Plädoyer für mehr Gelassenheit
Wer
Mañana kann, hat mehr vom Leben
Aus: Gunter Frank, Maja Storch: „Die
Mañana-Kompetenz. Auch Powermenschen brauchen Pause“
Teil IV: Mañana und Gesellschaft. Kapitel 10: Plädoyer für mehr Gelassenheit.
Wer Mañana kann,
hat mehr vom Leben. Seite 190 - 197. PIPER 2.Auflage 2012 (2011).
www.manana-kompetenz.de/
[Plädoyer = Engagierte Befürwortung,
abschließende Zusammenfassung]
"Die Fähigkeit, nichts zu tun
und nichts zu wollen"
In diesem Buch werben wir für
mehr Parasympathikus
in unserer Gesellschaft.
Mañana-Kompetenz, die Fähigkeit, sich Pausen, Rituale und
Muße wieder aktiv zu gönnen,
stellt heute einen wichtigen Schlüssel zu einem dauerhaft erfüllten und
zufriedenen Leben dar.
Doch
auch wenn wir es geschafft haben, endlich wieder ohne Gedanken an Mailbox,
Kindererziehung
oder sonstige Mañana-Saboteure abends auf dem Sofa
zu liegen und uns auf einen schönen Krimi zu
freuen, wird es uns schwer gemacht zu entspannen. Es gibt eine Tendenz in
unserer Gesellschaft, die
sich in den letzten 40 Jahren zu einem ernst zu nehmenden
Mañana-Killer ausgewachsen hat.
Wir reden über die heutige Praxis der
Gesundheitsaufklärung.
Gesundheitsaufklärung?
Richtig gelesen. Durch das Trommelfeuer, mit dem uns medial das Thema
Gesundheit
entgegenschlägt, wird kein Mensch gesünder, aber er wird sich dafür ständig
Sorgen
um seine Gesundheit machen. Und das aktiviert natürlich
den Sympathikus.
Bevor der "Tatort" anfängt, läuft erst ein kleiner Fernsehclip, in dem sich ein
Paar im mittleren Alter
auf eine Abendgesellschaft vorbereitet. Wie sich die Frau vorbeugt, um einen
großen runden
Perlohrstecker anzulegen, ist neben der Großaufnahme der Perle unvermutet der
Satz eingeblendet:
"Genauso groß ist der unentdeckte Tumor in ihrem Darm". Dann sieht man
einen Kerzenleuchter,
an dem eine der Kerzen erlischt. Und wieder eine eingeblendete Schrift: "Auch
wenn Sie sich
gesund fühlen - gehen Sie zur Darmkrebsvorsorge!" [1].
Angstvoll tastet man sich mehrmals am Abend ab und deutet ein Blähungsgefühl
als Vorstufe einer unheilbaren Erkrankung. Die Freude am "Tatort" ist jedenfalls
dahin.
Unendlich viele Beispiele gibt es inzwischen, wie wir durch derartige
Horrormeldungen
auf vermeintlich lauernde Gefahren
hin gestoßen werden, nach denen wir
in Angst und Schrecken
versetzt sind.
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein
tatsächliches Risiko handelt oder nicht.
Ganz egal, Hauptsache, es wird Panik
geschürt.
Ein Poster am Eingang zur Apotheke warnt: "Die Gefahr lauert fast überall".
Wir sollen für eine Zeckenschutzimpfung motiviert werden,
natürlich wieder mit dem Mittel Angst.
Sobald dann Zeckenmeldungen in den
"Tagesthemen"
oder im
"heute-journal"
landen, sind
am nächsten Tag die Praxen voller Menschen, die sich ohne Impfung nicht ins
Freie trauen.
Im Herbst 2009 verunsicherte eine mehr als unglückliche Angstkampagne zum Thema
Schweinegrippe
die Bevölkerung. Dabei galt, was eine wirklich gefährliche Pandemie betrifft,
schon längst Entwarnung.
Trotzdem sahen wir uns bei jedem Niesen dem Schweinetod nahe.
Verstehen Sie uns nicht falsch:
Krebsvorsorge ist wichtig, aber es ist Aufgabe des Arztes,
uns in angemessener Form davon zu überzeugen.
Diese Themen gehören nicht in den Supermarkt oder ins
Unterhaltungsprogramm, sondern in die ärztliche Sprechstunde.
Dort kann der Arzt dem Patienten das tatsächliche Risiko erläutern und ihm eine
Entscheidung
auf der Grundlage von echten Informationen ermöglichen. Er kann dann etwas
erklären, dass in Deutschland
jährlich zirka 80.000 Menschen an Darmkrebs erkranken, meist in höherem Alter,
und zirka 30.000 daran sterben.
Im Fall der durch Zecken übertragenen Hirnhautentzündung sind jährlich zirka 300
Menschen betroffen [2].
Bei den Todesfällen handelt es sich um Erwachsene, und deren Zahl bewegt sich
wahrscheinlich im einstelligen Bereich.
Nun kann jeder bei 80 Millionen Bundesbürgern sein persönliches Risiko abwägen
und entscheiden,
ob er etwas tun möchte, auch im Wissen, dass jede
medizinische Maßnahme Nebenwirkungen haben kann.
Im Urlaub von einer herab fallenden Kokosnuss verletzt zu werden ist übrigens
sehr unwahrscheinlich.
Dennoch vergleichbar mit dem Risiko, durch einen Zeckenbiss ernsthaft an
Hirnhautentzündung zu erkranken [3].
Trotzdem können wir auch weiter entspannt am Strand unter der Kokosnusspalme
liegen bleiben,
genauso wie wir wieder unseren Waldspaziergang ohne Zeckenangst genießen
sollten.
Sind wir wirklich so krank?
Schicken wir doch einmal einen
Reporter
in einen Kindergarten mit der Bitte,
einen Bericht über den Gesundheitszustand der Kinder zu verfassen.
Was würden wir am nächsten Tag in der Zeitung
lesen?
Eine Katastrophe nach der anderen. Kinder, die heillos verfettet sind,
unter Bewegungsmangel leiden,
an Zuckerkrankheit und Herzversagen erkranken werden und durch Handy und
Computerspiele
verstrahlt und verblödet sind.
Schicken wir indes den
Vertreter einer
Lebensversicherung in denselben Kindergarten
mit dem Auftrag,
für die dortigen kleinen Mädchen eine Lebensversicherung abzuschließen, mit
welcher Lebenserwartung
wird er wohl rechnen? Diese Frage stellte ich neulich in meinem Vortrag bei der
Versicherung
Hamburg-Mannheimer.
Die dortigen Spezialisten bestätigten, dass Versicherungen bei Mädchen dieser
Altersgruppe
heute von einer Lebenserwartung von annähernd 100 Jahren ausgehen, um bei der
Beitrags-
errechnung auf der sicheren Seite zu stehen.
Wer hat also recht, der Reporter, der seine
Leserschaft mit Katastrophen
bei Laune halten muss, oder die Versicherungsexperten,
die mit kühlem Kopf rechnen?
Die Fakten sind
eindeutig:
Die Versicherung hat recht!
Wir Menschen sind heute so gesund, wie wir es
in der
gesamten Menschheitsgeschichte noch nie waren -
und zwar mit Abstand.
Heute geborene Mädchen haben eine Lebenserwartung von 82 Jahren,
wenn die heutigen Lebensbedingungen in der Zukunft exakt so bleiben.
Da wir jedoch mit einigem Fortschritt in Technik und Medizin rechnen können,
werden diese Mädchen
sogar noch erheblich älter werden, deshalb die annähernd 100 Jahre. Die Annahme,
dass diese Mädchen
50 Jahre davon in Siechtum verbringen werden, ist ebenfalls falsch.
Schon heute haben wir massenhaft fitte und vitale 70-Jährige, die um die Welt
reisen und ihr Leben genießen.
In früheren Zeiten waren das die absoluten Ausnahmefälle. 70-Jährige sind heute
körperlich und geistig so fit
wie früher mancher 50-Jährige nicht. Und dies nicht trotz der Lebensbedingungen
der modernen Zivilisation,
sondern gerade wegen dieser Umstände.
"Entspannung mit Behagen"
Katastrophenartige Meldungen über die Zunahme von Herzerkrankungen und
Zuckerkrankheit
aufgrund ungesunden Lebensstils sind nicht nur maßlos übertrieben, sondern
schlicht falsch.
Wir haben zwar einen Anstieg der absoluten Erkrankungszahlen, der erklärt sich
jedoch daraus,
dass wir älter werden und im hohen Lebensalter diese Krankheiten bekommen.
Wir wären früher vorher an Tuberkulose oder Typhus gestorben,
so wie es in Gesellschaften in Afrika oder Asien heute noch üblich ist.
Rechnet man diesen Altersaspekt heraus, kommt die Zuckerkrankheit
heute nicht häufiger vor als früher [4].
Das alles bedeutet nicht, dass man es als Schicksal hinnehmen sollte, mit 70
oder 80 herz- oder zuckerkrank
zu werden. Es gibt gute Ansätze, rechtzeitig solche Erkrankungen zu erkennen und
zu therapieren.
Und wenn man unbedingt mit
Risikoszenarien argumentieren will, ist es viel wahrscheinlicher,
dass fehlende Mañana-Kompetenz auf lange Sicht
unsere Gesundheit viel negativer beeinflusst
als der angeblich zu fette Käse oder unser angebliches Übergewicht.
Macht es aber wirklich Sinn, dass wir heute den Kindern schon in der Grundschule
vermitteln,
wie sie sich ernähren oder bewegen sollen, damit sie 70 Jahre später, wie wir
höchstens spekulieren können, keinen Herzinfarkt oder Krebs bekommen?
Obwohl bis zum heutigen Tag der Nachweis des Nutzens
solcher Ernährungsempfehlungen fehlt [5],
wird möglicherweise bald eine so genannte Lebensmittelampel eingeführt, die uns
den Spaß
beim Lebensmitteleinkauf gänzlich nehmen wird.
Die normale Salzbrezel oder ein normal fetthaltiger Quark wird so zur
Krankheitsgefahr.
Was würden wohl unsere Großeltern zu diesem
Unfug sagen!
Die Folgen von 50 Jahren Gesundheitsaufklärung
Obwohl wir also viel gesünder sind und älter werden
als die Menschen früher und obwohl wir uns
bei schweren Erkrankungen auf eine viel leistungsfähigere Medizin verlassen
können,
bestimmt die Sorge um unsere Gesundheit weit mehr
den Alltag als früher.
Themen rund um Gesunderhaltung
und Prävention füllen die Schlagzeilen, und jede Zeitschrift,
egal, ob Gemeindeblatt oder Managermagazin, hat seine eigenen
Gesundheitsexperten und
Gesundheitstipps. Gesundheitsbewusst zu leben gehört heute zur political
correctness.
Und das bedeutet die ständige
Sorge, man könnte etwas falsch machen und würde dafür
mit Herzinfarkt, Schlaganfall oder Krebs bestraft. Diese so genannten
Vermeidungsziele
beherrschen unsere Präventionsprogramme und Gesundheitsaktionen,
die uns bis tief in den Alltag hinein verfolgen. Und dafür bekommen wir
nun zunehmend die Quittung.
Sie kennen den Placeboeffekt ["Ich werde
gefallen"].
Dessen Prinzip funktioniert auch andersherum.
Dann heißt er "Nocebo-Effekt" - lateinisch:
"nocebo" - "ich werde schaden".
Siehe: Infos:
Statistik Glossar &
Allerlei
>>>
Wenn man überzeugt ist, dass etwas krank macht,
wird man nicht unbedingt krank,
aber man wird sich krank
fühlen.
Durch die Aufzählung möglicher Nebenwirkungen eines Medikamentes in den
Beipackzetteln -
selbstverständlich eine sinnvolle Maßnahme zum Schutz des Verbrauchers -
vervielfältigte sich
laut einer Untersuchung in Arztpraxen aber auch die Zahl der Patienten.
Insbesondere klagten etliche in der Sprechstunde mit dem Beipackzettel in der
Hand
über eine Reihe der dort genannten Nebenwirkungen [6].
Mit Gesundheits-Aufklärungskampagnen a la
"Fette Wurst verstopft
die Gefäße",
"Salz verursacht
Bluthochdruck" oder
"Faul am Strand liegen
fördert den Hautkrebs"
erreicht man vor allem, dass sich die Menschen krank fühlen
und die sorge öfter die Arztpraxen aufsuchen.
Es gibt
sogar schon Krankheitsbilder wie die
Orthorexia nervosa.
Bei dieser krankhaften Störung haben Menschen schon Angst vor ganz normalem
Essen,
weil sie fürchten, sich ungesund zu ernähren.
Kein
Wunder, hinter jedem Fettauge lauert der Herzinfarkt, hinter jeder Pommes Krebs.
So lesen und hören wir es tagaus, tagein. Genauso wie die Warnung vor zu viel
Sonne dazu führt,
dass Eltern schon bei den ersten Frühlingsstrahlen ihre Kinder beim Besuch des
Spielplatzes
von Kopf bis Fuß eincremen oder sie vor lauter Angst erst gar nicht in die Sonne
lassen.
Dabei kann der Schuss sogar nach hinten losgehen, wenn man beispielsweise
Sonnenschutzmittel
als Krebsschutz bewirbt und dann feststellen muss, dass Menschen, die besonders
exzessiv Sonnen-
creme verwenden, in manchen Untersuchungen sogar vermehrt unter Hautkrebs leiden
[7].
Wir haben überhaupt nichts gegen wichtige Warnungen vor ernsten Bedrohungen.
Man kann sicher ernsthaft den Nutzen der massiven Antiraucherkampagnen mit
Schockbildern diskutieren.
Uns stört aber ganz allgemein,
dass bei den
allermeisten Horrorkampagnen die angebliche Bedrohung in keinem
Verhältnis
steht zu ihren negativen Auswirkungen auf
unser vegetatives Nervensystem. Unter ihrem Einfluss
machen wir uns
ständig unnötige Sorgen und feuern damit den Sympathikus weiter an.
Ein modernes Gesundheitsverständnis
Bei all dem Getöse um Gesundheit und Krankheitsgefahren ist es an der Zeit,
innezuhalten
und nachzudenken. Der Heidelberger Philosoph Hans-Georg Gadamer [1900-2002]
beschreibt
Gesundheit als etwas, das im
Verborgenen liegt.
Etwas Selbstvergessenes, das
es ermöglicht,
uns kraftvoll dem Leben zuzuwenden
[8].
Wenn uns jedoch Gesundheits-
und Präventionsprogramme in alle Lebensbereiche verfolgen,
indem sie nur darauf zielen, uns die Freude am Essen oder am Müßiggang
["Nichtstun"] zu
vermiesen, und selbst aus einem unschuldigen Waldspaziergang eine
Risikoveranstaltung
machen, dann versetzen sie uns eben nicht in die Lage, uns selbstvergessen [9]
und kraftvoll dem Leben zuzuwenden.
Ganz im Gegenteil.
Aus diesem Grund wäre weniger Gesundheitsbewusstsein in Zukunft deutlich
gesünder.
Wir
brauchen dringend einen moderneren Ansatz in der Gesundheitsaufklärung:
weg vom Risikodenken und hin
zu den wirklichen Gesundheitsressourcen.
Wir werden in Zukunft mehr ältere Arbeitnehmer benötigen als heute, dies
prophezeit uns
die Demografie [10]. Dann brauchen wir aber auch mehr ältere Menschen, die mit
guter Gesundheit und Motivation ihrer Arbeit nachgehen.
Dazu wiederum ist ein neues Verständnis von Gesundheit notwendig. Eines,
das sich nicht durch unbelegte Zukunftsversprechen das Recht herausnimmt,
unsere Lebensqualität in der Gegenwart zu verschlechtern, sondern eines,
das beispielsweise
einen
guten und fairen Umgang miteinander
als
Gesundheitsressource
ins Zentrum rückt.
"Die Fähigkeit, sich Pausen, Rituale
und Muße
wieder aktiv zu gönnen"
Verlässlichkeit,
Chancen, Perspektiven, gute Schulen
und
gute Chefs
- das alles hat
sehr viel mit Stressreduktion [11,12], unserem vegetativen Nervensystem und
damit
mit langfristigem Wohlergehen und ebensolcher Leistungsfähigkeit zu tun.
Dies nützt der Gesundheit sofort und wirkt positiv in die Zukunft.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei, die Fähigkeit zu vermitteln, sich aktiv
entspannen zu können.
Gönnen wir unserer Gesellschaft wieder mehr Parasympathikus [11,12] und lächeln
wir gelassen
über die Miesmacher dieser Welt.
Wer Mañana
-"Entspannen", "Nichtstun" -
kann,
hat einfach mehr vom Leben.
Dr. med. Gunter Frank
Ärztlicher
Leiter des Heidelberger Präventions- und Gesundheitsnetzes,
Dozent an der Business School St. Gallen. www.gunterfrank.de
Dr. Maja Storch
promovierte Psychologin, Psychoanalytikerin, Sachbuchautorin.
Projektleiterin an der Universität Zürich. www.majastorch.de
www.ismz.ch
Aus: Gunter Frank, Maja Storch: „Die
Mañana-Kompetenz. Auch Powermenschen brauchen Pause“ Kapitel 10: Plädoyer für
mehr Gelassenheit.
Wer Manana ["entspannen"] kann, hat mehr vom Leben. Teil IV: Mañana und
Gesellschaft. Seite 190 - 197. PIPER 2.Auflage 2012 (2011)
http://www.manana-kompetenz.de/
[1]
www.felix-burda-stiftung.de/kampagne/kampagnenhistorie/index.php
[2] J. Süss: "FSME -aktuelle Situation in Thüringen
und Blick über die Grenzen" Nationales Referenzlabor für durch Zecken
übertragene Krankheiten. Friedrich-Löffler-Instiut Jena. www.fli.bund.de
Frau DI Esther Radmoser:
Wahrscheinlichkeit für FSME und
Verkehrsunfall
www.radmoser.at/ueber-mich/wahrscheinlichkeit-fuer-fsme-und-verkehrsunfall.html
Risiko FSME
Frühsommermeningoenzephalitis [Gehirnhautentzündung], kurz FSME, wird durch
Zecken übertragen.
Alljährlich im Frühjahr beeindrucken metergroße Zecken auf Plakatwänden und
fordern uns zur Impfung auf.
Ich möchte hier mal Zahlen veröffentlichen, die aus dem schulmedizinischen Buch
"Infektionskrankheiten. Verstehen, erkennen, behandeln"
von Norbert Suttorp, Martin Mielke, Burghard Stück und Wolfgang Kiehl aus dem
Jahr 2003 (Thieme Verlag) stammen und daraus errechnen,
wie gefährlich die FSME nun ist.
In Risikogebieten, dazu zählt Innsbruck und Umgebung ganz gewiss, ist jede 100.
bis 1000. Zecke FSME-Überträgerin.
Nur 10-30% der Infizierten entwickelt überhaupt Krankheitssymptome, davon kommen
wiederum nur 30% ins enzephalitische Stadium,
wovon 1-5% tödlich enden, weitere 15-20 Prozent haben bleibende Schäden.
Wir rechnen also und stellen fest:
Nach stattgefundenem Zeckenbiss ist das Risiko, an
FSME zu sterben,
im ungünstigsten Fall 1: 20.000, im günstigsten 1: 3 Mio
Das Risiko bleibender Schäden liegt zwischen 1: 5.000 und 1: 200.000
Zum Vergleich: Verkehrsunfall
In Österreich starben im Jahr 2009 im Straßenverkehr 633 Menschen; bei 8.355.260
Einwohnern liegt somit die Wahrscheinlichkeit,
innerhalb eines Jahres einem tödlichen Verkehrsunfall zum Opfer zu fallen, bei
1: 13.200, das ist deutlich wahrscheinlicher
als der Tod an FSME nach einem Zeckenbiss. (Quelle für die Zahlen: Statistik
Austria)
49.158 Menschen wurden 2009 im Verkehr
verletzt.
Daraus errechnet sich eine Wahrscheinlichkeit von 38%, im Laufe eines Lebens (80
Jahre) bei einem Verkehrsunfall
körperlich zu Schaden zu kommen.
Anders formuliert: Fast 4 von 10 Österreichern werden in ihrem Leben
mindestens ein Mal bei einem Verkehrsunfall verletzt.
Wieder auf eine Lebensspanne von 80 Jahren gerechnet ergibt sich außerdem, dass
man mit einer Wahrscheinlichkeit
von 6 Promille (6 von 1.000) im Straßenverkehr stirbt.
[3] Günter Ermlich: "Die Killer-Kokosnuss. In der Ferne drohen exotische
Gefahren. Haie lieben Surfer, Nilpferde machen Jagd auf Touristen"
Die Zeit Nr. 47 13. November 2003
[4] [5] Gunter Frank: "Lizenz zum Essen. Warum Ihr Gewicht mehr mit
Stress zu tun hat als mit dem, was Sie essen" Seite 104. PIPER 2008
[6] [7] Udo Pollmer,
Susanne Warmuth, Gunter Frank: „Lexikon der Fitness-Irrtümer:
Missverständnisse,
Fehlinterpretationen und Halbwahrheiten von Aerobic bis Zerrung“ Seite
318, Seite 356. Eichborn 2003
[8] Hans Georg Gadamer (1900-2002): „Über die Verborgenheit der
Gesundheit“ SUHRKAMP 1993
[9] Sẹlbstvergessen: Auf seine Gedanken oder auf eine Tätigkeit so
konzentriert, dass man nicht merkt,
was um einen herum passiert; geistesabwesend, vertieft, verträumt.
[10] Demografie/Demographie: Die Bevölkerungswissenschaft ist eine
wissenschaftliche Disziplin, die sich statistisch und theoretisch mit der
Entwicklung
von Bevölkerungen und deren Strukturen befasst. Sie untersucht ihre alters- und
zahlenmäßige Gliederung, ihre geografische Verteilung
sowie die Umwelt- und sozialen Faktoren, die für Veränderungen verantwortlich
sind. [Quelle: Internet]
[11] "Die Forschung kennt inzwischen die Typischen
Auslöser von belastendem Dauerstress. Hohe Anforderung, ohne selbst
Entscheidungsspielraum
zu haben, kaum Kontrolle über die eigene
Arbeitssituation und keine Aussicht, für seine Anstrengungen auch belohnt
zu werden, das sind Stressfaktoren pur.
Fehlen Wertschätzung und Anerkennung von Kollegen oder sogar in der
Familie, wird es besonders belastend. Der Verlust nahe stehender Menschen,
eine Behinderung,
Scheidung, chronische Geldsorgen
oder sogar Dauerlärm gehören dazu. Wenn wir uns hoffnungslos
fühlen ohne jede Möglichkeit, die Dinge selbst zum Besseren zu wenden,
dann sind die Voraussetzungen gegeben, dass Stress zum Dauerzustand wird und
krank macht. Wir kennen als Therapeuten solche Fälle nur zu gut und verneigen
uns vor allen,
die schwere Schicksalsschläge zu meistern haben, an denen man
auch zerbrechen kann ... Es kann uns heute leicht passieren, dass wir von
morgens bis abends in einer Art
körperlicher Generalmobilmachung verbringen,
so als müssten wir den ganzen Tag vor einem Löwen flüchten. Unsere
hauptsächlichen Stressverursacher sind heute jedoch
psychischer Art. Den
Säugetieren und auch den Menschen der Steinzeit sind und waren die
Stressfaktoren wie Geldsorgen, Prüfungsstress, Angst vor Arbeitslosigkeit
oder
ständiger Termindruck völlig fremd. Mittelalterliche Schuhmacher
kannten keinen Stau auf der Autobahn, verwirrende Telefontarife,
keine 120 Fernsehprogramme,
von denen 118 ständig über die neuesten Katastrophen berichten. Ganz zu
schweigen von täglichen Formularen, die kein Mensch mehr verstehen kann.
All
das setzt uns unter Strom und aktiviert damit den Sympathikus. Der aktiviert wie
eh und je Muskelanspannung und Blutdruck, ohne dass uns dies besonders hilft,
wenn
der Computer schon wieder abgestürzt ist, die Telekom schon wieder die falsche
Rechnung geschickt hat oder die Kinder ihr Zimmer schon wieder nicht aufgeräumt
haben.
Im Fall des erfolgreichen Softwareunternehmers oder der "Rosenfee"
(25-jährige Floristin) entfaltet dazu ein weiterer Sympathikustreiber seine
volle Wirkung:
die
Hoffnung auf Erfolg. Eigentlich eine tolle Sache, leidenschaftlich
nächtelang für die Verwirklichung einer genialen Idee, eines Kunstwerkes oder
für die Planung
eines Familienfestes zu arbeiten. So in einer Sache
aufzugehen, Raum und Zeit zu vergessen, eins mit sich selbst und der Umwelt zu
sein, nennt man auch "Flow"
[Mihaly Csikszentmihalyi, b.1934; 1975:
Schaffens-, Tätigkeitsrausch, Funktionslust]. Flow ist toll, und es ist zu
wünschen, dass jeder Mensch oft und regelmäßig
Flow erleben darf. Doch wieder
mal macht die Dosis das Gift. Es kann auch des Guten zu viel geben. Um zu
verstehen, wie man trotz permanenten Flows
in Depression und Krankheit
abrutschen kann, kommen nun zwei neue Mitspieler ins Team: das
Begeisterungshormon Dopamin ("Mir geht's doch prima")
und das Euphoriehormon Endorphin ("Ich will mehr") ..."
Aus: Gunter Frank, Maja Storch:
„Die Mañana-Kompetenz. Auch Powermenschen brauchen Pause“ Kapitel 3:
Medizinische Gründe für Mañana-Kompetenz.
Zufrieden leben mit dem Parasympathikus. Seite 49, 61f. PIPER 2.Auflage 2012
(2011)
[12] "Heute wissen wir, dass bei der Stressreaktion
Bereiche des Gehirns, das Hormonsystem und ganz besonders das vegetative
Nervensystem sehr komplex zusammenwirken"
[Storch, Frank S.54]. Der Parasympathikus ist eine der drei Komponenten
des vegetativen ["unbewussten"] Nervensystems, das für die unwillkürliche, das
heißt nicht dem Willen
unterliegende, Steuerung der meisten inneren Organe und des Blutkreislaufs
verantwortlich ist. Er wird auch als „Ruhenerv“ bezeichnet, da er dem
Stoffwechsel, der Regeneration
und dem Aufbau körpereigener Reserven dient (trophotrope Wirkung). Er sorgt für
Ruhe, Erholung und Schonung. Weitgehend gegenteilige Funktionen werden vom
Sympathikus
gesteuert, der eine Leistungssteigerung des Organismus bewirkt und bei
Angriffs- oder Fluchtverhalten und außergewöhnlichen Anstrengungen wirkt
(ergotrope Wirkung).
Durch ihre gegensätzliche (antagonistische) Wirkung ermöglichen diese beiden
Anteile des vegetativen Nervensystems eine feine Steuerung der Organe.
Das in einigen Organen vorhandene enterische Nervensystem
["Bauch(ge)hirn, Second Brain"] kann als dritte Komponente
des vegetativen Nervensystems angesehen werden. [Quelle: Internet]
[Meine Ergänzungen]