, deren
gelungenster Trick
es seit alters ist, unsichtbar zu bleiben, dienen hierfür sowieso
...
"Religion ist der Glaube, der annimmt,
dass alles zu seinen Gunsten geschaffen wurde.
Es ist unvorstellbar, dass die Welt zivilisiert wird,
solange dieser primitive Standpunkt nicht überwunden ist"
Henry Louis Mencken
(1880-1956)
US-amerikanischer Schriftsteller, Journalist
Ein Prozess der Purifizierung ist im Gange.
Die Trennung von institutionalisierter Religion und allgemeiner Frömmigkeit
macht Fortschritte,
und angestrebt ist die Neuidentifikation des Glaubens unter den veränderten
sozialen Bedingungen
einer fröhlichen Gottlosigkeit. Doch für nicht wenige bleibt Religion eine
Versicherung im Diesseits
gegen das Feuer im Jenseits
...
Religionen, die sich ernst nehmen, können
possessionistisch (Wahrheit besitzend) und sekurantistisch
(Sicherheit denkend),
doch nicht tolerant sein. Und auch nicht gottgläubig: Der religiöse Fanatiker
hofft im Grunde nicht
auf Gott. Er will Gott nicht Gott sein lassen, sondern ihm
mit seinen Wünschen und Machenschaften zuvorkommen.
Religions- und
Sinnmaschinerien tun das ihre. Der Mensch kann keinen Wurm erschaffen, doch
Dutzende von Göttern.
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, nicht zu existieren braucht
...
"Religion ist
Reklame für den Tod,
Religion ist die raffinierteste Mordmethode,
mit der
Menschen sich gegenseitig umbringen"
Theodor Lessing
(1872-1933 ermordet)
Deutsch-jüdischer Philosoph
Im Unterschied zum Wissen hat der
Glaube den Vorteil, dass er alles glauben kann.
Mit leerem Kopf nickt es
sich leichter.
Geschlossene Geister und ihr fixiertes, unfreies Denken bleiben
gegenüber einem rationalen Diskurs
resistent, auch therapieunwillig.
Zu fragen und zu
zweifeln - die edelsten Leistungen des Menschen -
wurden Sünde, todeswürdige Verbrechen.
Keine Religion der Welt hat die
Menschen mehr Blut und Tränen gekostet als die
abendländische.
Von der Erinnerung an einen Geschundenen wurde sie zur Religion
der Schinder, lange Zeit hindurch
zum blutrünstigsten Glaubensverband der Geschichte. Den Wahn erkennt allerdings derjenige niemals,
der ihn selbst
noch teilt. Nur wer zu denken lernte, hasst nicht mehr.
Nähme die Mehrzahl der Christen noch heute die Bibel beim Wort, unterschieden
sich westliche Staaten kaum von
der Mullahherrschaft im Iran.
Religiöser Wahn bleibt einer der Eckpfeiler des
Terrorismus. Noch jeder totalitäre Glaube
hat Leichenberge versetzt.
Wir erleben die Flucht in die Märchenwelt der
Schwarz-Weiß-Malerei und in die Terrorwelt des Fundamentalismus.
Strikt Gläubigen
geht es kaum um historische, philosophische, ethische Probleme, um Wahrheit,
bescheidener gesagt, um Wirklichkeit, sondern um ihr eigenes Problem. Sie
können ohne ihren Glauben nicht leben ...
Fan-Gruppen, die mit zwanghafter Loyalität an ihrer Religion hängen, zeigen in
der Regel eine klare Sozialstruktur
und bewegen sich in einem Rahmen von Regeln, Konventionen und Ritualen. Alle wissen, wie sie sich mit dem Rudel
zu identifizieren haben.
Ihr Wissen orientiert sich an Rollen. Die
Novizen mussten solche Normen häufig schmerzhaft erlernen.
Sie haben sich im
Lernprozess der Konfessionalisierung langsam verändert:
Köperhaltung,
Gesichtsausdruck und Gestik passen nach einiger Zeit zum Rudel. Ihr Denken und
Fühlen schließlich auch
...
Der innerste Kreis religiöser
Vergesellschaftung? Am augenfälligsten in der Kirche vorgeführt:
Zum Wesen auch dieses Männerbundes, Klerus genannt, gehören besondere Berufung,
Auswahl, Abgrenzung.
Diese sind ohne Aggression nicht zu haben. Wer nicht mitmacht oder wen die
Gruppe nicht dabei haben will,
muss vergrault, verjagt werden. Und um seine Rückkehr, die wieder aufgeworfene
Fragen und Zweifel
bedeuten würde, definitiv zu unterbinden, wird er entmenschlicht
...
Sie
[Gläubige] verstehen nicht, dass es neben ihnen Menschen gibt, die
anders denken, fühlen und handeln.
Ihrerseits lassen sie ihr Leben von ihrer Kirche regeln und sich selbst
disziplinieren. Sie akzeptieren die Außenleitung, verlangen nach einer
absoluten, keinen Zweifel zugänglichen geistigen und moralischen
"Ein-für-alle-Mal"-Ordnung.
Sie lassen die eigenen Bedürfnisse durch die
Erwartungen und Wünsche anderer angeblich berufener Menschen lenken.
Sie bilden eine Art sozialer Antenne aus, die hauptsächlich die Signale des
religiösen Herrschaftsmonopols empfängt.
Sie verfügen über Wahrnehmungsabwehr, Verdrängung und Immunisierung gegen Kritik
und geben diese als Glauben
aus.
Sie lassen sich Wahrheit wie Wirklichkeit exklusiv und unfehlbar deuten und
verzichten - Alienismus [Fremdbestimmung] in Reinkultur -
zugunsten einer möglichst totalen Fremdbestimmung durch Religionsexperten
auf
den Selbststand im Denken, Fühlen
und Handeln.
Leugnen und der Vorwurf an andere, sie hätten "das Wesentliche nicht
verstanden", tun ein Übriges
...
Nach dem Philosophen
Ludwig Andreas Feuerbach (1804-1872) projizieren Menschen
ihre Wünsche
"nach drüben und draußen" und fertigen sich ihren Gott selbst. Dem stimme ich zu
- mit einer wichtigen, wenn auch
zumeist verdrängten Einschränkung: Nicht die Menschen sind
es, sondern die "Werteväter", die in der Gottesfrage ihre
Interessen bedienen
und dem Rest erklären, das sei das Beste für sie. Kaum jemand wird heute
noch behaupten, es
seien Frauen oder Kinder statt Patriarchen gewesen, die für das geltende
Gottesbild verantwortlich gemacht werden
können. Der durchweg patriarchal
bestimmte Gott kann sich nicht von seinen Schöpfern lösen; er handelt genauso,
wie es seine Väter wollen und selbst praktizieren. Seine Kinder leben aus ihrer
Belohnungserwartung. Nähmen wir
ihnen die affektive Bindung an ihren Vater-Gott, an ihre Mutter Kirche, käme
religiöse Herrschaft schnell an ihr Ende
...
Solange in den religiösen Systemen unserer Breiten das
typische Schema von oben und unten,
Sünde und Erlösung, Gnade und Strafe, Mensch
und Gott beibehalten wird, muss es Herren und Knechte geben ...
Das Problem der religiösen Herrschaft und Macht von Menschen über Menschen
bleibt ein Gottesproblem.
Es ließe sich,
wenn überhaupt, nur durch innovative Gottesbilder mildern - und
konsequenterweise allein
durch die Aufgabe des Kirchengottes und damit der Kirche selbst lösen.
"Der Staat nimmt die Religion mehr in Schutz, als sie, hätte sie etwas Stolz, zulassen dürfte"
(Friedrich Dürrenmatt,
1921-1990)
Und
"Der Staat, der
sich die Krücke der Religion borgt, zeigt uns nichts weiter,
als dass er lahm ist, und dem Tyrannen steht es wohl an, religiöse Ergebung zu
predigen"
(Johann Gottlieb Fichte, 1762-1814)
Sicherheit suchen und Frieden suchen ist nicht dasselbe.
Wer Sicherheit sucht, misstraut und trifft Vorkehrungen,
die das Misstrauen anderer nähren. Rücksicht auf das Recht anderer, das ist
Frieden. Große Aggressionen lauern
wie kleine Gehässigkeiten unter der Decke der Alltäglichkeit: Revierverhalten,
Territoriumsängste, abgrenzen,
ausgrenzen, abwehren, Menschen als Träger von Ideologien sehen, Feindbilder
pflegen.
Sprache, ein vorgefertigtes
soziales Vokabular, ist Trägerin von
Aggression im Umgang mit Anvertrauten, Schwächeren, anderen
...
Die menschliche Konstante Xenophobie, also Angst vor Fremden und Hass auf
Fremde, ist, alle Reden von Nächstenliebe beiseite gelassen,
zumindest in der
christlichen Religion nicht überwunden worden, nicht einmal sonderlich
gemildert.
Das Hindernis auf dem Weg zum Frieden sind Religiöse selbst. Religion ist mit
verantwortlich über die Unaufgeklärtheit
des menschlichen Denkens und Handelns. Und Selbstgewissheit, das weiß agnostisches Denken gut,
bleibt der friedensfeindlichste Faktor.
Vor allem in der
Rivalität der Anschauungen, die für sich
beanspruchen, allein selig
zu machen und zu sein,
kann eine Ursache von Gewalt, Aggression und Krieg
gesehen werden.
Die Eigenart dieses -
auch religiösen, auf den wahren Gott, die wahre Religion, die wahre allein selig
machende Kirche bezogenen - Rivalisierens besteht
nicht so sehr darin, dass es sich auf begehrte Objekte richtet, sondern auf
das Begehren selbst.
Das Objekt ist nicht als solches
begehrenswert, sondern weil es von Rivalen begehrt wird.
So gesehen muss eine
Situation völliger Lähmung menschlichen
Zusammenseins eintreten, eine sich fortzeugende,
im eigentlichen Sinne
grenzenlose Frustration und Aggression.
Entladungen der
eigenen Aggression, Freude über den
Sieg über den Glaubensrivalen, Jubel über das eigene Überleben, das siegreich
befestigte Bewusstsein,
den besseren Gott,
die bessere Kirche zu haben, sind typisch.
"Wir sind nicht besser als andere, doch unser Gott ist es"
- Kardinal Joachim Meisner, b.1933,
Erzbischof von Köln. Absolutheitsansprüche geraten heute mehr und mehr in die Defensive; umso
hartnäckiger geben sie sich.
Je mehr Menschen merken, dass kein Gott sie beschützt,
desto mehr meinen sie,
ihn beschützen zu müssen.
Der Bekenntniszwang bleibt eine typisch religiöse Erscheinung.
Bekenntnis aber
zielt auf Bekehrung! ...
Kein einziger von den Hirten, die mittlerweile die Menschenrechte erfunden haben
möchten,
hat sich je dafür entschuldigt,
dass seinesgleichen uns um wesentliche
Inhalte des Menschseins betrogen hatte.
Keine Reue, kein Pardon ... Das Christentum ... war sogar der "Hauptfeind des
moralischen Fortschritts in der Welt"
(Bertrand Russel)
"Religion
stützt sich weithin, wenn nicht völlig, auf Angst vor dem Geheimnisvollen, Unerklärlichen,
vor Niederlagen, vor Zweifeln, vor dem Tod.
Ist aber Angst nicht die Mutter der Grausamkeit."
Bertrand Russell
(1872-1970)
britischer Philosoph, Mathematiker, Logiker
1950 Nobelpreis für Literatur
Agnostizismus
"Eine moderne Lebenshaltung"
agnōstikismós, a-gnoein:
nicht wissen, unbekannt, unerkennbar
Der Begriff des Agnostizismus wurde maßgeblich durch
Thomas Henry Huxley (1825-95),
einem
brit. Arzt, Biologen,
Prof. f. Physiologie und vergleichende Anatomie in London (1869) geprägt. 1869
gründete er gemeinsam mit anderen
Anhängern der Darwinschen Lehre
die noch heute hochgeschätzte Fachzeitschrift Nature.
Der Agnostizismus ist ein alter philosophischer Ansatz,
auch wenn der
Fachbegriff jung ist.
Agnostische Haltungen lassen sich schon bei:
Buddha, Laotse, Konfuzius, den Vorsokratikern
[7-Weisen: Thales von Milet,
Pittakos von Mytilene,
Bias von Priene, Solon von
Athen, Kleobulos von Lindos, Myson von Chenai, Chilon von Sparta],
Sophisten [Protagoras aus Abdera, Gorgias aus Leontinoi, Hippias von Elis,
Prodikos von Keos,
Antiphonaus Athen; Kallikles, Kritias
und Thrasymachos von Chalkedon],
Epikur und
selbst im Alten Testament [Buch Kohelet/Prediger] finden.
Auch in der Neuzeit und Gegenwart finden sich agnostisch bestimmte Philosophen:
David Hume, Rene Descartes und Immanuel Kant.
Hinzu treten die Denkrichtungen des Humanismus,
des Konstruktivismus
[Ernst von Glasersfeld, Heinz von Foerster, Paul Watzlawick,]
und des Kritischen Rationalismus (Karl Popper, Hans Albert)
"Eine philosophische Haltung, nach der es
von dem Seienden,
von den Dingen an sich,
vom Absoluten
kein definitives Wissen gibt und geben kann.
Agnostizismus ist jedoch alles andere als ein Glaubensbekenntnis
oder eine
Ersatz-Religion.
Es handelt sich um eine Methode - "das starke Leben mit der Stimmenthaltung"-,
deren (dessen) Kern in der Anwendung eines Grundsatzes
liegt:
Folge deiner Vernunft, soweit sie dich trägt,
ohne einer anderen Erwägung dein
Ohr zu leihen,
und gib Folgerungen, die nicht nachweisbar sind,
nicht für sicher aus.
Der Agnostizismus stellt die Frage,
woher wir eigentlich wissen,
dass die Quellen unseres
Wissens
und erst recht
unserer Überzeugungen
überhaupt zuverlässig sein können.
Die forschungspraktische Grundhaltung, nichts ungeprüft zu lassen
und nicht mit
endgültigen Resultaten
zu rechnen,
wird als methodologischer oder pragmatischer Agostizismus
bezeichnet.
Agnostizismus ist in einem umgreifenden Sinn der Versuch
einer besonnenen und gelassenen
Antwort auf Lebensfragen schlechthin,
ja einer "Diagnostik und Therapie des
Denkens".
Der akzeptierte Zweifel, der vor Stress bewahrt,
auch vor dem,
den mancher Kirchenglaube mit sich bringt,
kann zum willkommenen
Weggefährten werden.
In Bezug auf Religion,
durchaus nicht seinem exklusiven Terrain, geht der Agnostizismus davon aus,
dass Götter
mit den Mitteln menschlicher Vernunft nicht erkennbar sind - intelligibler A.
oder dass, für die Annahme von Göttern nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten,
die
Beweise/ Belege fehlen - szientistischer A..
Der vor allem im angel-sächsischen Raum so genannte schwache A. sagt, dass
Götter möglicherweise nicht
oder noch nicht
erkennbar sind ("Ich weiß nicht, ob Gott existiert"),
der starke A.,
dass Götter mit den Mitteln
der menschlichen Vernunft prinzipiell nicht erkennbar sind
("Niemand kann wissen, ob es einen Gott gibt").
"Gott? Mir ganz egal"
kennzeichnet
den so genannten apathischen A./Ignostizismus.
Der aporetisch-änigmatische A. nimmt Ausweglosigkeit ernst,
die nicht
überschritten werden kann (Aporie).
Er will das Rätsel (Aenigma) der Welt nicht lösen,
doch bewusst machen. So kann die menschliche Befindlichkeit
in ihrer Ausgesetztheit und Unklarheit
sogar als absurd erscheinen."
"Während der
analytische Agnostizismus sich an Geschichte weder methodisch noch faktisch
interessiert
und sich von ihr aus nicht ernstlich tangieren lässt, erkennt der aporetische
Agnostizismus einen geschichtlichen
Zusammenhang, ja eine humane Solidarität an,
die ihn mit all jenen verbindet, die in der Geschichte um die Gottes-
oder Transzendenz- problematik sich abgemüht haben: leidend, fragend, klagend,
verstummend, revoltierend,
sich unterwerfend. Der aporetische Agnostizismus setzt also eine Hauptlinie des
Philosophierens, aber auch die
Tradition des bewussten, leidvollen Existierens fort, indem er jene
geschichtlichen Erfahrungen zulässt, präzisiert,
ja radikalisiert, die man als Leiden an Gott, Leiden an der Welt, Leiden am
Problem des Bösen bezeichnen kann,
jedoch auch das Verlangen, dass dieses Leiden enden, Klarheit und Versöhnung
wirklich werden,
Hoffnungen und Sehnsüchte nicht unerfüllt bleiben mögen."
(Heinz Robert Schlette)
Was macht das Leben als Agnostiker aus?
Das ist vielleicht eine so gute Frage, dass sie sich gar nicht eindeutig
beantworten lässt.
Manchmal gibt es keine Antworten, es gibt nur Vorschläge, Angebote, Ideen und
Denkanstöße
- und die Antworten? Die muss dann jeder für sich selbst finden.
Frei sein, kann manchmal auch anstrengend sein ...
Es mag paradox erscheinen, doch trägt das agnostische Leben im Ungewissen
ein Mehr an Selbstsicherheit in sich als das ständige Glauben- und
Bekennen-Müssen.
Agnostiker betrachten ihre Skepsis nicht als Bedrohung ihrer Menschenwürde, im
Gegenteil.
Während Kirchengläubige sich keine Zweifel erlauben dürfen, und schon gar nicht
auf Dauer,
macht die skeptische Haltung des Agnostikers frei, und das ein Leben lang.
Der Zweifel wird als Begleiter hin zu neuem Wissen, nicht als Feind für das
eigene Weltbild erlebt.
So gesehen können wir den Zweifel und damit die ganze Kette der abwechselnden
Meinungen
in der Frage nach Wahrheit oder Falschheit als willkommene Weggefährten
begrüßen,
ohne uns an eine Verehrung des Fragezeichens zu verlieren. Neugierde, die immer
gilt,
und Experimentierfreude dürfen es schon sein. Sie machen ein lebendig und jung
bleibendes
Denken ohne Dogmen aus. Agnostiker sind jedenfalls keine kritischen Welterlöser,
die neuerdings die religiösen Welterlöser abgelöst hätten.
"Die Geschichte vom unsichtbaren Gärtner
Es waren einmal zwei Forschungsreisende, die kamen zu einer Lichtung im
Dschungel,
wo viele Blumen und Kräuter wuchsen. Da sagte der eine Forscher:
"Es muss einen Gärtner geben, der dieses Stück Land
bebaut."
Der andere widersprach: "Es gibt keinen Gärtner."
Da schlugen sie ihre Zelte auf und überwachten die Lichtung. Aber kein Gärtner
ließ sich blicken.
"Vielleicht ist es ein unsichtbarer Gärtner." So
zogen sie einen Zaun aus Stacheldraht und setzten
ihn unter Strom.
Und sie schritten ihn mit Spürhunden ab. Kein Schrei aber ließ jemals vermuten,
dass ein Eindringling einen Schlag bekommen hätte.
Keine Bewegung des Drahtes
deutete jemals
auf einen Unsichtbaren hin, der hinüberkletterte.
Auch die Spürhunde schlugen niemals an.
Dennoch war der Gläubige noch nicht
überzeugt. "Es gibt doch einen Gärtner, unsichtbar, unberührbar,
unempfindlich gegen elektrische Schläge,
einen Gärtner, der keine Spur hinterlässt und keinen Laut von sich gibt, der aber heimlich kommt
und sich um
den Garten kümmert, den er liebt."
Schließlich sagte der Skeptiker verzweifelt:
"Was ist denn eigentlich von deiner ursprünglichen
Behauptung übrig geblieben?
Wie unterscheidet sich denn dein unsichtbarer,
unberührbarer, ewig ungreifbarer Gärtner
von einem eingebildeten oder gar von
überhaupt keinem Gärtner?""
Quelle: Anthony Flew (1923-2010, englischer Philosoph): "Der unsichtbare
Gärtner", in: Paul Matthews van Buren (1924-1998),
"Reden von Gott - in der Sprache der Welt – zur säkularen Bedeutung des
Evangeliums" Zwingli Verlag, Zürich 1965, S. 8f.
Die Geschichte vom Gärtner zeigt, wie eine Aussage Schritt für Schritt
durch
Qualifikationen eingeschränkt wird,
bis die ursprüngliche Aussage aufgegeben ist
und ein sinnloser Satz übrig
bleibt. Die Hypothese stirbt an tausend Qualifikationen.
In der fortschreitenden Einschränkung durch Qualifikationen
sieht Antony Flew [1923-2010] die spezifische Gefahr theologischer Sätze
...
Damit aber wird "Gott" [der Gärtner] zum Abladeplatz aller
Fragen,
auf die wir keine Antwort wissen und wissen können.
Mag auch noch so viel Leid, Unglück, Not, das Verhungern von Millionen
Unschuldiger
über die Menschheit kommen, der Glaubende wird sich von seiner Aussage,
dass Gott den Menschen liebt, nicht abbringen lassen. Er betreibt, so der
Philosoph Hans Albert,
eine Strategie der Immunisierung. Da Antworten im Übrigen
neue Fragen aufwerfen,
wird sich der "Abladeplatz" nie völlig leeren.
ZITATE: Hans Albert / Stelle keine festen Behauptungen auf
>>>
In der Praxis besagt die Haltung des Agnostikers:
"Ich meine nicht, dass es sicher ist, dass es
nichts Derartiges wie Gott gibt.
Nein, ich glaube, dass das genau auf der gleichen Ebene liegt, wie die Götter
des Olymps
oder die nordischen Götter; auch sie mögen existieren, die Götter des Olymps
oder der Walhalla.
Ich kann nicht beweisen, dass sie nicht existieren, aber ich glaube,
der Gott der Christen besitzt keine größere Wahrscheinlichkeit als sie.
Ich meine, sie sind bloße Möglichkeiten"
(Bertrand Russel)
Das Problem agnostischer Toleranz
Toleranz beschreibt die Fähigkeit, eine Form, oder - bis zur
jeweiligen Toleranzschwelle -
viele Formen des Andersseins oder Andershandelns, insbesondere Herkunft,
Religion, Neigungen, Moral
oder Überzeugungen, zu verstehen suchen, nicht zu bekämpfen.
Toleranz
bezeichnet allgemein das Dulden
oder Respektieren von Überzeugungen, Handlungen oder Praktiken, die einerseits
als falsch
und Norm abweichend angesehen werden, andererseits aber nicht vollkommen
abgelehnt und nicht
eingeschränkt werden. So der Philosoph Rainer Forst
[b.1964]. Als herrschende Einstellung
einer Gruppierung
oder Gesellschaft meint
Toleranz
das Gewähren
lassen von Einzelnen oder Gruppen, deren Glaubens-
und Lebensweise vom etablierten religiösen oder gesellschaftlichen System
abweicht.
Sie ist nicht gleichbedeutend mit Übereinstimmung.
Und Intoleranz?
Ein Beispiel: Heute ist
Intoleranz umschrieben, indem Begriffe wie
"pauschal", "undifferenziert"
u. Ä. gebraucht werden, lauter
Todschlagwörter im mittelmäßigen Wissenschaftsbetrieb.
Einem Autor wird eine undifferenzierte, pauschalierende Sicht unterstellt, eine
neue Strategie
der Selbst- immunisierung unter pseudowissenschaftlichem Anspruch. Doch niemand
sagt definitiv,
was Wissenschaft ist, niemand kann sagen, was endgültig Wahrheit bedeutet
...
Toleranz im Sinne eines Toleranzbereiches, so der
Soziologe Roland Seim [b.1965], wird bei gewaltlosem,
auf Einigung zielendem Verhalten geübt. Toleranz kann so Gewalt vermindern.
Intoleranz und
Anpassungsdruck können Gewalt und soziale Destabilisierung bewirken.
Toleranz bedeutet folglich die Schaffung eines
Spielraums für Menschen mit "abweichendem"
sozialem Verhalten und anderen Normen.
Toleranz
richtet sich auf Menschen, denen wegen
ihrer Andersartigkeit ein sozialer Ausschluss droht. Anstelle eines rigiden
Vorgehens gegen das
Abweichende erfordert Toleranz, dass von einer Norm abweichende Menschen oder
Gruppen
diesbezüglich nicht behindert werden.
"Man verdirbt einen
Jüngling am sichersten, wenn man ihn anleitet,
den Gleichdenkenden höher zu achten als den Andersdenkenden"
(Friedrich Nietzsche)
Toleranz bedeutet auch, dass wir die
Benachteiligungen des Anderen gegenüber
dem Gleichen aufzuheben suchen. Wie Vorstellungen von gleich und anders
unterliegen jedoch
einem starken Wandel. Historisch gesehen waren politische und religiöse Toleranz
die wichtigsten
Aspekte der Toleranz, da Unterschiede in politischen und religiösen Systemen zu
zahllosen Verfolgungen
und anderen Verbrechen geführt haben. Die Autoren der Aufklärung, besonders
Voltaire und Lessing,
verhalfen der religiösen Toleranz zum Durchbruch und waren von großem Einfluss
auf die westlichen Gesellschaften.
Der Satz "Es gibt nur eine Sache, die ich nicht zulassen
kann: Intoleranz" verdeutlicht,
dass es Begrenzungen der Toleranz gibt. Insbesondere kann eine tolerante
Gesellschaft keine solche
Intoleranz zulassen, die sie zerstören würde. Daher können wir von einem Paradoxon der Toleranz
sprechen. Wer Intoleranz toleriert, ist sowohl tolerant als auch
intolerant. Wer Intoleranz nicht toleriert,
erscheint intolerant, bewahrt aber Toleranz. Besonders deutlich wird
dieses Problem anhand einer
Massenmeinung A und einer Massenmeinung B. Beide Meinungen sind verschieden,
halten sich
für richtig und die andere für verwerflich. Die Prinzipien beider sind
unbeweglich.
In vielen Ländern kommt es zu Problemen mit der Toleranz bei Homosexualität,
Konsum von Alkohol
und anderen Drogen, kritischer politischer Literatur und Publizistik oder
abweichenden sexuellen Handlungen.
Dabei sind die Probleme in manschen Fällen bedingt durch den Konflikt zwischen
persönlicher Freiheit des Einzelnen
und potenzieller Schädigung von Dritten - etwa durch Passivrauchen.
Hierbei ist
zwischen der Person mit ihrer Einstellung und ihrer Handlung mit ihren
Auswirkungen zu unterscheiden.
Der Toleranzbegriff bezieht sich auf die
Einstellungen und Denkweisen einer Person, während eine Handlung,
besonders eine
schädigende, sich dem Toleranzbegriff entzieht.
In der Sozialethik bedeutet Tolerieren, dass ein
Mensch oder eine Gruppe nach Maßgabe der Gleichberechtigung
störende Einflüsse, die von anderen Menschen oder Gruppen ausgehen, nicht mit
Sanktionen ahndet. Da Toleranz auch Fanatiker entwaffnen
kann, haben überzeugungsstarke soziale Bewegungen
mitunter Schwierigkeiten, ihnen argumentativ entgegenzutreten.
Herbert Marcuse [1898-1979]
wählte den Begriff "repressive Toleranz", um die Ausweitung der
Toleranz auf Situationen, Verhaltensweisen und Machtverhältnisse
zu kennzeichnen, welche "die Chance, ein
Dasein ohne Furcht und Elend herbeizuführen, behindern". Nein, Agnostiker sind durchaus nicht immer und überall
"tolerant ...
Der
eingeübte Agnostizismus unterstützt unser geistiges Wohlbefinden. Ich
bezeichne ihn als eine wirksame
Therapie des Denkens: Agnostisches, überlegtes, selbst beherrschtes Denken
entspannt einen Menschen, weil dieser
nicht immer wieder seine Ängste im
Diesseits bedenken und für jene im Jenseits voraussorgen muss. Agnostisches
Denken führt mit der Zeit zu einer besonderen Einstellung, nämlich zur
Fähigkeit, auch in heiklen Situationen eine
unvoreingenommene Haltung zu
bewahren und den Verstand die Oberhand behalten zu lassen. Agnostisches Denken
ist von Besonnenheit und Gelassenheit geprägt. Es ist das Gegenteil von Unruhe,
diesseitiger und "jenseitiger"
Lebensangst und Glaubensstress ...
Agnostizismus ruht in sich selbst, gerade weil er eine Methode der offenen
Flanken ist. Er glänzt nicht mit
Widerspruchslosigkeit. So werden Sie mir
Widersprüche nachweisen können; ich freue mich darauf.
Auch wenn sie stets bereit sind, sich korrigieren zu lassen, vermögen Agnostiker
nicht zu lösende Denkprobleme
auszuhalten bis zuletzt. Sie haben es nicht nötig,
früher oder später wieder eine Macht einzuführen, die dem Wissen
womöglich
durch Glauben - Sicherheit schaffen soll.
Agnostisches Leben ist nicht egoistisch: Auch wenn
ihm vorgeworfen wird, sein Selbststand im Denken lasse sich nicht
beraten, ist
es, wenn überhaupt, ungleich weniger egoistisch bis narzisstisch als etwa
religiöse Systeme. Diese leben
nach wie vor in einer "Rette-deine-Seele"-Welt. Sie erwecken zumindest den
Eindruck, alle Realität der Dinge gruppiere
sich um sie und ihre Probleme wie Interessen herum, ja alle Antworten seien vor
allem ihretwegen,
zu ihrem Vorteil und Gewinn gegeben.
Agnostisches Denken ist eine methodische Voraussetzung für
die Befreiung der Philosophie von der Theologie.
Es bereitet eine Trauerarbeit am Ende des Christentums mit vor, auch wenn es
sich nicht nur um Probleme einer Religion kümmert, sondern umfassender ausgerichtet ist.
Ein aporetisch-enigmatischer Agnostizismus erscheint
aufrichtiger als der kalt wirkende analytisch-rationalistische.
[Aporie: Ausweglosigkeit, Enigma: Rätsel] Er bringt die Überzeugung
zum Ausdruck, dass einerseits die Rechnung des
Menschen in seiner Welt ohne Gott
nicht aufgeht, umgekehrt aber auch nicht mit dem Glauben an Gott. Hinsichtlich
der
Gottesfrage finden sich heute viele Menschen in einer merkwürdigen
Situation. Einmal erscheint die Existenz Gottes als die
größte
Selbstverständlichkeit, sodass wir uns fragen, wie jemand daran ernsthaft
zweifeln kann. Ein andermal erscheint die
Annahme der Existenz Gottes als
unannehmbare Zumutung, angesichts der wir am liebsten das Handtuch werfen
möchten. Gleichgültigkeit oder Feigheit antworten da freilich nicht,
Gelassenheit und Besonnenheit
schon
...
Agnostizismus lebt nicht in Gleichgültigkeit dahin, weil sich seine Vertreter
praktisch um nichts kümmern,
sich für nichts interessieren. Das Gegenteil ist wahr:
Agnostikern ist nichts gleich gültig. Sie wollten seit jeher wissen,
was vorgeht, auch wenn sie davon ausgehen, dass das jeweils erreichte Wissen
kaum das endgültige sein kann.
So gesehen ist Agnostizismus die allem Neuen am meisten aufgeschlossene Denk-
und Lebenshaltung.
Ist eine solche nicht wertsteigernd und bereichernd?
Eines der größten Missverständnisse ist, agnostisches Denken als rein
theoretisierende, abgehobene Angelegenheit,
als elitäres Gedankenspiel zu betrachten. Das Gegenteil ist richtig:
Agnostizismus trifft das Leben, den Alltag.
So einfach ist das - und so komplex. Ich denke
selbst, um mich aus dem möglicherweise endlosen Kreisverkehr der
Fremdbestimmungen zu lösen.
Ich möchte weder von einem Gott, also alienistisch,
noch von Menschen und schon gar nicht von Wertevätern vorausgedacht,
mitbedacht
und in ein fertiges theistisches oder atheistisches Denksystem verpackt werden.
Ich plädiere für Souveränität [Selbstbestimmung] und versage mich der
Fremd- bestimmung, die mein Denken, Fühlen und Handeln lenken will.
Autarkie,
Selbststand, galt in der griechischen Antike als Weisheit.
Und Selbstfindung
kann nicht schaden, auch wenn es sich um eine anspruchsvolle und anstrengende Angelegenheit handelt.
Werden Probleme richtig angegangen, haben sie ihr Gutes. Über sie nachzudenken, bedeutet sich selbst zu belohnen.
Obwohl ich weiß, dass wir am Vorabend einer Revolution des Wissens um Vernunft
und freien Willen stehen
und ich mein Denken niemals ganz werde befreien können, versuche ich ein
eigenständig befreites Denken und Leben,
für dessen Möglichkeiten ich mich entschieden habe und immer wieder entscheide.
Den Schmerz des Vorläufigen
und Nicht-zu-Lösenden auszuhalten, ist in dieser Entscheidung enthalten.
Theisten und Atheisten haben sich dagegen bereits entschieden. Darin zeigt sich
ein wichtiger Unterschied zum Agnostizismus.
Dieser
bedeutet - nicht nur in Bezug auf die Frage nach Gott oder nach dem Christentum
- "die Bedingung der Möglichkeit freier positiver oder
negativer Entscheidung" (Heinz Robert Schlette).
Er macht diese Bedingung erst in vollem Umfang bewusst.
In ethischer Hinsicht bedeutet ein humanistischer Agnostizismus als Lebensform,
für die mein Denken sich entscheidet, die Abwehr bestimmter Zeitbedingtheiten
und -beliebigkeiten, aber auch der antihumanen Fehlhaltungen von Menschen, von
denen ich exemplarisch Fanatismus nenne, zudem Intoleranz,
Alienismus,
Possessionismus, Sekurantismus, Dichotomie zwischen Freunden und Feinden.
Was meinen Sie zu alldem?
Sie können sich im Zerpflücken meiner
Formel - Cogito, ne cogiter - üben.
Oder sie übernehmen und als Basis für weitere Formeln nutzen.
Cogito, ne cogiter - Ich
denke, um nicht gedacht zu werden.
Ist es jedoch
schon bedenklich, den Menschen mit Hinweis auf nicht zu beweisende
Wesen
Furcht und Schrecken einzujagen und Ethik auf eine Illusion zu gründen,
so
lenkt es die Aufmerksamkeit der Handelnden in eine falsche
Richtung,
wenn sie das Gute aus Furcht vor Strafe tun
...
Grundsätzlich:
Eine Gottbezogene Ethik ist wie eine Pyramide aufgebaut.
Als oberste Instanz dient eine personale Gottheit, die Normen diktiert und deren
Befolgung überwacht.
Sie ist aufgrund ihrer Unzugänglichkeit nicht anzusprechen. Mit ihr kann nicht
diskutiert oder gar gerechtet werden,
sie bleibt "inappellativ". Die in den heiligen Schriften niedergelegten
offenbarten Gebote gelten als indiskutabel.
Ein Diskurs, der seinen Namen verdient, kann unter solchen Vorgaben nicht
geführt werden.
daher muss jede theistische Ethik in zeitloser Sterilität verharren, weil
Weisheit und Güte Gottes
eine Perfektion der obersten Normen implizieren, die jede kritische Diskussion
erstickt.
Bleibt Gott nicht anzusprechen, ist es unerlässlich, dass
sich Vermittlungsinstanzen bilden,
die seinen Willen auslegen. So wird es möglich, zu beliebig vielen Fragen
Stellung zu nehmen
und für die Resultate dieser Tätigkeit Gehorsam einzufordern, als hätte Gott
selbst gesprochen.
Neuere Beispiele sind Homosexualität, Schwangerschaftsabbruch,
Geburtenkontrolle.
Die Reihe ist fortzusetzen. Über die ähnlich endlose Reihe vergangener
Fehldeutungen schweige ich besser.
Es ist eben nicht leicht, sich wie die Päpste als Sprachrohre eines Gottes zu
betätigen, dessen Existenz noch
nicht einmal zu beweisen ist, und der sich, wenn er denn existierte, für das
Schweigen entschied.
Sie sehen, der Konflikt zwischen Religion und Agnostizismus ist alt,
und es hat sich über die Jahrhunderte nicht viel verändert.
Im Blickpunkt einer tatsächlich wirklichkeits- und menschennahen Ethik, so
Bernulf Kanitscheider [b.1939],
muss die Beziehung des einen zum anderen Menschen
stehen. Beide wollen glücklich werden
und ein erfülltes Leben führen. Um die entsprechenden Handlungsnormen zu
erarbeiten,
sind weder absolute Werte noch übernatürliche Kontrollinstanzen dienlich.
Nur der Rückgriff auf das aufgeklärte, langzeitlich
orientierte Selbstinteresse hilft weiter.
So besteht kein Zweifel, dass nicht alle simultanen Interessen
aller in einer Gemeinschaft lebenden Menschen zugleich erfüllt werden können.
Es gibt Konkurrenz und Handlungs- spielräume, Güter, Subventionen und vieles mehr.
Hier müssen einvernehmliche Regelungen getroffen werden, damit allen
wenn auch nicht das maximale, so doch ein optimales Glück zuteil wird.
"Das Geheimnis des Anfangs aller
Dinge ist von uns nicht zu lösen,
und ich muss damit zufrieden sein,
Agnostiker zu bleiben"
Charles Darwin
(1809-1882)
Britischer Naturforscher
Einer der "Väter" der Evolutionstheorie
Zehn
Gründe, agnostisch zu leben
► Millionen
Menschen haben sich für ein agnostisches Leben entschieden,
auch wenn sie selbst das nicht in jedem Fall artikulieren können oder wollen.
► Ich
fasse Gründe zusammen, die für eine agnostische Lebenshaltung sprechen.
Es steht jedem frei, diese angstfrei und rational zu überprüfen, sie zu
modifizieren,
sich anzuschließen - oder das Ganze als für ihn persönlich unpassend abzulehnen.
1.
Lebensentwürfe zu
erproben, verleiht Lebenssinn
Der „Zeitgeist"-Vorwurf trifft agnostisches Denken nicht, wenn Agnostiker auch
bewusst in der Gegenwart leben
und nicht nur auf die Zukunft starren (carpe diem-Prinzip: Pflücke, nutze den
Tag!). Sie erproben fürs Leben gern,
doch sie geben das Geprüfte nicht als allgemein gültig aus, sondern wahren die
Freiheit anderer Menschen.
Suchen ist ihnen lieber als Ein-für-allemal-gefunden-haben. Eine Rückkehr zur
Religion erscheint ihrer Sinnsuche
nicht angemessen. Agnostizismus ist sowieso kein alternatives theologisches
System, keine verbindliche Anleitung
zur Welterklärung. Agnostiker lassen nicht immer Absicht walten, doch Vorsicht -
vor allem gegen die Zuversicht,
die manche wohlfeil im Munde führen.
2.
Sich kein
beliebiges Denken zu erlauben, steht Denkenden gut an
Über Parkplätze des Denkens verfügen Agnostiker nicht, sofern sie nachdenklich
bleiben und nicht denkfaul werden.
Sie müssen selbst entscheiden, an welcher Stelle ihr Denken pausieren darf.
Niemand setzt dem agnostisch Denkenden
einen Reflexionsstopp entgegen. Das
bedeutet auch, dass der Agnostiker im Ungefähren leben muss.
Weltsichten sind nicht einheitlich, sondern zusammengesetzt.
Agnostiker lassen sich jedoch keiner Diktatur der Beliebigkeit unterwerfen.
Agnostizismus bedeutet zwar kein
dogmatisches, sondern ein offenes System.
Gleichgültigkeit bedeutet das aber nicht. Diese ist kein Lebenselixier.
Agnostisches Denken öffnet keine Tür in ein „Paradies der Beliebigkeit" (Joachim
Kahl).
3. Selbst die
Vernunft nicht als fehlerfrei zu betrachten, vermeidet Irrwege
Agnostiker trauen nicht blindlings der Vernunft, zumal unsere Möglichkeiten und
Fähigkeiten zur Erkenntnis
begrenzt bleiben. Stellen sie Fortschritte in
Erkenntnis und Wissen fest, freuen sich Agnostiker.
Doch sie sind sich bewusst,
dass es sich nur um Marken auf einem langen Weg handelt,
dessen Ende niemand
kennen kann.
4. „Ewigen"
Wahrheiten Zeit zur Selbstwiderlegung zu geben, macht Spaß
Agnostiker finden nicht ständig irgendwelche ewigen Wahrheiten. Sie bleiben
offen für die bessere Einsicht.
Sie leugnen nicht die Möglichkeit von Phänomenen, von denen unsere Schulweisheit
nur träumt,
schwärmen aber nicht
ins Blaue hinein, geben nicht vor, zu wissen, was sie nicht wissen.
Ihnen
erscheint selbst das Erörtern transzendenter Fragen nicht sinnlos.
Eine
definitive Antwort schließen sie allerdings aus.
5. Keine Angst vor
dem zu haben, was wir ohnehin nicht wissen können, beruhigt
Agnostiker halten es für unvernünftig, etwas zu fürchten, solange wir nicht
wissen, ob es uns schadet oder nützt.
Und da wir beispielsweise nicht wissen, ob die Person im Zustand des Todes
Schaden nimmt,
ist es unsinnig, den Tod als Endzustand zu fürchten.
6. Ehrlich durch das
Leben zu gehen, macht Menschen zu Menschen
Die Urteilsenthaltung der Agnostiker ist keine entscheidungsschwache Feigheit.
Sie wirkt resignativ,
ist jedoch ehrlich. Sie arbeitet und erbt nicht nur, wie es
Kurt Tucholsky
[1890-1935] anderen vorgehalten hat:
„Diese Kirchen schaffen nichts, sie wandeln das von andern Geschaffene,
das bei andern Entwickelte in Elemente um, die ihnen nutzbar sein können."
7. Bereitschaft zum
Frieden, nicht aber zu flügellahmer Toleranz zu zeigen, spart Energie
Agnostiker sind fähig und bereit für Frieden. Ihre Toleranz hingegen ist nicht
unbegrenzt.
Sie hat mit Starkgläubigen
jeder Herkunft Probleme. Orthodoxe ("Rechtgläubige") sehen im jeweils
Anderen
das notwendige Nebenprodukt
einer Identitätsbildung, weil die Bestimmung
der eigenen Identität immer durch eine Abgrenzung vom Nichtidentischen vorgenommen werden muss.
Der in-group der Gläubigen steht damit die out-group
der Anders- oder der Nichtgläubigen gegenüber.
Diese Grenzziehung bedeutet, sich
den Ambivalenzen menschlicher Lebensmöglichkeiten und -erfahrungen zu verschließen.
8. Bescheidenheit
gegenüber den Fragen der Welt zu beweisen, beglückt
Agnostiker halten Gewinne an Bescheidenheit für menschlichen Fortschritt. Sie
leben in intellektueller Demut
vor den Rätseln der Welt. Die Welt ist für sie nicht so eindeutig zu erklären
wie für Orthodoxe jeder Lesart.
Agnostiker neigen mehr zum Infragestellen als zum Jasagen, mehr zum Widerspruch
als zu irgendeinem Konsens,
zur Entgötzung mehr als zur Vergötzung von Vorbildern und Systemen - und freuen
sich, wenn sie durch die Realität
bestätigt werden (Karlheinz Deschner).
9. Auf Rechthaberei zu verzichten, bewahrt vor Stress
Agnostiker haben es nicht nötig, ihre Lebenshaltung ständig als überlegen
auszugeben, wie das Theisten,
aber auch Atheisten tun.
Agnostiker wissen, dass ihre Haltung vor jener
Langeweile bewahrt, die zusammen mit der anderen „Lebensebbe" (Ernst Bloch),
dem
Überdruss, weithin die Menschen prägt. Agnostisches Denken hält neugierig,
es macht weltoffen und kreativ - aber nicht arrogant.
Eine typische
Großmannsucht darf nur denen bescheinigt werden,
die stets ein „Ich-bin-besser-als-du"-Gesicht tragen,
weil sie zu wissen
glauben, was wahr ist
und wie allein richtig zu leben ist.
10. Selbst denken
spart Geld
Agnostiker sind Aufklärer, keine Missionare. Sie schätzen nicht die Mitläufer
und Nachläufer,
nicht die kritikimmunen Überzeugungen. Sie gründen weder Parteien noch Sekten
und müssen keine Funktionäre bezahlen."
Prof. em. Dr. Horst Herrmann
(1944-2017)
Deutscher
Kirchenrechtler, Kirchenkritiker
Soziologe, Schriftsteller
"Wer immer bisher das Christentum kritisierte,
musste den Vorwurf hören, er streite gegen eine Karikatur.
Fahrlässig oder böswillig entstellt, einseitig, vorurteilsvoll sei sein Bild von
ihm.
Das wahre Christentum sei ganz anders und werde von der Kritik nicht betroffen.
Um diesem apologetischen Manöver ein für allemal den Anschein der Legitimität zu
entziehen,
muss der Kritiker darauf verzichten, selber das Wesen des Christentums bestimmen
zu wollen,
und den Theologen folgen, die da sagen: "Was Christentum ist, bestimmen wir."
Die Methode, von dem auszugehen, was die Christen selber als christlich
ausgeben,
scheint in eine unaufhebbare Verlegenheit zu führen: Die Christen wissen selber
nicht, was christlich ist.
Was die einen als heiligsten Willen Gottes befolgen, gilt andere als dämonischer
Irrweg."
Joachim Kahl
(b.1941)
Deutscher Philosoph, Soziologe, Politologe, Theologe, Religionskritiker
„Das Elend des Christentums oder Plädoyer für eine
Humanität ohne Gott“ Kapitel I:
"Von der Unmöglichkeit, inhaltlich eindeutig und verbindlich zu bestimmen, was
christlich ist"
Seite 16. Rowohlt Verlag Erstausgabe 1968; Mit Einführung von Gerhard Szczesny (1918-2002)
"Warum wagen
es die Theologen nicht, in die Glut zu blasen,
die da unter der Asche einer archaischen Sprache schwelt,
um neu zum Leben zu erwecken,
was sich unter einer dicken Schicht historischer Ablagerungen
auch heute noch durch seine Ausstrahlung bemerkbar macht?
Warum nur immer diese ängstliche Abwehr
allen derartigen Ansätzen und Versuchen gegenüber?
Warum so viel
Kleinmütigkeit bei denen,
die doch davon überzeugt sind, im Besitz einer unantastbaren,
endgültigen Wahrheit zu sein."
Hoimar von Ditfurth
(1921-1989)
Deutscher Arzt, Journalist in seinem Buch
"Wir sind nicht von dieser Welt" (1981, S.139f)
Aus:
Prof. Dr. Franz Buggle
(1933-2011, FA f. klinische Psychologie,
Religionskritiker)
„Denn sie wissen nicht, was sie glauben.
Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann.
Eine Streitschrift“
Seite 50, 344. ALIBRI 2004 (1992) ISBN 3-932710-77-0
Hoimar von Ditfurth: „Wir sind nicht von dieser Welt - Naturwissenschaft, Religion und die Zukunft des Menschen“ HOFFMANN und CAMPE 1982
"Denkverzicht
und "schizoides" Akzeptieren widersprüchlicher Positionen
werden
als verarbeitete Vereinbarkeit "verkauft".
Wenn der berühmte Wissenschaftler X gläubig ist,
so müssen Glaube und Wissenschaft ja vereinbar sein.
Die Kirchen
arbeiten ... sehr gerne
und mit einigem Erfolg mit dieser Strategie ... wo man in einer verhängnisvollen Tradition
weltanschauliche Standpunkte immer
noch viel mehr autoritativ
als argumentativ übernimmt
und beibehält, dank ... des verbreiteten
Opportunismus, der inneren Abhängigkeit
und der
mangelnden "metaphysischen Zivilcourage" (Günther Anders, 1902-92)
vieler Wissenschaftler."
Franz Buggle
(1933-2011)
Prof. Dr. f. klinische Psychologe, Religionskritiker
Aus: „Denn sie wissen nicht,
was sie glauben. Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann. Eine
Streitschrift“
B. Die selektive, verfälschend-idealisierende Darstellung der Bibel durch [Hans]
Küng und seine Versuche,
eine auch heute noch akzeptierbare Interpretation des Kreuzestodes Jesu zu
finden. Unterkapitel c. Weitere Abwehrstrategien:
Die bloße Nennung von Problemen soll ihre Lösung vortäuschen. Uminterpretation
problematischer Handlungen und Eigenschaften
des biblischen Gottes in ihr Gegenteil. S. 236 ALIBRI 2004 (1992)
"Gegenüber allen Dogmen
verweise ich auf einen anderen Weg, auf den
der grundsätzlichen Vorsicht gegenüber allen ein für alle Mal festgezurrten
Wahrheiten.
Deshalb untersuche ich die Möglichkeiten für einen religionsunabhängigen
Unterricht.
Dann betrachte ich das Phänomen, dass wir ringsum auf Gläubige stoßen, auf
Ganzgläubige,
auf Halbgläubige und auf Viertel- bis Achtelgläubige.
Wofür brauchen sie sogar eine eigene Institution zur Wahrung ihres Glaubens?
Warum kommt Religion, in deren Glauben so viele hineingeboren worden sind,
mit der Realität kaum zurecht? Weshalb fühlen sich Kirchenvertreter genötigt,
Anders- denkende zu unvollkommenen Menschen zu erklären und sie damit zu
entmenschlichen?
Weshalb sind "echte Gläubige" auf Stimmenfang? Sind sie zur Missionierung
gezwungen?
Deuten sie Unglauben immer schon als Unmoral, zumindest als Ungehorsam gegenüber
Gott?
Da ist Vorsicht geboten ...
Ziel der
Wissenschaft ist es, Ideen zu finden, die das Sperrfeuer einer
Argumentation aushalten ...
Seine Meinung angesichts von Belegen zu ändern, diese Triebkraft intellektuellen
Wachstums,
wird im aktuellen kulturellen Klima als Schwäche gedeutet ...
Jene Menschen hingegen, die sich auf fixierte Meinungen stützen, sind ohne diese
Stütze
sofort hilflos. Wird ihre Überzeugung beschädigt, fühlen sie sich verletzt und
angegriffen.
Und schlagen zurück. Ihr Lamento ist voller Aggression ...
Es ist nicht nur möglich, sondern geboten, die Ideen anderer Menschen
aufrichtig,
aber fair zu kritisieren.
Wir tragen für unsere öffentlichen und privaten
Diskussionen die Verantwortung, wissenschaftliche Bildung zu fördern, die auf
einer Orientierung an Belegen statt auf Voreingenommenheit basiert ...
Glaube, hier im Sinn von blindem Vertrauen auf Autoritäten und Verzicht auf
selbständiges Nachdenken
verstanden, kann als Gewöhnung an geistige Grundsätze ohne Gründe umschrieben
werden.
Falls aber in einer Diskussion auch Gründe beigebracht werden sollen, können wir
davon ausgehen,
dass in religiösen Diskursen meist die folgenden Argumente zählen:
Was Dauer aufweist, ist im Recht: Da
die Kirche schon 2000 Jahre existiert, muss sie gottgewollt sein.
Was nicht lästig fällt, ist im Recht: Da viele sich beim Beten glücklich fühlen,
muss die Annahme von Gottes Existenz richtig sein.
Was Vorteile bringt, ist im Recht: Da
Kleriker (Priester) Vorzüge genießen,
muss eine Kirche erhalten werden, die ein Oben (Hirten) und ein Unten (Schafe)
kennt.
Wofür Opfer gebracht wurden, ist im
Recht: Da Nonnen ihr Leben der Enthaltsamkeit geopfert haben, muss ihr
Lebensentwurf gottgefälliger sein als die Ehe ..."
"Gesagt werden
kann immer nur:
nach den bisher gemachten Erfahrungen scheint alles fraglich,
scheint die Fraglichkeit die eigentliche Wirklichkeit zu sein.
Offen muss dagegen bleiben, ob die weitere Erfahrung dies bestätigt oder nicht;
denn auch die Behauptung der Fraglichkeit von allem
darf von ihrem Wesen her nicht zur unfraglichen These erstarren."
Wilhelm Weischedel
(1905-1975)
Deutscher Philosoph
"Was können wir unter fundamentalistischem
Denken und Leben verstehen?
Eine unserer häufigsten und wirkmächtigsten Erfahrungen ist
das Erlebnis, dass wir uns täuschen können: täuschen in uns selbst, täuschen in anderen,
täuschen in Personen und in
"Wahrheiten".
Fundamentalisten sind Menschen, denen solche Erfahrungen fehlen,
weil sie kein Gespür für Irrtum haben oder dieses unterdrücken.
Agnostisches Denken nimmt die grundsätzliche
Möglichkeit des Irrtums ernst.
Freies Denken, für das der Agnostizismus
steht, ist eine, besser gesagt,
die Antwort auf fundamentalistisch fixierte Überzeugungen und Verdrängungen
...
Agnostisch Denkende müssen sich nicht ständig zwischen einem Ja und einem Nein
entscheiden.
Sie sind zufrieden mit Offenheiten aller Art und keinem festen System
verpflichtet -
in der so genannten Gottesfrage weder einem Religionsfixierten noch einem
atheistischen.
Es leuchtet ein, dass Vertreter des gebundenen Denkens, nicht zuletzt die
Missionare einer Dogmen-Kirche,
ständig Vorbehalte gegen freies Denken äußern. Sie können sich nicht vorstellen,
dass Menschen ihr Glück
in der Freiheit finden. Sie wollen nicht glauben, dass frei Denkende nichts so
wenig vermissen
wie die abgeworfenen Fesseln.
Daher müssen Religiöse, um ihre eigene
Fesselung nicht zuletzt vor sich selbst zu rechtfertigen,
jedes undogmatische Denken schlecht reden. Es darf ihrer Ansicht nach nicht
sein, dass andere Menschen
andere Meinungen über wahre Freiheit haben als sie selbst - und sich als
glückliche, angstfreie
und gelassene Menschen fühlen."
"Meister, gibt
es ein Leben nach dem Tod?" -
"Das weiß ich nicht." -
"Aber bist du denn nicht der Meister?" -
"Doch, aber kein toter Meister"
Zen-Buddhismus
Eine in China ab etwa dem 5. Jahrhundert der
christlichen Zeitrechnung
entstandene Strömung
oder Linie des Mahayana-Buddhismus
(Meditations-Buddhismus).
Vielleicht
leben Sie schon agnostisch - TEST
Ihr langjähriger Partner,
Ihre langjährige Partnerin eröffnet Ihnen beim Frühstück,
er/sie wolle sich
wieder
zum Glauben bekennen und künftig an jedem Tag des Herrn
zum Gottesdienst gehen.
Wie reagieren Sie?
a) Sie nehmen an, dass es sich um einen Scherz, den Schub einer
Geisteskrankheit
oder den Versuch handelt,
eine Affäre mit dem Pfarrer zu vertuschen.
Jedenfalls können sie nicht glauben, dass der Vorschlag ernst gemeint ist.
b) Sie Verlangen, dass Ihr Partner, Ihre Partnerin zunächst einen
Gottesbeweis erbringt,
und wappnen sich
mithilfe späterer Abschnitte dieses Buches für die mögliche Diskussion.
c) Sie trennen sich noch vor dem Ende des Frühstücks von Ihrem, Ihrer
Liebsten,
setzen ihn/sie vor die Tür
und lassen die Schlösser auswechseln.
Haben Sie nach diesem Selbsttest nach New Humanist Magazine eine abschließende
Antwort erwartet,
muss ich Ihnen sagen: Fertig ist bei unsereinem gar nichts.
Nur so viel: es braucht nicht jedes Mal die Antwort c) des
"Ganz-und-gar"
Menschen zu sein,
damit Sie sich als
"echter" Agnostiker oder als "wahre"
Humanistin fühlen dürfen.
Die Antwort b) des
"Wir-sind-doch-auch-gute-Menschen"
Denkens geht
auch durch.
Und a) spricht für den heiteren, gelassenen Agnostizismus des
"Es-ist-doch-alles-nicht-so-wichtig"
Menschen,
etwa im Sinne von George Bernhard Shaw [1856-1950, 1925
Literatur-Nobelpreis].
Wir
werden sehen,
dass es sich dabei weder um eine Haltung der Gleichgültigkeit
noch um Feigheit
handelt."...
"In einer Gesellschaft, die zum Tummelplatz von Ratgebern verkam,
gibt es mehr
Menschen,
die das richtige Leben lehren, als solche, die richtig leben.
Wer nicht auf sich
selbst vertraut, wird immer Helfer brauchen.
Früher waren sie schwarz gekleidet und man nannte
Sie "Vater"
oder "Ehrwürden"
jetzt tragen sie weiß und man nennt Sie "Herr Doktor". Der
Profit bleibt.
Es war immer schon etwas teurer, Rat zu suchen und sich belehren zu lassen,
als selbst zu denken."
"Agnostiker
halten Gewinne an Bescheidenheit für menschlichen Fortschritt.
Sie leben in intellektueller Demut vor den Rätseln der Welt.
Die Welt ist für sie nicht eindeutig zu erklären wie für Orthodoxe jeder Lesart.
Agnostiker neigen mehr zum Infragestellen als zum Jasagen,
mehr zum Widerspruch als zu irgendeinem Konsens,
zur Entgötzung mehr als zur Vergötzung von Vorbildern und Systemen -
und freuen sich, wenn sie durch die Realität bestätigt werden.
Dr.
phil. Karlheinz Deschner
(1924-2014) Deutscher Schriftsteller
Es studierte Jura, Theologie, Philosophie, Germanistik und Geschichte
und promovierte schließlich in der Germanistik zum Dr. phil.
"Angebot
an Lernwillige
Wer für sein Leben hinzulernen möchte, wird
Angebote prüfen.
♥
Zehn Gebote oder andere Weisungen im herkömmlichen Sinn
kann es
für Agnostikerinnen und Agnostiker nicht geben.
Vergleiche dazu unten: Die
zehn Angebote des evolutionären Humanismus
♥
Eine gute Welt braucht keine Worte, die vor Jahrtausenden von unwissenden
Männern
gesprochen wurden. Sie benötigt statt einer Fesselung des freien Denkens
einen furchtlosen Blick auf Gegenwart und Zukunft.
♥
Die Annahme von
Angeboten in Ihrem Leben wird weder von selbsternannten Autoritäten
noch von einer höheren Macht überwacht oder belohnt.
Sie unterliegt allein der lebenslangen Überprüfung durch Sie selbst.
"Die erste
Meinung, welche uns einfällt, wenn wir plötzlich über eine Sache befragt werden,
ist gewöhnlich nicht unsere eigene, sondern nur die landläufige, unsrer Kaste,
Stellung,
Abkunft
zugehörige; die eigenen Meinungen schwimmen selten obenauf."
Friedrich Nietzsche
(1844-1900)
Deutscher Philosoph, Dichter, klassischer Philologe.
Zu dieser Überprüfung
rege ich Sie an
♥
Denken Sie selbst, damit es nicht andere für Sie tun.
♥
Folgen Sie Ihrer
Vernunft, soweit sie Sie trägt.
♥
Wägen Sie ab, prüfen
Sie gerade das, was Sie für abgeschlossen halten.
♥
Geben Sie Annahmen, die nicht zu belegen sind, nicht für
sicher aus.
♥
Seien Sie auch mit
Vorläufigem zufrieden, verzichten Sie darauf,
immer etwas Endgültiges anzustreben.
"Der Geist,
den mein Fleisch beherbergt, ist ein noch größerer Betrüger
als sein
scheinheiliger Wirt.
Ihn anzutreffen, muss ich vor allem fürchten.
Denn nichts, was ich denke, hat
mit mir zu schaffen.
Nichts anderes ist jeder Gedanke als das Aufgehen fremder Samen."
Ingeborg Bachmann
(1926 Klagenfurt - 1973 Rom)
Österreichische Schriftstellerin - Pseudonym Ruth Keller
Und blicken Sie jetzt
auf Ihre Gegenwart und Zukunft
♥
Sie könnten das einzige Leben, das Sie haben, nach Ihrem
eignen Ethik-Codex leben.
♥
Sie könnten Ihre
Rechte nur von denen anderer Lebewesen begrenzen lassen.
♥
Sie könnten in Sachen, die Menschen angehen, keine Götter
anrufen.
♥
Sie könnten nicht übersehen, was im Namen einer Religion
geschehen ist und geschieht.
♥
Sie könnten immer
wieder die Kriterien überprüfen, nach denen Sie denken und handeln.
♥
Sie könnten sich Ihr
Leben lang um weiteres Wissen bemühen.
♥
Sie könnten anderen
Menschen Chancen zum Wissen öffnen.
♥
Sie könnten sich für
lebenswerte Bedingungen künftiger Generationen einsetzen.
♥
Sie könnten sich für
die anderen Lebewesen auf dieser Erde stark machen.
♥
Sie könnten
Freiheit wie Frieden einüben und entdecken, wie viel Sinn Ihr Leben bekommt."
"Was nicht
unvoreingenommen untersucht worden ist,
ist nicht sorgfältig untersucht worden.
Der Skeptizismus ist daher der erste Schritt
auf dem Weg zur Wahrheit."
Denis Diderot
(1713-1784)
Französischer Schriftsteller
"Immer wieder predigen Kirchenvertreter die
Überlegenheit ihrer Konfession.
Immer wieder unterstellen sie Nichtgläubigen ein "unvollkommenes Menschsein".
Leben nun aber beispielsweise Menschen in Ländern, die kaum ein Christentum
kennen,
von vornherein unmoralischer als im christlichen Abendland?
Sind China und Japan Brutstätten des Verbrechens?
Ist in Korea die Unmoral zu Hause?
Wir stellen fest: Jesus von Nazareth brauchte die Moral nicht zu erfinden,
und der Vatikan hat sie nicht etabliert.
Wozu dann die Kirche?
Wie gut, dass agnostisches Denken es nicht nötig hat, ständig seine
Überlegenheit zu beweisen.
Wie schlimm, dass Kirchenleute dies tun müssen, zumal sie kaum davon überzeugt
scheinen.
"Kannst du, Alles
wohlerwogen, behaupten, dass durch das Christenthum
die Menschheit wirklich moralisch besser geworden sei?"
Arthur Schopenhauer
Agnostisches Denken versucht, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Dienen Dogmen dem duckmäuserischen (untertänigen) Denken?
Können sie sich zur Größe aufrechter Vernunft erheben?"
"Die Religion eines
Menschen ist mit sehr wenigen Ausnahmen
die der Gemeinschaft, in der er lebt, was uns beweist,
dass ihn der Einfluss der Umwelt dazu bestimmt hat,
seine Religion anzunehmen
...
Die Frage nach
der Wahrheit einer Religion ist etwas anderes als die Frage nach ihrer
Nützlichkeit.
Ich bin ebenso fest davon überzeugt, dass die Religionen Schaden anrichten, wie
davon,
dass sie unwahr sind.
Den
Schaden, den eine Religion anrichtet, ist doppelter Natur.
Erstens hängt er von der Art und Weise der Gläubigkeit ab, die sie von
uns verlangt,
und zweitens vom Inhalt der Lehre, an die wir glauben sollen.
Was nun die
Gläubigkeit betrifft: Es wird für tugendhaft gehalten, zu glauben - das heißt,
eine Überzeugung zu haben, die nicht durch Gegenbeweise erschüttert werden kann.
Oder wenn die Gegenbeweise Zweifel hervorrufen, dann müssen sie
unterdrückt werden ...
Die
Überzeugung, es sei wichtig, dies oder jenes zu glauben, selbst wenn es einer
unvoreingenommenen
Untersuchung nicht standhielte, ist fast allen Religionen gemeinsam, und alle
Systeme staatlicher Erziehung
sind davon durchdrungen.
Die Folge ist, dass der Geist der Jugend verkümmert und mit fanatischer
Feindseligkeit
erfüllt wird, und zwar sowohl denen gegenüber, die einen anderen Fanatismus
haben, als auch in noch größerem
Maße gegenüber jenen, die jedem Fanatismus entgegentreten.
Wenn es
allgemein üblich würde, Überzeugungen auf Beweise zu gründen und ihnen nur jenen
Grad
von Gewissheit zuzuerkennen, den ein Beweis rechtfertigt, würden die meisten
Übel geheilt,
an denen die Welt krankt. Jetzt aber ist es in den meisten Ländern das Ziel der
Erziehung, zu verhindern,
dass eine solche Gewohnheit um sich greift, und Menschen, die sich weigern, an
ein System unbegründeter
Dogmen zu glauben, werden für ungeeignet gehalten, die Jugend zu unterrichten.
Diese Übel sind von dem
jeweiligen Glaubensbekenntnis unabhängig und bestehen gleichermaßen in jeder
dogmatischen Religion.
Die meisten
Religionen haben aber daneben noch besondere ethische Grundsätze, die wirklichen
Schaden
anrichten. Wenn sich die katholische Verurteilung der Geburtenkontrolle
allgemein durchsetzen könnte,
würde das die Linderung von Armut und die Abschaffung von Kriegen unmöglich
machen. Der Glaube
der Hindus, die Kuh sei ein heiliges Tier und es sei verwerflich, wenn eine
Witwe wieder heirate, verursacht
ganz unnötiges Leiden. Der kommunistische Glaube an die Diktatur einer
Minderheit wahrer Anhänger
hat zu einer ganzen Reihe von Abscheulichkeiten geführt.
Manchmal hört
man, nur Fanatismus könne einer sozialen Gruppe zum Erfolg verhelfen. Ich finde,
das widerspricht völlig den Lehren der Vergangenheit. Auf jeden Fall aber können
nur solche, die den Erfolg
an sich sklavisch anbeten, ihn ohne Rücksicht auf das Ziel bewundern. Ich
meinerseits halte es für besser,
wenig und Gutes zu tun als viel und Schlechtes. Die Welt, die ich mir wünsche,
wäre frei von dem Gift der Feindschaft
verschiedener Gruppen und imstande zu
erkennen, dass das allgemeine Glück eher durch Zusammenarbeit
als durch Zank
erreicht werden kann.
Ich hätte gern eine
Welt, in der das Ziel der Erziehung geistige Freiheit wäre
und nicht darin bestünde, den Geist der Jugend in einer Rüstung zu zwängen,
die ihn das ganze Leben lang vor den Pfeilen objektiver Beweise schützen soll.
Die Welt
braucht offne Herzen und geistige Aufgeschlossenheit,
und das erreichen wir nicht durch starre Systeme, mögen sie nun alt oder neu
sein."
Aus: „Warum ich kein Christ bin“
Vorwort Seite 13f. ROWOHLT 1969 (1963)
Bertrand Russell
(1872-1970)
Britischer Philosoph, Mathematiker, Logiker
1950 Nobelpreis für Literatur
"Die
Maschine Religion
Menschen, die sich einer
verkirchlichten Religion überlassen, dürfen eine unterdessen maschinisierte
Definitionsmacht an sich erfahren. Die Religionsmaschinerie gleicht einer
Konserve ideologischer Kraft.
Ihre Leistungen, die Tausende von Jahren und Millionen von Menschen ihrem Sieg
geopfert hat,
lassen sich
auf Prinzipien maschineller Produktion reduzieren. Das Ganze wird
bedient von eigenen "Wertevätern".
"Werteväter" sind patriarchal bestimmte
Männer mit erheblichem Einfluss auf Gruppen oder Gesellschaften.
Sie sind fähig wie bereit, sich eine patriarchale Welt zu schaffen.
Sie
verteidigen Werte, die ihnen selbst und ihren Interessen am meisten dienen,
als
seien sie für alle Menschen in den jeweiligen Gruppen und Gesellschaften
notwendig.
Ich mache das Ganze am
Beispiel der katholischen Kirche fest, dem Widerpart agnostischen Denkens.
Wir können vieles gegen diese Kirche sagen, eines steht fest: In der Maschinisierung menschlichen Glaubens
bleibt sie unübertroffen.
►Ein eigens als oberster Bediener der Maschine installierter Heiliger Vater muss
definitiv wissen und unfehlbar sagen,
was Glaube ist und was dessen wahre
Inhalte ausmacht. Er lehrt, dass die korrekte Befolgung seiner Anweisungen
nicht nur die Gruppe sichert, sondern auch den einzelnen Menschen erlöst. Die
Definitionsgewalt des Papstes spricht
sich damit eine oberste Kompetenz gegenüber allen Menschen zu, deren Bestes sie
angeblich kennt und will
(Erfindung der Maschine).
►Werteväterschaft ist nach einem festen Grundsatz gegliedert: Oben steht einer,
der alles weiß, ganz unten stehen
Millionen, denen gesagt werden muss, was
richtig und heilsam ist. Das System hat hierarchischen Charakter:
Es legt von oben her das Oben und das Unten fest
(Bauanleitung).
►Die wahre Kirche stellt die exklusive Gruppe dar, in der sich wahrer Glaube
konkretisiert. Glaube ohne Kirche
bleibt mangelhaft, und Kirche, die kein Oben
und Unten kennt (wie protestantische oder sonstige papstfreie Kirchen),
ist
keine richtige Kirche. Effiziente Konstruktion und Kontrolle von religiösem
Know-how und Glauben benötigen
also eine eigene Verteidigungsorganisation, die
wahre Kirche
(Wartung).
►Kraft selbst definierter Kompetenz zergliedert das Wort eines Wertevaters die
Realitäten der Welt und rekonstruiert sie
nach einem eigenen,
sich selbst
dienlichen Wertesystem
(Autosystematisierung). Der
"Heilige Vater" definiert
zum Beispiel, was Natur ist - und was als
widernatürlich gelten muss (Geburtenkontrolle, Homosexualität).
Er hat die Natur
voll im Griff.
►Wehe dem, der freies Denken
schätzt! Für die Zergliederung und Rekonstruktion einer Welt wird
reproduzierender Gehorsam bei den zuvor als nicht definitionsmächtig definierten
Gläubigen eingefordert - und nichts anderes, keine Diskussion, kein offener
Zweifel, keine Ketzerei
(Funktionalisierung).
►Systemfremdes, freies Denken und Handeln wird ausgegliedert,
weil es die
Leistung der offiziellen Maschine schmälert
(Leistungswahrung).
►Niemand, selbst der Heilige Vater nicht, ist perfekt. Wo eine jahrhundertealte
Systemtheorie Lücken belassen hat,
stellen Werteväter die Maschine der Vorsehung ihres Gottes, die künftige
Systembesserungen antreibt,
ergänzend zur Verfügung (Innovation).
Menschen, die solcher Maschinerien bedürfen, gibt es genug.
Und Ärzte
gibt es in großen Mengen.
Vatergewalt muss greifbar bleiben. Noch ins kleinste Dorf gehört ein Wertevater.
Noch die niedrigste Kanzel muss besetzt sein. Werteväter betätigen sich nicht
zuletzt gegenüber religiös bestimmten Menschen
als Angst-
und Hoffnungsmacher in einem.
Die Glaubenden sind angehalten, engsten
Anschluss an die Gewaltmacht zu suchen.
Sie erreichen ihr Ziel durch korrektes
Paktieren mit der Generalmacht Gott.
Worauf ein Mensch setzt, was er seine Hoffnung heißt, lässt sein Wesen
schärfer erkennen, als das,
was er für seine Überzeugung ausgibt. Überzeugungen sind
anerzogen, Hoffnungen nicht.
Freilich vererbt sich auch eine Tradition der Hoffnung: Martin Luther
[1483-1546] besuchte auf dem Rückweg von Rom [1511] in Augsburg
eine Jungfer
Ursel
(Anna Laminit [1480-1518]), die - wenigstens für eine gewisse Zeit - bei
vielen, darunter dem Kaiser Maximilian I. [1459-1519],
im Rufe der Heiligkeit
stand.
Luther fragte sie, die schon im Jahr darauf [1512] als Betrügerin
entlarvt werden wird, ob sie nicht gerne stürbe,
um endlich dieses Jammertal
gegen die jenseitige Glorie einzutauschen. Ihr Nein, die spontane Antwort auf
eine echt lutherische Frage,
enttäuscht den jungen [Augustiner] Mönch.
"Hier
weiß ich, wie es zugeht; dort weiß ich es nicht", hat sie ihm gesagt.
Und wie steht es heute mit der gläubigen Zuversicht?
An vorderster Stelle, sagen die Kenner frommer Zeitgenossen, steht bei
diesen die Hoffnung
auf einen Millionengewinn
in Lotto. Ihr folgt, in gebührendem Abstand, die Hoffnung auf Gottes Vorsorge
für ihr bescheidenes Leben. Samstags, solange die Kugeln mit den Gewinnzahlen
rollen, holt die letztere Hoffnung
die erstere ein. Doch bereits das Wort zum
Sonntag stellt die alte Distanz wieder her. Dem Fernsehprogramm und
seiner
Abfolge darf daher gedankt werden,
schärfen sie doch, wenigstens in dem einen Fall, den Blick für Wirklichkeit.
Kirchenväter suchen Festigkeit. Sie haben ihre Organisation nicht ohne Grund auf
einen Fels gegründet:
"Du bist Petrus, der Felsenmann, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche
bauen", sagte der Sohn (Mt 16,18).
Und die Hölle wird sie nicht besiegen. In diesem wichtigen, wenn auch nicht
unbestrittenen Satz ist Angst am Werk:
Fels, bauen, besiegen. In einer geschlossenen
lernunwilligen Gesellschaft kennen alle ihre Ordnung und ihren Gehorsam.
Hier dürfen Kinder und Väter Väter bleiben. Freiheit bedeutet - in dieser
Wertevater-Logik - stets Zuwendung einer Gnade,
Belohnung
für erwiesene Liebe zum Vater. Kein selbst erarbeitetes oder erkämpftes
Gut ...
"Warum nur
einige wenige Systeme zur Herrschaft gelangten?
Weil wir so zäh festhalten an Gewohnheiten, aus Furcht vor einem Denken ohne
Verbotstafeln
und Gebotstafeln, aus Furcht vor der Freiheit. Die Menschen lieben die Freiheit
nicht.
Wo immer sie aufgekommen ist, haben sie sich verworfen mit ihr ... Diese
unwürdige Welt
ist das Ergebnis eines ununterbrochenen Verwerfens der Freiheit"
Ingeborg Bachmann
(1926 Klagenfurt - 1973 Rom)
Österreichische Schriftstellerin - Pseudonym Ruth Keller
Fragen sie sich bitte an dieser Stelle:
Haben persönliche Erlebnisse,
Enttäuschungen, Schicksalsschläge
Ihren Glauben aufgeweicht und schließlich zerstört?
Sind Sie aufgeklärter, vernünftiger, selbstständiger geworden?
Haben Sie Ihre Kindheit abgestreift und fühlen inzwischen eine tiefe Abneigung
gegen alle Bevormundung durch Institutionen?
Halten Sie die Kirche für rückständig?
Hat sie auf Ihre eigentlichen Fragen einfach keine Antwort?
Ist sie weithin selbst gott- und glaubenslos?
So wird die Sicht auf die
Tatsache, dass wir in eine Religion
oder zumindest in eine religiös bestimmte Umwelt
hineingeboren wurden, etwas klarer
...
Inwieweit kann
oder darf Kindern eine abweichende, ja sogar eine satirische Durchleuchtung
der
Religionen
zugemutet werden? Haben Kinder ein Recht auf Religion?
Oder haben sie ein Recht
auf Aufklärung
und Satire, auf ein klares Denken jenseits aller Denktabus?
...
[1]
Peter Riedesser [1945-2008],
Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
und
Psychotherapie
am
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, bejaht diese Frage in
Bezug auf ein Kinderbuch [1],
das sich satirisch mit Religion befasst: "...
mein Urteil: 'als Gegengift zu religiöser Indoktrination von Kindern pädagogisch besonders
wertvoll!' Schauen Sie sich doch einmal an, was den Kindern in unseren
Kindergärten und Schulen sowie in vielen Elternhäusern beigebracht wird!
Mein
Kollege, der Psychologe Axel Verderber, arbeitet zurzeit an der
Materialsammlung für ein Buch
über die Folgen von Religionserziehung aus
psychologischer und
psychiatrischer Sicht.
Unter anderem untersucht er Kinderbibeln und musste feststellen, dass auch in
neuesten Ausgaben sehr bedenkliche
Aussagen gemacht werden.
Zum Beispiel sagt
Gott in einer Kinderbibel aus dem Jahr 2002 zu Eva nach dem "Sündenfall",
dass
sie und alle ihre weiblichen Nachkommen ihre Kinder "unter Schmerzen"
zur Welt
bringen müssten; in der Geschichte
von der Sintflut
wird das Ersaufen fast aller Menschen und Tiere in derselben Kinderbibel damit begründet, dass es Gott
"reute,
dass er
sie gemacht hat"; die Geschichte von Abraham und Isaak, in der
der Vater ohne Widerspruch bereit ist, auf
Befehl Gottes
seinen Sohn mit einem
Messer zu töten und als Brandopfer darzubringen, wird kommentarlos erzählt;
die
längst - auch
von Theologen - widerlegte fatale Behauptung,
dass die Juden die
Hauptschuldigen an der Hinrichtung
Jesu gewesen seien, wird Kindern auch noch im
21. Jahrhundert als wahr hingestellt."
[1]
Michael Schmidt-Salomon
(b.1967, deutscher Philosoph, Musiker, Autor, Bürgerrechtler), Helge Nyncke
(b.1956, dtsch. Illustrator):
„Wo bitte geht’s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel: Ein
Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen“ Alibri 2007
www.schmidt-salomon.de/ferkel.htm
"... fragte das kleine Ferkel jedes Tier, das sie auf ihrer Wanderung trafen.
Aber niemand hatte je etwas
von einem Gott gehört, weder die Gans noch der Hase noch der Maulwurf. Erst der
schlaue Fuchs wusste Antwort.
"Ich hab' mal ein paar Menschen über Gott streiten hören",
sagte der Fuchs. "Sie haben ihm dort auf dem Tempelberg
große Häuser gebaut." "Worüber haben sie sich den gestritten? fragte der
kleine Igel. "Ich glaube, sie sind sich nicht einig,
in welchem dieser Häuser der Herr Gott nun wohnt", antwortete der Fuchs und fügte leise hinzu: "Wenn ihr mich fragt,
geht besser nicht dorthin! Die Leute da oben sind ziemlich verrückt!" Das
kleine Ferkel und der kleine Igel bedankten sich artig
für den guten Rat des Fuchses. Aber sie waren so neugierig, dass sie trotz der
Warnung den Berg hinaufstiegen.
Sie mussten doch herausfinden, was ihnen fehlte!
... Als sie nach vielen Abenteuern wieder nach Hause angekommen waren,
sagte der kleine Igel: "Ferkel, ich weiß jetzt, was uns die ganze Zeit über
gefehlt hat ..." "Ohne Gott hatten wir keine Angst"!
www.schmidt-salomon.de/ferkel.htm
Die Gefahren einer
religiösen Erziehung werden Riedesser zufolge meist unterschätzt:
"Eine solche Erziehung kann die
kognitiven Fähigkeiten
durch Denktabus, die emotionale Entwicklung
durch Schuldgefühle und Ängste, die
Beziehung zum
eigenen Körper durch überholte Moralvorstellungen
beschädigen.
Hinzu kommt die Gefahr der Induktion von destruktiven
Vorurteilen und die
Anstachelung
zur Diskriminierung Anders- und Ungläubiger.
Da ist Aufklärung in
einer frühen
Entwicklungsphase
schon sehr hilfreich."
Jürg Frick, Professor für Psychologie und Pädagogik an der
Pädagogischen Hochschule Zürich.
Buch:
„Das Ende einer Illusion. Denkanstöße zu Ethik und
Pädagogik der Bibel“ Kapitel 4: "Was (das!)
sollen Kinder glauben?!
Eine Kritik an Ethik und Pädagogik in Kinderbibeln" Seite 139-156,
ANGELIKA LENZ ERLAG 1999
www.juergfrick.ch,
Der Text:
"Das sollen Kinder glauben?! Eine kritische Analyse von Kinderbibeln aus
psychologischer Sicht"
erschien
erstmalig in MIZ 1/03,
www.miz-online.de
„Ich meine, es
würde sehr lange dauern, bis ein nicht beeinflusstes Kind anfinge, sich Gedanken
über Gott
und Dinge jenseits der Welt zu machen ... man führt ihm die religiösen Lehren zu
einer Zeit zu,
da es weder Interesse für sie noch die Fähigkeit hat, ihre Tragweite zu
begreifen ...
Wenn dann das Denken des Kindes erwacht, sind die religiösen Lehren bereits
unangreifbar geworden ...
Wer sich einmal dazu gebracht hat, alle die Absurditäten die die religiösen
Lehren ihm zutragen,
ohne Kritik hinzunehmen und selbst die Widersprüche zwischen ihnen zu übersehen,
dessen Denkschwäche braucht uns nicht arg zu verwundern ... Aber ich will meinen
Eifer ermäßigen
und die Möglichkeit zugestehen, dass auch ich einer Illusion nachjage.
Vielleicht ist die Wirkung
des religiösen Denkverbots nicht so arg, wie ich's annehme ..."
Diese Stellungnahme
Sigmund Freuds [1856-1939] in seiner Schrift "Die Zukunft einer
Illusion" von 1927
zeigt in aller Kürze
seine grundlegend skeptisch ablehnende Einstellung zur religiösen Erziehung von
Kindern.
Die nachfolgende Analyse
aktueller Kinderbibeln liefert Belege dafür, dass sich Freud in diesem Punkt
nicht täuschte."
Quellen:
www.ferkelbuch.de/Verteidigung.pdf, Jürg Frick:
„Das Ende einer Illusion. Denkanstöße zu Ethik und Pädagogik der Bibel“
Kapitel 4: "Was (das!) sollen Kinder glauben?! Eine Kritik an Ethik und
Pädagogik in Kinderbibeln" Seite 139, ANGELIKA LENZ ERLAG 1999
„So sage ich,
dass jedes Kind,
noch bevor die Indoktrination durch seine
Familie
einen bestimmten Punkt überschritten hat
und die Indoktrination durch die Volksschule
eintritt,
seinem Wesen nach ein KÜNSTLER, ein VISIONÄR und ein REVOLUTIONÄR ist.
Wie können wir dieses verloren gegangene Potential wiedergewinnen ...?"
David Graham Cooper
(1931-1986) Südafrik. Psychiater):
Aus:
„Der Tod der Familie - Ein Plädoyer für eine radikale
Veränderung“
(The Death of the Family. Penguin, 1971) Rowohlt 2001
Christlich bestimmte
Foren diskutieren sofort, ob "die Gottlosen" zum Angriff auf die Kleinsten
blasen
und das Kinderzimmer zum "atheistischen Missionsgebiet" erklären wollten.
Wie sieht das der Kinder- und Jugendpsychiater?
"... Aufklärung ist nicht gleich Indoktrination! Im
Gegenteil! ... die Kinder lernen, nicht jede Aussage - stamme sie von einem
Religionslehrer oder aus einem Buch -
für wahr zu halten. Problematisch wäre es,
wenn ... behauptet würde, Atheisten seien die besseren Menschen. Aber das
ist nicht der Fall!
Die Grundaussage ... ist doch:
Wir Menschen sind alle
gleich, Gläubige wie Ungläubige - auch wenn ein paar "Leute in lustigen
Gewändern"
das nicht wahrhaben wollen! Das ist eine sehr schöne, positive
Aussage, die auch Kinder gut verstehen können ... Das ist Aufklärung in bester
Tradition!"
"Sind wir so
erzogen?
Oder einfach nur
entsprechend manipuliert, dass wir meinen,
"oben ohne" gehe es nicht?
Ohne einen Bezug zu Gott, vermittelt durch die Kirchen, gehe der Mensch, der
Staat in die Irre?...
Ich blieb jahrelang ein Verführter,
der dazu taugen sollte, andere zu verführen.
Die Belästigung, mit deren Hilfe Kleriker mich, im Hinblick auf andere, erzogen,
bestand darin,
mein Denken, Fühlen und Handeln derart in Besitz zu nehmen, dass ich alles für
wahr hielt, was sie für mich
im Voraus definiert hatten, um es mich glauben zu heißen. Beispiele: Die Liebe
eines Menschen darf nicht
dem gehören, was er lieben will und kann. Nicht den Eltern, nicht den Partnern,
nicht dem Buch seiner Wahl,
nicht dem selbstständigen Denken.
Die Liebe, die die Kirche meint, ist
vorprogrammiert, damit sie die wahre sei:
Liebe zum verordneten Denken, Liebe zu den diesem Denken vorgesetzten Vätern,
Liebe zu einer Gottheit,
die die Systemwahrer nach ihrem eigenen Bilde und zu
ihrem eigenen Profit schufen. Die Liebe zu den Vätern deckt jedoch,
an der menschlichen freien Liebe vorbei, nur die Gewalt der Väter. Diese
Verhüllung soll von Generation zu Generation
unter Gläubigen tradiert werden ...
Ich wundere mich, dass ich dies lernen
durfte und ein so schlechtes Exempel kirchlicher Pädagogik wurde ...
Niemand
hätte eine Religion - so halte ich fest - wäre ihm diese nicht anerzogen ...
Kirchenfreie Menschen stehen nicht am Abgrund des
Menschlichen, stürzen nicht in eine moralische oder ethische Leere,
sind nicht von vornherein zu jeder Schandtat bereit. Zumindest sind sie nicht
schlechter oder weniger staatstragend
als jene, die sich zu einer Kirche bekennen.
Im Gegenteil. Rechnen wir schon auf, was ich nicht gerne sehe:
Die Großkirchen
und viele so genannte Sekten
sind von Unmenschlichkeit wie Gehirnwäsche oder Verfolgung Andersdenkender
geprägt.
Es ist daher eine Zumutung,
als ein Mensch, der sich von derlei hat befreien können,
ausgerechnet von dieser
Seite Appelle an eine traditionelle Moral entgegennehmen zu müssen ...
Sind wir schon
Menschen zweiter Klasse, zumindest vergleichsweise leichtgewichtige Denker,
wenn wir innerkirchliche Probleme für überholt, menschenfern, unwichtig halten -
und unser Leben und Denken
beherzt in die eigenen Hände nehmen?
Nicht selten gewinne ich
den Eindruck, als ertrügen es Gläubige nicht, wenn agnostisch lebende Menschen sich angstfrei artikulieren.
Hoffentlich stellt sich mal ein Christ unserem
Menschsein, ohne von vornherein Mängel auszumachen.
Denn immer wieder erlebe
ich,
wie Bekenntnisse verlangt werden: Ob ich "wenigstens" noch an Gott glauben
würde, wollen ständig Leute von mir wissen.
Ich antworte nicht, denn mich stört
zum einen die Aufdringlichkeit
der Frage und zum anderen das "wenigstens". Als sei Gott etwas, das unter einem
solchen Wörtchen Platz fände -
nachdem alle wichtigeren Fragen schon abgearbeitet sind.
Braucht ein Gott
Bekenner,
ist das seine Sache, nicht meine.
Ist es Ihre?...
Millionen Menschen haben erkannt, dass
ein Leben ohne Kirchengeregelte Religion
nicht jenes Monster darstellt,
als das es Werteväter aus profitlichen Gründen darstellen. Selbst wenn es in
frommen Ohren hart klingt:
Auch da draußen leben Menschen, und immer seltener gelingt es den Kirchen, Vorzüge des Christlichen
oder der Kirche zu begründen.
Es ist etwas verwunderlich, wie gehorsamgläubig viele Menschen, die in einen
Glauben hineingeboren wurden,
noch immer sind, gerade wenn sie in den meisten Fällen gar nicht wissen, was
ihre Kirche ihnen zu glauben
nahelegt (evangelische Version) oder vorschreibt (katholische Version).
Unmündige als verachtenswerte Masse?
Wie viele Kämpfe gegen "Ungläubige" sollen Gottes Vertreter noch unterstützen,
um eine Reich der Liebe und des Friedens durchzusetzen?
Wie beschwichtigend sollen die Millionen Opfer aufbereitet werden,
damit sich das Gewissen der Vertreter des Glaubens nicht über Gebühr verletzt
fühlt?
Was alles muss noch passieren, bis jene, die ansonsten jedem Glaubensführer aufs
Wort zu glauben
bereit sind,
sich fähig zeigen, wissenschaftliche Belege anzuerkennen, die Historie der
Religionen
als Geschichte der Blut-
und Denkopfer zu begreifen und Konsequenzen zu ziehen?...
Wie könnten wir, so der Schriftsteller
Henry Miller [1891-1980], leben, lieben, lachen im bleichsüchtigen,
Blut hustenden Milieu der Fanatiker, Zyniker, Doppelmoraltheologen?
Verletzt in meinem sittlichen Empfinden und in meinem demokratischen
Rechtsgefühl bin ich indirekt,
und dies noch immer und nicht wenig. Missachtet eine Institution die
grundlegenden Rechte der Menschen
Tag für Tag, erweisen sich ihre Vertreter in Moralappellen an andere als
wegweisend, in der Anwendung ihrer Prinzipien
nach innen, wo sie schalten und
walten können, wie sie wollen, als zurückgeblieben, bleibe ich verletzt.
Wie Kirchenleute beispielsweise - so die Stellungnahme der Ärztevertretung
Marburger Bund von 2007 über die
Arbeitsbedingungen der Krankenhäuser in
katholischer Trägerschaft - mit den eigenen Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern
umgehen, betrifft mich persönlich, doch bin ich deswegen nicht schon bereit,
diese Verstöße hinzunehmen. Und Sie?
...
Verdächtig bleiben demgegenüber die
Berufstheologen, die hin und wieder suggerieren,
das eine oder
das andere Dogma, der oder jener Moralsatz brauche lediglich
weniger leidlich interpretiert zu werden,
damit alles wieder im offiziellen Glaubenslot sei. Sie nennt man gerne die
Progressiven.
Sollen wir jene achten, die
sich ein Dogma herauspicken und dieses etwas neuzeitlicher als üblich
deuten,
ohne sich öffentlich die Frage
zu stellen, was mit dem riesigen Rest Unvernunft
in den verbleibenden
Glaubenssätzen sei?
Müssen wir jene schätzen, die edle Worte für den Pflichtzölibat finden -
und
sich im Stillen ihre Lebensgefährtinnen halten?
Ist etwas anderes als Verdacht gegenüber jenen angebracht, die längst schon
wissen,
wie viele Opfer
Dogma und Moral forderten, jedoch unangefochten auf
ihren Kathedern ausharren?...
"Theologie" heißt die Wissenschaft,
die unfehlbar zu sagen weiß, wie Gott hätte sein können, wenn es nach ihrem
Glauben gegangen wäre ...
Ich bin der Meinung, dass genug diagnostiziert worden ist:
Die Religion liegt seziert vor uns. Und alle Therapien haben sich als vergeblich
erwiesen.
Religion ist austherapiert. Die so genannte Polypragmasie, die übertriebene
Diagnostik und Therapie,
müsste innerreligiös ein Ende haben. Eine Therapie des Denkens wäre
erforderlich.
Ich nehme an, dass der Agnostizismus hier weiterhelfen kann. Wir werden sehen
...
"Schafe" brauchen sehr lange, bis sie
sich in der ungewohnten Situation zurechtfinden.
Viele schaffen es überhaupt nicht. Sie werden auch in Zukunft
die akzeptierte Abhängigkeit
jedem Eigenstand vorziehen ...
Die Zeit der Kirchen, dieser
Sinninstanzen unserer Kindheit, geht ihrem Ende zu.
Was bleibt, ist allenfalls ein so genanntes Kultur-Christentum
...
Das Problem der Zukunft, von Millionen Menschen bereits jetzt erfahren, wird es
sein,
auf das eigene Ich, auf das freie Denken wie Glauben verwiesen zu sein und
seinem Leben
(sowie der Gesellschaft) einen neuen Sinn zuzulegen.
Der aufrechte Gang eines
Menschen
wird erst möglich sein, wenn er seine Krücken wegwirft und sich auf sich selbst
besinnt.
Und das so früh wie möglich, am besten jetzt, nicht in Zukunft
...
Es ist eines denkenden Menschen unwürdig, Vorgänge und Menschen, die er sich
nicht erklären kann
und über die ihm zu wenig Informationen zur Verfügung stehen, als unvollkommen
ethische Menschen
zu charakterisieren und Andersdenkende als Sündenböcke zu klassifizieren.
Was als Nächstenliebe vermarktet wird, entpuppt sich als
Mischung von Opportunismus und Ausbeutung.
Handlungen zum Wohl der einen, werden zum Schaden der anderen vollzogen.
Gerade die so genannte
Nächstenliebe kam, wie
historisch und aktuell erwiesen,
nicht ohne Diskriminierung jener aus, die nicht ins Bild
der Gläubigkeit passten.
Gerade von den angeblich guten Christen werden Geschiedene und
Wiederverheiratete, Homosexuelle,
verheiratete Priester, in "wilder Ehe" Lebende und Frauen, die "Geburten
kontrollieren", diskriminiert.
Und noch immer werde - so sind viele anscheinend erzogen! - das Adjektiv
"christlich" in einem Atemzug
mit "Nächstenliebe" gebraucht.
Dabei bringe, das
belegt Paul Lafargue [1842-1911, "Die
Religion des Kapitals" 1887]
umfangreich aus der vorchristlichen Zeit,
Jesus die
Nächstenliebe keineswegs in die Welt.
Die als Heiden herabgewürdigten Menschen, die sich bis zur Ankunft Jesu allen
Gefühlen des Mitleids
gegenüber ihresgleichen verschlossen haben sollen, brauchen sich - weder damals
noch heute -
vor den Christen zu verstecken, im Gegenteil.
Nur der
Christ könne ein wahrer, nicht irgendwie verstümmelter Mensch sein, verkündigen
Oberhirten
unverdrossen. Nichts Neues: Verächtliche Äußerungen gegen andere haben
Methode ...
Tut ein Christ Gutes, kann er nicht nur auf das Zeugnis bewährter Kirchlichkeit
zählen.
Hinzu tritt der ewige Lohn, nach Lafargue
"der reservierte Platz im Paradies"...
Es ist nicht leicht, einerseits Armut, Opfer, Verzicht zu predigen und nach
Lafargue
"den Charakter der Armen
zu verderben, ihre Menschenwürde und ihr Selbstgefühl zu untergraben, sie daran
zu gewöhnen, mit Schafsgeduld
ihr ungerechtes Los zu erdulden" -, und andererseits den tatsächlich Armen zu
erklären,
dass die bundesdeutschen Großkirchen über den größten nichtstaatlichen
Grundbesitz verfügen ...
Goethe sah das Problem, wie den Armen auf der Straße klar gemacht werden solle,
"dass Jesus in Sandalen
einhergegangen sei und nun allein der Bischof in einer
sechsspännigen Karosse daherbrauset".
Doch kaum ein Bischof hat da ein Problem, noch heute nicht
...
Agnostiker wissen, dass die Wissenschaft auf viele Fragen
keine Antwort hat,
weil niemand sie hat
...
Die Religionen liefern zwar Antworten auf viele mögliche und unmögliche Fragen,
aber Antworten stehen unter dem Vorzeichen des "Wir glauben, dass es so ist"
...
"Es bleibt wahr: das Märchen von Christus ist Ursache,
dass die Welt noch zehntausend Jahre stehen kann,
und Niemand recht zu Verstand kommt."
Johann
Wolfgang von Goethe
"Wir werden von den
Eltern in eine religiöse Zwangsjacke gesteckt,
werden getauft oder beschnitten und sollen im Glauben unserer Erzeuger
großgezogen werden ... Werden die Kinder aber groß
und wollen
nichts mehr mit Kirchen und religiösen Dingen zu tun haben -
das im Geburtsregister eingetragene Stigma werden sie nicht mehr los."
Magnus Hirschfeld
(1868-1935) Arzt, Sexualwissenschaftler
Ich gehe in ein Zentrum menschlicher Fragen und suche nach dem Tod und seinem
Sinn.
Denn gerade hier scheint der Gottglaube sein Territorium besetzt zu haben.
Hier verteidigt er seine Bastionen. Sind es seine letzten?
Versuchen Sie bitte einen Selbsttest:
Gibt es wirklich ein Leben nach dem
Tod, nachdem ich mich vor Gott verantwortet habe,
oder ist das nur ein (gar nicht so) frommer Wunschtraum?
Muss ich nicht etwas für die Menschen
tun, die auch kein Leben vor dem Tod führen?
Wie wäre es mit der Devise des Alten Fritz [Friedrich II (der Große) von Preußen,1712-86]:
Gott, falls es dich gibt, sei meiner Seele gnädig, falls ich eine habe?
Näheres unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Agnostizismus
****
"Es ist die ganze
Kirchengeschichte
Mischmasch von Irrtum und Gewalt"
Zahme Elegien (1788–90)
"Der Religionsunterricht, den Goethe zunächst bei dem Frankfurter
Senior
Johann Philipp Fresenius [1705-61], einem Freund der Familie, später auch bei seinem Onkel,
dem Pfarrer Johann Jakob Starck
erhielt, sagte ihm wenig zu, war doch der kirchliche Protestantismus, den man
uns überlieferte, eigentlich nur eine Art von trockner Moral:
an einen
geistreichen Vortrag ward nicht gedacht, und die Lehre konnte weder der Seele
noch dem Herzen zusagen. Einzig die Beschäftigung mit dem
Alten Testament,
vor allem den Geschichten
um die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, regt seine Phantasie an. Seine
Haltung zur Kirche und den christlichen
Dogmen blieb auch später
distanziert bis
ablehnend. So charakterisierte er beispielsweise die Kirchengeschichte als „Mischmasch
von Irrtum und Gewalt“
und besonders die christliche Lehre
von der
Erbsünde entfernte ihn schon früh von der
lutherischen Orthodoxie seiner Zeit."
(Quelle: Internet)
"Wie einer ist,
so ist sein Gott,
darum ward Gott so oft zu Spott"
Zahme Xenien
(1797)
Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
"O
Freund der Mensch ist nur ein Tor,
Stellt er sich Gott als seinesgleichen vor"
Der ewige Jude
(1773)
****
"Warum sagst du [Gott], dass wir
die Religion vergessen sollen?
Weil Sie für euch
nicht gut ist.
Du musst verstehen, dass die organisierte oder institutionalisierte Religion,
wenn sie Erfolg haben will, die Leute glauben machen muss, dass sie sie
brauchen.
Wenn die Leute an etwas anderes glauben sollen,
dann müssen sie erst den Glauben an sich selbst verlieren.
Also besteht die erste Aufgabe der organisierten Religion darin,
euch den Glauben an euch selbst zu nehmen.
Die zweite Aufgabe besteht darin,
euch zur Erkenntnis zu
bringen,
dass sie die Antworten hat, die ihr nicht habt.
Und die dritte und wichtigste Aufgabe besteht darin,
euch
dazu zu bringen,
dass ihr diese Antworten fraglos akzeptiert.
Wenn ihr anfangt zu fragen, fangt ihr an zu denken!
Wenn ihr denkt, fangt ihr an, zur Quelle im Inneren zurückzukehren.
Das kann die Religion nicht zulassen,
weil ihr dann vermutlich mit einer anderen Antwort aufwarten werdet,
als sie sich ausgetüftelt hat. Also muss sie euch dazu bringen,
dass ihr an eurem Selbst zweifelt; sie muss euch dazu bringen,
dass ihr an eurer Fähigkeit, richtig denken zu können, zweifelt.
Für die Religion
ergibt sich sehr oft das Problem, dass das auf sie zurückschlägt, denn wie
solltet ihr,
wenn ihr eure eigenen Gedanken nicht mehr ohne Zweifel akzeptieren könnt,
nicht auch an den neuen Gedanken über Gott zweifeln,
die sie euch eingeimpft hat?
Und schon bald zweifelt ihr sogar an meiner Existenz - an der ihr
bezeichnenderweise zuvor nie gezweifelt habt.
Als ihr euch auf euer intuitives Wissen verlassen habt, habt ihr mich vielleicht
nicht zur Gänze verstanden,
aber ihr wusstet definitiv, dass ich da war!
Die Religion bringt die Agnostiker hervor!
Jeder klar denkende Mensch, der sich anschaut, was die Religion getan hat,
muss annehmen, dass die Religion keinen Gott hat!
Denn die Religion hat die Herzen der Menschen mit der Furcht vor Gott erfüllt,
wohingegen einst der Mensch Alles-Was-Ist in all seinem Glanz und seiner
Herrlichkeit liebte.
Die Religion hat dem Menschen befohlen, sich vor Gott zu
beugen,
wohingegen einst der Mensch sich ihm freudig entgegenstreckte.
Die Religion hat dem Menschen die Last der Sorge, Gottes Zorn auf sich zu
ziehen, aufgebürdet,
wohingegen einst der Mensch Gott aufsuchte, damit er ihm seine Last
erleichterte!
Die Religion hat dem Menschen erzählt, dass er sich für seinen Körper und seine
natürlichen Funktionen schämen müsse,
wohingegen einst der Mensch diese Funktionen als das größte Geschenk des Lebens
feierte!
Die Religion hat euch gelehrt, dass ihr einen Mittler braucht, um Gott erreichen
zu können, wohingegen ihr euch einst
selber gelehrt habt, Gott zu erreichen, indem ihr einfach ein Leben in Güte und
Wahrheit geführt habt.
Und die Religion hat den Menschen befohlen, Gott zu lieben und zu verehren,
wohingegen die Menschen
einst Gott liebten und verehrten, weil es unmöglich war, es nicht zu tun!
Wo auch immer die Religion hinkam, hat sie Uneinigkeit
geschaffen - was das Gegenteil von Gott ist.
Die Religion hat den Menschen von Gott getrennt, den Menschen vom Menschen, den
Mann von der Frau.
Manche Religionen sagen sogar dem Mann, dass er über der Frau steht, während sie
zugleich behaupten,
dass Gott über dem Mann steht, womit sie die Bühne für die größten Zerrbilder
bereitet haben,
die einer Hälfte des Menschengeschlechts je aufgehalst wurden.
Ich sage dir dies:
Gott steht nicht über dem Mann, und der Mann steht nicht über der
Frau - das ist nicht "die natürliche Ordnung der Dinge" -,
aber es ist das, was alle, die Macht hatten (namentlich die Männer), sich als
Zustand wünschten,
als sie ihre patriarchalischen Religionen ausgestalteten, systematisch die
Hälfte aus ihrer endgültigen Version der "heiligen Schriften"
herausredigierten und den Rest so verdrehten, dass er in die Gussform ihrer
männlich orientierten Modellvorstellung von der Welt passte.
Die Religion besteht bis auf den heutigen Tag darauf, dass Frauen irgendwie
mindere Wesen, irgendwie spirituelle Bürger zweiter Klasse,
irgendwie nicht "geeignet" sind, Gottes Wort zu lehren, Gottes Wort zu predigen oder den Menschen Sakramente zu spenden.
Wie Kinder streitet ihr euch immer noch darüber, welches Geschlecht von mir dazu
bestimmt ist, meine Priester zu sein!
Ich sage dir dies:
Ihr seid alle Priester und Priesterinnen. Jede und
jeder einzelne von euch.
Es gibt keine Person oder Klasse oder Kaste von Menschen, die "geeigneter" ist, mein Werk zu tun, als eine andere.
Aber so viele eurer Männer sind nicht anders als eure Nationen: vor allem
machthungrig.
Sie wollen die Macht nicht teilen, sondern nur ausüben.
Und sie haben dieselbe Art Gott konstruiert: einen vor allem machthungrigen
Gott.
Doch ich sage dir dies:
Gottes größtes Geschenk
ist das Teilen von Gottes Macht.
Ich möchte, dass ihr seid wie ich.
Neale Donald Walsch
(b.1943, US Journalist, Verleger)
„Gespräche mit Gott - Gesellschaft und Bewusstseinswandel“
(Conversations With God: An Uncommon
Dialogue Bk.2 1997)
4. Auflage GOLDMANN 2008, Seite 362-365
****
Prof. Dr. Wolfgang Klosterhalfen
(b.1945, Medizin-Psychologe) schreibt im Vorwort
seines Buches
die
„Reimbibel:
Heitere Aufklärung über den christlichen Aberglauben“
3. Auflage Books On Demand
2010
www.reimbibel.de
"Die Bibel schrieb die
Priesterkaste,
die Menschen andern Glaubens hasste.
Auf ihr beruht der Kirchen Macht,
solang man nicht darüber lacht."
"Christen wirken etwas bedrückt, wenn sie in
speziellen Gebäuden gemeinsam aufsagen, was sie angeblich alles glauben. Ich
frage mich dann manchmal:
Glauben diese Menschen tatsächlich, dass sie einen
allmächtigen und gütigen Vater im Himmel haben, und die Jungfrau Maria der
Christenheit mit Hilfe des
Heiligen Geistes einen göttlichen Sohn geboren hat,
der sich zur Vergebung der Sünden von Römern zu Tode foltern ließ, dann wieder
lebendig wurde, kurz im
Reich der Toten war, leiblich zum Himmel aufgefahren ist und eines Tages Milliarden von Toten und Lebendigen ins Paradies oder ins ewige
Feuer der Hölle
schicken wird? Außerdem frage ich mich gelegentlich, ob Christen
eigentlich klar ist, dass ihr Glaube an Gott einen Glauben an die Wahrheitsliebe
und psychische Gesundheit von ihnen unbekannten Menschen voraussetzt, die zu
biblischen Zeiten gelebt haben.
"Abgesehen von paar
Stellen, die uns auch nicht sehr erhellen:
Was die Bibel uns berichtet
ist erlogen und erdichtet."
"Geht man allen
Religionen auf den Grund,
so beruhen sie auf einem mehr oder minder widersinnigen System von Fabeln.
Es ist unmöglich, dass ein Mensch von gesundem Verstand,
der diese Dinge kritisch untersucht, nicht ihre Verkehrtheit erkennt."
Friedrich der Große
- Alte Fritz
König von Preußen (1712-1786)
Eigentlich müsste das Glaubensbekenntnis so
beginnen:
„Ich glaube, dass Gott sich mindestens eine Million Jahre lang nicht für
die Menschheit interessiert hat.
Ich glaube, dass Gott sich dann nur um Hebräer gekümmert hat, die er in
ägyptische Gefangenschaft geführt hatte.
Ich glaube, dass Gott vor zwei- bis dreitausend Jahren zu mehreren Männern im
vorderen Orient gesprochen hat.
Ich glaube, dass diese Männer weder Geisteskranke noch Drogenkonsumenten oder
Schwindler waren.
Ich glaube, dass Gott in Gestalt seines Sohnes vor zweitausend Jahren Menschen
in Palästina erschienen ist.
Ich glaube, dass Propheten über Jahrhunderte bzw. Jünger über Jahrzehnte hinweg
weitgehend unverändert das Wort Gottes bzw. Jesu mündlich weitergegeben haben.
Ich glaube, dass verschiedene Verfasser dieses Wort im Wesentlichen unverfälscht
aufgeschrieben haben.
Ich glaube, dass aus einer Vielzahl zunächst als heilig verehrter Schriften im
Laufe der Jahrhunderte meine Kirche
nur die tatsächlich von Gott kommenden als solche erkannt und amtlich zugelassen
hat.
Ich glaube, dass diese Offenbarung Gottes durch Fehler beim Übersetzen und
häufigen Abschreiben
oder durch absichtliche Streichungen, Änderungen und Zusätze nicht wesentlich
verfälscht wurde.
Ich glaube, dass die Bibel von Experten meiner Kirche richtig ausgelegt wird.
Ich glaube, dass sich die etwa vier Milliarden Menschen irren, die an andere
Götter oder an keinen Gott glauben.“...
"Am Anfang war
Gott ganz allein
und sah wohl nicht viel Sinn im Sein.
Ganz langsam nur verging die Zeit
von Ewigkeit zu Ewigkeit."
Die Bibel ist schlecht editiert, sie liest sich schlecht, und sie ist im Grunde
blasphemisch. Sie stellt den Gott der Christen zumindest im Alten Testament
nicht als einen Gott
der Liebe, sondern in erster Linie als einen besonders
widerwärtigen Psychopathen dar, der immer wieder in seiner Eifersucht droht und
mordet. Die Vorstellung, dass dieser
Gott mithilfe (s)eines Geistes und einer
mit einem Handwerker unverheiratet zusammenlebenden Jungfrau auf die Welt
gekommen ist, um zu lehren und sich schließlich
hinrichten zu lassen, damit er
den missratenen Geschöpfen, die das glauben und ihn verehren, vergeben kann, ist
an Absurdität kaum zu übertreffen.
"Ich glaub, man hat schon lang entdeckt,
Maria war stets unbefleckt:
"Sie war ganz ohne Sünde,
was ich hiermit verkünde."
Papst Pius IX., Bulle vom 8.12.1854
"Das Fest der Unbefleckten Empfängnis wurde
1476 von Papst Sixtus IV. eingeführt: Maria sei ohne Erbsünde geboren
worden.
Nebenbei: Sixtus ernannte 34 Kardinäle, betrieb ein Bordell, koitierte
mit seiner Schwester und seinen Kindern,
segnete die Spanische Inquisition ab."
Es ist für mich nicht vorstellbar, dass ein menschenähnlich denkender und
emotional schwer gestörter Gott schon seit Ewigkeiten existiert und Milliarden
von Galaxien sowie Tiere und Pflanzen aus dem Nichts hervorgezaubert hat. Versuche, auf diesen jähzornigen Gott durch sonntägliche Rituale einzuwirken und
ihm durch Predigten, Gesänge und Orgelklänge eine Freude zu machen, halte ich
für töricht. Zu glauben, ein unsichtbares höheres Wesen würde alle – zur Zeit
6.9 Milliarden - Menschen genau beobachten, strafend und belohnend in ihr Leben
eingreifen und für die Verstorbenen je nach Sündenregister Himmel oder Hölle
bereithalten, ist eines im 21. Jahrhundert lebenden Erwachsenen nicht würdig.
Mich beunruhigt, dass derzeit Milliarden von Menschen mehr oder weniger stark an
derartig kindischen Unsinn glauben.
Die Angst spielt oft die erste Geige,
der Christ ist metaphysisch feige.
Mein Entsetzen über die Gräuelmärchen, Widersprüche und Absurditäten der Bibel sowie über die schamlose Theolügie der amtlichen Deuter und Zeremonienmeister dieses blutrünstigen Versteckspielgotts hat sich in dem vorliegenden Band niedergeschlagen.
Die Reimbibel basiert auf der sprachgewaltigen Lutherbibel von 1912:
Die Einheitsübersetzung von 1999 formuliert zurückhaltender, aber auch diese
Version der Heiligen Schrift ist eine schreckliche Schrift:
www.bibleserver.com
www.bibel-online.net
"Der Klerus lehrt Dreifaltigkeit,
ich glaub, da geht er viel zu weit,
denn Vater, Sohn und Heil'ger Geist
sind ziemlich unterschiedlich meist.
Die Trinität kam ziemlich spät."
1.Konzil von Konstantinopel im
Jahre 381
Diese Sammlung jahrtausendealter Märchen, Sagen, Legenden, Erzählungen und
sonstigen Texte hat immer wieder Unheil über große Teile der Menschheit
gebracht. Die Bibel ist intolerant, erklärt Unvernunft zur Tugend und Zweifel
zur Sünde. Sie ist demokratie- und freiheitsfeindlich, ausländerfeindlich,
judenfeindlich, frauenfeindlich, kinderfeindlich, schwulenfeindlich und generell
lustfeindlich. Sie stimmt Menschen darauf ein, auch sonstigen im Brustton der
Überzeugung vorgetragenen Unsinn zu glauben: von heilenden Schwingungen in
homöopathischen Wässerchen und unseriösen Renditeversprechen bis hin zur Notwendigkeit, den Jüngsten Tag durch eine nukleare Vernichtung der „Reiche des
Bösen“ einzuleiten. Die ethischen Standards des 21. Jahrhunderts sollten nicht
auf irrsinnigen und oft grauenvollen, überwiegend von Nachbarvölkern übernommenen Geschichten der Eisenzeit beruhen.
"Männer, die die Haare schneiden,
könnte Jahwe einst nicht leiden.
Damals kamen die zu Tode,
doch nun ändert er die Mode."
Jeremia, 49 (32)
Ich würde mich besonders freuen, wenn diese „Bibelausgabe“ einigen religiös
indoktrinierten Jugendlichen helfen würde, den christlichen Aberglauben und
entsprechende Angst- und Schuldgefühle abzulegen. An sinnvollen Beschäftigungen mangelt es nicht auf unserem schönen, aber gleichzeitig auch furchtbaren und
stark beschädigten blauen Planeten. Den Himmel sollte man derweil den Engeln,
Spatzen und Theologen überlassen.
Ungläubige möchte ich ermuntern, sich in deutlicher Form gegen Diffamierungen
durch Christen, gegen berufliche Benachteiligungen und gegen die penetrante
religiöse Propaganda nicht-kirchlicher Zeitungen sowie der ARD und des ZDFs zu
wehren. (Zum „aggressiven
Atheismus“
reimbibel.de/G3.htm)
Skandalös ist auch die staatliche Bezahlung von Bischöfen, Religionslehrern,
Militärpfarrern und Mitarbeitern theologischer Fakultäten; kirchliche
Kindergärten werden übrigens nur zu etwa 10 Prozent und kirchliche Krankenhäuser
gar nicht von den Kirchen finanziert. Ungläubige Politiker/innen und andere
Prominente bitte ich, sich öffentlich zu ihrer Skepsis zu bekennen. Vor allem
gegen die religiöse Verblödung von Kindern und Jugendlichen sollten aber alle
vorgehen, die erkannt haben, dass Religionen grundsätzlich nicht harmlos sind,
sondern spalten und schon Kinder gegeneinander in Stellung bringen.
"In Städten und auch ländlich
da trieben's Priester schändlich.
Ministrant: "Ich habe gesündigt."
Priester: "Ja ich weiß."
"Wenn Geistliche Unzucht
treiben mit Nonnen, Müttern, Schwestern etc.,
so sollen die in den höheren Weihen befindlichen abgesetzt,
die in den niederen durchgeprügelt werden."
Konzil von Metz/F im
Jahre 753
Die
Internetseite
www.godchecker.com listet über 2850 Gottheiten auf:
"Die Liste habe ich gecheckt
und darauf keinen Gott entdeckt,
der so sympathisch wäre,
dass ich ihn nun verehre.
So leb ich ohne Religion,
ich brauche keinen Himmelslohn,
bekämpfe schwarze Lügen
und hab daran Vergnügen."
Es ist nicht
möglich, dass alle Religionen richtig sind, aber es ist möglich, dass alle
Religionen falsch sind.
Es hat Jahrhunderte lang einen erbitterten Streit darüber gegeben, welche
Schriften in die Bibel
aufgenommen werden sollen. Siehe auch
www.bibelkritik.ch
Zahlreiche Kirchen haben sich
von der römisch-katholischen Kirche bzw. von später entstandenen
christlichen Glaubensgemeinschaften abgespalten: die griechisch-orthodoxe Kirche
und zahlreiche Ostkirchen;
Lutheraner, Reformiert, Anglikaner; Presbyterianer, Kongregationalisten,
Methodisten, Baptisten, Quäker;
Zeugen Jehovas, Neuapostolische Gemeinden, Adventisten, Mormonen usw...
Die großen christlichen Kirchen bezeichnen die kleineren als Sekten.
www.reimbibel.de/L7.htm
"Cranachs Bild hat ein Problem:
Adam schuf der Herr aus Lehm.
Adam hatte keinen Nabel,
Nabel gab´s ab Kain und Abel."
1531
"Adam und Eva im Paradies (Sündenfall)"
von
Lucas Cranach d. Ä.
(1475-1553)
Prof. Dr. Wolfgang
Klosterhalfen
"Reimbibel:
Heitere Aufklärung über den christlichen Aberglauben“ 3. Auflage Books On Demand
2010
www.reimbibel.de
"Ich wünsche
mir, dies sei erlaubt,
dass ihr nicht mehr an Märchen glaubt
und merkt beim Lesen meiner Verse:
die Bibel heiligt das Perverse.
Wenn euch das jetzt erbost,
dann denkt euch nur getrost:
an Sündern, die so sprechen,
wird Er sich schon noch rächen.
Der Herr ist Rachespezialist,
nicht jeder ist ein guter Christ."
Aus: Prof.
Dr. Wolfgang Klosterhalfen:
„Reimbibel: Heitere Aufklärung über den christlichen Aberglauben“
3. Auflage Books On Demand 2010
"Die Kirche
muss die Wahrheit unterdrücken,
um in der Gesellschaft hoffähig zu bleiben."
Gerd
Lüdemann
(b.1946)
Professor für Neues Testament
an der Universität Göttingen
Quelle:
www.schulfach-ethik.de/ethik/Personen/gerdluedemann.htm
Dr.
phil. Karlheinz Deschner (1924-2014, deutscher Schriftsteller, Religions- u. Kirchenkritiker,
studierte Theologie, Literaturwissenschaft, Geschichte)
schreibt im "Nachwort" seines Buches
„Abermals
krähte der Hahn - Eine kritische Kirchengeschichte“
[btb 6. Auflage1996 (1962)]
"Ein protestantischer
Pastorensohn, der durch die Bemühungen seiner Frau konvertierte,
die sich inzwischen von der katholischen Kirche löste, während er nicht noch
einmal abfallen möchte,
sagte unlängst zu mir: "Man kann alles so und so betrachten". Ja, das
kann man.
Man kann aber auch die Quellen lesen und man
kann vergleichen, die Argumente der einen
mit den Argumenten der anderen Seite.
Dazu fordere ich auf.
Zunächst zum Studium der urchristlichen Literatur, besonders der Bibel, deren
Lektüre die Kirche, so sehr sie es auch heute bestreitet,
nicht zufällig dem
Volk Jahrhunderte lang verboten hat, während etwa ein Nietzsche von den
Evangelien schrieb, man könnte sie nicht behutsam genug lesen.
Dann studiere man
die Sekundärliteratur, und zwar die Arbeiten sowohl der historisch-kritischen, wie der katholischen oder traditionsfreundlichen protestantischen Theologen.
Ich animiere also noch nicht einmal zum Studium der antichristlichen
Wissenschaft. Es genügt für den Leser, der meiner Darstellung misstraut,
nur je
ein, zwei Bücher von historisch-kritischen christlichen Theologen, etwa von
Rudolf Bultmann [1884-1976, evang.Theologe,
Prof. f. NT, "Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung"], Martin Dibelius [1883-1947, Prof. f. NT] ,
Martin Werner [1887-1964],
Carl Schneider [1900-77, evang. Theologe], Hans Conzelmann
[1915-89, evang. Theologe] oder Fritz Buri [1907-95, Schweizer
Theologieprofessor]
einzusehen und sie zu vergleichen mit sehr viel mehr Darstellungen konservativer Theologen und Kirchengeschichtsschreiber.
Ich empfehle ganz
besonders die Lektüre katholischer Werke, vorausgesetzt eben, dass man sie wenigstens mit einigen Werken ihrer Gegner vergleicht.
Niemals kann man sich
besser von der historischen Wahrheit überzeugen,
als bei einer solchen
Konfrontation.
Meines Wissens verbietet keine freireligiöse oder atheistische Gemeinschaft ihren Mitgliedern
das Lesen katholischer oder protestantischer Schriften.
Warum aber die Verbote der katholischen Kirsche?
Warum der Index?
[Verbotene Bücher]
Warum der Antimodernisteneid? [Papst Pius X,
1. September 1910]
Warum die kirchliche
Druckerlaubnis?
Sind ihre Gläubigen und Theologen geistig weniger autark als die Anhänger ihrer
Feinde?
Nein, die Geschichte, die Logik und das Ethos richten sich zu eindeutig gegen
die Lehre und Praxis der Kirche,
weshalb sie die Aufklärung scheuen und die Lektüre kritischer Werke verbieten
muss, während ihre Gegner
es sich sogar leisten können, zum Studium des kirchlichen Schrifttums
aufzufordern.
Das ist ein Unterschied, den ich abschließend dem Nachdenken des Lesers
empfehle."
"Ich habe noch nie
von einem Menschen gehört,
der die Macht attackiert hat, ohne sie für sich zu wollen,
und die religiösen Moralisten sind darin die ärgsten"
Elias Canetti
(1905-1994 Zürich)
1981 Literatur-Nobelpreis
"Zwei Mängel haften den Gläubigen an:
zuviel Ignoranz, zuwenig Redlichkeit.
Verstockte, hartherzige und hart denkende
Christen wissen kaum etwas
von ihrer eigenen Konfession. Auch sind sie in der Mehrheit "Laien".
Einige wenige wissen zwar einiges, doch sie sind nicht redlich genug,
Konsequenzen daraus zu ziehen - ihre Religion aufzugeben.
Dem ersten Mangel, der Ignoranz, kann
dieses Buch begegnen,
indem es Fakten zum Nachdenken vermittelt.
Den zweiten Mangel kann es nicht beseitigen.
Wer unredlich denken und handeln will, wer gar durch seinen Brotberuf mit der
Unwissenheit
anderer spielt, wer also 'Kleriker' [Anhänger des Priesterstandes] ist, der ist
zwar bloßzustellen,
doch zu helfen ist ihm nicht.
Ein einschlägiger Text des Neuen Testaments - Lk 10,
30-37
beschreibt den Normalfall christlicher Nächstenliebe:
den Kleriker,
der an einem verwundeten Menschen vorbeigeht, ohne ihm zu helfen.
Geholfen hat dem "unter die Räuber
gefallenen" der barmherzige Samariter,
der von den so genannten Guten ausgestoßene Fremde.
Das ist eine zeitlose Geschichte.
Immer wieder sehen - nichts wissen wollen, nichts tun.
Millionen von Opfern, die das Christentum auf dem Gewissen hat, verdauen -
nichts bereuen.
Ein Sehen, das nicht hilft, ein Wissen, das nichts nützt.
Eine "Räuber- und Passantengesellschaft", eine christliche Gegenwart
...
Ein 'Anti-Katechismus' ist so lange notwendig, wie die Gründe, die er gegen
die Kirchen
und für die Welt nennt, ebenso wenig in den offiziellen Katechismus auftauchen
wie die Fakten aus Geschichte und Gegenwart des real existierenden Christentums.
Die Gewichte, die dieser
Anti-Katechismus setzt, sind freilich nicht nur eigen bestimmt.
Sie bemessen sich nach den Vorgaben der Kirchen.
Was diesen so wichtig ist, wie Geld, Macht, Krieg, greift unser Buch
ausführlicher auf und an
als die Nebenthemen des klerikalen Alltags wie Geist, Nächstenliebe, Gott.
Hoffentlich lässt sich niemand ins Bockshorn jagen
[in die Enge treiben,
einschüchtern,
verunsichern oder auf eine falsche Fährte locken]
von jenen, die Jahrhunderte
hindurch
mit Unwahrheiten bares Geld gescheffelt haben und es weiterscheffeln.
Hoffentlich ist der Mut derer groß genug, die sich nicht mehr anlügen lassen
wollen.
Hoffentlich verfliegt der Weihrauch. Hoffentlich wird eines Tages die Luft so rein, dass Menschen atmen können.
Wozu der Mensch da ist?
Gewiss nicht, um auf den Knien zu liegen und jene auch noch zu bezahlen,
vor denen er kniet, die ihn belügen und beherrschen.
Aus: Karlheinz Deschner,
Horst Herrmann:
„Der Anti-Katechismus: 200 Gründe gegen die Kirchen und für die Welt"
RASCH & RÖHRING 1991
"Nach
intensiver Beschäftigung mit der Geschichte des Christentums
kenne ich in Antike, Mittelalter und Neuzeit, einschließlich und besonders des
20. Jahrhunderts,
keine Organisation der Welt, die zugleich so lange, so fortgesetzt und so
scheußlich
mit Verbrechen belastet ist wie die christliche Kirche,
ganz besonders die römisch-katholische Kirche."
Aus: Karlheinz Deschner: „Oben ohne. Für einen götterlosen Himmel und
eine priesterfreie Welt.
Zweiundzwanzig Attacken, Repliken und andere starke Stücke“ S. 307, ROWOHLT 1997
****
"Wenn die Theologie sich nicht als
Werkzeug der Entmündigung versteht,
wenn stattdessen "Gott" eine Metapher dafür sein sollte,
dass sich Menschen einem Bemühen unterwerfen,
über alle Kulturen und über die endlose Reihe von Generationen hinweg Menschlichkeit zu bewahren, dann steht auch der Theologie - wie der Philosophie - ein Mitspracherecht
im gesellschaftlichen Diskurs über das zu, was Wissenschaftler tun
...
Die Zuständigkeit dafür aber, was Wissenschaft darf, wem sie zu dienen hat
und zu welchen Zwecken sie eingesetzt wird, besitzen keineswegs nur
Naturwissenschaftler,
sondern alle Mitglieder einer Gesellschaft.
Es ist das Recht und die Aufgabe aller gesellschaftlichen Gruppen, dafür zu
sorgen,
dass die Würde des Menschen auch im Bereich der wissenschaftlichen
Forschung gewahrt bleibt
und dass eine faire Teilhabe aller an den Nutzanwendungen der Wissenschaft sichergestellt wird."
Aus: Joachim
Bauer: „Das kooperative Gen: Evolution als kreativer Prozess“ S188f,
HEYNE 2010 (2008)
"Für
Menschen,
denen die Erde nichts mehr bietet,
wurde der Himmel erfunden."
Heinrich Heine
(1797-1857)
Deutschen Dichter, Schriftsteller, Journalist
****
"Was hat Christus die Welt gelehrt?:
Schießt einander tot;
hütet den Reichen die Geldsäcke;
unterdrückt die Armen, nehmt ihnen das Leben
in meinem Namen, wenn sie zu mächtig werden...
Die Kirche soll Schätze sammeln aus dem Leid ihrer Kinder,
sie soll Kanonen und Granaten segnen, Zwingburg um Zwingburg errichten,
Ämter erjagen, Politik treiben, im Verderben schwelgen
und meine Passion wie eine Geißel schwingen!"
Emil Belzner
(1901-1979)
Deutscher Journalist/Schriftsteller
in Karlheinz Deschner: "Abermals krähte der Hahn.
Eine kritische Kirchengeschichte" Seite 13. btb 6.Auflage 1996 (1962)
***
"Ein Esel stellt sich Gott als
Esel vor.
Der Papst stellt sich Gott als Mann vor."
Frau Prof. Dr. theol. Uta Ranke Heinemann
(1927-2021) -
1954 Promotion in katholischer Theologie, 1969
Habilitation als erste Frau in diesem Fach.
Wurde 1970 weltweit die erste Professorin für katholische Theologie.
1987 verlor Sie ihren Lehrstuhl für Neues Testament und Alte Kirchengeschichte
an der Universität Essen, weil sie an der Jungfrauengeburt Mariens zweifelte.
Ende 1987 erhielt sie einen unabhängigen Lehrstuhl für Religionsgeschichte an
der UNI Essen -
schreibt in Ihrem Buch „Nein und Amen.
Mein Abschied vom traditionellen Christentum“ im
20. Kapitel: "Mein Abschied
vom traditionellen Christentum" Seite 411-432, 8. ergänzte Auflage HEYNE
2007:
(Erstmals erschienen unter dem
Titel: „Nein und Amen. Anleitung zum Glaubenszweifel“ Hoffmann und Campe 1992)
"Es gibt lange Abschiede.
Manche dauern ein Leben lang. Zudem sind sie zunächst ganz leise, und man
bemerkt
sie am Anfang kaum. Ich war ein frommes Kind frommer, geliebter Eltern, und das
christliche Hochfest war für mich
das Weihnachtsfest ... Die goldene Geschichte [über das Christuskind] hatte
jedoch für mich kein Happyend.
Denn dieses Kind sollte am Ende einen schlimmen Tod sterben, und es sollte
diesen Tod für mich sterben -
wurde mir gesagt.
Dass aus einer Zaubergeschichte
eine Horrorgeschichte wurde, hat mich schon als Kind bekümmert.
Und nicht zuletzt das war ein Grund meiner späteren Abwendung vom gewohnten
Christentum.
Jesus ist für die Christen nur durch seinen Tod wichtig. Sein Leben tritt für
sie in den Hintergrund.
Wenn die Christen, statt den Tod Jesu zu zelebrieren, sein Leben befolgten, wäre
das besser.
Aber das christliche Glaubensbekenntnis, d.h. die offizielle Kurzfassung des
Christentums, auch Credo (= ich glaube) genannt,
sagt über Jesu Leben nichts:
Geboren von der Jungfrau Maria - gekreuzigt unter Pontius Pilatus.
Dazwischen eine Lücke. Jesus hätte genauso gut zu Hause sitzen und
Kreuzworträtsel lösen können,
für das Credo der Christen spielt es keine Rolle,
was er zu Lebzeiten sagte oder tat.
Nur eines hätte Jesus nicht gedurft: zu
hause friedlich sterben, denn wichtig ist den Christen nur die Art seines Todes,
und zwar sein blutiger und gewaltsamer Tod.
Das Christentum hat an die Stelle des Wortes Jesu
eine
Henkertheologie gesetzt und verherrlicht
einen Galgen ...
Die Christen jedoch sollten sich dafür interessieren, was Jesus damals sagte,
auch wenn sie das nur noch schwer feststellen können,
weil sie ihm vieles
nachträglich in den Mund gelegt und anschließend ihn mit Gold übermalt haben.
Es scheint mir, übrigens mit Rudolf Bultmann [1885-1976, evangelischer Theologe,
Programm der
Entmythologisierung der
neutestamentlichen
Verkündigung],
dass es vor allem zwei Dinge sind, die Jesus lehrte:
die Absage an die Vergeltung [Bergpredigt Mt 5, 39b-41 und
das Gebot der
Feindesliebe [Mt 5,44-48]
...
Die Absage an die Vergeltung und die Feindesliebe, das also hätte die offizielle
Kurzfassung des Christentums
sein sollen, nicht ein Glaubensbekenntnis, sondern eine Lebensregel. Wenn die
Kirchen den Menschen 2000 Jahre nur die zwei Worte:
"Keinen Krieg" oder
"keine Bomben" ins Herz geschrieben
hätten ...
das wäre der Weg zur Erlösung, d.h. Herauslösung aus dem Teufelskreis der
Vergeltungen gewesen, aber niemals das Blut ...
Und so bin ich fort gegangen, fort von Jungfraumutter und Henkervater, von dem
Gott mit den blutigen Händen ...
Ich wandte mich ab von den Theologen, die meine Wissenslücken mit ihrer
Verstandesfeindlichkeit und ihren
grausamen Märchen füllten und glaubte ihnen nicht mehr. Und ihr Buch, die Bibel,
war mir nicht mehr Gottes Wort.
Es wurde Menschenwort und tröstete mich nicht ...
Ich müsste jemanden finden, der gleichermaßen meinen Verstand und meine
Sehnsucht befriedigt, jemanden,
der mir klar macht, dass meine Sehnsucht nach einem ewigen, glücklichen Leben
jenseits des Todes,
nach einem Wiedersehen mit den vorausgegangenen geliebten
Vermissten, meinem Mann, mit meiner Mutter,
nicht auf leerem Wunschdenken beruht, auf meinem Sich-nicht-abfinden-Wollen
...
Außerdem, warum soll ich an Gott glauben, wenn ich weiß, dass es Gott gibt?
Und so habe ich also an Stelle des christlichen Glaubensbekenntnisses, von dem
mir nur der Anfang
und der Schluss verblieb (Gott und Ewiges Leben), allenfalls
Mein siebenfaches negatives Glaubensbekenntnis:
1. Die Bibel ist nicht Gottes-, sondern
Menschenwort.
2. Dass Gott in drei Personen existiert, ist
menschlicher Fantasie entsprungen.
3.
Jesus ist Mensch und nicht Gott.
4.
Maria ist Jesu Mutter und nicht Gottesmutter.
5.
Gott hat Himmel und Erde geschaffen, die Hölle
haben die Menschen hinzuerfunden.
6. Es gibt weder Erbsünde noch Teufel.
7.
Eine blutige Erlösung am Kreuz ist eine
heidnische Menschenopferreligion
nach religiösem Steinzeitmuster.
Und jetzt das Positive:
Gott, der Urheber des Universums, hat allen Menschen
- außer der goldenen Verhaltensregel, die da lautet:
"Menschlichkeit und wohlwollen" humanity and benevolence,
David Hume (+1776) -
die Sehnsucht nach einem
glücklichen Leben jenseits des Todes ins Herz geschrieben ...
"Das, was man von Gott
erkennen kann ... wird seit Erschaffung der Welt an den Werken der Schöpfung
durch das Denken wahrgenommen", sagen also die Christen selbst, weil es in
ihrer Bibel steht.
Aber sie halten sich nicht daran. Den Christen genügt solche Gotteserkenntnis
nicht.
Sie wollen mehr von Gott erkennen, als man von Gott erkennen kann. Sie wollen
nicht
die gottgegebenen Naturgesetze denkend wahrnehmen, sondern an Wunder glauben.
Darum errichten sie ihr christliches Märchengebäude und schauen sogar hinter das
Universum
direkt auf Gott selbst, ja sogar in Gott hinein (Dreifaltigkeit). Jedenfalls
behaupten sie, das zu können,
dank ihrer christlichen Sonderoffenbarung.
Nun darf zwar jeder Mensch so viel fantasieren wie er will.
Aber er darf nicht sein Phantombild Gottes allen anderen Menschen aufdrängen
...
Für uns, die wir, solange wir leben, immer nur das Universum, aber nie Gott
sehen können, ist das Universum
ein riesiger Knäuel, das wir immer mehr abwickeln, ohne in diesem kurzem Leben auch nur an das Ende
des Fadens, geschweige denn über den Faden hinaus zu gelangen. Gott selbst
können wir nicht ergründen. Er entzieht sich unserer Wissenschaft
...
Das Einzige, das Positive, was mir vom Christentum geblieben ist
... dieses
Einzige also ist
die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit den geliebten Toten
...
Oder ich kann sagen: Gott, der Urheber des Universums, hat von Anfang an allen
Menschen die Ewigkeit
ins Herz gelegt als eine Hoffnung, die tief in jedes Menschen Herz lebt, auch wenn
ein Gebirge von Hoffnungslosigkeit sich darüber zusammengefaltet haben mag
...
Dass es sich bei der Ahnenverehrung der Chinesen um eine Form der Familientreue,
um einen besonderen Familiensinn handelt, ist hierzulande zu wenig bekannt
...
Bei den Chinesen gilt gemäß konfuzianischer Lehre [Konfuzius +479 v.
Chr.]
die Liebe der Kinder zu ihren Eltern als das höchste
moralische Gebot ...
Das Christentum geriet ... mit dem
chinesischen Ahnenkult in Konflikt,
und zwar aus zwei Gründen.
Erstens, weil es infolge seiner Intoleranz geneigt war, fast alle
Ungetauften und Ungläubigen und Heiden,
also z.B. die toten Eltern und Großeltern usw. der Chinesen in die Hölle zu
verdammen, wobei sie sich
auf Augustinus (+430) beriefen, den für Katholiken und Protestanten maßgebenden
Kirchenvater, der seinerseits
sich auf das Neue Testament berief, z.B. auf ... Markus 16,16, Jesus sagt:
"Wer da glaubt und getauft wird,
der wird selig werden, wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." Dass
Jesus das gar nicht gesagt hat,
vielmehr diese Worte im später angefügten, unechten Markusschluss (MK16,9-20)
stehen, stört die Christen kaum.
Papst Johannes Paul II [1920-2005, Amtszeit: 1978-2005] jedenfalls schreibt in
seinem Neuen Weltkatechismus ... :
"Die Kirche kennt kein anderes Mittel als die Taufe, um den Eintritt in die
ewige Seligkeit sicherzustellen" (Nr.1257).
Diejenigen Chinesen also, die ihren Eintritt in die ewige Seligkeit
"sicherstellen" wollen - allerdings nicht so sehr,
um dort ihre verstorbenen Eltern und Ahnen zu treffen, die ja alle ungetauft
verstarben -
die lassen sich sicherheitshalber taufen.
Der zweite Grund betrifft speziell die katholischen Missionare. An die
Stelle des Ahnenkults ist bei ihnen
der Heiligenkult getreten, und die Heiligen sind fast ausschließlich
jungfräulich und somit nicht Ahnen.
Priestern, Mönchen und Nonnen ist jeglicher Ahnenkult fremd, denn sie betrachten
es als besonders gottwohlgefällig,
dass mit ihnen eine Kette der Ahnen abbricht und zu Ende geht, und sie setzen
alles daran, auf keinen Fall eine Familie
zu gründen, hüten sich vielmehr davor wie vor ihrem schwersten Fehltritt, nicht
zuletzt mit Berufung auf Jesu Wort:
"Wenn jemand zu mir kommt und nicht seinen Vater und seine Mutter und sein Weib
und seine Kinder und seine Brüder
und seine Schwestern ... hasst, kann er nicht mein Jünger sein" (Lk 14,26).
Es handelt sich hier um einen jener ehe- und familienfeindlichen Sprüche, die
Jesus in den Mund geschoben wurden, ursprünglich aber von der Qumran-Sekte
stammen ... In der katholischen Kirche mit ihrem Zölibatswahn,
ihrer Sexualfeindlichkeit, ihrer Verehrung von lauter jungfräulichen Heiligen, deren größte Heilige sogar als Mutter noch jungfräulich blieb,
haben diese
familienfeindlichen Sprüche eine fortdauernde Gefolg- schaft gefunden.
"Die Heilige Familie" des
Papstes besteht aus drei Singles eigener Art: einer Jungfrau, einem Mann, der
nicht der Vater ihres Kindes ist,
und einem Eingeborenen, dessen jüngere
Geschwister, nämlich vier namentlich bekannte Brüder und mehrere nicht
namentlich bekannte Schwestern
(Mk 6 und Mt 13), sämtlich theologisch
abgetrieben wurden, weggesprayt
mit einem antisexuellen Insektizid.
Die chinesische Verehrung der Ahnen wurde
von katholischen Missionaren
und Päpsten jahrhunderte lang als "Götzendienst" verfemt im so genannten
"Ritenstreit".
Ahnentafeln, d.h. Tafeln mit Namen oder Bildern von Ahnen, wurden
als "Götzenbilder" bezeichnet und verboten, Verbeugungen vor einem Sarg mussten
unterbleiben,
allenfalls "etwas zur Seite" geschehen, damit sie nicht dem Toten galten und Götzendienst bedeutet hätten.
Im Laufe dieses Ritenstreites vertrieben die Chinesen 1724 die katholischen Missionare aus China.
Der französische Adelige, Jesuit und Chinamissionar Joseph-Anne-Marie de Moyriac
de Mailla (+1748 in Peking),
hervorragender Kenner der Lehren des Konfuzius und der chinesischen Kultur und
Wissenschaft und vergeblich
um Verständnis
für die chinesische Ahnenverehrung bemüht, schreibt in einem
Brief vom 16. Oktober 1724 über das Scheitern der Chinamission,
dass die
Chinesen das Christentum ablehnen "wegen seiner Empfehlung der Jung- fräulichkeit
und seiner Vernachlässigung der Ahnenverehrung".
Im Verlauf der Vertreibungen
der Missionare warf während einer Audienz im Jahr 1732 Kaiser Yong-tsching den
christlichen Missionaren vor,
sie ehrten die Ahnen nicht, und "eine solche
Gottlosigkeit könne nicht geduldet werden. (Ludwig v. Pastor, Geschichte der
Päpste, Bd. XV, 1930, s. 729) ...
So viel zum Konflikt des Christentums mit dem chinesischen Ahnenkult, zur
Intoleranz der Christen
gegenüber einer humaneren
Jenseitshoffnung ...
... die Gottheit des Sohnes wurde
325 auf dem Konzil von Nicäa,
die Gottheit des Heiligen Geistes
381auf dem Konzil von Konstantinopel
festgelegt. Die Christen wissen also jetzt, dass Gott einer ist und in drei Personen
existiert.
Sokrates hingegen wusste, dass er nicht weiß, wobei Nichtwissen und Wissen, dass
man nicht weiß,
durchaus nicht dasselbe ist. Ein Zeichen menschlicher Beschränktheit hingegen
ist es, sich Gott, dem Unendlichen, mit Zahlen (eins, drei) nähern zu wollen. Die
Selbstzufriedenheit der monotheistischen Religionen
ist völlig unangebracht, insofern sie nur die irdische Hackordnung
einschließlich männlicher Überlegenheit und das Jenseits kopieren
...
"Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen"
(Mk 12,27)"
****
Worin die "Sünde"
wider den Geist besteht
Die Unfähigkeit des Menschen,
seinen Ursprung und sein ganzes Wesen in GOTT zu erkennen, sein Gefühl, von
der göttlichen Quelle abgetrennt zu sein, und
seine irrige Auffassung, die von Menschen aufgestellten Gebote seien
göttliche Gebote - dies und nichts anderes ist die ERBSÜNDE. Sie ist der
Abfall des Menschen von seiner Bestimmung, der Verrat seines GÖTTLICHEN ERBES, dessen Hüter er ist. Unser Erbe sind HARMONIE und LIEBE, GESUNDHEIT, FRIEDEN und FÜLLE. Der
"gefallene Engel", der "Sturz aus dem Himmel", "Luzifers Fall" bedeuten ein und dasselbe:
den Sturz aus Harmonie, Frieden, Schönheit und
Liebe, den Sturz aus dem Zustand der Begnadung.
Verstehen Sie unter dem "Himmel" die unsichtbare
göttliche Weisheit, in der Sie leben, sich bewegen und ihr ganzes
Sein, Ihren Seelenfrieden haben. Wie wahr ist doch das alte Wort:
"Selbstvergebung ist der Himmel, Selbstverurteilung ist die Hölle." Jesus sagte:
Dieweil ich bei ihnen war in der Welt, erhielt ich sie in deinem Namen.
Die du mir gegeben hast, die habe ich bewahrt, und ist keiner von ihnen
verloren, außer dem verlorenen Kind, auf daß
die Schrift erfüllet würde (Joh 17,12).
Sie
selbst erhalten alles, wenn Sie in seinem Namen, im Namen GOTTES, sich voll
Überzeugung das vergegenwärtigen und bekräftigen, was Sie sein wollen. Wenn Sie
zum Beispiel krank sind, bekräftigen Sie: "Ich
bin gesund. Ich danke GOTT." GOTT ist
allgegenwärtig. Er wohnt Ihnen inne, seine Weisheit, seine Heilkraft. Was Sie im
Vertrauen auf die GÖTTLICHE HEILKRAFT erflehen, wird Ihnen zuteil werden.
Unter dem im vorstehend zitierten Johanneswort
genannten "verlorenen Kind" sollten Sie den FEHLGLAUBEN verstehen,
das Leben müsse mit Armut und Leid, mit Glück- losigkeit und Krankheit
verbunden sein. Erst dieser Glaube an Verlust
bringt Verlust in Ihr Leben.
Die IDEE GOTTES ist LIEBE, FREUDE und FÜLLE.
GÖTTLICHES kann nicht verlorengehen. GOTT verliert sich nicht. Und GOTT ist
Ihr Leben, Ihre Wirklichkeit. Er wohnt Ihnen
kraft Geistes, Geist von seinem Geiste, inne.
So
kann zwar geschehen, daß Sie die Gesundheit, den Frieden, die Freude oder den
Wohl- stand verlieren; dann müssen Sie Ihre Einstellung, Ihre Überzeugungen
ändern. Sie könnnen sich jederzeit an die UNENDLICHE QUELLE wenden, die nie
versiegt, an die GOTTES-
KRAFT in Ihnen, die alles heilt.
Von dem Ihnen
innewohnenden GEIST GOTTES ist auch die Rede in
dem - falsch verstanden so unbegreiflich hart anmutenden - Markuswort (3,29):
Wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung ewiglich,
sondern ist schuldig des ewigen Gerichts. Den dem
Menschen inne- wohnenden Geist Gottes zu
leugnen und zu mißachten, das heißt lästern im
biblischen Sinn, und sündigen bedeutet die
einzige, die große Bestimmung des Menschen verfehlen, die Harmonie und
Freude, Gesundheit und Frieden ist.
Gegen den
HEILIGEN GEIST verstoßen Sie, wenn Sie nicht erkennen, daß
GOTT allgegenwärtig und deshalb auch in Ihnen ist,
GOTT als Inbegriff des unendlichen Geistes, an dem Sie teilhaben.
Es gibt keine andere Macht als die des Geistes. Wenn Sie äußeren Umständen Macht
zuerkennen, beten Sie falsche Götter an. Eine unverzeihliche Sünde gibt es
nicht.
Aus: Dr. Joseph Murphy (1898-1981, Amerikanischer Philosoph, Psychologe, Vertreter der Neu-Geist Bewegung, New Thought): “Wahrheiten, die Ihr Leben verändern“ (These Truths Can Change Your Life 1982) Kapitel 2: Haben Sie einen freien Willen oder nicht? Worin die "Sünde" wider den Geist besteht S.37ff Arkana Goldmann 1992 (1985)
****
"Die Bibel ist
das am meisten überschätzte Buch der Weltliteratur.
Weil sie die grundlegenden Schriften der bislang noch größten Weltreligion
enthält und in hohen Auflagen
in fast allen Sprachen gedruckt wird, schreiben selbst der Kirche Fernstehende
diesem Buch eine gewisse
inhaltliche Qualität zu. Die Bibel profitiert von einem Klassikerkult, die auch
denen Respekt abnötigt,
die selbst gar keine Christen sind. Sie wird gelobt, obwohl die meisten sie kaum
gelesen haben.
Und geschichtliche Wirkung hat sie ja auf alle Fälle gehabt.
Doch bedeutet geschichtliche Wirkung nicht immer auch
inhaltliche Qualität.
Und so ist es ein hartnäckig sich haltendes Gerücht, dass sie Bibel eine
wertvolle Lektüre sei,
dass sich in ihr nicht nur Glauben, sondern auch ein werthaftes Ethos spiegele,
dass sie Orientierung
und Sinnhaftigkeit vermitteln und dass sie deshalb besonders auch
Heranwachsenden
empfohlen werden könne.
Doch dies ist falsch oder stimmt zumindest heute nicht mehr.
Wir haben es bei den Schriften des Alten und des Neuen Testaments mit antiken Texten zu tun,
die mit unserer Zeit und unserer Gesellschaft nicht nur nichts mehr zu tun
haben, sondern die an unzähligen Stellen
elementaren Grundsätzen einer modernen und freiheitlichen Rechts- und
Gesellschaftsordnung widersprechen.
Viele Handlungsmuster und Prämissen der Bibel sind über weite Strecken für den
heutigen Menschen
nicht nur unbrauchbar geworden, die Bibel zeigt an vielen Stellen geradezu
beispielhaft, wie man nicht handeln sollte.
Man kann ihr daraus nicht einmal einen Vorwurf machen.
Denn
die Bibel ist ein Relikt aus einer anderen Zeit,
Überbleibsel einer Epoche und eines Paradigmas,
welches zu Recht auf den Schutthaufen der Geschichte gehört.
Der Begründung dieser These sind die ersten Kapitel dieses Buches gewidmet, die
den Blick freigeben
auf manches Abgründige, Erschreckende und Absurde in den
Heiligen Schriften der Christenheit.
Das Ansehen und der Einfluss der Kirchen war schon einmal größer ... es
laufen ihr die Gläubigen davon.
Dagegen erfreut sich die Person Jesus, ihr angeblicher Gründer, weiter
ungebrochener Sympathie,
sogar bei ausgewiesenen Kirchengegnern oder Anhängern der esoterischen
Subkultur.
Jesus ja, Kirche nein - mit dieser
Kurzformel kann man die Haltung vieler Zeitgenossen umreißen ...
Doch war seine Botschaft wirklich so gut?
Eignet er sich wirklich als Vorbild oder gar als anzubetender Gott?
Die historische Forschung ist sich weitgehend einig, dass
der Jesus,
wie ihn die Kirchen verkündigen und wie er teilweise schon in der Bibel
verkündet wird,
so niemals existiert hat.
Prozess und
Kreuzigung Jesu
Aus:
www.bibelkritik.ch/jesus/f12.htm
Leider
gibt es keinen Augenzeugen, (auch keinen biblischen) der der Nachwelt einen Bericht über die angebliche Kreuzigung
Jesu hinterlassen hat.
Niemand weiß also mit
Sicherheit, wie Jesus wirklich ums Leben gekommen ist - immer vorausgesetzt, er hat überhaupt gelebt.
Kein einziger
Bibelschreiber
behauptet von sich selbst, der Kreuzigung beigewohnt zu haben. Alle
berichten nur vom Hörensagen und das Jahrzehnte
später.
Wie schon so oft, weiß
auch keiner der vielen Geschichtsschreiber
außerhalb der Bibel etwas über das berühmteste Todesurteil der
Weltgeschichte. Philon von Alexandrien (etwa 20 v.u.Z.- 50 n.u.Z.), ein
jüdisch hellenistischer Theologe und Philosoph, prangerte in einer Schrift
etliche ungerechtfertigte Hinrichtungen durch Pontius Pilatus an,
erwähnte aber die eines Jesus aus Nazareth nicht.
Der römische Historiker
Tacitus (55-115 n.u.Z) bereiste das Heilige Land ausgiebig und hinterließ eine detaillierte Beschreibung der Ereignisse jener Zeit.
Leider geht auch er mit
keiner Silbe auf die Verurteilung und
Kreuzigung eines gewissen Jesus ein.
|
Der
Schriftsteller Plinius der Ältere (23-79 n.u.Z.) hätte ein solches Ereignis
in seiner in 37 Bänden erhaltenen "Naturalis historia" ebenfalls erwähnt,
wäre es wirklich vorgefallen. Die Kreuzigung eines Mannes namens Jesus kann
also, historisch gesehen, im besten Fall ein
unbedeutendes Ereignis am Rande eines religiösen Festes gewesen sein.
Weltweit existiert auch
kein einziger Bericht über Phänomene wie
plötzliche Finsternis, zerrissene Felsen oder auferstehende Tote. Nur in der
Bibel lesen wir, was alles in jener Minute geschah, als Jesus verstarb (Mt
27,52): "Die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten
sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf."
Die Evangelisten Markus
und Lukas glaubten sogar zu wissen, dass die Sonne kurzzeitig ausgeschaltet worden sei (Mk 15,33): "Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über
das ganze Land bis zur neunten Stunde."
Solche Überlieferungen
gehörten damals zum volkstümlichen Glaubensgut und wurden bei Geburt und Tod
besonderer Persönlichkeiten geradezu erwartet. Schon der römische Dichter
Vergil [Publius Vergilius Maro (70 - 19 v. Chr.] hatte behauptet, bei Caesars
Tod (100 – 44 v. Chr.) habe sich die Sonne verfinstert.
|
|
Wie die Bibel das am meisten überschätzte Buch der Weltliteratur ist,
dürfte Jesus die am meisten überschätzte Person der Weltgeschichte sein.
Wer Jesus wirklich war und was man heute wissenschaftlich verantwortbar über ihn
sagen kann,
soll deshalb in einem zentralen Kapitel über ihn festgehalten werden ...
Die Ergebnisse sind für Gläubige und auch seine profanen
Verehrer nicht immer angenehm.
Nicht jeder möchte das so genau wissen.
Was hat die Kirche aus Jesu Lehre gemacht?
Hat er überhaupt eine tragende Rolle gespielt bei der Ausgestaltung der Kirche
und ihrer Glaubenssätze?
Hat die Kirche auf ihn Rücksicht genommen?
Oder kam ihm bei der Aufführung der theologischen Oper nur die Rolle des
Hausmeisters zu?...
Das Christentum wird ... als Quelle der Ethik und als Grundlage für eine moderne
Gesellschaft
bei Weitem überschätzt ...
Die Frage der Entscheidung stellt sich nun gar nicht mehr,
sondern nur noch die Frage, ob man persönlich bereit ist,
diese Ergebnisse [durch die Forschung]
zu akzeptieren oder vor ihnen die Augen zu verschließen ...
Das starre Festhalten an überlieferten und angeblich ewigen und heiligen
Glaubenssätzen
trotz des klaren Nachweises deren historischen Gewordensein, das Behaupten einer
Scheinwelt
neben der empirisch erfahrbaren Welt, gar die Erwartung einer Hölle mit ewigen
Qualen
oder eines Paradieses (mit oder ohne Jungfrauen) samt eines Lebens nach dem
Tode;
dies hat durchaus wahnhafte Züge ...
Nach anfänglicher Irritation wurde das Leiden und Sterben Jesu für die Christen
bald zum zentralen Inhalt
ihrer Verkündigung. Die Katastrophe, die Niederlage am Kreuz wurde zu einem Sieg
umgedeutet.
Mit einem nur lehrenden und nur Wunderwirkenden Jesus wäre die frühe Kirche
nicht weit gekommen,
mit einem für unsere Schuld gestorbenen und wieder auferstandenen Gott trat die
neue Religion
ihren Siegeszug in der damals bekannten Welt an. Mit dem Leiden ihres Herren
begann aber auch das Leiden
seines Volkes, mit Golgatha nahm aber auch der christliche Antijudaismus seinen
Anfang ...
Der Tod des vermeintlichen Messias (wie ihn die Judenchristen sahen) oder des
Sohnes Gottes (als den ihn bald
die Heidenchristen verehrten) reichte freilich als Grundlegung dieser neu
entstehenden Weltreligion nicht aus.
Der Symphonie fehlte noch der Paukenschlag, damit sie sich nachdrücklich im
Gedächtnis festsetzen konnte.
Richtig interessant wurde Jesus erst nach seinem Tod, als seine Anhänger ihn als
Auferstandenen verkündigten.
Solange er nur ein Getöteter war, haftete der Makel des Gescheiterten an ihm,
als man ihn aber als Auferstandenen verkündete,
wurde er zu einem Sieger. Und
Sieger haben zu allen Zeiten die Menschen magisch angezogen.
Auch wenn die Kirchen später aus theologischen Gründen das Kreuz als die
entscheidende Heilstat bezeichneten
und die Auferstehung eher nachordneten, wurde die behauptete Auferstehung Jesu
zum archimedischen Punkt des Christentums ...
Bedenklicher ist da schon der Umstand, dass es für die Auferstehung Jesu
keinerlei neutrale Zeugen gibt.
Alle, die seine Auferstehung bezeugen, waren seine Anhänger und Jünger. Diese
mangelnde Beglaubigung ist schon
in der Antike aufgefallen. So bemerkt Porphyrius [3.Jhd.n.u.Z.], der wohl
bedeutendste Christentumskritiker der Antike:
"Wenn der auferstandene Christus sich angesehenen Männern offenbart hätte, dann
wären durch sie alle
zum Glauben gelangt, und kein Richter hätte sie [die Jünger] als Erfinder
absonderlicher Märchen verurteilt."
(Makarios II, 14, nach der Harnack'schen Zählung)
Man mache sich das klar:
Geschen ist die nach Meinung der Christen entscheidende Wende der
Weltgeschichte,
und der auferstandene Herr macht sich (nach Lukas noch am
gleichen Tage) davon wie ein Dieb in der Nacht,
nachdem er sich nur einigen
seiner engsten Anhänger gezeigt hat. Besonders vertrauenswürdig ist das nicht
gerade.
Der Theologe Origenes [2./3.Jhd.n.u.Z] wusste sich gegen den
Christentumskritiker Celsus [Kelsos, spätes 2.Jhd.n.u.Z] nur zu helfen,
indem er
meinte, die anderen Menschen hätten den Anblick seiner verklärten Erscheinung
nicht ertragen können. (Origenes, contra Celsum 2/63,64)
Und spätere Christen
machten aus der Not eine Tugend und betonten, es komme ja auf den Glauben an, zu
viel Wissen sei da gar nicht gut.
Mit den vielgestaltigen Geheimnissen des
Glaubens geht vor allem die katholische Kirche heute noch hausieren.
Es hilft nichts, wenn Theologen immer wieder versichern, dass der Glaube sich
nicht von historischen Fakten abhängig machen dürfe,
dass dies dem Glauben
gerade widerspreche und dass es auf die persönliche Entscheidung ankomme.
Denn vor Fakten kann auch kein Glaube die Augen verschließen, wenn er nicht sich
und seinen Träger auf Dauer lächerlich machen will.
Es
wäre absurd, trotzig noch an der Scheibenform der Erde festzuhalten, nachdem
diese widerlegt ist.
Historische Erkenntnisse haben natürlich nicht die gleiche Dichte wie
natur- wissenschaftliche.
Doch verlangt die intellektuelle Redlichkeit dennoch das
Eingeständnis, dass die Fundamente des Christentums nicht nur brüchig sind,
sondern nie wirklich existiert haben. Das Christentum insgesamt mit seiner
Geschichte und seiner Dogmatik
entpuppte sich als weltgeschichtlicher Irrtum, als folgenreicher Selbstbetrug, als eine weltanschauliche Luftnummer
Dass die Kirchen dies nicht zugestehen können, ist verständlich.
So wie jeder
Anhänger einer Religion, wäre er mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert, dies
bestreiten würde.
Es darf vermutet werden, dass auch andere Religionen keine
ausreichende Legitimation haben,
würde man sie nur einmal kritisch daraufhin
befragen." ...
Heinz Werner Kubitza
(Dr. theol., Tectum Wissenschaftsverlags Inhaber):
Aus:
„Der Jesuswahn. Wie die Christen sich ihren Gott erschufen.
Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung“
Auszugsweise aus: Vorwort Seite 9-13; Wer ist schuld am Tod Jesu - Die Anfänge des
christlichen Judenhasses? Seite 162;
Die Auferstehungslegenden - Hypothesen zum Urmirakel des Christentums Seite
176,179;
Das Christentum als weltgeschichtlicher Irrtum - Ein Zwischenfazit Seite 228f
TECTUM Verlag 2011 www.tectum-verlag.de
"Religiöser Glaube ist die persönliche Übernahme und Einwilligung in ein meist
traditionelles System von Fremdbestimmung. Statt selbst zu leben, übernimmt der Gläubige ein
Modell des Lebens und ordnet sich diesem unter. Da jeder religiöse
Glaube letzlich auf Phantasien und Wahnvorstellungen beruht, hat der
religiöse Glaube zumindest eine tendenzielle Neigung zu neurotischen und
pathologischen Kategorien [Aussagen, Eigenschaften, Anklagen] ...
Aberglaube war lange ein Kampfbegriff, mit dem eine Religion sich von anderen
abgrenzte. Besonders das Christentum hat von diesem Begriff regen Gebrauch
gemacht. Schon im Kampf gegen die polytheistischen Gottheiten der Antike
meinte das Christentum sich mit diesem Begriff von diesen absetzen zu können.
Auch bei Religionen, die das Christentum etwas ernster nahm, bei
Judentum und Islam, grenzte man den eigenen Glauben von deren Aberglauben ab
... Das Interessante daran ist, dass die Gläubigen mit diesem Kampfbegriff im
Wesentlichen durchaus richtig liegen. Das Wort "Aberglaube" erkennt richtig,
dass Menschen sich irrige oder absurde Vorstellungen über Gott und die Welt
machen, die einer kritischen Überprüfung nicht standhalten. Sie leben ein Leben
unter falschen Voraussetzungen, unterwerfen sich erfundenen Göttern, scannen
die Wirklichkeit nach Zeichen und Wundern, die als Bestätigung dessen dienen,
wozu sie sich bekannt haben ...
Glaube ist Aberglaube, das müssen
deshalb selbst Gläubige im Prinzip zugestehen. Ausgenommen ist für Sie
lediglich die eigene Religion, der Sie die Deutungshoheit über Ihre Welt
einräumen. Denn diese halten Sie ja für etwas Besseres ...
Heinz Werner Kubitza
(Dr. theol., Tectum Wissenschaftsverlags Inhaber)
Aus: „Der Dogmenwahn: Scheinprobleme der Theologie. Holzwege einer angemaßten Wissenschaft“
Der Glaube, Seite 71, Glaube ist Aberglaube,
Seite 79f TECTUM Verlag 2015
***
"Doch überall habe ich festgestellt,
dass die Menschen sehr gerne fabulieren, um der Wirklichkeit
nicht ins Auge sehen zu müssen. Die Erfindung von irgendwelchen himmlischen
Paradiesen wäre halb so
schlimm, bezahlte man dafür nicht einen hohen Preis: das Vergessen der
Wirklichkeit, und damit die
schuldhafte Vernachläs- sigung der einzigen realen Welt. Dort, wo der Glaube die
Immanenz - d.h. einen selbst -
missachtet, da versöhnt die Atheologie mit der Erde, die ja eine andere
Bezeichnung für das Leben selbst ist ...
Ich verachte die Gläubigen nicht ... aber die Tatsache, dass sie die
beruhigenden, kindhaften Vorstellungen
den grausamen Gewissheiten der Erwachsenenwelt vorziehen, bringt mich zur
Verzweiflung.
Der besänftigende Glaube erhält also gegenüber der beunruhigenden
Vernunft den Vorzug,
auch wenn der Preis dafür ein ewiger Infantilismus
ist ...
Daher empfinde ich, was seit jeher in mir aufsteigt, wenn sich
Selbstentfremdung vor meinen Augen
so deutlich abzeichne: ein starkes Mitgefühl für den Getäuschten, verbunden mit
einer unbändigen Wut
gegen diejenigen, die so beharrlich täuschen ...
Die Leichtgläubigkeit der Menschen übersteigt jede Vorstellung
...
Man beschäftigt sich lieber mit Fabeln, Fiktionen, Mythen und Kindergeschichten,
als dass man
die grausame Wirklichkeit bloßlegt und so gezwungen wäre, die tragischen
Tatsachen dieser Welt zu ertragen.
Um den Tod zu bannen, klammert der homo sapiens ihn kurzerhand aus.
Um
das Problem nicht lösen
zu müssen, unterdrückt er es. Sterben zu müssen betrifft
nur die Sterblichen.
Der Gläubige - naiv und einfältig wie er ist -
weiß, dass er unsterblich ist und den Weltuntergang überleben wird ...
Atheologie ... eine Gegenbewegung zur Theologie, die den Diskurs über Gott noch
einmal aufrollt
und dessen Mechanismus genauer untersucht, um die Kehrseite
eines vom Monotheismus
durchdrungenen Welttheaters zu entdecken."...
Aus: Michael Onfray: „Wir brauchen keinen
Gott. Warum man jetzt Atheist sein muss“ Seite 18,19,20
(Traité d’athéologie. Physique de la métaphysique Traite 2005) PIPER 5.Auflage
2010 (2006)
***
"Man kann und müsste
eigentlich, insbesondere als Intellektueller, Wissenschaftler,
gar als "Professor" (= Bekenner!), über spezifische religiöse Aussagen reden,
etwa wenn sie inhuman-archaische Inhalte implizieren
und/oder klar erkennbaren Tatsachen widersprechen, insbesondere dann,
wenn, wie heute weltweit unverkennbar in den großen Buchreligionen,
fundamentalistische Strömungen erstarken und die mühsamen und mit großen Opfern
errungenen humanen Fortschritte und menschlichen Grundrechte bedrohen!
Dieses "Flaggezeigen" ist indessen heute nicht "in".
Klare, eindeutige Aussagen in religiösen Dingen sind heute nicht gefragt.
Man larviert lieber."
Franz Buggle
(1933-2011)
Prof. Dr. f. klinische Psychologe, Religionskritiker
Aus:
„Denn sie wissen nicht, was sie glauben.
Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann.
Eine Streitschrift“
Alibri Verlag, überarbeitete und erweiterte
Neuauflage 2004 (1992) Seite 360
"Einen Gott, der Eroberungskriege inklusive der ausdrücklich angeordneten
Hinschlachtung von Kindern, Frauen
und Greisen befiehlt,
der eine inhuman grausame Blutjustiz immer wieder
eindringlich fordert und die extrem grausame Hinrichtung seines eigenen Sohnes
als Sühneopfer
ausdrücklich wünscht, der Teilgruppen und Minderheiten wie etwa
Frauen und Sklaven diskriminiert, der die Ausrottung Andersgläubiger befiehlt,
Geisteskrankheit auf Besessenheit zurückführt oder ewige (!) Höllenstrafen
androht,
einen solchen Gott, auch wenn er, extrem widersprüchlich, an
anderer Stelle Nächstenliebe, ja sogar Wehrlosigkeit fordert,
als höchstes
absolutes Vorbild und Verhaltensmodell zu propagieren, scheint (mir) schwer zu
rechtfertigen:
Die Geschichte hat ja gezeigt, wie sehr der Mensch dann auch
darin zum Ebenbild Gottes wurde [8].
Dass die Bibel als Gottes Wort teilweise auch historisch, nicht nur
naturwissenschaftlich, die Unwahrheit sagt, z.B. auch in der so beliebten
Weihnachtsgeschichte -
Erfindung einer Volkszählung als Arrangement, den
Geburtsort Jesu nach Bethlehem, von wo der Messias kommen sollte, zu verlegen -, sei nur am Rande vermerkt.
Diese sehr harten Aussagen müssen, eben weil
sie unserem gegenwärtigen teils nebelhaft verunklarten, teils dezidierten
Klima ungebrochener Bibelverehrung krass widersprechen, ins Gesicht
schlagen, im einzelnen belegt werden ...
Die Bibel beinhaltet und propagiert an
erschreckend zahlreichen Stellen und in ausgeprägter Weise
eine
Tendenz zu archaisch grausamer Gewalttätigkeit, und zwar sowohl gegen
Fremdgruppen, "Outgroups" ("Feinde", Andersgläubige usw.), wie auch gegen
von den je eigenen Glaubensvorstellungen und Verhaltensnormen abweichende
Mitglieder der eigenen Gruppe
...
In der Tat müsste man sehr vieles
wegnehmen, um die Bibel vor einem auch nur bescheidenen Maßstab heute zu
fordernder Humanität und ethischer Minimalstandards bestehen zu lassen,
insbesondere hier im Kernstück des Alten Testaments, den fünf Büchern Mose (aber
keineswegs nur in diesen und keineswegs auch nur im Alten Testament, wir werden
das noch zeigen); denn diese hier nur an wenigen Beispielen aufgezeigte Gesinnung der Gewalttätigkeit gegen Außengruppen (Fremdvölker, Andersgläubige,
Abweichende) findet sich immer wieder und erschreckend häufig in den biblischen
Texten: Man sollt auch diese Aussage nicht ungeprüft hinnehmen, sondern sich
durch eigene Lektüre überzeugen.
Tatsächlich scheint das heute noch bestehende hohe Ansehen der Bibel außer auf
den durch Angstinduktion gestützten psychologischen Strategien frühkindlicher
Indoktrination auf einer hochselektiven, einseitigen Darbietung positiver
Bibelstellen zu beruhen, nicht zuletzt auch durch die Tatsache ermöglicht, dass
nur eine ganz verschwindende Zahl von Christen die Bibel in ihrem vollständigen
Text selbst liest und sich nicht nur mit hochselektiven Ausschnitten in
Gottesdiensten und in Bibelunterweisungen begnügt.
Aber schon diese Auswahl scheint den Kirchen und Bibelanhängern nicht geringe
Schwierigkeiten zu bereiten. Denn auch unter den für Liturgie und
Bibelunterweisung ausgewählten Stellen findet sich bei näherem Hinsehen auf die
Originaltexte und deren Einbettung diese Grundeinstellung der Gewalttätigkeit und der kaum gezügelten Tendenz zur Vernichtung von menschlichem Leben;
so z.B. auch bei der so gut wie in allen Schulbibeln als alttestamentarisches
Vorbild der neutestamentlichen Erlösung immer wieder dargestellten Herausführung
Israels aus Ägypten: nicht nur betont Gott immer wieder, dass er das Herz des
Pharao "verhärtet" habe, damit er das Volk Israel nicht ziehen lasse,
damit er diese "Zeichen" unter ihnen vollbringen konnte (Ex. 4;21 u. 10; 20
u.a). Eines dieser "Zeichen", das Jahwe ankündigt und vollbringt:
"So spricht Jahwe: Um Mitternacht will ich mitten durch Ägypten gehen. Dann wird
jeder Erstgeborene in Ägypten sterben, vom Erstgeborenen des Pharao, der auf dem
Thron sitzt, bis zum Erstgeborenen der Magd an der Handmühle und bis zu
den Erstlingen unter dem Vieh. Geschrei wird sich in ganz Ägypten erheben, so
groß, wie es keines je gegeben hat oder geben wird" (Ex. 11; 4-6). "In dieser
Nacht gehe ich durch Ägypten und erschlage in Ägypten jeden Erstgeborenen bei
Mensch und Vieh" (Ex. 12; 12).
Die Tötung von Kindern (das damit zugefügte unsägliche Leid etwa der
betroffenen Mütter und Angehörigen) wird auch hier wieder offenbar ohne einen Anflug von Gewissensregung oder Mitleid
akzeptiert und beschrieben. Ganz im
Gegenteil: "Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest zur
Ehre des Herrn!" (Ex. 12; 14) ...
Auch in den in der Minderzahl
befindlichen ethisch positive oder neutral (man wird bescheiden beim Bibellesen)
einzuschätzenden Stellen, die von den Kirchen in Gottesdienst und Lehre
hochselektiv vermittelt werden, finden sich oft unmittelbar nach den häufig
zitierten Stellen ganz andere Töne, und man sieht, wie sehr die Kirchen hier
selegieren müssen. Die berühmten viel zitierten Verse Jes. 42; 10-12 "Singt dem Herrn ein neues Lied ..." werden
unmittelbar durch eindeutig Kriegführung verherrlichende Verse
fortgesetzt: "Der Herr zieht in den Kampf wie ein Held, er
entfacht seine Leidenschaft wie ein Krieger. Er erhebt den Schlachtruf und
schreit, er zeigt sich als Held gegenüber den Feinden ..." (Jes. 42; 13),
und das folgende Kapitel 43, das im ersten Vers die berühmten tröstlichen Worte
enthält: "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich
ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen", fährt unmittelbar
anschließend im dritten Vers fort: "Ich gebe Ägypten als
Kaufpreis für dich, Kusch und Seba gebe ich für dich ... Ich gebe für dich ganze
Länder und für dein Leben ganze Völker ...", und dann Vers 16 und 17: "So spricht der Herr ..., der Wagen und Rosse ausziehen
lässt zusammen mit einem mächtigen Heer".
Diese Einbettung und enge Verschränkung in von den Kirchen und christlichen
Religionsgemeinschaften häufig zitierte Texte zeigen, dass die zitierten Stellen
der kriegerischen Gewalttätigkeit nicht nur ihrer Häufigkeit wegen, sondern auch
ihrer untrennbaren Verbundenheit mit den von den Kirchen und
Religionsgemeinschaften als Gottes Wort explizit hervorgehobenen Stellen nicht
akzidentelle "Betriebsunfälle" oder Fremdkörper darstellen, sondern die Grundeinstellung weitester Teile der Bibel zur
kriegerischen Gewalttätigkeit genuin wiedergeben
...
Auch im Neuen Testament findet
sich, wo das Problem "Anders- oder Ungläubige"
angesprochen wird, immer wieder eine Atmosphäre der
Intoleranz, der Feindseligkeit bis zu
unversöhnlichem Hass und exzessiven
Bestrafungsphantasien
(= -wünschen). Schon im ältesten Evangelium
nach Markus sagt Jesus in seiner Abschiedsrede, im Unterschied zur
verschwommenen Einerseits-andererseits Diktion vieler moderner Theologen, sehr
eindeutig und klar: "Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer
aber nicht glaubt, wird verdammt werden" (MK. 16;16)
...
Kann ein Buch, das so durchdrungen ist von dieser
Denkweise wie die Bibel ...
weiterhin als göttlich autorisierte Quelle ethischer Normen angesehen werden?...
Wie sehr - und mit welch
verheerenden historischen Folgen! - sich die
diskriminierende Ablehnung des Apostels Paulus gegen die nicht christgläubigen
Juden richtet, zeigen Stellen wie die folgende: "Denn, Brüder, ihr seid
den Gemeinden Gottes in Judäa gleich geworden, die sich zu Christus Jesus
bekennen. Ihr habt von euren Mitbürgern das gleiche erlitten wie jene von den
Juden. Diese haben sogar Jesus, den Herrn, und die Propheten getötet;
auch uns haben sie verfolgt. Sie missfallen Gott und sind Feinde aller
Menschen; sie hindern uns daran, den Heiden das Evangelium zu verkünden und
ihnen so das Heil zu bringen. Dadurch machen sie unablässig das Maß ihrer
Sünden voll. Aber der ganze Zorn ist schon über sie gekommen" (1 Thess.
2; 14-16)"...
Wer die Kirchengeschichte mit
ihren unzähligen und umfassenden Glaubenskämpfen, der millionenfachen und jahrhundertelangen Verfemung (Verdammung, Ächtung) und Ermordung Andersgläubiger
(inklusive der Juden) überblickt, wird sich fragen müssen, wieweit nicht hier in
dieser schon biblisch angelegten, also göttlich und damit als unfehlbar richtig
autorisierten Grundgesinnung der Unduld- samkeit und Verfemung, der gegenseitigen
Bannflüche, dem Bedürfnis nach Bestrafung und Vernichtung des Andersgläubigen
oder gar "Abgefallenen", die oder zumindest eine Wurzel all dieser Grausamkeiten
und Inhumanität gesehen werden muss. Die Jahrhunderte währende, im wesentlichen
erst durch die Aufklärung und den aufgeklärten modernen Staat beendete
Übereinstimmung zwischen biblischen Vorbildern und vielen Bibelgläubigen muss
jedenfalls sehr nachdenklich stimmen.".[..
Auch auf
dem Gebiet sexueller Normabweichung [Sünde] gibt es viel Arbeit für den Henker.
So wird die Todesstrafe angeordnet für vorehelichen Verkehr: "Wenn ein Mann eine Frau
geheiratet und mit ihr Verkehr gehabt hat ... und behauptet: "Diese Frau habe ich geheiratet, aber als ich mich ihr näherte, entdeckte ich, dass sie nicht mehr
unberührt war!" ... Wenn der Vorwurf aber zutrifft, wenn sich keine Beweisstücke
für die Unberührtheit des Mädchens beibringen lassen, soll man das Mädchen
hinausführen und vor die Tür ihres Vaterhauses bringen. Dann sollen die Männer
ihrer Stadt sie steinigen und sie soll sterben; denn sie hat eine Schandtat in
Israel begangen, indem sie in ihrem Vaterhaus Unzucht trieb. Du sollst das Böse
aus deiner Mitte wegschaffen" (eine immer wieder eingehämmerte Devise) (Dtn. 22
13,14,20,21) ...
Ebenso sollen Geschlechtsverkehr mit einer menstruierenden Frau -
"Ein Mann, der mit einer Frau während ihrer Regel schläft und ihre Scham
entblößt, hat ihre Blutquelle aufgedeckt, und sie hat ihre Blutquelle entblößt;
daher sollen beide aus ihrem Volk ausgemerzt werden" (Lev. 20; 18) - oder homosexuelle Kontakte - "Schläft einer mit einem
Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Greueltat begangen;
beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen" (Lev. 20; 13) -
mit der Todesstrafe geahndet werden, von Ehebruch
(z.B. Lev. 20; 10 u. Dtn. 22; 22), sexuellen Beziehungen
zu Verwandten (Lev. 20; 11-17) und Verkehr mit Tieren (Ex. 22; 18 u. Lev. 20;
15,16) ganz zu schweigen
...
Nicht nur die Androhung prompter Bestrafung, sondern ebenso
die Art der Strafe nach Vielfalt und Schwere bei Nichtbefolgung der göttlichen
Gebote und Weisungen muss jeden empören, der sich gegen frühkindliche Sozialisationseinflüsse,
dort induzierte Ängste und Denkhemmungen noch einen Rest prometheischen
Widerstandsgeistes, "metaphysischer Zivilcourage" (Günter Anders) und humaner Sensibilität bewahrt hat, und lässt eine Akzeptierung der
Bibel auch noch in heutiger Zeit nur schwer verständlich erscheinen: "... so
wird der Herr seine Freude daran haben, euch auszutilgen und euch zu
vernichten ..." (Dtn. 28; 15,20,22,26-29,32,35,53,58-61) Man sollte sich immer
wieder klarmachen, was ein solches Gottesbild psychologisch anrichten kann!
...
Sollte
nicht allmählich auch dem letzten klar werden, dass die wirklich gewichtigen
Einwände gegen die Bibel nicht so sehr naturwissenschaftlicher,
sondern ethisch-moralischer und anthropologischer Art
sind? ... das ethisch-moralische Niveau des biblischen Gottes, der ja die Verkörperung des höchsten Gutes sein sollte,
in vielen seiner Aussagen sich als so archaisch-inhuman erweist, dass es
jedem heute lebenden Menschen nicht schwer fallen dürfte, eine Menge ihm
bekannter Menschen zu benennen, deren, bei allen klar gesehenen Schwächen und
Mängeln, ethisch-moralisches Niveau das des biblischen Gottes bei weitem
übersteigen dürfte
...
Dass auch auch die Interpretation des Kreuzestodes als
Sühneopfer und Erlösungstat, das zentrale Ereignis für alle
christlich-biblischen Religionen, überhaupt nur auf dem
Hintergrund eines auf Strafe bedachten gewalttätigen alttestamentarischen Gottes
psychologisch erklärbar wird ... nur durch frühkindliche und
permanent fortdauernde Indoktrination ... [diesen] nicht mehr sichtbaren,
aber eigentlich offen zutage liegenden Tatbestand
...
Jesus führt eine für das Neue Testament spezifische Strafvorstellung ein,
nämlich von der ewigen Höllenstrafe [Mk. 9; 43-48, Mt. 5 29,30; im Rahmen
der Bergpredigt!)], eine Strafandrohung, deren unheilvolle, psychisch
verheerende Wirkung in der Geschichte des Christentums auf unzählige Menschen
gar nicht übertrieben werden kann (vgl. etwa Herbert Vorgimler, "Geschichte
der Hölle", 1993). Man versuche, sich von aller Gewöhnung durch religiöse
Erziehung einmal frei und sich klarzumachen, was eine Drohung mit ewig dauernden extremen Qualen (psychischer Terror!) psychologisch bedeutet;
dagegen verblassen alle sonst bekannten Folterungen und Strafen, weil diese
immerhin zeitlich endlich sind. Bei aller Anerkennung der positiven Züge Jesu
(und bei aller Schonung der Gefühle von Gläubigen): Kann ein ethischer und
religiöser Lehrer, der solche Strafandrohungen wie selbstverständlich heranzieht
und mit ihnen umgeht, der solche Strafphantasien offenbar unproblematisch
akzeptiert oder entwickelt, kann ein solcher Mann heute noch als Verkörperung
des absoluten Guten, der absoluten Liebe, als Gott verkündet werden?
...
Spätestens hier müsste sich für jeden nur einigermaßen human denkenden Menschen die Frage der Entscheidung stellen, ob er eine "heilige Schrift"
akzeptieren will, die diese Lehre enthält. Denn dass diese Lehre genuiner
Bestandteil des Neuen Testamentes ist, diese Peinlichkeit wird zwar heute von
modernen Theologen teils verschwiegen, teils durch allerlei dialektische Künste
zu verharmlosen versucht. Demgegenüber halten so gut wie alle Kirchen in ihren
offiziellen, verbindlichen Lehrverlautbarungen an dieser Lehre von den ewigen
Höllenqualen fest, widerrufen sie zumindest nicht offiziell ...
Es folgt unmittelbar der bei
christlichen Begräbnissen gerne zitierte Vers "Selig die Toten, die im Herrn
sterben ..." (Offb. 14; 13), ohne dass je sein zu dem vermittelten Trost kontrastierender Hintergrund eines extrem gewalttätigen und grausam strafenden
Gottes erwähnt würde: Welche Verschleierung ist hier offenbar notwendig, um dem
"Wort Gottes" den Respekt der Unwissenden zu erhalten!
...
In diesen exzessiven Ausdruck
von Strafsucht und Sadismus ist auch das berühmte und von den christlichen
Kirchen und Glaubensgemeinschaften aller Richtungen gerne und häufig selektiv in
seine in seinen Anfangsversen zitierte, scheinbar so trostreiche Kapitel 21 [der
Offenbarung des Johannes] eingebunden, wenn unmittelbar auf die wohl jedem
Christen bekannten Verse "Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen"
und "Seht, ich mache alles neu" der so gut wie immer unterschlagene Vers
8 folgt: "Aber die Feiglinge und Treulosen, die Befleckten, die Mörder und
Unzüchtigen, die Zauberer, Götzendiener und alle Lügner - ihr Los wird der
See von brennendem Schwefel sein" (Offb. 21;8)
...
Die Kirchen müssen sich so die Frage gefallen lassen, warum sie, trotz dieser
extrem inhumanen Inhalte, die Bibel immer noch ungekürzt mit sehr großem
finanziellen und personellen Aufwand und nach wie vor mit dem Anspruch
verbreiten, eine absolute, letzte,
göttliche Quelle von Verhaltensnormen zu
vermitteln, ja geradezu eine Renaissance der Bibellektüre anstreben und, soweit
erreicht, freudig begrüßen.
Aber auch alle verantwortlichen (Sozial-)Wissenschaftler, Ethiker, Pädagogen,
Eltern, darüber hinaus jedes nicht gedankenlos und unkritisch dahinlebende
Mitglied einer humanen, demokratischen, aufgeklärten Lebensnormen
verpflichtenden Gesellschaft müssen sich fragen lassen,
warum sie diese Praxis der Kirchen unwidersprochen über sich und über ihre
Kinder ergehen lassen, durch archaisch-inhumane, angsterzeugende Inhalte
Verhalten und Erleben mit allen bekannten verheerenden psychischen Folgen
kontrollieren zu wollen sowie weiterhin Vorbilder extremer Gewalttätigkeit und
inhumanen Sadismus als Verhaltensleidbilder absoluter Autorität zu vermitteln
...
Durch (früh)kindliche
Indoktrination wird so das Bild eines Gottes
verinnerlicht, der zu seiner Versöhnung den Kreuzestod,
bekanntlich eine der grausamsten Hinrichtungsarten - auch hier sollte man die
durch Gewohnheit eingetretene Abstumpfung überwinden und sich dieses grauenhafte
Geschehen einmal in allen Einzelheiten vorzustellen versuchen -, eines Menschen und darüber hinaus eines Menschen,
zu dem er in einem Vater-Kind-Verhältnis steht, seines
Sohnes, nicht nur annimmt, sondern auch nach
mehrfachem biblischem Zeugnis ausdrücklich wünscht: "Er [Jesus] sprach:
"Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was
ich will, sondern was du willst (soll geschehen)"" (Mk. 14; 36 entspr. Mt. 26;
39; Lk. 22; 42). "Nach dem Willen unseres Gottes und Vaters" (Gal. 1; 4). "Es
war nämlich Gottes gnädiger Wille, dass er für alle den Tod erlitt" (Hebr. 2; 9
u.a.). Die Verinnerlichung und Verfestigung eines solchen Gottesbildes stellt
einen Eingriff in die Psyche eines Kindes von kaum zu
überschätzender psychologischer Problematik dar und kann eine
möglicherweise lebenslang wirksame Quelle interner
tiefliegender Ängste und aggressiver Impulse sowie eines
bedrohlich-verdüsterten Weltbildes werden
...
Nicht zuletzt die moderne
klinische Psychologie hat aufgezeigt, wie sehr eine so
induzierte Selbstabwertung [Lehre von der Verderbtheit, Verworfenheit,
Verdammungswürdigkeit des Menschen], die Vermittlung eines
so negativen Selbstbildes sowohl im Sinne der "Hilflosigkeit", d.h. des Glaubens und des Gefühls, durch eigene Anstrengung und
Aktivität nichts selbst bewirken zu können, wie auch der moralischen Selbstabwertung als völlig "verderbter"
Sünder zur Quelle psychischer Störungen,
insbesondere, aber nicht allein, depressiver Störungen
werden kann. So kann es den klinisch-psychologisch Informierten nicht
überraschen, dass wesentliche Teile der biblischen
Moralvorschriften, der Willkür Gottes und der frag-
und bedingungslosen Unterwerfung des Menschen entsprechend,
willkürlich-ritualistische Züge tragen und nicht selten zu entsprechenden
zwangsneurotisch anmutenden Versuchen der Bewältigung führen, eine
Eigenschaft der (biblischen) Religiosität, die schon Freud gesehen hat
...
Dem
Vertreter einer abweichenden Glaubensauffassung, insbesondere eines radikalen, atheistischen Standpunktes werden
nicht so sehr sachliche (gleichgültig ob richtige oder falsche) Argumente
zugestanden, sondern hinter seinem Standpunkt wird
noch immer oder schon wieder das Wirken böser Mächte, des
Teufels gesehen. Bis heute gilt intensive Abwehr und Ablehnung des
Christentums "unter Kennern" als eines der Kernmerkmale für
Besessenheit (vgl. etwa Willem Cornelis van Dam, 1970; Adolf Rodewyk,
1966; Corrado Balducci; 1976; u.a.) ... diese Verbindung von Andersdenken und
-glauben mit dem Wirken des Teufels ... hat eine sehr lange und sehr verhängnisvolle christlich-kirchliche Tradition
...
Neben den tausendfachen
Verbrennungen und Folterungen von Frauen und Kindern als "Hexen" war eine
besonders beschämende Implikation des Teufelwahns die jahrhundertelange
Diskriminierung und Verfolgung der Juden, ebenfalls neutestamentlich
begründet und/oder gerechtfertigt [Joh. 8; 44; Offb. 2; 9 u. 3: 9; Ps.
106; 37,38] ...
Die Verbindung, ja fast Gleichsetzung der Juden mit dem Teufel zieht sich
kontinuierlich durch die Geschichte der christlichen Völker, insbesondere auch
des deutschen, bis zum Nationalsozialismus. Hitler brauchte hier die
jahrhundertealte, religiös begründete psychologische Gleichsetzung von Teufel
und Juden nur aufzugreifen und für seine Zwecke auszunutzen. so empfahl er etwa,
die Juden als "den bösen Feind der Menschheit, als den wirklichen Urheber allen
Leids dem allgemeinen Zorn [zu] weihen" (Hitler, Mein Kampf, 1934, s.
724) ...
Nur zu oft verschaffte ja der Teufelsglaube erst das gute Gewissen
für Diskriminierung, Folterungen und Hinrichtungen, für umfassende, religiös
motivierte sadistische Exzesse (Inquisition, Hexenverfolgung, Kreuzzüge u.a.),
ein Tatbestand, den auch kirchliche Theologen eingestehen (Camille Gerest, "Der
Teufel in der theologischen Landschaft der Hexenjäger des 15. Jahrhunderts"
Concilium, Heft 3, 11. Jahrgang 1975. S. 181. Internationale Zeitschrift für
Theologie) ...
Die moderne Psychologie und Verhaltensbiologie hat aufgezeigt, wie die verbale
Herabsetzung, Verunglimpfung und nicht zuletzt Dämonisierung immer wieder die
psychologische Vorbereitung zur Realisierung exzessiver kollektiver Aggressionen
mit ihrer erbarmungslosen Abschlachtung von Andersdenkenden und Minderheiten
dargestellt hat (Religionskriege, Kreuzzüge, Ketzer- und Judenverfolgungen,
Sklaverei, Kolonialismus usw.). Auch dazu ließ und ließe sich die Bibel
gebrauchen ...
Es ließe sich im einzelnen
zeigen, dass die Bibel zu den dringendsten heutigen Weltproblemen, wie
Aufrüstung und Kriegsgefahr ... atomaren Gefahren ... Bevölkerungsexplosion ... Hunger, Unternährung und Umweltproblemen, keine oder gefährlich falsche Handlungsanweisungen gibt, die teilweise angesichts der Nöte, Probleme oder
Katastrophen gerade der Dritten Welt im besten Falle naiv egozentrisch, im
schlimmsten zumindest objektiv zynisch klingen müssen
...
Versucht man ein erstes
Fazit aus dem bisher Gesagten ... so sieht man sich
mit der erstaunlichen, ja provozierenden Tatsache konfrontiert, dass unserer
institutionalisierten und auch weitgehend privaten Religiosität und der aus ihr
abgeleiteten Moral ein Buch zugrunde liegt, das weithin bestimmt ist durch eine
archaisch-inhumane Grundhaltung, durch eine Haltung der Gewalttätigkeit, durch
den Ausdruck ausgeprägter Strafphantasien und -bedürfnisse, durch düstere
Drohungen mit extremsten Strafen. Einem weithin gewalttätig- willkürlichen Gott
steht ein als sündig und verderbt gezeichneter Mensch gegenüber, der wenig bis
nichts für sein eigenes Heil bewirken kann, sondern allein auf Gottes Gnade
angewiesen ist.
Diese provozierende Sachverhalt wird nicht dadurch geheilt, dass die Bibel, wie
wohl jeder Niederschlag menschlichen Denkens, Fühlens und Wertens, auch positive
Aspekte enthält, wie etwa das Liebesgebot oder einige Aussagen über Züge der
Liebe, des Heilswillens, der Güte und Barmherzigkeit des biblischen Gottes. Denn
zunächst werden diese biblisch eher zurücktretenden positiven Züge bei weitem durch die immer wieder zu findenden und im vorigen umfassend belegten
gewalttätig-düsteren, grausam-unhumanen Züge des biblischen Gottes mehr als
kompensiert, wie sich jeder über die oben angeführten Belege hinaus durch eigene
Bibellektüre überzeugen kann. Die zweifellos vorhandenen, wenn auch insgesamt
eher zurücktretenden positiven Züge, ich habe dies ausführlich zu zeigen versucht, sind darüber hinaus im einzelnen und insgesamt untrennbar eingebunden
in die angeführten negativen inhumanen Aspekte.
Dies lässt sich selbst, ich
habe dies ebenfalls dargelegt, am Beispiel der Bergpredigt aufzeigen, immer
wieder als Höhepunkt neutestamentlicher Ethik hervorgehoben, oder am zentralsten
Glaubensinhalt aller christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften, den
blutigen Sühneopfer Jesu am Kreuz, das überhaupt nur Sinn erhält, so auch die
eindeutige biblische Interpretation, wenn man es auf dem Hintergrund des
alttestamentarischen archaischen Gottesbildes sieht. Noch einmal muss an dieser
Stelle gefragt werden: Wie ist es um die Liebe und Güte eines Gottes
bestellt, die eingebunden ist in eine Gesinnung, die, wieder nach klarem
biblischen Zeugnis, eine der grausamsten Hinrichtungsarten, vollzogen an einem
Menschen, zu dem er in einem Vater-Kind-Verhältnis steht, nicht nur akzeptiert, sondern ausdrücklich wünscht und verlangt, um so durch das Blut seines eigenen
Sohnes versöhnt zu werden und von ewiger Bestrafung abzusehen (immerhin nur bei
einem Teil der Menschheit)?
Dass dieser Kern der
christlichen Botschaft auf heute lebende Menschen nicht in höherem Ausmaß
provozierend wirkt, kann wieder nur psychologisch mit der intensiven Wirkung
frühkindlicher Indoktrination und der durch ein Heer von Theologen geleisteten
Verunklarung und Immunisierung, die auf Kosten einer redlichen Rezeption der
entsprechenden biblischen Texte gehen muss, erklärt werden. Wer würde heute,
durch keine frühkindliche Indoktrination beeinflusst, als Erwachsener eine
solche Lehre nicht entrüstet zurückweisen? Welche Macht der Projektion gegenüber
der biblischen Realität, welche Stärke der zugrundeliegenden Bedürfnisse und
welches Ausmaß an Desinformation offenbart sich in der heute immer noch so weit
verbreiteten Bibelverehrung!
Auch der häufig gehörte
Rettungsversuch, man dürfe nicht alles, was in der Bibel stehe, als göttliche
Offenbarung ansehen, dürfe nicht alles wörtlich, sondern manches nur
"symbolisch" usw. verstehen, kann nicht verfangen. Denn zum einen macht das, was
aus humanen Erwägungen gestrichen werden müsste, einen so wesentlichen Anteil
aus, dass die Bibel ohne diese Anteile eben nicht mehr das wäre, was sie in
Wirklichkeit ist; zum anderen sind es eben auch gerade ganz zentrale
Kernaussagen, die untrennbar diesen arachisch- inumanen Charakter tragen, wie
eben z.B. die zentrale Aussage über den Kreuzestod Jesu und seine eindeutige
Interpretation als Sühneopfer. Es geht gar nicht so sehr um ein "Wörtlichnehmen"
(bei einem göttlich inspirierten Text so gefährlich?) der biblischen Texte, ob
im alten fundamentalistischen oder modernen gattungs- oder formgeschichtlich
modifizierten Verständnis (vgl. Paul Overhage & Karl Rahner, Das Problem der
Hominisation. 1961, S. 40ff.), schon gar nicht in naturwissenschaftlichen Dingen
oder von historischen Berichten, sondern um die in der Bibel umfassend deutlich
werdenden und mit dem Anspruch letzter Verbindlichkeit und göttlichen Ursprungs
vermittelten archaisch-inhumanen ethischen und religiösen Grundeinstellungen, um
den "Geist", die Gesinnung, die sich in diesen Texten ausdrückt! Dabei ist es
von untergeordneter Bedeutung, ob diese deutlich werdenden und in der bisherigen
Geschichte des Christentums in teilweise überaus verhängnisvoller Weise
wirksamen religiösen und ethischen Grundeinstellungen in der einen oder anderen
Literaturgattung ausgedrückt werden.
Und weiter muss auch hier noch einmal darauf hingewiesen werden, dass die
Kirchen in ihren Lehraussagen bis heute keine entsprechenden Konsequenzen
gezogen haben. So definiert etwa die katholische Kirche nach wie vor als für
alle Gläubigen verbindliche Aussage, dass
"die Bücher des
alten wie des Neuen Testaments in ihrer Ganzheit mit allen ihren teilen als
heilig und kanonisch" gelten müssten,
"weil sie
unter der Einwirkung des Heiligen Geistes geschrieben, Gott zum Urheber haben ... Zur Abfassung der heiligen Bücher hat Gott Menschen erwählt, die ihm dazu
dienen sollten, all das und nur das, was er - in ihnen und durch sie wirksam -
geschrieben haben wollte, als echte Verfasser schriftlich zu überliefern. Da
also alles, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom
Heiligen Geist ausgesagt zu gelten hat, ist von den Büchern der Schrift zu
bekennen, dass sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott
um unseres Heiles willen in Heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte" (Josef Neuner u. Heinrich Roos/ Karl Rahner u. Karl Heinz Weger, "Der
Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung" 1986, s. 109).
Die psychologischen Folgen dieses Sachverhaltes erscheinen fatal; denn es werden
heute außer
der eher seltenen
konsequenten Ablehnung der Bibel als Quelle göttlich autorisierter Sinngebung
und letztverbindlicher Normen
vor allem zwei mögliche Konsequenzen sichtbar: Die erste liegt darin, der offiziösen kirchlichen (hier katholischen)
Lehre folgend
die Bibel "in ihrer Ganzheit, mit all ihren
Teilen" als von Gott geoffenbart und "alles, was die inspirierten Verfasser
aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagte", irrtumlose, von Gott garantierte
Wahrheit anzusehen. Dann ergibt sich der psychologisch in seiner
Gefährlichkeit kaum zu überschätzende Sachverhalt, dass die der Bibel
spezifische genuine Einbindung humaner Züge in eine inhuman-archaische
Grundhaltung der Gewalttätigkeit übernommen und durch das letztlich verbindliche
Vorbild des biblischen Gottes als des unbedingten und höchsten Maßstabes
innerpsychisch in kaum zu überbietendem Maße stabilisiert wird
...
Im Abdrängen und Übersehen dieses verhängnisvollen
Doppelcharakters der Bibel [göttlich autorisierte Legierung (Verbindung)
von Gewalttätigkeit und Liebe], auch der neutestamentlichen, scheint die
Schwäche der andern, zweiten Position ansonsten zum Teil, etwa bei manchen
Umweltfragen oder der Kritik der Massenvernichtungsmittel, fortschrittlich oder
human engagierter Personen wie z.B. Franz Alt [b.1938] zu liegen. Er bestätigt einerseits
den angeführten Sachverhalt zunächst unfreiwillig, indem er ebenfalls auf die
mannigfachen Beispiele "christlicher" Politiker, ihre Affinität zu Gewalt und
Gewaltandrohung in den internationalen, erst kürzlich noch in den
Ost-West Beziehungen, ihre Schwierigkeiten mit wirklicher (und nicht nur
verbaler) Abrüstung hinweist, zum anderen in seiner viel gelesenen Schrift "Friede ist möglich. Die Politik der Bergpredigt" (1983) seinen Friedens- und
Abrüstungsappell auf die Bergpredigt stützt und diese zu Beginn zitiert.
Obwohl die Bergpredigt als Höhepunkt der neutestamentlich, biblischen,
jesuanischen Ethik gilt, zeigt schon der von Alt zitierte kurze Abschnitt wieder
den typischen Doppelcharakter, d.h. neben der Aufforderung zu Friedens- und
Feindesliebe und zur Gewaltlosigkeit offenbar untrennbar die andere Seite des
Jesus der Evangelien ... gipfelnd in der mehrfachen Drohung mit der ewigen
Höllenstrafe für vergleichsweise geringfügige Vergehen, etwa für das Vergehen,
zu seinem Bruder "du Narr" zu sagen oder das "lüsterne" Ansehen einer Frau. Wird
selbst einem Mann wie Franz Alt nicht deutlich, dass die neutestamentliche ewige
Höllenstrafe, von Jesus immer wieder ausdrücklich bestätigt und angedroht,
selbst einen noch so schrecklichen atomaren Holocaust in ihrer unmenschlichen
Grausamkeit in dem Maße noch weit übertrifft, als die Höllenqualen nach
ausdrücklichem biblischen, jesuanischen Zeugnis im Gegensatz zu den atomar verursachten Qualen eben von unendlich langer, ewiger Dauer sind? Ein Text, der
solche extrem inhumanen Drohungen enthält, soll die Grundlage einer Politik der
Gewaltfreiheit sein? Kann eine Aufforderung zur Gewaltlosigkeit als Fundament
einer modernen Friedens- gesinnung glaubwürdig sein, wenn gleichzeitig Menschen
wegen vergleichsweise geringfügiger Verfehlungen mit unendlichen extremen Strafen und Quälereien bedroht werden? Hier, in dieser partiellen Blindheit
Franz Alts dokumentiert sich exemplarisch - neben einer verbreiteten, zwischen
Gleichgültigkeit und Denkverzicht anzusiedelnden Haltung - ein heute gerade auch
unter Intellektuellen sehr häufig anzutreffender Verarbeitungsmodus der oben
skizzierten Problematik, die sich aus dem Konflikt zwischen humanistischen,
aufgeklärten ethischen Standards und biblischen Aussagen ergibt: eine selektive,
objektiv unredliche Haltung, die die biblischen Aussagen entgegen dem
ausdrücklichen biblischen Gebot verfälschend verkürzt, indem sie nur die dem
eigenen (modernen humanistischen) ethischen Standard nicht widersprechenden
Aussagen aus dem Gesamtzusammenhang herausgreift, entgegenstehende, damit genuin
verbundene Aussagen aber stillschweigend übergeht oder verleugnet ...
...und da man eben glauben will
(oder muss?), ersetzt
man die Überprüfung an der Realität durch
Gruppenübereinstimmung,
eine wesentlich Basis aller religiösen oder ideologischen Gruppierungen
...
"Ein humanes Gottesbild ist nur bei Inkonsequenz und unredlicher Verdrängung der
in diesem Punkte sehr klaren biblischen Aussagen möglich."
Prof. Dr. Albert Görres
(1918-1996) Psychoanalytiker, Psychotherapeut
...
"Ist es mit dem modernen Bewusstsein vereinbar, Christ
zu sein?... Wie so häufig wird das Problem verschärft,
wenn man versucht, sein Bestehen zu leugnen" ...
Carl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007) deutscher Physiker, Philosoph Friedensforscher
Man
kann das defizitäre Ethos der Wahrhaftigkeit, der intellektuellen Redlichkeit
nicht durch das Ethos der mitmenschlichen Solidarität, Hilfe, Zuwendung
und des politisch-sozialen Engagements kompensieren.
Genau dies aber versuchen ja die christlichen Kirchen permanent.
Besonders bei
vielen menschlich teilweise durchaus sympathischen jungen "idealistischen"
Pfarrern findet sich diese
(ihnen häufig sicher nicht klar bewusste) Taktik,
unstimmig-defizitäre christliche Glaubens"wahrheiten" durch persönliches,
soziales
und mitmenschliches Engagement doch noch akzeptierbar erscheinen zu
lassen ...
..., dass es natürlich nicht um den Abbau des Ethos der Mitmenschlichkeit gehen
kann, ganz im Gegenteil,
sondern um den
(Wieder-) Aufbau des Ethos der
Wahrhaftigkeit ... um des Ethos der Mitmenschlichkeit
willen."
[8]
Auch schon für die Bibel und nicht erst für das auf ihr aufbauende
Christentum lässt sich sagen:
"Wer sich über die Bibel nicht empört, kennt sie nicht.
Oder ist zu feige oder innerlich zu unfrei,
sich zu empören"
Joachim Kahl
(b.1941)
"Das Elend des Christentums oder Plädoyer für eine Humanität ohne Gott"
Reinbek 1993, S.15
"Wahrhaftig, wer einen solchen Gott als einen Gott der Liebe preist,
denkt nicht hoch genug
von der Liebe selber"
Friedrich Nietzsche
(1844-1900)
Deutscher Philosoph, Dichter, klassischer Philologe
"Also sprach Zarathustra! Ein Buch für Alle und Keinen" (1883–1885)
Im Klappentext - auf der Buchrückseite steht:
Franz Buggle: "Denn sie wissen nicht, was sie glauben.
Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann. Eine Streitschrift“
Alibri Verlag, überarbeitete und
erweiterte Neuauflage 2004 (1992)
"Die Brisanz des vorliegenden Buches liegt in der Bestreitung der weitgehend
(gerade auch bei "progressiven" Christen) akzeptierten Prämissen
[Annahmen]
heutiger Kirchen- und Christentumskritik, dass zwar die
Kirche mangelhaft sein möge, die Bibel aber als ethisches Fundament
unverzichtbar sei.
Franz Buggle zeigt, dass der humanitäre Standard des
biblischen Gottes hinter dem seiner allermeisten heutigen Anhänger weit
zurückbleibt.
Seine Diagnose, dass die Bibel als unabdingbare Basis aller christlichen
Religiosität gravierende ethisch-humanitäre und psychologische Defizite aufweist,
belegt der Autor anhand zahlreicher Stellen aus den alt- und
neutestamentarischen Schriften. Ausführlich setzt er sich mit den
vielfältigen Rettungsversuchen
renommierter theologischer und
nicht-theologischer Apologet [Verteidiger] auseinander und weist ihnen intellektuelle Unredlichkeit im Umgang
mit christlichen Glaubensvorstellungen
nach.
Indem Franz Buggles Studie Gründe und Hintergründe dieses Reflexionsstopps
benennt, greift sie weit über eine bloße Bibelkritik hinaus.
Nach dem
Urteil des bedeutenden Religions- und Ideologiekritikers Hans Albert [b.1921]
leistet das Werk viel umfassender
"eine ganz ausgezeichnete Analyse
der
aktuellen religiösen Situation". Der führende katholische Psychoanalytiker und Religionspsychologe Albert Görres [1918-1996] nannte es
"die beste
Antitheologie, die ich gefunden habe".
"Man kann dem Buch Buggles eine äußerst wichtige Funktion in der religiösen
Grundlagendiskussion nicht absprechen. Denn zum einen dürfte es kein deutsches
Buch geben, das die Kritik am Christentum derart umfassend belegt, leicht
verständlich und engagiert zum Ausdruck bringt
und zum zweiten führt Buggle eine
so offensive wie spannende Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen deutschen
Geistesgrößen..." (Frankfurter
Allgemeine Zeitung)
"Noch nie ist dem progressiven Küng [Hans K., b.1928, Schweizer Theologe,
römisch-katholischer Priester, Autor, Prof. em. für Ökumenische
Theologie/Eberhard Karls Universität Tübingen, Präsident der von ihm gegründeten
Stiftung Weltethos] von einem anderen Progressiven
öffentlich so viel
intellektuelle Inkonsequenz nachgewiesen worden."
(Spiegel Spezial Literatur)
"Diese Haltung der
Anpassung an herrschende Mächte
scheint leider schon immer bei Gelehrten sehr verbreitet gewesen zu sein,
unbeschadet des ebenfalls immer wieder zu konstatierenden
bewundernswerten Mutes kleiner Minderheiten.
Schon vor 300 Jahren klagt Piere Bayle
(1647-1706):
[französischer Schriftsteller und Philosoph]
"Wir sehen ... ein wirklich entsetzliches Zusammentreffen von zwei oder drei
Momenten.
Das
erste ist die feierliche Bekanntmachung von Strafgesetzen gegen
solche,
die nicht gewisse Ansichten über religiöse Gegenstände hegen ...
Das
zweite Moment ist die strenge und oft sehr blutige Vollziehung dieser
Gesetze in allen Fällen,
die sich nur immer darboten; das dritte - das schrecklichste von allen -
ist die Billigung und Beistimmung von Seiten ... der meisten Gelehrten.
Ich wiederhole es: Dies ist das Schrecklichste, das wahrhaft Ungeheure ...
Dies ist der höchste Grad der geistigen und moralischen Verdorbenheit, dass eine
so wahnsinnige Lehre,
eine Lehre, welche die Bestrafung eines Menschen rechtfertigt, der aus
Gewissensgründen die Unterschrift
einer Glaubensformel verweigert, sich in der christlichen Kirche mit fast
allgemeinen Beifall von Seiten der Lehrer ausgebreitet
und sich ein solches
Ansehen gegeben hat, dass man fast für einen Ketzer gilt,
selbst unter den Protestanten, wenn man nur ein deutliches Wort zugunsten der
Toleranz spricht
(zit. nach Karl Heinz Deschner: "Das Christentum im
Urteil seiner Gegner" 1986, S. 80f")
Gewiss, die Inhalte haben sich geändert, die Sanktionen sind milder und sublimer
geworden ..."
(F. Buggle Seite 362)
"Ludwig Feuerbachs [1804-1872] vor
etwa 150 Jahren gemachte Erfahrungen
beschreiben auch die heutige Situation, auch und gerade an Universitäten,
was Christentumskritik betrifft, sehr prägnant:
"Ich habe endlich,
und zwar schon durch die rücksichtslose Sprache, mit welcher ich jedes Ding
bei seinem wahren Namen nenne, einen entsetzlichen, unverzeihlichen Verstoß
gegen
die Etikette der Zeit gemacht. Der Ton der "guten Gesellschaften", der
neutrale, leidenschaftslose Ton
konventioneller Illusionen und Unwahrheiten ist nämlich der herrschende, der
normale Ton der Zeit -
der Ton, in welchem ... auch die religiösen ... Angelegenheiten besprochen
werden müssen.
Schein ist das Wesen der Zeit - Schein unsere Politik, Schein unsere
Sittlichkeit, Schein unsere Religion ...
Wer jetzt die Wahrheit sagt, der ist impertinent, "ungesittet", wer
"ungesittet", unsittlich.
Wahrheit ist in unserer Zeit Unsittlichkeit. Sittlich, ja autorisiert und
honoriert ist die heuchlerische
Verneinung des Christentums, welche sich den Schein der Bejahung desselben gibt;
aber unsittlich und verrufen ist die wahrhaftige, die sittliche Verneinung des
Christentums - die Verneinung,
die sich als Verneinung ausspricht ... sittlich ist die taktlose Halbheit ...
der liderliche Widerspruch,
aber unsittlich die Strenge der Konsequenz, sittlich die Mittelmäßigkeit,
weil sie mit nichts fertig wird,
nirgends auf den Grund kommt ... - kurz, sittlich ist nur die Lüge, weil sie
das Übel der Wahrheit oder -
was jetzt eins ist - die Wahrheit des Übels umgeht, verheimlicht"
(Feuerbach, "Das Wesen des Christentums" 1948; 1980,
S. 14f,
F. Buggle Seite 363)
Quellen: „Denn sie
wissen nicht, was sie glauben. Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ
sein kann. Eine Streitschrift“ Alibri Verlag 2004 (1992)
I. Der verdrängte Skandal: Die Bibel, Basis
und letzte Instanz aller christlichen Religiosität und Moral:
ein gewalttätig-inhumanes Buch?
A. Die Bedeutung der Bibel als basale Quelle und letzte Instanz in religiösen
und ethischen Fragen - und einige Probleme und Gefahren,
die sich daraus ergeben: Seiten 62, 64. B. Welche Modelle vermittelt die Bibel
zum Umgang ethnischer Großgruppen miteinander?
Die Bejahung von Eroberungskriegen und Völkermord (Genozid): Seiten 71f, 74. C.
Die biblische lieblose, hasserfüllte Abwertung Anders-
und Nichtgläubiger: Seiten 83, 86, 88. D. "Es ist furchtbar, in die Hände des
lebendigen Gottes zu fallen": Gewalttätigkeit gegen normabweichende,
"sündige" Menschen und deren äußerst inhumane Bestrafung auf Wunsch und Befehl
des biblischen Gottes und seiner Frommen: Seiten 97, 100,
110,
120f, 144f, 149. E. Die archaisch-inhumanen Implikationen der zentralen
neutestamentlich-christlichen Lehre vom Kreuzestod Jesu als Erlösungstat und Sühneopfer: Seiten 156f.
F. Die absolute Willkür des biblischen Gottes und die
Forderung nach bedingungsloser und rechtloser Unterwerfung des zum Guten
aus eigener Kraft unfähigen, die ewige Verdammnis verdienenden Menschen unter
die völlig freie und ungebundene Gnade Gottes: Seiten173.
G. Biblische Einstellungen gegenüber diskriminierten gesellschaftlichen
Teilgruppen: Seiten
194, 196,199, 200.
H: Weitere, hier bislang nicht berücksichtigte kritische
Aspekte der biblischen Botschaft: Seiten 206f.
I. Erstes Fazit: Die biblische
Legierung [Verbindung] von ethisch positiven und negativen Zügen, archaisch
grausamer Gewalttätigkeit und Forderungen nach Nächstenliebe: Seiten 208f, 210, 213f.
II. Zu Versuchen, den biblisch-christlichen Gottesglauben mit dem modernen
Weltbild und humanistisch-aufgeklärter Ethik in Einklang zu bringen, dargestellt
am Beispiel "Existiert Gott?" [1978]
und "Christ sein" [1974] von Hans Küng. A.
Zur Wahl der Küngschen Hauptwerke "Existiert Gott?" [1978] und "Christ sein";[1974] a.
Von der Anhänglichkeit an alte Weltanschauungen,
auch wenn sie klar Vernunft und
Erfahrung widersprechen: Seite 220. c. Weitere Abwehrstrategien: Die bloße
Nennung von Problemen soll ihre Lösung vortäuschen.
Uminterpretation
problematischer Handlungen und Eigenschaften des biblischen Gottes in ihr
Gegenteil: Seite 236. III. Die religiöse Szene im deutschen Raum.
C. Vier
typische Reaktionen deutscher Intellektueller und Hochschullehrer auf die
dargestellte religiöse Situation. 1. Walter Jens: Warum ich Christ bin:
Seite 308, 312. 3.
Carl Friedrich v. Weizsäcker [1912-2007]: Garant
kirchlich-christlicher Gläubigkeit? (3) Carl Friedrich v. Weizsäcker als
Prototyp des gebildet-informierten, aber in religiösen Dingen
inkonsequent-widersprüchlich denkenden deutschen Wissenschaftlers und
Intellektuellen: Seite 339f.
***
"Ein
konsequenter Abschied vom moralischen Dreigestirn "SCHULD - SÜHNE - STRAFE"
das Beste wäre, was uns passieren könnte ... In der Tat würde sich unser
Verhältnis zur Welt
in dramatischer Weise verbessern, wenn wir unsere altbackenen Moralvorstellungen
endlich aufgeben könnten. Denn diese Vorstellungen haben uns summa summarum
krank,
kritikunfähig, selbstsüchtig und dumm gemacht ... Die Belegung "des FREMDEN",
"des ABWEICHLERS",
"des GEGNERS" mit dem "SIGNUM des BÖSEN" erlaubte erst jene Eskalation von
Gewalt,
die sich wie ein blauroter Faden durch die Geschichte der Menschheit zieht. Ein
Abschied von diesem
archaischen Denkmuster würde uns nicht nur in ethischer Hinsicht stärken,
er würde uns auch zu einer
entspannteren Weltsicht verhelfen. Dieser Perspektivenwechsel würde unser
Verhältnis zu uns selbst
und zu unseren Mitmenschen entkrampfen, ja, er hätte durchaus auch eine "spirituelle
Dimension":
Denn was Gläubige tagaus, tagein in ihren Gebeten erflehen, die "Erlösung von
dem Bösen", liefert uns eine
humanistische, rational-wissenschaftliche Weltsicht
gewissermaßen "frei Haus". Zu dieser "Erlösung" bedarf es
nämlich keiner göttlichen Gnade, keines wie auch immer gearteten Beistands von
oben, sondern lediglich
einer kritischen Überprüfung unserer Annahmen über die Welt ...
Selbstverständlich werden wir auch
nach dem philosophischen Abschied von Gut und Böse nicht das "Paradies auf
Erden" finden.
Leid, Schmerz und Tod bleiben unsere ständigen Begleiter". Allerdings können wir
sehr wohl lernen,
mit diesen Widrigkeiten des Lebens etwas vernünftiger, etwas gelassener, etwas
humorvoller umzugehen ...
Wenn wir die Kraft der Wissenschaft nutzen, um den illusionären Ballast über
Bord zu werfen,
mit dem wir gewöhnlich durch die Stürme und Flauten des Lebens schippern, so
verhilft uns dies
zu einer alternativen, heiter- gelassenen Lebenseinstellung, zu einer "neuen
Leichtigkeit des Seins"...
Es handelt sich um eine Lebensauffassung, die so manche negativen Emotionen, die
uns als Einzelpersonen
belasten und auch das Zusammenleben mit anderen erschweren - etwa
Versagensängste, Minder- wertigkeitskomplexe, Größenwahn oder Rachsucht -, gar nicht erst aufkommen lässt. "
Aus: Michael Schmidt
Salomon:
"Jenseits von Gut und Böse. Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind"
Einleitung. S.11. 6.Auflage PENDO 2011 (2009)
Michael Schmidt-Salomon
(b.1967)
Deutscher Philosoph, Sozialwissenschaftler
Die zehn Angebote
des evolutionären Humanismus
Aus: Michael Schmidt-Salomon: „Manifest des evolutionären Humanismus.
Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur“
Seite 156-159, S.162, S.169-171. ALIBRI 2. korrigierte u.
erweiterte Auflage 2006 (2005)
Diese zehn „Angebote“ wurden von keinem Gott
erlassen und auch nicht in Stein gemeißelt.
Keine „dunkle Wolke“ sollte uns auf der Suche nach angemessenen Leitlinien für
unser Leben erschrecken,
denn Furcht ist selten ein guter Ratgeber. Jedem Einzelnen ist es überlassen,
diese Angebote angstfrei
und rational zu überprüfen, sie anzunehmen, zu modifizieren oder gänzlich zu
verwerfen.
1.
Diene weder fremden noch heimischen
„Göttern“ (die bei genauerer Betrachtung nichts weiter als naive
Primatenhirn- Konstruktionen sind),
sondern dem großen
Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern!
Diejenigen, die
behaupteten, besonders nah ihrem „Gott“ zu sein,
waren meist jene, die dem Wohl
und Wehe der realen Menschen besonders fern standen. Beteilige dich nicht an
diesem Trauerspiel!
Wer Wissenschaft, Philosophie und
Kunst besitzt,
braucht keine Religion!
2.
Verhalte dich fair gegenüber deinem Nächsten und
deinem Fernsten! Du wirst nicht alle Menschen lieben können,
aber du solltest respektieren, dass jeder Mensch – auch der von
dir ungeliebte! – das Recht hat, seine individuellen Vorstellungen
von „gutem
Leben (und Sterben) im Diesseits“ zu verwirklichen, sofern er dadurch nicht gegen die gleichberechtigten Interessen Anderer verstößt.
3. Habe keine Angst vor Autoritäten, sondern den Mut, dich
deines eigenen Verstandes zu bedienen!
Bedenke, dass die Stärke eines
Arguments völlig unabhängig davon ist, wer es äußert. Entscheidend für den
Wahrheitswert einer Aussage
ist allein, ob sie logisch widerspruchsfrei ist und unseren realen Erfahrungen
in der Welt entspricht. Wenn heute
noch jemand mit „Gott an seiner Seite“ argumentiert, sollte das keine Ehrfurcht,
sondern Lachsalven auslösen.
4.
Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei
denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität
durchzusetzen!
Wer in der Nazidiktatur nicht log, sondern der Gestapo
treuherzig den Aufenthaltsort jüdischer Familien verriet, verhielt sich im
höchsten Maße unethisch –
im Gegensatz zu jenen, die Hitler durch Attentate beseitigen wollten, um Millionen von Menschenleben zu retten. Ethisches Handeln
bedeutet keineswegs,
blind
irgendwelchen moralischen Geboten oder Verboten zu
folgen, sondern in der jeweiligen Situation abzuwägen,
mit welchen positiven
und negativen Konsequenzen eine Entscheidung verbunden wäre.
5. Befreie dich von der Unart des Moralisierens! Es gibt in der Welt nicht
„das Gute“ und „das Böse“, sondern bloß Menschen mit unterschiedlichen
Interessen,
Bedürfnissen und Lernerfahrungen. Trage dazu bei, dass die
katastrophalen Bedingungen aufgehoben werden, unter denen Menschen heute
verkümmern,
und du wirst erstaunt sein, von welch freundlicher,
kreativer und
liebenswerter Seite sich die vermeintliche „Bestie“ Homo sapiens zeigen kann.
6.
Immunisiere dich nicht gegen Kritik! Ehrliche Kritik ist ein Geschenk, das du nicht abweisen solltest.
Durch
solche Kritik hast du nicht mehr zu verlieren als deine Irrtümer, von denen du
dich besser heute als morgen verabschiedest.
Habe Mitleid mit jenen
Kritikunfähigen, die sich aus tiefer Angst heraus als „unfehlbar“ und ihre
Dogmen als „heilig“ (unantastbar) darstellen müssen.
Sie sollten in einer
modernen Gesellschaft nicht mehr ernst genommen werden.
7. Sei dir deiner Sache nicht allzu sicher!
Was uns
heute als richtig erscheint, kann schon morgen überholt sein!
Zweifle aber auch am Zweifel! Selbst wenn unser
Wissen stets begrenzt und vorläufig ist, solltest du entschieden
für das eintreten, von dem du überzeugt bist. Sei dabei aber jederzeit offen für
bessere Argumente, denn nur so wird es
dir gelingen, den schmalen Grat jenseits von Dogmatismus und Beliebigkeit zu
meistern.
8.
Überwinde die Neigung zur
Traditionsblindheit, indem du dich gründlich nach allen Seiten hin informierst,
bevor du eine Entscheidung triffst!
Du verfügst als Mensch über ein
außerordentlich lernfähiges Gehirn, lass es nicht verkümmern!
Achte darauf, dass du in Fragen der Ethik und der Weltanschauung die gleichen
rationalen Prinzipien anwendest, die du beherrschen musst,
um ein Handy oder
einen Computer bedienen zu können. Eine Menschheit, die das Atom spaltet und
über Satelliten kommuniziert,
muss die dafür notwendige Reife besitzen.
9. Genieße dein Leben, denn dir ist höchstwahrscheinlich nur
dieses eine gegeben!
Sei dir deiner und unser aller Endlichkeit bewusst,
verdränge sie nicht,
sondern „nutze den Tag“ (Carpe diem)! Gerade die
Endlichkeit des individuellen Lebens macht es so ungeheuer kostbar!
Lass dir von
niemandem einreden, es sei eine Schande, glücklich zu sein!
Im Gegenteil: Indem du die Freiheiten genießt, die du heute besitzt, ehrst du
jene, die in der Vergangenheit im Kampf
für diese Freiheiten ihr Leben gelassen haben!
10.
Stelle dein Leben in den Dienst einer „größeren Sache“, werde Teil der Tradition
derer, die die Welt zu einem besseren, lebenswerteren Ort machen woll(t)en!
Eine solche Haltung ist nicht nur ethisch vernünftig, sondern auch das
beste Rezept für eine sinnerfüllte Existenz. Es scheint so, dass Altruisten die
cleveren Egoisten sind,
da die größte Erfüllung unseres Eigennutzes in seiner
Ausdehnung auf Andere liegt. Wenn du dich selber als Kraft im „Wärmestrom der
menschlichen Geschichte“ verorten kannst, wird dich das glücklicher machen, als
es jeder erdenkliche Besitz könnte. Du wirst intuitiv spüren, dass du nicht umsonst lebst
und auch nicht umsonst gelebt haben wirst!
Dass sich bestimmte
Personen oder Personengruppen
durch das Aufstellen "heiliger" (d.h. unantastbarer) Spielregeln
jeglichem kritischen Zugriff entziehen und dadurch
eigene Denkfehler als verbindlich in die Zukunft fortschreiben,
kann und darf in einer modernen Gesellschaft
keine akzeptable Praxis mehr sein!
"Der [österreichische Biologe]
und Wissenschaftstheoretiker Franz Wuketits [b.1955] macht deutlich,
weshalb mit Evolution mehr verbunden ist als nur die Erkenntnis über die
Entstehung der Arten,
die noch im Zentrum von [Charles] Darwins [1809-1882] Überlegungen stand:
"Die Evolution liefert uns keine "Haltegriffe" für unser
Handeln, sie schreibt uns nicht vor, was wir tun oder unterlassen
sollen. Aber
die Evolutionstheorie zeigt uns, dass wir mit allen anderen Lebewesen auf der
Erde verbunden sind,
vor unserer eigenen Entwicklungsgeschichte nicht davonlaufen können und uns in
dem Maße, in dem wir die natürlichen
und damit unsere eigenen Lebensräume zerstören, den Boden unter unseren eigenen
Füßen wegziehen ...
Insgesamt also ist das Evolutionsdenken eine der tragenden Säulen
eines säkularen, humanistischen Weltbildes.""
Dreiteiliger
Definitionsversuch des evolutionären Humanismus
1) Grunddefinition: Der von Julian Huxley [1887-1975] eingeführte Begriff „evolutionärer
Humanismus“ kennzeichnet
eine aus vielfältigen wissenschaftlichen, philosophischen und künstlerischen
Quellen gespeiste, postnationale,
säkulare und kritisch-rationale (d. h. sowohl antidogmatische als auch
antirelativistische) Weltanschauung,
die die erkenntnistheoretische Perspektive des Naturalismus mit dem
ethisch-politischen Auftrag
einer umfassenden Verbesserung der menschlichen Lebensverhältnisse verbindet
(Ermöglichung von Chancengleichheit und Freiheit, Durchsetzung der
Menschenrechte,
Abbau von direkter, struktureller und kultureller Gewalt etc.).
2) Abgrenzungen: Da der evolutionäre Humanismus die
biologische Spezies Homo sapiens sapiens [moderne Mensch]
als zufälliges, unbeabsichtigtes Produkt der natürlichen Evolution begreift, das
sich nur graduell, nicht prinzipiell von anderen irdischen Lebensformen
unterscheidet,
wendet er sich entschieden gegen religiöse oder
weltlich-idealistische Konzeptionen, die der Menschheit eine Sonderstellung im
Kosmos einräumen,
die ihr Eigenschaften zuschrieben, welche mit den
Naturgesetzen nicht zu vereinbaren sind, die Moralkataloge aufstellen, die einer
Primatenspezies nicht entsprechen,
und/oder infolge ihrer anthropozentrischen
Weltwahrnehmung die Interessen nichtmenschlicher Lebensformen (insbesondere die
der höher entwickelten Tiere)
nicht ausreichend berücksichtigen. Ebenso deutlich
wehrt sich der evolutionäre Humanismus allerdings auch gegen politische Strömungen,
die die naturalistische Position zwar teilen, aber aus der
Erkenntnis des in Natur und Kultur wirksamen Eigennutz- und Wettbewerbsprinzips
sozialdarwinistische Modelle ableiten und somit die bahnbrechenden
wissenschaftlichen Errungenschaften der Evolutionstheorie
in den Dienst
antihumanistischer Ideologien zu stellen.
3) Theorie und Praxis: Zusammenfassend lässt sich
der evolutionäre Humanismus beschreiben als a. (auf theoretischer Ebene) als der Versuch, wissenschaftliche
Aufklärung und humanistische Ethik
miteinander in Einklang zu bringen, sowie
b. (auf praktischer Ebene) als Beitrag zur Stärkung der „Leitkultur
Humanismus und Aufklärung“,
die als „dritte Kraft“ im „Kampf der Kulturen“ darauf ausgerichtet ist,
unhaltbare Mythen zu entzaubern
und die so gewonnenen Freiräume für die Etablierung neuer Spielregeln in der
Ethik, der Politik, Ökonomie,
Kultur zu nutzen, damit der Eigennutz der Individuen in humanere Bahnen gelenkt
werden kann."
Humanismus ist eine Weltanschauung, die auf die
abendländische Philosophie der Antike zurückgreift und sich an den Interessen,
den Werten und der Würde des einzelnen Menschen orientiert. Toleranz,
Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit gelten als wichtige
humanistische Prinzipien menschlichen Zusammenlebens. Die eigentlichen Fragen
des Humanismus sind aber:
„Was ist der Mensch? Was ist sein wahres Wesen? Wie kann der Mensch dem Menschen
ein Mensch sein?“
Humanismus bezeichnet die Gesamtheit der Ideen von Menschlichkeit und des
Strebens danach,
das menschliche Dasein zu verbessern. Der Begriff leitet sich ab von den
lateinischen Begriffen humanus (menschlich)
und humanitas (Menschlichkeit).
Der Humanismus beruht auf folgenden Grundüberzeugungen:
1. Das Glück und Wohlergehen des einzelnen Menschen und der Gesellschaft bilden den höchsten Wert,
an dem sich jedes Handeln orientieren soll.
2. Die Würde des Menschen, seine Persönlichkeit und sein Leben müssen
respektiert werden.
3. Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu bilden und weiterzuentwickeln.
4. Die schöpferischen Kräfte des Menschen sollen sich entfalten können.
5. Die menschliche Gesellschaft soll in einer fortschreitenden Höherentwicklung
die Würde und Freiheit des einzelnen Menschen gewährleisten.
Der Begriff des Evolutionären Humanismus bezeichnet eine neuere,
wissenschaftlich geprägte Strömung innerhalb
der humanistischen Weltanschauungen. Sie wird historisch zurückgeführt auf
Julian Huxley [1887 London - 1975 ebenda;
ein englischer Biologe, Philosoph und Schriftsteller], den ersten
Generaldirektor [1946-48] der UNESCO [United Nations Educational,
Scientific and Cultural Organization; Organisation der Vereinten Nationen für
Erziehung, Wissenschaft und Kultur],
welcher dieser Bewegung ihren Namen gab und sich für eine neue Religion
aussprach, die kompatibel mit der Wissenschaft sei.
Ausgehend von den Werten der Aufklärung etablierte sich eine durch Kunst,
Wissenschaft und Philosophie inspirierte
humanistische Bewegung mit entschieden naturalistischem Charakter.
Wesentliche Merkmale des Evolutionären Humanismus sind
eine kritisch-naturalistische Weltanschauung, Säkularismus (mentaler Prozess der
Trennung von Religion und Staat)
und eine Vernunftbasierte allgemeine Ethik (in Abgrenzung zur traditionellen,
religiös geprägten Moral). Diese Ethik wendet sich
gegen die Postulierung von unumstößlichen Dogmen und sieht auch moralisches
Handeln in einem evolutionären Prozess begriffen,
der sich neuen Erkenntnisgewinnen und veränderten sozialen Begebenheiten
anpassen können muss. Darüber hinaus grenzt sich
der evolutionäre Humanismus klar von speziesistischen und sozial-darwinistischen
Weltbildern ab, welche den Interessen
von verschiedenen Spezies oder Individuen prinzipiell ein unterschiedliches
Gewicht einräumen möchten. [Quelle: Internet]
"Richard Dawkins spricht sich dafür aus, auch MORAL und ETHIK auf evolutionäre Prozesse
zurückzuführen.
Vier Gründe für moralisches Handeln könnten genannt werden:
VERWANDTSCHAFT, GEGENSEITIGKEIT, VORTEILE DURCH GUTEN RUF und REKLAME FÜR SICH SELBST."
Host Herrmann
"Woher unsere heutige Ethik
auch kommen mag,
aus der Bibel stammt sie jedenfalls nicht"
Richard Dawkins
"Ich bin ein Gegner
der Religion.
Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein,
dass wir die Welt nicht verstehen?"
Richard Dawkins
"... Stellen wir uns doch mit
John Lennon
[1] mal eine Welt vor, in der es keine Religion gibt
-
keine Selbstmordattentäter, keinen 11.September [2001], keine Anschläge auf die
Londoner U-Bahn [7.7.2005],
keine Kreuzzüge [1095/99], keine Hexenverfolgung [1450-1750], keinen Gunpowder Plot
[2],
keine Aufteilung Indiens [1947],
keinen Krieg zwischen Israelis und Palästinensern, kein Blutbad unter
Serben/Kroaten/Muslimen, keine
Verfolgung von Juden als "Christusmörder", keine "Probleme" in Nordirland, keine
"Ehrenmorde",
keine pomadigen Fernsehevangelisten im Glitzeranzug, die
leichtgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche ziehen
("Gott will, dass ihr
gebt, bis es wehtut").
Stellen wir uns vor:
Keine
Zerstörung antiker Statuen durch die Taliban,
keine öffentlichen Enthauptungen von
Ketzern, keine Prügel auf weibliche Haut für das Verbrechen,
zwei Zentimeter
nackte Haut zu zeigen.
Übrigens berichtete mir mein Kollege Desmond Morris (b.1928),
dass John Lennons
großartiger Song ["Imagine"] in den Vereinigten Staaten
manchmal ohne die Zeile
"and no religion too"
gespielt wird.
In einer besonders dreisten Version wurde sie sogar zu "and one religion too" abgeändert..."
[1] John Lennon: (1940 - 8.12.1980 erschossen), Gitarrist der Rockband The Beatles;
Das Lied "Imagine" 1971:
Imagine there's no Heaven It's easy if you try No Hell below us Above us only
sky. Imagine there's no countries
It isn't hard to do Nothing to kill or die for And no religion too Imagine all
the people living life in peace usw. Kompletter Text: ganz unten.
http://www.youtube.com/watch?v=2xB4dbdNSXY
[2] Gunpowder Plot: Schießpulververschwörung, Versuch von britischen Katholiken,
am
5. November 1605 den protestantischen König von England, Jakob I. (1566-1625), seine Familie, die
Regierung
und alle Parlamentarier zu töten
Aus: „Der Gotteswahn“ (The God
Delusion 2006)
Vorwort: Seite 12.
ULLSTEIN 9. Auflage 2007
Richard Dawkins
(b.1941)
Britischer Zoologe, theoretischer Biologe, Evolutionsbiologe
Oxford-Professor, Autor wissenschaftlicher u. populärwissenschaftlicher
Literatur
www.humanismus.de/
www.schmidt-salomon.de/ferkel.htm
www.giordano-bruno-stiftung.de/
www.leitkultur-humanismus.de/
www.horstherrmann.com/
www.deschner.info/
https://karlheinz-deschner.de/
***
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner
selbstverschuldeten Unmündigkeit.
Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne
Leitung eines anderen zu bedienen.
Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben
nicht am Mangel des Verstandes,
sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines
andern zu bedienen.
Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu
bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung ... Es ist so bequem,
unmündig zu sein.
Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen
Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät
beurteilt ... so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen ... Dass der bei weitem größte Teil der Menschen ... den Schritt zur Mündigkeit,
außer dem dass er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte, dafür sorgen schon jene
Vormünder,
die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben
und sorgfältig verhüteten, dass diese
ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie
einsperrten,
wagen durften, so zeigen sie
ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen, allein zu
gehen.
Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden
durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen;
allein ein Beispiel von der
Art macht doch schüchtern und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen
ab ...
Daher kann ein Publikum nur langsam zur Aufklärung gelangen ... Zu dieser
Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit;
und zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heißen mag, nämlich
die:
von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen
Gebrauch zu machen.
Nun höre ich aber von allen Seiten rufen: Räsonniert
[nörgelt, meckert] nicht!
Der Offizier sagt: Räsonniert nicht, sondern
exerziert! Der Finanzrat: Räsonniert nicht, sondern bezahlt!
Der Geistliche: Räsonniert nicht, sondern glaubt!"
Immanuel Kant
(1724-1804)
"Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? "
Berlinische Monatsschrift. Dezember-Heft 1784. S. 481-494
Auch wenn das Menschenbild und
der Zukunftsoptimismus der Aufklärung nicht so rasch wie erhofft in die Tat
umgesetzt werden konnten,
sind aufklärerische Grundpositionen meines Erachtens
nach wie vor oder heute erst recht wichtig und aktuell.
Alle Probleme, mit denen
die einzelnen Menschen oder die Menschheit zu kämpfen haben,
sind nur - wenn überhaupt - von Menschen und mit den Menschen zu lösen. Eine
diesseitige Lebensorientierung
kann am ehesten Probleme wie Umweltzerstörung, Ausbeutung oder
zwischenmenschliche Konflikte bewältigen.
Diese Sichtweise teilte schon der große Denker Epikur (341-271 v.u.Z.), wenn er betonte:
"Unsinnig ist es, von den Göttern etwas zu erbitten, was
man aus eigener Kraft zu leisten vermag."
Beten mag für Menschen hilfreich sein: Trotzdem müssen sie die anstehenden
Probleme
im Hier und Jetzt lösen - kein Gott nimmt ihnen auch nur eine Entscheidung ab.
Auch Nietzsche (1844-1900) sah diese
Thematik ähnlich: "Wenn man das Schwergewicht des Lebens
nicht ins Leben,
sondern ins Jenseits verlegt - ins Nichts -, so hat man dem
Leben überhaupt das Schwergewicht genommen.
Die große Lüge von der
Personalunsterblichkeit zerstört jede Vernunft."
Der beharrliche - und gleichzeitig freundliche - Einsatz für soziale
Gerechtigkeit und Aufklärung, gepaart mit dem Wissen
um die menschliche Fehlerhaftigkeit und Unvollkommenheit, ermöglicht sozialen
Fortschritt und gewährleistet Toleranz.
Am treffendsten für mich hat diese Haltung der große englische Philosoph
Russell
(1872-1970) ausgedrückt:
"...dass die Wahrheit, die wir erreichen können, eine bloß
menschliche Wahrheit ist, fehlbar und veränderlich
wie alles Menschliche, denn die Leute verfolgen einander, weil sie glauben, sie
kennten die Wahrheit.
Guter Wein braucht keinen grünen Kranz und gute Ethik keine Greuel."
Und an einer anderen Stelle schreibt er: "Fühle Dich
keiner Sache völlig sicher."
Die Erkenntnis, keine ewige und unumstößliche Wahrheit zu besitzen, mildert
tendenziell sture Haltungen
und verkrustete Überzeugungen. Diese Meinung vertrat Russel auch in der
folgenden Aussage:
"Der Wunsch, Erkenntnis zu besitzen, die nicht in Frage
gestellt werden kann,
und nach der Gewissheit einer endgültigen Wahrheit führt wahrscheinlich weniger
zu Objektivität
als zu Starrheit und arrogantem Dogmatismus."
Maßvoller Zweifel und vernünftig dosierte Skepsis sind gesunde Geisteshaltungen
und schützen vor Dogmen
jeglicher Couleur; wer so lebt und fühlt, ist weitgehend immunisiert gegen
Fanatismus und Engstirnigkeit -
und aus der Sicht Russells sähe unsere Welt dann besser aus:
"Könnte man die Menschen bloß in eine versuchsweise
agnostische Geistesverfassung über diese Dinge
(Religion und Politik) bringen, neun Zehntel der Schäden in der modernen Welt
würden geheilt."...
Dogmatisierte und fanatisch werdende Glaubensüberzeugungen - davon haben die
letzten Jahrhunderte
(Beispiel Christentum) und Jahrzehnte (Beispiele: Nationalsozialismus,
Leninismus-Stalinismus) genug Zeugnis
abgelegt -
laufen letztlich Gefahr, für die "Unbekehrten", aber auch für die
"Zweifels-Immunisierten", zur Katastrophe auszuwachsen,
denn sie verhindern u.a.
zwei grundsätzliche und unabdingbar notwendige Eigenschaften für ein
sinnvolles menschliches Zusammenleben, die Russell wie folgt charakterisiert:
"... dass Freundlichkeit und Toleranz entschieden mehr wert
sind als alle Glaubensüberzeugungen der Welt ..."
Dogmatische Glaubensüberzeugungen religiöser Art sind naturgemäß langfristig
gefährlicher als solche
in anderen Bereichen, da ihre Herkunft (Offenbarung) und damit ihre Inhalte
unhinterfragbar sind - und bleiben,
was für politische Doktrinen über längere Zeit kaum möglich ist. Der englische
Humanist und Skeptiker Hume (1711-1776) sieht diese Problematik genau, wenn er schreibt:
"Während die Irrtümer in der Philosophie bloß lächerlich
sind,
sind die Irrtümer in der Religion gefährlich."...
Der Begründer der Psychoanalyse Freud [1856-1939], stand der Religion
lebenslänglich kritisch gegenüber
und zeigte in vielen Schriften, so z.B. in "Die Zukunft einer Illusion"
(1927) oder in "Massenpsychologie und Ich-Analyse"
(1921) fragwürdige, schädliche oder illusorische Aspekte religiöser
Überzeugungen auf.
Ich zitiere Freud aus der Schrift von 1927:
"Wenn es um Fragen der Religion geht, machen sich die
Menschen aller möglichen Unaufrichtigkeiten
und intellektuellen Unarten schuldig."
Und an einer anderen Stelle
schreibt Freud:
"Sie (die religiösen Lehren)
sind sämtlich Illusionen, unbeweisbar, niemand darf gezwungen werden,
sie für wahr zu halten, an sie zu glauben. Einige von ihnen sind so
unwahrscheinlich, so sehr im Widerspruch zu allem,
was wir mühselig über die Realität der Welt erfahren haben, dass man sie - mit entsprechender Berücksichtigung
der psychologischen Unterschiede - den Wahnideen vergleichen kann."
Letztlich entscheidet die individuell verarbeitete und gelebte Haltung und
Lebenspraxis hinsichtlich der Menschen
und der Welt. Dies meinte wohl auch der englische Philosoph
Mackie (1917-1981),
mit dessen Worten ..:
"Weder Theisten noch Atheisten haben irgendein Monopol,
weder auf Laster noch auf Tugenden."
Aus: Jürg Frick: „Das
Ende einer Illusion. Denkanstöße zu Ethik und Pädagogik der Bibel“ S.20f.
ANGELIKA LENZ VERLAG 1999
www.uni-potsdam.de/u/philosophie/texte/kant/aufklaer.htm
***
"Was wir tun müssen
Wir
wollen auf unsern eigenen Beinen stehen und die Welt offen und ehrlich anblicken
-
ihre guten und schlechten Seiten, ihre Schönheit und ihre Hässlichkeit;
wir wollen die Welt so sehen, wie sie ist, und uns nicht davor fürchten.
Wir wollen die Welt mit unserer Intelligenz erobern und uns nicht
nur sklavisch von dem Schrecken, der von ihr ausgeht, unterdrücken lassen.
Die ganze Vorstellung von Gott stammt von den alten orientalischen
Gewaltherrschaften.
Es ist eine Vorstellung, die freier Menschen unwürdig ist.
Wenn man hört, wie sich die Menschen in der Kirche erniedrigen
und sich als elende Sünder usw. bezeichnen, so erscheint das verächtlich
und eines Menschen mit Selbstachtung nicht würdig.
Wir sollten uns erheben und der Welt frei ins Antlitz blicken.
Wir sollten aus der Welt das Bestmögliche machen, und wenn sie nicht so gut ist,
wie wir wünschen, so wird sie schließlich immer noch besser sein als das,
was die andern in all den Zeitaltern aus ihr gemacht haben.
Eine gute Welt braucht Wissen, Güte und Mut;
sie braucht keine schmerzliche Sehnsucht nach der Vergangenheit,
keine Fesselung der freien Intelligenz durch Worte, die vor langer Zeit
von unwissenden Männern gesprochen wurden.
Sie braucht einen furchtlosen Ausblick auf die Zukunft
und eine freie Intelligenz.
Sie braucht Zukunftshoffnung,
kein ständiges Zurückblicken auf eine tote Vergangenheit,
von der wir überzeugt sind, dass sie von der Zukunft,
die unsere Intelligenz schaffen kann, bei weitem übertroffen wird."
Aus: „Warum ich kein Christ
bin. Ein Vortag". Was wir tun müssen. Seite 34.
ROWOHLT 1969 (1963)
Bertrand Russell
(1872-1970)
Britischer Philosoph, Mathematiker, Logiker
1950 Nobelpreis für Literatur
"Vor
1700 Jahren gingen wesentliche Elemente unseres uralten Erbes verloren und waren
von da an einer Priester-Elite sowie den esoterischen Traditionen
["Eingeweihter"]
der jeweiligen Epoche vorbehalten.
In dem Bemühen, die lose organisierten Religionen und historischen Traditionen
seiner Zeit zu vereinfachen,
berief der römische Kaiser Konstantin [der
I./derGroße. 270/288-337 n.u.Z] im 4.Jahrhundert nach Christus einen
Rat von Historikern und Gelehrten ein.
Die später als das Konzil
von Nicäa [325 n.u.Z] bekannt gewordene Versammlung erfüllte ihren Auftrag
und sprach die
Empfehlung aus,
wenigstens 25 Dokumente aus dem bestehenden
Schriftenkanon zu entfernen oder zu modifizieren [1].
Das Gremium befand
viele der untersuchten Texte als redundant [überflüssig, wiederholt], voll von mehrmals erzählten Geschichten und
wiederkehrenden
Gleichnissen. Andere Manuskripte waren so abstrakt oder so mystisch, dass man
ihnen keinen
praktischen Wert beimaß. Daneben wurden weitere 20
Hilfsdokumente aus dem Kanon entfernt, um als lediglich
ergänzendes Material
fortan dem Zugriff ausgewählter Forscher und Gelehrter vorbehalten zu sein. Die
verbliebenen
Bücher wurden gestrafft und umarrangiert, damit sie für den
normalen Leser mehr Sinn ergäben und leichter zugänglich
wären.
Jeder dieser Entscheidungen trug zur weiteren Verdunkelung des Mysteriums bei, das unseren Daseinszweck,
unsere Möglichkeiten und unsere
Beziehung zueinander umgibt.
Nachdem das Konzil seine Aufgabe erfüllt
hatte, legte es
als Ergebnis im Jahr 325 nach Christus ein einziges Dokument
vor. Dieses Resultat seiner Arbeit ist uns bis heute erhalten
geblieben als
einer der vielleicht meistumstrittenen Texte in der Geschichte der heiligen
Überlieferungen überhaupt: die
Bibel. Noch 1700 Jahre
später bestimmen die Konsequenzen des Konzils von Nicäa die Politik und Technik,
gesellschaftliche Strukturen und religiöse Auffassungen in unserem Leben
...
In jüngster Zeit wurden einzelne Dokumente wie auch ganze Bibliotheken
[Schriften], die nach dem Tod Christi verloren gegangen waren, wieder entdeckt,
übersetzt und der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Meines Wissens existiert keine Sammlung, in der die gesamten Informationen enthalten sind,
denn die
Übersetzungen wurden von verschiedenen Autoren erarbeitet, die im Lauf der
Jahrhunderte in verschiedenen Sprachen wirkten.
Von Zeit zu Zeit gab es jedoch Gruppenübersetzungen. Dank der Arbeit moderner Wissenschaftler wurde Mitte des
20. Jahrhunderts eine solche Anthologie
[Sammlung von Texten] verloren gegangener biblischer Bücher veröffentlicht
[2].
Zu den Dokumenten, die aus unserer heutigen Bibel herausgestrichen
und als
solche identifiziert wurden, zählen die folgenden Bücher:
Barnabasbrief
1.Clemensbrief
2.Clemensbrief
Christus und Abgarus
Apostolisches Glaubensbekenntnis
Der Hirte des
Hermas I - Visionen
Hermas II - Gebote
Hermas III - Gleichnisse
Epheserbrief
Kindheit Jesu I
Kindheit Jesu II
|
Die Geschichte
Marias
1.Buch der Kindheit
2.Buch der Kindheit
Nikodemus
Briefwechsel von
Paulus und Seneca
Briefwechsel von
Paulus und Thekla
Philipper
Ignatiusbriefe an die Traller
-
Philadelpher
- Magnesier
-
Polycarp
-
Römer
Briefe von Herodes und Pilatus
|
|
Nachfolgend findet sich eine auszugsweise Zusammenfassung von Hilfstexten,
die
im 4. Jahrhundert entfernt wurden.
Diese Texte blieben seitdem Gelehrten
vorbehalten [3].
www.nag-hammadi.com/
www.nag-hammadi.com/ge/index.html
www.qumran.org/homes/route66/
1.Buch von Adam und Eva
2.Buch von Adam und Eva
Die Geheimnisse Henochs
Die Psalmen Salomons
Die Oden Salomons
4.Buch der Makkabäer
Die Geschichte von Ahikar
Testament von Ruben
Asher
Josef
|
Simeon
Levi
Judah
Issachar
Zebulon
Dan
Naphatali
Gad
Benjamin
|
|
Die Konsequenzen der
Entfernung oder Veränderung dieser 41 Bücher und vielleicht weiterer Schriften,
in denen
Einzelheiten zu unserem Erbe und unserer Beziehung zum Kosmos
beschrieben wurden, sind noch heute spürbar.
Das Fehlen derart zentraler Texte könnte das Empfinden
vieler Menschen erklären, dass unsere biblischen Aufzeichnungen
eklektisch [ausgewählt]
und unvollständig sind. Für ernsthafte Wissenschaftler und
Hobbyhistoriker gleichermaßen
bedeutet das Wissen um die Existenz dieser
Dokumente die Lösung eines Rätsels. Es hat viel von einem modernen
Mysterium,
dass wir erst jetzt, fast zwei Jahrtausende nach ihrem Verschwinden aus der
allgemein zugänglichen Literatur,
unsere Geschichte vervollständigen können.
Zwar trägt jedes der uns verloren gegangenen Bücher zum Verständnis
unserer
Vergangenheit bei, doch gibt es einige, deren Auswirkungen größer sind als die
von anderen ...
Vom 4. Jahrhundert an änderte sich unsere Beziehung zu den
Kräften der Welt um uns herum sowie in uns.
Nachdem man die Worte, die eine Existenz solcher Beziehungen bestätigten,
mit dem Konzil von Nicäa (325 n.u.Z)
aus den Texten herausgestrichen hatte, begannen wir uns
als Zuschauer zu sehen, die passiv die Wunder der Natur
und unserer Körperfunktionen beobachten. Überlieferungen wie die der
Essener und
amerikanischen Indianer
sagen uns, dass unsere Beziehung zur Welt weit über eine
Beobachtungsrolle hinausgeht. Sie erinnern uns daran,
dass wir ein Teil von allem sind, was wir sehen. In einer
Welt wechselseitiger Verbundenheit ist es unmöglich,
auch nur passiv
zuzusehen, wie ein Blatt von einem Baum fällt oder eine emsige Ameise über den
Boden krabbelt.
Allein der Akt des Beobachtens macht uns zu Beteiligten
...
Dass wir uns selbst als losgelöst von unserer Umwelt sehen, hat sich in einem
Gefühl des Getrenntseins
niedergeschlagen. Wir glauben an ein "Hier drin",
das einem "Da draußen" gegenübersteht.
Von Kindheit
an
entwickeln wir die Vorstellung, dass die Welt "einfach geschieht".
Manchmal geschehen gute Dinge, dann wieder
weniger gute. Unsere Welt scheint sich überall um uns herum abzuspielen, oft
ohne ersichtlichen Grund für die
Geschehnisse. Wir wappnen uns also für alle
Eventualitäten (Möglichkeiten, Chancen) des Lebens und verbringen
viel Zeit damit, Überlebensstrategien zu entwickeln und alle Herausforderungen
zu umschiffen, die sich uns
in den Weg stellen mögen. Neuere Forschungsergebnisse zu Beziehung zwischen der
Kraft unserer Gefühle und
unserer Körperchemie lassen darauf schließen, dass diese Perspektive - "wir"
und "die anderen" - weitreichende
und manchmal unerwartete Konsequenzen hat.
Man konnte zum Beispiel wissenschaftlich belegen, dass bestimmte Gefühle
bestimmte vorhersehbare chemische
Prozesse in unserem Körper in gang setzen.
Ändern wir unsere Gefühle, verändern wir damit unsere
Körperchemie.
Wir haben buchstäblich so etwas, das man als "Hass-Chemie", "Wut-Chemie",
"Liebes-Chemie" und so weiter sehen
könnte. Biologisch betrachtet drücken sich Emotionen in unserem Körper als der
Hormon-, Antikörper- und Enzymspiegel
aus. Die "Liebes-Chemie" zum Beispiel
weckt unsere Lebensgeister, indem unser Immunsystem und die Steuerfunktionen
unseres Körpers optimiert werden. Umgekehrt kann Wut, die sich mitunter in Form
von Schuldgefühlen nach innen richtet,
eine Schwächung des Immunsystems bewirken ...
So zu leben, als wäre die Welt "da draußen" irgendwie getrennt von uns,
macht uns anfällig für erlernte Bewertungen
und Urteile,
die dann im Körper ihren chemischen Ausdruck finden. So neigen wir
dazu, zwischen "guten Bakterien" und "schlechten Bakterien" zu unterscheiden,
und verwenden Worte wie "Gifte" und "Abfallstoffe", um die Nebenprodukte jener
Funktionen zu beschreiben, denen wir unser Leben verdanken.
In einer derartigen
Welt kann unser Körper zum Schlachtfeld für widerstrebende Kräfte werden, wodurch der biologische Kampf entsteht,
der sich in Krankheit und Siechtum
äußert.
Die ganzheitliche Perspektive der Essener dagegen sieht
alle Facetten unseres Körpers als Elemente einer heiligen und göttlichen Kraft,
die sich durch die Schöpfung hindurch zieht. Jede ist ein Ausdruck
Gottes. In einer Welt, in der alles,
was wir wissen und erfahren mögen,
einer solchen geeinten Quelle entspringt,
arbeiten Bakterien, Keime und die Nebenprodukte unseres Körpers zusammen, um
unserem Körper Kraft
und Leben einzuflößen. Diese Ansicht ist eine Aufforderung
an uns, Tränen, Schweiß, Blut und Ausscheidungsprodukte,
die wir als "Abfall"
gekannt haben,
als heilige Elemente der Erde zu sehen, die uns gedient haben,
statt als Ekel erregende Abfallstoffe, die es auszuschalten,
zu entsorgen und zu
vernichten gibt ...
Die folgende Analyse entstammt dem Werk des bekannten hebräischen Theologen
Rabbi Benjamin Blech [4].
Sie offenbart noch nie da gewesene Einsichten, und vielleicht sind wir durch
diese Erkenntnisse sogar in der Lage,
das Geheimnis und das Zusammenspiel von Himmel, Erde und der menschlichen Seele
zu lüften.
Das hebräische Wort für "Seele" heißt
"NeSchaMaH".
Es wird ohne
Vokale,
nur mit den Konsonanten N-Sch-M-H geschrieben.
Wenden wir nun die
entsprechenden Zahlencodes an, ergibt sich folgendes Bild:
N = 50, Sch = 300, M = 40, H = 5. Durch Addition dieser Zahlen ergibt sich der
Wert 395 [Quersumme 8].
Numerisch ausgedrückt
bedeutet also die
Zahl 395 "Seele".
Über die Zahl können wir nun eine Beziehung zu anderen Wörtern herstellen, die
zwar aus anderen Buchstaben
bestehen, aber den gleichen Wert enthalten. Wir wollen im Folgenden die
Beziehung zwischen Seele und Himmel
genauer untersuchen. Wir wenden daher den gleichen Prozess auf das Wort
"Himmel" an.
Auf hebräisch heißt Himmel
"HaSchaMaJiM". Auch hier schreiben
wir das Wort wieder ohne Vokale H-Sh-M-J-M
und wenden dann den Zahlencode
an.
H = 5, Sh = 300, M = 40, J = 10, M = 40.
In der Addition der Zahlen erhalten wir dann: 5+300+40+10+40 = 395 [Quersumme 8].
Daraus folgt: Himmel = Seele
Wir sehen, der numerische Wert des Wortes für Himmel ist derselbe wie für das
Wort Seele.
Die Regeln der Gematrie [6] besagen, dass Worte mit demselben Zahlenwert auch eine
inhaltliche Beziehung
zueinander haben. Diese Zahlenbeziehungen sprechen eine
deutliche Sprache, die unabhängig von gesellschaftlichen
und kulturellen
Überlagerungen ist. Die Wissenschaft der Gematrie zeigt uns also, dass Himmel
und Seele identisch sind.
In vielen Überlieferungen zu unserem Ursprung erschafft Gott Himmel und Erde
als
zwei aufeinander bezogene,
doch deutlich voneinander getrennte Erfahrungsbereiche.
Die Haggadah [7]
beschreibt die Menschheit als eine Brücke zwischen diesen beiden Reichen,
als
die Verbindung zwischen Himmel (Geist oder Seele) und Erde.
"Sie (die Menschheit) vereint in sich Himmlisches und Irdisches ...
Ich (Gott) werde den Menschen als die Vereinigung dieser beiden erschaffen ..."
[5]
Während unseres Lebens verschmelzen die Eigenschaften dieser beiden Reiche zu
einer einzigen Existenz.
Am Ende unseres Lebens kehren der in unserem Körper verschmolzene Himmel und die
Erde
wieder zu ihrer jeweiligen Heimat zurück. Unsere Körper werden wieder zu
Staub
und der Himmel und unsere Seele sind bereits eins.
Jetzt wird klar, warum der Tod nicht das Ende unseres Daseins ist.
Der verborgene Zahlencode bestätigt das ...
Historisch betrachtet, betreten wir diese Welt als Folge der Vereinigung von
Mann und Frau,
unserer Mutter und unserem Vater. Gleichgültig, ob eine Absicht dahinter stand
oder nicht,
das neue Leben im Mutterleib entsteht aus der Verschmelzung der DNA [2 x 23
Chromosomen = 46]
unserer Eltern. Eine der großen Fragen des Lebens, die im Zeitalter des Klonens
und der Gen- manipulation
besondere Brisanz erhält, ist die, ob das Vorhandensein von Ei- und Samenzelle
ausreicht, damit neues Leben
entstehen kann.
Was ist das für eine
unsichtbare Kraft, die den Zellen befiehlt zu wachsen
und sich nach einem bestimmten Schema zu teilen, damit ein gesundes Kind
entsteht?
Wer ist der "Pfeifer" [8],
von dem Einstein gesprochen hat?
Eine nähere Betrachtung der Geburt aus der alten Zahlenperspektive gibt uns
Hinweise.
Die folgende "Gleichung" für die
Vereinigung des Mütterlichen und des Väterlichen,
aus der Adam hervorging,
ist nur vollständig, wenn der numerische Wert Gottes
hinzugefügt wird.
Im vierten Kapitel haben
wir dargelegt, dass das hebräische Wort für den ersten Menschen ADM
geschrieben wird (ohne Vokale). In Zahlen ausgedrückt ergibt sich folgende
Gleichung:
A - Alef = 1 D - Dalet = 4 M - Mem
= 40.
Die Summe ergibt 45, die Quersumme davon ergibt 9.
Numerisch ausgedrückt
entspricht Adam also der 9. In der Sprache der Zahlen [Gematrie]
können wir uns jetzt Adams Beziehung zu seiner Mutter
und seinem Vater
betrachten. Dazu müssen wir zunächst deren verborgene Zahlenwerte finden.
Das hebräische Wort für Mutter schreibt sich EM [5,6].
E - Alef = 1 M - Mem = 40 1+4 = 5
Die Summe davon 41, die Quersumme davon 5.
Der gleiche Prozess für das Wort für Vater AV [5,6] liest sich so:
A - Alef = 1 V - Vet/Bet = 2 1+2= 3
Die Summe dieser Buchstabenwerte ergibt 3.
Nachdem wir alle drei Worte in Zahlenwerte verwandelt haben, können wir diese
nun miteinander vergleichen.
Da Adam (die Menschheit) aus der Vereinigung von Mutter und Vater
hervorgegangen ist, würden wir erwarten,
dass sein Wert der Summe der beiden entspricht. Doch aus der Summe
(Vater) 3 plus (Mutter) 5 ergibt sich 8,
eins weniger als die 9 des Adam. Dieses Rätsel wird durch einen einzigen
Abschnitt in der Thora [im ersten
Teil des Tanach, der hebräischen Bibel] gelöst, wie Rabbi Benjamin Blech erkannt
hat. Viele Forscher interpretieren
die alten Texte als Metaphern, doch oft sind die Hinweise in der Thora durchaus
direkt gemeint. Rabbi Blech verweist
auf
die Genesis, in der steht, dass Gott einen Zahlenwert hat. "Der Herr ist
unser Gott, der Herr ist Eins" [6]
Manche sehen darin die Aussage, dass Gott den Zahlenwert Eins hat.
In der
Eins liegt jedoch ein tiefes Geheimnis ...
Die Gleichung des Lebens
Mutter 5 + Vater 3 + Gott 1 = Adam 9 ...
Der Code sagt zwar nichts darüber aus, WER Gott ist,
doch er zeigt uns nach den Regeln der Wissenschaft,
dass wir weder uns noch anderes Leben in unserer Welt
von der Präsenz einer höheren Kraft separieren können ...
Die im ersten Kapitel genannten Zahlen der Toten bestätigen die Aussage des
Historikers Eric Hobsbaum [1917-2012], dass das 20. Jahrhundert das mörderischste
unserer Geschichte war.
Die Zahlen zeigen uns auch, was viele schon geahnt haben:
dass wir selbst durch Gewalt und Missachtung gegenüber
unseren Mitmenschen
für mehr Tote verantwortlich sind als Krankheit und Naturkatastrophen.
Angesichts dieser schrecklichen Tatsachen werde ich oft gefragt, wie
wahrscheinlich es wohl ist,
dass eine einzige Information zu einer Lebensfördernden Veränderung
und zur Umkehr der Tendenz zur Grausamkeit führen könnte?
Hätten die Auswirkungen dieser Information eine bedeutungsvolle Größe?
Ich antworte darauf mit einem überzeugten Ja! Ich halte es nicht nur für
möglich,
sondern für durchführbar und notwendig.
Die Botschaft Gottes, des Ewigen, in unseren Zellen
J = Wasserstoff
(H), H =
Stickstoff (N), W = Sauerstoff (O), C = Kohlenstoff (C) - Elemente der
DNA.
J H W G - Die Elemente als hebräische Buchstaben. JH: allgemein akzeptierte Form der Abkürzung von JHWH, dem alten Namen
Gottes WG/GW: das Innere/ im Körper
(ebenda S.159)
könnte genau der Katalysator sein,
der die notwendige Veränderung in Gang setzt ...
Die Buchstaben des Namen Gottes in unseren Zellen sind universell, unabhängig von unserer Unterschiedlichkeit.
In jeder Zelle jedes Körpers finden wir denselben Code mit derselben Botschaft,
über alle Sprachgrenzen, Glaubensgrenzen und Rassengrenzen hinweg,
frei von Vorurteilen oder Ausnahmen ...
Jenseits von Christentum, Judentum, Hinduismus, Buddhismus, Schintoismus,
Schwarz, Weiß, Rot oder Gelb - ob Mann, Frau oder Kind - die Botschaft erinnert
uns
an unser Mensch-Sein. Und wenn wir diese unveränderliche
Wahrheit einmal anzweifeln sollten, brauchen wir nicht weit zu suchen:
Jede Zelle unseres Körpers erinnert uns daran."...
Aus: Gregg Braden: 1. „Der Jesaja Effekt. Das verborgene Wissen von
Prophezeiungen und Gebeten alter Kulturen
neu entschlüsselt“
Seite 55-62: Vergessene Technologie. Seite 219ff: Kapitel 8: Die Wissenschaft vom
Menschen. Geheimnisse des Gebets und der Heilung
KOHA 2009 (The Isiah Effekt: Decoding the Lost Science
of Prayer and Prophecy“ 2000)
2. „Der Gottes Code. Das Geheimnis in unseren
Zellen“
(The God Code. The Secret of Our Past, the Promise of Our Future 2004) Kapitel 3: Von den
verlorenen Büchern der Schöpfung:
Himmlische Macht in irdischen Körpern.
Verschollene Bibelbücher Seite 69f. Kapitel 5: Die Entdeckung: Buchstaben werden
zu Elementen Seite116-118. Kapitel 7: Die Botschaft vom Ursprung:
Die
Entzifferung der Sprache Gottes. Das Geheimnis von "Gott ist Eins Seite 184-186.
Die Gleichung des Lebens 187-188. 9.Kapitel: Der Gottes Code - Ein Grund zu
glauben.
Der perfekte Zeitpunkt Seite 237. Jenseits unserer Verschiedenheit
Seite 252. Unsere unveränderliche Wahrheit Seite 260" KOHA 2.Auflage 2011
[1,2,3]
Gerd Lüdemann, Martina Janssen: "Bibel der Häretiker. Die
gnostischen Schriften aus Nag Hammadi.
Erste deutsche Gesamtübersetzung" RADIUS 1997 (The Lost Books of the Bible and
the Forgotten Books of Eden 1963)
[4,9]
Benjamin Blech (b.1939): "The Secrets of Hebrew Words" Jason Aronson 1991
[5]
Willis
Barnstone (b.1927): "The other bible. Jewish Pseudepigrapha, Christian Apocrypha,
Gnostic Scriptures, Kabbalah, Dead Sea Scrolls"
Edited with Introductions, San Francisco: HarperSan Francisco, 1984.
[6] Friedrich Weinreb
(1910-1988 Zürich, jüdisch-chassidischer Erzähler, Schriftsteller): „Der
göttliche Bauplan der Welt – Der Sinn der Bibel nach der ältesten
jüdischen Überlieferung“ ORIGO 1978, „Die Astrologie in der jüdischen
Mystik“ THAUROS1982, „Schöpfung im Wort – Die Struktur der Bibel in
jüdischer Überlieferung“ THAUROS 2002, „Die Symbolik der Bibelsprache“
ORIGO 1999, „Zahl-Zeichen, Wort – Das symbolische Universum der
Bibelsprache“ THAUROS 1999
[7] Haggadah:
Die Nacherzählung (Haggada) dieses im Buch Exodus des Tanach erzählten
Geschehens. Erzählung und Handlungsanweisung für den Sederabend
[Vorabend und
Auftakt des jüdischen Pessach-Festes. An ihm wird im Kreis der Familie oder der
Gemeinde des Auszugs aus Ägypten gedacht.
Das Fest der Befreiung der Israeliten
aus der ägyptischer Sklaverei], dem Fest der ungesäuerten Brote.
Die Haggada ist
ein meist reich bebildertes Büchlein, aus dem beim Festmahl mit der Familie
gemeinsam gelesen und gesungen wird.
[8]
Albert Einstein über
seine Gedanken zu einer der Schöpfung zugrunde liegenden Ordnung und seine
Ahnung, woher diese Ordnung wohl kommen könnte:
"Ich sehe ein Muster, aber der Schöpfer dieses Musters entzieht sich
meiner Vorstellungskraft ... Wir tanzen alle nach dem geheimnisvollen Lied eines
fernen, unsichtbaren Pfeifers"
In: "The Expanded Quotable Einstein" Collected
and edited by Alice Calaprice. With a foreword by Freeman Dyson.
Princeton University Press 2000
*****
"Noch heute indes kommt niemand mit
einer Idee von "Gott" zur Welt,
jedes Kind weiß nichts vom "lieben Himmelvater", bis es Leute beschwätzen,
die genau so wenig davon wissen."
Aus: Karlheinz Deschner: „Oben ohne. Für einen götterlosen Himmel und
eine priesterfreie Welt.
Zweiundzwanzig Attacken, Repliken und andere starke Stücke“ Kapitel: Warum ich
Agnostiker bin (1976)
Seite 20, ROWOHLT 1997
George Denis Patrick Carlin: Zeit zum Leben und Lieben
>>>
"Ach! Zwei Seelen wohnen in meiner
Brust"
frei nach Goethes FAUST.
Johann Wolfgang von Goethe: In den Wissenschaften
>>>
"Die meisten von uns [sind] in ständigem Kampf mit der eigenen Persönlichkeit.
Mit dem Ego,
mit den schwierigen Gefühlen, mit der Sexualität, mit Gewaltfantasien, mit
rassistischen Anwandlungen.
Darum kommt für mich das Konzept, wonach man verstärkt, was man bekämpft an
erster Stelle der Faktoren,
die unsere Realität gestalten. Dieser Kampf in uns bestimmt in wesentlicher Art,
wie wir unser Leben erfahren.
Deshalb halte ich die VERSÖHNUNGSARBEIT MIT SICH SELBST für die wichtigste
Arbeit in unserem Leben.
Das ist der Hauptgrund für meine Vorsicht gegenüber den traditionellen
Religionen mit dem verurteilenden Gott.
Sie lehren hauptsächlich die Verurteilung von uns selbst - anstatt einer
Versöhnung mit uns. Die Versöhnung
wird an eine externe Instanz, beispielsweise Christus, delegiert. Diese
Dienstleistung wird uns angeblich geliefert
zum Preis der Unterdrückung von Teilen unserer Persönlichkeit. Mit anderen
Worten: Die Versöhnung
wird uns geschenkt unter der Bedingung, dass wir in ständigem Krieg mit uns
selbst leben,
das heißt, mit uns selbst unversöhnt bleiben!
Aus: Jakob Bösch: „Versöhnen und Heilen: Spiritualität, Wissenschaft und
Wirtschaft im Einklang“
Kapitel: Bewusstsein schafft Realität. Seite 61. AT VERLAG
2008
"Nur in dem
Maße, als der Mensch sich immer wieder der Vernichtung aussetzt,
kann das Unvernichtbare ins Innesein treten ...
Nur im immer neuen Durchschreiten
einer Zone der Vernichtung kann die Fühlung mit
dem aller Vernichtung enthobenen Sein
sich festigen. Und je mehr der Mensch lernt,
ohne Reserve der ihn gefährdenden, sinn-
widrigen, mit Isolierung drohenden Welt zu
begegnen, um so mehr öffnet sich ihm
die Tiefe des Grundes, und ein Tor zu neuem
Leben und Werden geht auf."
Aus:
Karlfried Graf Dürckheim (1896-1988, deutscher Diplomat, Psychotherapeut,
Zen-Lehrer): „Der Alltag als Übung. Vom Weg zur Verwandlung“ Kapitel:
Das Rad der Verwandlung 3. Das Eingehen in den Grund. Seite 101. HANS
HUBER 2004 (2001, 1966)
"Die Hoffnungsbilder, die Religionen dem Menschen vermitteln,
weil er ohne sie das Leben kaum ertragen kann,
verdrängen den "Tod des Ich".
Dieses letzte Tabu wagt keine Religion anzutasten. Dadurch aber
verdrängen sie die Erfahrung Gottes!"
Aus: Willigis Jäger/Ko-un Rōshi: "In jedem Jetzt ist Ewigkeit - Worte für alle Tage" 7. Oktober S.187 KÖSEL 2003
"RELIGION muss in der Tiefe unseres Seins
aufkeimen und nicht aus einer IDEOLOGIE. Unser wahres Selbst soll zum Durchbruch kommen.
Wir sollen erkennen, was wir schon längst waren und sind."
Aus: Willigis Jäger/Ko-un Rōshi: "In jedem Jetzt ist Ewigkeit - Worte für alle Tage"
10. September S.170 KÖSEL 2003
Meine ganz persönliche und lang
währende Reise durch die "Nebel" der Religions-Ideologien
und
Indoktrinationen, die "Erlösung des Geistes" von vorgegebenen Dogmen und Konformis-
men,
ist nun,
auch an einem ganz
persönlichen "Punkt" angelangt.
Herausfordernderweise,
hoffentlich, mitnichten, nicht schon bald zu Ende!
"Und allem Weh zum Trotze bleib ich
verliebt in die verrückte Welt"
[1]
Ich bedanke mich daher herzlichst bei
Allen, welche ich in dieser "Montage" angeführt habe,
im Besonderen bei Herrn Prof. em. Dr. Horst Herrmann,
welcher mir freundlicherweise,
mit Schreiben (e-mail) vom 17.2.2011, erlaubt hat, aus seinem Buch
"Agnostizismus - Freies
Denken
für Dummies" zu zitieren und zu exzerpieren.
Die meisten "Textausschnitte" vor den
Sternsymbolen *** stammen aus seinem Buch.
Ansonsten ist die genaue "Quelle" angegeben.
Meine persönlichen
Ergänzungen habe ich in eckigen Klammern [] eingefügt.
"Wegweiser ins Paradies"
pdf
>>>
Matthias Schulz: Spiegel Nr.23/2006
Archäologen haben in der Osttürkei Spuren einer 11.000 Jahre alten „goldenen Epoche“ der Steinzeit entdeckt.
Gazellenjäger schufen dort mächtige Schlangentempel und lebten wie im Garten Eden. Der Verdacht: Adam gab
es wirklich, im Gleichnis vom Sündenfall steckt ein wahrer Kern. "120 Generationen lang, etwa von 9000
bis 6000 vor Christus, dauerte diese brutalste
Veränderung, die der Homo sapiens
bis dahin durchlaufen hatte. Es wäre ein Wunder, wenn sie in der Bibel kein Echo
gefunden hätte" (S.169) Aus: Der Spiegel 23/2006, S.158-170
http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/47134822
"Bevor die letzte Eiszeit ("Würm") Europa vor 110.000 Jahren zum Eisschrank
machte, war Europa wärmer, als es heute ist. In Südskandinavien lebten Schildkröten. Der Meeresspiegel lag zehn Meter über dem heutigen ... Bis zur Wieder- erwärmung der
Erde vor etwa 12.000 Jahren herrschten hier für den Menschen raue Lebensbedingungen ...
"
Aus: Joachim Bauer: "Schmerzgrenze - Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt" Kapitel 5: Auf der Suche nach unseren Ursprüngen oder: Der Mensch vor und nach der neolithischen Revolution [~10.000 v.u.Z]. Evolutionär angekommen: der Homo sapiens
S.141, Fußnote 274 S.238 Wilhelm Heyne Verlag 3.Auflage 2013 (2011)
"Manche Menschen treten aus der Kirche aus,
um zu "Gott" [ "Quelle-Alleins-Ursprung-Licht"] zu kommen!
Aus: Willigis Jäger/Ko-un Rōshi: "In jedem Jetzt ist Ewigkeit - Worte für alle Tage"
10. Oktober S.189 KÖSEL 2003 [Meine Ergänzung]
[1] Gestutzte
Eiche
Wie haben sie dich, Baum, verschnitten, Wie stehst du fremd und sonderbar! Wie hast du hundertmal gelitten, Bis nichts in dir als Trotz und Wille war!
Ich bin wie du, mit dem verschnittnen, Gequälten Leben brach ich nicht Und tauche täglich aus durchlittnen Roheiten neu die Stirn ins Licht.
Was in mir weich und zart gewesen, Hat mir die Welt zu Tod gehöhnt, Doch unzerstörbar ist mein Wesen, Ich bin zufrieden, bin versöhnt, Geduldig neue Blätter treib ich Aus Ästen hundertmal zerspellt,
Und allem Weh zu Trotze bleib ich
Verliebt in die verrückte Welt.
Juli 1919
Hermann Karl Hesse
(1877-1962) Deutscher Schriftsteller, Dichter, Maler 1946
Nobelpreis für Literatur
"Ich musste
dieses alte, grausame Gottesbild von einem ungerechten und rächenden Gott hinter
mir lassen.
Auch die Überwachung und Lenkung aller Menschen durch diesen Gott widersprach
der Vernunft. Je mehr
ich den Schritt aus diesem geistigen Gefängnis machen konnte, umso befreiter
fühlte ich mich. Mein Sehnen
hörte aber nicht auf; die Bestätigung der östlichen Autoren, man könne die
Einheit mit dem Göttlichen in sich
erfahren, war Licht auf meinem Weg. Während diese Auseinandersetzungen mit der
alten Religion abliefen,
entdeckte ich mehr und mehr die Naturwissenschaften. Deren spirituelle
Grundnatur begann für mich zu
leuchten. Es war eine weitere Befreiung, eine Faszination für diese Art der
Erkenntnis, die ich als wesentlich
spiritueller empfand als die traditionellen Religionen. Ich entdeckte, wie viele
der großen Forscher und Begründer
der naturwissenschaftlichen Methoden von einer tiefen Spiritualität geprägt
waren.
Erst allmählich begriff ich, wie weit die Mehrheit der zeitgenössischen Forscher
ihre Sichtweise auf eine geistlose
und tote Welt verengt hatte. Es schien mir, ihr Herz sei verschlossen gegenüber
dem Göttlichen. Warum konnten
sie die geistigen Zusammenhänge nicht sehen? Das unser Leben begründende Prinzip
von Liebe und Freiheit
war in den Naturwissenschaften verloren gegangen. Heute spüren wieder viel mehr
Menschen diesen Zusammen-
hang als Basis unserer Existenz. Sie lassen sich weniger vereinnahmen. Viele von
diesen Menschen fühlen sich
einer areligiösen Spiritualität verbunden, eben einer spiritualite' sans Dieu,
einer göttlichen Welt
ohne den verurteilenden Gottvater meiner Kindheit."
Aus: Jakob Bösch (Schweizer
Psychiater, PD): „Versöhnen und Heilen: Spiritualität, Wissenschaft und
Wirtschaft im Einklang“
Kapitel: Lernen, neu zu denken. Auszugsweise aus Seite 27f. AT VERLAG
2008
“Aufklärung ist der gute Wille, der
Dummheit zu schaden.”
Friedrich Nietzsche
(1844-1900)
Aus: Jürgen Beetz: „Denken –
Nach-Denken – Handeln. Triviale Einsichten, die niemand befolgt“
Seite 37. ALIBRI 2010
Siehe ZITATE:
Alles ist nur Übergang
>>>
“There is probably no
God.
Now stop worrying
and get on with your life"
„Es gibt wahrscheinlich keinen Gott.
Also mach' dir keine Sorgen und lebe/
"genieße" dein Leben.“
Ariane Sherine
(b.1980)
Britische Journalistin, Autorin Menschenrechtsaktivistin
"Ihre religionskritische Atheist Bus Campaign in London 2008"
Siehe:
www.guardian.co.uk/commentisfree/2008/jun/20/transport.religion
http://de.wikipedia.org/wiki/Atheist_Bus_Campaign
www.buskampagne.de/
Maurits Cornelis Escher
(1898-1972)
"The Eye" (1946)
"Gerufen
und ungerufen
wird Gott da sein"
Carl Gustav Jung
(1875-1961)
hatte
diesen Spruch
"Vocatus atque non vocatus deus aderi",
der Erasmus von Rotterdam (1466-1536)
- "Deus aderit" - zugeschrieben wird,
im Portal seiner Villa in Küsnacht,
einmeißeln lassen.
"Ich glaube nicht an einen
persönlichen Gott,
aber ich kenne eine sehr persönliche Kraft,
deren Wirkung kein Widerstand entgegengesetzt
werden kann. Ich nenne sie "Gott"..."
Carl Gustav Jung
Aus:
Josef Zehentbauer
(b.1945, deutscher Arzt und Psychotherapeut):
„Abenteuer Seele. Psychische Krisen als Chance“ Seite 29. ALBATROS 2012 (2000)
"Die Philosophie des
Individuums:
Jeder Mensch kann in sich selbst hineinhorchen und sich fragen,
ob da ein Innenleben ist, und wenn ja, wie die innere Welt
oder Seele beschaffen ist, die er spürt.
Hierfür braucht er weder Wissenschaft noch Religion."
Josef
Zehentbauer
„Abenteuer Seele. Psychische Krisen als Chance“
Seite 11, 24. ALBATROS 2012 (2000)
Übung: "Die Seele als offener Krug?"
Stellen Sie sich an einen für Sie guten
Platz, mit beiden Füßen fest auf dem Boden, die Arme nach oben geöffnet - so,
wie ein offener Krug ...
der unendliche Raum füllt auch einen tönernen Krug: der Raum in dem Kruge
unterscheidet sich von dem all-umfassenden Raum nur durch seine Begrenztheit.
Ähnlich ist es mit der Seele. Die allumfassende Ur-Seele füllt auch den
einzelnen Menschen - so entsteht die Individual-Seele, die sich von der Ur-Seele
nur durch ihre Begrenztheit unterscheidet. Nehmen Sie also die Haltung des
Kruges ein, öffnen Sie sich nach oben und spüren Sie Ihre Verbindung
zur all-umfassenden Ur-Seele ... spüren Sie, wie es in sie hineinfließt
und herausfließt ... eine energievolle Verbindung zur Ur-Seele ...
"Wenn jemand anderer
Meinung ist als wir, bezeichnen
wir ihn als Spinner und die Sache ist erledigt. Ich meine
natürlich, so ist es heutzutage, denn heute können wir
ihn nicht mehr auf dem Scheiterhaufen verbrennen."
Mark Twain
Samuel Langhorne Clemens
(1835-1910)
US-amerikanischer Schriftsteller.
Aus: William F. Bengston, Sylvia Fraser: „Bengston Energy Healing -
Heilen aus dem Nichts: Wissenschaftlich belegt - in der Praxis bewährt - für
jeden erlernbar“
(„The Energy Cure. Unraveling the Mystery of Hands-On Healing“ Sounds True 2010) Seite 115. Übersetzung: Beate Brandt. 2.Auflage VAK Verlag 2012
1971
IMAGINE
Imagine there's no Heaven
[and no religion too] It's easy if you try
No Hell below us
Above us only sky
Imagine all the people
Living for today
Imagine there's no countries
It isn't hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too
Imagine all the people
Living life in peace ... yuhuuuuhh
You may say I am a dreamer
But I'm not the only one
I hope someday you'll join us
And the world will be as one
Imagine no possessions
Wonder if you can
No need for greed or hunger
A brotherhood of man
Imagine all the people
Sharing all the world ... yuhuuuh
You may say I am a dreamer
But I'm not the only one
I hope someday you'll join us
And the world will be as one
John
Winston Ono Lennon MBE [1]
[9. X 1940-8. XII 1980
(ermordet)]
Mitgründer, Sänger, Gitarrist der britischen Rockband
"The Beatles" (1960-1970)
[1] The Most Excellent Order of the
British Empire
Reinhard Mey -
"Ich glaube nicht"
pdf
>>>
www.youtube.com/watch?v=F4EH-4iI220
"Die
Theologie ist damit die einzige "Wissenschaft", die nicht belegen oder gar
beweisen kann, dass ihr Gegenstand, um den sich bei ihr alles dreht,
überhaupt existiert. Theologen müssen sich mit Recht fragen lassen, ob ihr
Fachgebiet damit nicht insgesamt - und das seit 2000 Jahren - ein
reines Hirngespinst hochgezüchteter Einbildungen ist, das auch dann
nicht an Wirklichkeit gewinnt, wenn es von zumeist intelligenten Menschen
an staatlichen Universitäten betrieben wird. Es wäre doch die erste
Forderung an eine Theologie als Wissenschaft, die Existenz ihres
Gegenstandss zunächst einmal schlüssig zu beweisen. Doch das kann sie
offenbar nicht, denn sonst hätte sie uns dies längst präsentiert. Die
mittelalterliche Theologie hat es mit Gottesbeweisen zumindest
versucht. Diese Verfahren haben jedoch heute auch für Theologen keine
Beweiskraft mehr. "Gott läst sich nicht beweisen"; das ist eine
Binsenweisheit, für die Theologen aber geradezu Lob zu erwarten
scheinen, wenn sie dies zuweilen freimütig eingestehen. Stattdessen tun
Theologen einfach so, als wäre die Existenz ihres Gegenstands bewiesen,
und halten sich nicht lange mit den Grundlagen auf. Man kann bestenfalls
dann Theologie betreiben, wenn man mit dem kritischen Denken einfach
etwas später anfängt.
Und es geht ja nicht um Gott im Allgemeinen.
Mit dem Gott der Philosophen kann die
Theologie wenig anfangen.
Um den geht es leider
nicht ... Immer weiter sehen sich Theologen gezwungen, die an sich schon
nicht beweisbare philosophische Gottesvorstellung auf das niedrige
Niveau kirchlicher Bekenntnisse herunterzubrechen, d.h. dem schon nicht
schlüssig zu beweisenden Gott dann gleich auch noch die Menschwerdung
einer Teilgotteheit und seinen angeblichen Tod für uns am Kreuz zu
unterstellen ...
Wissenschaft besteht u. a. gerade darin, dass
sie intersubjektiv vermittelt werden kann. Und diesem Anspruch kann
keine Religion genügen. Nachvollziehbar und einsichtig ist die
theologische Vorgehensweise nur für Insider, also für andere Theologen
oder Gläubige, die die gleichen Prämissen teilen ... Ähnlich verhält es
sich mit der Methodisierbarkeit. Auch diese ist nur Theologen einsehbar
und hält einer wirklich kritischen Nachfrge nicht stand. Und man muss
immer damit rechnen, dass von Theologenseite die Flucht ins
Mythologische angetreten wird ...
Auch wenn in den exegetischen und
geschichtlichen Fächern durchaus wissenschaftlich gearbeitet wird, ist die
Theologie als Ganzes natürlich keine Wissenschaft. Sie ist es deshalb
nicht, weil es ihr nicht gelingt und auch nach eigenem Anspruch nicht
gelingen kann, ihren Gegenstand "Gott" überhaupt nachzuweisen. Sie ist es
deshalb nicht, weil die Kirchen wissenschafts- fremde Einflüsse auf die
Besetzung von Professuren nehmen und ein der Kirche genehmes,
opportunistisches Verhalten eines Bewerbers vor der Berufung
provozieren. Sie kann auch deshalb nicht wissenschaftlich sein, weil sie
konfessionell ist, und es keine evangelische oder katholische
Wissenschaft geben kann. Sie ist es deshalb nicht, weil in Dogmatiken der
Theologen selbst freimütig eingeräumt wird, dass wissenschaftsfremde
Bedingungen (eigene Gläubigkeit, Bibel, Bekenntnisse) die Grundlagen
bestimmen, und dass man ohne diese nicht Theologie treiben kann
...
Wenn die
Theologen dennoch Wert auf Wissenschaftlichkeit legen, geschieht dies
offenbar aus dem Antrieb heraus, ihre Existenz gerade an einer
wissenschaftlichn Universität gegenüber ihren Studierenden, anderen
Fachbereichen und der Öffentlichket zu rechtfertigen. Obwohl der
Anspruch auf Wissenschaftlichkeit also vorderhand nicht aufgegeben
wird, findet sich in allen untersuchten Dogmatiken eine übergroße Zahl an
Stellen, die die beanspruchte Wissenschaft- lichkeit selbst wieder
relativieren ... Man versucht die Theologie in die Nähe der
Geisteswissenschaften, der Kunst oder der Philosophie anzusiedeln. Doch
auch diese im Vergleich zu Naturwissenschaften niedrigere Hürde kann die
Theologie nicht nehmen, denn ihre Kernbestandteile, von einigen
Theologen in Anlehnung an seriöse Wissenschaften "Axiome" genannt, sind
im eigentlichen Sinn lediglich religiöse Bekenntnisse. Was die
Wissenschaftlichkeit belegen soll, ist somit das Problem selbst.
Theologie ist demnach keine Wissenschaft, nicht in der Theorie und auch
nicht nach den wesentlichen Aussagen der Dogmatiker selbst. Sie bleibt
ein Relikt im Wissenschaftsbetrieb, Überbleibsel vorwissenschaftlichen
Denkens aus einer Zeit religiöser Bevormundung. Die Unterhaltung
theologische Fakultäten, an der der kirchliche Nachwuchs ausgebildet
wird, lässt sich der Staat (und nicht etwa die Kirchen!) jährlich fast 280
Millionen Euro kosten [1]. Als Gegenleistung verwässern und beschädigen
die theologischen Fakultäten den wissenschaftsanspruch der Universität,
die sich dies, aus Tradition, immer noch gefallen lässt ...
Die Situation der
Theologie ist viel ernster als dies Dogmatiker wahrhaben wollen. Die
Dogmatik sollte eigentlich mause- tot sein, weil sie nach über 200
Jahren historisch-kritischer Forschung in fast allen ihren Teilen als
widerlegt angesehen werden muss. Das Christentum ist eigentlich keine
Frage des Glaubens mehr, denn noch vor allem Glauben fallen die
Bekenntnis-Eckdaten, wie sie Alte Kirche, Mittelalter und Reformation noch
überzeugt vertreten haben, heute allesamtdurch das Raster der
intellektuellen Redlichkeit. Sie sind Ausdruck von Literatur, mehr nicht.
Wer jetzt noch glaubt, ist einfach nur schlecht
informiert oder tut dies aus Trotz. Eine "moderne" Theologie
kann es deshalb aus Prinzip nicht geben, denn eine Theologie, die sich
dieser Situation ehrlich stellen würde, müsste sich eigentlich wegen
hinreichnd belegter Gegenstandslosigkeit selbst auflösen. Das kann man
als Dogmatiker natürlich nicht wollen, und deshalb tut man geschäftig und
bastelt in den theologischen Fakultäten weiter kreativ an
Scheinlösungen für Scheinprobleme. Und unser Gemeinwesen leistet sich aus
Tradition auch weiterhin für ca. 280 Millionen Euro jährlich an
staatlichen Universitäten gelehrte Mythologie, gläubiges Denken und
konfessionell gebundene Wahrheiten."
Heinz Werner Kubitza
(Dr. theol., Tectum Wissenschaftsverlags Inhaber)
Aus: „Der Dogmenwahn: Scheinprobleme der Theologie. Holzwege einer angemaßten Wissenschaft“
Theologie, die gläubige Wissenschaft. Warum Theologie keine Wissenschaft
sein kann.
Theologie als Wissenschaft ohne Gegenstand, Seite 28. Die Uneinsichtigkeit
theologischer Sätze, Seite 32. Theologie, ein Relikt im
wissenschaftsbetrieb, Seite 41f Schlusswort: Das Elend der Theologie,
Seite 377 TECTUM Verlag 2015 [1] Carsten Frerk (b.1945, Politologe, Journalist):
„Violettbuch Kirchenfinanzen. Wie der Staat die Kirchen finanziert“
Seite 136. ALIBRI 2010
"Es ist offensichtlich, dass ein GLAUBE, wie der an die sumerische (1)
"GÖTTIN DES HIMMELS UND DER ERDE", INANNA (2), oder,
in der Zeit davor, an die "MUTTER ERDE" (3), die "in den
Natur-Religionen bäuerlicher Kulturen als mütterlich gedachte ERD-GOTTHEIT im Mittel- punkt steht", sich nur durch gezielte, kulturelle
Einflussnahme in der Weise ändert, dass die GÖTTIN durch GÖTTER ersetzt wird, zu deren Untertanin sie degradiert wird.
Seit der Institutionalisierung [Bildung einer
anerkannten, festen Form] von HERRSCHAFT wissen die HERREN aus
Erfahrung, wie wirkungsvoll es ist, Ihre Untertanen mit der Idee von
dem "EINEN", dem "ALLMÄCHTIGEN" und dem "KÖNIGLICHEN HERRN" zu indok-
trinieren; denn diese hierarchische GOTT-VATER-Religion erweist sich als
die ideale Untertanen und Sklaven-Religion ... Nur Sklaven und
Untertanen beten ihren HERRN an. Ein FREIER MANN ist "sein eigener
Herr", eine FREIE FRAU ihre "eigene Herrin", wie "man" zu
sagen pflegte.
Der Terminus HERR/HERRIN ist indessen irreführend, weil Autonomie
nichts mit Herrschaft zu tun hat."
Aus:Dr. jur. Gerhard Bott: "Die Erfindung der Götter - Essay zur Politischen Theologie"
(Bd 2) Vorowrt, S.9, BoD 2014
(1) Sumerer (~ 3000 v.u.Z.): ehemaliges Volk in Sumer, im südlichen Mesopotamien,
sog. Zweistromland von Euphrat und Tigris, heutiger Irak (2) auch Ninanna, Niniana,
Ninsianna, Inana, Innin. (3) später, in der griechischen Mythologie, als Göttin Gaia/Ge
Die Darstellung der ägyptischen Göttin Hathor ("Haus des Horus") ist vielfältig:
"stehende Frau mit Kuhgehörn und dazwischen liegender Sonnenscheibe", "Kuh", "kuhköpfige Frau"
"Das CHRISTENTUM wurzelt, wie alle drei monotheistischen Religionen in einer
HIRTEN-NOMADEN-IDEOLOGIE.
Da das Hirtentum die Domestikation von Tieren voraussetzt, die MENSCHEN aber den größten Teil der Mensch-
heitsgeschichte als WILDBEUTER [paläolithische Jäger und Sammler] lebten, können diese Hirtenreligionen
nicht am Anfang von Religion stehen.
Die monotheistische Hirtenideologie
geht einher mit dem Verständnis des Vaters als Gott dem HERRN. Der
Vater wird also theologisch verknüpft mit Herrschaft, und Herrschaft ist
historisch verknüpft mit Krieg. Krieg ist gebunden an Waffen, die erst
langsam mit der Metallgewinnung in der Bronzezeit [Mitteleuropa: Zeitraum von 2200 bis 800 v.u.Z]
entwickelt wurden und sich endgültig erst in der Eisenzeit [Mitteleuropa: Zeitraum
von 750 v.u.Z. bis 5. Jhd n.u.Z.] durchsetzten. Auch hier zeigt sich, dass
Gott der HERR nicht am Anfang von Schöpfung stehen kann, sondern eine
späte Erfindung in der Menschheitsgeschichte ist.
EUROPA wird gerade von Politikern gerne unterstellt christliche Wurzeln zu haben.
Auch das entspricht nicht den historischen Tatsachen, denn das CHRISTENTUM
erreichte große Teile Europas erst zwischen dem 6. und dem
8.Jahrhundert n.u.Z. Das Christentum ist keine organisch gewachsene
Religion in der fruchtbaren Landschaft Europas, denn es wurzelt in den
trockenen Steppenlandschaften der Hirten- nomaden, welche die
rohfaserverwertenden Wiederkäuer domestizierten, um in einer solchen
Vegetation überleben zu können. Allerdings ging von EUROPA die
imperialistische christliche Missionierung der Welt aus und das ist
kein rühmliches Kapitel für Europa, sondern ein beschämendes.
Die Mütter standen soziologisch gesehen von Anbeginn der Menschwerdung im
Zentrum der menschlichen Gemeinschaft und um dieses mütterliche Zentrum
entstand das erste religiöse Weltbild von Gott die MUTTER als
KOSMISCHE MUTTER.
Die Idee von Gott dem HERRN war und ist in Wahrheit eine bis heute
nützliche Theologie zur Indoktrinierung und Zementierung
patriarchaler Herrschaftsmacht, also eine politische Theologie. Eines der
Hauptanliegen dieser politischen Theologie war es, Gott die MUTTER
abzuschaffen, sie durch Gott den HERRN zu ersetzen und die Mutter
gleichzeitig zur Magd des HERRN zu degradieren. Dass es einst Gott die
MUTTER auch in unserem Kulturkreis gegeben hat, steht historisch außer
Frage. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an die griechische Gaia
[Mutter Erde]. Gott die MUTTER, war allerdings nie die HERRIN. Das
bedeutet aber auch, dass ihr ein völlig anderes Verständnis von
Göttlichkeit zugrunde liegt. Tatsächlich können wir Gott die MUTTER
schon in den Höhlen und in den roten Ockerbestattungen in embryonaler
Hockstellung des Paläolithikums [Altsteinzeit, ~2,5 Mill Jahre bis
10.500 v.u.Z]
finden, und hier liegen die eigentlichen Wurzeln von "Religion" und auch
die Wurzeln Europas. In diesem Zusammenhang bedeutsam ist auch eine
weitere Tatsache: Genauso wenig, wie es das Bild von Gott der MUTTER
als HERRIN jemals gegeben hat, genauso wenig hat es jemals ein
Matriarchat gegeben, eine [Frau-] Herrschaft von Müttern in Umkehrung des
Patri- archats. Und auch darin sind sich alle HistorikerInnen inzwischen
einig.
Dass diese Zusammenhänge in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind und auch nicht in den Schulen gelehrt werden, zeigt, dass unsere Gesellschaft, die scheinbar so gut informiert ist, einer patriarchalen Gehirnwäsche unterzogen wurde, die erst langsam zu bröckeln beginnt.
[...]
UND WAS SOLLTE UNS IN ZUKUNFT HEILIG SEIN?
Das LEBEN in seiner Gesamtheit und nicht eine ganz offensichtlich pervertierte, die Hälfte der Menschheit
diskriminierende Form davon, wie wir es von den monotheistischen Theologen mit der "Gott ist der HERR-Keule" aufgezwungen bekommen.
Das patriarchale Bild von Gott dem HERRN, das mit einem, den öffentlichen
Raum dominierenden Männerbild einhergeht, hat ausgedient. Eine moderne Gesellschaft sieht anders aus!"
Dr. Kirsten Armbruster
(b. 1956 in Dortmund) Deutsche Naturwissenschaftlerin, Patriarchatskritikerin, Publizistin
https://kirstenarmbruster.wordpress.com/
Aufgewachsen in Ägypten, Abitur in Fürstenfeldbruck (Bayern), Studium der Agrarwissenschaften an der Universität in Göttingen
Promotion in Physiologischer Chemie an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Sie gilt als Denkerin, die durch ihre Schriften
und Vorträge gesellschaftsverändernde Impulse setzt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Riedenburg im Altmühltal
Aus: Kirstin Armbruster: "Gott die MUTTER - Eine Streitschriftt wider den
patriarchalen Monotheismus" Vorwort S.7-9, Die Lüge vom Urvater S.17, Fazit S.69, BoD 2.Auflage 2013 Kirstin Armbruster: "Am Anfang war Gott MUTTER"
pdf
>>>
https://kirstenarmbruster.wordpress.com/1-gott-mutter-darstellungen-palaeolithikum/
https://kirstenarmbruster.wordpress.com/gott-mutter-darstellungen-
vom-neolithikum-bis-zum-mythologischen-muttermord-1/
Der Widerspruch in der Existenz Gottes
(Ludwig
Feuerbach - Das Wesen des Christentums 1849)
Die Religion ist das Verhalten des Menschen zu
seinem eignen Wesen – darin liegt ihre Wahrheit und sittliche Heilkraft
–, aber zu seinem Wesen nicht als dem seinigen, sondern als einem andern, von
ihm unterschiednen, ja entgegengesetzten Wesen –, darin liegt ihre Unwahrheit, ihre Schranke, ihr
Widerspruch mit Vernunft und Sittlichkeit, darin die unheilschwangere Quelle des
religiösen Fanatismus, darin das oberste, metaphysische Prinzip der blutigen
Menschenopfer, kurz, darin der Urgrund aller Greuel, aller schaudererregenden
Szenen in dem Trauerspiel der Religionsgeschichte.
Die Anschauung des menschlichen Wesens als eines andern, für sich existierenden
Wesens ist jedoch im ursprünglichen Begriffe der Religion eine unwillkürliche,
kindliche, unbefangne, d.h. eine solche, welche ebenso unmittelbar Gott vom
Menschen unterscheidet, als sie ihn wieder mit dem Menschen identifiziert. Aber
wenn die Religion an Jahren und mit den Jahren an Verstande zunimmt, wenn
innerhalb der Religion die Reflexion über die Religion erwacht, das Bewußtsein
von der Einheit des göttlichen Wesens mit dem menschlichen zu dämmern beginnt,
kurz, wenn die Religion Theologie wird, so wird die ursprünglich
unwillkürliche und harmlose Scheidung Gottes vom Menschen zu einer
absichtlichen, ausstudierten Unterscheidung, welche keinen andern Zweck hat, als
diese bereits in das Bewußtsein eingetretene Einheit wieder aus dem Bewußtsein
wegzuräumen.
Je näher daher die Religion ihrem Ursprunge noch steht, je wahrhafter, je
aufrichtiger sie ist, desto weniger verheimlicht sie dieses ihr Wesen. Das
heißt: im Ursprunge der Religion ist gar kein qualitativer oder
wesentlicher Unterschied zwischen Gott und dem Menschen. Und an dieser
Identität nimmt der religiöse Mensch keinen Anstoß; denn sein Verstand ist noch
in Harmonie mit seiner Religion. So war Jehova im alten Judentum nur ein der
Existenz nach vom menschlichen Individuum unterschiednes Wesen; aber qualitativ,
seinem innern Wesen nach war er völlig gleich dem Menschen, hatte er dieselben
Leidenschaften, dieselben menschlichen, selbst körperlichen Eigenschaften. Erst
im spätern Judentum trennte man aufs schärfste Jehova vom Menschen und nahm
seine Zuflucht zur Allegorie, um den Anthropopathismen [A] einen
andern
Sinn unterzustellen, als sie ursprünglich hatten. So war es auch im Christentum.
In den ältesten Urkunden desselben ist die Gottheit Christi noch nicht so
entschieden ausgeprägt, wie später. Bei Paulus namentlich ist Christus noch ein
zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und dem Menschen oder überhaupt den dem
Höchsten untergeordneten Wesen schwebendes, unbestimmtes Wesen – der Erste der
Engel, der Erstgeschaffne, aber doch geschaffen; meinetwegen auch gezeugt, aber
dann sind auch die Engel, auch die Menschen nicht geschaffen, sondern gezeugt;
denn Gott ist auch ihr Vater. Erst die Kirche identifizierte ihn ausdrücklich
mit Gott, machte ihn zu dem ausschließlichen Sohn Gottes, bestimmte seinen
Unterschied von den Menschen und Engeln und gab ihm so das
Monopol
eines ewigen, unkreatürlichen Wesens.
Die dem
Begriffe nach erste Weise, wie die Reflexion über die Religion, die
Theologie das göttliche Wesen zu einem andern Wesen macht, außer den
Menschen hinaussetzt, ist die Existenz Gottes, welche zum
Gegenstande eines förmlichen Beweises gemacht wird.
Die Beweise vom Dasein Gottes hat man für dem
Wesen der Religion widersprechend erklärt. Sie sind es; aber nur der
Beweisform nach. Die Religion stellt unmittelbar das innere Wesen des
Menschen als ein gegenständliches, andres Wesen dar. Und der Beweis will
nichts weiter als beweisen, daß die Religion recht hat. Das vollkommenste
Wesen ist das Wesen, über welchem kein höheres gedacht werden kann
– Gott ist das Höchste, was der Mensch denkt und denken kann. Diese
Prämisse des ontologischen Beweises – des interessantesten Beweises, weil
er von innen ausgeht – spricht das innerste geheimste Wesen der Religion
aus. Das, was das Höchste für den Menschen ist, wovon er nicht mehr
abstrahieren kann, was die wesentliche Grenze seiner Vernunft, seines
Gemüts, seiner Gesinnung ist, das ist ihm Gott – id quo nihil majus
cogitari potest [„das, über dem Größeres nicht gedacht werden kann“
Anselm von Canterbury (1033-1109)]. Aber dieses höchste Wesen wäre
nicht das höchste, wenn es nicht existierte; wir könnten uns dann ein
höheres Wesen vorstellen, welches die Existenz vor ihm voraus hätte; aber
zu dieser Fiktion gestattet uns schon von vornherein der Begriff des
vollkommensten Wesens keinen Raum. Nichtsein ist Mangel; Sein
Vollkommenheit, Glück, Seligkeit. Einem Wesen, dem der Mensch alles gibt,
alles opfert, was ihm hoch und teuer, kann er auch nicht das Gut, das
Glück der Existenz vorenthalten. Das dem religiösen Sinn Widersprechende
liegt nur darin, daß die Existenz abgesondert gedacht wird und
dadurch der Schein entsteht, als wäre Gott nur ein gedachtes, in
der Vorstellung existierendes Wesen, ein Schein, der übrigens sogleich
aufgehoben wird; denn der Beweis beweist eben, daß Gott ein vom
Gedachtsein unterschiednes Sein, ein Sein außer dem Menschen, außer dem
Denken, ein wirkliches Sein, ein Sein für sich zukommt.
Der Beweis unterscheidet sich nur dadurch von der
Religion, daß er das geheime Enthymema [Schluss mit nicht
ausgesprochenen Prämissen/Aristoteles] der Religion in einen förmlichen
Schluß faßt, entfaltet und deswegen unterscheidet, was die Religion
unmittelbar verbindet; denn was der Religion das Höchste, Gott, das ist
ihr kein Gedanke, das ist ihr unmittelbar Wahrheit und Wirklichkeit. Daß
aber jede Religion selbst auch einen geheimen, unentfalteten Schluß macht,
das gesteht sie in ihrer Polemik gegen andere Religionen ein. Ihr Heiden
habt euch eben nichts Höheres als eure Götter vorstellen können, weil ihr
in sündliche Neigungen versunken waret. Eure Götter beruhen auf einem
Schlusse, dessen Vordersätze eure sinnlichen Triebe, eure Leidenschaften
sind. Ihr dachtet so: Das trefflichste Leben ist, unbeschränkt seinen
Trieben zu leben, und weil euch dieses Leben das trefflichste, wahrste
Leben war, so machtet ihr es zu euerm Gott. Euer Gott war euer sinnlicher
Trieb, euer Himmel nur der freie Spielraum der im bürgerlichen, überhaupt
wirklichen Leben beschränkten Leidenschaften. Aber in Beziehung auf sich
natürlich ist sie sich keines Schlusses bewußt, denn der höchste Gedanke,
dessen sie fähig, ist ihre Schranke, hat für sie die Kraft der
Notwendigkeit, ist ihr also kein Gedanke, keine Vorstellung, sondern
unmittelbare Wirklichkeit.
Die Beweise vom
Dasein Gottes haben zum Zweck, das Innere zu veräußern, vom Menschen
auszuscheiden [1]. Durch die Existenz wird Gott ein Ding an sich:
Gott ist nicht nur ein Wesen für uns, ein Wesen in unserm Glauben, unserm
Gemüte, unserm Wesen, er ist auch ein Wesen für sich, ein Wesen außer uns – kurz, nicht
bloß Glaube, Gefühl, Gedanke, sondern auch ein vom Glauben, Fühlen,
Denken unterschiednes, wirkliches Sein. Aber solches Sein ist kein
andres als sinnliches Sein.
Der Begriff
der Sinnlichkeit liegt übrigens schon in dem charakteristischen Ausdruck
des Außer-uns-Seins. Die sophistische Theologie nimmt freilich das
Wort: außer uns nicht in eigentlichem Sinne und setzt dafür
den unbestimmten Ausdruck des von uns Unabhängig- und Unterschieden-Seins.
Allein wenn dieses Außer-uns-Sein nur uneigentlich ist, so ist auch die
Existenz Gottes eine uneigentliche. Und doch handelt es sich ja eben nur
um eine Existenz im eigentlichsten Verstande und ist der bestimmte, nicht
ausweichende Ausdruck für Unterschieden-Sein allein Außer-uns-Sein.
Wirkliches, sinnliches Sein ist solches, welches
nicht abhängt von meinem Mich-selbst-Bestimmen, von meiner Tätigkeit,
sondern von welchem ich unwillkürlich bestimmt werde, welches ist, wenn
ich auch gar nicht bin, es gar nicht denke, fühle. Das Sein Gottes müßte
also sinnlich bestimmtes Sein sein. Aber Gott wird nicht gesehen,
nicht gehört, nicht sinnlich empfunden. Er ist für mich gar nicht,
wenn ich nicht für ihn bin; wenn ich keinen Gott glaube und denke,
so ist kein Gott für mich. Er ist also nur, indem er gedacht, geglaubt
wird – der Zusatz: für mich ist unnötig. Also ist sein Sein ein
wirkliches, das doch zugleich kein wirkliches – ein geistiges Sein, hilft
man sich. Aber geistiges Sein ist eben nur Gedachtsein, Geglaubtsein. Also
ist sein Sein ein Mittelding zwischen sinnlichem Sein und Gedachtsein, ein
Mittelding voll Widerspruch. Oder: es ist ein sinnliches Sein, dem aber
alle Bestimmungen der Sinnlichkeit abgehen – also ein
unsinnliches sinnliches Sein, ein Sein, welches dem Begriffe der
Sinnlichkeit widerspricht, oder nur eine vage Existenz überhaupt,
die im Grunde eine sinnliche ist, aber, um diesen Grund nicht zur
Erscheinung kommen zu lassen, aller Prädikate einer wirklichen sinnlichen
Existenz beraubt wird. Aber eine solche Existenz überhaupt widerspricht
sich. Zur Existenz gehört volle, bestimmte Wirklichkeit.
Eine notwendige Folge dieses Widerspruchs ist der
Atheismus. Die Existenz Gottes hat das Wesen einer
empirischen oder sinnlichen Existenz, ohne doch die Wahrzeichen
derselben zu haben; sie ist an sich eine Erfahrungssache und doch
in der Wirklichkeit kein Gegenstand der Erfahrung. Sie fordert den
Menschen selbst auf, sie in der Wirklichkeit aufzusuchen; sie schwängert
ihn mit sinnlichen Vorstellungen und Prätensionen; werden diese daher
nicht befriedigt, findet er vielmehr die Erfahrung im Widerspruch mit
diesen Vorstellungen, so ist er vollkommen berechtigt, diese Existenz zu
leugnen.
[Immanuel] Kant [1724-1804] hat bekanntlich in seiner Kritik
der Beweise vom Dasein Gottes behauptet, daß sich das Dasein Gottes nicht
aus der Vernunft beweisen lasse. Kant verdiente deswegen nicht den Tadel,
welchen er von Hegel erfuhr. Kant hat vielmehr vollkommen recht: aus einem
Begriffe kann ich nicht die Existenz ableiten. Nur insofern verdient er
Tadel, als er damit etwas Besonderes aussagen und der Vernunft gleichsam
einen Vorwurf machen wollte. Es versteht sich dies von selbst. Die
Vernunft kann nicht ein Objekt von sich zum Objekt der Sinne machen. Ich
kann nicht im Denken das, was ich denke, zugleich außer mir als ein
sinnliches Ding darstellen. Der Beweis vom Dasein Gottes geht über die
Grenzen der Vernunft; richtig; aber in demselben Sinne, in welchem Sehen,
Hören, Riechen über die Grenzen der Vernunft geht. Töricht ist es, der
Vernunft darüber einen Vorwurf zu machen, daß sie nicht eine Forderung
befriedigt, die nur an die Sinne gestellt werden kann. Dasein,
empirisches, wirkliches Dasein geben mir nur die Sinne. Und das Dasein hat
bei der Frage von der Existenz Gottes nicht die Bedeutung der innern
Realität, der Wahrheit, sondern die Bedeutung einer förmlichen,
äußerlichen Existenz, einer Existenz, wie sie jedem sinnlichen, außer dem
Menschen und unabhängig von seiner Gesinnung, seinem Geiste existierenden
Wesen zukommt.
Die Religion wird daher,
inwiefern sie sich auf die Existenz Gottes als eine empirische, äußerliche
Wahrheit gründet, zu einer für die innere Gesinnung gleichgültigen
Angelegenheit. Ja wie notwendig in dem Kultus der Religion die Zeremonie,
der Gebrauch, das Sakrament für sich selbst, ohne den Geist, die
Gesinnung zur Sache selbst wird: so wird endlich auch der Glaube
nur an die Existenz Gottes, abgesehen von der innern Qualität, von dem
geistigen Inhalt, zur Hauptsache der Religion. Wenn du nur glaubst an
Gott, glaubst überhaupt, daß Gott ist, so bist du schon geborgen. Ob du
dir unter diesem Gott ein gutes Wesen oder ein Ungeheuer, einen Nero oder
Caligula denkst, ein Bild deiner Leidenschaft, deiner Rach- und Ruhmsucht,
das ist eins – die Hauptsache ist, daß du kein Atheist bist. Die
Geschichte der Religion hat dies hinlänglich bewiesen. Hätte sich nicht
die Existenz Gottes für sich selbst als religiöse Wahrheit in den
Gemütern befestigt, so würde man nie zu jenen schändlichen, unsinnigen,
greuelvollen Vorstellungen von Gott gekommen sein, welche die Geschichte
der Religion und Theologie brandmarken. Die Existenz Gottes war eine
gemeine, äußerliche und doch zugleich heilige Sache – was Wunder, wenn auf
diesem Grunde auch nur die gemeinsten, rohsten, unheiligsten Vorstellungen
und Gesinnungen aufkeimten.
Der Atheismus galt
und gilt noch jetzt für die Verneinung aller Moralprinzipien, aller
sittlichen Gründe und Bande: wenn Gott nicht ist, so hebt sich aller
Unterschied zwischen Gut und Böse, Tugend und Laster auf. Der
Unterschied liegt also nur an der Existenz Gottes, die Wahrheit der Tugend
nicht in ihr selbst, sondern außer ihr. Allerdings wird also an die
Existenz Gottes die Existenz der Tugend angeknüpft, aber nicht aus
tugendhafter Gesinnung, nicht aus Überzeugung von dem innern Wert und
Gehalt der Tugend. Im Gegenteil, der Glaube an Gott als die notwendige
Bedingung der Tugend ist der Glaube an die Nichtigkeit der Tugend
für sich selbst.
Es ist übrigens
bemerkenswert, daß der Begriff der empirischen Existenz Gottes sich erst
in neuerer Zeit, wo überhaupt der Empirismus und Materialismus in Flor
kam, vollkommen ausgebildet hat. Allerdings ist auch schon im
ursprünglichen, einfältigen Sinne der Religion Gott eine empirische,
selbst an einem, aber überirdischen Orte befindliche Existenz. Aber
sie hat doch hier keine so nackte prosaische Bedeutung; die
Einbildungskraft identifiziert wieder den äußerlichen Gott mit dem
Gemüte des Menschen. Die Einbildungskraft ist überhaupt der wahre Ort
einer abwesenden, den Sinnen nicht gegenwärtigen, aber gleichwohl
dem Wesen nach sinnlichen Existenz [2]. Nur die Phantasie löst den
Widerspruch zwischen einer zugleich sinnlichen, zugleich unsinnlichen
Existenz; nur die Phantasie bewahrt vor dem Atheismus. In der
Einbildungskraft hat die Existenz sinnliche Wirkungen – die
Existenz betätigt sich als eine Macht; die Einbildungskraft gesellt zu dem
Wesen der sinnlichen Existenz auch die Erscheinungen
derselben. Wo die Existenz Gottes eine lebendige Wahrheit, eine Sache der
Einbildungskraft ist, da werden auch Gotteserscheinungen geglaubt
[3]. Wo dagegen das Feuer der religiösen Einbildungskraft erlischt, wo die
mit einer an sich sinnlichen Existenz notwendig verbundnen sinnlichen
Wirkungen oder Erscheinungen wegfallen, da wird die Existenz zu einer
toten, sieh selbst widersprechenden Existenz, die rettungslos der
Negation des Atheismus anheimfällt.
Der Glaube
an die Existenz Gottes ist der Glaube an eine besondere, von der Existenz
des Menschen und der Natur unterschiedne Existenz. Eine besondere Existenz
kann sich nur auf besondere Weise beurkunden. Dieser Glaube ist
daher nur dann ein wahrer, lebendiger, wenn besondere Wirkungen,
unmittelbare Gotteserscheinungen, Wunder geglaubt werden. Nur da,
wo der Glaube an Gott sich identifiziert mit dem Glauben an die
Welt, der Glaube an Gott kein besonderer Glaube mehr ist, wo
das allgemeine Wesen der Welt den ganzen Menschen einnimmt, verschwindet
natürlich auch der Glaube an besondere Wirkungen und Erscheinungen Gottes.
Der Glaube an Gott hat sich gebrochen, ist gestrandet an dem Glauben an
die Welt, an die natürlichen als die allein wirklichen Wirkungen. Wie hier
der Glaube an Wunder nur noch der Glaube an historische, vergangne Wunder,
so ist auch die Existenz Gottes hier nur noch eine historische, an sich
selber atheistische Vorstellung."
Aus:
Ludwig Feuerbach (1804-1872, evangelischer
Theologe, freier Schriftsteller): „Das Wesen des Christentums“ II. Teil:
Das unwahre, d.i. theologische Wesen der Religion. 21.Kapitel: Der
Widerspruch in der Existenz Gottes. Seite 301-309. Text folgt der 3. Auflage 1849, RECLAM
2005 (1969)
[A] Anthropopathismus: die Auffassung Gottes als eines
menschlicher Affecte (pathê) fähigen Wesens, als zürnend, eifervoll u. dgl.
Quelle: Rudolf Eisler: "Wörterbuch der philosophischen Begriffe" Band 1.
Berlin 1904, S. 50.
[1] Zugleich aber auch den Zweck,
das Wesen des Menschen zu bewahrheiten. Die verschiedenen Beweise sind
nichts andres als verschiedene, höchst interessante Selbstbejahungsformen
des menschlichen Wesens. So ist z.B. der physikotheologische Beweis die
Selbstbejahung des zwecktätigen Verstandes.
[2] "Christus ist in die Höhe gefahren... Das
ist, er sitzt nicht alleine da oben, sondern auch hienieden. Und ist eben
darum dahin gefahren, daß er hienieden wäre, daß er alle Dinge erfüllete
und an allen Orten könnte sein, welches er nicht könnte thun auf Erden,
denn da könnten ihn nicht alle leiblichen Augen sehen. Darum ist er dahin
gesessen, da ihn jedermann sehen kann, und er mit jedermann zu schaffen
habe." Luther. (T. XIII, S. 643.) Das heißt: Christus oder Gott ist ein
Objekt, eine Existenz der Einbildungskraft; in der Einbildungskraft ist er
auf keinen Ort beschränkt, ist er jedem gegenwärtig; und gegenständlich,
Gott existiert im Himmel, ist aber eben deswegen allgegenwärtig; denn
dieser Himmel ist die Phantasie, die Einbildungskraft..
[3] "Du hast Dich nicht zu beklagen, daß Du
weniger geübet seyest, als Abraham oder Isaak gewesen sind. Du hast auch
Erscheinungen... Du hast die heilige Taufe, das Abendmahl des Herrn, da
Brod und Wein die Gestalt, Figur und Formen sind, darinnen und unter
welchen Gott gegenwärtig Dir in die Ohren, Augen und Hertze redet und
wirket... Er erscheinet Dir in der Taufe und ist selber, der Dich täufet
und anredet... Es ist alles voll göttlicher Erscheinung und Gespräche, so
er mit Dir hält." Luther. (T. II, S. 466. S. über diesen Gegenstand auch
T. XIX, S. 407.) [Meine Ergänzungen]
Literatur:
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I - Die Frühzeit. Von den Ursprüngen im alten Testament bis zum Tod des hl.
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den katholischen „Kinderkaisern“ bis zur Ausrottung der arianischen Wandalen und
Ostgoten unter Justinian I. (527-567). ROWOHLT 4.Auflage 2008 (1988); Band 3 –
Die Alte Kirche. Fälschung, Verdummung, Ausbeutung, Vernichtung. ROWOHLT
3.Auflage 2006 (1990); Band 4 – Frühmittelalter. Von König Chlodwig I. (um 500)
bis zum Tode Karls „des Großen“ (814). ROWOHLT 2.Auflage 2006 (1994); Band 5 –
9. und 10. Jahrhundert. Von Ludwig dem Frommen (814) bis zum Tode Ottos III.
(1002). ROWOHLT 2.Auflage 2006 (1997); Band 6 – Das 11. und 12. Jahrhundert. Von
Kaiser Heinrich II., dem „Heiligen“ (1002) bis zum Ende des Dritten Kreuzzugs
(1192). ROWOHLT 2.Auflage 2008 (2001); Band 7 – Das 13. und 14. Jahrhundert. Von
Kaiser Heinrich VI. (1190) zu Kaiser Ludwig IV. dem Bayern (+1347). ROWOHLT 2003
(2002); Band 8 – Das 15. und 16. Jahrhundert. Vom Exil der Päpste in Avignon bis
zum Augsburger Religionsfrieden. ROWOHLT 2006 (2004); Band 9 - Mitte des
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