Hobellied
Da streiten sich
die Leut herum
oft
um den Wert des Glücks,
der
eine heißt den andern dumm,
am
End' weiß keiner nix.
Da ist der
allerarmste Mann
dem
andern viel zu reich:
Das Schicksal
setzt den Hobel an
und
hobelt alles Gleich!
Die Jugend
will stets mit Gewalt
in
allem glücklich sein,
doch
wird man nur ein wenig alt,
da
gibt man sich schon drein.
Oft zankt mein
Weib mit mir, o Graus!
das
bringt mich nicht in Wut;
Da klopf ich
meinen Hobel aus
und
denk: du brummst mir gut!
Zeigt sich
der Tod einst, mit Verlaub,
und zupft mich: Brüderl kumm!
Da stell ich mich
ein wenig taub
und
schau mich gar nicht um.
Doch sagt er:
"Lieber Valentin,
mach keine Umständ, geh!"
So leg ich meinen
Hobel hin
und
sag der Welt ade!
Aus: Ferdinand Raimund' Zaubermärchen
"Der Verschwender"
(1834)
Melodie:
Ferdinand Raimund (1790-1836)
Conradin Kreutzer (1780-1848)
Ferdinand Raimund
(eigentlich Ferdinand Jakob Raimann, 1790 - 1836 in Pottenstein)
Österreichischer Dramatiker und gemeinsam mit Johann Nestroy (1801-1862)
Hauptvertreter des Alt-Wiener Volkstheaters.
"Der
Verschwender" ist ein
humorvolles und tragisches Original-Zaubermärchen in 3 Aufzügen.
Er hatte
es innerhalb weniger Wochen im Herbst 1833 verfasst.
Die
Uraufführung fand am 20. Februar 1834 auf der Josefstädter Bühne statt.
Das
Theaterstück handelt von dem Schlossherren Julius von Flottwell, der, durch ein
großes Erbe unermesslich reich geworden, viel Geld verprasst.
Er wendet große
Summen für Feste auf und beschenkt alle seine Untertanen sehr großzügig. Nach
zwanzig Jahren kehrt der einstige Verschwender
völlig mittellos nach Hause
zurück. Er hat Frau und Kind verloren. Sein treuer Diener Valentin nimmt ihn
freudig bei sich zu Hause auf.
Als Flottwell, der in seinem Leben nun keinen
Sinn mehr sieht, Hand an sich legen will, erscheint Azur. Dieser war als Bettler
verkleidet
von Julius immer reich beschenkt worden und ist nun in der Lage, Flottwell einen Teil seines damaligen Vermögens zurückzugeben.
Flottwell
beschließt, den guten Valentin aufgrund seiner Treue samt seiner Familie
aufzunehmen. Zu guter Letzt erscheint noch Cheristane
und verspricht Flottwell
ein Wiedersehen in dem grenzenlosen Reich der Liebe.
Conradin Kreutzer (1780-1849 in Riga) war ein deutscher Musiker, Dirigent
und Komponist.