Vom Wesen der Heilkunst Aus: "Krankheit und Heilung anders gesehen!" Staufen 10. Auflage 1959 (1936) Dr. med. Ferdinand Huneke (1891-1966) Deutscher Arzt und Naturheilkundler Begründer der Neuraltherapie mit seinem Bruder Dr. med. Walter Huneke (1897-1974) Leistungen: Neuraltherapie >>> „Das Wesen der Heilung entspricht nicht der Wesensgrundlage des naturwissenschaftlichen Denkens. Die exakte Forschung sieht ihre Aufgabe darin, die Natur durch Messung ihrer Teile zu erkennen. Sie hat darin Ungeheures geleistet… zugleich den Grund dafür geschaffen, dass uns die Wesenskenntnis der umgebenden Natur, wie sie wirklich ist, ferner rückte … Denken wir doch einmal ganz einfach über unsere ärztliche Aufgabe nach. Wir alle sehen in uns und um uns das Leben in tausendfältiger Gestalt. Es zu leugnen, wäre töricht, obwohl es noch in keinem Reagenzglas zur Darstellung gekommen ist. Ja, wir kennen das Wesen des Lebens so wenig, dass wir trotz aller Wissenschaft nicht einmal den genauen Zeitpunkt des Todes eines Menschen angeben können. Ein Denkfehler liegt unserem exakten Denken zugrunde, sofern es beansprucht, der ausschließliche Maßstab der uns umgebenden Natur zu sein, und darum sind die Folgerungen aus diesem Denken mit einem grundsätzlichen Fehler behaftet … In einer durch die Größe seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse mit bedingten Verstandeshaltung pflegen die Menschen in der Überzeugung zu leben, dass ihr Aufnahmegerät für die umgebende Welt, das Gehirn mit seinem logischen Denken, die Natur in ihrer ganzen Tiefe richtig erkennen könne … so übersteigt das Wesen des Lebens die Möglichkeiten des logischen Denkens. Zu dieser Bescheidenheit müssen wir erst zurückfinden, um die Ausgangsstellung zu einer vertieften Naturerkenntnis zu gewinnen … „So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsere Augen sie nicht sehn" Aus: Volkslied „Der Mond ist aufgegangen“ Matthias Claudius (1740-1815) Deutscher Dichte, Lyriker, Journalist …Wir Ärzte dürfen nicht allein exakt wissenschaftlich denken, wenn wir Ärzte sein wollen. Man erwartet von uns mit Recht, dass wir in der Region des Lebendigen Bescheid wissen und nicht nur in den Sammellagern seiner toten Bausteine … Die Erkenntnisform des Lebendigen muss der Seinsebene des Lebens entstammen … Über die Heilkunst gewinnen wir Zugang zum Wesen des Lebendigen, und wenn wir nicht das Lebendige aus der Naturforschung ausschließen wollen, müssen wir die exakte Forschung als alleinige Erkenntnisgrundlage in der Erforschung der Natur ablehnen … Aber nicht physikalische und chemische Gedanken bestimmen die Ganzheit … Jede Erkrankung und jeder Heilungsvorgang geht über die Ganzheit … Das Überwiegen des exakt wissenschaftlichen, ganzheitsfernen Denkens bei den Ärzten hat vielfach den Sinn für das Heilen verkümmern lassen … Alles Lebendige erscheint als Spiegelung überweltlicher Wirklichkeiten ... die Materie kein statisch - Ruhendes, sondern ein dynamisch - Bewegtes … Alles Lebendige, jegliche Form und sinnvolle Funktion ist Ausdruck einer nur geistig-ganzheitlich, philosophisch-künstlerisch zu erfassenden metaphysischen Realität, die nicht minder Wirklichkeit ist als die Wirklichkeiten der exakten Forschung … Über das exakt wissenschaftliche Denken gelangten wir mit Notwendigkeit zum Teil. Über die Kunst führt der Weg zur Ganzheit zurück … Über die Kunst ordnet sich alles in der wissenschaftlichen Zersplitterung wieder zum Ganzen … Ein vom Geistig-Irrationalen durchblutetes und getragenes Weltbild erwächst aus der ärztlichen Kunst. Es ist nicht weniger wahr, als jenes der exakten Forschung. Im lichten Dom der Kunst erfolgt die Vermählung der vom Ganzen und der vom Teil herstammenden Erkenntnisse zur Leben durch- fluteten geistig-stofflichen Wechselwirkung, die das Wesen des Organischen ausmacht … Körper und Seele bedeuten kein Nebeneinander, sondern ein Ineinander… Aber das Erlebnis des Heilungsphänomens führt den Arzt zwangsläufig zu Erkenntnissen, die nach Übertragung in andere Gebiete der Naturforschung drängen … Jenseits der Zahl aber steht die formende Kraft des Geistes … Das Fehlen philosophischer Überhöhung unserer wissenschaftlichen Erkenntnisse muss als die letzte Ursache des fehlenden Verständnisses für den Heilungsvorgang … angesehen werden. Es fällt schwer, zu begreifen, wie es möglich war, dass Philosophie aus dem ärztlichen Denken jemals hat verschwinden können. „Es ist ein grob Ding an einem Arzt, der sich einen Arzt nennet, und ist der Philosophie leer und kann ihr nit“ Paracelsus Theophrastus Bombast von Hohenheim (1493 Egg - 1541 Salzburg) Schweizerisch-österreichischer Arzt, Alchemist, Astrologe, Mystiker und Philosoph Die Ganzheit, die Wesensgrundlage des Lebendigen, müssen wir erst wieder mit Goetheschen Augen sehen lernen, wenn wir aus Wissenschaftlern wieder zu Ärzten wachsen wollen. Wir sind nun einmal mit unserer wissenschaftlichen Kurzsichtigkeit … gar nicht mehr in der Lage, das Lebendige so zu sehen, wie es ist. Wir sehen sofort , selbst ohne es zu wollen, stoffliche Teilvorgänge … Wir sind Wissenschaftler geworden, wo wir Kunst vertreten sollten … "Wär' nicht das Auge sonnenhaft, Wie könnten wir das Licht erblicken? Lebt' nicht in uns des Gottes eigne Kraft, Wie könnt' uns Göttliches entzücken? Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) In: Bd.I Einleitung XXXVIII "Zur Farbenlehre" 2 Bde, Cotta, Tübingen 1810 ... die Heilkunst ist heilige Verpflichtung und nicht ein billiges Buhlen um die Zustimmung einer Majorität. Alles Lebendige ist erst einmal vor all seinen Teilen ein Ganzes … Teil und Ganzes sind wesenhaft Eins … Form bedeutet, künstlerisch gesehen, die Auswirkung eines inneren Wesens und nicht im mechanischen Sinne dem Stoff von außen aufgepresste Gestalt … Hinter allen Erscheinungsformen des Lebendigen steht immer wieder die geistige Seins-Realität, die Idee der Form, die sich im Stoff verwirklicht überall nach dem gleichen Prinzip … Bei der Formbildung hört das wissenschaftliche Denken auf und die künstlerische Schau tritt an seine Stelle … In der Formgesetzlichkeit tritt das Wirken des Geistes sichtbar vor unsere Augen ... Je mehr sich ein Wissenschaftler in die Verfolgung der tausend Einzelheiten messbarer Natur verliert, umso weniger ist er in der Lage, das Ganze zu sehen … diese wissenschaftlichen Einzelerkenntnisse … sie rauben vielfach den Blick für das Ganze … Denn jeder echte Heilungsvorgang bedeutet eine Strukturänderung der Ganzheit und kann nur von den formenden Kräften her begriffen werden … Der lebende Organismus ist nicht eine Summe von Teilen, sondern eine Formdurchflutete Summe von Teilen … Die exakte Forschung hat zwangsläufig gerade mit ihrer Vorstellung, dass die Ergebnisse der Quantenphysik zugleich die Grenze des Erkenntnismöglichen bedeuten, in der Masse der Menschen und auch bei vielen Wissenschaftlern die Auffassung entwickelt, dass die Grenze des Erkennbaren zugleich die Grenze des Seins darstelle … Wir empfinden den Faust als dichterische Großtat, aber nicht mehr als Offenbarung untergründiger Wirklichkeiten … Der Mensch … hat die Ehrfurcht vor den Tiefen des Seins verloren. Schuld und Aufgabe der Wissenschaft! Angesichts der Seelenlosigkeit unserer Zeit ist die Predigt des Jenseitigen heiligste Pflicht des Arztes, denn nur über die Rückkehr zur Verantwortung vor einer höheren Instanz wird es gelingen, wieder eine Geistgerichtete Ordnung in die aus den Fugen geratene Welt zu bringen.“... "Weiß nicht, was echte Künstler sollen Mit einem theoretischen Schwulst; KUNST kommt von KÖNNEN, nicht von Wollen: Sonst hieß es "WULST". Aus: "Sinngedichte" in Heft 15, Magazin für Literatur, Berlin, am 14.04.1894, Seite 4 Ludwig Fulda (1862-1939 Berlin) Deutscher Bühnenschriftsteller und Übersetzer jüdischer Herkunft. "Zu seinem 70. Geburtstag, im Sommer 1932, verlieh ihm Reichspräsident Paul von Hindenburg die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Weitere in- und ausländische Ehrungen folgten, zum Beispiel, im April 1933, der Burgtheater-Ring. Am 8. Mai 1933 wurde er als Jude aus der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen und 1935 mit Publikationsverbot belegt." (Quelle: WIKI) Er hat sich zeit seines Lebens für die "geistige Freiheit" eingesetzt, war vehementen Repressalien in der NS-Diktatur ausgesetzt, beging 1939 Selbstmord, weil seine Auswanderung in die USA, zu seinem Sohn Karl Hermann (seit 1936 in USA), von den NAZIS verhindert wurde. "Kunst kommt von Können oder von Kennen her (nosse aut posse), vielleicht von beiden, wenigstens muß sie beides in gehörigem Grad verbinden. Wer kennt, ohne zu können, ist ein Theorist, dem man in Sachen des Könnens kaum trauet; wer kann ohne zu kennen, ist ein bloßer Praktiker oder Handwerker; der echte Künstler verbindet beides." Aus: "Kalligone - Von Kunst und Kunstrichterei" Zweiter Theil, I. Natur und Kunst; Cotta 1800 Johann Gottfried von Herder (1744-1803) Geschichts- & Kultur-Philosoph d. Weimarer Klassik (Wieland, Goethe, Herder, Schiller), Dichter, Übersetzer, Theologe "Kunst kommt von können, wissen!" Aus: "Teutsch-Lateinisches Wörterbuch" Band 1 Christoph Gottlieb Nicolai Berlin 1741, S.558 Johann Leonhard Frisch (1666-1743) Deutscher Lehrer, Sprach- & Naturforscher, Entomologe, Berliner Kupferstecher |