Im Buch
„Lob der Krankheit – Warum es gesund ist, ab und zu krank
zu sein“
zeichnet Bert Ehgartner mit
einer Fülle an aufrüttelnden und weitgehend
unbekannten Fakten
ein düsteres Bild
unserer medikalisierten Gesellschaft,
in der bereits jede zweite Familie von chronischen Leiden betroffen ist.
Gerade die unbedingte Vermeidung harmloser
Infekte
und ein immer sterileres
Lebensumfeld
begünstigen diese Entwicklung.
Bert Ehgartner hält dem ein "LOB DER KRANKHEIT" entgegen,
welches das Immunsystem in
einer völlig neuen Funktion vorstellt:
Nicht als starren Apparat, sondern als
zweites lernendes Ich des Menschen,
das uns vor Infekten und Krebs schützt -
wenn wir es lassen.
Wer ab und zu krank ist, bleibt auf lange Sicht gesund.
Wir
sollten diese kleinen Auszeiten willkommen heißen,
so wie alle anderen
Bestandteile eines gesunden Lebens:
Ernährung, Bewegung, Humor und Liebe.
Genau
darum geht es in diesem Buch:
Um das Selbstbewusstsein, Krankheiten zuzulassen.
Ein Selbstbewusstsein, das stetig wächst und
das uns gut tut - ein ganzes Leben
lang.
Kapitel:
Die richtige Arztwahl
in
„Lob der Krankheit – Warum es
gesund ist, ab und zu krank zu sein“
(Seite 329 - 332)
LÜBBE 2008
Bert Ehgartner
(b.1962, Journalist, Wien)
Die beste Gesundheitsversicherung
bleibt demnach die Wahl einer geeigneten medizinischen Vertrauensperson. Einer
Person, die auch von ihrem Charakter her zur Familie passt,
die die einzelnen
Familienmitglieder beim Namen kennt und sich an deren Krankheitsgeschichten
erinnert. Eines Arztes, einer Ärztin, die wirklich hilft und nicht nur zum
Rezeptblock
greift. Und deren Ratschläge auch angenommen werden können, weil ein
aufrechtes Vertrauensverhältnis herrscht.
Viele schlagen sich mit
Ärzten herum, die charakterlich nicht zu ihnen passen. Die nicht die Fürsorge
oder Einfühlung bieten, die gewünscht wird. Nichts ist frustrierender als
Arzt-
besuche, die Zorn und Ratlosigkeit hinterlassen. Wo spätestens beim
Verlassen der Praxis die ersten Zweifel auftauchen, was hier eigentlich
abgegangen ist. Wo fragen ungestellt
und unbeantwortet blieben, weil das lange
Warten, bis endlich der eigene Namen aufgerufen wurde, schließlich in eine allzu
kurze und hektische Audienz mündete.
Manche Ärzte wiederum neigen dazu, sich wie ein Chamäleon auf die betreffenden
Patienten einzustellen und allen das zu geben, was dem vermittelten Bild
entspricht.
Andere sind
wieder so dominant, dass jeder Zweifel, jede
Zwischenfrage schon als Infragestellung ihrer medizinischen Autorität aufgefasst
wird.
Es gibt Ärzte für jeden Geschmack, und wir sollten als Patienten wirklich
Zeit investieren, die zu uns passende Vertrauensperson zu finden. Im Ernstfall
werden wir dann froh sein,
wenn wir nicht jetzt erst zu suchen beginnen müssen.
Denn jede Krankheit ist eine existentielle Krise. Und wir brauchen genug
Energie, um den kranken Familienmitgliedern bei-
zustehen oder selbst wieder zu
genesen. Da wollen wir uns zumindest auf den ärztlichen Beistand vollständig
verlassen können.
Bei der Wahl des Kinderarztes ist, wie wir gesehen haben, die größte Vorsicht
geboten.
Gerade unerfahrene Eltern sind in einer wirklichen Ausnahmesituation, wenn das
Baby brüllt
und nicht zu trösten ist. Wenn niemand so genau sagen kann, ob die
Schmerzen
von den Ohren oder vom Bauch kommen. Und das Fieber immer höher
klettert. "Als eine meiner
Hauptaufgaben sehe ich es, die Eltern zu beruhigen
und zu befähigen, mit Krankheiten ihres Kindes selbst zurechtzukommen", sagt der
erfahrene Münchner Kinderarzt Martin Hirte.
"Ängstliche Eltern brauchen da einen
erhöhten Zeitaufwand, mal ein Telefonat mehr, einen Hausbesuch mehr. Dann aber
merke ich zu meiner Freude rasch, wie die Ängste
nachlassen." Sobald ein zweites
Kind zur Welt kommt, ist die Situation dann meist schon viel entspannter.
Im Idealfall ist der Mediziner immer ein wenig mutiger als die Patienten.
Jene Ärzte, die als besonders genau und besonders korrekt empfohlen werden, sind
häufig auch besonders
paranoid und begabt im aufspüren seltener
Verdachtsdiagnosen. Ärzte, die bei jedem Schritt, den sie setzen, an eine
mögliche Haftungsklage denken, schaden den Patienten mehr,
als sie nützen. Doch
es stimmt. Auch Mediziner befinden sich zunehmend in einem Dilemma. Zumal in
Zeiten, in denen immer mehr Leitlinien von Expertenkonferenzen verabschiedet
werden, wo vom Schreibtisch aus die Therapien vereinheitlicht und vorgefasst
werden. Und seit bei jedem Schaden nach US-amerikanischer Unsitte immer öfter
auch ein Richter
hermuss. Ärzte werden meist nicht verklagt, wenn sie etwas tun,
sondern wenn sie etwas nicht tun. Also tun sie etwas und denken an die
seltensten Komplikationen, die hier auftreten
könnten, denken beispielsweise an
den einen Fall im April 1999, als sie vor Sorge, ob das jetzt schief geht und das
Kind stirbt, die halbe Nacht nicht schlafen konnten. Sie gewöhnen
es sich ab,
auf ihre eigenen medizinischen Instinkte zu vertrauen, und fahren das
"schulmedizinisch korrekte Programm".
Was
macht denn nun gute Kinderärzte vor allem aus? -
Hier
eine unvollständige Checkliste zur ersten Orientierung:
♥ eine sorgfältige Anamnese und das Wissen um die genauen Lebensumstände des
Kindes - körperlich wie psychisch,
♥ die fachlich korrekte Diagnose des aktuellen Infekts und eine auch auf dem
Wissen um die Konstitution
und bisherige Krankengeschichte des Kindes beruhende
Einschätzung der Risiken,
♥ dazu das Wissen, dass ein kindlicher Organismus enorm robust ist und der Arzt
eigentlich vor allem dazu da ist,
den Eltern in einer schwierigen Situation
Rückhalt und Selbstvertrauen zu geben,
♥ das selbstkritische Wissen, dass übertriebene medizinische Eingriffe (speziell
von Kinderärzten)
in den allermeisten Fällen mehr schaden als nützen,
♥ wenn er selbstverständlich Hausbesuche macht, seine Handynummer für den
Notfall weitergibt
und Familien durch gesundheitliche Krisen begleitet.
Und wann wäre es
Zeit, über einen Arztwechsel nachzudenken? -
Hier ein paar ernste Warnzeichen:
◊ wenn der Arzt gleich alles weiß und kaum fragen stellt,
◊ wenn er Rezepte ausstellt, ohne zu sagen, was das Verschriebene genau ist -
und ohne alternativen anzubieten oder eventuelle Risiken zu erwähnen,
◊ wenn er nicht selbstbewusst oder erfahren genug ist, sich auf den Einzelfall
konzentriert einzulassen, und sich mit einer Standardtherapie gegen eventuelle
Komplikationen absichert - auch aus Angst davor, von den Eltern verklagt zu
werden, falls etwas schief läuft,
◊ wenn er den Kindern "vorbeugend" Antibiotika verschreibt, weil er nicht
zuwarten und lieber gleich "auf Nummer sicher" gehen will,
◊ wenn er routinemäßig fiebersenkende Medikamente oder Zäpfchen mitgibt,
◊ wenn er nur ungern Hausbesuche macht,
◊ wenn er den Eltern sofort Angst macht, sobald diese das Thema Impfen erwähnen,
und andeutet, man könne die Praxis gleich verlassen, wenn man hier nicht tut,
was vorgeschlagen wird,
◊ wenn er die Kinder impfen will, auch wenn diese nicht ganz gesund sind, und
sich bei der Impfaufklärung auf Werbebotschaften beschränkt".
Bert Ehgartner, geboren am 7.10.1962
in Waidhofen an der Ybbs/NÖ,
studierte Publizistik, Politikwissenschaften und
Informatik in Wien.
Von 1987 bis 1991 arbeitete er als freier Journalist für
Tages- und Wochenzeitungen in Österreich.
Von 1991 bis 1995 als Redakteur und
von 1995 bis 1996 als Chefredakteur bei der Wochenzeitung "Ganze Woche".
Von
1997 bis 2000 war er als Autor und Dokumentarfilmer im Redaktionsbüro Langbein & Skalnik tätig,
seit 2000 ist er Chefredakteur des Gesundheitsportals
www.surfmed.de
www.ehgartners.info/
www.ehgartner.blogspot.co.at/
Siehe auch:
Zitate: Ferdinand Hoff / Fieber
>>>
usw.