Man fragte Konfuzius einmal, womit er beginnen würde, wenn er ein Land zu verwalten hätte.
"Ich würde den Sprachgebrauch verbessern" antwortete der  Meister.

  
Seine Zuhörer waren erstaunt. "Das hat doch mit unserer Frage nichts zu tun", sagten sie,
"was soll die Verbesserung des Sprachgebrauchs?"

  
Konfuzius antwortete:
 
"Wenn die Sprache nicht stimmt,
so ist das, was gesagt wird,
nicht das, was gemeint ist.
  
Ist das, was gesagt wird
,
nicht das, was gemeint ist,
so kommen die Werke nicht zustande.
 
Kommen die Werke nicht zustande
,
so gedeihen Moral und Kunst nicht.
 
Gedeihen Moral und Kunst nicht,
so trifft die Justiz nicht.
 
Trifft die Justiz nicht,
so weiß das Volk nicht,
wo hin Hand und Fuß setzen.
 
Also dulde man keine Willkür in den Worten
 
Das ist alles, worauf es ankommt.“

[Quelle Internet: Kapitel XIII,3]


Eine Übersetzung von Prof. Dr. Ralf Moritz
(b.1941, dtsch. Sinologe, Konfuzius Institut Leipzig,
www.konfuziusinstitut-leipzig.de/)
ist folgende:
 
Der Schüler Zi-lu sprach zu Konfuzius:
"Wenn Euch der Herrscher des Staates Wei die Regierung anvertraute -
was würdet Ihr zuerst tun?"
 
Der Meister antwortete:
"Unbedingt die Namen richtig stellen."
 
Darauf Zi-lu: "Damit würdet Ihr beginnen?" Das ist doch abwegig.
Warum eine solche Richtigstellung der Namen?"
 
Der Meister entgegnete:
"Wie ungebildet du doch bist, Zi-lu!
 
Der Edle ist vorsichtig und zurückhaltend, wenn es um Dinge geht, die er nicht kennt.
 
Stimmen die Namen und Begriffe nicht, so ist die Sprache konfus.
Ist die Sprache konfus, so entstehen Unordnung und Misserfolg.
Gibt es Unordnung und Misserfolg, so geraten Anstand und gute Sitten in Verfall.
Sind Anstand und gute Sitten in Frage gestellt, so gibt es keine gerechten Strafen mehr.
Gibt es keine gerechten Strafen mehr, so weiß das Volk nicht, was es tun und was es lassen soll.
Darum muss der Edle die Begriffe und Namen korrekt benutzen und auch richtig danach handeln können.
Er geht mit seinen Worten niemals leichtfertig um."

in
"Gespräche" - "Lun-
Yu - "Geordnete Worte"
Kapitel XIII,3
Übersetzung von Prof. Dr. Ralf Moritz (b.1941, dtsch. Sinologe)
RECLAM 2008 (1982) Seite 79
Eine korrekte Übersetzung von Lun-Yu wäre: “Geordnete Worte" oder Gesammelte Antworten
(”lun” zusammengestellt, sammeln, kompilieren, “yu” Worte, gegebenen Antworten).
www.konfuzius.net/


Konfuzius / Kong Qiu
551in Lu - 479 v. Chr  ebenda
Kǒng Fūzǐ „Lehrmeister Kong“, Kǒng Zǐ, K’ung-tzǔ „Meister Kong“, Kung-tse, Kong-tse
Einflussreichster Philosoph in der Chinesischen Kultur.
Geburts-Gedenktag: 28.September, "Tag der Lehrer"


"Es gibt drei Arten Freundschaft,
die förderlich sind,
und drei Arten Freundschaft,
die von Übel sind.
 
Freundschaft mit Aufrichtigen,
mit Treuen, mit Erfahrenen
ist förderlich.
 
Freundschaft mit Speichelleckern,
mit Prinzipienlosen, mit Schwätzern
ist von Übel."
 

[Gespräche XVI,4]

Wir verfügen heute leider über keine authentische Konfuzius Biographie, sondern nur über eine, die von Si-ma Qian (~145-90 v. Chr.),
 einem chinesischen Historiker und Schriftsteller, vierhundert Jahre nach Konfuzius geschrieben wurde.
 In ihr können daher Erdichtetes ("Legenden") und tatsächlich Geschehenes nicht unterschieden werden.

 
Konfuzius wuchs in armen Verhältnissen auf. Erwachsen geworden, bekleidete er zunächst einige bescheidene Verwaltungsposten
 im Staate Lu (heutige Provinz Shandong). Später war er als Lehrer tätig.

 
Konfuzius war Zeitgenosse von Pythagoras von Samos (~ 580 - 500 v. Chr.)
und Heraklit von Ephesos (~544 - 483 v. Chr.)

 
Im Jahre 213 n. Chr., in der Regierungszeit von Kaiser Qin shi Huang-di ("Erhabener erster Kaiser der Qin",
Qin Dynastie 221-206 n.Chr.) kam es zu einer großen antikonfuzianischen Bücherverbrennung.
So war die spätere Wiederherstellung der Werke verständlicherweise schwierig.

 
Die heutige Fassung der "Gespräche" beruht auf einem längeren Synthesevorgang aus den 3-Versionen,
die es in der frühen Han Dynastie - etwa im 2.Jahrhundert v. Chr. - gegeben hat.
Sehr wahrscheinlich sind auch Auffassungen der nachfolgenden Konfuzianer eingeflossen.

 ,
Europa erhielt Im 17. Jhd. Kunde von Konfuzius und seiner Lehre durch Jesuitenmissionare.
Der Name Konf-fu-zi wurde von ihnen zu Confuzius latinisiert.

 
"Die
Gespräche des Konfuzius - sie sind eine Mahnung an die Menschen, die benannten Normen (li) zu leben
und dabei ständig an der integrativen Qualifizierung des eigenen Verhaltens (ren) zu arbeiten.
Es geht um das unablässige Bemühen, im unendlichen Fluss der Ereignisse und Phänomene
den eigenen Platz im Sinne der Ordnung des Ganzen, letzten Endes des Universums, auszufüllen.
Je mehr dies dem Menschen gelingt, desto mehr entwickelt er eine ordnungsstiftende Funktion
und mit ihr die Qualität seines Menschseins. So wird der Mensch durch sich selbst zum "kompletten Menschen"
- der Mensch als moralischer Schöpfer seiner selbst. Ohne Zweifel ist dies ein humanistisches Ideal,
das sich mit dem Optimismus verbindet, wonach sich der Mensch selbst zum Guten zu transformieren vermag.
So erscheint die menschliche Selbstkultivierung als ein Schlüsselthema des Buches.
Entscheidendes Mittel der Selbstkultivierung ist das Lernen (Xue), woraus sich wieder die Bedeutung des Lehrers,
 des Vorbildes sowie der Vorbildimitation ableitet. Die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler
ist an der Vater-Sohn-Beziehung orientiert, was sich der benannten Wichtigkeit der Familie
für die Bestimmung gesellschaftlicher Ordnungskriterien logisch zuordnen lässt.
Lernen ist Ausrichtung am herkömmlichen Ordnungsprinzip "li" und in diesem Sinne Aufnahme von Tradition.
Es führt zu Wissen, was sich als Wissen um das Rechte darstellt und somit ein primär ethischer Begriff ist. "

[ Prof. Dr. Ralf Moritz im Nachwort von "Gespräche" RECLAM 2008,  Seite 198f]
 "...die Maxime einer angemessenen Behandlung des Volkes ergibt sich aus einem übergeordneten Ziel von Ordnung.
Die Vorbildwirkung der Regierenden soll sich aus der korrekten Erfüllung ihrer Pflichten
 für die Wahrung der Ordnung des Ganzen ableiten
und als magische Strahlkraft die analoge Pflichterfüllung des Volkes anregen,
die sich komplementär als dienende Einordnung bestimmt.
Diese Pflichterfüllung der Regierenden schließt ein, dass sie sich beim Vollzug des Regierens
 im Sinne der Wahrung von Ordnung auch in ihrer Macht zurückzunehmen vermögen .
Sie müssen der Versuchung widerstehen, ihre Macht auf Kosten des Volkes zu missbrauchen
und dadurch dessen Lebensmöglichkeiten einzuschränken."

[ Prof. Dr. Ralf Moritz im Nachwort von "Gespräche"  RECLAM 2008, Seite 205f]

"Moral und Charakter
werden vernachlässigt.
 
Was gelernt werden soll,
wird nicht erklärt.
 
Man kennt die Pflichten,
aber man kommt ihnen nicht nach.
 
Was an einem nicht gut ist,
vermag man nicht zu ändern.
 
Das sind Dinge,
die mir Sorge bereiten."

 
[Gespräche VII,3]