Man muss das
Wahre immer wiederholen,
weil auch der Irrtum um uns her
immer wieder gepredigt wird;
und zwar nicht nur von einzelnen,
sondern von der Masse.
In Zeitungen und Enzyklopädien,
auf Schulen und Universitäten –
überall ist der Irrtum obenauf!
Und es ist ihm wohl und behaglich –
im Gefühl der Majorität,
die auf seiner Seite ist.
Johann
Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
„Der berühmteste deutsche Dichter“
In einem Brief an Johann Peter Eckermann (1792-1854)
Deutscher Dichter und enger Vertrauter von Goethe
"Es wird in den Wissenschaften
dasjenige als Eigentum angesehen,
was man auf den Akademien überliefert
erhalten und gelernt hat.
Kommt nun einer,
der etwas Neues bringt,
das mit unserem Credo,
das wir seit Jahren nachbeten
und wiederum anderen überliefern,
in Widerspruch steht
und es gar zu stürzen droht,
so regt man alle Leidenschaften
gegen ihn auf und sucht ihn
auf alle Weise zu unterdrücken.
Man sträubt sich
dagegen,
wie man nur kann;
man tut, als höre man nicht;
man spricht darüber mit Geringschätzung,
als wäre es nicht der Mühe wert,
es nur anzusehen und zu untersuchen;
und so kann eine neue Wahrheit lange warten,
bis sie sich Bahn macht."
Johann
Wolfgang von Goethe
(1749 - 1832 in
Weimar, geadelt 1782)
Dichter, Theaterleiter,
Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker
Vertreter der Weimarer Klassik
„Das „Viergestirn“
Zusammen mit
Christoph Martin Wieland (1733-1813),
Johann Gottfried von Herder (1744-1803)
Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759-1804)
in Weimar.
Sein Werk umfasst Gedichte, Dramen und Prosa-Literatur
und naturwissenschaftliche Abhandlungen.
Er gilt als bedeutendster deutscher Dichter und ist eine herausragende
Persönlichkeit der Weltliteratur.
www.odysseetheater.com/goethe/texte/texte.htm
"Zwei Seelen
[1]
wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält, in derber Liebeslust,
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust (Staub)
Zu den Gefilden hoher Ahnen ..."
Faust I
(1808)
„Vor dem Tor“
Vers 1112 – 1117
"Faust fühlt zutiefst und leidvoll die
zwei Seelen in seiner Brust: "... die eine sehnt sich nach den Gefilden
hoher Ahnen", die andere leiht ihr Ohr dem Mephisto, Abenteuer und
Sensation im Treiben der Sinne begehrend. Doch er findet das Wesentliche
nicht in der Welt von Gut und Böse. Es ist da nämlich kein einziger
Augenblick, von dem er sagen könnte:
"Verweile doch, du bist so schön." Deswegen kann die Seele Fausts
letztlich erlöst - geheilt - werden, geheilt von der
Unwissenheit und vom Tode. Anders ist es bei Wagner, dem Famulus, ihm
fehlt noch der zusammenbindende Faden
einer ernsthaft strebenden Vernunft, die Ahnung vor der Schöpfung. Er
verkörpert den vertrockneten, wissenschaftlichen
Streber; brav bemüht will er Meister und Publikum zu Gefallen sein, da er
den Ruf der zwei Seelen noch nicht folgen kann
und deswegen gefangen liegt im Labyrinth der Oberflächlichkeiten, der
Eitelkeiten, mit denen der Irrtum
(in der Rolle des Mephisto) auch den Faust fangen sollte.
Den Ausgang aus dem Labyrinth, der in der Mitte liegt, wird entdecken, wer
- wie letztlich Faust - in Demut,
doch wohl bewusst, geführt durch die Stimme aus dem eigenen Herzen, den
Augen der Seele,
die Suche nach innerlicher Lebenserfüllung anfängt. Und so beginnt sich
dann das große Ziel aller Heilkunde abzuzeichnen: Teil zu werden
mit dem Ewigen, das hinter der Bewegung ruht."
Dr.med. Klaus Bielau
Aus: „Wendezeit der Medizin – Zur Kunst der Selbstheilung“
Kapitel: Goethe und die Heilkunst. Seite 116f
Verlag Zeitenwende 2010
Prof. em. Dr. Friedemann
Schulz von Thun
(b.1944)
Deutscher Psychologe, Kommunikationswissenschaftler
www.schulz-von-thun.de/
www.cts-consultant.de/abschiedsvorlesung.html
Buch-Trilogie: „Miteinander reden: 1. Störungen und Klärungen. Allgemeine
Psychologie der Kommunikation“ (1981),
„Miteinander reden: 2. Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung.
Differenzielle Psychologie der Kommunikation“ (1989),
„Miteinander reden: 3. Das „Innere Team“ und situationsgerechte
Kommunikation. Kommunikation, Person, Situation“ (1998)
3 Bände. ROWOHLT Sonderausgabe 2011
"Anstatt von "Seelen" werde ich von "Mitgliedern des Inneren Teams"
[1] sprechen,
um die Träger dieser Stimmen zu bezeichnen. Denn alles wird darauf
ankommen,
ob und wie es gelingt, diese zunächst widerstrebenden Kräfte in eine
Kooperation
zubringen, deren "Produkt" kraftvoller und angemessener sein wird,
als wenn nur eine Stimme allein das sagen hätte ...
Die
inneren Mitglieder
[1] [Metapher mit Namen und Botschaft: z.B. "Die Hilfsbereite", "Die
Intimitätsschützerin", "Die Nette",
Der Fürsorgliche, "Die Solidarische", "Die auf sich selbst Bedachte", "Die
Eilige", "Die Hartherzige", "Der Mitfühlende",
"Die Misstrauische", "Das schlechte Gewissen", "Der Enttäuschte", "Die
Brave" sog. Innere Pluralität]
stehen (meist) nicht
unverbunden nebeneinander, sondern nehmen miteinander Kontakt auf [Innerer
Dialog/Streit, Innere Uneinigkeit],
reden miteinander, gehen Beziehungen ein (innere
Gruppendynamik).
Je nachdem, welches "innere Betriebsklima" hier herrscht, werden wir
unsere Kraft
im Bewältigen der inneren Verhältnisse verbrauchen oder für kraftvolles
Handeln zur Verfügung haben.
Das Innere Team ist das Entwicklungsziel, der "zerstrittene Haufen" oft
der reale Ausgangspunkt ...
Die [inneren]
"Stimmen", die wir angesichts
bestimmter Umstände wahrnehmen, haben in uns, so unterstellen wir,
einen Urheber, so wie jeder Text einen Autor hat. Die meist nonverbale
Regung enthält ein Anliegen und lässt sich
in eine sprachliche Verlautbarung übersetzen, welche ihre Teilnahme am
inneren Dialog erleichtert.
Die innere Botschaft kann mit Hilfe des Kommunikationsquadrats
aufgeschlüsselt werden,
wobei ein dreifacher Adressat (entweder Oberhaupt, innerer Kollege oder
äußeres Gegenüber) gemeint sein kann.
Das menschliche Seelenleben ist geprägt vom inneren Miteinander,
Gegeneinander und Durcheinander dieser
teilnehmenden Botschafter, die wir potenziell als Mitglieder eines Inneren
Teams ansprechen können und ihnen
damit eine positive Vision und Entwicklungsrichtung zuweisen. Diese
Teilnehmer des Seelenlebens verrichten
sowohl Innendienst (als Teilnehmer des Selbstgesprächs und als Mitwirkende
einer inneren Gruppendynamik)
als auch Außendienst (als Wortführer und Verhaltensagenten). Und sie
treten, je nach Herausforderung,
in ganz unterschiedlicher Zusammensetzung und Mannschaftsaufstellung
zusammen.
Es sind - in Analogie zum modernen Berufsleben - Projektgruppen ...
Die Anforderungen des Lebens und Überlebens haben (höchst
widersprüchliche) Haltungen, Bereitschaften,
Motive und "Lebensphilosophien" hervorgebracht, die wir noch heute in uns
wahrnehmen können -
die "inneren Stimmen" sind Echostimmen, sind zum Teil ein Widerhall der Weltgeschichte
und unserer Kulturgeschichte. Manche wiederum sind junge Ausgeburten eines
modernen
und unseres persönlichen Lebenskontexts. Und manche Stimmen mögen
historische Mischprodukte
aus Uralt und Brandneu sein, haben sich aufgrund einer gemeinsamen
Affinität verschmolzen.
Wie auch immer: Am
"Konferenztisch unserer inneren Versammlung"
hat eine eigenartig pluralistische Runde
["Innere Vielfalt und Gegensätzlichkeit"] Platz genommen: Da sitzt ein
Alpha-Affe neben einem schüchternen Kleinkind,
ein rationaler Atheist neben einer bangen Seele vor Gott, ein Tierschützer
und Vegetarier neben einem alten Raubtier,
ein alter Krieger neben einem Pazifisten, ein weiches, liebendes Herz
neben einem hart gesottenen Haudegen.
Jeder verkörpert seine ureigene Wahrheit und hat auf seine Weise recht. -
Alle sollen miteinander auskommen,
obwohl jeder nach Macht und Einfluss strebt. Alle müssen miteinander
leben, obwohl sie einander nicht ausgesucht haben.
Alle müssen miteinander in Kontakt kommen und sich verständigen, obwohl
sie häufig nicht dieselbe Sprache sprechen.
Alle sollen ein Team werden, obwohl sie oft zerstritten sind. All dies
kann nur gelingen, wenn eine gute Führung koordinierend,
moderierend, teambildend "den Laden zusammenhält" ...
Bezeichnenderweise sagen wir "ich"
und nicht "wir", trotz aller inneren Pluralität.
Das bedeutet, wir identifizieren uns mit jener Instanz, die über dem
Ganzen steht und die Einheit stiftet.
Dieses übergeordnete Ich
nimmt die Stimmen der inneren Mitglieder auf, jedenfalls soweit sie in
Rufnähe gelangen,
und erkennt sie als Teile des Selbst an, jedenfalls als existent, wenn
auch nicht immer als erwünscht.
Wenn es darum geht zu entscheiden, welche inneren Mitglieder sich in welcher Weise und in
welcher Kombination
in Handlungen und Äußerungen verwirklichen sollen - mit anderen Worten:
wenn es darum geht zu entscheiden, was nach außen dringt -,
behält das Oberhaupt das letzte Wort, jedenfalls solange es Herr im eigenen Hause ist und nicht vor seelischen Teilkräften
(vorübergehend oder endgültig) kapitulieren muss, die die "Herrschaft über
die Seele übernommen" haben,
wie es bei Dostojewski im "Spieler" heißt ...
Das Oberhaupt
[unser wachsames Selbst n. Roberto Assagioli (1888-1974)] kann zu seinen
[inneren] Mitgliedern
in zweierlei Weise in Kontakt treten. Durch bewusste
und freiwillige Identifikation ["Es
ist ein Teil von mir"]
macht es sich die seelische Qualität des Erwählten zu eigen, geht darin
auf. "Geh da mal ganz hinein
in diese Wut", sagt zum Beispiel ein Therapeut zu einem
Aggressionsgehemmten Klienten, sobald dieser
doch einmal ein wenig Wut in sich spürt. Oder wir sagen von uns selbst:
"Ich habe mich da so richtig hineinplumpsen
lassen!" - und meinen vielleicht eine bestimmte Stimmung, der wir uns
hingeben, statt dagegen anzugehen.
Solange diese Identifikation bewusst, wahlweise und
vorübergehend vollzogen wird, ist sie ein wichtiger
Vorgang
der Selbsterfahrung und der Integration innerer Außenseiter. Auch im
Kontakt mit anderen Menschen kann es heilsam sein,
vorübergehend einmal einer [inneren] Stimme freien Lauf zu lassen, wohl
wissend, dass sie nicht alle Aspekte des eigenen
Empfindens abdeckt. Wenn die Identifikation
aber
als unbewusste und chronische Verschmelzung
vonstatten geht
oder wenn sich das Oberhaupt einer hartnäckigen
Belagerung nicht erwehren kann, dann sind seine
Führungsqualitäten
drastisch eingeschränkt, und die Chance zur [inneren] Teambildung ist
gesunken. Durch den gegenläufigen Vorgang
der Disidentifikation (Abgrenzung) ["Es
ist nur ein Teil von mir"] kann das Oberhaupt sich
von solchen [inneren] Belagerern
wieder befreien und sich als eine übergeordnete, nicht verstrickte Instanz
wieder finden, die den Gesamtüberblick wahrt
und zu den einzelnen Teammitgliedern aus einer gewissen Distanz
freundlichen Kontakt aufnimmt.
Im gelungenen Wechsel von Identifikation und Abgrenzung
[Disidentifikation] liegt ein Schlüsselprinzip
für den heilsamen Umgang mit sich selbst.
"Wir werden beherrscht von allem,
womit sich unser Selbst [Inneres Oberhaupt] identifiziert.
Wir können alles beherrschen und kontrollieren, von dem wir uns
disidentifizieren [abgrenzen]."
[Seite 127]
Roberto Assagioli
(1888-1974)
"Psychosynthese" Reinbeck 1993
„Menschenführung
beginnt bei mir selbst“
Teamsteuerung heißt zunächst einmal, sich selbst steuern zu können
und einen klaren eigenen Standpunkt zu haben.
Wer mit sich selber einig geworden ist, kann der Welt mit vereinten
Kräften
begegnen. Sie verleihen ihm die Ausstrahlung von Eindeutigkeit,
Sicherheit, Ruhe,
Souveränität, Autorität und das damit verbundene Gewicht, die damit
verbundene
Durchsetzungskraft.
Das
metaphorische Modell des Inneren Teams mit Oberhaupt
(unserem wachsamen Selbst
- Vorsitzenden)
- Innere Ratsversammlung -
Innere Pluralität mit Innerer Uneinigkeit, Inneren Dialog/Streit und
vehementer
"Innerer
Gruppendynamik"
(Zeichnung Verena Hars Seite 33)
Da gibt es
Stammspieler (Vorderleute), Antipoden (Gegenspieler/Hinterleute) und
Verbannte, inneres Durcheinander und geordnetes Miteinander, da treten
"Rebellen" auf den Plan, die zu ihrem Recht kommen wollen. Der innere
Teamchef, der im Idealfall alle an einen Tisch holt und jeden zu Wort
kommen lässt
Die
Parallelitätsthese: Teams im Arbeits- und im Seelenleben
Nachdem die
Metapher des Inneren Teams" erst einmal geboren war, entwickelte sie eine
Erkenntnisspendende Kraft
und führte mir immer deutlicher vor Augen, welch verblüffende Parallelen
sich zwischen der Gruppendynamik in Arbeitsteams [Arbeitswelt]
und der im seelischen Team [Innenwelt des Menschen,
Seelenleben] ziehen lassen. Hier wie dort, draußen wie drinnen müssen Chef
und Team miteinander leben und auskommen... Hier wie dort ist der
Teamchef, das Oberhaupt,
wie wir es nennen werden, gut beraten,
mit jedem seiner Mitarbeiter intensiven Kontakt aufzunehmen und jedem
aufmerksam zuzuhören, wenn er sich, auch ungerufen,
zu Wort meldet. Nur wer sich wahrgenommen, gewürdigt und berücksichtigt
fühlt, nur wer sein "Mitspracherecht" erfüllt sieht,
wird zum gelingen des Ganzen beitragen wollen und können, wird
gegebenenfalls Kompromisslösungen mitragen.
Wer sich hingegen übergangen fühlt, unerhört bleibt, wird sich rächen,
sich unerhört aufführen - wird sich womöglich
an der Gründung einer "Untergrundbewegung" beteiligen. Hier wie dort ist
das Kräfteverhältnis und das Zusammenspiel
zwischen Chef und Untergebenen kompliziert und labil." (S.74)
Die Parallelen zwischen dem Äußeren Arbeitsteam und dem Inneren/seelischen
Team:
►Teamleiter/Oberhaupt
und Team müssen miteinander auskommen.
►Ein(en) schwachen(s) Chef/Oberhaupt wird man so leicht nicht los.
►Langjährigen Mitarbeitern/Teammitgliedern kann schlecht gekündigt werden.
►Ständige Streitereien lähmen und "rauben" Energiereserven.
Kommunikation mit doppelter Blickrichtung
Wichtig für beide Teamarten ist es, dass der Teamchef/das Oberhaupt mit
jedem der beiden Kontakt hält,
denn nur wer sich gewürdigt fühlt, wird zum Gelingen beitragen wollen. Wer
sich übergangen fühlt, wird sich "rächen".
Jede Führungskraft hat es daher mit zwei Teams zu tun: mit dem
Arbeitsteam/Außenteam
(situativ-systemischer Kontext) und dem inneren, seelischen Team (innere
Kontext).
Helm Stierlin (b.1926, dtsch. Psychiater) spricht vom
"Individuum im System" und vom
"System im Individuum".
Helm Stierlin:
"Ich
und die anderen. Psychotherapie in einer sich wandelnden Gesellschaft"
Klett-Cotta 1994
Es kommt darauf an, beide Teams zu entwickeln. Jedes Team ist mehr als die
Summe seiner Teile, es zeichnet sich
durch das Zusammenspiel/die Interaktion von Mitgliedern unterschiedlicher
Qualitäten und Kompetenzen aus.
Im sog.
Innendienst
sind die Mitglieder des Inneren Teams Teilnehmer des
Selbstgesprächs (sog. "Innere Stimmen") und Hervorbringer
von Stimmungen, Gefühlen, Motiven und Gedanken; im sog.
Außendienst Aktionsbeteiligte auf dem Spielfeld des Lebens, Wortführer,
die in der zwischenmenschlichen Kommunikation den Ton angeben bzw. den
Unterton hineinmischen.
Die von Menschen häufig genannten Erschwernisse der Inneren Kommunikation
lassen typologisch drei Grundformen erkennen:
-
Innerer
Wirrwarr
- Dominanz der Lauten und Schnellen
-
Inneres
Gegeneinander
und sind in vielen Fällen gleichzeitig wirksam.
"Innere Ratsversammlung"
Die bewusste
Zusammenkunft und Aussprache aller inneren Mitglieder, die sich zu der
aufgeworfenen Frage melden,
unter der Leitung des Oberhaupts mit dem Ziel, eine Antwort zu
(er-)finden, die auf einer inneren Vereinbarung basiert
und die adäquater und authentischer ist, als wenn nur ein Mitglied oder
eine Clique von Mitgliedern
vorhanden gewesen wäre oder allein das Sagen gehabt hätte.
Ein
Beispiel:
Fünf Innere Mitglieder, die sich zu Wort melden und sich zu einer Inneren
Ratsversammlung zusammensetzen:
Der politisch Erwachte:"Großartig! Unbeding!
Das Nervenbündel:"Nein! Bloß nicht!"
Der Sozial-Gewissenhafte:"Ist das denn moralisch vertretbar?"
Der Habgierige:"Für mich muss etwas dabei herausspringen"
Der Skeptiker: "Ich mache mich doch zum Zirkuspferd!"
Wilhelm
Busch: Der Kobold
>>>
Fassen wir die Prinzipien zusammen, die uns im Umgang mit den inneren
Widersachern/Kontrahenten leiten können:
Ein wesentlicher
Teil der äußeren und inneren Teamentwicklung besteht in der
Depolarisierung von Mitgliedern,
d.h. das Aufheben der feindlichen Trennung gegensätzlicher Positionen. Für
die produktive Streitkultur ist es unerlässlich,
dass sich alle Beteiligten als Träger wichtiger Prinzipien sehen lernen.
Die Konfliktbearbeitung geschieht in mehreren Schritten:
1.
Die Identifikation des
Bösewichts/Kontrahenten (Quälgeists) macht aus der
(oft nonverbal-mächtigen)
grauen Eminenz einen greifbaren Täter, der mit der Steckbriefmethode
dingfest gemacht werden kann.
2.
Monologische Selbstoffenbarung
der Gegenspieler: Zunächst durch
Identifikation ("Er ist ein Teil von mir"),
dann durch Disidentifikation [Abgrenzung] ("Er ist nur ein Teil von mir") befreit sich das
Oberhaupt aus der Belagerung
und gewinnt an Steuerungsfähigkeit.
3. Auseinandersetzung, Versöhnung
und teilweise Akzeptierung: Statt einer weiteren
Bekämpfung des Bösewichts wird seine Funktion
und Leistung im Gesamtzusammenhang des Systems ermittelt und gewürdigt
(mit Hilfe des Wertequadrats sowie
durch Unterscheidung von Absicht und Methode).
4. Entscheidung durch das Oberhaupt: Die Suche nach heilsamen Gegenspielern (Antipoden)
ermöglicht schließlich eine Teambildung,
innerhalb welcher der innere Widersacher seine Feind-Qualität verliert und
seinen Wertbeitrag auf andere Art als zuvor beisteuert.
Wenn die Wahrheit der Beziehung ein Untergrundleben führen muss, zeigt sie sich
maskiert:
in Krankmeldungen, Kündigungen, Intrigen, übler Nachrede.
Die übergroße Vorsicht im Umgang miteinender [sowohl im Inneren, als auch
Äußeren Team] führt dazu,
dass mit den kritischen Geistern
auch die
kreativen und
unternehmungslustigen auf der Strecke
bleiben.
In einem Klima von Bravheit und Vorsicht hat jeder in seinem Inneren Team
einen starken Sicherheitsbeauftragten,
der bei der Wahl der Worte und Gedanken darauf achtet,
"bloß keine Fehler" zu machen, und dies erreicht am besten,
wer den bewährten Pfaden im Gleichschritt folgt.
Inneres Team/Mannschaft -
Situations-/Personen-/Themen- und auf sich Selbst bezogene
Grundaufstellung des Inneren Teams
www.schulz-von-thun.de
Die Persönlichkeit des Menschen -
Inneres Team - ist von Gegensätzen
geprägt,
die wir als zusammengehörige Geschwister gekennzeichnet haben.
Jedes Mitglied des
inneren Teams - Vorderleute:
Stammspieler und Hauptdarsteller,
hat auch einen Antipoden - Hinterleute, der den Gegenpol verkörpert.
Wenn sich das Oberhaupt [Wachsame Selbst] einseitig mit den Stammspielern
und Hauptdarstellern
identifiziert, geht es ausschließlich mit der Vorderseite in Kontakt.
Die Antipoden werden auf die unsichtbare Seite der Persönlichkeit oder in
den Untergrund verbannt.
Zu erheblichen Spannungen führt das Ganze, wenn nur die Vorderleute an die
Kontaktlinie treten
und eine Aufspaltung in Außen und Innendienst erfolgt.
Der Mensch dreht sich dann im Kontakt mit anderen stets so, dass die
Antipoden verdeckt bleiben.
Verliert der Antipode das Recht auf der Bühne zu sein, fällt er als
Teampartner aus und wird zum Gegenspieler.
Der Hauptdarsteller wird dann ohne ausgleichende Ergänzung durch seinen
Gegenspieler
in seiner Handlungsweise immer extremer.
"Virginia Satir [1916-1988,
US-Familientherapeutin] entwickelte dieses ganzheitliche Bild ["Inneres
Team"] der menschlichen Seele. Ihm liegt die Annahme zugrunde, man
könne sich die Persönlichkeit eines jeden Menschen wie aus vielen
verschiedenen Teilen zusammengesetzt vorstellen. Auch in unserer
Umgangssprache kommt diese Idee zum Ausdruck. So heißt es zum Beispiel:
"DER STEHT SICH SELBST IM WEGE". Wenn man sich zu diesem Satz ein Bild
macht, sieht man zwei Figuren - also zwei Teile einer Persönlichkeit.
Klassisch ist der Ausspruch: "ZWEI SEELEN SIND IN MEINER BRUST", und fast
jeder kennt das "KIND IM MANNE"... Da gibt es den ängstlichen und den
mutigen Teil. Der traurige sieht ganz anders aus als der alberne. Es
existiert der fleißige und bestimmt auch der faule Persönlichkeitsteil.
Auch in der Sprache kommen diese verschiedenen Möglichkeiten im
Menschen zum Ausdruck: "VON DIESER SEITE KANNTE ICH DICH NOCH GAR
NICHT!" heißt es und: "IN DEM STECKT WAS DRIN". ... Wenn Sie Ihre
Lebensziele erreichen wollen, muss diese "innere Mannschaft"
geschlossen hinter Ihnen stehen. ... es zählt der Satz: "GEMEINSAM BIN ICH
STARK!"
Aus:
Cora Besser Siegmund, Harry Siegmund: „Denk Dich nach vorn. Das NLP-
Persönlichkeits- Programm“ Schritt 2: Die Kraft des Unbewussten nutzen.
Die menschliche Persönlichkeit - eine "innere Mannschaft"! Auszugsweise
aus Seite 138-140. ECON 1997
Virginia Satir -
Wer bin ich wirklich
>>>
"Unsere innere Mannschaftsaufstellung/Teambildung entspricht im
Idealfall dem Spielfeld,
auf dem die menschliche Begegnung stattfindet."(S.315)
"Ein gesundes Bemühen
um das Selbst muss geprägt sein von dem Wunsch,
sich selbst kennen lernen zu wollen und sich selbst fair gegenüber zu
sein.
Wir müssen der Versuchung widerstehen, an einem bestimmten Bild von uns
festzuhalten,
und müssen akzeptieren, wer wir wirklich sind. Letzten Endes müssen wir in
uns selbst zu Ruhe
kommen; ohne innere Zufriedenheit können wir wahrhaftig sehr einsam sein.
Wenn wir auch von Familie und Freunden umgeben sind, so brauchen wir
unsere "inneren" Verbündeten,
um der Terrorisierung durch das böse Ich -
Dieses strafende, zerstörende Untier ist der Feind, der in uns selbst
sitzt.
Es ist der Quälgeist in uns, der uns nie in Ruhe lässt: "Was glaubst
du denn, wer du bist", fragt er,
"warum hältst du den Kopf hoch, versuchst erfolgreich, zufrieden, geliebt
und liebenswert zu sein,
dein Leben zu genießen? Du hast vielleicht Nerven. Ich werde es dir schon
zeigen"
- entgegenzuwirken.
(S.32)
Der Modus operandi des bösen Ich ist folgender:
Wenn wir uns selbst schlecht machen
- Feindliche Innere Stimmen: "der Spielverderber", "der Faule",
"der Zweifler", "der Pessimist", "der Genusssüchtige", "der Tolpatsch",
"der Folterer,
"der Verweichler", "der Miesmacher", "der Angsthase", "der Liebeskiller,
"der Zauderer -
dann kommen wir anderen zuvor, denn wir verletzen uns selbst,
bevor andere uns verletzen können.
Wir werden so auch die Angst los, dass wir unsere Aggressionen gegen
andere richten
und damit auch ihre Liebe und gute Meinung von uns verwirken (einbüßen)
könnten.
Indem wir uns gegen uns selbst wenden, können wir unser schlechtes
Gewissen erleichtern,
das wir wegen unserer Wunschträume und Erfolge haben. Wir vermindern so
unsere
Schuldgefühle darüber, dass wir wütend sind, weil man uns nicht nur um
unserer selbst willen liebt.
Wir tun Buße, weil wir gegen den Willen unserer Eltern gehandelt haben,
weil wir nicht die sind,
die sie sich erhofft und gewünscht hatten, und auch, weil wir vielleicht
das erreicht haben,
was man uns nie zugetraut hätte. Indem wir unser Ziel nicht erreichen,
nämlich, dass sie recht hatten.
Indem wir so handeln, finden wir kurzfristig Trost und Erleichterung. Wir
nehmen uns zusammen,
damit wir die Menschen, die uns wichtig sind oder die Götter oder die
Gesellschaft im allgemeinen
nicht verärgern oder bedrohen. Indem wir uns selbst bestrafen, vermeiden
wir, dass wir möglicherweise
von außen bestraft werden. So vermindern wir die Wahrscheinlichkeit, dass
irgend etwas Schreckliches
passieren kann, dass wir todkrank werden, vom Blitz getroffen werden
oder einen geliebten Menschen verlieren.
(S.48)
Wir müssen uns selbst im Inneren akzeptieren
lernen,
- Hilfreiche Innere Stimmen: "der Abenteuerlustige", "der Tröster", "die
Vernunft",
"der gute Freund", "der Optimist", "der Fan", "der Draufgänger", "der
Träumer",
denn egal, wie sehr unsere Umgebung uns oder das Bild,
was wir ihr von uns zeigen, bewundert,
das eigene Urteil über den eigenen Wert wird immer wichtiger sein.
Wenn es uns unter dem Druck von außen auch schwer fällt,
die Position zu finden, die uns eigentlich entspricht,
so müssen wir den Mut finden, unseren inneren Stimmen zuzuhören
und unseren eigenen Bedürfnissen gemäß zu handeln."
George Robert Bach
(1914-1986) und
Laura Torbet
„Ich liebe mich – Ich hasse mich. Fairness und Offenheit im Umgang mit
sich selbst“
The Inner Enemy.
How
to Fight Fair With Yourself 1983
Mit einem Vorwort von Prof.
Dr.
Dr. Hilarion Petzold (b.1945)
Seite 45.
ROWOHLT 1991 (1985)
Die "Teambildung"und "Teamentwicklung" wird von
Bruce Wayne Tuckman
(b.1938, US-Psychologe)
als Entwicklungsprozess angesehen, dessen Ablauf sich in
4-Phasen (1965) und Auflösungsphase (1977) gliedert:
1. Orientierungsphase -
forming
- Entstehungsphase des Teams.
2. Konfrontationsphase -
storming
- Es entscheidet sich, ob das Team weiter besteht,
oder aufgrund unüberwindbarer Konflikte zerfällt.
3. Kooperationsphase - norming -
Freundschaftliche Wir -Orientierung,
Ideen und Gedanken werden offen ausgetauscht.
4. Wachstumsphase - performing -
Gesamte Teamenergie fließt nun in die Aufgabenbewältigung.
5. Auflösungsphase - adjourning
Hauptdarsteller/"Vorderleute"
und verbannte Antipoden/"Hinterleute eines Bankmitarbeiters gegenüber
Vorgesetzten und in Teambesprechungen (Zeichnung Verena Hars S.244)
3-Stufen der Verbannung der Antipoden - "Hinterleute"
des Inneren Teams - Innere Außenseiter
Diese "inneren Wortmelder" sind im "eigenen Haus" nicht gern
gesehen, kriegen einen Maulkorb verpasst, werden, wenn möglich,
hinter Schloss und Riegel gehalten oder werden, wenn sie sich doch einmal
zu weit hervorwagen, mit Schimpf und Schande,
Angst und Schrecken zurückgepfiffen. Teilweise fallen sie der Verbannung
anheim, weil sie
dem allgemeinen Ich-Ideal Ihres Trägers widersprechen, teilweise zusätzlich deshalb, weil sie
der herrschenden Wertauffassung der eigenen Gruppe zuwiderlaufen ...
Teilweise, weil das Oberhaupt befürchtet und sich ausmalt,
dass sie [die Antipoden],
einmal losgelassen, eine dämonische Macht
entfalten könnten ...
Hinter Schloss und Riegel können sie sich an ein zivilisiertes Leben nicht
gewöhnen; und wenn sie dann Überdruck
entwickeln und schließlich ausbrechen, sind sie von unkontrollierbarer
Wucht und laufen womöglich Amok.
Sind sie hingegen an Freiheit und frische Luft gewöhnt, können sie in
einem intakten Team unter Leitung eines starken Oberhaupts
ihre Lebensenergien konstruktiv einbringen. Deshalb ist die
"Integration innerer Außenseiter"ratsam.
Die 1. Stufe der Verbannung -
Kernsatz: „So bin ich zwar (gottlob) auch, so sollte ich hier aber besser
nicht in Erscheinung treten!“
Die erste Stufe der Verbannung besteht darin, dass die betroffenen
Antipoden zwar hinter den Hauptdarstellern verdeckt bleiben,
aber vom Oberhaupt deutlich gespürt werden, und prinzipiell anerkannt und
geschätzt sind, aber in einer gegebenen Situation
aus Opportunität/Zweckmäßigkeit oder mangels Angemessenheit zurückgehalten
werden.
Die 2. Stufe der Verbannung - Kernsatz:
„So bin ich (leider) auch, aber so sollte ich nicht sein!“
In der zweiten Stufe der Verbannung sind es das Oberhaupt und die
Stammspieler selbst,
die Vorbehalte gegen die Antipoden hegen und sich ihrer schämen.
Den Antipoden - den Hinterleuten werden dann "Eigenschaften" wie
1. lächerlich, erbärmlich, minderwertig, dumm - Ebene
der Kompetenz
2. verwerflich, fies, unmenschlich - Ebene der Moral
3. krankhaft, unnormal, pervers, pathologisch - Ebene
der seelischen Gesundheit
zugeordnet.
Die 3. Stufe der Verbannung - Kernsatz:
„So bin ich nicht!“
Bei der dritten Stufe der Verbannung wird das bisherige Bild der innere
Bühne -
Vordergrund und Hintergrund - durch den
Untergrund
erweitert.
Diese 3.Stufe der Verbannung trifft solche Mitglieder des Inneren Teams,
die dem Oberhaupt
und den Hauptdarstellern so bedrohlich erscheinen, dass sie auch hinter
dem Vorhang
nicht geduldet werden können und ganz von der Bildfläche verschwinden
müssen.
Die 3. Stufe trifft verleugnete, nicht wahrgenommene in den Untergrund
verbannte Mitglieder des inneren Teams.
Sie bleiben nicht nur dem Publikum verborgen, sondern weitgehend auch dem
inneren Regisseur (Oberhaupt).
Sie haben sich scheinbar auch aus dem Innendienst zurückgezogen. Ihr
Auftrittsverbot vermag ihre Lebenskraft
nicht zu bannen. Immer wieder versuchen sie sich zu melden, indem sie mit
dem Besenstiel an die Decke klopfen.
Zwar vernimmt man oben diese Klopfgeräusche, vielleicht als
Stimmungsschwankungen oder als
Kopfschmerz;
vielleicht stören sie auch
den Schlaf oder mischen sich in
(Alb-)Träume
ein. Aber man kann sich oben keinen Reim
auf diese Geräusche machen. Und da sie nicht zum Stück passen, das dort
gespielt werden soll, versucht man
sie zu überhören. Ein probates Mittel, um dieses Ziel zu erreichen:
Mehr Lärm! Mehr Aktion! Keine Pausen!
Unsere gesamte Lebensführung
können wir über weite Strecken als eine Strategie zum
Überhören der Klopfzeichen auffassen.
Wer süchtig nach Stress ist, vermeidet eine Weile erfolgreich die
Begegnung mit den Boten aus dem (inneren) Untergrund.
Dabei handelt es sich keinesfalls nur um lichtscheues Gesindel, das
antisoziale Energie in sich trägt.
So, wie in einer Gesellschaft mit einem Unrechtsregime oftmals gerade die
Besten von der Bildfläche verschwinden,
weil sie unbequem sind und für Konflikte sorgen werden, so können auch in
unserem Innenleben (inneren Team)
humane Qualitäten des Gewissens, der Sinnsuche, der Herzlichkeit, der
Verletzlichkeit der seelischen Verbannung anheim fallen,
wenn sie oben für die effektive Lebensführung im gegebenen biographischen
Kontext hinderlich sind. Besonders das
innere Kind,
das oben nur stören würde, wenn in der Erwachsenenwelt das Stück von der
Tüchtigkeit und Stärke gespielt wird, hat aufgehört
zu schreien, verstummt im Untergrund.
Die innere
Bühne mit Vordergrund, Hintergrund und Untergrund
(Zeichnung Verena Hars S.262)
Hindernisse der Integration von verbannten Inneren Mitgliedern - Innerer
Teamentwicklung - Innerer Mannschaftsaufstellung
Die ehemaligen Außenseiter sind bei ihren ersten "Auftritten" häufig
-
unwillkommen bei der Mitwelt -
Außenwelt
- Ehepartner, Arbeitskollegen, Chef und Freunde
Die Umwelt wehrt sich oft dagegen, den Persönlichkeitsfortschritt eines
Partners anzuerkennen und zu würdigen.
Oft ist das Gegenteil der Fall. Das Umfeld ist irritiert und nimmt wahr,
dass der Partner nicht mehr so
pflegeleicht und umgänglich ist wie früher. "Was ist
denn plötzlich mit dir los!?"
-
ungeschickt und grob im
Auftreten
Solange der lange "verbannte Teil" ins Team nicht vollständig integriert
und mit Gelassenheit und Diplomatie vertraut ist,
kann es passieren, dass es in bestimmten Situationen zu einer Überreaktion
kommt. Wer jahrelang im Gefängnis war,
ist einer plötzlichen Freiheit nicht gleich gewachsen."Tut mir leid, wenn ich überreagiert und dich verletzt habe. Ich habe
so lange Zeit die Großzügige gespielt, dass die andere Seite jetzt erst
mal doppelt und dreifach stark hervorkommt!"
-
angefeindet von den inneren Teammitgliedern
Das dritte Hindernis besteht darin, dass ein "neues Teammitglied" in der
eigenen Vorder-Mannschaft
nicht mit offenen Armen empfangen wird. Zu groß sind noch die Vorbehalte.
Die wichtigsten Menschen
unserer Biographie [Vater, Mutter, Geschwister, Verwandte, Lehrer usw.]
leben in uns weiter als Mitglieder
unseres inneren Teams; nicht nur deren liebenswerten, sondern auch
verhassten Seiten.
"Du bist so klein kariert und spießig!, wie dein Bruder".
Nimm dieses Erbe nicht als einen Fremdkörper
in dir auf, sondern verbinde es mit deiner eigenen Substanz, veredle es
auf diese Weise,
und mache es dir so zu eigen.
"Wie der Dichter aus einer Handvoll Figuren ein Drama schafft,
so bauen wir aus den Figuren unseres zerlegten Ichs
-
Inneren Teams -
immerzu neue Gruppen,
mit neuen Spielen und Spannungen,
mit ewig neuen Situationen."
(S.270)
Hermann Hesse
(1877-1962)
"Steppenwolf"1927
Wir dürfen annehmen, dass Menschen, denen diese Schwerarbeit der
Integration innerer Außenseiter/Verbannter gelungen ist,
weniger anfällig dafür sind, andere Menschen zu verachten, zu verhöhnen,
auszugrenzen, als Außenseiter zu verfolgen,
sobald sie verpönte Eigenschaften aufweisen. Die Integration innerer
Außenseiter, die der 2.Stufe der Verbannung
("So sollte ich nicht sein!) anheim gefallen sind, gestaltet sich weitaus
schwieriger als auf der 1.Stufe.
Mit erheblichen Gegenkräften (Widerständen) auf beiden Bühnen [innen und
außen] ist zu rechnen.
Dennoch ist diese seelische Schwerarbeit lohnend um der inneren Harmonie
willen, die auch auf äußere Hassprojektionen
verzichten kann. Die wohlverstandene Entwicklung der Persönlichkeit peilt
nicht ein "schönes Ideal" an, das um alle ideologisch
verpönten Eigenarten bereinigt wäre (Verbannung von Außenseitern und
Optimierung der Vorzeigehälfte), sondern darauf,
gerade diese in den inneren Konferenzen mit Sitz und Stimme vertreten sein
zu lassen und sie als Ko-Akteure einzubeziehen.
"Dass ich mehr und mehr versuche, der zu werden, der ich in
Wahrheit bin" (Carl Rogers 1902-1987), dieses
unideale Ideal
enthält einen Willkommensgruß an alle Gestalten, die sich am hinteren
Bühnenrand herumdrücken - auch zum Beispiel
an den Spießer in uns, der im inneren Teamzusammenhang die Fratze des
hässlichen Spießbürgers verliert
und zu vollständigerer Beachtung eigener Grundbedürfnisse verhelfen kann.
Bleiben die Verbannten, die abgespaltenen Antipoden, un-erhört, fangen sie
an, sich unerhört zu benehmen:
Sie verbünden sich und gründen eine Untergrundbewegung, die zu manchen
Sabotageakten fähig ist. Sie gehen uns vielleicht an die Nieren
oder sitzen uns im Nacken oder liegen uns auf dem Magen. Vielleicht
vermasseln sie uns den Erfolg, lassen uns Fehler machen,
hindern uns daran, in allen Lebenslagen "optimal zu funktionieren". - Das
kann man nun so oder so sehen: als üblen Racheakt
oder als weisen Liebesdienst, um uns ein so genannt erfolgreiches Leben
ohne Tiefe, ohne Liebe und ohne Sinn zu ersparen.
Auf jeden Fall muss mit dieser Untergrundbewegung gerechnet werden. In
seltenen, spektakulären Fällen bricht mal einer aus und läuft Amok,
so wenn jemand, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann, plötzlich wie
wild mit einem Messer um sich sticht und hinterher fassungslos
die Urheberschaft seiner Tat leugnet: "Das war ich nicht, irgendein
fremder Dämon ist über mich gekommen und hat von mir Besitz ergriffen!"
Neben dieser Dämonisierung und
der zuvor erwähnten
Psychosomatisierung kann auch mit einer
Devitalisierung
gerechnet werden:
Die abgespaltenen Antipoden/Mitglieder vereinigen sich zu einer
Untergrundbewegung namens "Depression"
oder
"burnout"
(berufliche "ausbrennen"). Das ständige Niederhalten ihrer Energie
und Gefühlsintensität muss mit Fühllosigkeit
und seelischer Erschöpfung bezahlt werden
...
Am Anfang dieser Entwicklung identifiziert sich unser Ich/Oberhaupt
ausschließlich mit den Hauptdarstellern - und fühlt sich auch so.
In dem Maß aber, wie die Untergrundbewegung an Boden gewinnt, bindet ihre
Niederhaltung mehr und mehr Energie, mit der Folge,
dass Vitalität und innere Lebendigkeit verloren gehen. Auch die
zwischenmenschliche Kontakte verlieren an Tiefe, weil sich ja nur
die "halbe Portion", die Vorderseitenhälfte der Persönlichkeit, in die
Beziehungen einbringt. So entsteht ein Teufelskreis,
weil tragenden Beziehungen normalerweise die Heilkraft innewohnt,
verbannte Mitglieder zu befreien.
In der Endphase dieser unheilvollen Entwicklung haben die Untergründigen
eine "innere Machtergreifung" in der Weise vollzogen,
dass sie den gesamten Innenraum, das gesamte Lebensgefühl, mit ihrer
ungelebten Energie, mit ihrer Depression ausfüllen,
so dass die einstmals strahlenden Hauptdarsteller nun ihrerseits verdrängt
werden und allenfalls noch eine Zeitlang als unechte,
gespielte Fassade ein Scheinleben fristen. Wer in dieser Phase eine
Psychotherapie aufsucht, sagt von sich: "Ich spiele
tagsüber
den gutgelaunten, dynamischen Alleskönner, aber innendrin fühlt sich alles
trostlos, sinnlos und kraftlos an"!
Eine enorme seelische Muskelkraft ist nötig, um die Fassade
noch aufrechtzuerhalten; der Griff zu Medikamenten, Drogen und Alkohol
kann den Zusammenbruch allenfalls verzögern. Bei Menschen mit sehr starker
Kondition kann sich dieser Zustand aber auch verewigen.
Eine solche Lebenskrise enthält die große Chance, die Untergrundbewegung
als eine Befreiungsbewegung umzudeuten und zu gestalten.
Hierfür ist psychotherapeutische Hilfe möglich und nötig, hier endet die
Zuständigkeit der Kommunikationspsychologie.
Wir können dem ständigen Wechsel situativer Erfordernisse nur durch ein
flexibles Rollenrepertoire
gerecht werden, und stimmige Kommunikation erfordert diese Bandbreite ...
Die Menschen unterscheiden
sich beträchtlich beim Tempo ihrer inneren
Team-/Rollen-/Umstellungsfähigkeit ...
Der Umbau der Bühne
und ihrer Neubesetzung kosten Zeit und Anstrengung ...
Langsame Umsteller haben es besonders schwer,
wenn sie von schnellen Umstellern umgeben sind oder wenn etwas
Unvorhergesehenes dazwischenkommt.
Das Ideal einer guten = stimmigen Kommunikation in der doppelten
Übereinstimmung mit sich selbst
und dem systemisch geprägten Gehalt der Situation
(Zeichnung Verena Hars
Seite 18)
Stimmigkeit heißt:
in Übereinstimmung mit der Wahrheit der
Gesamtsituation,
zu der neben meiner inneren Verfassung
und
meiner Zielsetzung auch der
Charakter der Beziehung
(Rollen-Beziehung), die innere Verfassung des
Empfängers und die
Forderungen der Lage gehören.
Das Ideal der Stimmigkeit fordert die doppelte Entsprechung mit mir selbst
und mit dem Gehalt der Situation
(in ihrem systemischen Kontext). Nun ist es an der Zeit, beide
Gesichtspunkte im Zusammenhang zu betrachten.
Ich möchte dazu ein 4-Felder-Schema
vorschlagen, das (idealtypisch) die 4 Möglichkeiten vorsieht:
1. In Übereinstimmung mit mir und dem situativen Gehalt =
„stimmig“
2. In Übereinstimmung mit mir (authentisch), aber nicht situationsadäquat
= „daneben“
3. Weder mit mir selbst noch mit dem Situationsgehalt übereinstimmend =
„verquer“
("seltsam, sonderlich")
4. Nicht in Übereinstimmung mit mir selbst (nicht authentisch), aber
passend zur Situation = „angepasst“
4-Felder-Schema zum Konzept der Stimmigkeit,
mit personaler und situativer Komponente
(S.533)
Person und Situation
sind nicht unabhängig voneinander zu denken: In der Situation steckte ich
selbst mit drin,
indem ich sie nach meiner Wahrnehmung und Zielsetzung definiere. Und die
Situation steckt in mir selbst drin,
indem sie ihre "Gebote" als innere Stimme wirksam werden lässt.
Die
Besonderheit/der Gehalt/die Wahrheit der Situation - Situationsmodell mit
4-Komponenten
(Zeichnung
Verena Hars
S.327)
Vorgeschichte - Das vielfältige Geflecht der
Anlässe
–>
Warum sind wir hier? -
"Ich bin deshalb hier, weil ..."
Thematische Struktur
– >
Worum geht es? auch
Was hier und heute nicht Thema sein soll??
Zwischenmenschliche Struktur
–>
Wer und Wie begegnet man sich in welcher Situationsbezogenen
Rolle?
- verschiedene "Hüte" der Anwesenden"
Das Geflecht der Ziele - Die Ziele des
Treffens
– >
Was kommt dabei heraus?
- Entscheidung, Vereinbarung,
Konzept,
gemeinsamer Informationsstand, bestimmte Handlungsbereitschaft
Der
Gehalt einer Situation - die "Wahrheit
der Situation" n. Karin van der Laan, ergibt sich
aus diesen 4-Komponenten
und meine damit die Summe all jener
Umstände, welche in der Situation enthalten sind, ihren Schwerpunkt definieren
und die psychische Realität der Anwesenden
beeinflussen.
Leitfragen zur "Wahrheit
der Situation": Wie kommt es (Vorgeschichte!) und welchen Sinn macht es
(Zielsetzung!),
dass ausgerechnet ich (in welcher Rolle?) ausgerechnet mit Ihnen (in
welcher Zusammensetzung?)
ausgerechnet dieses Thema (wie hat es sich ergeben?) bearbeiten möchte?
Situationsgerechte Kommunikation
setzt voraus, dass es mir gelingt,
eine dem Gehalt der Situation entsprechende [innere] Mannschaft
aufzustellen und sie zu einem guten Zusammenspiel zu bringen.
Es scheint leichter, das
Situationsgemäße dadurch näher einzukreisen,
dass wir Typen von Verfehlungen
bestimmen.
1. Jemand (in mir) fehlt, der in dieser Situation (und meiner Rolle darin)
angebracht wäre - Innere Vakanz
2. Jemand (in mir) kommt
dazwischen, der in dieser Situation (und meiner Rolle darin) unangebracht
ist - Innere Fehlbesetzung
Die situationsadäquate Auf- und
Einstellung eines fehlenden Teammitglieds
ist eine wesentlich Maßnahme zur inneren Teamentwicklung.
Der Wegweiser, der in Richtung
"mehr Offenheit und weniger Fassaden" weist,
unterliegt leicht der Gefahr, missverstanden zu werden im Sinne einer
Devise:
"Lass alles heraus, was in dir ist - was der
andere damit macht, ist sein Problem!"
Um diesem Missverständnis vorzubeugen, hat Ruth Cohn den Begriff
der "selektiven = auswählende Authentizität" geprägt.
(Aus: „Miteinander
reden: 1" Seite 136)
Selektive = auswählende Authentizität
"Zur Authentizität gehört -
erst einmal -zweierlei:
Das eine ist, mir möglichst klar zu werden über meine eigenen Gefühle,
Motivationen und Gedanken,
mir also sozusagen nichts vorzumachen. Das andere ist, das, was ich sagen
will, ganz klar auszusprechen.
Zur Klarheit gehört, dass ich es so sage, dass es beim anderen ankommen
kann. Der andere hat ja ein "Empfangsgerät",
das möglicherweise nicht auf mich eingestellt ist, auf das, was ich
"sende" und wie ich es "sende". Ich muss also versuchen,
mir vorzustellen, wie das, was in mir vorgeht, vom anderen gehört wird.
Ich habe einmal formuliert:
Nicht alles,
was echt ist, will ich sagen,
doch was ich sage, soll echt sein..."
Ruth Charlotte Cohn
(1912-2010)
Deutsche Psycholgin, einflussreiche
Vertreterinnen der humanistischen und psychodynamischen Psychologie,
Begründerin der Themenzentrierten Interaktion (TZI)
Jede echte Freundschaft lebt von der authentischen Interaktion der
Partner!
Aus:
Friedemann Schulz von Thun: „Miteinander reden: 3. Das „Innere Team“ und
situationsgerechte Kommunikation. Kommunikation, Person, Situation“ (1998)
Seite 28, 34, 39, 41, 45f, 52f, 79, 105, 108, 128f, 209, 238, 244f, 246f,
249f, 257f, 260f, 263f, 265f, 273, 275, 329, 33, 352f, 366. ROWOHLT
Sonderausgabe 2011
Das
Kommunikationsquadrat:
Nachrichtenquadrat des
Senders - Der
"Sender mit vier Schnäbeln" +
"Der Vierohrige Empfänger"
Das Zusammenspiel der "Vier Seiten/Aspekte einer Nachricht" (Quadratur/Akkord/Vierklang)
- Selbstkundgabe Seite:
Was ich von mir selbst kundgebe.
Identität: Wer bin ich, wofür stehe ich? Befindlichkeit: Wie ist mir ums
Herz?
-
Sachinhaltseite:Worüber ich informiere,
- Beziehungsseite:
Was ich von Dir halte und wie wir zueinander stehen,
- Appellseite:
Wozu ich dich veranlassen möchte (ausdrucks- u./o. wirkungsorientiert)
und den vier Ohren des Empfängers
-
Selbstkundgabe Ohr:
Was ist das für einer? Was ist mit dem?
-
Sachinhalt Ohr:
Wie ist der mitgeteilte Sachverhalt zu verstehen?
-
Beziehungsseite Ohr:
Wie redet der eigentlich mit mir? Wem glaubt er vor sich zu haben?
-
Appellseite Ohr:
Was soll ich tun, denken, fühlen auf Grund seiner Mitteilung?)
Wer aber ist der Adressat?
Der Urheber der inneren Botschaft kann sich an drei Adressaten wenden:
entweder an den inneren
Teamchef/Oberhaupt/Chairman/Wachsames Selbst
oder an einen inneren Teamkollegen
(meist Gegenspieler/Antipode)
oder an ein äußeres Gegenüber.
Jeder Kommunikator steht vor der folgenschweren Tatsache, dass seine
Botschaft nicht auf einen Hohlkörper trifft,
in den man sie einfach hineinschütten könnte, sondern auf einen Menschen,
der auf seiner inneren Bühne ein ganz
bestimmtes Empfangskomitee
[Situations-/Personen-/Themen- und auf sich Selbst
bezogene Grundaufstellung
der inneren Mannschaft]
aufgestellt hat. Ob und wie meine Botschaft ankommt, hängt
manchmal viel weniger davon ab,
wie ich die Worte wähle, als davon, "wer" sie [im inneren Team] in Empfang
nimmt und welche(s) der vier Ohren "er" aktiviert.
Wer also jemanden für etwas gewinnen will, ist gut beraten, auch
diejenigen im [inneren] Team des Gegenübers anzusprechen,
die das "Nein" in sich tragen; und zwar nicht, indem er ihnen etwas
auszureden versucht, sondern - paradoxerweise -
indem er ihre Daseinsberechtigung bestätigt und um ihre Mitarbeit bittet.
Neben der personalen Bandbreite
und der
flexiblen Umstellungsfähigkeit
[des inneren Teams] ist eine dritte Qualifikation gefordert,
um eine adäquate innere Aufstellung zu ermöglichen: ein Wissen bzw. ein
Gespür, welche Teilmannschaft in welcher Situation
gebraucht wird, um alle beisammen zu haben - mit anderen Worten: ein
situationslogisches Verständnis.
(Aus:
„Miteinander reden: 3. S.292, 295, 322)
Erst wenn wir "alle
- inneren Mitglieder -
beisammen haben"
und gleichzeitig der
systemisch geprägte Gehalt der Situation
mit in die "innere Team-/Mannschaftsbesprechung" miteinbezogen wird, ist eine stimmige Kommunikation möglich.
Liste der Persönlichkeitsteile - Innere Mannschaft - Inneres Team
Diese Liste soll Ihre Phantasie unterstützen und ist nur ein Anhaltspunkt
für die Vielfältigkeit des inneren Reichtums. Selbstverständlich kann
es sein, dass Sie durch Ihre individuellen Erlebnisse weitere
Bezeichnungen finden. Dabei ist es von äußerster Wichtigkeit, dass die
"Gute Absicht"-Namen wirklich positiv und sympathisch werden.
Vorstellungsmöglichkeiten: weiblich/männlich/neutral, jung/alt, reales
Modell/ Phantasiefigur/ein "Prinzip" (das Meer, die Sonne usw.).
BEZEICHNUNG |
GUTE ABSICHT,
POSITIVE FUNKTION |
Freiheitsteil |
steht
für die Unabhängigkeit und die Autonomie der
Persönlichkeit. |
Sicherheitsteil |
organisiert meist über Leistung und Arbeit die
existentielle Absicherung der Person. |
Geborgenheitsteil |
sorgt
für Erlebnisse von Wärme und Nähe, meist im Zusammenhang
mit anderen Menschen. |
Kontaktteil |
trägt
unserer Existenz als soziales Wesen Rechnung, wobei
Geborgenheit nicht unbedingt eine Rolle spielen muss. |
Lebensfreudeteil |
bewertet unsere Aktivität und unser Befinden hinsichtlich
einer positiven Lebensqualität wie Spaß o. Befriedigung
der Neugierde. |
Überlebensteil |
achtet
auf die primäre körperliche Unversehrtheit, wobei die
Lebensqualität keine Rolle spielt. |
Beschützerteil |
bewahrt
vor Gefahren und Verletzungen auch auf der
zwischenmenschlichen und persönlichen Ebene. |
Lebenssinnteil |
hat zum Ziel, im Leben etwas Sinnvolles zu tun, "eine
Spur auf dieser Welt zu hinterlassen", wozu es sich zu
leben gelohnt hat. |
Zufriedenheitsteil |
möchte das "Sattwerden" unserer Sinne, das Gefühl, genug
bekommen zu haben. Er möchte, dass unser "Lebenshunger"
gestillt wird. |
Harmonieteil |
strebt
nach einem ganzheitlichen Erleben der äußeren und inneren
Welt, steht für Frieden. |
Energiehaushaltsteil |
teilt unsere geistigen und körperlichen Kräfte mit einer
langfristigen Zielsetzung ein. Reguliert oft durch
Müdigkeit, Konzentrationsmangel oder gar Krankheiten. |
Würdeteil |
steht
für Eigenschaften wie Stolz und Ehre der eigenen Person. |
Konservativer Teil |
schützt
vor vorschnellen Veränderungen, der Bewahrer. |
Progressiver Teil |
ist
stets auf der Suche nach Innovation, Entfaltung,
Bereicherung, neuen Möglichkeiten. Er ist der Sucher. |
Kritischer Teil |
liefert
uns Beurteilungen zu neuen Eindrücken und Erlebnissen, die
gleichermaßen negativ und positiv sein können. |
Solidaritätsteil |
stärkt und unterstützt Erlebnisse von Zugehörigkeit wie
Wir-Gefühl, Familienzusammengehörigkeit, Nationalität,
Corporate Identity. |
Narzissmusteil |
möchte,
dass wir uns selbst schön und attraktiv finden. |
Selbstwertteil |
meint,
dass wir bedeutsam sind - allein schon durch die Tatsache,
dass wir auf dieser Welt sind. |
Mitmenschlicher Teil |
befähigt uns, uns in andere Menschen und Wesen
hineinzudenken und dadurch ein Gerechtigkeitsempfinden zu
entwickeln. |
Motivationsteil |
will in
uns Kräfte zum erreichen von Zielen wecken und
aufrechterhalten. |
Anerkennungsteil |
ist der Meinung, unsere Anstrengungen verdienen ein Lob.
Da Lob in unserer Gesellschaft einen schlechten Ruf hat
("Eigenlob stinkt"),;muss dieser Teil oft indirekt
durch Essen, Trinken oder Geld ausgeben sein Ziel
erreichen. |
Spiritueller Teil |
beschäftigt sich individuell mit Fragen der geistigen
Welt, die unser Dasein beeinflusst. Wird oft in Religion,
Esoterik und Philosophie ausgelebt. |
Kreativer Teil
|
Diesem Teil kommt gerade bei der
Persönlichkeitsentfaltung sowie bei Veränderungsprozessen
eine zentrale Rolle zu. Er steht für den
Reichtum von allen Erlebnissen, Erfahrungen und
Verhaltensmustern, Lernprogrammen, Erziehung und
Wertvorstellungen, denen wir im Laufe unseres Lebens
begegnet sind. Er kennt somit all unsere brachliegenden
Kraftquellen und Möglichkeiten. Ist er im Einsatz,
scheint der Ideenreich-Reichtum kein Ende zu haben,
Leistungen ergeben sich spielerisch wie von selbst.
Daher können wir es oft kaum verstehen, wenn andere die
Produkte unserer Kreativität ehrfürchtig bewundern,
denn uns selbst ist die Leistung ja so leicht gefallen.
Aus:
Cora Besser Siegmund,
Harry Siegmund: „Denk Dich nach vorn. Das NLP- Persönlichkeits- Programm“
Schritt 2: Die Kraft des Unbewussten nutzen. Liste der
Persönlichkeitsteile. Seite 148-151. ECON 1997
|
|
Die
Ureichung des Menschen
"Der Mensch braucht
BEACHTUNG,
ZUWENDUNG, AUFMERKSAMKEIT,
LIEBE, ANERKENNUNG, WERTSCHÄTZUNG und
LOB.
Er hat von seinem Urprogramm her
Sehnsucht nach einer bestimmten Form der Beziehung und ist erst
dann zufrieden, wenn diese auch gelebt werden kann.
Hier
sind wir auch schon im Bereich des Ethischen, das ebenfalls in der
Ureichung enthalten ist. Das schlechte Gewissen bildet sich so
rasch aus, dass offensichtlich eine Grundausstattung dafür gegeben sein
muss. Nicht nur ethische, sondern auch religiöse Vorstellungen dürften
in diesem Urprogramm enthalten sein.
Im
Menschen besteht demnach eine klare, wenn auch weitgehend
unbewusste Vorstellung,
wie die Begegnung und die Beziehung zu
anderen Menschen aussehen sollen. Dies bezieht sich jedoch nicht
nur auf Zweierbeziehungen, sondern erstreckt sich durchaus auf Familien,
größere Gemeinschaften, auf Staaten, schließlich auf jene Spuren, die Sie
auf der ganzen Welt hinterlassen.
Werden diese Urbedürfnisse erfüllt und befriedigt, entsteht
innere Harmonie bis hin zu Glücksgefühlen.
Da die Welt nicht heil ist, spüren wir die Differenz zwischen dem
Sollprogramm und dem tatsächlich Erlebten.
Wir
können nur deshalb gekränkt werden, weil der Kränkende sich nicht an das
positive Urprogramm hält.
Wir sind deshalb
verletzlich und traumatisiert, da wir ein klares, unbewusstes
Programm haben, nach dem wir alle Erlebnisse bewerten. Es gibt
stimmige, harmonische Interaktionen, aber auch
Disharmonie bis hin zur
Ungerechtigkeit,
Unterdrückung,
Verletzung und
Traumatisierung.
Das Positive an dem Urprogramm ist, dass wir die Sehnsucht nach einer
guten Welt positiv nützen können.
Wir dürfen uns nicht nur von der
äußeren Bühne abhängig machen, sondern
lernen, die innere Bühne zum Blühen und
Gedeihen zu bringen. Sie werden jetzt vielleicht einwenden, dass das
alles ja nur Vorstellungen sind, Einbildungen, dass man sich da nur
etwas vorgaukelt. Ich möchte Ihnen klarmachen, dass der Mensch in seinem
Innersten eine so große Sehnsucht nach der heilen Welt hat, dass jeder
Mensch, mehr oder weniger, von positiven Fantasien lebt. Wenn man die
Sehnsüchte mit dem durchschnittlichen Realleben vergleicht, so klafft
auch hier eine enorme Differenz. Die Lücke stopfen wir zu einem guten Teil
durch positive Fantasien, die wir uns von außen durch Filme, Bücher und
Musik verstärken lassen. Der Mensch hat ein Glücksgen in sich. Er ist
von Natur aus genussfähig, kann Freude und Glück empfinden.
Der
Mensch verspürt von Geburt an den
Wunsch nach Liebe, Zuwendung,
Geborgenheit - nach Glück. Versetzen wir uns einmal in einen
Säugling.
Da er sich naturgemäß nicht selbst versorgen kann, ist er auf Hilfe von
außen angewiesen, meist von den Eltern, es können jedoch auch andere
Bezugspersonen sein. Schon diese kleine Säugling "weiß" genau, was er
braucht, um zufrieden zu sein. Er weiß es natürlich nicht im Sinne
einer gelungenen Reflexion, aber er signalisiert seine Wünsche. Kinder
geben klare "Anweisungen", was jene Menschen, die dann zu den geliebten
Menschen werden, tun sollen. Sie belohnen diese Menschen mit einem
glücklichen Lächeln oder Glucksen, mit einem Jauchzen und mit Freude und
signalisieren genauso klar, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es sich
wünschen. Um einem Missverständnis vorzubeugen: Ich meine nicht, dass
Kinder endlos verwöhnt werden sollen. Ich weiß, dass Kinder, auch bereits
Säuglinge, Grenzen brauchen. Es geht um eine klare, liebevolle
Auseinandersetzung und um ein authentisches Abstimmen der Bedürfnisse
sowohl der Eltern als auch des Kindes.
Kinder, ja bereits Säuglinge haben also eine klare Vorstellung, wie eine
gute Mutter, ein guter Vater, gute Bezugspersonen sein sollen, damit
sie glücklich sein können.
Und der erwachsene Mensch weiß es auch, wenn er keine guten Eltern gehabt
hat und in schwierigen familiären Verhältnissen aufgewachsen ist. Er
vergleicht nämlich seine Mutter und seinen Vater mit den Ureltern, mit
diesen archetypischen Bildern, die er in sich hat. Diese Bilder trägt
er durch sein Leben, selbst wenn er sehr viel Schmerz und Leid erfährt.
Das heißt, ein Mensch, der so viele unangenehme Erlebnisse in seiner
Kindheit hatte, ist nicht unbedingt dazu verurteilt, dass er diese dann
weitergeben muss.
Das Ehepaar Mechthild und Hanns Papousek hat dieses
psychische Programm, dass jeder Mensch in sich trägt,
Intuitive Parenting
genannt, also die unwillkürliche Fähigkeit, als gute Eltern zu handeln.
Ich habe im Laufe meiner beruflichen Erfahrung viele Menschen erlebt, die,
obwohl ihre Eltern sehr krank, oft grausam, unerbittlich und ungerecht
waren, sich davon distanzieren konnten und zu dem Entschluss gekommen
sind: So wie mein Vater zu mir war,
möchte ich nie zu meinen Kindern sein. Oft ist es jedoch
leichter, zu seinen Kindern ein liebevoller Vater oder eine liebevolle
Mutter zu sein, als zu lernen, für sich selbst ebenfalls ein
liebevoller Vater und eine liebevolle Mutter zu werden.
Die
Wahrnehmung dieser Urbotschaften der Rollen, die wir durch die Natur
eingesetzt bekommen haben, sowie das Trainieren dieser versorgenden
Rollen ermöglichen die Eröffnung einer neuen Dimension. Wir können mit
der Zeit erkennen, wie unabhängig wir im Grunde sind. Diese Botschaften
tragen wir immer in uns.
Wir müssen zu einem
positiven Dialog mit diesen archaischen positiven
Rollen finden, der dann so viel Kraft gibt, dass wir den Stürmen der
äußeren Einflüsse standhalten können. Gleichzeitig leuchtet die Botschaft
auf: Wir dürfen glücklich sein, wir
dürfen eine glückliche Seele haben..."
Aus: Manfred Stelzig (b.1952,
österreichischer Neuropsychiater, Psychotherapeut):
„Krank ohne Befund – Eine
Anklageschrift“ Vierter Teil. Therapeutische Möglichkeiten. Die
Ureichung des Menschen. Seite194-197. ECOWIN 2013 [Ergänzungen]
Ach, zwei .. sieben ... zwölf ... Seelen
in meiner Brust
"Die üblichen
Alltagstheorien gehen davon aus, dass die menschliche Seele eine homogene
unteilbare Einheit ist. Dies ist trügerische Illusion, denn wir
bestehen nicht aus einem Ich, sondern aus vielen Ichs. Die
Multidimensionalität von Ich-Konzepten wird sowohl von
hirnphysiologischen wie auch von psychologischen
Persönlichkeitsforschungen bestätigt. Auch wenn wir uns selbst zum
Forschungsobjekt machen, dann erkennen wir, dass da
eine kleine Horde von Teil-Persönlichkeiten in
unserer Seele haust. Ein Multimind [Multiple Module] -Zustand ,
der normal und gesund ist.
Betrachten Sie die Teilpersönlichkeiten
von Frau F.:
Frau F., zum Beispiel, arbeitet halbtags in
ihrer eigenen kleinen Firma, korrekt gekleidet, sehr sachlich,
freundlich-distanziert und hart im Verhandeln ("Geschäftsfrau");
nachmittags - in Jeans - ist sie bei ihren Kindern, beide
Gymnasialschüler; hier ist Frau F. sehr warmherzig, einfühlsam ("die
Liebevolle"). Später - die Kinder sind beim Nachbarn - kommt ihr
geschiedener Mann zu Besuch, wieder werden die alten Vorhaltungen laut
- sie wirft zuerst eine Tasse an die Wand, dann den Ex-Ehemann aus der
Wohnung ("die Furiose"). Danach ertappt
sie sich bei Überlegungen, welches Unheil sie ihrem Ex-Mann nun
herbeiwünschen könnte ("die Rächerin"). Am
Sonntag besucht sie ihre Eltern und lässt sich betüteln und bemuttern ("die
kleine Tochter"). Spät abends geht sie mit ihrem neuen Freund
ins Kino, danach im Auto verführt sie ihn und holt sich einen Orgasmus ("die
Sexwilde"). Am andern Abend sitzt sie noch spät vor einer
brennenden Kerze, zuerst gedankenverloren, dann gedankenleer ("die
Stille, die Nachdenkliche").
Eine bestimmte Teilpersönlichkeit kann sehr unabhängig von den anderen
Teilpersönlichkeiten handeln, reden, sich gebärden, besondere Meinungen
und Gefühle äußern. In unserem Beispiel agiert Frau F. im Betrieb zwar als
kühl-berechnende Geschäftsfrau, während der Arbeit aber ruhen die
anderen Teilpersönlichkeiten nicht unbedingt passiv, sie treten nur in den
Hintergrund und können jederzeit stützend mitwirken. Manche
Teilpersönlichkeiten treten als Koalitionen auf (bei Frau F. z.B. die
Furiose und die Sexwilde), andere Teilpersönlichkeiten sind im Konflikt
miteinander (die kühle Geschäftsfrau und die liebevolle Mutter).
"Wir sind nicht geeint. Wir geben uns zwar oft dieser Illusion hin,
weil wir nicht aus mehreren Körpern und Gliedmaßen bestehen und weil
gewöhnlich nicht die eine Hand die andere schlägt. Doch in unserem
Inneren spielt sich metaphorisch genau das ab; verschiedene
Teilpersönlichkeiten raufen fortwährend miteinander: Impulse, Wünsche,
Prinzipien, Sehnsüchte, Ideale liegen in nicht endendem Kampf
miteinander."
Roberto Assagioli (1888-1974)
Italienischer Psychiater Pionier der transpersonalen Psychologie u.
Psychotherapie (Konzept der Psychosynthese)
Doch es muss nicht ständig - wie Assagioli meint - Kampf sein zwischen den
Teilpersönlichkeiten. Eher lässt sich die Schar
der Teilpersönlichkeiten mit einem
Orchester vergleichen, in dem viele
Solisten
spielen, der Dirigent jedoch den Überblick behält. Werden wir uns unserer
Teilpersönlichkeiten bewusst, so zerfallen wir nicht in
Einzelteile, sondern - im Gegenteil - wir finden mehr zur inneren Mitte
und verbinden die aktiven und schlummernden Teilpersönlichkeiten zur
Einheit unseres Seins. Von der Mitte unseres Seins können wir dann -
bewusst - in die eine oder andere Teilpersönlichkeit schlüpfen:
Dies kann dann besonders hilfreich sein, wenn ich in bestimmten,
herausfordernden Situationen nicht zurechtkomme und versage. Versucht
Frau F. (aus obigem Beispiel) innerhalb ihrer Firma in ihrer
Teilpersönlichkeit als "kleine Tochter" oder
als "liebevolle Mama" aufzutreten, dann
wachsen die Schwierigkeiten.
Nicht ein Mischmasch von Teilpersönlichkeiten, sondern die genau passende,
adäquate Teilpersönlichkeit ist in spezifischen Herausforderungen
gefragt: "Wir müssen lernen, die kleinen Geister
innerhalb unseres Geistes
wahrzunehmen, freundlich distanziert zu
betrachten und ihren Einsatz angemessen zu steuern", so der
Multimind-Forscher Robert Evan Ornstein [b.1942, US Psychologe].
Den richtigen Wechsel von einer
Teilpersönlichkeit zur anderen vollziehen die meisten instinktiv auf
stimmige Weise. Andere haben da Probleme: Wenn ein Angestellter seinem
Personalchef "als kleine Junge"
gegenübertritt, dann wird er die gewünschte Gehaltserhöhung nicht
erreichen. Und wenn derselbe Mann - wieder als kleiner Junge - eine
umworbene Frau für sich gewinnen will, dann wird er auch hier scheitern
...
Es gibt den seltenen Extremfall, in dem die Teilpersönlichkeiten völlig
unabhängig voneinander denken, fühlen, agieren und auch extrem
unterschiedliche moralische Vorstellungen haben. Wenn die eine
Teilpersönlichkeit nicht mehr weiß, was die andere Teilpersönlichkeit
macht, und wenn der Dirigent [der Innere Chef] dieses Orchesters [Teams]
schläft, dann entsteht das, was die Psychopathologie
"multiple
Persönlichkeit" nennt. Doch wird auch bestritten, dass es diese
"Krankheit" in dieser Ausformung überhaupt gibt.
Im gesunden Abgrenzen der einzelnen
Teilpersönlichkeiten steckt enormes Potential, das uns
Alltagsaufgaben und extreme Hindernisse bewältigen hilft. Entscheidend
ist, dass die Teilpersönlichkeiten nicht mich beherrschen, sondern
das Ich aus meiner inneren Mitte heraus "meine
Teilpersönlichkeiten" beherrscht. Wie sehr man davon - bewusst -
Gebrauch macht, entscheidet jeder für sich."
Aus:
Josef Zehentbauer: „Abenteuer Seele. Psychische Krisen als
Chance“ S.160-163. ALBATROS 2012 (2000)
Siehe auch ZITATE:
Josef Zehentbauer: Der Seelenvogel
>>>
Maria Montessori: Das Recht seine Persönlichkeit
>>>
"Gefühle
von Einssein mit dem gesamten Universum. Visionen und Bilder von weit
entfernten Orten und Zeiten. Empfindungen von pulsierenden
Energieströmen im Körper, die von Krämpfen und heftigen Zittern begleitet
werden. Visionen von Gottheiten, Halbgöttern und Dämonen. Leuchtende
Blitze strahlenden Lichts und Regenbogen-Farben. Angst davor, verrückt
zu werden, sogar zu sterben.
In unserer
modernen westlichen Gesellschaft würde jemand, der so extreme geistige und
physische Phänomene erlebt, leicht für psychotisch erklärt.
Aber dennoch scheinen zunehmend mehr Menschen
ungewohnte Erfahrungen
zu machen, die den oben beschriebenen
ähneln. Und statt unwiderruflich verrückt zu werden, tauchen sie aus
diesen ungewöhnlichen Geisteszuständen
mit einem verstärkten Gefühl von Wohlbefinden auf und kommen besser
mit den Anforderungen des Alltags zurecht. In vielen Fällen werden im
Rahmen dieses Prozesses langjährige emotionale, geistige und körperliche
Probleme wie durch ein Wunder geheilt.
Die
Lebensgeschichten von Heiligen, Mystikern, Yogis und Schamanen weisen
viele Parallelen zu solchen Vorkommnissen auf.
Und die spirituellen
Traditionen und ihre Schriften bestätigen weltweit, dass diese
ungewöhnlichen
Zustände für alle,
die sie erfahren,
eine heilende und transformative Kraft
beinhalten.
Wieso werden dann
Menschen, die in der heutigen Welt solche Erfahrungen machen,
unweigerlich als geisteskrank bezeichnet?
Zwar gibt es viele individuelle
Ausnahmen, aber in der Regel wird in der
Psychiatrie und
Psychologie
nicht zwischen mystischen Erfahrungen
und Geisteskrankheit unterschieden.
In diesen
Fachgebieten wird offiziell
geleugnet, dass die
großen spirituellen Traditionen, die seit Jahrtausenden
systematisch das menschliche Bewusstsein
erforschen,
etwas zu bieten haben.
Die
Konzepte und Praktiken, die sich in den
mystischen Traditionen der Buddhisten, Hindus, Christen, Sufis und
anderer finden, werden daher ignoriert und ohne Unterschied verworfen
... viele ungewohnte Geisteszustände,
selbst solche, die dramatisch sind und psychotische Ausmaße annehmen,
nicht notwendigerweise Symptome für Krankheit im medizinischen Sinne sind.
Wir sehen sie als Krisen in der Evolution des Bewusstseins, als
"spirituelle Krisen", die mit den Zuständen vergleichbar sind,
die in den verschiedenen mystischen Traditionen der Welt beschrieben
werden ...
Die von der traditionellen westlichen Wissenschaft
geschaffene Weltsicht, die in unserer Kultur dominiert, ist in ihrer
Extremform mit jeder Vorstellung von Spiritualität unvereinbar.
In einem Universum, in dem nur das Greifbare, Materielle und Messbare
wirklich ist, sieht man alle Arten von religiösen und mystischen
Aktivitäten als Ausflüsse von Unwissen, Aberglauben, Irrationalität oder
emotionaler Unreife an. Direkte Erfahrungen von spirituellen
Wirklichkeiten werden dann als "psychotisch"
interpretiert, als Manifestationen
von Geisteskrankheit ...
Unsere persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen ... haben die
Überzeugung in uns wachsen lassen, dass es wichtig ist, diese Annahmen
in Psychiatrie und unserer Sicht der Welt allgemein neu zu betrachten
und im Lichte sowohl historischer wie neuerer Vorkommnisse zu einer
anderen Einschätzung zu gelangen.
Eine radikale Revision der Vorstellung über Mystik und Psychose ist bereits lange überfällig.
Eine klare Unterscheidung zwischen
diesen beiden Zuständen hat weitreichende praktische Konsequenzen für die
Menschen, die Erfahrungen mit ungewöhnlichen Bewusstseinszuständen
gemacht haben, besonders für die mit spiritueller Ausrichtung.
Es
ist wichtig spirituelle Brüche zu erkennen
und in angemessener Weise mit ihnen umzugehen, da sie ein großes Potential
für persönliches Wachstum und Heilung in sich bergen, das normalerweise
durch unsensible Wahrnehmung und routinemäßige Medikation unterdrückt
wird.
Die Gruppe von psychischen Störungen, die
als Psychosen bezeichnet werden, stellt für
die westliche Psychiatrie und Psychologie eine große Herausforderung
und ein ziemliches Rätsel dar. Diese Zustände sind durch eine tiefe
Zerrüttung der Fähigkeit charakterisiert, die Welt in normalen
Begriffen wahrzunehmen, zu denken und emotional in einer Weise zu
reagieren, die kulturell und gesellschaftlich annehmbar ist, und sich
angemessen zu verhalten und zu kommunizieren.
Bei
einigen Störungen, die in die Kategorie der Psychosen fallen, hat die
moderne Wissenschaft festgestellt, dass ihnen anatomische,
physiologische oder biochemische Veränderungen im Gehirn oder anderen
Teilen des Organismus zugrunde liegen [exogene,
organische Psychose:
z.B. durch Tumore, Infektionen, Verletzungen, Stoffwechselstörungen,
Alkohol- o. Drogenmissbrauch] ...
Für viele andere psychotische Zustände hat
man jedoch trotz gezielter Bemühungen vieler Generationen von Forschern
aus diversen Richtungen noch keine Erklärung gefunden. Wenn auch die Suche
nach spezifisch medizinischen Ursachen im Allgemeinen ergebnislos
verlief, werden diese so genannten funktionellen [endogenen]
Psychosen
[Schizophrenie, manisch-depressive Erkrankung] meist in die Kategorie
der Geisteskrankheiten unbekannten Ursprungs eingeordnet ...
In Anbetracht der
Tatsache, dass es keine klare Übereinstimmung darüber gibt, was die
Ursachen von funktionellen [endogenen] Psychosen sind, wäre es
passender und ehrlicher, zuzugeben, dass wir nichts über ihr Wesen und
ihren Ursprung wissen, und den Begriff Krankheit nur bei Zuständen
zu verwenden, für die wir eine spezifisch physikalische Grundlage
ermitteln können ...
Historisch gesehen ist es der
Psychiatrie gelungen, sich fest als medizinische Disziplin zu etablieren. Sie hat organische Ursachen für manche psychotischen Zustände und in
einigen Fällen sogar wirksame Behandlungsweisen entdeckt. Zusätzlich ist
es ihr gelungen, mit Tranquilizern, Antidepressiva, Sedativa und
Hypnotika die Symptome psychotischer Zustände mit unbekannten Ursachen
erfolgreich unter Kontrolle zu bekommen. Es könnte daher logisch
erscheinen, diesen Weg weiterzugehen und auf die gleiche Weise Mittel
gegen die Störungen zu suchen, für die man bisher noch keine Ursachen und
Behandlungsweisen gefunden hat.
Und es gibt weitere Tatsachen, die überzeugend für die medizinische oder
psychiatrische Sichtweise sprechen. Die Psychiatrie führt psychotische
Zustände auf physische oder physiologische Bedingtheiten zurück, während die
Tiefenpsychologien sich bemühen, die
Ursachen für geistige Störungen in den Ereignissen und Umständen des
Lebens des Patienten aufzuspüren, meist in der Kindheit.
Somit begrenzt die traditionelle Psychologie die Quellen für alle
Bewusstseinsinhalte auf beobachtbare Aspekte in der persönlichen
Geschichte des Klienten. Das ist das, was wir das
"biographische
Modell" der Psychose nennen.
Demnach liefern psychotische Verhaltensweisen und Geisteszustände, für die
man in der persönlichen Biografie keine Erklärung finden kann,
scheinbar Beweise für das medizinische Modell.
In der Tat haben
viele Psychosen wichtige Aspekte, die sich nicht mit der psychologischen
Methode aufklären lassen, die Ursprünge für alle geistigen Zustände in
der persönlichen Lebensgeschichte des Patienten zu suchen.
Dazu können gewisse extreme Gefühle und
körperliche Empfindungen
gehören, die nicht einfach aus dem Zusammenhang der Kindheitsgeschichte
oder späterer Ereignisse im Leben dieses Menschen zu erklären sind. Das
schließt beispielsweise Visionen und Erfahrungen davon ein,
ins Universum abzustürzen, teuflische Torturen, die Auflösung der Persönlichkeit oder sogar die
Zerstörung der Welt.
Abgrundtiefe Schuldgefühle, das Gefühl von ewiger Verdammnis
oder unkontrollierbare und blinde aggressive Impulse
können in vielen Fällen nicht auf bestimmte Ereignisse oder Bedingungen im
Leben des Patienten zurückgeführt werden.
Es fällt dann leicht, anzunehmen, dass so fremde
Elemente in der Psyche auf organischen pathologischen Prozessen beruhen
müssen, die direkt oder indirekt auf das Gehirn einwirken.
Es gibt andere Arten von Erfahrungen, die der biographischen Sichtweise
nicht nur wegen ihrer Intensität, sondern schlicht aufgrund ihres
besonderen Wesens Probleme bereiten. Erfahrungen von Gottheiten und
Dämonen, mythischen Helden und Landschaften oder
Himmel und Hölle haben in der Welt, wie sie die westliche
Wissenschaft sieht, keinen Platz.
Daher scheint es
leicht, der medizinischen Sichtweise zu folgen, die sie zu Produkten eines unbekannten physischen Krankheitsverlaufes erklärt.
Viele Erfahrungen in veränderten Bewusstseinszuständen sind
mystischer ["geheimnisvoller spiritueller"] Natur,
wodurch sie automatisch in die Kategorie des Pathologischen eingeordnet
werden, da Spiritualität in dem
ausschließlich materiellen Universum der traditionellen Wissenschaft nicht
als legitime Dimension gesehen wird.
Neuere Entwicklungen in der Psychologie haben jedoch begonnen Quellen für solche ungewöhnlichen Erfahrungen
aufzuzeigen, die sowohl außerhalb der medizinischen Pathologie wie der
persönlichen Lebensgeschichte liegen.
Historisch war der erste Durchbruch in diese Richtung die Arbeit des
Schweizer Psychiaters Cal Gustav Jung [1875-1961]. Er weitete das
biographische Modell dadurch erheblich aus, dass er das
Konzept des kollektiven Unbewussten
einführte. Sorgfältige Analysen seines eigenen Traumlebens,
der Träume
seiner Klienten und der Halluzinationen, Phantasien und Wahnbilder von
Psychotikern führten Jung zu der Entdeckung, dass
die menschliche Psyche Zugang zu wahrhaft universellen Bildern und
Motiven hat. Sie finden sich in der
Mythologie, der Folklore und in
Kulturformen, die überall auf diesem Globus
verbreitet und in der ganzen Geschichte der Menschheit vorhanden sind.
Diese
Archetypen [Urbilder menschlicher Vorstellungsmuster], wie Jung sie
nannte, tauchen mit erstaunlicher Regelmäßigkeit selbst bei Menschen
auf, in deren Lebensgeschichte und Ausbildung es keine direkten Zugänge zu
ihren verschiedenen kulturellen und historischen Manifestationen gibt.
Diese Beobachtung verleitete ihn zu der Schlussfolgerung, dass es
zusätzlich zu dem individuellen Unbewussten noch eine
kollektives Unbewusstes der gesamten Rasse gibt, das somit der
ganzen Menschheit gemein ist. Er betrachtete vergleichende
Religionswissenschaft und Mythologie als wertvolle Informationsquellen für
diese kollektiven Aspekte des Unbewussten. Nach Jungs Modell kann man
viele Erfahrungen, die als Ableitungen aus biographischen Ereignissen
keinen Sinn machen, als das Auftauchen von Inhalten
aus dem kollektiven Unbewussten sehen ...
Viele Menschen begannen, die Art von Bildern und Symbolen kennen zulernen,
die Jung dem kollektiven Unbewussten zuschreibt, und Vorkommnisse
klassisch mystischer Art zu erleben, was zu einer Welle von
unterstützenden Beweisen für Jungs Gedanken und einer vehementen
Bestätigung der mystischen Traditionen des Ostens wie des Westens führte.
Während dieser Zeit wurde vielen Menschen, die sich mit praktischen
Forschungen auf diesem Gebiet befassten, klar, dass wir ein
neues Modell der
Psyche brauchten, zu dessen
wichtigen Elementen nicht nur die biographische
Dimension von Sigmund Freud [1856-1939], sondern auch
das kollektive Unbewusste von Jung sowie
Spiritualität gehören müssten ...
"Die Unfähigkeit, die mystische
Erfahrung als solche anzuerkennen, ist mehr als eine intellektuelle
Beschränkung. Mangel an Bewusstsein der grundlegenden Einheit von
Organismus und Umwelt ist eine ernsthafte und gefährliche
Halluzination. Denn in einer Zivilisation, die mit immenser
technologischer Macht ausgestattet ist, führt die Entfremdung zwischen
Mensch und Natur zur Anwendung von Technologie in einer feindseligen
Geisteshaltung - zur "Eroberung" der Natur anstelle einer intelligenten
Kooperation mit ihr."
Alan Wilson
Watts (1915-1973) "The Wisdom of Insecurity" 1951 - "Weisheit des
ungesicherten Lebens" 1955 Englischer Religionsphilosoph, vorwiegend
in den Vereinigten Staaten, als Priester der Episcopal Church in the
USA, Dozent und freier Schriftsteller Er befasste sich vor allem mit
der Philosophie des Zen, des Buddhismus und des Daoismus.
"Das Verlangen nach Sicherheit
ist das gleiche wie das Gefühl der Unsicherheit!"
Das chinesische
Piktogramm für Krise
[WeiJi] ist eine perfekte
Darstellung dessen, was wir unter spirituellen
Krisen verstehen. Es setzt sich aus zwei Grundzeichen oder
Radikalen zusammen, von denen eines Gefahr
[Wei]
und das andere Chance
[Jihui] bedeutet. Somit
ist der Durchgang durch einen solchen Zustand zwar oft schwierig und
erschreckend, aber zugleich liegt darin häufig ein enorm großes
heilendes und evolutionäres Potential.
Crisis = Krise: Danger = Gefahr +
Opportunity = Chance Krise = Weiji: Gefahr = Wei +Chance = Jihui
Aus: www.teefax.de
Wenn man sie richtig versteht und als schwierige Phasen in einem
natürlichen Entwicklungsprozess behandelt, können
spirituelle Krisen
zur spontanen Heilung von verschiedenen emotionalen und psychosomatischen
Störungen, zu positiven Persönlichkeitsveränderungen, Lösungen für
wichtige Probleme im Leben und einer Evolution in Rechtung dessen führen,
was manche "höheres Bewusstsein" nennen.
Menschen, die in spirituelle Krisen geraten, brauchen sowohl wegen der
möglichen Gefahr wie wegen des positiven Potentials fachliche Führung
von Leuten, die persönliche und berufliche Erfahrung mit ungewöhnlichen
Bewusstseinszuständen haben und mit ihnen umzugehen und sie zu
unterstützen wissen.
In einer solchen evolutionären Krise können die Verwendung pathologischer
Etiketten und der unvorsichtige Umgang mit diversen unterdrückenden
Maßnahmen, zu denen auch die Kontrolle der Symptome durch Medikation
gehört, das positive Potenzial des Prozesses beeinträchtigen.
Die daraus folgende langjährige Abhängigkeit von Tranquilizern mit den
bekannten Nebenwirkungen wie dem Verlust von Vitalität und ein
angepasster Lebensstil bilden einen armseligen Kontrast zu den seltenen
Fällen, in denen man die Transformations-Krise eines Menschen
bis zu
ihrer Vollendung unterstützt und akzeptiert hat ...
In manchen
Fällen ist es möglich, die Situation zu
bestimmen, die die spirituelle Krise ausgelöst zu
haben scheint. Das kann einprimär physischer Faktor
sein, wie eine Krankheit, ein Unfall oder eine Operation.
In anderen Fällen scheinen extreme physische Erschöpfung oder
langer Schlafmangel der direkte Auslöser zu sein. Bei Frauen kann es
auch eine Geburt, eine Fehlgeburt oder eine Abtreibung
sein, und wir haben auch erlebt, dass der Beginn des Prozesses mit einer
ungewöhnlich starken sexuellen Erfahrung zusammenfiel.
Gelegentlich treten spirituelle Krisen auch in der Folge einer
starken
emotionalen Erfahrung auf. Das kann der Verlust einer wichtigen
Beziehung sein, wie der Tod eines Kindes oder eines anderen
nahen Verwandten, das Ende einer Liebesgeschichte oder eine
Scheidung. Und ganz ähnlich geht manchmal eine Reihe von
Fehl- schlägen wie eine Kündigung am Arbeitsplatz oder der
Verlust von Besitztümern dem Beginn einer evolutionären Krise voraus.
Bei entsprechend veranlagten Menschen kann eine Erfahrung mit
psychedelischen Drogen oder eine Selbsterfahrungs-Therapie
"das Fass zum Überlaufen" bringen.
Aber einer der wichtigsten
Katalysatoren für spirituelle Krisen scheint die eingehende
Beschäftigung mit verschiedenen Formen von Meditation und
spirituellen Praktiken zu sein. Diese Methoden sind speziell dafür
entwickelt worden, spirituelle Erfahrungen zu aktivieren. Wir sind
immer wieder von Menschen angesprochen worden, deren ungewohnte
Erfahrungen im Rahmen der Ausübung von Zen, der buddhistischen
Vipassana [Einsicht]-Meditation, Kundalini-Yoga, Sufi-Übungen, christlichem Gebet
oder klösterlicher Kontemplation aufgetreten waren. Die Beliebtheit der
spirituellen Disziplinen aus Ost und West nimmt ständig zu, und mit ihr
scheint die Zahl der Menschen zu wachsen, die
transpersonale Krisen erleben - ein weiterer Grund dafür, dass das
richtige Verstehen und die entsprechende Behandlung spiritueller Krisen
eine ständig wichtiger werdende Frage ist ...
"Abweichungen von der Norm, Unebenheiten, Störungen, Ver-rücktheit,
Irr-sinn, das Unangepasste und Heterogene sind seit Jahrtausenden das,
was transindividuellen Fähigkeiten den Weg ebnet.
Der Angepasste und
der Mitläufer sind zu zaghaft, sie zeigen wenig Mut; wer den Aufstieg
in eine andere Dimension des Bewusstseins wagen will, muss sich
unerschrocken seinen Weg durch die Schranken von Gewohnheiten und
Alltagsdenken bahnen."
Holger Kalweit (b.1947)
Schweizer Völkerkundler, Dipl. Psychologe, Psychotherapeut, Autor Buch:
"Traumzeit und innerer Raum, Die Welt der Schamanen" BARTH 2000
Das Erfahrungsspektrum bei spirituellen Krisen ist
extrem reich: Es schließt sowohl intensive Gefühle ein, wie
Visionen und andere Veränderungen der Wahrnehmungen, ungewöhnliche
Gedankenprozesse und auch verschiedene physische Symptome, die von
heftigen Zittern bis zu Erstickungsgefühlen reichen.
Wir haben
jedoch beobachtet, dass der Inhalt dieser Erfahrungen in 3
Hauptkategorien zu fallen scheint.
1.
Biographische Kategorie: Dazu
gehören Erfahrungen, die eng mit der persönlichen Lebensgeschichte
verbunden sind. Z. B.: Das Auftauchen von wichtigen Erinnerungen aus
der Kindheit wie physischen oder sexuellen Missbrauch, der Verlust
eines Elternteils oder eines geliebten Menschen, Beinahe-Tod, Krankheit o.
Operationen und andere schwierige Ereignisse ...
2. Perinatale Kategorie: Es geht um Fragen,
die mit Tod und Wiedergeburt zu tun haben. Die stärker werdende Richtung
der perinatalen Psychologie vertritt überzeugend die Ansicht, dass die
verschüttete Erinnerung an das Geburtstrauma tiefe Auswirkungen auf die
Psyche hat und im späteren Leben wieder and die Oberfläche kommen kann ...
Menschen die das Geburtstrauma wieder erleben, haben das Gefühl, ihr
Leben sei biologisch bedroht; das kann gleichzeitig oder im Wechsel mit
Erfahrungen erfolgen, bei denen sie darum kämpfen, geboren zu werden oder
darum ringen, sich aus sehr unangenehmen Formen von Einengung zu
befreien. Die Angst, verrückt zu werden, die Kontrolle zu verlieren
oder sogar die, der Tod stünde unmittelbar bevor ... Diese Vorfälle haben
oft zutiefst spirituelle Anklänge, die als eine kraftvolle mystische
Öffnung und Wiederverbindung mit dem Göttlichen empfunden werden ... Das
legt nahe, dass die perinatale Ebene des Bewusstseins eine Art
Berührungsfläche zwischen dem individuellen und dem kollektiven
Unbewusstsein darstellt.
3. Transpersonale Erfahrungen (TPE): Das Wort
transpersonal bezieht sich auf die Transzendenz der gewöhnlichen
Grenzen der Persönlichkeit und schließt viele Erfahrungen ein, die man
als spirituell, mystisch, religiös, magisch oder
paranormal bezeichnet.
TPE sind eng mit dem Jungschen kollektiven Unbewussten verwandt. Bilder
und Motive, die eine Quelle außerhalb der persönlichen Lebensgeschichte
zu entspringen scheinen. Wenn wir die transpersonale Arena betreten,
können wir historisch oder geographisch ferne Ereignisse so intensiv
erleben, als ob sie hier und jetzt stattfänden ... mit unseren Ahnen
... mit unseren Vorfahren aus der Tierwelt ... Menschen aus anderen
Kulturen und Jahrhunderten ...
Unsere persönlichen Grenzen scheinen zu
schmelzen, und wir identifizieren uns dann mit anderen Leuten, anderen
Gruppen von Menschen ... der ganzen Menschheit ... fühlen, dass wir zu
etwas geworden sind, das wir gewöhnlich als Objekte außerhalb von uns
selbst wahrnehmen ... wie andere Menschen, Tiere oder Bäume.
In
transpersonalen Zuständen können sehr genaue und realistische
Erfahrungen von Identifikation mit verschiedenen Lebensformen und selbst
anorganischen Prozessen, wie den in der Quantenphysik beschriebenen
subatomaren Ereignissen, stattfinden. Aber die Inhalte von TPE sind nicht
auf die Welt der Dinge begrenzt, die in unserer Alltags-Realität
existieren ... Wir können Gottheiten begegnen, Dämonen, Geistführern,
Bewohnern anderer Universen oder mythologischen Figuren. Daher
differenzieren wir im transpersonalen Zustand nicht zwischen der Welt
der Konsens-Realität (Alltags-Welt) und dem mythologischen Reich der
archetypischen Formen." ...
Aus: Stanislaf Grof, Christina
Grof: „Spirituelle Krisen - Chancen der Selbstfindung“ - „Spiritual
Emergency. When Personal Transformation Becomes a Crisis“ Tarcher 1989
Erster Teil: Göttlicher Wahnsinn: Psychologie, Spiritualität und Psychose.
Spirituelle Krisen und Bewusstseinsentwicklung. Auszugsweise Seite 23-31. Versprechen und Gefahren spiritueller Krisen. Auszugsweise Seite 31f.
Auslöser von transformativen Krisen. Seite 32f. Innere Landkarten von
spirituellen Krisen. Auszugsweise Seite 33-41. Schirner Verlag 2.Auflage
2011 (2008)
Meine
"unvollständige" Literaturliste
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